HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY
OF THE
Museum of Comparative Zoology
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ö'3o3
GRUNDRISS
DER
VERSTEMERllGSRllDE,
VOIV
HANNS BRUNO GEINITZ,
DR. PHIL., LEHRER AN DER KCEN. TECHNISCHEN BILDXJNGSANSTALT ZU DRESDEN, MITGLIEDE DER
KAIS. LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN AKADEMIE DER NATURFORSCHER, DER NATURFORSCH. GES.
DES OSTERLANDES ZU ALTENBURG, DER SCHLESISCHEN GES. F. VATERL. CULTUR ZU BRESLAU, DER
GES. F. NATUR- UND HEILKUNDE, DER F. SPEC. BES. VATERL. NATURGESCHICHTE, UND DES GEWERBE-
VEREINES ZU DRESDEN, DES GEWERBEVEREINES ZU FREIBERG, DER GROSSH. SiECHS. GES. F. MINE-
RALOGIE UND GEOGNOSIE ZU JENA , DER PFÄLZISCHEN GES. F. PHARMACIE UND TECHNIK ZU KAISERS-
LAUTERN, DER RUSSISCH KAIS. NATURFORSCH. GES. IN MOSKWA. DES NATURWISS. VEREINES
IM NEUSTÄDTER KREISE UND DES GEWERBEVEREINES ZU RONNEBURG.
""mit 28 STEINDRUCKTAFELN
UND 1 TABELLE.
DRESDEN UND LEIPZIG,
ARNOLDISGHE BUCHHANDLUNG.
''^ 1846.
1 j Ii y
GRUNDRISS
DER
VERSTEINERUM8K11DE,
VON
HANNS BRUNO GEINITZ,
OR. PHIL., MIT6LIEDE DER KAISERLICHEN LEOPOLDINISCH-CAROLINIStJHEN AKADEMIR
DER NATURFORSCHER, DER RUSSISCH KAISERLICHEN NATÜRFORSCHENDEN GESELL-
SCHAFT IN MOSKWA, LEHRER DER PHYSIK AN DER KÖNIGLICHEN TECHNISCHEN
BILDUNGSANSTALT, UND DER GESELLSCHAFT FÜR NATUR- UND HEILKUNDE, DER
FÜR SPECIELLE, BESONDERS VATERLÄNDISCHE NATURGESCHICHTE, DES GEWERBE-
VEREINES ZU DRESDEN, DER NATURFORSCHENDEN GES. DES OSTERLANDES ZU
ALTENBURG, DES NATURWISSENSCHAFTLICHEN VEREINES IM NEUSTÄDTER KREISE,
DER PFÄLZISCHEN GES. FÜR PHARMACIE UND TECHNIK, DER GROSSHERZ.
SACHS. GES. FÜR MINERALOGIE UND GEOGNOSIE , DER SCHLESISCHEN
GES. FÜR VATERLÄNDISCHE CULTUR ETC. MITGLIEDE.
MIT 26 STEINDRUCKTAFELN.
DRESDEN UND LEIPZIG,
m DER ARTV0LD1SCHR1\ Bl'CHHAlVDLriVG.
1845.
HERRN
LEOPOLD VON BUCH,
HERRN
OBERBERGRATH PROF. D". GERMAR,
HERRN
HOFRATH PROF. D". REICHENBACR
WIDMET DIESE BLÄTTER
ALS ZEICHEN SEINER INNIGEN HOCHACHTUNG
UND VEREHRUNG
VORWORT.
Eine Reihe von öffentlichen Vorträgen, weiche in den er-
sten Monaten des verflossenen Jahres vor einem gebildeten
Publicum zu halten mir vergönnt war, und eine spätere
Unterredung mit einem hochverehrten Freunde, dem Herrn
Oberbergrath Professor Dr. Germar, gaben Veranlassung
zur Bearbeitung der nachstehenden Blätter.
Auch ist es wohl an der Zeit, wieder einmal von
dem Rechenschaft zu geben, was der unermüdliche Geist
der Naturforschung in dem Reiche der untergegangenen
Schöpfung gelichtet hat. Wenn man diese Entdeckungen
verfolgt, so weifs man in der That oft nicht, ob die grofse
Mannichfaltigkeit der Natur mehr zu bewundern sei, oder
der Fleifs der Naturforscher, womit der jene bedeckende
Schleier gelüftet wurde.
In dem Zwecke dieses Grundrisses der Versteinerungs-
kunde liegt es nicht, zu sehr in das Einzelne einzugehen,
doch soll darin eine kurze Charakteristik der meisten fos-
VI
VORWORT.
silen Gattungen und, so weit es der Raum erlaubt, der
für die Gattung typischen und zu der Erkennung der For-
mationen wichtigsten Arten gegeben werden. Allgemei-
nere Folgerungen aber und eine kurze Geschichte der Pa-
läontologie werden in der Einleitung ihren Platz finden.
Bei der Systematik zog ich aus mehreren Gründen
im Allgemeinen den Weg von dem Vollkommeneren zu
dem Unvollkommeneren vor und begann mit dem Menschen.
Im Einklänge hiermit hätte in den meisten Fällen aller-
dings auch der in jüngeren Formationen vorkommenden
Art der Vorrang vor der in älteren Formationen gebühren
müssen; wenn ich aber bei Aufführung der Arten, so wie
auch bei einigen Gattungen, unter anderen denen der Ce-
phalopoden, den umgekehrten Weg einschlug, so hoffe
ich, dafs die Methodik diese Inconsequenzen einigermafsen
entschuldigen werde.
Ein ähnlicher Vorwurf der Inconsequenz trifft mich in
Bezug auf die Fische, da ich in dieser Klasse nur die
Stellung der Ordnungen, nicht aber die der Familien und
Gattungen änderte, welche Anordnung ich jedoch dadurch
rechtfertigen möchte, dafs die lebenden Gattungen einer
Familie nicht immer vollkommener als die fossilen sind,
und dafs ich das schöne Ganze des von Agassiz gegebenen
Systems nicht muthwillig zerreifsen wollte.
Indem ich auf die Ausarbeitung dieser Blätter die
ganze Mufse eines Jahres verwendete, wurde mein Unter-
nehmen durch die freundlichste Unterstützung mehrerer Män-
ner wesentlich gefördert.
VORWORT.
VIT
. . Der Herr Oberbergrath Professor Dr. Germar eröffnete
mir nicht nur die Schätze des mineralogischen Museums in
Halle und die seiner werthvollen Bibliothek, sondern ihm
verdanke ich auch höchst schätzbare Mittheilungen über
die fossilen Säugethiere und Insecten; Herr Hauptmann
V. Gutbier in Zwickau hatte die Güte, die Zeichnungen der
Rhinoceroszähne und Hirschgeweihe auf Taf. HI. nach der
Natur auszuführen; Herr Professor Dr. Burmeister in Halle
war so freundlich, mein Manuscript über die Gliederthiere
zu revidiren; Herr Dr. Reufs in Bilin übernahm die Mühe
der Bearbeitung des Textes und der Zusammenstellung
der Zeichnungen von den Polythalamien; Herr Professor
Dr. Ehrenberg in Berlin opferte seine kostbare Zeit der
Anordnung der Infusorientafel; Herr Medicinalrath Professor
Dr. Choulant, Herr Hofrath Professor Dr. Reichenbach
und Herr Professor Dr. Günther in Dresden, die Herren
Professoren Dr. Glocker und Dr. Göppert in Breslau,
Dr. Cotta und Dr. Reich in Freiberg, Dr. v. Holger und
Herr Hofer in Wien unterstützten mich kräftig durch Mit-
theilungen von Versteinerungen und werth vollen, zum Theil
sehr kostbaren Büchern.
Allen diesen Herren spreche ich hier meinen innigsten
Dank für ihre wohlwollende Güte aus.
Wenn solche Männer die Hand reichen, so ist es
grofse Freude, ein Werk zu beginnen und zu vollenden,
und sollte es mir gelingen, durch dasselbe der paläonto-
logischen Wissenschaft einige Dienste zu leisten und der-
selben wieder einige Freunde und Anhänger verschaffen
VIII
VORWORT.
ZU könneiK so würde der Zweck dieses Grundrisses er-
reicht sein.
Schlüfslich kann ich nicht unterlassen, die grofse
Genauigkeit, mit welcher der Herr Lithograph Afsmann
die oft sehr schwierigen Lithographieen zu meiner grofsen
Zufriedenheit ausgeführt hat, öffentlich zu rühmen.
Alle Lithographieen sind nach der Natur, oder, mit
nur sehr wenigen Ausnahmen, nach Originalahbildungen
angefertigt worden.
Dresden, am 24. Mai 1845.
Greinitz.
I ]¥ H A Ii T.
Vorwort. Seite
Die Thierwelt
der früheren Schöpfungen.
A. Vertebrata. Wirbelthiere 1
I. Klasse. Mammalia. Säugethiere 1
II. Klasse. Aves. Vögel 58
III. Klasse. Reptilia. Amphibien 65
IV. Klasse. Pisces. Fische 113
B. Arthrozoa. Gliederthiere 179
V. Klasse. Insecta. Insecten 180
VI. Klasse. Arachnoidea. Spinnenthiere. 189
VII. Klasse. Crustacea, Krebse 193
VIII. Klasse. Fermes. Würmer 249
C. Gastrozoa. Myxozoa, Bauchthiere oder Schleim-
thiere. . , 254
IX. Klasse. Mollusca, Weichthiere 254
X. Klasse. Radiata, Strahlthiere 522
XI. Klasse. Polypi. Korallenthiere 561
XII. Klasse. Infusoria. Infusionsthierchen 696
Allgemeines,
anch als Einleitung geltend.
1. Ueber die Bildung unserer Erde 723
2. Ueber die Entstehung der Versteinerungen 724
3. Ueber das Vorkommen der Versteinerungen 729
Seite
4. Ueber die Reihenfolge der neptunischen Gebirgsformationen und
deren Charakter. (Hierzu die Tabelle.) 730
5. Ueber die Verbreitung der fossilen Pflanzen in den einzel-
nen Formationen 761
6. Geschichte der Versteinerungskunde 764
Abkürzungen von Namen der in dem Grundrisse der Versteinerungs-
kunde citirten Autoren , nebst Hinvseisen auf ihre Schriften. . 773
Index 778
IlovrioiilT oiü
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0T;id}9^»jjüB .x>i\nmntv)\(\. .oafjßlyl .1
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.ri-yt^oanl .nboattl .oa^ßlX .
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> r. IT Vr. . • i o o \ \\ T) ', ~.
Reilieiifol^e der iiicptnailsclieii Cicbii'gs- Formationen
in wck'Iiou Vci'SteiiK'i'ungon vorküiniiicii.
lopoclie. Herracliaft des Me
Knochen ; sildeuropdisclio Kmi
[tuir, Torf, Inl
heniireccie, Knoclienliölilen, Bolinerzgnil
tiärgebirge.
(Terliary-System; Terrait
ß. muicrcs 31.
Sürswasseriiiiarz von Vnrh und Fallienan in Uülimen u. s. w.
SüTswaaserkalk mit Scliicferllion und Polirschicfer von Biliii und Eger ii
Biilimcn.
SiifswasBerkalk von Slcinlieim in Wnrlemherg, von Nönllingen inJJaiern ntn
lies Main?,er niiu Wiener uecKens.
Oeninffcr Kalks cliie Ter. Olicre B raiinltolilen. ? Radoboj in Croatien.
Suliapennincnrormalion.
Paris
Beckens.
I Crolikalkformalion des Pariser Beckens, mil dem Gypse des Honima
(lon-Tlioji).
I Untere B raunlt olilen formati on, mit Scliiefcrllion, Braiinkolilentlion i
nicn, Sachsen, Allenburg u. s. w.
Fischreicher Schiefer des Monte Bolca und Lihanon.
Itreidegebirge.
(Crelaceous- System. Terra
g) Untere
1) ? Obert
0) Kreidci
Ohe
(Gm
Feuersteinen (Upper
1 II. s. w.; lipper G'reeiisamI ,
Jnterer Gninsand; loioer G/'c
Hilslhon (Specton- clcty).
Waldformation ()Vcal(lcii-formalioii).
Agassi?,, mehr dem Oolilhengehirge als dem Kreidegehirge an.
In Deutschland,
Jurakalk
rallinisch od
Mergel.
Mille mit PlioladomyaMurchi^
An der Siidltüsle Englands,
ii) Portlandstein (Portlandxlone).
g) Portlandsand,
f) Kimmeridgelhon (Kimmeriikjc
clay).
e. Oxfordoolilh. (Coralray.)
ii) Oxford-Thon (0,r/i>/v/.c/flf/), mit
dem 1(clhtmi/-rock und dem Brad-
ford-Thon.
c) Cornbrash- und Forest-m a rhi e,
wozu der Kalkscliiefcr von S t o n e s-
field gehört,
h) Unler-Oolilh (Great ■ Oolife und
inferior OoUlc).
einem vielfachen Wechsel von
Tgt'I-, Kalksfein- und Thonschich-
1 hestchend. (Lime Regis u. a. 0.)
6. Regelniiifsig gc=
y. Spongilcnlagcr.
/J. Wolilgoschiclitet
a. Impressakalke.
;e (Coralray).
mite, Kalke.
Iiichtele Kalkbänke.
Ornalenlhon.
Eisenoolithe und Tlione.
. Graublaue mergelige Kalke, Neigimg
0 Gelbe
d) Weif,
) Gyps
4. Wuscliclkulkgebii'ge
niuschelknlk.
d) Lcttenkohlc. (Flammendolomile, Kalksloinbii
c) Hauplniuschelkalk. Kalkstein von Friedrich;
h) Salzgcbirgo (Gyps oder Anhydrit, Thon und
Steinsalz, dazwischen sparsf
Thonige Sandsteine
d} Leltenkohle V.Mattstedt hei Jena.
/ 5. Fischreiche, oftglaiiconitische
ScJiichten des Krienberges v.
I Küdersdorf hei Berlin, Matt-
b) Bunte Gypsmergcl ■
3. Zechsieingebirge.
(Alter FIritzkalk;
Magnesian limcslone.) Ii
iigeln in Sachsen, Liiwenherg
c) Mergelscbiefer
h) Kupferschiefer,
a) Weifsliegcndcs
f Ii
I i
2. Stcinkolilcngebirge.
Ncio red sanilslone z.Th. C. Ro thi i og cudos (rotlics Todlliegciidcs; GMs- roiigc).
Carbonifcroiis System, ( B. Kohlcnsan ds tein, Schiefcrihon und Sieinkohlenl
. Kohleakalkstcin (Bergkalk; Carboniferous-, Mountain-
1. Grauwackengebirge.
(Lower Palaeozoic System,
Terrain do transition.)
acke; Devonian System, ald-red-santhtotie).
vacke; Silurtan-Syslem).
Cambrian System). Arm an Versteinerungen,
sko verschieden sind.
DIE
THIERWELT
DER
FRÜHEREN SCHÖPFUNGEN.
Wie in der ganzen Natur überhaupt die Zahl Drei vorwaltet,
so zerfällt auch das Reich der Thiere in drei Hauptabtheilungen,
in die Wir b elthi er e , die Glied er thiere und die Schleim-
thiere. An der Spitze von allen Thieren steht der Mensch,
und höchst geistvoll sagt Oken in seiner Naturphilosophie: „Das
Thierreich ist nur das zerstückelte höchste Thier — Mensch."
A. Vertebrata. Wirbelthiere.
Die Wirbel-, Skelett-, Knochen- oder Rückgratthiere sind die
vollkommensten Thiere. Ausgezeichnet durch ein inneres sym-
metrisches Knochengerüste oder Skelett, welches sich deutlich in
Kopf, Rumpf und Gliedmafsen trennen lässt, bewegen sie sich
durch äufsere Muskeln und durch ihre, nur einigen Reptilien feh-
lenden, vier Gliedmafsen. Der wesentlichste Theil des Skelettes,
an welchen sich die übrigen Knochen befestigen, ist ohne Zwei-
fel die Wirbelsäule, welche zur Aufnahme und zum Schutze des
Rückenmarkes dient. Oben oder vorn erweitert sich diese zur
Schädelhöhle, um das Gehirn, die unmittelbare Fortsetzung des
Rückenmarkes, dort aufzunehmen.
!• Klasse. Mammalia. Säugethiere *).
Es sind die entwickeltsten Wirbelthiere, welche durch Lungen
athmen und lebendige Junge gebären, die sie mit Milch aus ihren
Zitzen säugen. Sie haben rothes und warmes Blut. Ihre Bedeckung
besteht meistens in Haaren, welche sich mannichfach umbilden kön-
nen, wie in Borsten und Stacheln, in die Hörner des Nashorns
Anm. Das Zeichen vor der Gattung bedeutet ausgestorbene Gattungen.
Bei Bearbeitung dieser Klasse habe ich Pictefs träite elementaire de
Paläontologie, Geneve, 1844, zu Grunde gelegt und bin seiner Anordnung vor-
zugsweise gefolgt.
Geinitz, Versteinerangkunde. 1
2
SaüGKTIIIERK.
und in die eigenthümlichen hornigen Bildungen, zu welchen auch
Nägel, Krallen und Hufe gehören.
Der Oberkiefer aller Säugethiere, welcher den Mittel- oder
Zvvischenkiefer einschliefst (bei dem Menschen ganz verwachsen),
ist innig mit dem Schädel verbunden und unbeweglieh.
Zähne stehen nur in den Kiefern und sind immer in Höhl-
ungen eingekeilt.
Wiewohl die Gestalt der Zähne nach der Lebensweise der Thiere
sehr verschieden ist und daher einen vortrefflichen Charakter zur Bestimm-
ung der Gattung abgiebt, so kann man an ihnen doch Wurzel und KronC;,
Zahnsubstanz und Schmelz oder Email unterscheiden. Nach ihrer
Stellung und ihrem Zwecke bezeichnet man sie als Schneide- oder V o r -
der Zähne im Zwischenkieferbeine, als Eck-, Spitz , Reifs- oder
Hundszähne und als Backen-, Mahl - oder Kauzähne und drückt die
jedesmalige Anzahl, wie etwa für die 32 Zähne des Menschen, .durch fol-
gende Formeln aus : Vdz. ; Eckz. oder -j- ; Bckz. IZl oder
Ihr Hals besteht, mit Ausnahme von einigen Delphinen und
Manatis, immer aus sieben Wirbeln. Ein Schlüsselbein ist nur
bei den Säugethieren vorhanden, deren vordere Gliedmafsen zum
Graben, Fliegen oder Greifen bestimmt sind. Die Gliedmafsen
sind meistens fünfzehig, und ein Fufs wird Hand genannt, wenn
die innere Zehe, der Daumen, von den übrigen Zehen getrennt
und diesen entgegengesetzt werden kann.
Man kennt jetzt gegen 1400 lebende und gegen 300 fossile.
Arten dieser Klasse '"')•
Gehören auch ganze Skelette vorweltlicher Säugethiere zu
den Seltenheiten, so findet man doch häufig von ihnen Kiefern,
Zähne, Schädel, Knochen, Hörner und Hufe, wovon die ersteren
immer die befsten Merkmale zu ihrer Bestimmung abgeben. Im
Allgemeinen sind zwar die fossilen Knochen mürber als frische
und kleben daher stark an der Zunge, indem aus ihnen die thier-
ische Gallerte mehr oder weniger verschwunden ist, indessen rich-
tet sich ihre Beschaffenheit doch vorzugsweise nach den umhüllen-
den Gesteinen, welche den zerstörenden Atmosphärilien und den
Gewässern leichteren oder schwereren Eingang gestatten. Das
nordische Eis erhielt Jahrtausende lang einen Mammuth mit dem
Fleische, der Haut und den Haaren, und einem meiner Schüler
ist es geglückt, eine aus Mammuthknochen bereitete Gelee so-
*) Nach Lund's neuesten Entdeckungen in Brasilien, ist ihre Anzahl viel
beträchtlicher. {London^ Edinburgh and Dublin philosophical Magazine.
Vol. 24. p. 541.)
ZWEIHANDER.
3
gar in Bezug auf ihre Schmackhafligkeit noch prüfen zu kön-
nen
Die ersten Spuren von Säugethieren , welche man Beutelthie-
ren zuschreibt, wurden im Schiefer von Stonesfield, einer zur
Juraformation gehörigen Bildung, entdeckt. In der Formation der
Kreide hat sich bis jetzt noch keine Spur eines Säugethieres ge-
zeigt; erst in tertiären Gebilden erscheinen sie wieder und zwar
mit einem, namentlich in den untersten Schichten, von den For-
men der jetzigen Schöpfung sehr abweichenden Charakter. Nach
oben hin nehmen sie nicht nur an Zahl, sondern auch an Aehn-
lichkeit mit den jetzt lebenden Formen immer mehr zu. Es scheint,
dafs in der Tertiärzeit die gröfseren Dickhäuter die Oberhand ge-
habt haben, denn sie zeigen sich hier in gröfserer Anzahl und
Mannichfaltigkeit als in der jetzigen Welt. Die auf höherer Stufe
stehenden Raubthiere sind in Europa wenigstens hier noch unter-
geordnet und kommen meistens in jüngeren Bildungen vor. Für
sie, so wie überhaupt für fossile Säugethierknochen , werden das
Diluvium, die südeuropäische Knochenbreccie und vor Allem die
Höhlen, immer die reichsten Fundgruben bleiben.
1. Ordn. JBimana. Zweihänder.
Der Mensch.
Die Knochenhöhlen, deren man in Deutschland ^ Süd -Frank-
reich, England und Schottland sehr viele kennt, ebenso wie die
200 Höhlen Brasiliens, welche Lund ''■■'•') untersuchte, bergen aufser
den Ueberresten fossiler Thiere nicht selten auch ganze Skelette,
vereinzelte Knochen und bisweilen auch Kunstproducte von Men-
*) Duflos fand einen Rhinozerosknochen von Egeln bestehend aus:
72,50 phosphorsaurem Kalk mit geringer Spur v. Bittererde u. Thonerde,
. 8,25 Wasser, nebst Spuren von organischer thierischer Materie,
8,50 schwefelsaurem Kalk,
6,50 kohlensaurem Kalk,
1,50 Kieselsäure,
1,75 Eisenoxyd. (Briefl. M'itth. des Prof. Germar.)
Dr. Schmidt in Jena*) sowie Middleton und Daubeny**) wiesen die Existenz
von Fluor fast in allen fossilen Knochen von Säugethieren, Reptilien und
Fischen nach.
,**) Edinburgh new philas. Journal by Jameson. 1844. p. 38. Leonh. Jahrb.
an versch. O. 1840. p. 120. 1841. p. 492, 502, 606.
') Briefliche Mittheilungen.
'*) Lond. Ed. üubLphil. Mag. 1844. Fol. 25. p. 15, 122, 260.
1*
4
SÄÜGETIIIERE.
sehen. Diefs scheint ein klarer Beweis für die Sündfliith zu sein,
über welche die heilige Schrift uns berichtet. Allein abgesehen
davon, dafs diese Fluth eine mehr lokalere gewesen sein mag,
als man gewöhnlich annimmt, und dafs Avir fossile Menschen viel
eher in Asien, der Wiege der Menschheit, als in anderen Welt-
theilen suchen müssen, so kann auch das Vorkommen von mensch-
lichen Resten in Höhlen nicht allein jene Frage, ,,ob der Mensch
nur der gegenwärtigen oder schon einer früheren
Schöpfung angehöre,'"' entscheiden.
Fafst man die Nachrichten in Bezug auf das Vorkommen an-
geblich fossiler Menschen zusammen "'•') , so ergiebt sich , dafs bis
jetzt noch kein Beispiel von einer Auffindung ihrer Reste
aus Bildungen bekannt ist, welche älter als das Dilu-
vium wären.
Scheuchzer's homo diluDÜ testis oder Beingerüste eines
in der Sündfluth untergegangenen Menschen, aus dem tertiären
Schiefer von Oeningen, ward von Cuvier als das Skelett eines
grofsen Salamanders erkannt; der versteinerte Reiter von Fon-
tainebleau, welcher 1823 in Paris grofses Aufsehen erregte, wurde
von der Pariser Akademie für eine zufällige Sandstein -Concretion
erklärt; das angebliche Menschenbein aus dem alten Kalke von
Sorau ■'••"') ist eine ebenso zufällige Biiduijg, und die häufig einem
früheren gigantischen Mehschengeschlechte zugeschriebenen Knochen
stammen, wie sich jedesmal bei genauerer Untersuchung ergab, von
Mammuthen oder anderen grofsen Landsäugethieren, bisweilen auch
von Wallfischen her.
Die Auffindung wirklicher Menschenskelette im KalktulF und
Travertino, welche immer jünger als Diluvium waren, kann nur
beweisen, dafs auch in gegenwärtigen Zeiten sich festere Kalk-
gesteine noch bilden können, und das Erscheinen von Menschen-
schädeln in dem Torfe von Flandern und Modena '"'■' •) kann die
obschwebende Frage am allerwenigsten erledigen.
Das Vorkommen menschlicher' Ueberbleibsel in Höhlen wurde
leider selten mit gehöriger Sorgfalt beobachtet, und wenn es ge-
schah, so zeigte es sich, wenigstens in Frankreich f), dafs die-
*) Buckland, rcliquiae diluvianae ; Hermann v. Meyer, Palaeologica, 1832.
Keferstein , die Naturgeschichte des ErdkÖrpers, 1834. Germar, in schrift-
lichen Mittheilungen. Pictet, traite elem. de Paleontologie, 1844 u. A.
**) Lausitzische. Magazin v. d. Oberlaus. Ges. d. Wiss. Bd. 13.
Leonh. Br. Jahrb. 1839. p. 124.
-}-) Pictety tr. el. de Pal,]
zvveiiiXnder. 5
seihen nicht mit Thierknochen vermengt waren, sondern auf ihnen
lagen.
Meistens mochten diese Hohlen Zufluchtsorte oder Begräbnifs-
plätze jener Menschen, deren Skelette wir in ihnen noch linden,
gewesen sein, und es ist jedenfalls das Wahrscheinlichste, dafs
derartige Skelette viel später in dieselben gelangten als die der
wirklichen fossilen Thiere. Die Raubthiere mögen früher diese
Höhlen längere Zeit bewohnt haben , was oft nicht bezweifelt wer-
den kann, oder ihre Knochen, mit Knochen anderer Thiere und
zugleich mit Gerollsteinen , durch Diluvialfluthen erst in dieselben
geführt worden sein. Ebenso hatten auch die Menschenknochen,
welche, mit Knochen vorweltlicher und jetztweltlicher Thiere zu-
sammen, in Lehmausfüllungen von Spalten bei Köstritz im Reufs-
ischen aufgefunden wurden, bestimmt erst späteren Einfluthungen
diese Nachbarschaft zu danken.
Alle andere Auflindungen von Knochen, welche die Existenz
der Fraeadamlten beweisen sollten und welche in verschiedenem
Lichte schon gründlich beleuchtet worden sind, liefsen das, was
man beweisen wollte, immer noch unentschieden, und ebenso wenig
können die auch von Koch in dem bunten Sandsteine Amerikas
und in dem Kalksteine ''"*) an dem Ufer des Missisippi im Staate
*) Nach Mittheiliiiigeii von Mrs. Koch setzen die Eingeborenen Ame-
rikas ihre entseelten Verwandten häufig in Höhlen oder Gräben bei.
**) Einem Briefe des Herrn Dr. Koch entnehme ich hier folgende Worte:
„St. Louis, den lö.Dec. 1844. Die Fufseindrücke in Felsen bei Sulphur-Springs
in Jefferson-County sind nicht künstlich gemacht, sondern wirkliche Fufs-
eindrücke mehrerer verschiedener lebender Geschöpfe. Die gröfsten und
tiefsten sind von der Länge und Gestalt derer eines grofsen Mannes, welche
von einem unbekannten Wasserthiere herrühren mögen. Andere gehören einer
grofsen Reiher Art an und sind den im bunten Sandsteine des östlichen
Amerikas vorkommenden ganz ähnlich. Kleinere Fufstapfen endlich, welche
theilweise in die der gröfsesten getreten waren, zeigten mit Fufseindrücken
eines Menschen von 13 und von ^4 Jahren eine so täuschende Aehnlichkeit,
dafs die drei hiesigen testen Aerzte nicht zu sagen wagten, dafs dieselben
nicht menschliche Fufseindrücke seien.
In der Entfernung von 20 Schritten etwa sah ich ähnliche Eindrücke
des grÖfseren Geschöpfes noch einmal, und ungefähr 7 engl. Meilen von hier
entfernt oder 1 engl. Meile von Herculanum glückte es mir, 2 Eindrücke
eines vierzehigen Thieres zu bemerken. Letztere mögen jenem Thiere an-
gehören, von welchem ich dicht bei ihnen und in demselbeu Gesteine, wel-
ches nicht Bergkalk ist (wie Silliman meint, Amcric. Journ. of Science 1842),
sondern vielmehr der oberen silurischen Formation (?) angehört, einen volU
ständigen fmmerus auffand."
6
SAUGETHIERE.
Missouri, beobachteten Fufstapfen, wenn sie auch wirklich von
Menschen herrühren sollten, etwas über das gröfsere Alter unseres
Geschlechtes entscheiden. Kalkige Gesteine, wie diefs der Pläner-
mergel von Sachsen selbst zeigt, ebenso sandige Bildungen, kön-
nen, wenn sie thonhaltig sind, durch längere Berührung mit Was-
ser sö erweicht werden, dafs sie leicht Eindrücke in sich auf-
nehmen.
Blan stellt endlich auch noch einen anderen Grund für das
Vorkommen antediluvialer Menschen auf: „Wie ist es möglich,''
hörte ich oft sagen, ,,dafs die Welt so lange ohne den Men-
schen, für welchen sie allein nur geschaffen wurde, bestanden
haben soll?"
Bezeugen aber solche Worte nur menschliche Eitelkeit, wel-
che dem Thiere gern alle geistige Thätigkeit absprechen möchte,
um sich desto höher zu stellen, so läfst sich dagegen, auf die Er-
fahrung gegründet, mit noch viel gröfserem Rechte antworten, dafs
es Gesetz der Natur sei, nach gröfserer Vollkommenheit
zu streben. Diefs sehen wir nicht nur im Individuum, sondern
auch in der Entwickelung ganzer Familien und Klassen, ja des
ganzen Thierreiches. Jede Weltschöpfungsepoche hat ihre nur in
ihr vorwaltenden Typen, welche in späteren Epochen durch andere
von noch gröfserer Vollkommenheit wieder verdrängt wurden. Soll
nun unsere jetzige Schöpfung die einzige Ausnahme von dieser,
Regel sein, und ist es daher nicht viel wahrscheinlicher, dafs der
Mensch erst bei dem jüngsten Akte der Schöpfung, als das voll-
kommenste Geschöpf unseres Planeten, gleichsam als Krone des
Ganzen, die Erde betrat?
9. Ordn. ^uadrumana. Vierhänder.
Die erste Spur eines fossilen Affen war ein 1837 in den
tertiären Bildungen der Siwalik - Berge , am Fufse des Himalaya,
durch Backer und Durang entdecktes Bruchstück eines Oberkie-
fers'•). Dieser hatte einige Aehnlichkeit mit dem des Schlank-
affen, Semnopithecus ^ Cuvier, liefs jedoch auf eine Gröfse dieser
Affenart von der des Orangutangs schliefsen. Bald darauf fanden
Cautley und Falconer in jenen Gegenden auch ein fossiles Affen-
Sprungbein auf, welches in Gröfse und Form dem des Semno-
pithecus Entellus glich.
*) Wagner, in Wiegmanan's Archiv f. Naturgeschichte. 5. Jahrg. 1. Bd.
p. 171.
vierhander.
7
Fast zu gleicher Zeit wies Lartet in tertiären Schichten bei
Auch, im Dep. du Gers, Bruchstücke von Vierhändern nach, unter
welchen eine Kinnlade einen, dem noch lebenden Siamang, Eylobales
syndactylus ^ nahe verwandten fossilen Affen andeutete, der von
Blainville den Namen Pithecus antiquus erhielt.
In den gelehrten Anzeigen der k. baierschen Akademie der
Wissenschaften, 1839. No. 38 ■^'), beschreibt Wagner das fossile
Schädelfragment eines Affen, welches aus den jüngsten tertiären
oder diluvialen Ablagerungen an dem Fufse des Pentelikon, in
Griechenland, stammt. Die Art, zu der diefs Fragment gehörte,
scheint in der Mitte zwischen Hylobates und Semnopithecus ge-
standen zu haben, wefshalb sie von Wagner t Mesopithecus
penteliciis genannt wurde. Dieser Affe besafs ^ höckerige Backen-
zähne, T grofse Eckzähne und f Schneidezähne, wie es allen
AfFen der alten Welt zukommt. Dem Gibbon oder Hylobates
näherte er sich durch die kurze Schnauze, eine sehr breite Na-
senöffnung und den starken Vorsprung der unteren Augenhöhlen-
wand über den Kiefertheil, dem Semnopithecus Maurus und prui-
nosus aber durch die Gestalt seiner Zähne.
Von einer anderen Art, welche Owen zur Gattung Macacus
bringt, wurden Backenzähne in dem Londonthone von Kyson, in
Suffolk, gefunden ''"^').
Auch Affen der neuen Welt, oder Breitnasen, wel-
che nur in Amerika leben und sich von denen der alten Welt
schon durch einen Backenzahn mehr auf jeder Seite der Kiefern
leicht unterscheiden, wurden durch Lund in den Höhlen Brasiliens
entdeckt.
Sie werden durch mehrere Arien repräsentirt, wovon eine,
i Protopithecus Brasiliensis^ von 4' Höhe, einer neuen fossi-
len Gattung angehört,
Callithrix primaevus mehr als doppelt so grofs als ihre heu-
tigen Geschlechtsverwandten, die Sapajou's, war '^•')? und
Cebus macrognathus dem lebenden Winsel- oder Rollschwanz-
affen nahe verwandt war.
Die dritte Familie der Quadrumanen, die Krallenaffen oder
Uistitis, mit f Bck., wird durch die ausgestorbene Art Jacchus
grandis^ Lund, aus den Höhlen von Brasilien, welche die dop-
*) Wagner, in Wlegmann^s Archiv f. Naturg. 5. Jahrg. 1. Bd. p. 171.
♦*) Pictet, Pal. p. 130.
Leonh. Br. Jahrb. 1840. p. 125.
8
SAUGETHIEBE.
pelte Gröfse der lebenden Arten übertraf *), und J. penicillato
affinis vertreten.
3. Ordn. €Mroptera. Handflüg^ler.
Ihre langen vorderen Gliedmafsen sind mit den Hintergliedern
durch eine Flughaut verbunden, über welche nur die Krallen der
Zehen hervorragen. Den Vordergliedern, welche sich durch die
sehr langen Finger auszeichnen, fehlen öfters die Krallen, dem
Daumen jedoch nie. Ihr Gebifs ist verschieden, doch haben sie
meistens alle drei Arten von Zähnen. Es sind meist nächtliche
Thiere mit kleinen Augen, grofsen Ohren, mit Brustzitzen und gro-
fsen Ohrmuscheln. Einige haben starke Schlüsselbeine.
Seit sich ergeben hat, dafs die Fterodaktylen des Solenhofer
Schiefers zu den Reptilien gehören, sind keine älteren fossilen
Fledermäuse bekannt als die aus tertiären Bildungen.
Vespertilio Linne. Fledermaus.
An den Vordergliedern ist nur der Daumen bekrallt. Vdz.
Bckz. f.
V. murinus L., die in Deutschland so gewöhnliche Art, erwähnt
Karg unter den Versteinerungen von Oeningen, und sie scheint wenigstens
der Linne'schen Art verwandt gewesen zu sein.
V. Parisiensis Cuv. , das von Cuvier erkannte Exemplar einer
Fledermaus, aus dem tertiären Gypse des Montmartre, gleicht an Gröfse, an
Zahl und Form seiner Zähne der V. serotinus Daub. ''•').
In den Lehmausfüllungen der Spalten im Gypse bei Köstritz, in
Knochenhöhlen bei Baireuth, Lüttich (nach Schmerling zu Rhino-
lophus Cuv., der Hufeisennase, gehörend), in Devonshire, in Sar-
dinien, im Gouvt. Tomsk (nach Fischer v. Waldheim) '''''''^') und in
Brasilien (nach Lund) t) hat man Theile von Fledermäusen gefun-
den, welche mit jetzt noch lebenden Arten gröfse Aehnlichkeit
zeigen.
Die europäischen gehören meistens zu Vespertilio^ 5 brasilianische Ar-
ten zu der in Südamerika noch jetzt verbreiteten Gattung Phyllostoma
Geoffroy, oder den Blattnasen, mit ^ Vdz., wozu auch der Vampyr gezählt
wird, und eine wurde von Lund als Molos sus Cuv. (Dysopus III.) bestimmt.
*) Leonh. Br. Jahrb. 1840. p. 741.
♦*) Leonh. Br. Jahrb. 1843. p. 854.
de Blamville im L. Br. Jahrb. 1843. p. 854.
J-) L. Br. Jahrb. 1840. p. 125; 1841. p. 495.
HANDFLLGLER. FLEISGHFRESSER.
9
Reste von Fledermäusen wurden von Owen ''■) in dem Roth - Crag
von Suffolk mit denen von Quadrumanen und Beutelthieren zugleich erkannt,
und H. V. Meyer •^'"0 findet in 2 Knochen aus dem tertiären Becken von Mainz
grofse Aehnlichkeit mit dem Daumengliede einer Fledermaus.
4. Ordn» Carnivora. Fleiischfreisiser.
Ihre Zehen sind bekrallt, ihre Backenzähne nach ihrer Nahr-
ung verschieden.
A, Insectivora. Insektenfresser.
Es sind kleine, meistens unterirdische Thiere, deren Vorder-
glieder zum Graben bestimmt und defshalb mit einem Schlüssel-
beine versehen sind. Da sie von Insekten und Würmern leben,
so sind ihre Eckzähne nur klein und die Backenzähne mit vielen
spitzen Höckern bedeckt. Die Schnauze ist gewöhnlich rüssel-
artig verlängert.
Ihre Existenz beginnt erst mit den mittleren Schichten der
Tertiärformation.
1. G. Erinaceus L. Igel. Herisson,
Vrdz. f, die mittleren länger; Eckz. klein; Bckz.
E. arDernensis Blainv., aus einem Süfswasserkalke, und
E. soricino'ides Blainv., aus den Schichten von Sansans bei Auch,
mit 1 Vrdz. mehr als der gewöhnliche Igel, gehören beide den mittleren
tertiären Bildungen an
E. fossilis Schmerling, aus den Knochenhöhlen bei Lüttich, war
dem gemeinen Igel, E. europaeus^ sehr ähnlich t).
2. G. Centetes Iiiiger. Tanreck. Borstenigel. Tenrec.
Vrdz. f; Eckz. i; Bckz. |-.
C. antiquus BL, aus dem mittleren tertiären Süfswasserkalke der
Auvergne, ist nach einem halben Kiefer bestimmt, dessen Zahnbildung von
der des auf Madagaskar noch lebenden Tanrecks nur durch das Vorhanden-
sein eines siebenten Backzahns abweicht ff).
3. G. Sorex L. Spitzmaus. Musaraigne.
Vdz. %; Bckz.
Ein Kiefer aus tertiären Bildungen von Sansans bei Auch zeigt grofse
*) L. Br. Jahrb. 1843. p. 372, 629.
♦*) L. Br. Jahrb. 1843. p. 389.
Pictet, Pal. p. 141.
f) Keferstein, Ntg. d. E. p. 208.
-}"{-) Pictet, Pal. p. 142.
10
SÄUGETHIBRE.
Aehnlichkeit mit der gemeinen S., S. araneus, Reste von Spitzmäusen aus
der Knochenbreccie Sardiniens, aus den Höhlen von St.Macaire und bei Lüt-
tich und aus den Spaltausfüllungen bei Köstritz, stimmen gleichfalls mit
lebenden Arten fast überein ).
4. G. Mygale Cuv. Rüsselmaus, Desmau.
Vdz. i; Bckz. V*. Füfse mit Schwimmhäuten.
Ein Oberarmknochen von Sansans hat nach Pictet grofse Aehnlichkeit
mit dem der an den Pyrenäen noch lebenden Bisamratte.
5. G. Talpa L. Maulwurf. Taupe.
Vdz. ^; grofse Eckz. ; J Bckz.; Vorderpfoten, deren Zehen
etwas verwachsen sind, mit 5 Krallen.
Pictet führt 3 Arten aus tertiären Bildungen der Auvergne und von
Sansans an, worunter T. antiqua und T. minuta Bl. nach Oberarmknochen
bestimmt sind. Reste von Maulwürfen in den Spaltausfüllungen von Köstritz
und den Höhlen von Frankreich und Belgien, lassen sich nicht von denen
des gemeinen M., T. europaea, unterscheiden und mögen später dorthin ge-
kommen sein.
B. Ferae, Raubthiere. Eigentliche Fleischfresser.
Es sind die gröfsten und gefährlichsten Räuber der Thier-
welt, wie sich diefs schon in ihrem Gebifs zeigt. Starke und
gekrümmte Eckzähne ragen weit über die 6 Vorderzähne jedes Kie-
fers hervor. Ihre Backenzähne sind schneidend oder mit stumpfen
Höckern versehen.
Die den Eckzähhen zunächst stehenden sind spitz oder zusammenge-
drückt, und heifsen f als c h 6 Backenzähne oder Lückenzähne, weil
sie mehreren fehlen, auf diese folgt der grofse, mit mehreren Spitzen und
meist mit einem Höckeransatze versehene Fleisch- oder Reifs zahn.
Die letzten 1 — 2 höckerigen Backzähne, welche zum Kauen dienen, heifsen
Mahlzähne.
Vereinzelt finden sie sich zuerst in tertiären Gebilden, wäh-
rend das Diluvium und die Höhlen an ihnen so reich sind. Auf-
fallend ist es, dafs sie, nach Dr. Koch's Mittheilungen, in den
Knochen führenden Schichten Nordamerikas gänzlich zu mangeln
scheinen.
a. Sohlengäng^er.
Sie treten mit ihrem ganzen Fufse auf. Ihre Füfse haben
5 Zehen und Krallen.
♦) H. V. Meyer, Pal. p. 126.
FLEISCHFRESSER.
11
1. G. Ursus L. Bär. Ours. (Taf. IV. Fig. 1. 2. 3.)
Die starke Entwickelung der zahlreichen Höcker auf den hin-
teren Backenzähnen zeigt (Fig. 2.), dafs diese Thiere auch gern
vegetabilische Nahrung zu sich nehmen. Es sind im Allgemeinen
sehr plumpe Thiere, deren Gliedmafsen kürzer und breiter gebaut
sind als bei anderen Raubthieren. Ihr Kopf verlängert sich in
eine stumpfe, vorragende Schnauze. Backenzähne findet man bei
ihnen f bis f, da die Lückenzähne leicht ausfallen. Die Eck-
zähne haben hinten eine Längskante, sind ohne Furchen, und ihre
Wurzel ist viel länger und stärker als die Krone, die aus dem
Kiefer hervorragt.
U, spelaeus Blumenbach. Höhlenbär. Espece ä front bombe
Cuv. — H. v. Meyer, Pal. p. 45. — Taf. IV. f. 1 nach Br. Leih. tb. 45. f. 1;
und Taf. IV. f. 2, 3 nach Jäger, foss. Säugeth. Würtemb., 1839. tb. 12.
f. 2, 3, 4, 20.
Der Schädel des Höhlenbär's wird 16'' — 18'' lang, mithin etwa um
länger als der des braunen und schwarzen Bär's, und zeichnet sich be-
sonders durch das plötzliche Abfallen der Stirn nach der Nasenwurzel herab
aus. Im Ganzen war diese Art etwas schlanker und gröfser, als unsere
jetzigen Bären es sind.
Zwar kommen Reste davon auch ausnahmsweise im tertiären Kalke bei
Gmünd vor, und man kennt dieselben aus verschiedenen diluvialen Bildungen,
indefs findet man sie nirgends häufiger' als in den Knochenhöhlen von
' Deutschland, England und Frankreich. Bronn berichtet in der Lethaea
p. 1280, dafs die Menge der Knochen von Individuen jeden Alters, die man
in einigen Höhlen beisammen findet, auf viele Hunderte von Individuen
schliefsen lassen, welche theils gleichzeitig, theils in aufeinander folgenden
Generationen dort gewohnt, ihre animalische Beute dort eingetragen haben
und endlich dort gestorben sind; dafs durch das öftere Ein- und Ausgehen
dieser Thiere nicht selten sogar die engeren Durchgangsstellen der Höhlen
geglättet wurden; dafs aber einige Höhlen auch unzweideutig zeigen, wie
sie durch spätere Einfluthungen mit derartigen Knochen sich angefüllt haben.
U. arcto'ideus Blum. — Esptce ä front plus plat Cuv. — H.
V. M., Pal. p. 46. — Pictet, Pal., p. 149.
Von der Gröfse des Eisbären, war er übrigens dem braunen Bär sehr
ähnlich und unterscheidet sich von dem Höhlenbär, dessen Grösse er nicht
erreichte, durch eine weniger gewölbte Stirn und eine gröfsere Entfernung
des Eckzahnes von dem ersten Backzahn.
Man findet ihn mit diesem zusanmien in den Höhlen, doch ist er weit
seltener als jener und kann schon defshalb nicht als das weibliche Indivi-
12
SAÜGETHCERE.
(luuni des Höhlenbären, wie de Blainviile meint, betrachtet werden. Eher
würde er nur eine Varietät davon sein. In Knochenhöhlen von Franken,
Bize, Lunel - Vieil, Salleles.
U. priscus Goldfufs. — Espece ä petü cräne Cuv. Seine Stirn
ist vollkommen flach, an Gröfse glich er dem braunen Bär.
Man fand ihn in der Höhle von Gaylenreuth in Franken;
U. arvernensis Croizet et Jobert. — Fielet, Pal. p. 151. Von
der Gröfse des braunen Bärs, mit fast flacher Stirn und einer schmä-
leren Schnauze als bei allen anderen fossilen Arten, ist er im sandi-
gen Diluvium am Puy-de-Döme aufgefunden worden.
Aufser einigen anderen Arten, deren Bestimmung noch nicht als
ganz zuverlässig betrachtet w erden kann , zeigt Milne - Edwards ein
Schädelbruchstück eines Bären aus einer Knochenbreccie von Oran in
Algerien an, und Lund den U. brasiliensis aus Höhlen Brasiliens.
t 2. G. Amphiarctos Blainviile. Sivalours.
Diefs Geschlecht, wovon nur eine Art, A. Simlensis^ Caut.
u. Falc, von der Gröfse des Ursus spelaeus aus den Siwalik-Ber-
gen in Ostindien, bekannt ist, unterscheidet sich von den Bären
nur durch den Mangel des einen ihrer drei Höckerzähne.
3. G. Nasua Storr. Coati Cuv. Nasenthier.
Bck. f (Lückz. 1 oder f). In Süd-Amerika lebend.
Lund fand Reste einer Art in den Höhlen Brasiliens, früher
erkannte Cuvier ihre Existenz in der Knochenbreccie von Nizza
und die eines ihnen verwandten Thieres im tertiären Gypse von
Montmartre.
4. G. Meies Storr. Dachs. Blaireau.
Bck. f oder i (| Lückz.).
Die hiervon in verschiedenen Knochenhöhlen Frankreichs auf-
gefundenen Ueberbleibsel scheinen von dem gemeinen Dachse {M.
taxus oder vulgaris^ Ursus meles L.) kaum verschieden zu sein.
5. G. Gulo Storr. Yielfrafs. Glouton.
Bckz. t oder i.
G. spelaeus Goldf. — Glouton fossile Cuv. Bei aller Aehn-
lichkeit mit dem noch lebenden G. borecdis unterscheidet sich die fossile
Art, nach Germar, durch etwas beträchtlichere Gröfse, stärker vortre-
tende Jochbeine und eine verhältnifsmäfsig längere Schnauze. Der Un-
lerkiefer ist weniger hoch und das Kinnloch {Foramen mentale) steht
etwas weiter nach vorn, zwischen dem 2ten und 3ten Zahne.
FLEISCHFRESSER.
13
In den Höhlen von Gaylenreuth, von Sundwich bei Iserlohn und
nach Germar im Diluvium von Egeln mit Mammuth- und Rhinoceros-
Knochen.
G. diaphorus Kaup, Karst. Archiv. Bd. 5. p. 150. tb. 2. f.
1, 2. Atl. d. oss. f. Iwr. 2. ib. 1. f. 1, 2, früher G, antediluvia-
nus Kaup, aus dem tertiären Kiese von Eppelsheim, unterscheidet sich
durch die enorme Gröfse seines letzten Backzahnes von dem leben-
den und dem fossilen Vielfrafs. Dieser Zahn ist viel länger als breit,
vorn breiter als hinten; seine vordere Hälfte trägt einen breiten Höcker,
und die hintere ist einfach gerundet. Pictet möchte diese Art mit
Amphicyon vereinigen.
Jedenfalls aber verbindet sie mit den folgenden Gattungen
die bärenartigen und hundeartigen Thiere. Allmählig verändert
sich bei ihnen die Zahl der Höcker auf den hinteren Backenzähnen,
während der Fleischzahn an Entwickelung zunimmt und dessen
Höckeransatz sich verkleinert '^').
6. G. Yiverra L. Zibeththier. Civette Cuv.
Ein lang gestreckter Leib, kurze Beine, f Bckz., von denen
4 Lckz., X Fleischz. und f Höckerzähne sind, zeichnen ihr Ske-
lett besonders aus.
Man kennt hiervon nur wenige fossile Arten aus der Ter-
tiär- und Diluvialzeit.
V. (Genetta) Parisiensis Cuv., aus dem Gypse von Mont-
martre, war der im südlichen Frankreich noch lebenden Geuettkatze
ähnlich.
V. antiqua und V. zibetto'ides Bl., aus der Auvergne und
von Sansans, mochten der asiatischen Zibethkatze sehr nahe stehen,
allein
V. gigantea Bl. , aus dem Süfswasserkalke von Soissonnais,
hat die Gröfse grofser Hyänen erreicht.
Man kennt aufserdem noch fossile Viverra- Reste aus Bengalen
und Neuholland. (H. v. Meyer, p. 49 u. Pictet p. 171.)
t 7. G. Falaecyon Blainv. Arctocyon Blainv. (^nalaiog , alt;
y,v(x)v j Hund.)
Als P, primaevus Bl. , (Pictet, Pal. pag. 156. PI. 4. f. 1.),
bezeichnet Blainville einen Kopf aus einer alten tertiären Schicht von
La Fere. Durch seine niedergedrückte Form nähert er sich den Phoken
und Fischottern. Die Schnauze ist kurz und etwas abgestutzt. Im
*) Pictet, Pal. p. 154.
14
SXÜGETHIBRE.
Oberkiefer stehen 3 Lückenzähne, 1 sehr starker Fleischzahn und 3
grofse, höckerig-e Mahlzähne.
t 8. G. Agnotherium Kaiip. (uyvwg, unbekannt; wildes
Thier.)
A. antiquum Kaup, Atlas des Ossements foss, Uvr. 2, Ib. l. f. 3, 4.
Hiernach ein Eckzahn und Backzahn Taf. II. Fig. 8, 9. Tertiär von
Eppelsheim.
Sie treten nur mit den Zehen auf.
Die hier folgenden hundeartigen Thiere haben einen Kopf mit
vortretender Schnauze. Ihre schneidenden Backenzähne, die sehr
kleinen Höckeransätze an den Fleischzähnen und ^ grofse höcker-
ige Mahlzähne zeigen , dafs sie sowohl thierische als vegetabil-
ische Nahrung zu sich nehmen.
9. G. Catiis L. Hund. Fuchs. Wolf.
Bckz. f (Lückz. f). Vorderfüfse mit 5, Hinterfüfse mit 4
Zehen. Die fossilen Arten erscheinen mit dem Anfange der ter-
tiären Epoche und gehen bis in die jetzige Schöpfung.
C, viverroides Bl. (Pictet p. 161), mit den zwei höckerigen Mahl-
zähnen der Hunde und einem spitzen, wenig zusammengedrückten Fleisch-
zahne der Zibetthiere , zu denen es von Cuvier auch gestellt wurde, scheint
einen Uebergang zwischen beiden Gattungen herzustellen.
Im tertiären Gypse von Montmartre.
C. Parisiensis Cuv. (Pictet p. 161), eine dem Polarfuchse (C
lagopus L.) sehr verwandte Art, gehört dem Gypse von Mont-
martre an.
C, spelaeus Goldf. Höhlenwolf. — Loup ou chien fossile Cuv.,
H. Y. Meyer, Pal. p. 49. — Keferst. II. p. 195. — Taf. IV. f. 5.
der fünfte untere linke Backenzahn. Er ist von dem lebenden Wolfe
wohl kaum zu unterscheiden.
Man kennt ihn aus dem Lehme von Cannstadt, den Knochenhöh-
len von Franken, England, Frankreich und der Knochenbreccie von
Sardinien.
C. spelaeus minor Wagner. Höhlenfuchs. — v. Meyer, Pal.
p. 49. — Keferst. II. p. 195.
Reste von Füchsen, welche dem gemeinen C. vulpes L. wahr-
scheinlich zuerkannt werden müssen, fand man in dem tertiären
Schiefer von Oeningen und in mehreren Knochenhöhlen von Deutsch-
land, England und Frankreich.
FLEISCHFRESSER.
15
C. familiaris fossilis v. Meyer, Pal. p. 49. Kefersl. II. p. 194.
Auch der Haushund ist aus den Knochenhöhlen von Deutschland,
Belgien und Frankreich und aus der Knochenbreccie bekannt.
Aus den mittleren tertiären Bildungen am Rheine, aus den ober-
sten tertiären Schichten der Auvergne wurden von Kaup,von Croizet
und Jobert und aus den Höhlen Brasiliens durch Lund noch einige,
Füchsen und Wölfen ähnliche Arten entdeckt.
t 10. G. Speothos Lund. (anlog ^ Höhle; ^kiVy laufen.)
Von den Hunden nur durch den Mangel des einen höckerigen
Backzahns und durch eine etwas w^eniger verlängerte Schnauze
unterschieden. Lund fand S. pacwora in Höhlen Brasiliens mit
zahlreichen Knochen der Pakas zusammen.
11. G. Amphicyon Lartet. {u/nql^ ringsum; xvtov, Hund.)
Es war, nach Pictet, ein grofser Fleischfresser, welcher sich
durch die Zahnbildung den Hunden sehr näherte. Bckz. f (Lückz.
f,T Flschz. mit schwachem Höckeransatze, f Mahlz.). Nur der
letzte Mahlzahn hat durch seine Kleinheit Aehnlichkeit mit dem
der bärenartigen Thiere, mit welchen diese Thiere auch den we-
niger verlängerten Kopf und den schwerfälligen Körperbau ge-
mein hatten.
A. major Bl., womit nach Blainville wahrscheinlich Canis gi-
ganteus Cuv. (Oss. foss. 4e ed. VII, 481 nach Pictet) zusammenfällt,
stammt von Sansans bei Auch.
A. minor, Bl., ebendaher, nur ^ gröfser als der Dachs.
12. G. Hyaenodon Layser. {Eyaena; odcbv, Zahn.)
Im Unterkiefer stehen 3 höckerige Backzähne, von denen der
letzte der gröfste ist und durch seine schneidige Form sehr an
den Fleischzahn der Hyänen erinnert. Eine solche Form an dem
letzten Zahne kommt in der jetzigen Schöpfung nicht mehr vor.
Uebrigens sind y Bckz. (| Mahlz., i Flschz., |Lckz.), j- Eckz.
und f Schdz. vorhanden.
H. leptorhyncus Layser, Compt. rend. VII. p. 1004, ist nach
einem Unterkiefer aus den tertiären Gebilden der Auvergne und H,
brachyrkynchus Blainv., Compt. rend X. 134, nach einem ganzen Kopfe,
der an der Tarn gefunden worden war, bestimmt.
Mit dieser Gattung vereinigt Pomel die Gallungen Taxothe-
rium und Pterodon de Blainville (Jahrb. 1845. p. 124). T. Pari-
16
SÄÜGETHIERE.
siense stammt aus den ältesten Tertiiirgebilden von Paris. (Pictet,
tb. 4. f. 2.)
13. G. Hyaena Brisson. Hyäne. Hyene.
Bckz. I (i Lckz.). Alle Füfse mit 4 Zehen.
Die Hyänen, welche bekanntlich gegenwärtig nur Afrika und
das südliche Asien bewohnen, erscheinen in Europa bei Beginn
der tertiären Epoche und waren in der Diluvialzeit häufig in Deutsch-
land, Frankreich und Belgien zu finden.
H. spelaea Goldf. — Höhlenhyäne. y. Meyer, Pal. p. 50. —
Keferst., p. 213. — Pictet, p. 180. — Taf. IV. f. 4. a. b.
In ihrer Zahnbildung den noch lebenden Hyänen sehr ähnlich,
übertraf sie dieselben an Gröfse.
Sie ist die gewöhnlichste unter den fossilen Arten. Im Diluvium
von Westeregeln bei Magdeburg, Köstritz, Cannstadt, Eichstädt, Abbe-
ville, Valdarno u. a. 0. — in den Knochenhöhlen von Gaylenreuth,
Lunel-Vieil, Pondres, Sundwich, Kirkdale u. a. 0. und nach von Meyer
in der tertiären Muschelnagelflue des Moliereberges.
In den Höhlen haben sich nicht selten sogar noch die Excre-
mente von ihr versteinert erhalten, und nach Bronn pflegen da, wo
Hyänen -Reste einigermafsen zahlreich sind, die von Bären zu ver-
schwinden.
H. Perrieri Croiz. et Job., ausgezeichnet durch einen zwei-
lappigen Höckeransatz an dem Fleischzahne, übrigens der gefleckten
Hyäne ähnlich und
H. arvernensis Cr. et Job., welche der gestreiften Hyäne
sich nähert, sind dem tertiären Sande in Puy de Dome entnommen,
und, während Cautley und Falconer aus den oberen tertiären Gebil-
den am Himalaya Hyänen nachwiesen, wurden sie durch Lund aus Bra-
siliens Höhlen bekannt.
14. G. Felis L. Katze, Luchs, Leopard, Panther, Tiger,
Jaguar, Löwe u. s. w.
Ihr starker, gedrungener Körperbau, der sich besonders in
dem rundlichen Kopfe ausspricht , verbunden mit grofser Biegsam-
keit, macht die katzenartigen Thiere zu den stärksten und zugleich
gewandtesten aller Raubthiere. Sie haben auf jeder Seite des Kie-
fers einen Backzahn weniger als die Hyäne, also f Bckz., von
denen -| Lckz. sind. Nur der obere der sehr grofsen Fleisch-
zähne ist mit einem sehr kleinen Höckeransatze versehen, und nur
in dem Oberkiefer steht dahinter noch ein kleiner höckeriger
RAUBTHIERE.
17
Mahlzahn, im Unterkiefer fehlt dieser gänzlich. 5 Zehen an den
Vorderfüfsen und 4 an den Hinterfüfsen zeichnen durch ihre zu-
rückziehbaren Krallen sie besonders noch aus.
In der früheren Welt traten sie zuerst in der mittleren Ab-
theilung des Tertiärgebirges auf, waren in der Diluvialzeit aber
von einer noch gröfseren Entvvickelung als die der jetzigen Zeit.
Aus dem tertiären Sande von Eppelsheim bestimmte Kaup
3 Arten:
F. aphanista Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5. p. 152. tb. 2. f.
3 — 5; Atl. aux Oss. foss. livr, 2. tb. 2. f, 1.), glich dem Löwen
und der F. spelaea am mehrsten.
F. ogygia Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5. p. 156. Ib. 2. f. 6 — 8;
Atl. aux Oss. f. livr. 2. tb. 1 f. 6. u. tb. 2. f. 3.), war dem Cuguar
(F. concolor) oder dem Gepard (F. jubata) an Gröfse gleich.
F. antediluviana Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5.- p. 157. tb. 2.
f. 9 — 12; Atl. aux Oss. f. livr. 2. tb. 2. f. 5.), war beinahe von
der Gröfse der vorigen, allein von schlankerer Geslalt.
Lartet fand 2 Arten von Katzen zu Sansans.
F. arvernensis Croizet et Jobert, welche die Gestalt des männ-
lichen Jaguar hatte.
F. pardinensis Cr. et Job., ähnlich dem Cuguar,
F. brevirostris Cr. et Job., von der Gröfse des Luchses,
F. issidoriensis Cr. et Job., etwas kleiner als der Leopard und
F. megantereon Bravard (Pictet, Pal. p. 184), stammen aus
dem Sande in der Auvergne.
Die letzte Art zeichnet sich dadurch besonders aus, dafs ihr
dritter Schneidezahn viel gröfser ist, als bei allen anderen Katzen-
arten. Ebenso ist das Kinn mehr verlängert und das Kinnloch
steht weiter unten als bei anderen Arten.
Bravard errichtete, auf diese Charaktere fufsend, dafür seine
Gattung Stenodon^ und Kaup vereinigte diesen ganz ähnliche Zähne
zu seiner neuen Gattung Machai rodus^ {(nd/uiQa^ Schlachtmes-
ser; odovg, Zahn.). (Pictet^ Pal. p. 185.)
M. cultridens Kaup, Atl. aux Oss. foss. livr. 2. tb. 1. f. 5.
(Vgl. H. V. Meyer p. 128 über Felis (Ursus^ cultridens).
F. spelaea Goldf. — Höhlenlöwe. — Chat fossile grande
espece Cuv. — H. v. Meyer, Pal. p. 52. Keferst. II. p. 209.
Der Höhlenlöwe war dem lebenden Löwen sehr ähnlich, über-
traf ihn jedoch an Gröfse und näherte sich in seinem Kopfbau etwas
dem Panther. Goldfufs beschrieb ihn zuerst aus den Muggendorfer
Geinitz, Vcrsteiticrun^skuudc, 2
18
SÄITGETHIERB.
Höhlen; seine Reste finden sich häufig in vielen Knochenhöhlen von
Deutschland, England und Frankreich.
F. antiqua Cuv., der sich dem Tiger sehr näherte, ward ans
den Höhlen von Gailenreuth bekannt.
Aus Indien sind durch Cautley und Falconer, aus den Höhlen
Brasiliens durch Lund noch mehrere Arten bekannt gemacht worden,
welche den gröfseren, noch lebenden Katzenarten mehr oder weniger
ähneln.
t 15. G. Cynailiirus Wagler, (xvcov, Hund; aiXovQog^ Katze),
mit der amerikanischen Art C. minutiis Lund, schliefst sich an
die Katzen eng an und ist nur als Untergattung von Felis zu be-
trachten. Kleiner noch als die Hauskatze, unterscheidet sie sich
von allen anderen Geschlechtsvervvandten durch den gänzlichen
Mangel eines inneren Höckeransatzes an dem oberen Fleischzahne.
(Pictet, p. 187.)
16. G. Mustela L. Marder, Iltis, Wiesel. Marte, Putois.
Zierliche Thiere mit langgestrecktem Leibe, kurzen Beinen
und einem Höckerzahne hinter jedem Fleischzahne.
M. pl est Otis Layser, aus den oberen tertiären Schichten am
Fuy-de-Döme,
M. genetto'ides Blainv., von Sansans, (Pictet p. 174) und
M. martes fossilis (ßelette Cuv.; Keferst. p. 221), aus den
Muggendorfer und Lütticher Höhlen, sowie aus dem Diluvium von Genf,
ähneln durch f Bckz. (J Lckz.) den eigentlichen Mardern, während
M. antiqua v. Meyer p. 54. (^Putois. Cuv.; Pict. p. 175) aus den
Höhlen des südlichen Frankreichs, besonders von Lunel-Vieil, aus denen
von Lüttich und Kirkdale durch f Bckz. (§ Lckz.) sich mehr dem
Iltis nähert.
17. G. Mephitis Cuv. Stinkthier. Moufette.
Vor der Auffindung einer Art in den brasilianischen Höhlen
durch Lund, kannte man noch keinen fossilen Repräsentanten die-
ser Gattung.
18. G. Lutra Ray. Fischotter. Loutre.
• Ein dicker, platter Kopf mit f Bckz. (f Lckz.), kurze Beine,
deren fünf Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind, machen
diese Gattung leicht kenntlich.
L, antiqua v. Meyer, p. 55, aus den Knochenhöhlen von Lunel-
Vieil, und den Bohnerzgruben von Würtemberg (Jäger, foss. Säug.
Würt. tb. 3. f. 25, 26), scheint etwas stärker als die gemeine Fisch-
otter gewesen zu sein.
ROBBEN. BEUTEL THIERE.
19
L. clermontensis führt Fielet p. 176 aus der Auvergne an.
L. Valletoni GeofF. St. Hilaire, aus dem Süfswasserkalke
von St. Geran (Dep. Allier), diente dem Entdecker zum Typus der
(nach Pictet p. 176) noch nicht hinreichend charakterisirten
19. G. Potamotherium G. St. Hil. (norainbg, Flufs; d-ri^lov wildes
Thier.)
C. Pinnipedia* Schwimmfüfser, Robben.
Ihr ganzer Bau ist vorzugsweise zum Schwimmen bestimmt,
wefshalb ihre hinteren Beine einander genähert und nach hinten ge-
richtet und die Zehen aller vier Fiifse durch Schwimmhäute ver-
bunden sind. Sie haben alle drei Arten von Zähnen und sind,
ihrer Zahnbildung nach, ächte Fleischfresser.
Die wenigen fossilen, noch nicht genauer bestimmten Arten,
welche man bisher von ihnen gefunden hat, beschränken sich auf
die beiden Geschlechter Phoca L., Robbe, Phoque^ und Tri-
chechus L., Wallrofs, Morse.
t
5. Ordn. JfKarsupialia. Beuteltliiere*
Zwei platte Knochen, zur Stütze eines häutigen Beutels oder
zweier Hautfalten an dem Ende des Bauches, welche die Saug-
warzen des Weibchens umgeben, sind für sie charakteristisch.
Bestätiget sich die jetzt allgemeine Annahme, dafs die in
dem Schiefer von Stonesfield aufgefundenen Unterkiefer Beutelthie-
ren angehören, womit sie auch nach Owen's neuesten Untersuch-
•ungen am meisten übereinstimmen, so lebten Thiere dieser Ord-
nung schon zur Zeit der Jura -Epoche, und sie sind die ältesten
Repräsentanten der Säugethiere. Nach Agassiz aber erinnern diese
Reste ebenso gut auch an Wassersäugethiere. (Br. Leth. p. 543.)
a. Fleischfressende Beuteltliiere.
1. Gatt. Didelphys L. Beutelratte. Sarique.
Eine amerikanische Gattung, mit V Vdz. , grofsen Eckz. und
y spitzhöckerigen Bckz.; welche schon in den ältesten Zeiten der
Tertiärbildungen in Europa gelebt hat, wie die aus dem Gypse des
Montmartre bekannte Art
D. Cuvieri, (v. Mey. p. 56), welche der in Brasilien leben-
den D, murina am mehrsten gleicht, und eine von Owen beschriebene
Art von Suffolk es herausstellen.
Die Existenz dieser Thiere in Brasilien, welche Lund in mehreren
fossilen Arten aus dem Diluvium und den Höhlen nachwies, ist weniger
auffallend.
2''
20 SXüGETIIIERE.
t 2. G. Phascolotherium Broderip. ((fdoxcoXogf Mantelsack;
d-riQinv, wildes Thier.)
Unterkiefer mit 3 Lckz. und 4 wahren Bckz.
Ph. Bucklandi Brod. — Didelphys aus dem Oolith von Stones-
field. Buckl. Geol. PI. 2. Fig. A. Hiernach Taf. III. f. 13.
t 3. G. Thylacotherium Owen. Heterotherium oder Am-
phitherium Blainv. (d^vXaxog, Beutel; d^rj^lov , wildes Thier.)
Unterkiefer mit 6 entfernten Schneidezähnen, 1 mittelgrofsen
Eckzahn, 6 Lückenzähnen und 6 dreizackigen Backenzähnen.
T. Prevostii Cuv. Didelphys (?) Prevostii v. Meyer p. 55. —
Fielet, Pal. 17. f. 1, 2.
T. Broderipii Owen. — Pictet, Pal. 17. f. 3.
Alle drei stammen aus dem Schiefer von Stonesfield.
Von den beiden in Neu -Holland noch lebenden Gattungen,
Dasyurus GeolFr. und Thylacinus Temm., kennt man Reste
in den Knochenbreccien und in den Höhlen jenes Welttheiles.
(Pictet, p. 331.)
b. Fruchtfressende Beuteltliiere.
Die zugleich auch fossilen Gattungen Halmattirus III. (Ma-
er opus Shaw., Känguruh), Hypsiprytnnus HL, das Hacken-
thier oder die Känguruh-Ratte und Phascolomys GeofTr., der Wom-
bat, als einziger Repräsentant der wurzelfressenden Beute 1-
thiere, scheinen auch früher ihr jetziges Vaterland nur inne ge-
habt zu haben, denn von ihnen finden sich fossile Reste nur in
den Knochenhöhlen und der Knochenbreccie Australiens.
6. Ordn. Giires. ]¥a§;etliiere. JRongeurs.
Mit ihren beiden langen, meifselförmigen Vorderzähnen in
jedem Kiefer, welche auf ihrer äufseren Seite mit Schmelz bedeckt
sind und von der hohlen Wurzel aus nachwachsen, benagen und
zerfeilen sie die oft harte vegetabilische Kost, welche sie zu sich
nehmen. Zu diesem Zwecke kommt ihnen die eigenthümliche Be-
wegung des Unterkiefers von hinten nach vorn zu Statten. Da
die Eckzähne fehlen, so ist zwischen Vorderzähnen und Backen-
zähnen eine grofse Zahnlücke. Aufserdem befördern noch quer-
stehende Falten und Höcker auf der Oberfläche der Backenzähne
die Zerkleinerung der Nahrung. Füfse meist fünfzehig und bekrallt.
Sie waren in der Vorweif seltener als in der jetzigen an-
zutreffen.
NAGElillEKE.
21
1. G. Sciurus L. Eichhörnchen. Ecureuil.
Mit f Bckz. und spitzen, zusammengedrückten Schneidezäh-
nen. Die im Gypse von Montmartre, in Spalten bei Köstritz und
in einigen Höhlen aufgefundenen Knochen von Eichhörnchen lassen
noch keine nähere Bestimmung zu.
2. G. Spermophilus Cuv. Ziesel.
Mit y Backenzähnen.
S. sup er ciliar is KauT^^ welche von Fielet zu ylrc^om^s, dem Mur-
melthiere, gerechnet wird, aus dem Sande von Eppelsheim, ist die ein-
zige fossile Art.
3. G. Myoxus Schb. Siebenschläfer. Haselmaus. Loir.
Mit t- Bckz.; Vorderfüfse wie hei den Eichhörnchen, mit 4
Zehen und einem Daumenstummel.
Man kennt 2 fossile Arten aus dem Gyps des Montmartre, eine dritte,
M. primig enius v. Meyer (p. 61), Arctomys primigenius Raup,
aus dem Sande von Eppelsheim, und ßl. spelaeus fand Fischer in
Rufsland.
4. G. Dipus Gmel. Gerbillus Desm. Merioiies lllig. Spring-
hase. Springmaus. Schenkelmaus. Gerboise.
Diese jetzt meistens in Afrika und Asien vorherrschende Gatt-
ung wiefs Jäger in den Bohnerzgruben von Würtemberg und Fi-
scher in Rufsland nach.
5. G. Lagostomus brasiliensis Lund.
Aus den Knochenhöhlen Brasiliens, am mehrsten der in den
Ebenen von Buenos-Ayres häufigen Viscacha gleichend.
t 6. G. Megamys d'Orb. (/m'yag, grofs; f.ivg, Maus.)
Mit einer tertiären Art aus Palagonien, welche nur auf eine
tibia und eine rotula gegründet ist. (Fielet, p. 194.)
Einige andere, zum Theil in Amerika noch lebende Gattungen,
welche in ihrer Form den Ratten gleichen, J Bckz. haben und
sich durch die spitze Verlängerung der hinteren Ecke des Unter-
kiefers auszeichnen, lebten in Europa während der Terliärzeit.
V. Meyer und Fielet führen von ihnen auf:
t 7. G. Archaeomys Layser (aQ/^aTog^ alt; itivc^ Maus.)
mit 1 Art aus Süfswassergebilden der Auvergne;
22
SAÜÜETHIERE.
8. G. Aulacodon Temm. («vlag, Furche; oScbv, Zahn.)
wovon Luiid eine Art aus Brasiliens Hohlen als Nelomys sulcidens
bezeichnete;
9. G. Nelomys Jourdan (v7]Xt7jg, grausam; fivg^ Maus.)
mit einer Art aus Brasiliens Höhlen;
10. G. Loncheres Iiiig. (ßcUmys Geoffr.) Stachelratte,
aus Brasiliens Höhlen und aus tertiären Süfswasserschichten der
Auvergne und
t 11. G. Lonchophorus Lund,
eine der vorigen verwandte Gattung, mit einer Art, aus den Höh-
len Brasiliens.
12. G. Mus L. Maus. Ratte. Rat.
Sowohl in den Knochenhöhlen als in den Knochenbreccien
Europas, Brasiliens und selbst in Indien werden Theile von Ske-
letten gefunden, welche denen noch lebender Ratten und Mäuse
sehr ähnlich sind. Eine Art aus dem Schiefer von Oeningen soll
der Hausmaus gleichen.
13. G. Cricetus Fall. Hamster.
Eine tertiäre Art aus dem Sande von Eppelsheim nennt Kaup
C. vulgaris fossilis.
14. G. Hypudaeus III. Arvicola Lacep. Lemnus Link. Wqs-
sermaus. Feldmaus. Lemming. Campagnol.
Früher, wie jetzt noch, ebenso häufig als die Mäuse, werden
mehrere Arten von ihnen in den Knochenhöhten von Deutschland,
England, Frankreich und Belgien, so wie in der Knochenbreccie
von Nizza, Corsica und Sardinien gefunden.
t 15. G. Omegadon Pomel.
Nach der Form der Schmelzfalten in den Backenzähnen so
genannt. Tertiär im Puy-de-Döme.
16. G. Castor L. Biber. Trogonterium Fischer.
Die Schwimmhäute an ihren Hinterfüfsen zeigen, , dafs diese
Thiere zum Leben am Wasser bestimmt sind. Schwanz nieder-
gedrückt und mit Schuppen bedeckt. Bckz. |.
Die Biber erschienen zuerst mit dem Ende der tertiären Epoche,
und die ältesten Arten scheinen aus der Molasse der Schweiz, aus
NAGETHIERE.
23
den sandigen Schichten im Puy-de-Dome und aus dem Crag von
Essex zu sein. (v. Mey. p. 57.) Exemplare aus Torfmooren, die
man hier und da fand, scheinen von noch lebenden Bibern wenig
verschieden zu sein.
C. spelaeus nennt Münster eine Art aus der Gailenreuther Höhle,
C. Cumeri und C. Werneri^ woraus Fischer seine Gattung Trogontke-
rium schuf, kamen aus dem Sande von Rufsland. Caulley fand einen
fossilen Biber auch in den Siwalik- Bergen.
17. G. Myopotamus Cuv. Bibermaus, i^ivg, Maus; noiafwc^
Flufs.)
Nur durch einen cylindrischen Schwanz vom Biber verschie-
den und an Flüssen Süd-Amerikas wohnend.
1 Art in den Höhlen Brasiliens.
t 18. G. Gergoveamy s Croizet.
Neue Gattung aus dem Puy-de-Döme.
t 19. G. Steneofiber Geoffr. {ot tvog^ eng; fiber^ Bibep.)
Eine auf einen tertiären Schädel aus der Auvergne er-
richtete Gattung, welche den Bibern verwandt gewesen zu sein
scheint. Ebenso standen denselben sehr nahe:
t 20. G. Falaeomys Kaup, (/rc/Ja/og, alt; f.ivg^ Maus.)
t 21. G. Chalicomys Kaup (xuh'§, Kies; /nvg, Maus.) und
t 22. G. Chelodus Kaup, früher Aulacodon typus Kaup,
(...; dd(av, Zahn),
welche Gattungen nach Kieferbruchstücken aus dem tertiären Sande
von Eppelsheim bestimmt wurden.
23. G. Hystrix L. Stachelschwein. Porc-epic.
Bckz. I; Vorderfüfse mit 4 grofsen Grabkrallen, Hinterfüfse
fünfzehig. Sie leben in Erdhöhlen der warmen Erdstriche.
Von ihnen kennt man nur aus dem Diluvium des Val d'Afno und
aus tertiären Sehichten am Himalaya fossile Reste.
Hieran schliefsen sich nach Bietet:
24. G. Synetheres F. Cuv.
mit 2 fossilen brasilianischen Arten und
t 25. G. Theridomys Jourdan. (ßi]QtSiov , kleines wildes Thier;
[-ivg^ Maus.)
mit 1 Art aus tertiärem Süfswasserkalke der Auvergne.
24
SAUGE rillEKE.
26. G. Lepus L. Hase. Kaninchen. Lievre.
Am Berge Perrier gefundene Knochen zeigen, dafs die Ha-
sen in der letzten Zeit der Tertiärepoche erschienen. Zur Dilu-
vialzeit waren sie häufiger, und man unterscheidet:
L. diluvianus Cuv., welcher dem gemeinen Hasen sehr nahe
stand, aus den Knochenhöhlen von Kirkdale, Sundvvich u. a. 0.,
L. priscus^ dem fossilen Kaninchen aus der Knochenbreccie
in Corsica, bei Nizza, Cette und Westeregeln bei Magdeburg (Keferst.
p. 215), und eine dritte der vorigen ähnliche Art ans den Höhlen
von Lüttich und Lunel-Vieil.
Die Höhlen Brasiliens bergen einen dem dort noch lebenden
L. Brasiliensis ähnlichen Hasen.
27. G. Lagomys Cuv. Pfeifhase. Hasenmaus. (Xayog^ Hase;
{.ivq, Maus.)
Wie die Hasen, mit denen sie auch zugleich vorkommen, mit
% gefurchten Vorderz. u. f Bckz.
•Die ältesten Reste scheinen die aus dem Oeninger Schiefer
und am Puy-de-Döme zu sein. L. corsicanus Bourdet, aus der
Knochenbreccie von Corsica und L. Sardus Wagner, aus der
von Sardinien zeigen, dafs diese jetzt nur in Sibirien lebenden
Thiere früher über ganz Europa verbreitet waren.
t 28. G. Titanomys H. v. M. (L. Br. J. 1843. p. 390.)
Mit einer tertiären Art von Weifsenau bei Mainz.
29. G. CaviaL. AnoemaFr. Cuv. Meerschweinchen. Cohaye,
Vorderfüfse mit 4, Hinterfüfse mit 3 Zehen , deren Nägel
dick und hufartig sind. Bckz. |.
Das bei uns jetzt einheimische M. stammt bekanntlich aus Bra-
silien, wo auch einige fossile Arten durch Lund entdeckt wurden.
Anoema Oeningensis König, ist eine noch zweifelhafte Art
aus dem Schiefer von Oeningen.
An diese Gattung schliefsen sich durch ihre hufartigen Nä-
gel an:
30. G. Kerodon F. Cuv. {yJQag, Horn; oöwv, Zahn.)
mit 2 fossilen Arten aus Brasilien und Patagonien,
31. G. Dasyprocta Hl. (SagvnQwxjog^ hinten dicht behaart.)
Chloromys F. Cuv. Agouti^
mit einigen fossilen Arten aus Brasiliens Höhlen und einer, nach
Pictet noch zweifelhaften, Art vom Puy-de-Döme,
ZAHNLOSE.
25
32. G. Coelogenys F. Cuv. Paka, Backenthier, (xotXoc>
hohl; ylvvQj Kinn.)
nur in Brasilien, sowohl lehend als fossil und
33. G. Hydroc hoeriis Briss. Wasserschwein, Cabiai^
(yöcoQ , Wasser; xoiQog, Ferkel.)
wovon eine Art an den Flüssen Amerikas lebt und 2 Arten durch
Lund in Brasilien entdeckt wurden.
6. Ordn. Edentata. Zahnlose.
Bruta L. Fischer.
Die UnvoUkomraenheit ihrer Zähne, welche häufig auch fehlen
oder die Wurzeln und das Schmelz entbehren (die Vorderzähne
im Unterkiefer fehlen immer), grofse klauenartige, abwärtsgebeugte
Krallen, welche meistens in einer Scheide stecken, und die Lang-
samkeit ihrer Bewegungen stellen diese Thiere niedriger als die
der vorigen Ordnungen.
Sie leben vorzugsweise von Blättern, einige von Insecten
oder von beiden zugleich und bewohnen in der jetzigen Well nur
tropische Gegenden, besonders Süd-Amerika. Fossile Arten zeigen
ihre Existenz während der Tertiär- und Diluvial -Epoche auch in
Europa an.
lieber die Phyllophagen oder die Blätterfressenden verdanken
wir Owen, dem berühmten englischen Anatom, in neuester Zeit
eine Monographie ■■^), aus welcher abermals hervorgeht, wie die
in der jetzigen Schöpfung zwischen vereinzelten Formen bestehen-
den Lücken durch Gestalten der Vorwelt ausgefüllt werden.
Sie zeichnen sich durch das Vorhandensein weniger Zähne
aus, welche aus einer gefäfsreichen und einer cämentartigen har-
ten Zahnsubstanz bestehen, wovon die erstere den breiten, mitt-
leren Theil des Zahnes einnimmt. Ein Fortsatz des Jochbeines
steigt gegen den Unterkiefer herab. Schulterhöhe und Raben-
schnabelfortsatz sind mit einander verwachsen.
Die erste Familie, welche die Faul thiere oder die Tar-
digrada umfafst, hat keinen Repräsentanten in der früheren Well.
*) Description of the Skeleton of on extinct gigantic Sloth, Mylodon
robustus Owen, by Richard Owen. London, 1842. und: Zoological Summary
of the Extinct and Living Animals of the Order Edentata, by Prof. Owen
in Jameson^s Edinburgh new philos. Journ. 1843. p. 353.
26
sXüGETHIERE.
Dagegen war eine andere Familie, von ihrem schwerfälligen
Gange Gravigrada genannt, welche durch ihre Charaktere die
Faulthiere und die noch lebenden Edentaten mit längerem Kopfe
verbindet, in gigantischen Gestalten sehr entwickelt. Ihre Beine sind
kurz und stark, gleich oder fast gleich; Hände fünf- oder vier-
zehig, Füfse vier- oder dreizehig; 1 — 2 abgestutzte äufsere Zehen
zum Unterstützen und zum Schreiten, die übrigen gekrümmten zum
Greifen bestimmt. Jochbogen geschlossen, Schlüsselbeine voll-
kommen, Schwanz mittelgrofs, dick und zum Unterstützen bestimmt.
t 1. G. Megalonyx Jefferson. (/.ifyug, grofs; ow'^, Klaue.)
I'fast elliptische, in der Mitte der Krone ausgehöhlte Backen-
zähne mit vorstehenden Rändern. Die Vorderbeine sind die länge-
ren. Tibia und fibula sind von einander getrennt; die Ferse ist
lang, zusammengedrückt und hoch, und die Krallen sind grofs
und zusammengedrückt.
M. Jeffersoni Cuv. (Megatherium Jeffersoni Desm., Fisch.) ist
die einzige sicher bestimmte Art, deren Gröfse etwa die eines grofsen
Ochsen erreicht haben mochte und demnach die des gröfsten jetzt
lebenden Edentalen um das Dreifache übertraf. Es gehört dem Dilu-
vium oder noch jüngeren Gebilden von Nord- und Südamerika an. Die
ersten Knochen davon wurden 1796 o' tief im Boden einer Höhle der
Grafschaft Green Briar in West-Virginien aufgefunden. Döüinger wiefs
es zuerst in Südamerika nach, Spix und Martius, sowie Lund fanden
Reste von dieser oder einer neuen Art in den Knochenhöhlen Brasiliens.
t 2. G. Megatherium Cuv. (j.ilyag, grofs; d^r^^iov, wildes Thier.)
Mit |t an einander stofsenden, viereckigen Bckz., deren Krone
queergefurcht ist; Hände vierzehig, Füfse dreizehig; die beiden
äufseren Zehen sind abgestutzt. Von den grofsen, verschieden ge-
stalteten Krallen sind die mittelsten Zehen zusammengedrückt und
die gröfsten. Oberschenkel mit ungetheiltem Kopfstück, tibia und
ßbula an beiden Enden zusammenhängend; astragalus oben an
seiner vorderen Seite ausgehöhlt; die Ferse ist lang und dick.
M. Cu viert Desm. — Bradypus giganteus Pander und <P Alton. —
Riesenfaulthier. — Parkitison, Organ, rem. P. 3. P?. 22. 1. —
Buckl. Geol. and Min. PL 5. — Dr. Leth., Tb. 44. f. 4. — Pictet, Pal.
PL 5.
Hiervon findet sich ein vollständiges Skelett in dem Museum von
Madrid, welches 1789 3 Meilen südwestiieh von Buenos -Ayres entdeckt
wurde. Ein zweites wurde 1795 in Lima, ein drittes in Paraguay
ZAHNLOSE.
27
und verschiedene unvollständige spüler an verschiedenen Orten Ameri-
kas aufgefunden, welche v^ohl alle ein gröfseres Alter als die der
vorigen Gattung haben. Alle Zähne des Megatherium sind verhält-
nifsmäfsig breiter als die von Megalonyx^ Mijlodon und ScelidoUierium.
Das Madrider Skelett hat eine Länge von 12' und übertrifft eine
Höhe von 6'. Nach Owen erreicht das Megatherium die Länge von
18 engl. Fufs, vom Kopf bis zum Ende des Schwanzes, die Biegung
des Rückens mit gemessen. Mit Megatherium-^GSi^n wurden öfters
auch Theile eines knochigen Panzers gefunden, welche man lange für
die Bedeckung der Megatherien gehalten hat, nach den Ansichten von
Owen und Pictet würden dieselben aber eher von Glyptodon herrühren.
Sellow brachte solche Panzer-Fragmente aus der Banda-oriental in Bra-
silien nach Berlin, wo sie noch jetzt unter den Schätzen des dor-
tigen Musei aufbewahrt werden. Sie wurden in den Abhandlungen
der Berliner Akademie 1827, 1828 und 1834 von Weifs und d'Alton
beschrieben und abgebildet.
t 3. G. Mylodon Owen. {Orycterotherium Harlan.) (invXfjy
Mühle; 0(5 wv, Zahn.) Taf. I. M. rohustus Owen.
Von |- getrennten Backenzähnen ist der vorderste des Ober-
kiefers fast elliptisch und von den übrigen mäfsig entfernt; die
übrigen dreieckigen sind auf der inneren Seite gefurcht. Der
vordere Zahn des Unterkiefers ist gleichfalls elliptisch, der vor-
letzte viereckig und der letzte, welcher der gröfste ist, zwei-
lappig. Die Beine haben gleiche Länge, die Hände sind fünfzehig,
die Füfse vierzehig, an beiden der zwei äufseren Zehen abgestutzt,
und die übrigen bekrallt. Die Krallen sind grofs, ungleich und
halbkegelförmig. Das obere Ende des Schenkels zeigt einen Ein-
druck von einem runden Bande; tibia und fibula sind getrennt;
der astragalus ist oben auf der vorderen Seite flach und die Ferse
lang und dick. Owen unterscheidet in seinem Prachtwerke über
das Mylodon robustus drei Arten:
M. Darwiniz Ow., von Darwin in Patagonien,
M. Harlani Ow., (ßlegalonyx laqueatus Harlan^ Oryctolherium
Missouriense Harlan) von Koch in Benton- County in Nordamerika ent-
deckt und später von Parkinson aus dem Oregon -Staate beschrieben und
31. robustus Owen, worüber der englische Anatom das oben
angezeigte vortreffliche Werk schrieb. Es unterscheidet sich von
M. Darwinii durch ein kürzeres Kinn und dadurch, dafs der letzte
Zahn dreifurchig ist, von M. Harlani aber dadurch, dafs die mittlere
dieser Furchen gerundet und der 2te Backzahn fast dreiseitig ist.
28
SAUGBTIHERE.
Das auf Tafel I. abgebildete Skelett mifst von dem vorderen
Ende des Kopfes bis zu dem Ende des Schwanzes, wenn man den Krümm-
ungen der Wirbelsäule folgt, 11 engl. (10,32 Par.) Fufs. Der Kopf
des Mylodon ist länger aber schmäler als der eines Ochsen, und endet
in eine abgestumpfte Schnauze. Der Rumpf ist kürzer als der eines
Flufspferdes, und das Becken gleicht an Breite dem eines Elephanten,
welches es an Tiefe sogar noch übertrifft. Dieses ruht auf starken
aber kurzen Hintergliedern, die mit rechtwinkelig dagegen stehen-
den Füfsen enden, welche die Länge des Oberschenkels erreichen.
Man sieht, wie dieselben vorzugsweise zum Unterstützen des ganzen Thie-
res bestimmt waren, wozu auch zugleich der lange kräftige Schwanz
mit beitrug, während das Thier mit dem vorderen Körper sich an
den Bäumen emporrichtend, dieselben entblätterte. Zu diesem Zwecke
mochten die Vorderfüfse ihm theils als Stütze, theils zum Herablangen
eines frischen, mit üppigen Blättern bedeckten Zweiges gedient haben.
Jedenfalls ist aber die frühere Ansicht , nach welcher das Mylodon ein
kletterndes Thier gewesen sein soll, durch Owen gründlich widerlegt
worden.
t 4. G. Scelidotherium Owen. Piatony x Lund. (oxtkig,
Schinkenbein; d^riQiov, vt^ildes Thier.)
Bckz. J, die oberen dreieckig; von den unteren ist der vor-
dere dreieckig, der zweite und dritte etwas zusammengedrückt,
auf seiner äufseren Seite gefurcht, und der letzte sehr grofs und
zweilappig. Der Kopf des Oberschenkels zeigt den Eindruck eines
stielrunden Bandes; tihia und fihula sind getrennt; astragalus
vorn mit 2 Aushöhlungen; Ferse lang und dick, Krallen grofs
und halbkegelförmig.
S. leptocephalum Ow., welches grofse Thier in Südamerika lebte;
S. Bucklandi (Megatherium B.) Lund, von der Gröfse des
Megalonyx^ wurde wie die folgenden in den Höhlen Brasiliens entdeckt.
S. Cuvieri (Meg. C.) Lund, von der Gröfse eines Ochsen und
S. minutum {Meg» m.) Lund, von der Gröfse eines Schweines.
An diese Gattungen schliefsen sich folgende noch nicht ge-
nau gekannten Gattungen an:
t 5. G. Platyonyx Lund; (nXaxvg, platt; ovv'^y Klaue.)
6. G. Coelodon Lund; (xoiXo^, hohl; oömv, Zahn.)
nach Owen mit § Bckz., nach Fielet mit ^ Bckz., dessen einzige
Art die Gröfse des Tigers hatte, und
ZAHNLOSE.
29
7. G. Sphenodon Lund. (a(frjv^ Keil; oddv, Zahn.)
Mit J Bckz., nach einer Art aus Brasilien von der Gröfse
eines Schweines bestimmt.
Die Gürtelthiere, welche die dritte Familie bilden und
ihren Namen einem knochigen Panzer von Gürteln verdanken, un-
terscheiden sich durch eine gröfsere Anzahl von Backenzähnen,
eine verlängerte Schnauze und kürzere Füfse von den übrigen
Edenlaten. Sie sind jetzt nur auf Südamerika beschränkt, hatten
indefs in der Diluvialzeit auch eine viel nördlichere Verbreitung,
t 8. G. Glyptodon Ow. (ylvTizög, geschnitten; oScov, Zahn.)
Ihre f Bckz. nähern sich durch ihre Structur denen der Ar-
madille, sind aber auf beiden Seiten mit zwei tiefen Längsfurchen
versehen. Die massiven Füfse haben kurze und niedergedrückte
Klauenglieder; durch den abwärtsgehenden Theil des Jochbogens
ist es den megalherienartigen Thieren noch sehr verwandt.
G. clavipes Owen (Pictet, p. 228. tb. 8. f. 1.), die einzige
Art, mochte nur \ so grofs sein als das Megatherium und lebte
in der Diluvialzeit in Nordamerika.
Dieser Art werden nach Pictet jene Panzerfragmente zuge-
schrieben, welche bei MegaÜierium p. 27 Erwähnung fanden und von
Weifs auf Taf. 2. F. 4 — 6 abgebildet worden sind. Diese Pan-
zer bestehen aus etwa l^' breiten und sehr dicken, meistens sechs-
seitigen Stücken, welche mit breiten, rosettenförmigen Rändern
an einander gränzen und auf ihrer unteren (inneren) Fläche flach
vertieft sind.
t 9. G. Hoplophorus Lund. {onlov, Waffe; cpoQtoj, tragen.)
Mit einigen Arten aus Brasilien, etwa von der Gröfse eines
Ochsen, nähert er sich durch das abwärtsgehende Ende des Joch-
bogens und die plumpe Gestalt den Megatherien, durch seine ver-
kürzten Füfse aber dem Glyptodon und war, wie diese Gattung,
mit einem ähnlichen Panzer bedeckt. (Pictet, p. 229.)
t 10. G. Pachytherium Lund. {na^vg, dick; d^r^Qiov,
wildes Thier.)
Ist nur unvollkommen gekannt,
t 11. G. Chlamydotherium Lund, früher Oryctotherium
(X^a/Avg, ein Reiterrock; d-tiqiov^ wildes Thier.)
In der Bildung der Knochen und des Panzers, sowie auch
durch das Vorhandensein kleiner Schneidezähne dem Armadill ähn-
*) Später brauchte Harlan diesen Namen für einen andern Edentaten
30
SXUGETHIBRE.
lieh, durch die Backenzähne aber an die Faulthiere und Mega-
therien erinnernd, bildet es mit seinen 2 brasilianischen Arten,
wovon die eine an Gröfse dem gröfsten Rinozeros gleicht, einen
Uebergang zu der jetzt noch lebenden Gattung:
12. G. Dasypus L. Gürtelthier, Armadill, Tatu,
von welcher Lund mehrere in Brasilien gefundene fossile Arten
anführt, die den dort noch lebenden Arten ähnlich sind.
Die aus dem Sande der Auvergne citirte Art und D. maxirms
und antiquus^ 2 grofse fossile Arten aus Nordamerika, gehören, nach
Pictet, wohl zu anderen Gattungen.
t 13. G. Euryodon Lund. (^tvQvg breit; oöwv, Zahn.) und
t 14. G. Heterodon Lund. (ezeQog verschieden; odwv^ Zahn.)
weichen von Dasypus durch einige Veränderung in der Zahnbild-
ung ab.
Auch die Ameisenfresser oder Myrmecophaga fehlten
nicht in der früheren Welt, und sie sind nach Pictet die ein-
zigen Edentaten, von welchen man wahrscheinlich fossile Reste
auch in Europa fand. Diese bestehen in einem Klauengliede aus
dem tertiären Sande von Eppelsheim, welches von Cuvier einem
gigantischen PangoUn (Schuppenthier, Manis L.) zugeschrieben
wurde, nach Kaup jedoch vielleicht zu dem Deinotherium gehört
und von Lartet mit einigen bei Sansans im Dep. du Gers auf-
gefundenen Ueberbleibseln zu der
t 15. G. Macrotherium Lartet dnuxQog^ grofs; d^ijQlov,
wildes Thier.)
erhoben wurde, deren Klauen demnach denen des Schuppenthie-
res glichen und deren Zähne ohne Wurzeln und Email wie bei
den Faulthieren waren. (Pictet, p. 233. tb. 8. f. 3.)
t 16. G. Glossotherium Owen. (yXcuooa, Zunge; &7]Qhv,
wildes Thier.)
Ist nur nach dem oberen Theile eines Schädels aufgestellt
worden, an welchem der scharfsinnige Anatom Beweise entdeckt zu
haben glaubt, dafs die Zunge sehr entwickelt gewesen sei. Owen
fand diesen Schädel in der Banda oriental.
aus dem Missouri, welchen er 0. Missouriense nennt. (Leonh. Br. Jahrb.
1843. p. 117.)
DICKHÄUTER.
31
9. Ordn. IPachydermata. Oickliänter.
(Vielhufer und Einhufer.)
Wir sehen diese Ordnung während der Zeit der tertiären
und diluvialen Bildungen in Europa eine hochwichtige Rolle spie-
len. An Zahl und Mannichfaltigkeit und selbst auch an Gröfse
die heut noch lebenden Typen bedeutend übertreffend, füllen die
untergegangenen Geschlechter dieser Ordnung fühlbare Lücken aus,
welche nicht nur zwischen einzelnen lebenden Gattungen, sondern
zwischen ganzen Ordnungen der lebenden Säugethiere stattQnden.
Sie erschienen in Europa gleich mit Beginn der Tertiär-
epoche, also früher noch als die Raubthiere, deren späteres Auf-
treten, wie Germar sehr pafsend bemerkt, schon das Vorhandensein
einer gröfseren Anzahl von Thieren voraussetzte. Wollte man
hieraus einen Schlufs für das Alter der knochenfiihrenden Bild-
ungen Nordamerikas ziehen, in welchen, nach Koch, die Raub-
thiere gänzlich zu fehlen scheinen, so würde es der sein, dafs
jener Erdtheil erst später als die alte Welt von Säugelhieren be-
völkert worden sei.
1. Farn. Riisselthiere.
Ein langer Rüssel, grofse Stofszähne, emailirle Backenzähne
mit einer breiten Kaufläche, und fünf von einer dicken Haut um-
hüllete Zehen an allen Füfsen, aus welcher nur die hufartigen
Nägel hervorragen, sind Charaktere, welche die einzige noch le-
bende Gattung dieser Familie, Elephant, mit den jetzt ausgestor-
benen verwandten Geschlechtern gemein zu haben scheint.
1. G. Elephas L. Elephant.
Die Backenzähne bestehen aus verticalen Leisten, von denen
eine jede aus Knochensubstanz und aus einer dieselbe umgeben-
den Schicht von Email gebildet ist, welche durch ein steini-
ges Cäment mit einander verbunden sind. Diese Zähne, welche
sich durch das Kauen, und zwar vorn am mehrsten, bedeutend
abnutzen, werden durch neue, von hinten hervortretende, wieder
ersetzt, so dafs man auf einer Seite des Kiefers bald einen Zahn,
bald zwei Zähne antrifft. Ueber die Bildung dieser Zähne s. wei-
ter unten bei Mastodon.
E. primigenius Blumenb. Mammuth. Mammont. — H,
V. Mey.^ Pal. p. 64. — E. mammonteus Cuv. Fischer, Oryctogr. du Gouv.
de Moscou. 1837. tb, 1. — Eichwald, de Pecorum et Pachyderm. comm.,
Act, Ac. C. Leop. Not. Cur. Vol. 17. tb. 52. Hiernach Taf. l\. Fig.
2, in ^ natürlicher Gröfse.
S2
SÄUGETIHERE.
Der Mammuth war wenig gröfser als der noch lebende asiatische
Elephant, w elchem er übrigens auch am nächsten verwandt war. Wesent-
liche Unterschiede von diesem finden sich jedoch in dem Bau seines
Kopfes. Es liegt nämlich der Jochbogen gegen die Längenaxe des
Kopfes viel schiefer, und der Unterkiefer ist vorn gerundeter und
stumpfer als bei dem lebenden Elephanten. Die Backzähne sind aus
einer gröfseren Anzahl von Leisten zusammengesetzt, die Höhlungen,
in welchen die Stofszähne safsen, sind tiefer, und die Stofszähne selbst
sind länger und ihre Krümmung macht, anstatt in eine Ebene zu fallen,
eine schwach spiralförmige Biegung.
Ein fast noch unversehrtes Mammuth wurde 1799 an dem Aus-
flusse der Lena, in einer ungewöhnlich aussehenden Eisscholle ent-
deckt. Das Eis schmolz in dem Laufe der Zeit darüber hinweg,
- und es zeigte sich später, dafs man hier mit einem Mammuth zu
thun habe, das noch mit Fleisch, Haut und Haaren bedeckt war. Als
Adams 1806 das , was Füchse , Eisbären und andere Raubthiere da-
von noch übrig gelassen hatten, sammelte, zeigte es sich, dafs diefs
Thier ein kurzes, hellgelbes Wollhaar und ein braunes, 12 — 15
Zoll langes, gerades Haar, welches letztere eine ölähne bildete, ge-
tragen hatte. Das Skelett, welches aufser den Stofszähnen, die früher
aus Unkenntnifs des kostbaren Fundes abgesägt worden waren und einer
Beschädigung an dem einen Fufse vollständig ist, ziert jetzt das Pe-
tersburger Museum.
Ein glücklicher Zufall führte im Februar 1841 zu einer g^anz ähn-
lichen Entdeckung, indem Motschulsky an den Ufern des Tas ebenfalls
einen vollständigen Mammuth mit Fleisch, Haut und Haaren in der vom
Wasser losgespülten, gefrorenen Erde auffand, wovon die Reste durch
die Bemühungen des Staatsrathes Ladyschevsky nach Tobolsk geschafft
worden sind. Darin soll sogar der Magen mit einigen zurückgeblie-
benen Nahrungsstoffen noch erhallen gewesen sein. (Leipz. Zeit. 1843,
No. 121.)
Aus der Körperbedeckung dieses Thiercs geht aber hervor, dafs der
Mammuth nicht für ein warmes , sondern für ein kaltes Klima bestimmt
war, wofür auch die ungemein häufigen Reste sprechen, welche in
nördlichen Gegenden, besonders in Sibirien, davon aufgefunden wor-
den. Stofszähne sieht man dort so häufig, dafs man annehmen kann,
dafs -y des im Handel vorkommenden Elfenbeines von Mammuthen her-
stamme. Darüber aber, dafs diese Thiere wirklich in jenen Gegenden ge-
lebt haben und nicht erst durch Wasserfluthungen hingeführt seien, läfst
die gute Erhaltung der Knochen und ganzer Skelette kaum einen Zweifel
mehr übrig.
DICKHÄUTER.
33
1817 entdeckte Kotzebue Mammiithknochen in den im atlantischen
Meere umhergetriebenen Eisschollen. Ueberhaupt aber gehören die Reste
der Mammuthe zu den häufigsten Erscheinungen im Gebiete des Diluviums.
Man kennt sie aus Europa (Deutschland, England, Frankreich),
Asien und Nordamerika. Je weiter nach Norden man vorschreitet, um
so mehr nimmt, nach Koch's Mittheilungen, in Amerika das Mammuth
vor allen anderen Zeitgenossen die Oberhand. Ausgezeichnete Fundgru-
ben für Deutschland sind Thiede, Canstadt und Burgtonna. Germar
fand Kiefern und Zähne bei Westeregeln und Halle, v. Braun bei Bern-
burg *), V. Holger einen Backzahn bei Eggenburg in Oesterreich, Giocker
in Mähren, und bei Gernsheim wurde 1844 aus dem Rheine ein Unter-
kiefer gefischt. Sein Gewicht betrug 53 Pfund, und ein Backzahn
daran war 1' lang und sV' breit. (Nürnb. Corr. 206. 1844.)
E. priscus Goldf. — v. Meyer p. 69.
Er gleicht durch die rautenförmige Bildung der Schmelzleisten
mehr dem afrikanischen Elephanten.
Im Diluvium am Rhein, bei Thiede und Wittenberg.
Es werden noch andere Arten genannt, deren Bestimmung in-
dessen weniger sicher ist.
Guyon sammelte fossile Reste von Elephanten in Algerien, und
Cautley und Falconer in den jungen tertiären Schichten am Fufse des
Himalaya.
t 2. G. Mastodo n''-^) Cuv. Zitzen zahn. Mastotherium
Fisch. (/LiaoTog, Zilie; döwv^ Zahn).
Während die Backenzähne der Elephanten aus einzelnen mit
einer Lage von Schmelz bedeckten Platten oder Leisten bestehen,
welche durch einen steinigen Cäment {Crusta petrosa) zusammen
verkittet werden, so zeigen die der mastodonartigen Thiere nur
eine Knochensubstanz (Elfenbein), ihre Krone ist mit einer dicken
Schmelzschicht und nur die Wurzel mit einer steinigen Schicht
(Crusia petrosa '^'**) bekleidet, welche nach Koch dem Cämente
*) Vergl. auch Gä'a v. Sachsen, p. 136.
**) Ich folge bei der Auseinandersetzung der Gattungen Mastodon, Te-
tracaulodon, Dinotherium und Missourium den Ansichten des Herrn Dr.
Koch, welche derselbe vor seiner Abreise nach Amerika im Mai 1844 mir
noch mitzutheilen die Güte hatte; denn diese Thiere sind es gerade, auf
deren Studium der unermüdliche Koch die gröfste Sorgfalt verwendet hat.
Die Richtigkeit der Koch'schen Ansichten wird auch durch Grant bestätigt.
QLond. Dubl. Edinb. phil. Mag. 1843. p. 464.)
***) Ueber die Zusammensetzung Aqx Crusta petrosa s. Bischoff in Leonh.
Br. Jahrb. 1842. p. 147.
Geiiiitz , Verateineriingskunde. 3
I
84
SÄIGETHIERE.
zwischen den einzelnen Leisten des Mammutlizahnes entspricht.
Die Krone der ersteren Zahne hat im Querschnitte mehr eine ver-
längert eiförmige, die der lertteren mehr eine verlängert viereckige
Form. In Bezug auf das Hervortreten neuer Zähne befolgen beide
dasselbe Gesetz. Es bilden sich nämlich die neuen Zähne in
Kapseln, welche sich im hinteren Theile des Kiefers vorfinden,
und treten sofort hervor, wenn die älteren Zähne durch den Ge-
brauch nutzlos geworden sind und aus dem Kiefer herausfallen,
so dafs es diesen Thieren, welche zu einem langen Leben be-
stimmt waren, nie an dem nöthigen Gebisse fehlen konnte.
Die Elephanten erhalten nach und nach auf jeder Seite des
Kiefers 8, im Ganzen also S'2 Backenzähne, itlastodon und Te-
tracaulodon aber 6, und im Ganzen daher nur 24.
So lange der Elephant noch saugt, sind auf jeder Seite je-
des Kiefers nur 3 Zähne vorhanden, von denen aber nur 2 sicht-
bar sind, während der dritte in der Kapsel verborgen ist. Mit
dem zunehmenden Alter erhält das Thier noch 5 andere Zähne ;
immer jedoch findet man höchstens 2 auf jeder Seite in Gebrauch,
da der nächstfolgende noch in der Kapsel eingeschlossen und in
seiner Bildung begriffen ist. Aeltere Individuen lassen nur einen
ausgebildeten Zahn auf jeder Seite des Kiefers erkennen.
Mastodon und Tetracaulodon erhalten zuerst 2 Milchzähne,
welchen mit zunehmendem Aller nach und nach 3 andere Zähne
und im alten Zustande ein sechsler folgen.
Bei Mastodon nehmen die Zähne an Gröfse zu, von dem
ersten bis zum sechsten. Die Milciizähne sind vorn, die letzten.
Zähne umgekehrt hinten am schmälsten. - Die Zähne des Ober-
kiefers sind breiter und kürzer als die des Unterkiefers und haben,
mit Ausnahme des M. Cuvieri^ eine Abtheilung weniger als die
letzleren. Es zerfallen die Zähne nämlich in mehrere quere Haupt-
abtheilungen, welche der Länge nach durch eine starke Vertiefung
in eine doppelte Menge warzenförmiger Erhöhungen getrennt wer-
den, denen auf der unteren Seite ebenso viele Wurzelenden ent-
sprechen. Ebenso ist auch die Gestalt der Zähne des Tetra-
caulodon^ welche Gattung wiederholt mit Mastodon vereinigt worden
ist; Koch zeigte jedoch, dafs an dem hinteren Ende der Zahnkrone
eines wirklichen Mastodon noch ein hackenförmiger Ansatz vor-
handen ist, welchem gleichfalls ein Wurzelende entspricht.
Mastodon hat nur im Oberkiefer 2 Stofszähne von Elfen-
bein , die mit einer dünnen Lage der steinigen Kruste bedeckt
DrCKflAUTER.
35
werden; Tetracaulodon hatte aber auch noch im Unterkiefer
2 kleine Stofszähne.
Mastodon giganteus Cuv. — Taf. II. Fig. 3. {\). — M. maximm
Cuv. ; Mammonth Ohioticum Blumenb. ; Amerikanischer Mammuth; Ohio-
Thier; Harpagmotlierium Canadense Fisch.; Fleischfressender Elephant
Hunter.
^ H. V. Mey. p. 70. — Br. Leth. p. 1235. tb. 44. f. 6.
Die Krone seiner ersten beiden Milchzähne ist etwas länger als
breit und zerfällt durch eine Längs- und eine Quer-Vertiefung in 2 zwei-
warzige Haupterhöhungen, und an beiden Enden befindet sich daran
noch der kleine höckerförmige Ansatz. Die 3 nachfolgenden Zähne
zerfallen in 3, der sechste Zahn in 4 und im Unterkiefer sogar in
5 zweiwarzige Hauplabtheilungen. Der höckerförmige Ansatz ist an
dem letzten Zahne am gröfslen.
Ein vollkommenes Skelett davon ist in Philadelphia, welches Koch
untersuchte, und ein anderes in Baltimore. Es hat bei dem ersten
Anblicke mit dem eines Elephanten grofse Aehnlichkeit, doch ist es
noch robuster als jenes gebaut, indem alle einzelnen Knochen des Masto-
don kürzer und dicker sind. Die Augen des Thieres waren klein, die
Geruchsorgane hingegen sehr ausgebildet. Aus der Beschaffenheit der
Zähne schliefst Koch, dafs seine Hauptnahrung in Baumzweigen, Rohr
und anderen Pflanzen bestanden habe, welche es sich, wie der Elephant,
durch seinen langen Rüssel verschafl'te. Diefs stimmt allerdings auch
mit dem Vorkommen seiner Ueberreste, welche am häufigsten in einer
sumpfigen Gegend des Staates Kentucky, welche den Namen Big-Bone
Lick führt, gefunden werden, so dafs es wahrscheinlich einst die Moräste
und Urwälder der vereinigten Staaten Nordamerikas, besonders Ken-
tucky und Ohio, bewohnt hat.
M. angustidens Cuv., v. Mey. p. 71.; Br. Leth. p. 1238.
Die Zähne sind verhältnifsmäfsig viel schmäler und länger als
die der vorigen Art; /der erste Milchzahn besitzt noch 2, der zweite
hingegen schon 3 Hauptabtheilungen. Bei ihrer Abnutzung stellen die
Warzen Flächen von der Form eines dreiblälterigen Kleeblattes dar.
Man hat ihn öfters in tertiären Schichten des südlichen Frank-
reichs, Deutschlands' und der Schweiz gefunden, nach Koch scheint
aber sein Lieblingsaufenthalt Brasilien gewesen zu sein.
M. longirostris Kaup, Atlas aux oss. foss. livr. 3. tb. 16 — 18.
Hiernach: Taf. II. Fig. 4. (i). — Br. Leth. p. 1237. tb. 43. f. 5. —
M. Avernensis Croiz. et Job.
Diese Art mochte die Höhe von Ii' und die Länge von 18' erreicht
haben. Ihre Backzähne waren noch schmäler als die der vorigen
3^^
36
SÄUGBTHIERE.
Art, an der Krone in mehr Querabtheilungen zerlegt, und die ein-
zelnen Warzen zeigten nach ihrer Abnutzung ähnliche Kleeblatlflächen
wie bei der vorigen.
In mittleren tertiären Bildungen von Eppelsheim bei Mainz, Georgens-
gmünd, in jüngeren am Puy-de-D6me in der Auvergne und zu Sansans.
Koch unterscheidet, aufser den von H. v. Meyer aufgeführten
Arten, noch:
M. Cuvieri Hays und M, rugadens Koch, eine noch un-
beschriebene Art, welche beide aus der Nähe des Missouri stammen.
Der Name der letzteren Art ist wegen der dichtstehenden kleinen Falten
gewählt, welche das ganze Email überdecken.
t 3. G. Tetracaulodon Godman. {rtTqa^ vier; xavXbg, Stiel;
oöcov^ Zahn).
Der vorigen Gattung höchst ähnlich, allein mit 2 kleinen
Stofszähnen im Ober- und im Unterkiefer und Backenzähnen ohne
einen hackenförmigen Anhang (s. u. Mastodon). Nach Koch ist
der Unterschied beider Geschlechter auch durch mikroskopische
Untersuchungen ihrer Fangzähne dargethan worden. Diese Stofs-
zähne (Fang- oder Schneidezähne) tragen unverkennbare Spuren,
dafs sie beim Wühlen zum Ausroden der Nahrungsmittel gebraucht
worden sind. Von feinem Elfenbein gebildet, stecken sie fast
bis zur Hälfte in der Kinnlade verborgen, so dafs sie mit grofser
Kraftäufserung angewandt werden konnten, und sind an ihren freien
Theilen, von der Mitte an bis zu dem äufsersten Ende, mit einer
sehr dicken steinigen Rinde (crusta petrosa) bedeckt. Es scheint
daher, als haben diese Thiere die früheren Binnenseeen und grö-
fseren Flüsse bewohnt und an deren schattigen Ufern von den
dort wachsenden Wurzeln, Knollen und üppigen Gewächsen aller
Art sich genährt. Koch schliefst aus einem Unterkiefer, welchen er
auffand, dafs die weiblichen Individuen des Tetracaulodon zu der
Zeit ohngefähr, wo sie den zweiten Milchzahn verloren, auch die
Stofszähne im Unterkiefer eingebüfst haben.
T. Godmani Hays. Diefs ist die Art, welche von vielen Sei-
ten für identisch mit Mastodon giganteus und zwar für ein junges In-
dividuum desselben gehalten worden ist.
Die Stofszähne des Unterkiefers sind nur 4- ihrer Länge äufser-
lich sichtbar. Sie laufen ganz geradlinig und nach beiden Enden spitz
zu. Das Wurzelende ist ohne Markhöhle und statt dieser erkennt man
hier nur eine Oeffnung von der Dicke einer Stecknadel, welche den
DICKHÄUTER.
37
Zahnnerv empfing. Das entgegengesetzte emailiiie Ende des Zahnes ist
etwas kolbenartig. Die oberen Stofszähne biegen sich hingegen von
oben nach unten und nach der Seite. An den Spitzen dieser 4 Zühne
zeigt sich durch Abreibung der härteren Rinde ihr langer Gebrauch.
Im Diluvium oder in vielleicht noch jüngeren Gebilden von Nevv-
York und Missouri.
T. Kochii Graut. Von dieser einen Art entdeckte Koch 3
alte Individuen und 1 Junges in Missouri. Sie besitzt ebenfalls 2 Stofs-
zähne im Oberkiefer, aber nur einen (?) etwas links stehenden im
Unterkiefer, und sollte daher eher Tricaulodon heifsen. Die oberen
sind an ihrem hervorragenden Theile kolbig und am Wurzelende spitz;
der untere ist überall fast von gleicher Dicke und hat eine sehr grofse
Markhöhle. Allen 3 Zähnen fehlt die Email -Schicht, und sie sind nur
mit einer dicken Lage der steinigen Kruste bedeckt.
T. Haysii Graut, aus ähnlichen Bildungen Nordamerikas wie
die vorigen beiden, steht dem Dinotherium am nächsten.
Die oberen Stofszähne sind gerade und in der Mitte ihrer Länge
am dicksten. Alveolen im Unterkiefer zeigen, dafs die unteren zu-
sammengedrückt waren und sich al)wür(s bogen. Statt der Emailschicht
sind die ersteren auch nur mit jener steinigen Uinde bedeckt. Di©
Krone der Backenzähne ist jedoch emailirt.
T. tap iro'ides Koch, wurde 1840 und
T. Bucklandi Graut, 1842 von Koch im Missouri -Staate entdeckt.
t 4. G. Dinotherium (Deinotherium) Kaup. — Taf. II. Fig. 7.
(^ötivbg, fürchterlich; &7]qiov^ wildes Thier).
Diese von Klipstein "•') im tertiären Sande von Eppelsheim ent-
deckte Gattung weicht durch ihre zwei grofsen, abwärts und
rückwärts geboge neu Stofszähne im Unterkiefer so sehr
von den bisher bekannten Thierformen ab, dafs die Ansichten,
ob Dinotherium ein Land- oder Wasserthier war, noch immer
getheilt sind. Kaup rechnet es den Landthieren zu und vermuthet,
dafs die von Cuvier einem gigantischen Pangoliu • ) zugeschrie-
bene Klaue von Deinotherium herrühre. Nach seiner Ansicht
mochte das Thier die Gestalt haben, wie es Taf. II. Fig. 7 zeigt,
und ihm scheint seine Lebensart die gewesen zu sein, dafs es
sich auf der Erde langsam fortbewegte und mit den ungeheueren
*) Beschreibung u. Abbild, von dem in Rheinhessen aufgefundenen co-
lossalen Schädel des Dinothcrii gi^antci, von KUpstein u. Kaup., Darm-
stadt. 1836.
**) S. u. Ameisenfresser.
38
SÄUGE l lllEKE.
Stofszähnen die Erde nach Wurzeln und Knollen aufwühlte, um
dieselben mit seinem Rüssel zum Munde zu führen.
Nach Buckland war es ein Wasserthier, wofür der wallfisch-
ähnliche Bau seines Hinterkopfes spricht. PIctet bildet das-
selbe hiernach in seiner Paleontologie auf PI. 16 mit einem wall-
lischartigen Körper ab und rechnet es zu den pflanzenfressenden
Fischsäugethieren.
Durch Arten der vorigen Gattung bestimmt jedoch Koch wohl
mit allem Rechte als Stellung des Deinotherium die, welche es
hier einnimmt.
D. giganteum Kaup. Atl. aux Oss. foss. livr. 1. tb. 1 — 5.
Hiernach: Taf. II, Fig. 5 und 6, Backzähne; 7, ideale Zeichnung nach
Kaup. — Br. Leih. p. 1231. — Dieser Art gehört der ausgezeich-
nete Schädel von 3',4 Pariser Länge an, welcher 1836 in Eppels-
heim ausgegraben wurde. Er zeichnet sich, nach Kaup, durch die un-
geheueren Schläfengruben, welche mit einem gewaltigen Schläfenmus-
kel zur Bewegung des kolossalen Unterkiefers erfüllt gewesen waren;
durch kleine nach hinten sich ölfnende, über den beiden vorderen
Backzähnen liegende Augenhöhlen; durch schwache Jochbeine und eine
ungeheuere Grube für den Kussel; durch 2 ganz hinten und hoch lie-
gende Gelenkköpfe für den Atlas; durch Mangel der Nasenbeine; kurze
Stirnbeine und eine quere Hinterhauplsgrube, die vielleicht auch zur
Aufnahme eines den grofsen Rüssel des Thieres bewegenden Muskels
diente, vorzüglich aus.
Das Dinotherium scheint im ganzen 24 Backenzähne gehabt zu
haben, von denen jederseits 5 stehen, vor welchen aber ein ande-
rer wahrscheinlich schon ausfiel. Ihre Krone hat eine viereckige
oder länglich viereckige Gestalt, und ist in 2, bei dem zweiten obe-
ren Milchzahne und dem dritten, mittleren Backzahne in 3 dachförmige
Quererhöhungen abgetheilt, deren Schärfe gekerbt ist.
Das Thier mag zum gröfsten Theile in Binnenseeen oder grö-
fseren Flüssen, ähnlich dem Tapir, wohin es auch Cuvier stellte,
gelebt und seine Nahrung in Wurzeln, Knollen und Wassergewäch-
sen bestanden haben, indem ein Unterkiefer von so bedeutendem
Gewichte, welches durch 2 grofse Stofszähne noch vermehrt wurde,
einem Landthiere nur Beschwerde und Hindernifs sein mufste. Es
mochten aber seine Stofszähne nicht nur zum Ausroden der Nahrung
dienen, sondern wohl auch als furchtbare Waffe und als Anker, so
dafs sich das schwimmende Thier mit ihnen an dem Ufer einhakte,
um ohne Gefahr schlafen und athmen oder sich besser an das Land
ziehen zu können.
DICKHÄUTER.
39
Aufser Eppelsheim hat man Zähne und Knochen im Süfswasser-
kalke des Gers-Dept. bei Auch und bei Sansans gefunden , im Tegel bei
Wien, in tertiären Schichten der Schweiz, in den Bohnengruben Wür-
tembergs und im Thone über der Braunkohle bei Altenburg.
Dem D. medium Kaup von Eppelsheim und D. Bamricum v. Mey.,
ebendaher, aus Baiern und Frankreich, wurde von Koch noch eine
vierte Art, D. angustidens Koch, aus Ostindien hinzugefügt, von wo
ein Unterkiefer im brittischen Museum und ein halber Unterkiefer in
den Händen des Herrn Kammerherrn v. Ende in Dresden sich befindet.
D. australe nannte Owen eine fossile Art aus Australien.
t 5. G. Missourium Koch.
Einzige Art; M. theristocaulodon Koch. — Taf. II. Fig. 1.
Aus Diluvium oder Alluvium im Staate Missouri.
Diefs ist das gröfste unter allen bis jetzt bekannten fossilen Säuge-
thieren, 30' lang und 15' hoch. Es mochte noch an dem Anfange
unserer jetzigen Weltepoche gelebt haben, da Dr. Koch unter diesem
Gerippe eine Pfeilspitze fand, welche aus Feuerslein gearbeitet und
denen sehr ähnlich ist, welcher die Indianer sich jetzt noch bedienen.
Im Allgemeinen ist diefs Skelett dem eines Tetracaulodon höchst
ähnlich, wefshalb es, sowie Tetracaulodon selbst, von Owen für ein
Mastodon giganteum gehalten worden ist'").
Zahl und Form der Backenzähne ist fast gänzlich wie bei Tetra-
caulodon^ nur sind sie relativ kleiner und mit einer dickeren Lage
von Email bedeckt. Wesentlich weicht es jedoch davon ab durch 2
ungeheuere (lO' lange) Stöfs- oder Fangzähne im Oberkiefer, welche
viel fester und tiefer in dem Kiefer eingesetzt sind als bei Mastodon
und dem Elephanten. Die steinige Rinde, welche dieselben bedeckt,
ist hier über \" dick, bei dem Mastodon kaum is". Ganz eigen-
Ihümlich ist auch die horizontale Krümmung dieser Zähne, welche
englische Anatomen einer zufälligen ovalen Verdrückung zuschrieben.
Ist diese aber schon bei der Gestalt des Zahnes, dessen Querschnitt
65" hoch und 6" breit ist, nicht wohl anzunehmen, so versichert auch
Koch, dafs er bei dem Ausgraben den rechten Zahn noch ganz un-
versehrt in dem Schädel habe sitzen sehen und dafs derselbe erst in
St. Louis durch einen* unglücklichen vFall abgebrochen sei.
Der ganze Bau des Missourimns weist, nach Koch, darauf hin,
dafs es mehr in dem Wasser als auf dem Lande gelebt hat. Der
Kopf ist sehr flach, dem des Nilpferdes ähnlich und war, anstatt mit
*) London, Edinb., Dubl. Phil. Mag. 1843. p. 56. etc.
SÄL'GEIHIERE.
einem Rüssel, vermuthlich nur mit einer verlängerten Schnauze ver-
sehen. Der erste Halswirbel besitzt mächtige Querfortsätze. Die
vorderen Rückenwirbel haben Dornfortsätze von 18 — 27" Länge. Die
Rippen sind verhältnifsmäfsig dünn und kurz und stehen mit ihren schar-
fen Kanten nach- innen und aufsen. Das Schulterblatt ist 3' 1" lang
und 2' 7'' breit; der Schulterknochen 3' bh" lang und der Umfang
seines dicksten Theiles beträgt 3' 3".
Alle Knochen des M. endlich, die Wirbel nur ausgenommen, zei-
gen keine Markhöhlen, sondern nur eine knöcherne zellige Masse,
welche im lebenden Thier wahrscheinlich mit Fett erfüllt war.
Nach dem geringen Räume für das Gehirn zu schliefsen, mufste
das M. ein träges Thier sein, welches sich nur wenig bewegt zu haben
scheint und mit seinen Sichelzähnen eine grofse Menge Rohr oder andere
Gewächse, die es zu seiner Nahrung brauchte, auf einmal zusammen-
raffte. Letztere dienten ihm ferner zum Bahnen des Weges durch dicht
stehendes Rohr, zum Schutz für seine Augen und seine dünnen Rippen,
sowie auch zum Ankern am Ufer.
2, Farn. Kigentliclie Dickhäuter.
Stofszähne fehlen, und die Füfse sind 4-, 3- oder 2zehig.
Sie spielen schon am Anfange der tertiären Epoche eine wichtige
Rolle.
6. G. Hippopotamus L. Flufspferd. Nilpferd.
Plumpe Thiere mit fast gleich langen Gliedmafsen, 4zehigen
Füfsen und J Backz. Die vorderen derselben sind kegelförmig, die
hinteren gröfseren sind aus 2 Paaren dreiseitiger Zacken gebildet,
welche durch Abnutzung kleeblattförmige Kauflächen entstehen las-
sen (Taf. lY. Fig. 11.). Die Eckzähne im Oberkiefer sind gerade,
die im Unterkiefer rückwärts gekrümmt und sehr dick. Vdz.
die oberen kegelförmig und zurückgekrümmt, die unteren lang,
cylindrisch, gerade und liegen fast horizontal.
Die einzige lebende Art, das Flufspferd, ist nur auf Afrika
beschränkt, wo es die Flüsse bewohnt, 2 fossile Arten waren
über einen grofsen Theil von Europa verbreitet.
H. major Cuv. v. Mey. p. 73; Keferst. p. 211; Er. Leth. p.
1218. tb. 46. f. 1. — Hiernach ein hinterer Backzahn Taf. IV. Fig. 11. (i)
Es war wenig gröfser als die lebende Art, hatte jedoch etwas
niedrigere Beine.
In den jüngsten tertiären Bildungen am Puy-de-D6me, im Dilu-
vium von England, Frankreich, Italien und Sicilien, und nach Kefer-
slein auch in Deutschland.
DICKHÄUTER.
41
H, minutus Cuv. , aus der Knochenbreccie von Dax, hatte die
Gröfse eines Ebers.
Zwei Arten aus den Siwalikbergen, mit ^ Vdz. und f Bckz.,
vereinigen Cautley und Falconer zu der Untergattung Hexapro-
todon. (Wiegm. Arch. 1839. Bd. 2. p. 413.)
t 7. G. Potamohippos Jäger.
Aus den Bohnerzgruben Würtembergs , ist nacii wenigen Zäh-
nen bestimmt, welche denen des Hippopotamus am ähnlichsten sind.
(Jäg. Foss. Säugeth. Würt. tb. 4. f. 51. 52. 64 — 75.) ,
8. G. Sus L. Schwein. Cochon.
Vdz. f-; Eckz. y, dreikantig; Bckz. f.
Fossile Reste kennt man nur aus den jüngeren tertiären und
diluvialen Schichten.
S. palaeochoerus Kaup. All. aux Oss. foss. livr. 2. tb. 9.
f. 1 — 46. — Taf. IV. Fig. 9, Backzahn nach Jäger, foss. Säug. Würt.
tb. 10. f. 27. Ihre Backzähne sind durch den gekerbten Rand, wel-
cher die Höcker umgiebt, leicht kenntlich.
Aufserdem kennt man noch mehrere Arien aus dem Sande von Eppels-
heim, am Puy-de-Döme u. v. a. 0. Die aus den Knochenhöhlen von Deutsch-
land, Frankreich und England, aus der Knochenbreccie und den Torfmooren
bekannten Reste scheinen dem wilden Schweine S. scrofa anzugehören.
Cautley und Falconer trennen die in tertiären Lagen am Hi-
malaya gefundenen Reste unter dem Namen Chaerotherium von
Sus ab.
9. G. Dicotyles Cuv. — Pekari.
Zwei Arten leben noch in Südamerika, mehrere fossile zeigt
Lund aus Brasiliens Höhlen an.
t 10. G. Choeropotamus Cuv. (xoT^og, Ferkel; noTaf-ilgj Flufs).
i Bckz., denen des Nilpferdes ähnlich, indem die hintersten
4 im Quadrate stehende Haupthöcker, aufserdem aber noch einen
kleinen Höcker zwischen den vorderen, einen zwischen den hin-
teren und einen zweilappigen, in der Mitte stehenden zeigen.
C. Parisiensis Cuv., (Br. Leth. p. 1222. tb. 46. f. 5.) um-
fafst ein Schädel- und ein Unterkieferstück aus dem Gypse des Mont-
martre und aus tertiären Schichten von England.
t 11. G. Hyotherium H. v. Mey. — Br. Leth. p. 1222.
(vg, Schwein; ^riQiov ^ wildes Thier.)
Eine Art aus tertiären Süfswasserschichten von Georgensgmünd ;
H. Sömmeringü v. Mey. (Br. Leth. tb. 46. f. 7.)
42
SAÜGETHIERE.
H, medium H. v. Mey. (Leonh. Jahrb. 1843, p. 385) ist häufig
in Tertiärschichten des Mainzer Beckens.
t 12. G. Hyracotherium Owen Maus; d^t]Qiov^
wildes Thier).
Zwei Arten, aus dem tertiären London-Thone und zu Kyson
in Suffolk. (Pictet, Pal. p. 258.)
t 13. G. Anthracotherium Cuv. Kohlenlhier (ävd^Qu^,
Kohle; d-riQiov^ wildes Thier).
Bckz. y, von denen die unteren mit stumpf kej^elförmigen,
jedoch nicht gerundeten Spitzen, die oberen viereckigen mit 4
stumpfen Haupterhöhungen und einer verschiedenen Anzahl von
kleinen Erhöhungen versehen sind. Eckz. denen des Tapir ähn-
lich; die 4 unteren Vdz. , wie bei dem Schweine, nach vorn
liegend. (Pictet, p. 259.)
Man kennt von dieser Gattung mehrere Arten, welche den
tertiären Gypsen und Braunkohlen angehören.
A. Alsaticum Cuv. — Taf. IV. Fig. 12. (Der zweite Backzahn
des Unterkiefers nach Br. Leth. tb. 46. Fig. 4, aus einem Braunkoh-
lenlager von Böchelbrunn im Elsafs.)
Andere Arten kommen in der Braunkohle von Cadibona im Pie-
montesischen, in der Auvergne und in Bengalen vor.
Vor kurzem wurde der letzte Unterkieferzahn einer Art in der
Braunkohle zu Rott, östlich des Siebengebirges, entdeckt. (Leipz. Zeit.
1844. No. 188.)
14. G. Rhinoceros L. Nashorn. — Aceratherium Kaup. —
Coelodonta Bronn.
Vdz. verschieden, Eckz. fehlen, Bckz. |-. Diese sind, aufser
dem dreiseitigen hintersten Zahne, vierseitig und fast quadratisch.
Ihre eigenthümliche Gestalt geht aus den Abbildungen auf Taf. III.
hinreichend klar hervor. Der lange Schädel steigt nach hinten
zu allmählig empor und fällt hinten wieder senkrecht ab. Die von
den Zwischenkieferbeinen seitlich getrennten Nasenbeine sind lang
und stark, oben gewölbt und vereinigt, und tragen 1 — 2 aus
Haarsubstanz gebildete Hörner. Fiifse dreizehig, aufser bei R. in-
cisims^ dessen Vorderfiifse vierzehig sind. Nur Asien und Afrika
beherberget die noch lebenden Arten, in der jüngeren Tertiär-
und in der Diluvialzeit hingegen spielten die fossilen Rhinoceros-
Arten auch in Europa eine mächtige Rolle, und hatten so ziem-
lich dieselbe Verbreitung wie der Mammulh,
DICKHÄUTER.
43
Köpfe fossiler Rhinoceros -Arten hielt man lange für die
Köpfe des Greifen, Gryphus antiquitatis Schubert, und die Hör-
ner des Nashorns wurden für die Klauen dieses fabelhaften Vogels
gehalten, welche Ansicht jedoch von Fischer widerlegt worden ist *).
R. tichorhinus Cuv. — Taf. III. Fig. 5, 9, 10, II, 12. —
R, antiquitatis Blum. R, Pallasii Desm. — Fischer, Oryct. du Gouv.
de Mosern, tb, 2 u. 3. — Br. Leth. p. 1211. ib. 43. f. 7. tb. 47. f. 3. —
Schon im Jahre 1771 wurde im gefrorenen Sande am Ufer des
Flusses Wilhui bei Irkuzk, ein vollständiges Cadaver dieser Art gefun-
den, von welchem Pallas berichtet, dafs es mit langem Haare, beson-
ders an Kopf und Füfsen, bedeckt gewesen sei. Daher mochte auch
dieses Thier, gleich dem Wammuthe, mehr für nördlichere als südlichere
Gegenden bestimmt sein. Es war dem afrikanischen Nashorn ähnlich
und trug, wie dieses, zwei lange Hörner. Von allen anderen fossilen
und lebenden Arten unterschied es sich vorzüglich durch die Bildung
des Nasenbeines, welches sich in der Spitze niederbeugt und sich mit
dem vorderen Theile des Oberkiefers verbindet, welcher bei allen an-
deren Arten frei steht. Auch sind die Nasenlöcher durch eine kno-
* chenartige Scheidewand von einander getrennt. Die Backzähne ähneln
denen des oslindischen Nashorns; die Schneidezähne, welche noch
unbekannt sind, scheinen sehr bald ausgefallen zu sein oder ganz
zu fehlen.
Sehr verbreitet im Diluvium von Sibirien, England, Deutschland, Ober-
Italien und in den Knochenhöhlen von Franken (Schueiderloch), Sundwich,
England. Ein sehr vollständiges Individuum, von Ober-Gebrau bei Nord-
hausen, ist in dem Halle'schen min. Museum. Die auf Taf. III. abgebil-
deten Zähne wurden bei Oelsnilz im sächs. Voigllande vom Herrn
V. Gulbier aufgefunden, welchem ich auch die Zeichnungen derselben ver-
danke. Im vorigen Jahre wurden auch Zähne und Knochen im Sande
der Lösnitz bei Dresden entdeckt.
R. S chl ei er m ackert Kaup. Atl. aux Oss. foss. livr. 3. tb,
10. f, 1. tb. 11, 12. f. 1—7. tb. 13. Hiernach: Taf. lU. Fig. 6, 7,
Backzahn und Oberschenkel.
Es steht dem in Sumatra lebenden am nächsten, ist auch zwei-
hörnig und hat 1 stehen bleibende Schneidezähne. Es übertraf es
jedoch durch seine bedeutendere Gröfse, durch kürzere und stumpfere
Nasenbeine, durch eine' scharfkantige Erhöhung auf der Oberfläche des
Schädels über den Schläfen gruben u. s. w. Den starken seillichen
Fortsatz am Oberschenkel zeigt Taf. III. Fig. 7.
Fischer de Waldheini ^ sur Ic Gryphus Antiquitatis. Moscou. 1836.
44
SaUGETHIERK.
Tertiär bei Eppelsheim, Georgensgniünd, Egeln (n. Germar) und?
in den Bohnerzgruben der würtembergischen Alb.
R. incisivus Cuv. — Aceratherium incisimm Kaup. All. aux
Oss. f. litr, 3. tb. 10. f. % und tb. 14, 15. — Taf. III. Fig. 8. a,
Backzahn und 8. b, Schneidezahn.
Bei aller Aehnlichkeit mit R. Schleiermacheri, welches jedoch gröfser
ist, mit % Schneidezähnen, unterscheidet es sich von diesem durch
glatte, dünne, schmale und feich emporrichtende Nasenbeine, welche
gar kein Horn trug-en, und durch seine vierzehigen Vorderfüfse.
Mit der vorigen Art ist sie für die Teg-elbildungen der Tertiär-
fofmation bezeichnend, und kommt, nach Bronn, im Tegelkalke zu
Oppenheim und Budenheim, im Sande von Eppelsheim bei Alzey, zu
Mombach, zu Westeregeln bei Magdeburg, im Wiener Becken, zu
Georgensgmünd bei Nürnberg und in Frankreich zu Sansans im Gers
Dep. u. a. 0. vor.
Aufser einigen anderen weniger wichtigen Arten, die in Europa
noch vorkommen (H. v. M. Pal. p. 76, 77), wiesen Cautley und Fal-
coner Rhinocerosreste an den Ufern des Jrawadi in oberen tertiären
Schichten am Himalaya, Andere dieselben in diluvialen Bildungen Nord-
amerikas nach.
t 15. G. Elasmotherium Fischer (tlaof-iUy Platte; &)]^iov,
wildes Thier).
Diese Gattung, welche einige Verwandtschaft mit dem Nas-
horn und dem Pferde zeigt, ist nur nach einem halben Unterkiefer
mit 4 Backenzähnen bestimmt, v. Meyer nennt diese Art aus Si-
birien: E. Fischeri^ und Fischer einen Zahn aus der Nähe des
caspischen Meeres: E. KeyserlingiL
16. G. Tapirus L. Tapir.
Nase in einen kurzen Rüssel verlängert; vordere Füfse mit
4, hintere mit 3 Zehen; Vdz. |-; Eckz. y; Bckz. Die Aehn-
lichkeit der letzteren mit denen des Vinotherium wurde dort schon
hervorgehoben.
Man kennt nur drei lebende Arten, zwei an den Flüssen
Amerikas und eine an denen von Indien.
Die wenigen bekannten fossilen Arten hatten in der Diluvial-
zeit dieselbe Verbreitung, aufserdem wiefs Kaup durch T. priscus
{AtL aux Oss. f. livr. 2. tb. 3.) ihre frühere Existenz in Eppels-
heim nach, und T. arvemensis gehört den tertiären Bildungen des
Puy-de-Döme an.
DICKHÄUTER.
45
t 17. G. Lophiodon Cuv. — Taf. IV. Fig. 10. nach Jäger
{Xüffiov, Hügel; oöcov , Zahn).
Eine durch ihr Gebifs dem Tapir sehr verwandle Gattung,
mit f Ydz., i Eckz. und | Bckz. Der gröfsere Theil der letz-
teren zeigt ebenfalls Querhiigel, welche aber schiefer als bei dem
Tapir stehen und von welchen an den ersten des Oberkiefers nur
einer vorhanden ist, während die hinteren Backenzähne deren 3
und die übrigen 2 zeigen.
Zahlreiche Reste von diesen Thieren, welche man besonders
in den mittleren Bildungen der Tertiärformation findet, zeigen ihre
früher häufige Existenz besonders in Deutschland und Frankreich.
L. Isselense v. Mey. (p. 87), ist die gröfsle Art und übertraf
den indischen Tapir wohl noch um ein Drittlheil an Gröfse.
Tertiär bei Issel, Argenton, Soissons.
L. giganteum v. Mey. — Palaeotherium gig. Cuv. Fast ebenso
grofs, bei Montabusard und Gamat.
L. Buxovillanum v. Mey. p. 87. — Br. Leth. p. 1217. tb. 46.
f. 3. Fast von der Gröfse des indischen Tapirs. Im tertiären Süfs-
wasserkalke zu Buschweiler im Elsals.
V. Meyer führt im ganzen 11 bestimmte und einige unbestimmte
Arten an, Avelche meistens von Issel, Argenton, Soissons, Buschweiler
und Eppelsheim stammen. Fischer fand eine Art in dem Kalkstein von
Orenburg und Koch entdeckte ein Lophiodon auch in Nordamerika.
t 18. G. Palaeotherium Cuv. (nuXuwg, all; ^tjQiov, wildes
Thier).
Dem Tapir ähnliche Thiere, mit beweglichem Rüssel an einem
dicken Kopfe, ziemlich langem Halse, kurzem Schwänze und drei-
zehigen Füfsen. Ihr Gebifs besteht aus 44 Zähnen, als: f Vdz.,
T spitzen Eckz., etwas länger als die ersteren,. und f Bckz.
Gleich bei dem Anfange der Tertiarzeit traten sie auf und
man kennt von ihnen allein aus dem Gypse des Montmartre 7 — 8
Arten, von denen man öfters fast vollständige Sklelette darin auf-
fand. Noch in wenigen Arten nur sind sie in den mittleren Schich-
ten dieser Epoche, wie bei Georgensgmünd , Issel und Argenton
zu finden; in jüngeren tertiären Bildungen scheinen sie fast gänz-
lich zu fehlen.
F. magnum Cuv. — Br. Leth. p. 1206. tb. 44. f. 3. Von
der Gröfse eines Pferdes, aus dem Gypse des Montmartre.
46 SÄÜGETHIERE.
F. medium Cuv. — Taf. IV. Fig. 7, Backzahn. Fig. 8, Eckzahn,
nach Jäger, f. Säug. Würt. tb. 7. f. 21 und tb. 8. f. 17. — Br. Leth.
p. 1207. tb. 46. f. 9.
Von der Gröfse eines Schweines, mit schlanken, ziemlich langen
Beinen, sehr kurzen Nasenbeinen und verhältnifsmäfsig grofsen und dicken
Eckzähnen.
Im Gypse des Montmartre, in der Molasse zu Bonsac im Gironde-
Dep. und in den Bohnerzgruben von Würtemberg ziemlich häufig.
P. minimum Cuv., von Montmartre, scheint nur die Gröfse eines
Hasen erreicht zu haben.
i 19. G. Anchitherium H. v. M.
Zu dieser neuen Gattung erhebt v. M. das Palaeoth. Aure-
Uanense Cuv., welches aus den mittleren tertiären Schichten von
Montabusard, Orleans, Montpellier und Georgensgmünd bekannt ist.
(H. V. M. in Leonh. Br. J. 1844. p. 298.)
t 20. G. Chalicotherium Kaup (/«Af?, Kies; &rjQiovj
wildes Thier).
Nach einigen Zähnen von Eppelsheim aufgestellt, welche eine
Uebergangsstufe vom Lophiodon zu dem Tapire vermuthen lassen.
t 21 G. Anoplotherium Cuv. {uvonXog, wehrlos; d^riQLOv,
wildes Thier).
f Vdz., X Eckz. und y Bckz. stehen in einer ununterbroche-
nen Reihe, ein Charakter, welchen man nur bei dem Menschen
und den Affen zu erblicken gewöhnt ist. Die vorderen Bckz.
sind zusammengedrückt, die hinteren des Oberkiefers sind vier-
eckig, die des Unterkiefers mit 2 sichelförmigen Falten versehen.
Ihre Beine sind schlank, die Füfse haben 2 entwickelte Zehen,
denen sich bei einigen Arten noch eine verkrümmte Zehe beigesellt.
Die Thiere dieser Gattung lebten nur an dem Anfange der
tertiären Epoche.
a. Die eigentlichen Anoplotherium -Arten waren stark und
plump gebaut und hatten einen langen, dicken Schwanz. Zu ih-
nen gehört:
A. commune Cuv. — Taf. IV. Fig. 6. nach Kaup. — Br. Leth.
p. 1200. tb. 44. f. 2. tb. 47. f. 4. — Fielet, tb. 12.
Von der Gröfse eines Esels, mit einem dicken Schwänze von
der Länge des ganzen Körpers.
Zu Paris, auf der Insel Wighl und in den Bohnerzgruben der Alb.
DICKHÄUTER.
47
6. Xiphodon Cuv. ('^ifog, Schwert; oJwi-, Zahn). Schlanke
Arten mit kurzem ynd dünnem Schwänze. (Br. Leth. tb. 47. f. 5.
— Pictet, Pal. tb. 13.)
A, gracile Cü\.^ fast von dem Ansehen einer Gazelle.
Zu Paris und in den Bohnerzgruben der Alb.
c. Dichobune Cuv. Kleine Arten, von der Gröfse der
Hasen oder Kaninchen.
Drei Arten im Gypse des Montmartre.
t 22. G. Microtherium H. v. M. Oplotherium de Layser u.
Parieu {onlov , Waffe; d^r^Qiov, wildes Thier).
Den Dichobimen ähnlich, doch mit hervortretenden und ge-
krümmten Eckzähnen. Zähne und selbst das Skelett bieten, nach
H. V. Meyer, einige Aehnlichkcit mit den Wiederkäuern , Fleisch-
fressern und selbst Nagern dar. (L. Br. Jahrb. 1841. p. 461 u.
1842. p. 487.)
In tertiären Schichten zu Weisenau und Hochheim in dem
Mainzer Becken, in der Molasse der Schweiz und im Dep. de
l'Allier.
t 23. G. Adapis Cuv.
Obere Vdz. wie in Anoplotherium , Eckz. wie in Oplotherium,
Bckz. theilweise mit Querhügeln, einen Uebergang vom Anoplo-
therium zum Tapire andeutend.
Eine Art im Montmartre.
t 24. G. Cainolherium Bravard {'/Mtvog, ungewöhnlich;
O-r/^iov^ wildes Thier),
aus tertiären Schichten der Auvergne, und
t 25. G. Choerotherium Cautley et Falconer (/oiQog,
Ferkel; &i]Qiov, wildes Thier),
aus Schichten am Himalaya, sind noch sehr wenig gekannt,
t 26. G. Macrauchenia Owen (f^axQog, grofs; auchenia).
soll einen Uebergang von den Palaeotherien zu dem Kameele bil-
den, indefs ist der Kopf der einzigen, im Sande von Patagonien
gefundenen Art noch nicht gekannt. (Pictet, p. 280.)
t 27. G. Toxodon Owen (ro^'or, Bogen; odcjv^ Zahn).
Ein Schädel des T. platensis Ow., welcher in einem tertiären
Thone an dem Ufer des Sarandis, eines kleinen Nebenflusses des
48
SÄUGETHIERE.
Rio Negro, 120 engl. Meilen NW. von Monte -Video gefunden
wurde, ist das Einzige, was man von dieser merkwürdigen Gatt-
ung mit Sicherheit kennt. (Pictet, Pal. p. 282. tb. 14.)
Durch ihren besonders am Hinterhaupte niedergedrückten Schä-
del mit einem kleinen Gehirne und nach oben weit offener Nase
den Cetaceen verwandt, von welchen sie sich durch die Gröfse
der Stirnhöhlen und ihre Schneidezähne entfernt, durch ihre
schwerfällige Form einem gigantischen Edentaten sich nähernd,
jedoch durch das Vorhandensein von f Schneidezähnen, denen der
Nagethiere ähnlich, davon unterschieden, und durch y Bckz., de-
ren Email einen unregelmäfsig zusammengedrückten Cylinder bildet,
gleichfalls den Nagethieren nahe stehend, verbindet diese Gattung
zugleich mehrere Ordnungen der Säugethiere mit einander.
3. Farn. £mliufer.
Mit der einzigen noch lebenden Gattung Pferd, deren Füfse
nur mit einem einfachen Mittelfufsknochen und mit einem einzigen
starken, grofshufigen Zehen enden.
28. G. Equus L. Pferd.
Vdz. f; Eckz. klein; Bckz. f.
Während der letzteren Zeit der tertiären Epoche und in der
ganzen Diluvialzeit war Europa schon von Pferden bewohnt, welche
den lebenden Arten sehr glichen. Pictet macht darauf aufmerk-
sam, wie auch in Amerika, welches bekanntlich seine Pferde erst
der Einführung durch die Spanier zu danken hat, lange vorher
schon, während der Diluvialepoche, Pferde gelebt hatten.
E, f ossilis. — E, adamiticus Schi. Es war dem lebenden
Pferde höchst ähnlich und hatte etwa die Gröfse des Zebras. Von
seinen Ueberresten ist das Diluvium (Sand und Lehm) von Europa und
Asien, wo es gröfstentheila mit dem Nashorn und Mammuth zusammen-
lebte, oft ganz erfüllt ■••). Auch in den Knochenhöhlen von Frankreich,
in der südeuropäischen Knochenbreccie und in den Torfmooren sind
sie nicht selten, und E. simhnsis vertritt diese Art in tertiären Schich-
ten am Himalaya.
*) Von Berlin aus wird unter dem 2. Mai 1843 (Leipz. Ztg. 1843. No.
105.) berichtet, dafs sich bei den Füfsen eines, bei den Erdarbeiten der
Bonn-Cölner Eisenbahn im Sande bei Roisdorf gefundenen präadamitischen
Pferdes, Beweise für eine Knochenkrankheit dieses Thieres herausgestellt
hätten.
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER.
49
E. a s in US fossilis, der fossile Esel soll in Knochenhöhlen von
Frankreich und Belgien vorgekommen sein.
t 29. G. Hi'ppotherium Kaup (^Imrog^ Pferd; d-r^qlov).
Bei aller Aehnlichkeit mit den Pferden unterscheiden sich
die Hippotherien durch ihre Backenzähne, deren Schmelzschicht
viel zahlreichere, zickzackartige Fallen bildet, als es bei Pferden
und Eseln der Fall ist. Während bei den letzteren nur die Ru-
dimente von zwei kleinen Zehen an dem Hufe erkennbar sind,
so zeigt sich bei der fossilen Gattung selbst noch eine vierte.
Man kennt deren zwei Arten:
H. gracile Kaup. — Equus mulus primigemus^ H. v. Mey., Pal.
p. 79, welches dem Maullhiere an Gröfse glich, und
H. nanum Kaup. — E, asinus primigenius H. v. M., welches
etwas kleiner als der Esel war, beide aus tertiärem Sande von Eppelsheim.
8. Ordn. Muminantia. Wieflerkäiier oder
Zweihufer.
Eine scharf begränzte Ordnung von Säugethieren mit 4 Magen
und zweihufigen Füfsen, an welchen letzteren gewöhnlich noch 2
verkümmerte Zehen, sogenannte Aflerklauen, vorhanden sind. Bei
den meisten fehlen die Vdz. im Oberkiefer, so wie auch die
Eckzähne, und es gilt für die Wiederkäuer die Formel: Vdz. y
(I); Eckz. 8 (1); Bckz. f (f) (f). Die letzteren sind theils aus
2 halbmondförmigen Schmelzröhren gebildet, wie an den 3 hin-
teren, oder nur aus einer, wie an den vorderen Zähnen, welche
Böhren durch eine gemeinschaftliche Schmelzschicht eingefafst wer-
den. Tiefe Rinnen finden sich auf beiden äufseren Seiten.
Die fossilen Formen aus dieser Ordnung schliefsen sich en^
an die noch lebenden an, und es giebt unter ihnen nur wenige
Gattungen, welche nicht auch noch jetzt existiren. Sie beginnen
erst in den mittleren tertiären Bildungen und nehmen in den dar-
überliegenden jüngeren Schichten an Häufigkeit zu.
a. Üngehörnte Wiederkäuer.
1. G. Camelus L. Kameel. Chameau.
Vdz. f ; Eckz. Bckz. J. Zwei Arten kennnt män bis jetzt
nur aus den jüngeren tertiären Gebilden der Siwalik- Berge am
Fufse des Himalaya, von denen C. Sivalensis Caut. et Falc. dem
Dromedare sich nähert.
Geiiiitz, Versteineningskunile. 4
■50 SAÜGETIIIERB.
t 2. G. Merycotherium Bojaniis.
Einige Backenzähne, von mehr trapezoidischer Form , ähneln
übrigens sehr denen der vorigen Gattung.
M. Sibiricum Boj., ist die einzige Art.
3. G. Auchenia III. Lama.
; Bckz. die übrigen Zähne wie bei Camelus. Lund wies
ihre Existenz in Brasiliens Höhlen nach.
Die nächstfolgenden drei Gattungen schliefsen sich eng an
die Hirsche an, doch mögen sie hier ihren Platz finden, da ihnen
Geweihe oder Hörner fehlen.
4 G. Moschus L. Moschusthier. Chevrotain.
Vdz. §; Eckz. des Oberkiefers lang hervorragend; Bck. J.
Man kennt hiervon nur wenige fossile Arten:
M. antiquus Kaup, aus dem Sande von Eppelsheim, und M.
Beng alensis Pentland, aus Bengalen. H. v. Meyer nennt als andere
Fundorte noch die rauhe Alb und die Insel Wight, und neuerdings wurde
eine sehr kleine Art in den Braunkohlengruben zu Rott, östlich am
Siebengebirge entdeckt. (Leipz. Zeit. 1844. No. 188.)
t 5. G. Dorcatherium Kaup.
Hirschartige Thiere mit y Bckz. und langen Eckzähnen im
Oberkiefer.
Z>. Aurelianense (Cerms Aurelianensis v. Mey.) glich
dem Bebe.
Aus dem Süfswasserkalke von Montabusard.
t 6. G. Falaeomeryx H. v. M.
Von den Hirschen durch Mangel eines Geweihes, durch her-
vortretende Eckzähne und durch die etwas abweichende Art der
Faltung im Schmelze der Backenzähne verschieden. (Br. Leth. p.
1186.)
H. V. M. führt drei Arten dieser Gattung aus tertiären Schich-
ten des Mainzer Beckens von Weisenau an. (J. 1843. p. 387.)
t 7. G. Vremotherium GeofFr.
Aus tertiären Bildungen der Auvergne, ist noch wenig ge-
kannt.
WIEDERKAÜER oder ZWEIHUFER.
öl
b. Gehörnte Wiederkäuer.
8. G. Cervus L. Hirsch. Reh. Cerf.
Die Hirsche unterscheiden sich von anderen Wiederkäuern
durch ihre soliden, meistens ästigen Geweihe, welche sie jährlich
abwerfen, durch 2 Vdz., § oder o Eckz. und f Bckz., welche
letztere an der mittleren Vertiefung der äufseren Fläche einen
kurzen und spitzen Anhängsel haben.
Die ältesten Hirsche, welche man kennt, sind die aus den
mittleren tertiären Schichten Frankreichs, besonders bei Auch. Aus
einer der hier vorkommenden Arten schuf Lartet seine Untergatt-
ung Dicroceras. Die oberen tertiären Bildungen aber und das
Diluvium von Deutschland und Frankreich besonders zeigen, dafs
in vormaligen Zeiten die Arten dieser Gattung ebenso mannich-
faltig waren, als sie es noch in der jetzigen Weltepoche sind,
C. meg aceros Hart; C. eury cerus (Aldr.) fossilis; C. gi^
ganteus Bl. ; Riesenhirsch; Irisches Elenn; Fossil Elk. — Taf. HI. Fig.
1. — Annales d. sciences natur. Aoüt 1826. PL 39 (vorzügliche Ab-
bildung). — Br. Leih. p. 1181. tb. 44. f. 5.
Der Riesenhirsch oder vielmehr das Riesenelenn war nicht gröfser
als das gemeine Rennthier, schlors sich durch sein flaches, schaufel-
artiges und an dem Rande zackiges Geweih mehr an das Elenn an,
von welchem es sich aber durch seine Gröfse und durch eine geringere
Anzahl von Zacken unterscheidet, deren nicht über 10 (bei dem Elenn
bis 15) vorhanden, und welche immer auf beide Ränder vertheilt zu
sein scheinen.
Eine Stange dieser Geweihe erreichte nicht selten die Länge von
6', und man kennt Geweihe, deren entfernteste Enden beider Stangen
12 — 13' von einander abstehen. War das Thier in den damaligen Ur-
wäldern zu leben bestimmt, so läfst sich diefs wohl nur mit der An-
nahme vereinigen, dafs die gröfsere und üppigere Entwickelung der
einzelnen Bäume auch eine gröfsere Entfernung derselben von einan-
der zur Folge hatte, jedenfalls aber bewohnte das Thier die Torf-
moore und Brüche, denn fast in allen Ländern Europas, am häufig-
sten aber in Irland, hat man sie nur in Süfswassergebilden, besonders
im KalktufTe, in Knochenhöhlen und im Torfe gefunden. Auch glaubte
man, sogar noch Beweise für ihr Leben in geschichtlichen Zeiten zu
haben, und Goldfufs erkennt in dem „grimmen Scheidt''' der Nibelungen
den Riesenhirsch wieder.
C. Guettardi Raup; C. Tarandm priscus. — Taf. HI. Fig. 2.
a. b. c. d. e. Altersfolgen der Stangen.
4'^
52
SÄÜGETIIIERE.
Er war dem lebenden Rennlliiere höchst ähnlich. Schottin fand
Geweihe von ihm in dem Diluvium von Köstritz, v, Gutbier bei Oelsnitz
und Schmerling^ in Belgien.
C. priscus Kaup in Leonh. Br. Jahrb. 1839. p. 297. tb. 3.
%. 2. — Hiernach: Taf. III. Fig. 3.
Diese Art war unserem Edelhirsche sehr ähnlich, doch zeigt ihr
Geweih unter der Krone 4 Sprossen, der Edelhirsch nur 3; beide
Stangen stehen selbst viel weiter noch als bei dem Damhirsche aus-
einander; endlich ist das ganze Geweih bis zu der letzten Sprosse
von oben nach unten zusammengedrückt und sein unteres Dritttheil
ist auf der oberen Fläche flach, auf der unteren gerundet und vorn
etwas schmäler als hinten.
Aus dem Diluvium (Lös) bei Bensheim.
Kaup vermuthet, dafs der gröfste Theil der aus dem Diluvium
und den Knochenhöhlen Deutschlands stammenden Edelhirsch -Geweihe
zu dieser oder zu der folgenden Art gehören möchten.
C. primigenius Kaup in Leonh. Br. Jahrb. 1839. p, 168. tb. 2.
Nach Kaup ist sein auffallendstes Unterscheidungszeichen vom Edel-
hirsche, dafs das Geweih unter der Krone bis zur dritten Sprosse stark
zusammengedrückt ist. Auch ist die dritte Sprosse um höher ge-
stellt, als es bei dem Edelhirsche der Fall ist. Mit Mammuth und
Rhinoceros tichorhinus zusammen im Diluvium bei Eberstadt, und mit
Ursus spelaeus bei Fürth im Odenwalde.
Die zahllosen anderen Arten fossiler Hirsche, welche zum Theil
noch einer Revision bedürfen, zu nennen, würde dem Zwecke dieses
Grundrisses nicht entsprechen.
Auch aus den tertiären Schichten am Himalaya, von den Ufern
des Irawadi im Reiche der Birmanen, in Nord- und Südamerika
hat man fossile Arten dieser Gattung entdeckt. (Pictet, p. 305.)
9. G. Camelopardalis L. Giraffe.
Diefs Geschlecht, jetzt nur noch in Afrika repräsentirt, war
in früheren Zeiten auch in Frankreich zu finden, wo man in der
Nähe von Issoudun einen Unterkiefer "0 fand.
Falconer entdeckte ferner 2 Arten Giraffen in den oft genann-
ten Schichten der Siwalik -Berge am Himalaya '"•''') mit Anoplotherium
Sivaleme Falc. und Camelus Sioalensis Falc. zusammen.
*) Duvernoy, Compt. rend., 29. Mai 1843.
♦♦) PhiL Mag. Fol. 25. No. 165. 1844. p. 212.
WIEDBRKAÜKR OUBR ZWElilUPER.
^3
t 10. G. Sivatherium Cautl. u. Falc. (ßiwalik. &t;^wv,
wildes Thier).
Der Kopf dieses Thieres, den man nur kennt, ist höchst
eigenthümlich. An Gröfse dem eines Elephanten gleich, mit sehr
entwickeltem Hinterkopfe, kurzer Gesichtsfläche und sehr stark ge-
neigter Stirn, mit Nasenknochen, welche sich eigentlich zu einer
spitzen Wölbung über den äufseren Nasenlöchern erheben, mit
Hörnern, welche über den Augenbrauen entspringen, gewinnt das-
selbe ein sehr ungewohntes Ansehen. Die Bildung der 6 oberen
Backenzähne stellt das Thier zu den Wiederkäuern, wiewohl es
auch einige Aehnlichkeit mit Pachydermen hatte. Es wurde die-
ser Kopf am Himalaya gefunden. (Pict. p. 294. tb. 15. f. 5.)
11. G. Antilope Pallas. Antilope, Gazelle, Gemse u. s. w.
Thiere dieser Gattung zeichnen sich bekanntlich durch hohle,
gerade oder gebogene, drehrunde oder geringelte Hörner aus,
welche sie nicht abwerfen können. Ihre Backenzähne, welche in
der mittleren Furche der äufseren Fläche weder eine Leiste, noch
ein Anhängsel haben, haben grofse Aehnlichkeit mit denen der
Schafe und Ziegen.
Wir sehen diese Gattung in der Vorwelt nur sehr schwach
vertreten.
Fundorte, wie die Umgebungen von Montpellier, Meliere -Berg,
Sansans und die Siwalik-Berge, von welchen man Reste dieser Gattung
citirt, gehören der mittleren und oberen Terliärformation an; ebenso
kennt man auch Ueberbleibsel aus dem Diluvium und den Knochenhöh-
len von Südfrankreich, Belgien, England und Brasilien.
t 12. G. Leptotherium Lund (XenTog, dünn; &7](){ov, wildes
Thier),
mit zwei Arten aus den Höhlen Brasiliens, schliefst sich hier an.
13. G. Ovis L. Schaf, Mouton, und
14. G. Capra L. Ziege, Chdvre^
sind hier und da in Knochenhöhlen und in der Knochenbreccie auf-
gefunden worden , jedoch ist die Bestimmung ihrer Reste wegen
der grofsen Aehnlichkeit beider Gattungen sehr schwierig, sobald
nicht Schädel oder Hörner von ihnen vorhanden sind.
Capra Rozeti macht Pomel aus tertiären Schichten des Puy-
de-D6me bekannt. (Compt. rend. 1844. 19. p. 225.)
54
sXüGETHIERE.
15. G. Bos L. Rind, Ochs, Stier, Kuh. Boeuf.
Die Hörner dieser grofskopHgen Wiederkäuer sind ebenfalls
hohl und sitzen auf knochigen, seitwärts gerichteten Kernen. Ihre
Backenzähne zeichnen sich durch kleine Leisten aus, welche sich
längs der Vertiefung zwischen den beiden Haupttheilen des Zahnes
erheben.
Sie erschienen in Europa zuerst an dem Ende der Tertiär-
zeit, und man findet sowohl in den da entstandenen als in den
späteren Schichten von ihnen zahlreiche Ueberbleibsel.
Keine Thiergattung zeigt besser als die der Ochsen, wie
in historischen Zeiten manche Art durch Verfolgung des Men-
schen auf einen immer kleineren Raum zurückgedrängt wird
und endlich gänzlich erlischt. So war der europäische Auerochs
noch vor 2000 Jahren in allen gröfseren Waldungen Europas zu
Hause, gegenwärtig hat er sich in geringer Anzahl in einen Win-
kel Litthauens und in einige Thäler des Kaukasus geflüchtet, und
nur der Schutz des Gesetzes hat seine gänzliche Ausrottung noch
verhindert
Auch die wilde Stamm-Race unseres Hausochsen scheint von
der Erde jetzt gänzlich verschwunden zu . sein ■• '' ).
Dürfte man der Sage trauen, so^ hätte in der historischen
Zeit in Europa aufser diesen beiden Arten noch eine dritte wilde
Ochsenart gelebt, der Bison der Alten, und Herbenstein drückt
die angeblich frühere Verwechselung beider Arten in folgenden
Worten aus:
^^Bison sum^ Polonis Zuhr^ Germanis Bisont^ ignari Uri
nomen dederunt.
ürus sum, Polonis Tur, Germanis Äuerox, ignari Bison-
tis nomen dederunt''^
Mit grofser Gelehrsamkeit sucht indefs Pusch in Polens Pa-
laeontologie die Identität des europäischen Bison mit dem Auer-
ochsen zu beweisen.
Bei der Unsicherheit, die selbst bei der Unterscheidung ei-
niger lebenden Ochsenarten noch herrscht, ist es wohl nicht zu
verwundern, dafs zum Theil eine noch gröfsere unter den aus-
gestorbenen Arten lange Zeit obwalteLe. Cuvier und Bojanus wie-
♦) Pusch, Polens Paläontologie, Stuttgart. 1837. p. 196.
**) In keinem Falle kann man den Auerochsen als Stammrace des Haus-
ochsen betrachten, wie diefs von Pusch gründlich gezeigt worden ist.
***) Rcrum Moscovitiearum comment. Sigism, lib. bar. de Herbenstein.
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. FISCIISXUGETHIERE.
55
sen von letzteren zuerst drei verschiedene Species nach, welche
ich nach den von Pusch ausgesprochenen Ansichten hier anführe:
B. priscus Bojanus. liiesenbüffel. (B. Caesarts v. Seh!.; B.
urus priscus Cuv. ; B. latifrons Harl. u. Fischer ; B. Pallasii Bär ;
B. colossus; Bison fossilis. — Fusch, Pol. Pal. tb. 15. f. 2 )
Diese Art, welche sich am mehrsten den Bisons, sowohl dem
amerikanischen Bison, als dem litthauischen Auerochsen nähert, ist die
häufigste unter allen fossilen Ochsenarten, und man findet ihre Schädel
und Hörner in denselben Diluvialschichten, in welchen die Knochen
der Mammuthe, Mastodon- und Rhinoceros-Arten vorkommen. Vorzüg-
lich zeichnen sich die Hornkerne dieser Ochsen durch ihre beträcht-
liche Länge und die viel bedeutendere horizontale Entfernung der bei-
den Enden von einander aus.
B. primigenius Cuv. und Bojanus. B. taurus priscus vel fos-
silis Cuv. früher; B. urus priscus Schloth. — Pusch, P. P. Tab. 14.
f. 6. a. b.
Er ähnelte mehr unserem zahmen Rinde, ist aber von ihm docii
speciell verschieden. Nach Pusch stehen die Hörner an den Enden
der zu beiden Seiten nur sehr wenig eingebogenen Scheitelkante zwi-
schen Hinterhaupt und Stirn mit ihr in einer Richtung; die Stirn ist
viereckig platt, fast so hoch als breit und nach der Stirnnath merk-
lich concav eingedrückt; die Ebene des Hinterhauptes macht mit der
Stirn einen Winkel von 55 Grad, und die Fläche des Hinterhauptes
ist ebenfalls viereckig.
Im Diluvium, am gewöhnlichsten aber in Torfmooren und ande-
ren oberflächlichen Alluvionen.
B. Pallasii Dekay. B. moschatus fossilis?; B. canaliculatus
Fischer, Oryct. du Gouv, de Moscou. tb. 3. b.
Die in Sibirien und bei Neu-Madrid in Nordamerika aufgefunde-
nen Theile zeigen einen dem im Norden Amerikas lebenden Bisamstier,
B. moschatus, sehr ähnlichen, wenn nicht vielleicht ganz gleichen Ochsen an.
B. trochocerus H. v. M. gehört dem Diluvium Ober- Italiens an.
Auch in Amerika (Kentucky), in Asien (an den Siwalik- Bergen
und am Irawadi) und in Afrika sind Reste fossiler Ochsen entdeckt
worden.
9. Ordn. Cetacea. Fiischisäiig^etliiere.
An ihren fischähnlichen Körpern sind die Vorderfnfs© in Flos-
sen und die Hinterfüfse in eine horizontale Schwanzflosse umge-
wandelt. Durch ihr Gebifs nähern sich einige den Pachydermen
56
SAUGETIIIERE.
Die fossilen Reste dieser Tliiere sind im Ganzen nicht häufig
und noch wenig gekannt, blieben indessen schon den älteren ter-
tiären Schichten nicht ganz fremd.
Die Angaben über fossile Arten der Gattungen
1. G. Manatus Cuv. Lamantin, und
2. G. Halicore III. Dujong^
beziehen sich, wie es scheint, auf die neue, zwischen beiden
stehende
t 3. G. üalianassa H. v. Meyer. {Balitlierium Kaup,
Cheirotherium Bruno),
von welcher Gattung fossile Reste in der Molasse zu Baldringen
in Oberschwaben mit denen von Metaxytherium zusammen aufge-
funden worden sind. (Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 101.)
t 4. G. Metaxytherium Christol. (fniaiv^ dazwischen;
d^TfQLOVf wildes Thier),
welche die Backenzähne des Lamantins und das Skelett der Dujongs
besafs. (Leonh. Br. J. 1841. p. 862. u. 1842. p. 622.)
Die Backenzähne hatten mit denen von Hippopotamus grofse
Aehnlichkeit, und Cuvier gründete daher auch auf solche Zähne
seine Arten Hippopotamus medius und E. duhius^ welche indefs
nun mit der neuen Gattung vereint worden sind. Auch die Rippe
und der Wirbel, welche Cuvier einem Lamantin und dann einem
Wallrosse zuschrieb, gehören aufser anderen Resten zu dieser Gatt-
ung, von M^elcher 1840 in einem festen Kalksteine bei Beaucaire
ein vollständiges Gerippe entdeckt wurde.
Die mittleren und oberen Tertiärbildungen von Frankreich,
besonders die oberen von Montpellier, schlössen Ueberbleibsel von
Metaxytherium^ welches nach Pictet wahrscheinlich zu den Pflan-
zenfressern gehörte, ein.
t 5. G. Zeuglodon Owen. Zygodon Owen. Jochzahn. Basi-
losaurus Harlan (Cavyh]^ Joch; 6dm', Zahn).
Die Backenzähne dieser Gattung sind in der Mitte einge-
schnürt, so dafs sie aus zwei, durch ein schwaches Stielchen ver-
einigten Theilen bestehen. Ihr Unterkiefer ist innen ausgehöhlt,
wie bei den Cachelots, und ihre kurzen und niedergedrückten Glie-
der verweisen sie in die Ordnung der Cetaceen.
Z. ce toi des Owen, wurde durch Harlan in tertiären Schich-
ten von Louisiana und Alabama in den vereinigten StiJaten entdeckt, und
, FISCHSAÜGBTHIERE. 67
in dem letzleren Staate fand Buckley einige Jahre später ein ganzes
Skelett dieser Art von 70 Fufs Länge ■• )•
6. G. Delphinus L. Delphin.
Ihre NasenölFnung ist in ein Sprrtzloch verwandelt, um das
mit ihrer Nahrung eingeschluckte Wasser wieder auszuspritzen.
In beiden Kiefern stehen 9 — 50 kleine, gleich grofse kegel-
förmige Zähne.
Auch in tertiären Meeren lebten Delphine, und in den Schich-
ten von Dax, Angers, an den Apenninen und zu Calvert in Ma-
ryland hat man mehrere fossile Arten von ihnen schon aufgefunden.
t 7. G. Arionius H. v. Mey.
Dieses den Delphinen verwandte Meer- Säugethier wird von
H. V. Meyer ■"""') so charakterisirt:
„Kopf dem Typus der delphinartigen Thiere ähnlich , die
Hinterhauptsfläche nach oben concav; Stirnflache platt, horizon-
tal und von namhafter Breite; unmerklicher Uebergang vom Schä-
del zur Schnauze; der Zwischejikiefer in der Gegend des Sprilz-
Apparates erhaben; weit klaffender Xasencanal lings der Schnauze;
langschnauzig ; geringe Unsymmetrie in der Gegend des Spritz-
Apparates; die Symphysis des Unterkiefers nicht unter i von der
Totallänge des Schädels; der Rachen mit vielen Zähnen bewaff-
net, welche im Oberkiefer nicht früher ausfallen; die Zähne von
pyramidaler Bildung, die Krone derselben nach oben flacher wer-
dend, vorn und hinten mit einer scharfen Kante versehen, sonst
leicht gestreift, die Kanten und Streifen nicht ausschliefslich der
Schmelzbekleidung eigen. Das vollständige Thier wird nicht unter
12' Länge gemessen haben.''
A» servatus^ die einzige Art, aus der Molasse Baldringens im
würterabergischen Oberschwaben.
8. G. Monodon L. Narwall.
Mit 2 horizontalen, sehr langen und schraubenförmig gewun-
denen Eckzähnen im Oberkiefer, von denen der rechte meistens
verkümmert ist.
Ihr Vorkommen im fossilen Zustande ist zweifelhaft,
t 9. G. Ziphius Cuv.
Nach Cuvier eine den Delphinen verwandte, jetzt ausgestor-
bene Gattung mit drei Arten, von welchen zwei aus tertiären
*) Edinb. new. philos. Journ. 18^3. p. 77.
*♦) Leonh. Br. Jahrb. 1841. p. 330.
58
SÄÜGBTHIERE. VÖGEL.
Schichten der Provence und von Angers stammen. Nach de Blainville
hat diese Gattung aber ihren lebenden Repräsentanten in Delphi-
nus micropterus Cuv.
10. G. Physet&r L. Pottwall. Cachelot.
Nach Marcel de Serres gehören einige Knochen aus den obe-
ren tertiären Gebilden von Montpellier, und nach Owen und Char-
lesworth einige aus dem Crag von Felixstow dieser Gattung an.
(Pictet,p. 320.)
t 11. G. Cetotherium Brandt.
, Mit diesem Namen belegte Brandt Cetaceen-Reste von Anapa,
welche sehr an Balaenoptera erinnern.
12. G. Balaena L. Wallfisch.
Auch die gigantischen Bewohner unserer Meere fehlten nicht
ganz in der früheren Schöpfung.
B. C ortest Destnoulins, etwa von 12' Länge, wird aus jungen
tertiären oder noch jüngeren Schichten Italiens und
B. Cuvieri Desm., ungefähr von 21' Länge, aus ähnlichen
Schichten der Lombardei angeführt.
Unbestimmte Reste yon Wallfischen werden aus der Dauphine,
von Montpellier, aus Schottland, England und anderen Orten citirt.
IL Klasse. Aves. Vögel.
Rückgraththiere mit rothem, warmem Blute, welche Eier legen
und mit Federn bedeckt sind.
Die in Flügel umgebildeten Vorderglieder, die schiiTarlige
Gestalt ihres Rumpfes ''), in dessen Innerem grofse Luftzellen vor-
handen sind, und die markleeren, hohlen Knochen der meisten
Vögel zeigen unverkennbar, dafs die Vögel ihrer ganzen Organi-
sation nach zu dem Athmen in der Luft und vorzugsweise zu dem
Fliegen bestimmt sind.
Die Zahl ihrer Halswirbel variirt von 9 bis zu 28. Ober-
und Unterkiefer, welche sich zu einem Schnabel verlängern, sind
beide beweglich und zahnlos Anstatt des Fufswurzel- und
Mittelfufsknochens besitzen sie nur einen Knochen, den Lauf, an
welchem die Zehen unmittelbar befestiget sind.
*) Nur bei einigen, nicht mit Flugfertigkeit begabten Vögehi ist das
Brustbein flach.
**) Der sogenannte Zahn auf dem Rande des Schnabels einiger Vögel
ist nur eine eckige Erhöhung desselben.
VOGELFAHRTEN IN ÄLTEREN GESTELNEN.
59
Bei der grofsen Einförmigkeit in dem Baue der Vögel bieten
die Füfse, Schnabel und Flügel die Hauptanhaltepuncte für ihre
Classification dar.
Während die Klasse der Vögel in der jetzigen Schöpfung
eine so bedeutende Rolle spielt "••), so scheint sie in früheren
Zeiten gerade am untergeordnetsten gewesen zu sein, und die Kennt-
nifs von fossilen Arten aus dieser Klasse ist leider noch sehr gering.
Das Vorkommen der Vögel und der Säugethiere setzt eine
Atmosphäre voraus, welche nicht zu reich an Wasserdämpfen und
an Kohlensäure i«t, und gerade diese Bedingung scheint in früheren
Epochen unseres Erdballs nicht so erfüllt gewesen zu sein, wie
jetzt. Bei ihrer flüchtigen Lebensweise konnten die Vögel sich wohl
auch eher den Finthen entziehen, in welchen andere Thicre das
Grab fanden, und bei der Leichtigkeit ihres Körpers, welcher selbst
nach dem Tode des Thieres noch einige Zeit auf der Oberfläche
der Gewässer umhergetrieben wurde, mufsten die meisten von ihnen
wohl die Beute marinischer Raubthicre werden.
1. Vogelfalirten in älteren Ges»teinen.
(Taf. V. Fig. 1, 2, 3.)
Der bunte (neu-rothe) Sandstein ist es gewöhnlich, in wel-
chem Fufseindrücke von Thieren und Abdrücke dieser Fährten *" )
aufgefunden werden. 1836 wies Ilitchcock in einigen Schichten
dieses Gesteines von Massachusetts und Connecticut zahlreiche Ein-
drücke nach, welche theilweise denen von Vogelfüfsen glichen,
theilweise aber auch von Reptilien herrühren mochten.
Hitchcock nennt die ersteren Ornithiclinitcn , von oQvig, Vo-
gel und l/vtov, Fährte, und unterscheidet von ihnen mehrere Arten.
Ornithichnites Hitchc. (L. Br. J. 1836. p. 467. tb. 5.)
0. giganteus II. — Buckl. Min. and Geol. PL 26 b. ßg. 1.
Die Fährten zeigen einen dreizchigen Fufs an und sind ganz ähn-
lich denen von 0. tuberosus. Die Zehen bleiben ziemlich gleich dick
und enden in eine gerade dünne Klaue. Die Länge eines Fulses ohne
Klauen beträgt 15" engl., die mit Klauen 16^ — 17"; die Dicke einer
Zehe 1$", die Breite derselben 2". Innere Zehe mit 2, milllcrc mit
3 Gliedern. Die Schrittweite war 4' — 6'.
*) Nach Leunis (Synopsis der drei Naturreiche, 1844) beträgt die An-
zahl der bekannten Arten über 6000.
**) Vergl. Fährten von Sauriern im bunten Sandsteine.
60 VOGEL.
0. tuberosus H. — Taf. V. Fig. 2.
Nur halb so grofs als die vorigen Fährten und mit relativ länge-
ren Klauen. Schrittweite 24" — 33''.
0. ingens H. Mit drei schmalen, lang zugespitzten Zehen.
Länge des Fufses 15" — 16". Ein 8" — 9" langer Anhang hinter der
Ferse rührt vermuthlich von Federn her, weiche über der Ferse stan-
den und sich im Schlamme mit abgedrückt haben. Schrittweite 6'.
Hiervon findet sich auch eine kleinere Varietät.
O, diver sus H. — Taf. V. Fig. 1.
2" — 6" lange Fährten mit drei langen, schmalen Zehen und einem
Federbüschel hinter der Ferse. Schrittweite 8" — 2l". Sie kommen
am häufigsten vor und gehören vielleicht nur jüngeren Individuen der
vorigen Art an.
0, tetradactylus H. Drei Zehen stehen nach vorn, eine vierte,
welche nicht mit der Ferse zusammenhängt, ist fast unter einem rech-
ten Winkel nach innen und hinten gekehrt. Länge 2|f" — 32". Schritt-
weite 10" — 12".
0. palmatus H. — Taf. V. Fig. 3.
Mit vier nach vorn gerichteten freien Zehen und breiter Ferse.
Die beiden äufseren Zehen sind die kürzesten, und die beiden inneren
sind von einander am meisten getrennt. Länge 2^" — 3". Schritt-
weite 8".
Solch eine Stellung der Zehen kommt bei keinem lebenden Vogel
vor, und es scheint, als ob diese Fährten eher den Reptilien zuzu-
rechnen seien.
0. minimus H. Hat nur 3 kurze, breite Vorderzehen. Länge
i" — 1^". Schrittweite Z" — b".
Auch diese Fährten dürften eher von Reptilien als von Vögeln
abstammen.
Die meisten dieser Fährten, wenigstens 0. ingens und 0.
diversus, scheinen von Sumpfvögeln herzurühren, wiewohl die er-
sleren und 0. giganteus sich ihrer Gröfse halber mit keiner der
lebenden Arten passend vergleichen lassen. Selbst die Fufslänge
des Straufses, des gröfsten aller lebenden Vögel, beträgt bei einem
8' hohen Individuum nur 10". Indessen stimmen auch alle neue-
ren Beobachtungen dahin überein, dafs diese Fährten von Zwei-
füfsern entstanden sind " ).
♦) In einem Briefe an Mantell sagt Deane: „Die Fährten sind unab-
änderlich die eines Zweifüfsers und auf der oberen Seite der Schichten,
während die untere den Convex- Abdruck zeigt. Zuweilen kann man bis
VOGELKNOCHEN IN DER KREIDEFORMATION.
Der von Koch am Missisippi angeblich in silurischen Schich-
ten entdeckten Spuren von reiherartigen Vögeln geschah schon bei
menschlichen Fufseindriicken (p. 5.) Erwähnung.
9. Vog^elknochen in der Kreideformation.
Rechnet man das von Mantell in dem Haslingssande des Wal-
des von Tilgate aufgefundene und von Owen als der Tarso-Meta-
tarsal -Knochen eines dem Reiher ähnlichen Sumpfvogels bezeich-
nete Knochenfragment ab , so ist das Vorkommen von Vogelknochen
in Schichten der Kreideformation das älteste.
Escher von der Linth fand in dem zu ihr gehörigen Schiefer
von Glaris ein Skelett, welches H. v. Meyer für das eines Vogels
erkannte und als solches beschrieb "0- die Füfse dieses Vo-
gels nicht zum Waten eingerichtet waren, so gehörte er nicht
zu den Sumpfvxigeln , pafste hingegen am befsten in die Ordnung
der Sperlingsvögel und besafs ungefähr die Gröfse der Lerche.
Owen zeigte in drei Knochen, besonders in einem derselben
von 9" engl. Länge, aus der Kreide von Maidstone, welche er
durch Lord Enniskillen erhielt, die grofse Aehnlichkeit mit dem
Oberarmknochen des Albatros^ von welchem sich der fossile Kno-
chen durch drei schärfere Kanten unterscheidet
Gervais bezeichnet Vogelknochen mit dem Gattungsnamen
Osteornis (Knochenvogel) und nennt den von Mantell aufgefun-
denen 0. ardeaceus, den von Meyer bestimmten Vogel 0. sco-
lopacinus und den von Maidstone 0, diomedeus. (L. Br. J.
1844. p. 877.)
3, Vögel in tertiären nnd jüng^eren
l§chichten.
Schon Cuvier bewies, dafs der Gyps von Montmartre wenig-
stens 11 Arten Vögel einschliefse , unter welchen 3 Raubvögel
{Haliaetos, Buteo^ Strix)^ 1 Hühnervogel (Coturnix)^ 4 Sumpf-
vögel (Ibis^ Scolopax^ Pelidna und Numenius gypsorum) und 2
Schwimmvögel (Pelecanus) waren***), und noch 1842 zeigte GeofFroy-
St.-Hilaire in der Akademie zu Paris das fast vollständige Skelett
über 10 auf einander folgende Fährten eines Individuum zählen." (L. Br. J.
1844. p. 248 , 635.)
*) L. Br. J. 1839. p. 683.
**) L. Br. J. 1841. p. 856.
L. Br. J. 1844. p. 877.
62
VOGEL.
eines ganzen Vogels ans den Kalkbrüchen des Montmartre vor.
{Compl, rend. Tome 14. p. 219.)
Nach einigen Vogelknochen aus dem London- Thone schuf
Owen die neue Gattung Lithornis (Steinvogel) und nannte die
Art L. tmltnrinvs. König bezeichnete den Schädel eines Schwimm-
vogels aus dem London -Thone von Sheppey zu Ehren des ver-
dienten Buckland: Bucklandium.
Nach H. V. Meyer umschliefst das Tertiärgebilde von Wei-
senau Ueberreste von wenigstens einem Dutzend Vögeln verschie-
dener Art, welche sich auf zwei Raubvögel, auf sperlingsartige,
hiihnerartige, Sumpf- und Schwimmvögel vertheilen lassen '"')•
Im Süfswasserkalke des Cantal-Dep. glaubt Jourdan, Knochen
eines Cathartes entdeckt zu haben, an dem Moliere -Berge kom-
men, nachBourdet, Knochen von Hühnern vor, und Karg und Schinz
zeigen eine sehr grofse Schnepfe aus dem Schiefer von Oeningen
an. (Pictet, Pal. p. 347.)
Unbekannter sind die Nachrichten über die in jüngeren ter-
tiären Bildungen der Auvergne aufgefundenen Vogelreste, von denen
Gervais •'■ '■) indessen auch mehre Gattungen bezeichnet.
Aufserdem sind aus dem diluvialen Sande, aus den Knochen-
breccien und den meisten Höhlen Knochen aus allen Ordnungen
der Vögel bekannt geworden, welche jedoch entweder keine Be-
stimmung zulassen oder noch einer genaueren Untersuchrng be-
dürfen. Lund allein zeigt aus den Höhlen Brasiliens 33 fossile
Arten aus 26 Geschlechtern an, worunter 1 Raubvogel, 18 Sing-
vögel, 6 Kletter-, 4 Hühner- und 5 Sumpfvögel sind. Sie ge-
hören fast alle in die dort einheimischen und zum Theil Süd-
amerika eigenthümlichen Gattungen. Nur eine jener Arten ist von
jetzt lebenden Vögeln gänzlich verschieden und deutet auf eine
ausgestorbene Form aus der Familie der Hühnerstelzen (Alectori-
den). Sie hatte die Gröfse des amerikanischen Straufses ***).
Selbst Eier und Federn fossiler Vögel fand man in ter-
tiären und jüngeren Gesteinen noch eingeschlossen, erstere in dem
Süfswasserkalke der Auvergne und letztere in den Kalken des
Monte-Bolca und in dem Gypse von Aix t).
♦) L. Br. J. 1843. p. 398.
L. Br. J. 1844. p. 877.
L. Br. J. 1843. p. 237.
t) Pictet, p. 348. — Jahrb. 1844. p. 877.
VÖGEL IN TERTIÄREN UNI) JÜNGEREN SCHICHTEN.
63
Aber zu den interessantesten Auffindungen in neuester Zeit
gehören ohnstreitig die riesenhaften Vögel im Schlamme der Flüsse
Neuseelands.
Owen's Vermuthungen bei Untersuchung eines grofsen Ober-
schenkel-Bruchstücks aus Neuseeland, dafs dasselbe einem riesen-
haften Vogel angehört habe, welcher die meiste Verwandtschaft
mit dem dort noch lebenden Apteryx habe'"), fanden schon 1843
eine glänzende Bestätigung. Es wurden nämlich durch dem Mis-
sionär Revd. Williams aus Neuseeland zwei Kisten Knochen nach
London gesendet, welche durch Buckland, Broderip und Owen
untersucht wurden.
Die Knochen der ersten Kiste bestanden in Oberschenkeln,
Schienbeinen, Becken, Halswirbeln, Rabenschnabelbeinen und einem
Tarsalbeine und liefsen auf einen sehr starken Vogel von etwa
14 Fufs Höhe schliefsen.
Der Charakter dieses Riesenvogels geht im Allgemeinen aus
nachstehendem Briefe hervor:
(An Dr. Buckland. Nach Aufstellung einer Liste von 23 Knochen.)
Es ist genug des Angekommenen, um zu zeigen, dafs diese
Knochenreste dem nämlichen Vogel angehören, von welchem ich schon
1839 ein Bruchstück beschrieben habe. Er ist verschieden vom Straufse,
v\^eil er dreizehig, verschieden von den dreizehigen Struthioniden durch
die Abwesenheit der Luft im Femur und durch die Kürze des Mefa-
tarsal (Mittelfufsknochens) gegen die Tibia (Schienbein). In diesen
Charakteren zeigt der grofse Vogel eine bedeutende Verwandtschaft
mit Apteryx^ der unter allen lebenden Vögeln ihm theilweise am näch-
sten steht, aber einen vierten Zehen besitzt. Ich habe ihn daher als
Meg alornis Novae Hollandiae bezeichnet. Er ist vollkommen
stark genug, um Fufstapfen so grofs wie Ornithichnites giganteus
Hüchcock und noch gröfser zu machen, und alle noch vorhandenen
Zweifel, ob diefs Eindrücke von einem grofsen dreizehigen Vogel
seien, sind durch den Anblick dieser Knochen aus meinen Gedanken
verschwunden.
R. Owen." (L. Br. J. 1843. p. 335.)
*) Lond. Ed, D. phil. Mag, V, 22. p. 558. — Apteryx, mit der einzigen,
etwa 32" hohen Art, A, australis Temk. oder dem Kiwi, ist bisher immer
unter die straufsartigen Vögel gezählt worden, gehört jedoch, nach Reichen-
bach, zu den schnepfenartigen Vögeln, unter welchen er die straufsartigen
vertritt.
64 VÖGEL. — VÖGEL IN TERTiXUEN UNü JÜNGEREN SCHICIITEX.
Dinornis Owen (Je^o^, ungeheuer; oQviq, Vogel).
Unter diesem Namen fafst Ow^en die früher als Megalomis
bezeichneten und die anderen, später von ihm beschriebenen Ar-
ten neuseelander Riesenvögel zusammen.
D. Novae Z ealandiae Ow. (Megalomis Novae HoUandiae.)
Der vollständigste Unterschenkel jener Sendung ist 2' 4^" engl, lang
und entspricht einem 14" langen Oberschenkel. Der Umfang des ersteren
dieser Knochen ist am Binnenende 15" und in der Milte 5". Die Länge
des Tarsal- Beines (Laufes) beträgt 12", sein Umfang in der Mitte 4"
5'", seine Breite am Aufsenrande 3" lO"'. Durch diese verhältnifs-
mäfsige Kürze und Stärke dieses dreitheiligen Knochens steht der
Vogel dem Apteryx näher als den anderen lebenden Strutkioniden,
von welchen letzteren, ebenfalls dreizehigen Vögeln er sich durch
das Verhältnifs der Beinknochen und die dichtere Structur, wie bei
Apteryx ohne Luftröhre, genügend unterscheidet. Der Mangel einer
Hinterzehe trennt ihn von Apteryx und Didus, der Dronte oder dem
Dudu, welcher auf der Insel Rodriguez, wahrscheinlich gleichzeitig mit
diesem auf der nördlichen Insel von Neuseeland lebenden Vogel, er-
loschen ist. Sein Becken hatte gröfsere Aehnlichkeit mit dem der
Trappen als mit dem der straufsartigen Vögel. (Jahrb. 1844. p. 242.)
Später unterscheidet Owen nach dem ihm zugekommenen
Vogelknochen von den Ufern der Wairon, die in die Armuths-
Bai ausmündet, fünf ausgestorbene Dinornis- Arten Neuseelands ■'■'):
D. gig anteus: eine von Williams aufgefundene, 2' lO" lange
Tibia (Unterschenkel) entspricht einem lO' hohen Vogel;
D. strnthioides: war l' hoch;
D. didiformis: war dem Dudu, Didus ineptus, am meisten
verwandt ;
D. dromaeoides: mochte 5' hoch sein;
jD. otidiformis: von der Gröfse des gemeinen Trappen.
Keiner dieser Knochen besafs eine Luftröhre, wefshalb auch
keiner jener Vögel zum Fliegen bestimmt war, zweifelsohne die
Veranlassung zur baldigen Ausrottung derselben.
Im Dinornis Novae Zealandiae oder D. giganteus erblickt
man den gröfsten ■''■) aller bis jetzt bekannten Vögel, welcher,
*) L. E. D. phil. Mag. Vol. 24. p. 378. — Jahrb. 1844. p. 381.
**) F^ast unbegreiflich ist es, wie man noch häufig selbst in den neue-
sten Schriften den Riesengreifen, Gryphus antiquitatis Schub., unter den
Vögeln aufgeführt findet, da es doch längst erwiesen ist, dafs dieser in das
Reich der Fabeln gehörende Vogel durch menschliche Phantasie aus Hörnern
und anderen Theilcn fossiler Rhinocerosse entstand.
REPTILIEN.
65
wie es auch mit den anderen Arten dieser Gattung der Fall zu
sein scheint, wahrscheinlich unserer jetzigen Weltepoche noch an-
gehört hat.
III. Klasse. Reptüia. Amphibia. Reptilien.
Amphibien.
Rückgratthiere mit kaltem Blute, welche durch Lungen ath-
men, Eier legen, mit Schuppen oder Schildern bedeckt, oder
nackthäutig sind. Einigen fehlen die Beine gänzlich, andere ha-
ben 2, die meisten jedoch 4 Beine.
Beide Kiefern sind nur bei den Schlangen beweglich. Aufser
bei den Schildkröten und der Fipa oder Wabenkröte sind diese
mit spitzen scharfen Zähnen bewaffnet, welche theils in Höhlungen
eingekeilt sind, wie bei den Säugethieren, theils mit dem Kiefer-
rande verwachsen und theils an der Innenseite des Kiefers ange-
wachsen sind, wo sie bisweilen in Längsrinnen stehen. Selbst
im Gaumen sind bei ihnen oft Zähne befestigt. Die Zahl der
Wirbel und Rippen ist sehr verschieden. Den Fröschen fehlen
die letzteren ganz, und den Schlangen mangeln das Becken und
die Schlüsselbeine. Gegenwärtig kennt man an 800 lebende Arten.
(Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, p. 125.)
Wie in der Geschichte der Menschheit gewisse Eiitwickelungs-
stufen nicht zu verkennen sind, wie der Bebauung der Wissen-
schaften immer die Ausbildung der Kunst vorausging, und wie die
einzelnen Völker berufen waren, einen immer höheren Zweig der
Kunst und später der Wissenschaft zu cultiviren, während von
ihnen die Stufe oft nicht erreicht ward, welche ihre Vorgänger
in Bezug auf das niedrigere Stadium einnahmen, ganz so geschah
es auch bei der allmählich emporsteigenden Entwicklung der thier-
ischen Schöpfung, die unseren Erdball bewohnte. Kaum giebt es
hierfür einen schöneren Beweis, als uns die Geschichte der Rep-
tilien darbietet. Zuerst in dem Kupferschiefer und Zechsteine mit
einer der jetzigen Welt ganz fremden Form beginnend, bezeugen
die Fährtenabdrücke im bunten Sandsteine und die Knochen und
Zähne im Muschelkalke . schon die grofse Entwickelung einer nur
dem Trias eigenthümlichen Saurier-Familie. In der Juraformation
aber erkennt man, dafs diese Ordnung gerade hier durch die
Gröfse und hohe Ausbildung ihrer Organismen einen Glanzpunkt er-
reichte, welchen man füglich mit der Höhe vergleichen kann, auf
Geinitz, Vergteiiierungskiimle. 5
66
BEPTIIIEN.
welcher einstens Athen und Rom in Bezug auf die Künste standen.
Nur in der gleich darauf folgenden Kreideformation erscheinen
ähnliche, wenn auch wenige, grofsartige Gestalten; den spateren
Weltepochen blieben diese fremd.
Die Reptilien zerfallen in 4 Ordnungen: Schildkröten,
Saurier, Schlangen und Frösche.
1. Ordn. Testudinata. ChelonU. ISchildkröten.
Ein kurzer breiter vierbeiniger Leib ist von einem mit
Hornmasse umgebenen Knochenpanzer bedeckt; die Kiefern sind
zahnlos. Der Knochenpanzer besteht aus Rücken- und Brust-
ßchild, welche entweder nur durch eine Haut- oder Knorpelmasse
zusammenhängen oder zu einem Stücke verwachsen sind.
Die am Rande des Rückenschildes stehenden Hornplatten heifsen
Randplatten, die von diesen eingeschlossenen Scheibenplatten;
von diesen liegen die Wirbelplatten auf den Wirbeln, die Sei-
ten- oder Rippenplatten diesen zu beiden Seiten auf den Rippen,
und die Brustplatten bedecken das Brustschild.
Bei den Land- und Süfswasserschildkröten sind alle
vier Beine gleich lang, bei den Seeschildkröten sind die Vor-
derbeine die längeren. (Leunis, Synopsis der drei Naturreiche,
p. 129.)
Die älteste Spur einer Schildkröte ist ein durch Owen bestimm-
ter Oberschenkel aus dem neu-rothen Sandsteine zu Elgin.
1. G. Testudo L. Landschildkröte. Tortue,
Rücken- und Brustschild sind mit einander verwachsen, das
erstere ist hoch gewölbt und erlaubt, dafs der kurze, runde
Kopf und die Beine unter dasselbe zurückgezogen werden können.
Hinterfüfse mit 4, Vorderfüfse mit 5 Zehen, welche bis an die
stumpfen Nägel verwachsen und daher unbeweglich sind.
Die ältesten Landschildkröten kommen in tertiären Bildungen
vor und wurden durch H. v. Meyer in dem Gypse von Aix, in
den Schichten von Weisenau bei Mainz, in der Molasse der Schweiz "' )
und durch Marcel de Serres bei Montpellier "• '"■) nachgewiesen.
Eine riesenhafte Schildkröte aus den tertiären Schichten der
Siwalikberge im nördlichen Indien bezeichnen Cautley und Fal-
coner als
*) L. Er. Jahrb. 1843. p. 392 und 699.
Br. Jahrb. 184J. p. 735.
SCHILDKRÖTEN.
67
t 2. G. Colo ssochely s (y.oloaoog, Kolofs; /iXvg, eine
Schildkröte),
und betrachten dieselbe als Untergattung von Testudo '0, womit sie
durch die Wölbung des Schildes und die BeschalFenheit ihrer ko-
lossalen Bewegungsorgane übereinstimmt.
C. Atlas C. u. F., soll die Länge von 18' und aufrechtstehend
die Höhe von 7' engl, erreicht haben.
Das ganze Schild mochte bei ihr 12' 3" lang und 8' breit gewesen
sein. Am vorderen Ende verengt es sich zu nur 8" Breite, erhält
bei ausgewachsenen Individuen hier die Dicke von 6i^\ ist an dem
vorderen Ende zweispaltig und auf der unteren Seite mit einem dicken
keilförmigen Kiele unterstützt. Nach Vergleichen mit der lebenden
Testudo Indica war der Kopf gegen 2' lang.
Als t 3. G. Testudinites Sellowii beschreibt Weifs ^'^)
den Panzer einer Schildkröte aus dem südlichen Brasilien, wo der-
selbe mit den unter Glyptodon beschriebenen Edentaten -Panzern
zusammen vorkam.
4. G. Emys Schweig. Süfswasserschildkrote.
Rückenschild ziemlich flach und mit dem Brustschilde durch
Knorpel verbunden. Längs des Rückens liegen 5 Schuppen, welche
aber nicht bis zu dem Vorderrande gehen. Zwischen ihnen und
den 12 paarigen Randschuppen liegen 4 paarige Seitenschuppen. Au-
fserdem ist am Vorderrande, am Ende der Rückenlinie, gewöhn-
lich noch eine kleine unpaarige Randschuppe vorhanden, welche
indessen selbst bei einer und derselben Art öfters fehlt oder noch
von einer zweiten begleitet wird. Kopf und Rumpf sind nicht
ganz unter das Schild zurückziehbar. Vorderfüfse mit 5, Hinter-
füfse mit 4 Zehen, welche, wie die aller Süfswasserschildkröten,
beweglich und mit Schwimmhäuten und Nägeln versehen sind.
Die ältesten Arten von Emys kennt man aus der Waldfor-
mation (Wealdenformation) und aus der Kreide
E. Ren st et i Mantell, aus der Kreide von Maidstone in Kent,
war der E. Europaea nahe verwandt.
E. Menkei (H. v. Mey. in L. Er. J. 1841. p. 445.) gehört der
Waldformation von Schaumburg-Lippe an.
*) Lond. Ed. Buhl. phil. Mag. Vol. 25. p. 532.
**) Abhandl. der Berliner Akademie 1827 u. 1828. tb. 4. f. 1, 2.
***) Jahrb. 1841. p. 729, 857.
5-
68
REPTILIEN.
Die Existenz dieser Galtung in tertiären Schichten ist durch H.
V. Meyer von Weisenau bei Mainz und in dem Molassesandstein der
Schweiz durch Owen bei Sheppey und durch Marcel de Serres ■ ■ )
bei Montpellier dargethan worden. Aus den Torfgebilden von Enk-
heim und Diirrheim beschreibt v. Meyer '•••^'^•') eine Art, welche mit Bos
primigenius und mit Knochen noch lebender Thiere zusammen dort
häufig gefunden wird, womit vielleicht auch die von Nilfson in Schoö-
nen gefundenen Schildkröten f) übereinstimmen.
Auch andere der noch lebendea Gattungen von Süfswasser-
schildkrölen waren in der Vorzeit vertreten.
5. G. Clemmys Wagl.
glaubt H. V. Meyer in den Tertiärgebilden von Weisenau bei Mainz
und bei Wiesbaden erkannt zu haben tt);
6. G. Chelydra Schweig. Alligator-Schildkröte
{ytlvg, Schildkröte; vd^a^ Wasserschlange),
wegen des langen, mit Hornstücken bedeckten Schwanzes, wurde
durch denselben Forscher in dem Schiefer von Oeningen ttt) auf-
gefunden, und
7. G. Trionyx Geolf. Weich-Schildkröte (j^iy drei;
ovv'^j Klaue),
so genannt wegen des weichen Schildes und ihrer nur die drei
Innenzehen bedeckenden Klauen, ist von mehreren Orten bekannt.
T. Parisiensis Cuv., aus dem Gypse des Montmartre, und meh-
rere andere tertiäre Arten aus Frankreich wurden schon von Cuvier
beschrieben, drei Arten bestimmte Owen aus dem Londonthone von
Sheppey tttt), und auch in der Molasse des Waadt-Landes u. a. 0. der
Schweiz deuten eigenthümliche Panzerfragmente ihre Existenz an.
Mit den letzteren fanden sich Rippenplatten zusammen, welche
mit Grübchen bedeckt sind und zugleich, wie die Platten auf an-
deren Schildkröten, mit Eindrücken oder Rinnen zur Aufnahme der
Schuppengrenzen versehen sind. H. v. Meyer bildet daraus sein
neues Genus
*) Jahrb. 1843. p. 393 u. 1839. p. 4.
**) Jahrb. 1841. p. 737.
Museum Senckenbergianum. Bd. 2. Hft. i.
•«-) Jahrb. 1843. p. 123 u. 391.
-j-l) Jahrb. 1843. p. 391, 586.
-i-j-f) Jahrb. 1844. p. 329.
Jahrb. 1842. p. 493.
SCHILUKRÖTEN.
m
t 8. G. Trachyaspis H. v. Mey. (tQu/vg, rauh; äomg,
runder Schild).
An diese Galtung schliefsen sich noch mehrere ausgestorbene an:
t 9. G. Cimochely s Owen (? xtif-iai^ liegen; yß^vq^ Schildkröte),
aus der Kreide von Maidstone;
t 10. G. Eiirysternum Mün. (^EVQvg, breit; otIqvov , Brust),
mit einer Art, E. Wagleri Mün., aus dem lithographischen Schie-
fer von Solenhofen, worüber H. v. Bleyer in Münsters Beitr. z.
Petref. Hft. 1. p. 89 eine genaue Beschreibung gab, und
t 11. G. Idiochely s H. v. Mey. (^löiogy eigenthümlich;
ytXvq, Schildkröte).
7. Fitzingeri H. v. Mey. — Taf. VI. Fig. 15. Nach Münst.
Beitr. z. Petr. Hft. 1. tb. 7. f. 1. (J). Aus dem jurassischen Kalk-
schiefer von Kelheim an der Donau.
12. G. Chelonia Brong. See-Schildkröte (yeXm'T]).
Das schwach gewölbte Schild ist zu klein, um Kopf und
Füfse darunter verbergen zu können. Die vorderen Beine sind länger
als die hinteren, und die Zehen durch eine Haut zu Ruderfüfsen fest
verbunden. Mund mit sehr starker, am Rande gezähnter Horn-
bedeckung.
Während die Thiere dieser Gattung, zu der auch die 7' lange
Riesenschildkröte gehört, jetzt nur noch die wärmeren südlicheren
Meere bewohnen, so hatten sie in früheren Epochen unserer Erde
auch eine viel nördlichere Verbreitung. Wie wir fast überall die
Meeresthiere sich früher entwickeln sehen als die der süfsen Ge-
wässer oder die des Landes, so waren auch die Meerschildkröten
die älteren.
Cuvier führt Reste von ihnen aus dem Muschelkalke von LuneviHe
auf, Münster aus dem Lias von Bristol und Alldorf bei Nürnberg, Man-
tell aus dem Hastingssande (Waldform.) von Tilgate, v. Meyer aus dem
Jura-Schiefer von Solenhofen, aus dein Kreide-Schiefer von Glaris, der
Kreide von Mastricht (Palaeol. p. 103), Owen beslimmte drei Arten aus
dem Londonthone von Sheppey, v. Meyer mehrere aus der Molasse
der Schweiz (Jahrb. 1839. p. 6.), und Fischer wiefs diese Gxiltung im
verhärteten Thone Sibiriens nach.
*) Jahrb. 1843. p. 699.
f
70
REPTILIEN.
Orcln. ^auria. iSaiirier.
Der Körper der Saurier ist lang gestreckt, entweder mit
Schildern oder mit Schuppen, welche nie emaillirt sind, ausnahms-
weise wohl auch nur mit Haut (Pleurosaurus) bedeckt. Sie ha-
ben meistens 4 Beine.
In dieser Gattung treten zahlreiche Formen auf, welche nicht
allein als Uebergänge von den Saurien zu den drei anderen Ord-
nungen der Reptilien zu betrachten sind, sondern auch auf die
Klassen der Säugethiere, der Vögel und der Fische hinführen.
Um so schwieriger und gewagter mufs daher auch eine Sy-
stematik der fossilen Saurier sein, zumal manche ihrer Gattungen
zur Zeit nur nach einzelnen Zähnen bekannt sind. Seitdem H. v.
Meyer s Palaeologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschöpfe,
1832 erschienen u. p. 201 desselben Werkes von diesem Gelehr-
ten ein System der fossilen Saurier nach der Entwickelung ihrer
Bewegungsorgane gegeben worden war, ist die Wissenschaft mit
einem so grofsen Schatze von neueren Entdeckungen bereichert
worden, dafs das gesammte Material eine neue Anordnung bedurfte.
Bronn's Eintheilung "••) in Wasserbewohner und Land-
bewohner, von denen die ersteren in Zehenfüfser und Flos-
senfüfser, die letzteren in Zehenfüfser und Flederfüfser
zerfallen, ist auf die ganze Organisation, die natürlichen Verwandt-
schaften und die wahrscheinliche Lebensweise dieser Thiere ge-
gründet. Eine neue Klassilication der gesammten Reptilien wurde
im L. Br. Jahrb. 1838, p. 362 von Fitzinger gegeben.
Owen nimmt 8 Ordnungen der Reptilien an, welche folgende
sind: Dinosaurier, Enaliosaurier , Krokodilier, Lacertier, Pterosau-
rier, Chelonier, Ophidier, Batrachier '••''')
Was von den Besten geschaffen wurde, ist in den nachste-
henden Blättern zusammengestellt oder wenigstens angedeutet wor-
den, wobei die verschiedenen Gattungen in die nachstehenden 5
Ordnungen vertheilt worden sind:
A. Pterosaurier, welche in der Luft und auf dem Lande
lebten ;
B. Lacertier, welche vorzugsweise das Land bewohnten;
C. Krokodilier, welche vorzugsweise im Wasser sich auf-
hielten ;
*) Lethaea, 1837. p. 498 u. a. a. O.
**) L. Br. J. 1844. p. 114.
SAURIER.
71
D. Enaliosaurier, welche ausschliefslich dem Meere ange-
hörten;
E. Labyrinthodonten, als Anhang.
In den Pterosaurien und Lacertiern erkennt man das Empor-
streben der Saurier nach den höheren Klassen des Thierreiches^
die Krokodilier sind recht eigentliche Saurier , die Enaliosaurier
repräsentiren gewissermafsen in der Ordnung der Saurier die Klasse
der Fische, und die Labyrinthodonten scheinen die Saurier, Ba-
trachier und Fische zu verbinden, lebten jedoch, wie es scheint,
auch vorzugsweise auf dem Lande.
Ueber die riesenhafte Gröfse einiger dieser Thiere geben
die vielfach aufgefundenen Ueberreste von ihren Skeletten ge-
nügenden Aufschlufs. Fischer v. Wald heim beschrieb in seiner
Oryctographie du Gouv. de Moscou einen Saurierzahn von den
Ufern der Oca, dessen Krone 9" lang und an der Basis 4" breit
ist, und ähnliche Zähne, von 8" Länge und IJ" Durchmesser,
wurden von Koch im vorigen Jahre bei Gay-Head, auf der Insel
Marthas Wingard, in der Nähe von Bedford entdeckt. (Briefl. Mitth.)
Die ältesten Saurier kommen im Kupferschiefer vor (s. Rep-
tilien p. 65.)
Die fossilen Saurierknochen aus dem Muschelkalke von Jena be-
stehen nach Prof. E. Schmid aus:
6,55 schwefelsaurer Kalkerde,
10,68 kohlensaurer Kalkerde,
0,53 kohlensaurer Talkerde,
65,03 phosphorsaurer Kalkerde,
10,60 Fluorcalciura,
3,11 phosphorsaurer Thonerde.
1,85 phosphorsaurem Eisenoxyd,
98,35 nebst Spuren von Chlornatrium und organischer Materie.
A. Pterosaurier. Flieg- Sldisen.
Saurier mit Flughaut. Sie lebten in der Luft und auf dem
Lande. Einzige Gattung:
t Fterodactylus Cuv. Ornithocephalus Sömmering. Flieg-
Echse (nreQovy Flügel; ddxjvXog^ Finger).
Taf. VI. Fig. 1. PL crassirostris Goldf. aus dem litho-
graphischen Schiefer von Pappenheim (|).
Diese merkwürdigen Thiere füllen die Lücke aus, welche in
der jetzigen Schöpfung die Vögel von den Reptilien trennt. Die
72 RKPTILIEX.
Umrisse ihres Kopfes, die geräumige Brust, die langen Flügel und
die aufrechte Stellung des Ganzen verkünden den Vogel, womit
sich indessen die spitzen Zähne der Kiefern und die Krallen der
Zehen in keinem Falle vereinigen lassen, und in einer ebenso lehr-
reichen als anziehenden Abhandlung sagt Goldfufs '-) : „Bei diesen
sonderbaren Thieren erkennt man die Bahn, die die Natur ver-
folgte, als sie bei dem Fortschreiten ihrer animalischen Bildungen
vom Reptile zum Vogel und zum Säugelhiere hinaufstrebte. Die
wenigen wesentlichen Organe, die der Bewegung, erlitten die
gröfste Umwandlung, indem sie theils denen des Vogels, theils
denen der Fledermaus ähnlich wurden, dabei aber alle Knochen
des Reptils der Zahl nach beibehielten und immer noch deren
Grundtypus durchblicken liefsen. Der Schädel, im Schwanken
zwischen der Form des Monitor und des Krocodils, versteckt seine
Reptiliennatur unter den äufseren Formen des Vogels, konnte sich
jedoch der , Zähne nicht entäufsern, da diese zur Lebensunterhaltung
dieser Geschöpfe unentbehrlich waren.
Nur wenige Verschmelzungen gesonderter Knochen und
Schwindungen verschiedener Fortsätze sind indefs zur wirklichen
Umwandlung in den Vogelschädel noch nöthig. Die hervortretende
und bei verschiedenen Arten abweichende Länge des Halses ist
abermals eine Abweichung von der den Reptilien eigenthümlichen
Form und deutet auf ein Hinneigen zur Vogelbildung, ohne jedoch,
bei veränderlicher Länge, die Zahl der Wirbel zu verändern. Der
Grundlypus des Krokodils ist in allen wesentlichen Theilen der
Wirbel noch zu erkennen. Der Körper bedurfte eines erweiter-
ten Brustkastens und einer starken Befestigung der Vorderglieder.
Daher ist das schildförmige Brustbein im Uebergange von den
Vögeln zu den Reptilien begriifen.
Vermöge seines Beckens und seiner hinteren Extremitäten
konnte das Thier, wie das Eichhörnchen, eine sitzende Stellung
einnehmen, während es seine Klauen benutzte, um sich an Fels-
abhängen, in Klüften oder an Bäumen anzuklammern und an stei-
len Wänden emporzuklettern. Die Zähne dienten dem Thiere,
wie es scheint, mehr zum Festhalten als zum Zerkleinern seiner
Beute, und diese mochte aus Insekten, und vielleicht auch aus
Wasserthieren bestehen, welche es, über dem Wasser schwebend,
erhaschte."
*; Act. Ac, Cacs. Leop. Carl. ISat. Cur. T. XT. P. 1, p. 63—112.
SAÜRIBK.
73
Am Pt. crassirostris wurde von Goldfufs die interessante
Entdeckung gemacht, dafs diese Eidechse, ausnahmsweise von allen
anderen Reptilien, mit einem Pelze von Straufsfedern ähnlichen
Haaren bedeckt war.
Die Pterodactylen gehören nur der Juraformation an. Mit
der kleinsten Art beginnend, reihen sie sich, nach H. v. Meyer,
folgendermafsen an einander an '^') :
P. Meyeri Münst. in L. Br. Jahrb. 1842. p. 35; H. v. Mey.
in Mün. Beitr. Hft. 5. p. 24.
P. brevirostris Sömm. , Buckl. Geol. II. tb. 22. f. 0; H, v.
Mey. Pal. p. 244. Etwa von der Gröfse des Sperlings.
F. Kochii H. v. Mey. in Münst. Beitr. 5. p. 24.
P. longirostris Cuv., Buckl. Geol. II. tb. 21. nach Cuvier und
Goldfufs; H. v. Mey. Pal. p. 243.
F. medius Mün. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 51. tb. 6; H.
Y. Mey. Pal. p. 247.
F. er ussirostris Goldf. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 63 — 112.
Ib. 7 — 10. Hiernach Buckl. Geol. H. PI. 22; Br. Leih. tb. 26. f. 4.
— Taf. VI. flg. 1.
F. macronyx Buckl., II. v. Mey. Pal. p. 249; Br. Leth.
p. 541. tb. 27. Fig. 15. Etwa von der Gröfse eines Raben. Aus
dem Liasschiefer von Lyme Regis in England und zu Banz und Grötz
in Baiern.
F. grandis Sömm. Cuv., Goldf. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p.
63 — 112; H. V. Mey. Pal. p. 251. Mehr als um die Hälfte gröfser
als der vorige.
Alle, aufser P. macronyx^ stammen aus dem lithographischen
Schiefer von Solenhofen, Eichstädt, Kelheim und Monheim.
B. liacertier. Eidechsen. E2eh!sen.
Saurier, welche unseren lebenden Lacerten oder Eidechsen
verwandt und durch ihre deutlich von einander getrennten und be-
krallten Zehen (an Vorder- und Hinterfüfsen gewöhnlich 5) vor-
zugsweise zum Leben auf dem Lande bestimmt waren. Mehrere
ihrer fossilen Gattungen, wie Igumodon und Megalosaurus ^ bie-
ten durch ihre Zähne und eine weite Markhöhle in ihren Glied-
mafsenknochen einige Aehnlichkeit mit schweren Landsäugethieren
dar. Ihr Kopf ist im Allgemeinen weniger verlängert als bei den
Krokodiliern, und die Nasenlöcher liegen am Ende der abgerun-
*) Münst. Beitr. Hft. 5. p. 24.
74
REPTILIEN.
deten Schnauze. Die Augen sind mit einem gegliederten Knochen-
ringe versehen, die Zähne nicht in Höhlungen eingekeilt, sondern
sind mit ihrer Basis fest auf den Kiefern oder auf dem inneren
Rande derselben angewachsen. Ihr Leib ist mit Schuppen bedeckt.
In diese Gruppe gehören, nach Owen, t Thecodon {Thecodon-
tosaurus) und t Palaeosaurus aus dem conglomeratischen Zechstein-
Dolomit von Bristol , und t Cladeiodon aus dem bunten Sandsteine
von Warwickshire , als die ältesten Lacertier Englands, welche
von den lebenden Lacerten durch die Einfügung der Zähne in
getrennte Höhlungen abweichen, aber doch die Form und Structur
ihrer Zähne besitzen '•).
1. G. Lacerta L. Eidechse.
Von wirklichen Lacerten hat H. v. Mey. über 400 Wirbel und
mehrere Knochen aus den tertiären Bildungen von Weisenau unter-
sucht. (L. Er. J. 1843. p. 595.)
Als Lacerta neptunia beschreibt Goldfufs (Nov, Act. Leop.
C. N. C. XV. P. i. p. 115. tb. 14. f. 2.) eine Eidechse aus dem
lithographischen Schiefer von Monheim. Sie unterscheidet sich von der
gemeinen Lacerta agilis L. durch etwas geringere Gröfse , durch eine
geringere Anzahl der Rückenwirbel, durch breitere Rippen und durch
weniger, aber gröfsere Zähne (im Oberkiefer 26). Die Länge dieser
kleinen Eidechsen, von deren vermuthlich weicher Hautbedeckung sich
nichts mehr vorfand, war h'" .
t 2. G. Raphiosaurus Ow. (Qucpiov, Nadel; ouvQog)^
wurde nach einem Unterkieferfragmente mit 22 pfriemeaförmigen
Zähnen und einigen Wirbeln und Backenknochen aus der Kreide
von Maidstone bestimmt.
t 3. G. Protorosaurus H. v. Mey. (jiQiojog, erster; cuvQog).
Er ist der älteste von allen lebenden Reptilien, welche un-
seren Erdball bewohnten, und gehört, mit nur wenigen Zeitge-
nossen '■*'*), dem Kupferschiefer oder bituminösen Mergelschiefer
*) L. Br. J. 1842. p. 493.
*♦) Murchison und de Verneuil fuhren in der Uebersicht der fossilen
Arten in den Aeqnivalenten des Permischen Systems (der Zechsteluforma-
tion), aufser Protorosaurus Spcneri, von Reptilien noch folgende auf: The-
codontosaurus (Riley u. Stutchbury) antiquus und Palaeosaurus (Ril. u. St.)
Cylindricodon und platyodon aus England (Bristol), Rhophalodon (Fischer
V. Waldheim) Wangenheimii (L. Br. J. 184L p. 607. Anm. bei Hylaeo-
saurus), Brithopus (Kutorga) priscus, Orthopus (Ktg.) primacvus und Syo-
don (Ktg.) biarmicum aus Rufsland.
SAURIER.
75
von Deutschland an. In diesen Gesteinen wurden Theile dieser
seltenen Versteinerung bei Kupfersuhl, Gliicksbrunn , Rothenburg
a. d. Saale, im Mansfeldischen und bei Richelsdorf in Hessen auf-
gefunden, welche insgesammt gestatten, sich ein Bild von dem
ganzen Skelette dieser Eidechse zu verschaffen.
Protorosaurus Speneri, wie M. v. Meyer (Pal. p. 109
u. 208; Münst. Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 1—21. tb. 8.) die Art
benannte, welche alle bis jetzt bekannten Theile dieser Skelette
zu umfassen scheint, erreichte über 3^' Länge. Es wurde von
ihr 1706 durch Spener eins der vollständigsten Exemplare in dem
Kupferschiefer bei Kupfersuhl entdeckt, welches noch immer das
einzige ist, an welchem der Kopf noch erhalten blieb. Dieser
war etwa 7i Mal länger als ein gewöhnlicher Rückenwirbel, und
daher würde sich, nach H. v. Meyer, die Länge des Kopfes zur
Länge des Halses ungefähr wie 2:3, und zur Länge des ganzen
Thieres ungefähr wie 1 : 10 verhalten haben.
Auf jedem Kieferarrae safsen 11 hakenförmige Zähne, welche
wenig über die Mitte der Kieferlänge zurückführten.
Der Hals, welcher in dem von Meyer beschriebenen Exem-
plare (in Münst. Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 1 — 21. tb. 8.) von
Richelsdorf am deutlichsten sichtbar ist, ist, wie gewöhnlich, aus
7 Wirbeln zusammengesetzt. Der erste derselben, oder der Atlas,
ist sehr klein und besteht aus getrennten Theilen, der zweite ist
nicht viel kürzer als der siebente, der dritte so lang als der
fünfte oder nicht viel länger als der sechste, und der längste
von allen ist der vierte. Die Stachelfortsätze dieser Wirbel sind
sehr breit, nehmen aber von dem relativ längsten an, dem zwei-
ten, welcher die doppelte Breite des Körpers erreicht, bis zu
den Rückenwirbeln allmählich an Breite ab.
Die Anzahl der Rückenwirbel mochte sich, nach einem von
Link beschriebenen Exemplare von Kupfersuhl, bis auf 18 belaufen.
Ihre durchschnittliche Breite giebt v. Meyer zu 7'" an, und sie
zeichnen sich durch ihre hohen und breiten Stachelfortsätze aus.
Die Rippen, welche sich an diese Wirbel befestigen, und von wel-
chen auch Germar (Verstein. d. Mansfelder Kupferschiefers. 1840.
flg. 16.) Bruchstücke von Eisleben beschreibt und abbildet, sind
lang, im Querschnitte bei ihrem Anfange rhombisch, verflachen
sich nach unten und erhalten durch eine Längsrinne ein zwei-
theiliges Ansehen.
Der Schwanz scheint nach dem Link'schen Exemplare nicht
unter 30 Wirbel gehabt haben zu können. (H. v. M.)
76
REPTILIEN.
Die hinteren Gliedmafsen waren an dieser Eidechse auffallend
länger als die vorderen und verhielten sich zu einander ohngefähr
wie 3 : 2.
An den von Zenker ""•) beschriebenen Exemplaren, welche
auf dem Jenaer Museum aufbewahrt werden, erkennt man noch
2 Reihen, theils runder, theils vieleckiger Handwurzelknochen, und
dafs der Frotorosaurus ^ wie die lebenden Lacerten, mit 5 Fingern
und 5 Zehen begabt war. Der erste Finger, der Daumen, be-
stand aus 3, der zweite und dritte aus wenigstens 4, der vierte,
nach H. v. M., wahrscheinlich aus 5 und der fünfte aus 3 Gliedern.
Nach Germar beziehen sich wahrscheinlich die Angaben man-
cher älteren Schriftsteller in Bezug auf die Auffindung vorgeb-
licher AfFenknochen und Menschenhände auf diese Eidechse. Link
bezeichnete das von ihm beschriebene Skelett als Krokodil, mit
welchem jedoch der Protorosaurus seiner Bewegungsorgane halber
füglich nicht verwechselt werden kann; Swedenborg hielt sein
Exemplar, welches 1733 in der Gegend von Glücksbrunn im Mei-
ningischen aufgefunden wurde und das jetzt die K. Mineraliensammlung
in Wien besitzt, für eine Meerkatze; Cuvier, Zenker und Germar
stellten diese Eidechse zu der lebenden Gattung Monitor (Gaea
v. Sachsen, p. 93), bis endlich H. v. Meyer ihre Eigenthümlich-
keiten nachwies.
t 4. G. Rhynchosaurus Owen (Qvy/og^ Schnabel; ouvQog).
Knochen und Fährten des R. articeps Owen charakterisiren
den oberen neu-rothen Sandstein zu Grinsill bei Schrewsbury '■■'■').
Der Schädel ist sehr schmal, vierseitig pyramidal, seitlich zusam-
mengedrückt, und sinkt mit seiner oberen Fläche in einem Bogen ge-
gen die Spitze des Maules herab. Die Schläfengruben und Augenhöhlen
sind weit, die Kinnladen kurz, zusammengedrückt und abwärts
gekrümmt, welche Charaktere, neben anderen, am mehrsten auf
die Bildung der Eidechsen hindeuten, wiewohl das allgemeinere
Ansehen des Schädels, so wie auch der scheinbare Mangel der
Zähne, mehr noch mit dem Schädel der Schildkröten und Vögel
übereinstimmt. Die beiden Endflächen des Wirbelkörpers sind stark
verlieft.
Die Fufsspuren, welche mit diesen Knochen zusammen gefunden
werden, zeigen aber die Krallen bestimmter, eine undeutliche Spann-
*) Zenker^ de primis animalium vcrtebr. et pot. ampJiih. in terrae strat,
vcsiigiisy 1836.
**) L. Bi. J. 1842. p. 493 u. 1844. p. 114.
SAÜRFER.
77
haut und eine kleinere innere Zehe, welche in einiger Entfernung
hinler den 3? oder 4? Vorderzehen steht. (L. Br. J. a. a. 0.)
t 5. G. Geosaurus Cuv. Erd-Echse. Ealilimnosaurus Ritgen.
(j'^^ Erde; ouvQog).
G. Soemmeringii Dekay. — Lacerta gigantea Sömm. — H. v.
Mey. Pal. p. 105 u. 206. — Br. Leth. p. 533. Tf. 26. F. 10.
Schädel mit kurzer Schnauze , ähnlich dem Monitor^ mit grofsen
Augenhöhlen und gegliedertem Knochenringe in den Augen. Die Zähne
sind flach, spitz, etwas gebogen, an beiden scharfen Seiten fein ge-
zähnelt und an ihrer Basis mit einer Verdickung fest auf dem Kiefer
aufgewachsen. Jederseits stehen im Oberkiefer deren 17 — 18. Die
hintere Gelenkfläche der Wirbel ist concav und die Querfortsätze sind
grofs. FUfse und Bedeckung sind unl)ekannt. Diese Eidechse wurde
nur 12^' — 13" grofs und kommt im Schiefer von Solenhofen vor.
t 6. G. Pleurosaurus H. v. Mey. {nlevQui.^ Rippe; ouvQog).
P. Goldfusii II. V. Mey. (Pal. p. 105 u. 205; in Münst. Beitr.
z. Petr. Ilft. 1. p. 71. tb. 6.) aus dem, dem lithographischen Schie-
fer von Solenhofen verwandten Kalkschiefer von Dailing, ist die ein-
zige bekannte, nicht viel über einen Fufs lange Art. Das Skelett,
welchem leider Kopf, Uals, Vorderglieder und Brust fehlen, zeigt
bei einer grofsen Anzahl von Bippen unverkennbar, dafs von den
Bauchrippen 2 hinter einander liegende auf einen Wirbel kommen.
Die Bippen sind ziemlich stark und lang. Meyer fand den Bippen-
apparat, womit der Bauch dieses Sauriers umschlossen war, mehr
complicirt als in allen anderen bisher von ihm verglichenen Thieren,
und schliefst aus demselben auf eine starke Lungenlhätigkeit des Thie-
res, welches wahrscheinlich mit einer weichen, für Farbenwechsel
geeigneten Haut, wie am Chamäleon, bedeckt war. Die vordere und
hintere Gelenkfläche der Wirbelkörper war nicht convex. Ober- und
Unterschenkel verhallen sich zu einander wie 3 : 2. Der wohl er-
haltene linke Hinterfufs liefs 4 Zehen mit Nagelgliedern erkennen.
7. G. Racheosaurus H. v. Mey. (^Qu/jg, Rückgrat; oavQog).
R. gracilis H. v. M. (Pal. p. 105, 204. — Br. Leih. p. 535.),
aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen, ist die einzige Art,
welche die Länge von sV erreichen mochte. Kopf, Hals, Brust und
die Vorderglieder unbekannt. Von den Wirbeln gehören 15 zu dem
Rücken, eine viel gröfsere Anzahl zu dem Schwänze. Ihre Körper
sind doppelt so lang als in Aeolodon, in der Mitte etwas verdünnt,
am hinteren Ende concav und, nach Bronn, mit einer schiefen Ge-
78
REPTILrEN.
lenkfläche an beiden Enden versehen. Die Dornforlsälze der Wirbel breiten
sich so aus, dafs sie am Rücken sich fast berühren, und neigen sich stark
nach hinten. Vor den Dornfortsätzen der Schwanzwirbel erhebt sich
ein kleiner Dornfortsatz, welcher spitz und dünn, wie ein wirklicher
Dorn, gebildet ist. Aehnliches kommt nur bei Fischen vor. Die Länge
des Unterschenkels beträgt weniger als ein Drittel von der des Ober-
schenkels. Hinterfiifse vierzehig mit dem Rudimente einer fünften Zehe;
die Hautbedeckung scheint aus sehr dünnen und leichten Schuppen be-
standen zu haben.
t 8. G. Pholidosaurus H. v. Mey. (q:oVig, Schuppe von
Schlangen und Eidechsen).
P, Schaumhur g ensis nennt H. v. Meyer (L. Br. J. 1841. p. 443.)
das Wirbel-, Rippen- und Schuppengerüste eines eigenthümlichen Sau-
riers aus dem Sandsteine der Wealdenformation zwischen Bückeburg
und Eilsen im Fürstenthum Schaumburg-Lippe. Er unterschied an diesem
Skelette, welches früher für eine Trionyx gehalten wurde, drei Arten
von Schuppenknochen, welche für das Thier sehr bezeichnend sind:
Rücken-, Seiten- und Bauchschuppenknochen.
t 9. G. Mosasaiirus Conybeare. Maas-Echse.
Ein riesenhaftes Geschlecht von Sauriern, welches die frühe-
ren Meere während der Bildung der Kreide bewohnte. In der
Aehnlichkeit seines Kopfes steht das Thier, nach v. Meyer, zwi-
schen Monitor und Iguana. Seine Zähne (Taf. VI. Fig. 13.), wel-
che auch mit auf den Zwischenkiefern stehen , waren nur Anfangs
hohl und füllten sich während ihres Wachsthums aus. Ihre Krone
ist rückwärts gebogen, fast halbkegelförmi^, und die äufsere, obere
Seite derselben besitzt 2 scharfe Kanten. An der Basis ist sie
mit einem Zahnknochen oder Sockel innig verbunden, mit wel-
chem der Zahn in gesonderten Höhlen befestigt ist. Der Ersatz-
zahn steht daneben in einer gesonderten Höhle und dringt in den
knochigen Körper, welcher den Zahn trägt, bald quer, bald von
der Seite ein ' ).
Auf jeder Seite des Unterkiefers sitzen 14 Zähne, auf dem
Flügelknochen, wie es scheint, 8. An den Wirbeln, deren Ge-
sammtzahl auf 133 berechnet worden ist, ist die hintere Gelenk-
*) Einige Zähne aus der Kreide von Norfolk, welche denen von Mo-
sasaurus ähnlich, aber von ihnen durch die elliptische Basis der Zahn-
krone verschieden sind, gaben, nach Bronn (L. Br. J. 1842. p. 492.), zu der
Errichtung der Gattung Lei o dort Ow. Veranlassung.
SAURIER.
79
fläche convex und nur die vordere concav, wie bei dem Krokodil.
Die letzten Schwanzwirbel besitzen gar keine Fortsätze, und schon
in der Mitte des Rückens fehlen die Gelenkfortsätze, welchen
Charakter der Mosasaurus mit dem Delphine gemein hat. Hände
und Füfse scheinen flossenartig, etwa wie die der Pleurosauren,
gewesen zu sein. (H. v. Mey., Pal. p. 219.)
M. Hofmannt Mantell. — Tal. VI. Fig. 13. Nach L. Br, Leth.
tb. 34. f. 5. d. — Parkinson^ Organic Remains, Vol, 3. PL 19. /*. 1.
— Munt. GeoL of Süss. PI. 20.
Das ganze Thier hat, nach Bronn, über 24' Länge erreicht; sein
Kopf allein mafs 3' 9"; der Rumpf mit dejm Schwänze 20' 6" und der
Schwanz allein über 10'.
In der Kreide des Petersberges und zu Seichen bei Maslricht,
so wie auch zu Lewes in Sussex.
t 10. G. Iguanodon Mantell {Iguana^ Leguan; oöcbv^ Zahn).
Riesenhafte Eidechsen, deren Zähne am mehrsten an die der
in warmen Gegenden Amerikas lebenden Leguane erinnern, aber
den Charakter der Pflanzenfresser so auffallend an sich tragen, dafs
selbst Cuvier sie erst für Rhinoceroszähne halten konnte. Sie
wachsen nicht, wie die Krokodilzähne, aus abgesonderten Höhlen
hervor, sondern längs der inneren Seite des Zahnbeines, an dem
sie mit einer Seite der Knochensubstanz ihrer Wurzel befestigt sind,
und wurden später durch neue, seitlich hervortretende Zähne ver-
drängt *). Ihre Form ist spateiförmig, der Stiel des Spatels kantig,
oben etwas eingebogen und sich dann in den breiten, oben stumpf
zugespitzten Spatel ausbreitend. Dieser breite Theil ist aufsen ge-
wölbt, innen flach und mit zwei stumpfen gröfseren und zwei da-
mit abwachsenden kleineren Längskanten, vorn und hinten aber
mit scharfem sägeförmigem Rande versehen. Durch Abnutzung die-
ser Zähne bei dem Kauen bildet sich oben eine ebene Kaufläche,
während die Zähne anderer Saurier sich entweder gar nicht ab-
nutzen oder dabei immer zugeschärft erhalten *'").
Die Knochen, welche man von diesem Thiere kennt, sind
kolossal. Das Bruchstück eines Schenkelknochens, welcher viel
gröfser war als der des gröfsten Elephanten, mifst an der schmäl-
sten Stelle 22" im Umfange und mochte 4 — 5' lang gewesen sein.
Nach H. V. Meyer (Pal. p. 212.) ist ein Mitlelhandknochen zwei-
*) Buckland's Geologie von Agassiz, p. 265.
*♦) Bronn's Leth. p. 761,
80
KEPTILIEN.
mal so breit als im Elephanten, 6" lang und wiegt 6 Pfund.
Aufserdem schreibt man dieser Eidechse ein Horn zu, welches
wie ein kleineres Horn des Rhinoceros, diesem Thiere aufsafs.
Nach einer sorgfältigen Vergleichung dieser und anderer Kno-
chen des Iguanodon mit denen der 5' grofsen Iguana schliefst
Mantell, dafs dieses Ungeheuer etwa die Länge von 70' engl,
(von der Schnauze bis an das Schwanzende) erreicht haben mochte,
dafs der Schwanz 52^' lang gewesen sei und der Umfang des
Körpers 14^' betragen habe. Seine Zehen waren mit platten Nägeln
bedeckt ' ).
/. Anglicum Holl, Petrefactenkunde , p. 84. — /. Manteliii H.
V. Mey. Pal. p. 110. — Buckl. Geol. PI. 24. — Br. Leth. p. 763.
tb. 34. f. 6.
Zähne , Wirbel , Schenkelbeine und andere Knochen kennt man
aus dem Hastings- Sandsteine und aus anderen Schichten der Wealden-
formation des südöstlichen Englands.
11. G. Iguana Daud. Leguan.
/. (?) Haueri H. v. M.'in Mimst. Beitr. Hft. 5. p. 33. tb. 6. f. 12.
Einige Zähne mit gekerbtem Seitenrande, welche grofse Aehn-
lichkeit mit dem Keim- oder Ersatzzahne der Leguane haben, besitzt
Hr. Geheimerath v. Hauer aus dem Tertiärgebilde des Wiener Beckens
von Nufsdorf.
t 12. G. Hylaeosaurus Mantell. Wald-Echse (vh], Wald;
öavQog, Eidechse).
Diese Eidechse, welche 1832 in der Wealdenformation von
Tilgate Forest in Sussex entdeckt wurde, mochte ohngefähr 25'
lang gewesen sein. Mit fast biconcaven Wirbeln , den Hautschilden
der Krokodile und den Schulterblattbogen der Flesiosauren, näherte
sie ein ungeheuerer Rückenkamm, ähnlich den hornigen Dornen auf
dem Rücken der Leguane, den letzteren. Die Knochen, welche
jenem Kamme zur Unterstützung dienten, sind zusammengedrückt,
bilden ein langes, fast gleichschenkeliges Dreieck, wechseln von
5 — 17" Länge und von 3 — 1" Breite an der Basis. (Br. Leth.
p. 765. tb. 34. f. 7. — Buckl. Geol. v. Ag. p. 261. — Owen in
L. Br. J. 1842. p. 493.)
Mit diesen Resten zusammen kommen in der Wealdenformation
eigenthümliche Zähne vor, welche man früher Jäger's Phytosaurus
*) Owen im L. Br. J. 1842. p. 493.
SAURIER.
81
cylindricodon und neuerlich Fischer's Rhopalodon '•') zuschrieb,
und welche, wenn nicht zu Hylaeosaurus ^ so doch zu einem anderen
erloschenen Lacerten- Genus gehören. (L. Br. J. 1842. p. 493.)
t 13. G. Megalosaurus Buckl. Riesen-Eidechse.
{fiiyag, grofs ; oavQog^ Eidechse.)
Schon aus dem Namen geht hervor, dafs Megalosaurus eine
Eidechse von riesiger Gröfse war. Wurde sie darin zwar von Igua-
nodon noch übertroffen, so ergiebt sich doch aus der Vergleich-
ung der Gröfse und der Proportionen der ihr angehörigen Knochen
mit dem Skelette lebender Eidechsen, dafs sie die Länge von
40 — 50' erreicht habe. Nach Buckland (Geol. v. Ag. p. 255.)
messen die Schenkelknochen und das Schienbein beide an 3', so
dafs das ganze Hinterbein beinahe 4' Länge erreichen mufste, und
die Länge des Mittelfufsknochen 13" ist. Daraus, dafs die Knochen
des Oberschenkels und Schienbeines Markhöhlen, wie die Knochen
der Landsäugethiere, haben und nicht in der Mitte dicht sind,
wie diefs bei Krokodilen und anderen Wasservierfüfsern der Fall
ist, schliefst man mit Recht, dafs die Megalosauren hauptsächlich
auf dem Lande lebten.
Ein Unterkieferfragment mit vielen Zähnen, von welchen Taf.
VL Fig. 14. einen darstellt, läfst erkennen, dafs der Kopf sich
in eine gerade und schmale, seitlich zusammengedrückte Schnauze
endigte. Die Zähne aber zeigen unverkennbar, dafs diese Rie-
seneidechse ein Fleischfresser war. Sie sind flach, spitz, nach
rückwärts gebogen, zweischneidig, mit fein gezähneltem Rande
und erreichen die doppelte Gröfse von der in der Abbildung.
M. Bucklandi Mant. GeoL of Sussex. — H. v. ]\Iey. Pal. p. 110
u. 210. — Br. Leth. p. 530. tb. 34. f. 1. ~ Buckl. Geol. v. Ag. p.
254. tb. 23.
In den Oolith- Schiefern von Stonesfield, in der unteren und mitt-
leren Abtheilung der Wealdenformation Englands, im Kalke von Caen,
und Reste von dieser oder einer anderen Art in den Knochenhöhlen
von Banwell (Sommersetshire) und Franken, im Oolith der Normandie
und im Jura bei Solothurn.
*) Rhopalodon Fischer. Die Zähne stehen entfernt und sind hohl
gestielt. Auf dem Stiele sitzt eine keulenförmige und zugespitzte Krone,
welche längsgestreift und gefurcht ist. R. Wangenheimii ¥, wurde in einem
Geschiebe hi Rufsland gefunden.
Geiiiitz, Vcrsteineriingskuude. 6
KEI'TILIEN.
€. Krokodilier.
Saurier mit Schwimmhäuten, welche den lebenden Krokodilen
verwandt waren und vorzugsweise im Wasser lebten.
Die lebenden Krokodile sind längs des Rückens mit ver-
knöcherten, gekielten Schildern gepanzert, und ihr zusammenge-
drückter Schwanz ist mit einem Kamme versehen. Der Kopf der
Gaviale oder Ganges -Krokodile zeichnet sich durch eine sehr
verlängerte, schmale Schnauze aus, während die Schnauze der ei-
gentlichen Krokodile, zu welchen das Nil -Krokodil gehört,
und die der amerikanischen Krokodile, des Kaimans oder Alli-
gators, viel kürzer und stärker ist. An dem vorderen Ende der
Schnauze liegen die Nasenlöcher. In den Kiefern dieser Saurier
stehen viele spitz-kegelförmige Zähne, welche in gesonderten Höh-
len eingekeilt sind und durch neue, von der Basis des alten Zah-
nes emporwachsende, öfters wieder ersetzt werden. Alle haben
vier kurze Beine, deren Zehen durch ganze oder halbe Schwimm-
häute verbunden sind. Letztere fehlen an den Vorderfüfsen der
eigentlichen Krokodile. Nur 3 Zehen sind bekrallt Die lange
schmale Schnauze erlaubt den Gavialen nur, sich von Fischen und
anderen weicheren leichter zerstörbaren Thieren zu nähren, wäh-
rend die Natur den Krokodilen und Kaimans mit ihrer kürzeren
und gedrungeneren Schnauze einen kräftigeren Raub, die Säuge-
thiere, zugewiesen hat.
Die dem Gavial ähnlichen Saurier sind daher auch die älte-
ren, und in der langen Zeitperiode, während welcher die man-
nichfachen Gebilde der Juraformation entstanden, zeigten sie sich
in ihrer gröfsten Entwickelung. Erst mit Beginn der Tertiärfor-
mation, wo die Säugethiere recht eigentlich erst beginnen, um
immer mehr und mehr unseren Erdball zu beleben, stellten die
den eigentlichen Krokodilen und Alligatoren näherstehenden Formen
sich ein, welche denn auch in der jetzigen Schöpfung die Oberhand
unter allen Eidechsen behielten.
Die neuesten gründlichsten Abhandlungen liber diese Gruppe
verdanken wir Bronn und Kaup '"'*), welchen ich die folgenden
Schilderungen der einzelnen Gattungen entnahm.
Kaup theilt die Ordnung der Krokodile nach dem Wirbelkörper
in 3 Hauptabtheilungen:
♦) Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, 1844. p. 131.
*♦) Abhandlungen über die gavialartigen Reptilien der Liasformation von
T)r. II. Bronn u. Dr. J. J. Kaup, Stuttgart 1841.
SAURIER.
83
A. mit convex-concaven Wirbeln, ähnlich denen der Säugethiere:
Steneosaurus Geoffr.;
B. mit concav- convexen Wirbeln, ähnlich denen der Vögel: Cro-
codilus mit seinen Untergattungen Crocodilus^ Alligator^ Gavialis;
C. mit biconcaven Wirbeln, ähnlich denen der Fische und Ich-
thyosaurier;
a) mit seitlichen Augen: Teleosaurus^ Pelagosaurus ^ Aeolodon;
b) mit nach oben gerichteten Augen : Mystriosaurus^ Engyommasaurus.
In eine von den beiden letzten Abiheilungen ist, nach Kaup,
Metriorhynchus und Macrospondylus zu stellen.
1. G. Crocodilus Cuv. Krokodil.
Der Kopf eines Krokodils wurde 1831 von Spencer im Lon-
donthone auf der Insel Sheppey gefunden. Kuckland, welcher den-
selben in seiner Geology PI. 25. f. 1. abbildet, nennt diese hier
und da im Londonthone Englands vorkommende Art:
C. Spenceri. Schnauze breit, kurz und stark.
Aus den tertiären Schichten von Weisenau unterschied II. v.
Meyer (L. Br. J. 1843. p. 393.) nach Zähnen und Schädelknochen:
C, Bruchii II. v. M., war ohngefähr halb so grofs als das ge-
wöhnliche Krokodil;
C. Rathii H. v. M., erreichte etwa die halbe Gröfse des vorigen;
C. medius II. v. M., stand in seiner Gröfse zwischen diesen
beiden Arten und
C. Brauniorum H. v. M., war nur halb so grofs als C. Rathii.
Krokodile wurden ferner auch im plastischen Thone von Auteuil,
im Kalke von Meudon, im Gypse von Montmartre, in der Braunkohle
der Provence, in tertiären Bildungen von Montpellier, in den Siwalik-
Bergen u. a. a. 0. gefunden.
Die aus diluvialen Schichten bekannten sind den lebenden Kro-
kodilen am ähnlichsten
C. plenidens ^ aus dem Molasse -iSandstein der Schweiz, erhob
H. v. Meyer zur Gattung Plerodon und nannte die Art PL crocodiloi-
des. (L. Br. J. 1839. p. 4.)
t 2. G. Macrospondylus H. v. Mey. (/.lay.Qog^ grofs;
onovövlog^ Wirbel.)
Als Crocodilus Bollensis hatte Jäger '•'•O das Skelett eines
Sauriers aus dem Liasschiefer von Boll in Würtemberg bezeichnet,
*) Buckland, Geol. v. Ag. p. 271; H. v. M. Pal. p. 107, 160; Keferst.
II. p. 257; Br. Leth. p. 822; L. Br. Jahrb. 1843. p. 393.
**) Ueber fossile Reptilien Würtembergs, Stuttgart, 1828. p. 6. tb. 3.
«4
KEPTILIEN.
Meiches vielleicht seit einem Jahrhunderle eine Zierde des Dresdener
Natiiraliencabinetes ist.
Leider felilen demselben Kopf und Füfse, und es besteht nur
aus 9 — 10 Wirbeln, Ober - und Unterschenkeln und einigen losen Zähnen.
Die bedeutende Länge der in ihrer Mitte sehr verengten Wir-
belkörper (Taf. VL Fig. 7, in 5- nat. Gröfse) gab zu dem Namen M.
Bollensis Veranlassung. Ob sie an beiden Enden concav waren, lälst
sich kaum deutlich erkennen. Die Unterschenkel scheinen kürzer als
die Oberschenkel zu sein. Von den dabei liegenden Zähnen ist
es noch z\¥eifelhaft, ob sie zu den übrigen Resten gehören. Der
vollkommenste von ihnen ist 2" 4'" lang und an der abgebrochenen
Wurzel 4'" breit. Er ist vollkommen gerade und glatt, und hat sei-
ner Form nach mehr Aehnlichkeit mit einem Belemniten als mit einem
Zahne. Im Uebrigen mufs ich auf Kaup, Bronn und v. Meyer's An-
sichten hierüber verweisen '"').
Die übrigen fossilen Gattungen, welche zu dieser Familie
gehören , stimmen mehr mit den Gavialen ) als mit den eigent-
lichen Krokodilen überein. Nach Bronn besitzen sie alle „den
langen Rüssel der Gaviale mit endständigen vorderen, und fast
auch am Ende der Gaumenfläche stehenden hinteren Nasenöß'nungen;
eine flachere Stirne als die jungen Gaviale; kleine flach-
randige und mehr nach oben gerichtete (nur bei Leptocra-
nius und Geoffroy's Teleosaurus mehr denen der Gaviale ähnliche)
Augenhöhlen, ohne Knochenringe in den Augen; gröfsere Schei-
tellöcher als die Gaviale, die ganze hintere Scheitelfläche einneh-
mend, länger als breit (statt quer); Zähne in getrennte Höhl-
ungen eingekeilt, kegelförmig, längsstreifig, die Ersatzzähne in
sich aufnehmend; 17 Brust- und Lendenwirbel und lange, mitten
stark verengte, biconcave (nur bei Metriorhynchus convex-con-
cave) Wirbelkörper, denen sich an den Halswirbeln kurze axt-
förmige Rippen anlenken; einen zusammengedrückten Ruderschwanz;
Extremitäten mit anderen Gröfseverhältnissen als bei den lebenden
Gavialen, indem die Vorderbeine gegen die Hinterbeine und ge-
wöhnlich auch die Unterarme und Unterschenkel mit den Zehen
gegen die Oberarme und Oberschenkel schwächer sind ; Vorder-
füfse mit 5, Hinterfüfse mit 4 bekrallten Zehen; eine Bedeckung
*) Gavialart. Rept. p. 1 u. 24; Leth. p. 528; Pal. p. 106 u. 207.
*♦) Die diese Saurier von den lebenden Gavialen mehr oder weniger
unterscheidenden Merkmale sind , nach Bronn's Vorgange , mit gesperrter
Schrift angegeben.
SAURIER.
85
des Körpers ringsum nur mit grofsen viereckigen und oft po-
rösen Schilden, und endlich eine Verbreitung in den Gebilden der
Oolithenperiode." (Bronn, Gavialart. Rept. p. 24.)
Sie zerfallen, nach Bronn, in zwei Gruppen und werden
von ihm p. 26 u. 27 folgendermafsen charakterisirt :
a.
t 3. G. Mystriosaurus Kaup. {ij.vötqIov, eine Art Löffel;
„Am hinteren Ende der Gaumenfläche findet sich eine eigen-
thümliche kurze Anschwellung des (?) Keilbeines, unter welche
die hintere Nasenölfnung (das Arterienloch) von hinten eindringt;
zu deren Seite kleine spitzeckige Fliigelbeine ; davor die langen
Gaumenbeine, welche die Gaumenlöcher nach hinten weit über-
ragen.
Die Augenhöhlen sind klein, sehr nahe beisammen und ganz
nach oben gerichtet; die Scheitellöcher mitten, hinten und aufsen
nur durch einen schmalen kantenartigen Rand eingefafst. Die rüs-
selförmige Schnauze ist mitten schmäler und sein löffeiförmiges
Ende verkürzt; die Nasenlöcher sind etwas quer und an dem ver-
deckten, schief abgestutzten Schnauzenende fast ganz nach vorn
• gerichtet. Am Unterkiefer ist der Symphysen -Theil beträchtlich
länger als der Ast -Theil. Symphysen -Winkel vo» 35*^ — 40% unten
abgerundet.
Zähne (mit 2 Kielen) |±||^^., wovon 2—5 auf dem Un-
terkiefer-Aste stehen und darauf bis gegen oder an den Augen-
höhlenrand reichen. An den Brustwirbeln ist die Mitie bis auf
f verengt. Rabenschnabelbein in der Mitte stark verengt. Die
vorderen jßeine haben f von der Länge der hinteren." (Bronn, a.
a. 0. p. 26.) Die Hinterzehen nehmen von der innersten nach
der äufsersten an Länge zu. Die Panzerbildung besteht am Rumpfe
aus 10 Längenreihen von Schilden, welche beträchtlich kürzer sind
als die Wirbel. (Bronn, im Jahrb. 1844. p. 871.)
M. Laurillardi Kaup, Gavialart. Rept. p. 2. tf. 1. f. 1 — 6.
If. 2. f. l. — Bronn ib. p. 28. — Crocodilus cylindrirostris und C.
Altorfmus Holl. Petref. p. 85. — Streptospondylus Altorfensis H. v. Mey.
Pal. p. 106. z. Th.
Diese Art mochte etwa 13' lan^ gewesen zu sein. 1\!an fand
sie im Lias- Kalke von Altdorf bei Nürnberg.
M. Chapmanni (Teleosaurus Chapmanni) Buckland, Geol. PK^
25. — Bronn u. Kaup. l. c. p. 2 u. 27.
86
REPTILIEN.
Ein fast vollslündiges Skelett von 18' engl, wurde 1824 im Lias-
schiefer bei Whitby in Yorksliire entdeckt, iu welcher Stadt es noch
aufbewahrt wird.
M. Brongniarti (Engy ommasaurus Bvoiigniart i) Kaup,
Br. Leth. p. 527; Gavialart. Rept. p. 35.
Aus dem Altdorfer Liaskalke.
t 4. G. Aeolodon H. v. M. Falaeosaiirus Geoffr.
(^aiolog, veränderlich; odtuv, Zahn.)
Bei grofser Aehnlichkeit des Schädels mit dem der vorigen
Gattung stehen, nach Bronn, auf jeder Seite des Kiefers nur
"2^2 6"^ Zähne, oben zuerst 2 kleine und ein 1 grofser, unten
zuerst 3 grofse, und die anderen sind abwechselnd grofser und
kleiner. Brustwirbel sind 12 — 13 und Lendenwirbel 4 — 5 vor-
handen; die Länge des Oberschenkels beträgt, nach v. Meyer,
etwas mehr als das Doppelte von der Länge der Unterschenkel-
knochen, und das Becken hat eine sehr eigenthümliche Bildung.
A. priscus (Crocodäus priscus) Sömmering. — H. v. M. Pal.
p. 105 u. 202. — ^ Br. Leth. p. 523. — Palaeosaurus Geoffr. Mem. de
PAcad. r. d. sciences de VInst. de France^ t. XU. 1833. p. 48.
Einzige Art, 3' lang, 1812 im lithographischen Schiefer von
Dailing bei Mohnheim in Baiern gefunden.
t 5. G. Gnathosaurus H. v. M. (yrdd^og, Kinnbacken; oavQog).
Unterkiefer sehr lang und vorn nicht verdickt. Die Zähne
sind pfriemenförmig und etwas zusammengedrückt, im Querdurch-
schnitte oval, nach vorn gerichtet und etwas rückwärts gekrümmt,
glatt und jederseits 40 an Zahl, von denen die vordersten 8 die
gröfsten sind und die hinteren allmählich kleiner werden.
G. subulatus H. v. M. im Museum Senkenhergianum ^ Bd. 1.
(1833.) p. 1. tb. 1. f. 1, 2. — Hiernach Taf. VL Fig. 3.
Einzige Art, aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen.
t 6. G. Metriorhynchus H. v. M. (juh^wg, mäfsig;
Qvy/oQj Schnabel.)
Die Schnauze ist mittelmäfsig lang und mehr kegelförmig,
vorn verengt, dann etwas erweitert und endlich gegen die Spitze
*) Dieser Name wurde 1837 von P^itainger für ein in einem Sandstein-
blocke angeblich ans Böhmen gefundenes Reptil, P. Stcr7ibergii, welches
jetzt in dem Prager Museum ist, und neuerdings von Riley und Stutchbury
für einige im englisclien Zechsteine (s. bei Protorosaurus, p. 74. Anm.) vor-
kommende Reptihenreste abermals verbraucht.
SAU»I£R.
87
wieder verschmälert. Nach Bronn stehen unten 22 zweischneidige
Zähne; die Wirbel sind convex-concav; die Brustwirbel unten zwei-
kielig, ihre Querfortsätze an der Basis vierkantig pyramidal und
hinter der Fläche für den Rippenkopf mit einer tiefen Grube ver-
sehen.
M, Geoffroyi H. v. M. Pal. p. 106 u. 227. — Br. Leth. p. 519.
tb. 26. f. 8. a. b. 7. b. d. — Steneosaurm rostro- minor Geoffroy.
Einzige Art im Lias- Oxford -Thone von Honfleur und im Kim-
meridge- Thone von Hävre.
t 7. G. Leptocranius Bronn, (lenjog, dünn; y.Qaviov, Schädel.)
Der sehr verlängerte Schädel läuft unter den Schläfen keil-
förmig zusammen. Der Unterkiefer ist vorn lölFelförmig, die Augen-
höhlen sind grofs und stehen ganz seitlich. Jede Kieferseile trägt
36 — 40 kegelförmige Zähne. Einzige Art:
L. longirostris Bronn, Leth. p. 517. tb. 26. f. 7. — Strep-
tospondylus Altorfensis H. v. M. Pal. p. 106. — Steueosaurus rostro-
major Geoffr.
Der merkwürdige Oberschädel hat, nach Bronn, 3' Länge und
ist, an mehreren Stellen gemessen, doch nur f so breit als ein Ga-
vial- Schädel von 3l" Länge; auch verläuft er viel allmäliliger in die
Schnauze.
In den Oolithen zu Hävre und Honfleur.
b.
t 8. G. Felagosaurus Bronn, (nelayog, Meer; ouvQog.)
Wie bei Mystriosaurus^ beobachtete Bronn am hinteren Ende
der Gäumenfläche eine Anschwellung des Keilbeines, unter welche
die hintere Nasenöffnung (das Arterienloch) von hinten eindringt.
Vorzüglich unterscheidet sich die neue Gattung von Mystrio-
saurus durch gröfsere Augenhöhlen, welche weiter aus einander
stehen , als ihre Breite beträgt (die sie trennende Fläche verengt
sich nach hinten); durch etwas längere, in der Mitte breilere
Schnauze, deren löffeiförmiges Ende niedergedrückt eiförmig ist
und nach oben gerichtete Nasenlöcher trägt; durch den Symphysen-
theil, der etwas kürzer als der Asttheil ist, mit einem Symphy-
senwinkel von 28^; durch fjf| Zähne, von denen die oberen brö
an die Augenhöhlen reichen und unten 5 auf dem Kieferaste stehen;
durch kürzeren .Hals; bis auf 4 in der Mille verengte Brustwirbel;
ein in der Mitte wenig verengtes Rabenschnabelbein, und Vorderbeine,
die nur halb so lang als die hinteren sind. (Bronn, Gav. R. p. 26.)
88
RKPTILIEN.
Die einzige Art Iiommt im Liasschiefer vor.
Bronn nennt dieselbe:
P. typus Br., Gavialart. Rept. p. 8. 28 u. 30. tb. 3. Hier-
nach Taf. VI. ¥ig. 4, restaurirter Schädel in i Gröfse und Fig.
4 a. die Gaiimengegend, auch restaurirt, in l Gröfse.
Das Exemplar von Bronn liefs auf die Länge von 5' schlie-
fsen. Ein fast vollständiges Exemplar von lO^' Länge beschreibt
Dr. Schmidt '^') als Macrospondylus Bollensis H. v. M.
Es wurde im mittleren Liasschiefer zu Holzmaden in Wür-
temberg gefunden.
t 9. G. Teleosaurus Geoffroy '•""•). (jtUog, vollkommen; oavQog.)
Teleosaurus hat (nach Bronn, a. a. 0. p. 26, 27 u. 36.),
abgesehen von dem nicht bekannten Nasenende, einen beträchtlich
kürzeren und breiteren Hinterschädel; gleich lange und breite Schei-
tellöcher; kleine, fast runde, vielleicht mehr nach oben gerichtete
Augenhöhlen und eine längere, spitzere Schnauze mit schlankeren
und zahlreicheren Zähnen als die lebenden Gaviale. Hiervon stehen
im Oberkiefer wenigstens 45, welche sich seitwärts nach aufsen
kehren. Die Anschwellung des Gaumens an der hinleren Nasen-
üllnung ist sehr unbeträchtlich. Der Panzer bestand aus Schilden
mit über einander geschobenen Rändern, wodurch fast \ jeder
Schuppe bedeckt wurde. Der Bauchpanzer bestand aus Querreihen
von je 6 grofsen, dicken und flachen Schilden; nur die des Schwan-
zes waren gekielt.
Die Reste von T. Cadomensis GeofFr. (Br. Leth. tb. 26.
f. d.) stammen aus der Juraformation von Caen.
t 10. G. Glaphyrorhynchus H. v. Mey. (yld(pv^ Höhle;
Qvy/og, Schnabel.)
Die einzige Art,
G. Aalensis H. v. Mey. (L. Br. J. 1842. p. 303.) aus dem
Unter -Oolith von Aalen in Würtemberg, ist ein sqhmalkieferiger Sau-
Ueber den Liasschiefer in Würtemberg von Dr. med. Schmidt in
Metzingen bei Urach.
**) Geoffroy Saint-Hilaire stellte in den Memoires de Vacademie royale
des Sciences de V Institut de France, T. XII. p. 1 — 139 die Familie der
Teleosaurier mit den Gattungen Cyst o s aurus, Stene os aurus , Pa-
laeosaurus und Teleosaurus auf. Wiewohl der gelehrte Naturforscher
in diesen 5 Abhandlungen schätzbare Mittheilungen über die lebenden kro-
kodilartigen Thiere giebt, so hat sich doch seine Familie der Teleosau-
rier nicht erhalten können, wie diefs vorzüglich H. v. Meyer (Palaeologica)
und Bronn (a. a. O.) nachweisen.
SAURIER.
89
rier, welcher leicht an den ovalen, schräggestellten ZaTinhöhlen er-
kannt werden kann.
t 11. G. Poecilopleuron Deslongchamps. (notxllog^ mannich-
faltig; nliVQä, Rippe.)
B. Bucklandi Desl. (Br. Leth. p. 521.) aus dem zuk Jurafor-
mation gehörigen Kalke von Caen, ist die einzige Art. Kopf und
Hals fehlen. Die Zähne sind kegelförmig, erhaben -gestreift und hohl.
Die Wirbelkörper, deren im Schwänze etwa 33 vorhanden waren,
sind an beiden Enden concav. Die Rippen sind dreierlei Art. Vor-
derglieder nur halb so lang als die hinteren, wie es bei Teleosaurus
vorkömmt, aber beide zeichnen sich durch beträchtliche Hohlheit ihrer
Knochen aus und sind in bekrallte Zehen getheilt, welche kürzer als
bei den Krokodilen sind.
Sämmlliche 1836 bei Caen zusammen gefundene Ueberreste zeigen
ein Thier von der Gröfse des Megalosaurus an.
t 12. G. Flaieosaurus H. v. Mey. {nlazlgy breit.)
P. Engelharti H. v. Mey. (L. Br. J. 1839. p. 77; 1841. p. 182.)
aus dem oberen Keuper- Sandsteine bei Nürnberg, welcher ungefähr
die Gröfse des Thaumatosaurus besitzen mochte, unterschied sich von die-
sem durch eine beträchtliche Markhöhle und Jeste Textur seiner Knochen.
In diesem Saurier bestand, nach v. Meyer, durch Verschmelzung von
wenigstens 3 Wirbeln, ein sogenanntes Heiligenbein, welches man bis-
her nur an Säugethieren gekannt hatte.
t 13. G. Thaumatosaurus H. v. Mey. Wunder-Saürus.
(&avf.ia , Wunder.)
/ T. oolithicus H. v. Mey. (L. Br. J. 1841. p. 176.) umfafst
Knochen- und Kieferfragmente aus den Oolithen von Neuffen in
Würtemberg.
Seine Zähne waren schwach gekrümmt, conisch, gestreift,
mit langen Wurzeln in Höhlungen befestigt, und deuten ein sehr
grofses Thier an *). Die Textur der Wirbel und anderer Knochen
ist sehr zellig.
t 14. G. Cetiosaurus Owen, (x^rog, Seeungeheuer; oavQog.)
Ein gigantischer Saurier aus der Oolithformation Englands,
dessen Wirbel und Extremitäten, welche letztere ohne Markhöhle
*) Der unter Ischyrodon Meriani begriffene Zahn aus dem Rogen-Eisen-
steine des mittl. Jura im Canton Aargau besitzt nach H. y. Meyer (L. Br. J.
1841. p. 183.) viel Aehnlichkeit mit den Zähnen des Thaumatosauras.
90
REPTILIEiN.
sind, auf ein räuberisches Seelhier schliefsen lassen, welches von
Krokodiliern und Plesiosauren gelebt haben mag. Sowohl durch
die Gröfse, als auch durch die BeschaiFenheit seiner Wirbel nähert
es sich den Cetaceen, unterscheidet sich aber durch die Conca-
vität seiner Gelenkflächen von ihnen. Es dürfte die Länge von 40'
erreicht haben. (Lond. Edinb. and Dubl. phil. Mag, 1842. Vol. 20.
p, 329; L. Br. J. 1843. p. 859.
t 15. G. Folyptychodon Owen, (nolvg, viel; mv/jj ^ Falte;
odcov^ Zahn.)
Unter dieser Gattung begreift der englische Anatom mehrere
Reste eines wahrscheinlich meerischen Riesenkrokodiliers aus dem
unteren Grünsande zu Hythe und einige Zähne aus derselben
Bildung von Maidstone. Die Zähne dieses Sauriers sind kegel-
förmig, etwas gekrümmt, und an ihrer Krone laufen zahlreiche
dichtstehende Längsrippen bis nahe zur Spitze empor. (Lond. Ed.
Dubl phU. Mag. 1842. Vol. 20. p. 61; L. Br. J. 1842. p. 620.)
D. dnaliosaurier.
Saurier mit Flossenfüfsen , welche nur die Meere bewohnten.
Yier Flossen- oder Ruderfüfse, welche unbekrallt und äufser-
lich nicht in Zehen gesondert sind, deren Zehen aber aus einer
oft langen Reihe von allmählig kleiner werdenden Gliedern be-
stehen, zeichnen diese Saurier ganz besonders aus. Hierzu kommt
noch die Lage der Nasenlöcher oben am Anfange der Schnauze,
also ganz nahe den Augenhöhlen, in welchen letzteren ein ge-
gliederter Knochenring liegt. Die Wirbel bieten vorn und hinten
vertiefte Gelenkflächen dar.
t 1. G. Ichthyosaurus König. Fisch-Echse. Proteos aurus
Home. Gryphus Wagler. (JxSvg, Fisch; oavQog.)
Ichthyosaurier (Taf. V. Fig. 6.) haben die spitze Schnauze
und den kurzen Hals der Delphine, die Zähne des Krokodils, un-
geheuere Augen mit gegliedertem Knochenringe, wie bei Vögeln,
Schildkröten und den eigentlichen Eidechsen, die biconcaven Wir-
bel der Haifische, das Brustbein der Eidechsen, einen ziemlich
langen Schwanz und die Pfoten der Cetaceen.
Die Zwischenkieferbeine, welche fast die ganze vordere Hälfte
der Schnauze einnehmen, sind in dieser Gattung besonders entwickelt.
Die Zähne sind kegelförmig und an ihrer emailirten Krone
(Taf. V. Fig. 6. b.), sowie auch an ihrer Wurzel einfach längs-
.t
SAURIER.
91
gestreift. Sie sind in viel gröfserer Anzahl (bisweilen an 180)
als in den Krokodilen vorhanden und stehen, v^^ie die der Del-
phine, in Längsrinnen, wo ihre Stellung durch schwache Erwei-
terungen angedeutet wird. Wegen des häufigen Verlustes der
Zähne, welcher durch die Gefräfsigkeit der Ichthyosauren bedingt
war, hat die Natur für einen hinreichenden Vorrath von Keimen
neuer Zähne in beiden Kiefern gesorgt. Die jungen Zähne ent-
stehen an der Basis der alten, treten in die hohle Krone der
letzteren ein und stofsen sie endlich ab. Es konnte ihre Er-
neuerung noch rascher als bei den Krokodilen erfolgen, da bei
letzteren der junge Zahn sich erst in der hohlen Krone des alten
bildete.
Die Wirbelsäule ist aus mehr als 100 Wirbeln zusammen-
gesetzt, von welchen wenigstens 5 dem Halse und gegen 40 den
Rippen zukommen. Der Wirbelkürper hat die Form eines Damen-
bretsteines und nähert dadurch die Ichthyosauren auffallend den
Fischen. Die Höhe derselben übertrilTt ihre Länge 2- bis 3mal.
Ihre Ruderfiifse, welche den Ichthyosauren auch nicht das
geringste Fortschreiten zu Lande gestatten konnten, zeigen klar,
dafs dieselben nur auf das W^asser, und zwar auf das Meer, be-
schränkt waren, wo sie in Fischen und anderen Meerthieren reiche
Nahrung vorfanden.
Zur Zeit der Liasbildungen waren sie in ihrer gröfsten Ent-
faltung und erreichten oft eine bedeutende Gröfse. Wohlerhaltene
Skelette und Reste von ihnen, selbst noch Excremente (Taf. V.
Fig. 6. c), hat man aus dieser Zeit, doch auch aus jüngeren
Schichten der Juraformation, vielfach kennen gelernt, und der
Reichthum an diesen untergegangenen Geschöpfen läfst der Ver-
muthung Raum, dafs sie gesellig beisammen gelebt haben.
Aufser den vielen wissenschaftlichen Beiträgen zur Kenntnifs
dieser Geschöpfe, welche wir Conybeare, de la Beche, Cuvier
und Owen zu danken haben, ist vorzüglich der Abhandlungen von
Jäger „rfe Ichthyosauri sive Proteosauri fossilis specimibus^ Stutt-
gardiae^ 1824," und „über fossile Reptilien Würtembergs, Stutt-
gart, 1828," so wie eines Prachtwerkes von Hawkins: ^^Memoirs
of Ichthyosauri and Plesiosauri^ London, 1834" zu gedenken.
Schätzbare Mittheilungen ertheilten aber auch Bronn in seiner in
jeder Beziehung vortrefflichen Lethaea und in dem Jahrbuche '0,
H. v. Meyer u. A.
*) L. Br. Jahrb. 1844. p. 385.
92 REPTILIEN.
In einem Berichte über die britlisclien Reptilien ) unter-
scheidet Owen 10 Arten, welche, bis auf eine aus dem Kimrae-
ridge-Thone, alle dem Lias entnommen sind. Die am vollständig-
sten gekannten Arten sind folgende:
/. chiroparamecostinus Hawkins (^y^iQ^ Hand; 7ia()Uiii^>crig,
länglich; ooztov ^ Knochen). — Taf. V. Fig. 6 u. 7 (Zähne, so weit sie
aus dem Kiefer hervorragen Nach Hawkins PI. 17 u. 18.
Pas ganze Skelett ist, nach Hawkins, p. 32, 7' engl. lang.
Beide Kiefern haben gleiche Länge, im oberen stehen 110, im unteren
100 Zähne. Von III Wirbeln gehören 40 dem Rücken an **"^). Jedes
der Vorderglieder enthält 95 Knochen, nämlich Oberarm, radius und
ulna^ eine aus 7 Knochen gebildete Hand, an welcher 7 Phalangen
mit 85 Knöchelchen befestigt sind; an jedem der Hinterglieder aber erkennt
man aufser dem Oberschenkel, der tihia und fibtda^ 3 Fufsknochen
und 5 Reihen von 33 Knöchelchen.
Das ganze Skelett wurde 1830 im Liaskalke zu Walton bei Glas-
tonbury, andere Theile dieser Art zu Street und Long -Sutten entdeckt.
/. communis de la Beche u. Conybeare. — Br. Leth. p. 504.
tb. 28. f. 2. — Butjkl. Geol. PI. 8. f. 1 . — /. communis und /. pla
tyodon bei Jäger , foss. Rept. Würt. (nach Owen f).
Die Krone der Zähne ist kegelförmig, mittelmäfsig spitz, leicht
gebogen und dicht gestreift.
In Deutschland die gewöhnlichste Art.
Im Lias von Würtemberg (Göppingen, Ohmden bei Boll), bei
Banz und Mistelgau im Baireuthischen und in England (Lyme Regis
und Bath) hat man schon mehrere vollständige Skelette von 5' — 8'
Länge und viele einzelne Theile von ihnen aufgefunden. Jäger be-
schreibt sogar Wirbel von S'" Höhe und 2V Länge, welche auf
Thiere von 26' Länge schliefsen lassen.
/. intermedius Conyb. — Br. Leth. p. 506. tb. 26. f. 2. —
Buckl. Geol. PI. 8. f. 2.
*) Auszug in L. Br. Jahrb. 1843. p. 503.
**) Die bezeichnende Zahl dazu ist bei den Lithographieeii vergessen
worden.
***) Die Uniknickung des Schwanzes nach unten fand Owen {ISote
on the Dislocation of the Tail at a certain point observable in thc Skeleton
of many Ichthyosauri , 1838.) bei den meisten Ichthyosauren wiederkehrend,
und diefs tritt bei /. communis ohngefähr bei dem dreifsigsten Schwanz-
wirbel ein.
t) L. Br. Jahrb. 1844. p. 503.
SAÜlUER. 03
Eine kleinere Art, etwa von b' Gröfse, mit Zähnen, deren
Krone spitzer als in /. communis und mit weniger erhabenen Streifen
versehen ist.
Im Lias von Wiirtemberg- und England.
/. platy odon de la B. u. Con. — Br. Leth. p. 505. tb. 26.
f. 2. — Buckl. Geol. PI. 7. — /. giganteus Leach (nach Owen). —
/. chiroligostinus Hawkins, PI. 3 — 5.
Die Zähne sind oval-kegelförmig, seitlich zusammengedrückt, zwei-
schneidig und mit abgeplatteten Längsstreifen versehen. Nach Hawkins
stehen sie auf den Kiefern, Zwischenkiefern und Zahnbeinen, und es
waren von ihnen im Oberkiefer 40 — 50, im Unterkiefer 35 — 45 auf
jeder Seite vorhanden.
Das von Hawkins auf PI. 3 abgebildete vollständige Skelett ist
18' engl. lang.
Man kennt diese Art, nach Owen, aus dem Lias von Lyme,
Bristol, Whitby, Bitton und von Ohmden in Würtemberg.
/. trigonodon Theodori, L. Br. Jahrb. 1843. p. 136, 502; 1844.
p. 248, 340, 697.
Der vorigen Art nuhe verwandt. Die Zähne sind leicht nach
hinten gekrümmt und besitzen aufser 2 scharfen Seitenkanten nocli eine
dritte gerundete Längskante, so dafs ihr Durchschnitt dreieckig ist.
Einem 7' langen Kopfe zu Folge, welcher im Lias von Banz im Bai-
reuthischen aufgefunden wurde, hat Theodori die Länge des ganzen
Thieres auf 32' geschätzt.
I. tenuiTostris de la B. u. Conyb. — Jäger, foss. Rept. Würt.
tb. 2. f. 9 — 12, 15, 16—21. — Buckl. Geol. PI. 9. — /. chirostron-
gidostinus Hawk. PI. 13 — 16.
Mit einer sehr langen und dünnen Schnauze und viel schlanke-
ren, etwas gebogenen Zähnen, welche nur schwach gestreift sind.
Nach Hawkins standen 140 im Oberkiefer und 120 im Unterkiefer.
Auch hiervon kennt man Köpfe von 2' und Skelette von 3^'
— 8' Länge.
Es ist eine der gewöhnlichsten Arten in England (Lyme, Strat-
ford, Bristol, Street u. s. w.) und bei Amburg, Boll in Würtem-
berg, bei Banz und bei Solothurn.
Koprolithen oder versteinerte Excremente von
Ichthyosauren.
Taf. V. Fig. 8. Nach Hawkins PI. 27. (1).
Das Vorkommen versteinerter Excremente von Sauriern ist
ein jetzt unbestreitbares Factum. Wer auch nur einen flüchtigen
REPTILIEN.
Blick auf die Excremente verwandter lebender Tliiere, wie auf die
der Riesenschlauge geworfen hat, wird es nicht mehr bezweifeln.
Noch mehr aber ist die Natur dieser Körper durch ihre chemischen
Bestandtheile dargethan worden, welche vorzugsweise phosphor-
saurer und kohlensaurer Kalk sind '•'), und durch ihr häufiges Vor-
kommen in der Bauchhöhle der im Lias von Lyme Regis gefunde-
nen Ichthyosauren- Skelette. (Buckl. Geol. PI. 13.)
Mantell und Buckland ■'■■■■), welche die Wissenschaft mit der
Entdeckung von Koprolithen zuerst bereicherten, lenkten hiermit
auch die Aufmerksamkeit auf die eigenthümliche Textur dieser Kör-
per. Die Koprolithen, welche im Lias von Lyme Regis an der
Severn- Mündung und an anderen Orten wie Kartoffeln im Boden
zerstreut liegen, zeigen eine compacte, erdige Textur, einen fett-
glänzenden Bruch und sind meistens spiralförmig gewunden. Buck-
land fand an ihnen 3, nie aber mehr als 6 solcher Windungen.
Diese spiralförmige Windung hatte ihren Grund wahrscheinlich in
der Beschaffenheit der inneren Fläche der Darmröhre und sie läfst
uns schliefsert, dafs die Ichthyosauren einen Darmkanal wie die noch
lebenden Haifische und Rochen besafsen. Bei diesen Fischen, ge-
rade den räuberischsten unter den Bewohnern der jetzigen Meere,
läuft eine ununterbrochene spiralförmige Falte längs der inneren
Wandung der kleinen Gedärme herab, mit welcher die spiral-
förmige Windung der Excremente vollkommen im Einklänge steht.
Duvernoy '^'''''^') findet in den Koprolithen mit spiralen Windungen
und erdigem Bruche die gröfste Aehnlichkeit mit den Excrementen
der Boa constrictor und betrachtet sie, unter dem Namen IJro-
lithen, als Harnsedimente der Saurier, während nach seiner An-
sicht die nicht gewundenen und solche, welche Schuppen und Grä-
ten enthalten, wirkliche Koprolithen sind. Hawkins und Mantell
bilden viele Koprolithen von Ichthyosauren ab, welche länglichen
Rollsteinen oder länglichen Kartoffeln gleichen und gröfstentheils
die Länge von 2" — 4" besitzen.
t 2. G. Plesiosaurus Conyb. Ealidracon Wagl. Meerdrache.
(nXriotog^ nahestehend; oavQog.^
Die Plesiosauren sind, wie schon Cuvier sagte, vielleicht
die auffallendsten Bewohner der früheren Welt. Mit dem Kopfe
*) S. u. Koprolithcs Mantcllii.
**) ßuckl. Geol. V. Agassiz, p. 208 u. f.
Campt, rend, 1844. T. 19. p.. 255.
SAURIER.
95
einer Eidechse vereinigen sie die Zähne des Krokodils, mit einem
ungeheueren dem Körper einer Schlange ähnlichen Halse den
Rumpf und den Schwanz eines gewöhnlichen Säugethieres, die
Rippen des Chamäleons und die Schwimmfiifse des Wallfisches.
(Buckl. Geol.) Sie lebten gleichzeitig mit den Ichthyosauren , wa-
ren wie diese zum Athmen in der Luft bestimmt und scheinen
mit ihnen seichte Meere bewohnt zu haben.
Der Kopf ist sehr klein und hat die Bildung des Gaumens, den
Knochenring in den Augen und die Lage der kleinen Nasenlöcher
oben vor den Augen mit den Ichthyosauren gemein, gleicht aber
dem Krokodil durch die aus besonderen Zahnhöhlen emporwachsenden
Zähne. Die Schnauze ist niäfsig lang, verdickt sich vorn und weicht
hinten stark aus einander. Die Zähne, welche bis unter die Augen-
höhlen stehen, sind sehr lang, dünn, spitz, und auf ihrer Schmelz-
fläche fein gestreift, ihre Wurzel ist glatt, gerundet und hohl, so
dafs ihre Erneuerung wie bei den Krokodilen erfolgte. Sie variiren
nach Alter und Art.
Am abweichendsten von allen anderen Wirbelthieren sind die Ple-
siosauren durch ihren schlangenartigen Hals, welcher aus ohngefähr 33
Wirbeln besteht "••). Dieser ist viel länger als der Schwanz, in wel-
chem man 26 Wirbel erkannte. Im Ganzen beläuft sich die Zahl der
Wirbel auf 85 — 90. Alle Wirbel zeigen wenig vertiefte Gelenkflächen
und sind in der Mitte selbst wieder etwas erhöht, an ihrer unteren
Seite aber erkennt man an ihnen 2 kleine ovale Grübchen. Die Be-
wegungsorgane waren ähnlich wie bei den Ichthyosauren gebildet,
unterscheiden sich jedoch durch gröfsere, längere und schmälere Form,
welche sich auch in den einzelnen Knöchelchen ausspricht.
P. dolichodeirus Conyb. — Taf. V. Fig. 5. (5' 8" engl, grofs)
und Fig. 4. ein idealer Umrifs des lebenden Thieres. — Nach Hawkins,
Mem. of Jchthyos. and Fies. PL 24. (/. tessarestarsostinus), — Buckl.
GeoL PL 16 — 18.
Der Hals dieses Plesiosaurus ist fast fünfmal länger als der Kopf
und zweimal so grofs als der Schwanz, so dafs der Kopf kaum den
dreizehnten Theil der ganzen Körperlänge ausmacht.
Man kennt diese Art, nach Owen, aus dem Lias von Watchett,
Bath und Bristol in Somerset, von Lyme und von Bitton in Glou-
cestershire.
*) Bei allen Säugethieren sind immer nur 7, bei den Vögeln 9—28 und
bei den lebenden Reptilien 3—8 Halswirbel vorhanden.
96
REPTILIEN.
P. macrocephalus Con. — Buckl. Geol. PI. 19. f. 1. — Owew,
a descripHon of a Specimen of the Ples, macroceph. in Trans. Geol.
Soc. Ind Ser. Vol. V. PI. 43.
Unterscheidet sich von voriger Art vorzüglich durch einen viel
gröfseren und längeren Kopf, welcher beinahe die halbe Länge des
Halses erreicht.
Owen führt ihn aus dem Lies von Lyme, Street und Balh auf.
Neben 10 Arten aus dem englischen Lias bestimmte Owen 5 aus
dem Kimmeridge-Thone und eine Art aus dem englischen Grünsande.
Die in Deutschland von Plesiosaurus aufgefundenen Reste be-
schränken sich auf Wirbel und wenige andere Knochen aus dem Lias-
kalke und Sandsteine von Banz und Bamberg •') und auf die in den
Triasgebilden nicht selten vorkommenden Wirbel.
t 3. G. Pliosaurus Owen, (nldw, ich schiffe.)
ist ein Mittelglied zwischen Plesiosaurus und den Krokodilen. Seine
Halswirbel sind viel kürzer als die Rückenwirbel, wodurch der
Hals viel kürzer als bei Plesiosaurus wird. Bei aller Aehnlich-
keit mit der letzteren Gattung, nähern sich die Zähne des Pliosaurus
mehr den Krokodilen. Vorgekommen im Kimmeridge-Thone von
Market -Ruset, Weymouth und Shotover in Britannien. (L. Br. J.
1842. p. 491.)
t 4. G. Nothosaurus Münst. Bastard-Saurier.
(voSog^ unächt; oavQog.)
Hierzu: Dracosaurus Münst. Drachen-Saurier"''"'') und die früher
dem Plesiosaurus zugeschriebenen Ueberreste im Muschelkalke '"'*''■).
Die Nothosauren vertreten die Plesiosauren der Juraformation
in der Trias. Sie besafsen, nach Bronn, einen Jangen schlangen-
förmigen Hals mit wenigstens 27 Wirbeln, mindestens 22 Brust-
und Lendenwirbel und über 24 Schwanzwirbel. Die Gelenkflächen
sämmtlicher Wirbel sind etwas vertieft. Die für Plesiosaurus cha-
rakteristischen Grübchen an der unteren Seite der Schwanzwirbel
fehlen t). Ihre vorderen Extremitäten waren sehr verlängert und
*) Theodori in L. Br. Jahrb. 1844. p. 697.
**) H. V. Mey. in L. Br. Jahrb. 1839. p. 559.
**♦) Von dem unermüdlichen H. v. Meyer ist bald eine umfassendere
Bearbeitung der Saurier des Muschelkalkes und insbesondere der Gattung
]\othosauru8 zu erwarten.
•{-) Nur an einigen im Muschelkalke aufgefundenen Wirbeln, welche Mün-
ster als Plesiosaurus speciosus bezeichnete, waren solche Grübchen vor-
handen. (Br. Leth. p. 199.)
SAURIER. 97
endeten in eine lange spitze Flosse, die hinteren waren kürzer.
(Br. Leth. p. 188.)
In neuerer Zeit wurden von dieser Gattung auch mehrere
Schädel in dem Muschelkalke von Baireuth und von Crailsheim
entdeckt '*•) , welcher unter der folgenden Gattung Erwähnung ge-
schehen soll.
Die Zähne sind sehr verlängert, kegelförmig, gebogen und an
der Schmelzfläche scharf gestreift. Die Streifen laufen nach oben in
einander. Innerlich sind sie, wenigstens unten, hohl. Grofse
Zähne, welche im vorderen Ende der Schnauze auf ^em Zwischen-
kiefer sitzen, hatten nach H. v. Meyer die Bedeutung von Schneide-
zähnen. Aufser diesen waren im Oberkiefer noch gröfsere Eckzähne
vorhanden, welche im Unterkiefer fehlten. Die Abweichungen der
grofsen oberen Zähne im Noth. mirahilis von den unteren haben,
nach demselben Gelehrten, die- Errichtung des Dracosaurus ver-
anlafst, welcher demnach, wenigstens nach den Zähnen, nicht
existirt
Die Nothosauren beginnen mit N. Schimperi H. v. Mey. '^■'•■■^)
schon im bunten Sandsteine von Sulzbad, im Muschelkalke werden
sie häufiger und erreichen an der oberen Gränze desselben ihre
gröfste Entwickelung und Ausbreitung, so dafs die glauconitischen
Schichten von Rüdersdorf, Mattstedt bei Jena und die Bildungen
von Crailsheim in Würtemberg ganz davon erfüllt sind.
iV. giganteus Münst. — Br. Leth. p. 189.
Knochen aus dem Muschelkalke, von der Dicke der Bärenknochen,
und 2" hohe und an der Basis dicke Fangzähne lassen auf die
sehr bedeutende Gröfse dieser Art schliefsen.
N. mir ab i Iis Münst. — Taf. VI. Fig. 12. Nach Br. Leth. p. 189.
tb. 13. f. 14.
Ein Unterkiefer aus dem Muschelkalke von Baireuth liefs die
Gröfse des Thieres zu 7' annehmen. Derselbe erweitert sich vorn
und ist an dem breiten vorderen Ende sehr stumpf. Die erhabenen
Streifen der Zähne (Fig. 12.) vermindern sich an Zahl durch Zusam-
menlaufen schon von i der Höhe von der Wurzel an.
iV. angustifrons H. v. Mey. Beitr. z. Palaeont. Würt. p. 47.
tb. 10. f. 2.
♦) H. V. Mey. in L. Br. J. 1639. p. 659; 1842. p. 99, 184 und Pal.
Würt. p. 47.
**) L. Br. J. 1839. p. 559.
***) L. Br. J. 1842. p. 100. .
Gcinitz, Versteiuerungskunde. ^ 7
REPTILIEN.
Ein Über 6" langer Schädel aus dem Miischelkalke von Crails-
heim, welcher sich sehr allmählich bis an das abgerundete Schnauzen-
ende verlängert.
N. venu st IIS Münst. — Br. Leth. p. 189.
Er war nur 4- so grofs als N. mirabilis. M. v. Meyer führt
von ihm einen Schädel von Esperstädt an. Einzelne Knochen dieser
Art sind nicht selten im Saurier -Dolomit des Muschelkalkes von Jena,
Querfurth, Baireuth u. a. 0., wo Muschelkalk vorkömmt.
iV. (Dracosaurus) Bronnii Münst. — Taf. VI. Fig. 6. Wir-
bel, nach H. v. M. im Mus. Senck. 1833. Bd. 1. tb. 2. f. 10. (i) und
Taf. VI. Fig. 11. Zahn, nach Br. Leth. tb. 13. f. 15; — das Luneviller
Reptil in Alberti's Monographie des bunten Sandst. u. s. w.
Die Zähne sind dünn, stark gebogen und eng gestreift. Die
Streifen vereinigen sich erst oberhalb der Mitte.
Häufig im Muschelkalke von Baireuth, Rüdersdorf in Thüringen,
bei Crailsheim in Würtemberg, am Schwarzwalde und bei Luneville,
besonders in seinen obersten Schichten.
N. (Plesiosaurus) . . . . ? — Taf. VI. Fig. 5. a, b, c. Nach
H. V. Mey. im Mus. Senck. Bd. 1. tb. 2. f. 1.
Der Körper der Schwanzwirbel ist in der Mitte nur unbedeutend
eingezogen und zeigt auf seiner oberen, seitlich etwas vorstehenden
Fläche eine eigenthümliche kreuzförmige Figur (5. a.), die an das
sogenannte Blücher -Kreuz erinnert, in welche die Fortsätze eingelenkt
waren. Seine Gelcnkflächen sind kreisrund und schwach concav, allein
in der Mitte der hinteren derselben (Fig. 5. c.) erhebt sich eine kleine
Convexität, ähnlich wie bei Plesiosaurus.
Im Muschelkalke bei Jena, bei Beichlingen und bei Baireuth
nicht selten.
t 5. G. Simosaurus H. v. Mey. {oii-iog^ Stumpfschnauze;
OUVQOg.)
Der Kopf dieses Sauriers erinnert, nach H. v. Meyer ),
durch die drei Paare deutlich unterschiedener Löcher in der Ober-
seite, welche, von vorn anfangend, die Nasenlöcher, Augenhöhlen
und Schläfengruben darstellen, zunächst an Nothosaurus ^ ohne
dafs jedoch die Augenhöhlen und Schläfengruben so ganz der
Oberseite angehören, als im letzten Genus. In beiden Gattungen
ist die Schnauze unmittelbar vor den Nasenlöchern gewöhnlich am
schmälsten, indem sich ihr äufserstes Ende erweitert. Hier ist
'•O L. Br. Jahrb. 1842. p. 184 u. 302.
4
SAURIER.
99
dieses Ende viel breiler und stumpfer gerundet, als in Nothosaurus.
Wie bei dieser Gattung, liegen nahe an dem vorderen Ende zwei
grofse, getrennte Nasenlöcher, und die Augenhöhlen kommen auf
die vordere Hälfte der ganzen Länge des Schädels, wodurch bei
beiden die Gesichtsstrecke sehr verkürzt wird. In Simosaurus ist der
Kopf verhältnifsmäfsig kürzer und breiter als in Nothosaurus^ bei-
den fehlte aber eine eigentliche Scheitelwölbung, und in beiden
ist ein ovales Scheitelloch an der schmälsten Stelle des Scheitel-
beines anzutreffen. Die Schläfengruben liegen bei ersterem weiter
aus einander als bei letzterem, bei Nothosaurus sind die Augen-
höhlen im Allgemeinen länger als breit, bei Simosaurus hingegen
fast eben so breit als lang. Hier liegen die Augenhöhlen näher
den Schläfengruben, dort näher den Nasenlöchern; die Nasenlöcher
sind in Simosaurus ein wenig länger als in Nothosaurus, und in
ersteren ist ihr vorderer Winkel auffallend spitz u. s. w. Die
Zähne stecken, wie die des Nothosaurus, seines Verwandten und
Zeitgenossen, mit langen starken Wurzeln in getrennten Höhlen.
Sie stehen bei Simosaurus von der Gegend vor den Nasenlöchern
an bis in die Gegend der hinteren Hälfte der Schläfengrube, auf
jeder Seite des Oberkiefers 25 — 26 an Zahl, und nehmen nsich
vorn allmählig an Gröfse und Stärke zu. Bei Nothosaurus hin-
gegen führen die Zähne nur bis in die Gegend der vorderen Schlä-
fengrube zurück, und gleichwohl ist ihre Zahl ungefähr um die
Hälfte gröfser als in der verwandten Gattung. Die Zähne? sind
kleiner und nehmen nach vorn nur unbedeutend zu, wofür sie
jedoch durch die starken und grofsen Zähne entschädigt sind, welche
schon früher beschrieben wurden. In Simosaurus sind die klei-
neren Zähne etwas stärker und stumpfer kegelförmig, an der Basis
ihrer Krone etwas eingezogen und hier mit einer scharfen Kante
versehen, übrigens im Durchschnitte fast kreisrund. Die Längs-
streifen, welche bis in die Spitze gehen, verlieren sich am unte-
ren Ende da, wo die Krone bauchiger wird. Die Zähne des Un-
terkiefers sind gleichförmiger und kleiner als die im Oberkiefer,
wie es bei Nothosaurus der Fall ist, dessen Zähne jedoch noch
kleiner und schlanker sind. (H. v. Meyer.)
Von 5. Gaillardoti H. v. Mey. (L. Br. J. 1842. a. a. 0. u.
Pal. Würt. p. 45. tb. 11. f. 1.) beschrieb H. v. Meyer mehrere Schä-
del, welche im Muschelkalke von Luneville und bei Ludwigsburg in
Würtemberg aufgefunden wurden.
S. Mougeoti H. v. Mey., L. Br. J. 3842. a. a. 0.
Hiervon kennt man Unterkiefer aus Luneville,
7'^
100
REPTILIEN.
t 6. G. Charitosaurus H. v. Mey. (xotQig, Anmiith; ouvQog.)
C. Tschudii H. v. Mey. in L. Br. J. 1838, p. 415.- Tat'. VI.
Fig. 8. Unterkieferhälfte aus dem Miischelkalke von Esperstädt.
Die Zähne (Fig. 8. a. vergröfsert) sind ziemlich von gleicher
Gröfse, verengen sich stark an der Basis ihrer Krone, laufen nach
oben in eine scharfe Spitze aus und sind längsgestreift. Sie stecken
in gesonderten Höhlen und scheinen in allen Stücken denen von Simo-
saurus sehr ähnlich zu sein.
t 7. G. Conchiosaurus H. v. Mey. Muschel-Saurier.
{y.oyyjov f Muschel; oavQog.)
Der Schädel dieses Sauriers' gleicht am meisten dem eines
Alligators; seine Nasenlöcher liegen ain Ende der Schnauze. An
der Seite derselben steht in dem Oberkiefer (Taf. VI. Fig. 2.)
ein grofser, spitzer und gekrümmter Zahn, und vor diesem we-
nigstens noch ein kleiner. Hinter ihm findet man aber wenigstens
11 kleinere kolbige kegelförmige Zähne von ungleicher Gröfse
(Fig. 2. a. und b.), die an ihrer Basis verengt und bis zur Spitze
gestreift sind (Fig. 2. c). Sämmtliche Zähne stehen in gesonder-
ten Höhlen und sind unten hohl. Einzige Art:
C. clavatus H. v. Mey. im Mus. Senck. 1833. Bd. 1. tb. 1.
f. 3, 4, wovon die Abbildung auf Taf. VI. entnommen wurde, kommt
in dem Muschelkalke von Baireuth und von Esperstädt vor.
Anhang.
t 8. G. Belodon H. v. Mey. (ßtlog, Pfeil; oSwv, Zahn).
Hierzu: Phytosaurus Jäger.
Die Zähne sind breit, dick und haben fast die Form eines
Pfeiles, indem ihre Krone zusammengedrückt und schwach gekrümmt
ist, oben aber spitz zuläuft.
ß. Plieninger i H. v. Mey., Pal. Würt. tb. 12. f. 20 — 24, ist,
nebst einer anderen Art mit längeren Zähnen, auf den Keupersandstein
(Stuben- oder Streusandstein) von Würtemberg beschränkt.
Die Identität dieser Gattung mit Phytosaurus suchte Plieninger
schon bei der Versammlung deutscher Naturforscher 1843 in Mainz
nachzuweisen, und diese Ansicht wurde von ihm in den Beiträgen
zur Paläontologie Würtembergs, 1844. p. 91 u. f., noch ausführ-
licher durchgeführt.
Taf. VI. Fig. 9. a. gieht, nach Jäger's Abbildung seines Phy-
tosaurus Cylindricodon (foss. Rept. W^ürt. tb. 6.) einen Umrifs des
SAURIER.
101
Kiefers; Fig. 9. c. stellt einen wirklichen Zahn in halber natür-
licher Gröfse dar; Fig. 9. b. in halber natürlicher Gröfse die Aus-
füllungen der Zahnhöhlen mit Gesteinsmasse, welche von Jäger
für die Backzähne eines pflanzenfressenden Sauriers gehalten wor-
den waren.
Diese Reste, so wie die des Fhytosaurus ciibicodon, waren
im grobkörnigen Keupersandsteine von Rübgarten in der Nähe von
Tübingen gefunden worden.
t 9. G. Brachytaenius H. v. Mey. (ßQu/vg, kurz;
laivluy Streif.)
B. perennis H. v. Mey. (Münst. Beitr. z. Petref, Hft. 5.
p. 22. tb. 8. f. 2.) begreift nur die Krone eines Zahnes aus dem
gelben Jurakalke von Aalen , welcher am mehrsten an die Zähne
des Belodon Plieningen erinnert, jedoch weniger zusammengedrückt
und in seiner oberea Hälfte mit 2 scharfen, schwach gezähnelten
Kanten versehen ist.
t 10. G. Termato^aurus Flfen. (rt^fna^ Gränze: aavQog.y
Als T. Alherlii bezeichnet Plieninger (Pal. Würt. p. 123 —
125. tb. 12. f. 25. 37. 93. 94.) ganz eigenthümliche Zähne, welche
weder mit Saurierzähnen aus der Trias übereinstimmea, an deren
oberer Gränze sie in dem Sandsteine von Tübingen in Würtem-
berg vorkommen, noch mit Saurierzähnen aus der Juraformation.
Sie sind schlank, gegen die Kuppe ziemlich gedrungen und aus-
gebaucht, übrigens mehr cylindrisch und mit einer sehr regel-
mäfsigen, im Allgemeinen parallelen und ziemlich gedrängten Streif-
ung von halbcylindrisch- abgerundeten und nach unten regelmäfsig
gabelnden Erhöhungen und cylindrisch -ausgerundeten Vertiefungen
bedeckt.
t 11. G. Neustosaurus Raspail. (vtvozrig, der Schwimmer.)
N. Gigondarum^ nach Raspail ein neues Geschlecht fisch-
arliger Reptilien aus den Bergen von Gigondar, das aber noch
zu wenig gekannt ist. (Notiz in L. Br. J. 1843. p. 238.)
£. Ijabyrinthodontra.
Saurier mit prismatischer Zahnstructur , wie sie sehr ähnlich
an den Zähnen einiger Säugethiere vorkömmt. Der Querschnitt
dieser Zähne stellt labyrinthartige Zeichnungen dar (Taf. V. Fig.
10. b.) , welcher Charakter ihnen den so bezeichnenden Namen
verschafft hat.
102
REPTILIEN.
Sie sind ausschliefslich auf die Trias- oder Muschelkalkfor-
niation besciiränkl, und sowohl in dem bunten Sandsteine, dem
Muschelkalke, als in der Lettenkohle und dem Keuper wird diese
Familie durch ei^enthümliche Geschlechter vertreten.
Mit gewohnter Genauigkeit haben H. v. Meyer und Plieninger '')
diese Familie zum Gegenstande einer monographischen Arbeit ge-
wählt, nachdem Owen an einigen, im Sandsteine bei Warwick
gefundenen Zähnen die Structur derselben schon nachgewiesen hatte.
Der englische Anatom stellt diese Saurier in die Ordnung
der Batrachier, und nach seiner Ansicht würden dieselben ohn-
gefähr das Ansehen gehabt haben, wie es Taf. V. Fig. Ii. aus-
drückt. Er findet es ferner auch wahrscheinlich , dafs die in dem
Keuper und bunten Sandsteine vorkommenden Fährten und Fährten-
abdrücke von diesen oder ähnlichen Thieren herrühren, wie diefs
nach Owen's Zeichnung aus Fig. 11. auf Taf. V. '^'*) hervorgeht.
In den Beiträgen zur Paläontologie Würtembergs beweist
aber H. v. Meyer, dafs die Laijyrinlhodonten wegen der Gegen-
wart des Thränenbeines, des Ober- und Unter -Hinterhauptbeines,
des Schlafbeines, des hinteren Stirnbeines und des Jochbeines keine
Batrachier sein können, da den letzteren alle genannten Beine feh-
len, und dafs sie im Gegentheil sich unmittelbar an die Saurier
anreihen, da die meisten Knochen ganz ähnlich wie im Krokodil
und in älteren fossilen Sauriern gebildet sind. Die in einem Löcher-
paare bestehende Nasenöffnung ist, nach demselben Gelehrten, la-
certenartig, ihre Lage aber auf der Oberseite wie im Krokodil
und in älteren Sauriern. Die verhältnifsmäfsige Gröfse der Augen-
höhlen, deren Begränzung durch Knochenplatten und die Lage auf
der Oberseite sind krokodilartig. In Betreff der Gegend, wo die
Augenhöhlen auftreten, gleicht Capüosaurus dem Krokodile, Mas-
todonsaurus den Lacerten und Metopias den Schildkröten und
einigen älteren Sauriern. Der Gelenkfortsatz des Hinterhauptes ist
ähnlich den Batrachiern und Säugethieren. Die Gaumenbewäffnung
erinnert zunächst an Batrachier, die Structur der Zähne an Saurier
und Fische, und die Art des Einsetzens vielleicht an Saurier; die
Art der Befestigung der Zähne ist wie in Sauriern und Fischen, die
Beschaffenheit der Rippen und Wirbel wie in Sauriern, zumal in
älteren fossilen, und auch der Körpcrgröfse nach waren diese Thiere
Saurier. (II. v. Mey. Pal. Wärt. p. 31.)
*) Beiträge zur Paläontologie Würtembergs von H. v. Meyer und Th.
Plieninger. Stuttgart, 1844.
*♦) Nach Ilichardson , Gcology for Beginners. London , 1842.
SAURIER.
103
Die Oberfläche des Hauptstirnheines zeigt ein merkwürdiges
Netz von Unehenheiten, welches bei Mastodonsaurus in mehreren
längslaufenden Strahlen und Rinnen besteht, bei CapUosaurus und
Metopias aber aus einer centralen grübchenreichen Gegend, von wel-
cher aus die Strahlen und Rinnen mehr oder weniger divergirend
sich verbreiten. Bei Metopias liegt diese centrale Grübchengegend
mehr in der vorderen Hälfte, bei CapUosaurus in der hinteren
Hälfte der Länge des Hauptstirnbeines (v. Mey. Pal. W. p. 21). Auch
das Nasenbein und andere flache Knochen, als das Brustbein, das
Schulterblatt u. a. , sind mit ähnlichen mehr oder weniger netz-
förmigen oder strahlenförmigen Grübchen und Erhöhungen geziert,
welche in den verschiedenen Gattungen auch von einander abwei-
chen. Endlich ist noch eines leierförmigen Eindruckes auf dem
Felde zwischen den Augenhöhlen und den Nasenlöchern zu ge-
denken, welcher an den Labyrinlhodonten sehr auffallend hervor-
tritt und dessen Form sich hauptsächlich nach der Lage der Augen-
höhlen richtet. Man nennt diesen Eindruck die Brille, da seine
beiden Arme an das vordere innere Ende der Augenhöhlen grun-
zen, ähnlich wie das mittlere Gestell einer Brille an die Umfassung
der Gläser.
Fährten nach zu schliefsen, welche aus den nämlichen Ge-
steinsbildungen bekannt sind, in denen man die Ueberreste der
Labyrinthodonten bis jetzt nur gefunden hat, gehörten diese Thiere
wohl vorzugsweise dem Lande an.
t 1. G. CapUosaurus Münster. {Caputh Kopf; ouvQog.)
Der Kopf ist nach vorn stumpf gerundet; die ovalen, etwas
kleineren Augenhöhlen liegen ohngefähr in der Mitte der hinteren
Hälfte der Schädellänge; die Nasenlöcher am vorderen Schnauzen-
ende sind, wie die Augenhöhlen, weit von einander entfernt. In
einiger Entfernung hinter den Augenhöhlen ist das Scheitelbein
mit einem kleinen Loche durchbohrt, welches an der äufseren Fläche
rund, an der inneren queioval ist.
Zwei Arten im Keuper.
C. robustus H. v. Mey. u. Flieninger, Pal. Würt. p. 6, 73 u.
a. a. 0. tb. 9. f. 1 u. 2.
Mehrere Schädel aus dem Keupersandsteine von Stuttgart. Die
Zähne sind bis in die Nähe der Krone fein gestreift, stecken nicht
in Alveolen und sind auf dem Kieferknochen aufgewachsen.
C. arenaceus Münst.; H. v. Mey. in L. Br. J. 1842. p. 302;
Pal. Würt. p. 11. Schädel aus dem Keuper von Bcnk in Franken.
104
REPTILIEN.
t 2. G. Mastodonsaurus Jäger. Salamandroides Jäger.
Batracliosaurus Fitzinger. Labyrinthodon Owen.
Der Kopf ist nach vorn zugespitzt; die grofsen, länglich-
ovalen Augenhöhlen liegen etwas hinter der Mitte des Schädels und
in geringerer Entfernung von einander als hei Capitosduriis. Die bei-
den Nasenlöcher am Schnanzenende sind klein, vor ihnen stehen am
vorderen Ende des Unterkiefers 2 grofse Zähne. Auch in dieser
Gattung ist ein kleines, scharfrandiges Scheitelloch zu erkennen.
An Zähnen ist, besonders im Oberkiefer, ein Ueberflufs vorhanden.
Der Gröfse nach unterscheidet H. v. Meyer im Schädel des 31.
mittelgrofse, welche am Rande des vorderen Schnauzenendes
sitzen und die Schneidezähne zu vertreten scheinen, kleine, wor-
aus im Kieferrande die eigentlichen Backenzähne bestehen, und
grofse Zähne, welche in der vorderen Hälfte der Zahnreihe von
den Backenzähnen weiter nach innen auftreten und entweder auch
dem Gaumenknochen oder dem Pflugscharbeine angehören.
Die Gestalt der Krone der grofsen Zähne ist spitz kegel-
förmig und die Krone schwach einwärts gekrümmt, ihr Querschnitt
kreisrund, das obere Fünftheil platt, die unteren f sind durch vertiefte
Linien gestreift, und im unteren Dritttheile verdoppeln sich diese
Linien in Zahl. Aehnlich sind die mittelgrofsen Zähne beschalfen,
während die kleinen einen ovalen Querschnitt zeigen und nur die
untere Hälfte der Krone gestreift erscheinen lassen.
Die Zähne sind in eigenen napfartig vertieften Gruben auf-
gewachsen. (H. V. Mey. Pal. Würt.)
M.^ Jaegeri H. y. Mey. u. Plieninger, Pal. Würt. p. 11, 57,
73 u. a. a. 0. tb. 3., tb. 4. f. 1 — 4, 6., tb. 5. f. 1 — 5., tb. 6. f.
1, 2., tb. 7. f. J, 3, 4., tb. 9. f. 9., tb. 10. f. 3 — 6., tb. 12. f. 4, 5.
Taf. VI. Fig. 10. Ein Zahn nach Jäger , foss. Reptilien Würtemb. 1828.
tb. 4. f. 5. ii).
Schädel von 3' Länge, Zähne und verschiedene Knochen aus
der Lettenkohle von Gaildorf und dem Leltenkohlensandsleine bei Bi-
berfeld.
M. Meyeri Münst. Zähne aus dem Muschelkalke von Rothen-
burg an der Tauber.
*) Foss. Rept. Würtemb. 1828. p. 38 u. foss. Säiigeth. Würt. 1835. p. 1.
**) Batrachiosaurus {Hatrachiolherium) Harlan ist ein den Ichthyo-
sauren und den Batrachiern verwandtes Genus, von welchem ein Kieferende
am Yellowstone- Flusse unfern des Missouri aufgefunden wurde. (L. Br.
J. 1839. [). 623; 1840. p. 742.)
SAURIER.
105
M. Andriani Münst., Beitr. z. Petref. Hf. 1. p. HO. tb. 13. f. 8.
Grofse Zahne aus dem Keiipersandsteine von Ober- und Unter-
franken.
Mehrere Arten von Labyrinthodon beschreibt Owen aus dem
neu-rothen Sandsteine von Warwick und Leamigton, wozu nament-
lich der Zahn von L. pachygnathus Owen (Taf. V. Fig. 10.)
gehört '*').
t 3. G. Metopias H. v. Mey. {^tiMniag^ mit grofser
breiter Stirn.)
Der Kopf ist in der Gegend des Hinterhauptbeines am brei-
testen, nimmt nach vorn an Breite allmählig ab und rundet sich
in der Gegend der Nasenlöcher, also am vorderen Ende, stumpf
zu. Seine gröfste Breite verhält sich zu der gröfsten Länge wie
11 : 14. Die Augenhöhlen liegen etwas vor der Mitte der Schä-
dellänge und weit von einander entfernt. Das Scheitelloch ist
längs oval, vorn etwas spitzer als hinten, und liegt an der Gränze
des hinteren Längenviertheils.
M. diagnosticus H. v. Mey. in L. Br. Jahrb. 1842. p. 302;
V. Mey. u. Plien. Pal. Würt. p. 18, 73 u. a. a. 0. tb. 10. f. 1.
Einzige Art aus dem Keuper- oder Schilfsandsteine der Gegend
von Stuttgart.
Dem Muschelkalke allein gehört die folgende Gattung an:
i 4. G. Xestorrhytias H. v. Mey. (y^egiog^ geglättet;
? ^vTig, Runzel),
wovon nur X. Perrini aus Luneville bekannt ist '■••■ ),
und dem bunten Sandsteine:
t 5. G. Odontosaurus H. v. Mey. {pdwv, ouvQog.)^
welche Gattung von H. v. Meyer 1834 nach Kieferfragmenten und
einer gröfseren Knochenplatte mit Strahlen und Rinnen auf der
Oberfläche aufgestellt worden ist. Er beschreibt diese Reste, wel-
che aus dem bunten Sandsteine von Sulzbad {ßouh-les-Bains) stam-
men, als 0. Voltzii'^'^'^.
*) L. Br. Jahrb. 1841. p. 629 und 1843. p. 239. — H. v. Mey. u. Plien.
Pal. Würt. p. 36.
**) H. V. Mey. u. Plien. Pal. Würt. p. 6 u. 128.
***) H. V. Mey. im 2. Bde. der Mem. de la Soc» d'hist. nat. de Strass-
bourg, Pal. Würt. p. 1.
106
REPTILIEN.
t 6. G. Trematosauriis v. Braun, (rgru-ta, ein Loch; oavQog.)
Aus dem bunten Sandsteine der Umgebungen von Bernburg
besitzt der Herr Kammerpräsident v. Braun in Bernburg eine aus-
gezeichnete Sammlung von Köpfen und mannichfachen Knochen,
welche mit Mastodonsaurus sehr grofse Aehnlichkeit haben, wahr-
scheinlich aber eine neue Gattung .dieser Familie bilden. Ihnen
fehlt weder das Scheitelloch, wefshalb diesen Sauriern vorläufig
der Name Trematosauriis v. Br gegeben wurde, noch die brillen-
artige Vertiefung zwischen den Augenhöhlen und Nasenlöchern, so
wie die eigenthümliche Furchung sämmtlicher Schädelknochen.
Im Kopfe stehen zwei Reihen Zähne neben einander, von
welchen eine dem Kieferbeine, die andere einer dem Kieferbeine
seitlich angehefteten Zahnleiste angehört. Die Zähne, deren Zahl
sehr grofs ist, reichen, nach innen kleiner werdend, bis hinter
die Augenhöhlen; die Vorderzähne sind klein und schwach, doch
besitzt der Unterkiefer zwei stark hervortretende gerade konische
Fangzähne. Die Nasenlöcher sind elliptisch und öffnen sich mit
platten Rändern
Hr. v. Braun, welcher zwei Arten seiner Saurier unterschei-
det, ertheilte darüber die ersten Mittheilungen bei der Versamm-
lung der Naturforscher im Jahre 1841 zu Braunschweig, und wird
sich durch neue Mittheilungen über dieselben in den schon von
ihm bearbeiteten „Beiträgen zur Geognosie und Paläontologie An-
halts" zum gröfsten Danke verpflichten.
Fährten von Sauriern im bunten Sandsteine.
t Chirosaurus Kaup. Cheirotherium Kaup. (^yßQt Hand;
aavQog.)
Wiewohl die Füfse der Labyrinthodonten noch unbekannt sind,
so dürfte doch hier an dem Ende dieser die Trias bezeichnenden
Familie gerade der passendste Ort sein, eigenthümlicher Reliefs
zu gedenken, welche am meisten an die von Reptilien -Tatzen
erinnern.
Nachdem schon früher Eindrücke von Fufstapfen im bunten
Sandsteine bei Dumfries in Schottland entdeckt, von Dunkan in den
Trans, Royal Society of Edinburgh 1828 • ) beschrieben worden
*) L. Br. J. 1844. p. 569.
**) Buckland, welcher diese Eindrücke in seiner Geology PI. 26 abbil-
det, weist auf ihre grofse Aehnlichkeit mit denen von Landschildkröten hin.
SAÜRrER.
107
waren, wurde Hr. Consistorialrath Sickler in Hildburgliausen im
Frühjahre 1833 auf eigenthiimliche Gestalten aufmerksam, die er
auf einigen beslofsenen Platten des bunten Sandsteines von Hefs-
berg bei Hildburgliausen wahrnahm ; nach seiner Meinung konnten
dieselben nur von organischen Wesen herrühren, und schon im
Sommer 1834 zeigte es sich, wie schön seine Ansicht darüber
gerechtfertigt wurde. Denn als von neuem die Brüche von Hefs-
berg erölTnet waren, fanden sich jene Gestalten in einer Deutlich-
keit, wie man sie kaum hätte ahnen können. Sie kommen als
Reliefs auf der unteren Seite der Sandsteinplatten vor und haben
ganz das Ansehen von einer Hand. Dabei läfst sich immer ein
deutliches Fortschreiten und eine sich gleich bleibende Schrittweite
beobachten, wodurch die Vermuthung, dafs man in diesen Reliefs
die Hochabdrücke von Thierfährten zu erkennen habe, fast zur
Gewifsheit erhoben wird. Da der Sandstein, auf dessen unte-
rer Fläche die Reliefs sich zeigen, auf einer Mergelthonschicht
von ^' Höhe aufliegt, so scheint nur die Erklärung zulässig zu
sein, nach welcher jene vierhändigen Thiere einst in den weichen
Thon eingetreten sind und ihre Fufseindrücke durch später darauf
abgelagerten Sandschlamm ausgefüllt wurden. Und wie ein jeder
Thon bei dem Austrocknen an seiner Oberfläche Risse erhält, so
mufste es auch geschehen, dafs die unter der Reliefplatte liegende
Schicht durch zahlreiche Risse durchkreuzt wurde, deren erhabene
Abdrücke auf den Reliefplatten früher irrigerweise darin Wurzeln
oder üppige Schlingpflanzen erblicken liefsen.
Chir asaurus Barthii Kaup. — Taf. V. Fig. 9^ nach Sickler.
— Chirotherium Barlhii Kaup in L. Br. Jaiirb. 1835. p. 328. — Ch.
majus und Ch. minus Sickler, Sendschreiben an Blumenbach, 1834:;
die Plastik der Urwelt im Werralhale, 1836; Buckl. Geol. PI. 26, 27.
— Palaeopühecus Voigt in L. Br. Jahrb. 1835. p. 32-i. — Affe oder
Beutelthier Bronn im Jahrb. 1835. p. 232. — Didelphys Wiegmann, Ar-
chiv 1835. p. 127, 395. — Amphibium Berthold, Gött. Anz. 1835. p. 32;
L. Br. Jahrb. 1841. p. 667 u. a. a. 0. — H. v. Meyer u. Plieninger,
Pal. Würt. p. 79.
Die Tatzenreliefs von Ch. majus zeigen einen Vierhänder an, des-
sen hintere Hände über das Doppelte gröfser als die vorderen waren.
Die Länge der ersleren betrug an einem Exemplare 8" Nürnb. , bei
einer Breite von 5", die der letzteren 4" bei einer Breite von 3".
An diesen Tatzen erkennt man einen Daumen und 4 andere Zehen,
und an beiden das frühere Vorhandensein einer spitzen Klaue. Vor
jeder gröfseren Tatze steht eine um die Hälfte kleinere, welches
108
REPTILIEN.
Verliältnifs sich auf gröfseren Platten in regelmäfsigen Entfernungen
der Schrittweite des Thieres wiederholt. Dabei ist abwechselnd der
Daumen des ersten Tatzenpaares nach der einen , der des nächsten
Paares nach der anderen Seite gewendet, so dafs man hieraus das
frühere Fortschreiten des Thieres selbst noch ersieht. Sämmtliche Ab-
drücke liegen nicht nur fast in einer geraden Linie, sondern es kehrt
sich der Daumen sogar mehr nach aufsen und bezeichnet somit einen
Gang ,,ew fauchant^"" wie er, nach Link, unter den lebenden Rep-
tilien nur dem Chamäleon eigen ist.
Die Schrittweite des beschriebenen Individuums betrug l' 2";
allein es wurden durch Sickler auch Reliefs von 12" Länge bei 2'
Schrittweite aufgefunden.
Ein anderes Thier zeigen die Fährtenabdrücke auf Taf. V.
Fig. 12. an, welche Sickler '') mit Chirosaurus Barthii zusammen
bei Hefsberg entdeckte.
Buckland wies 1838 Chirosaurus -Y^\iv\Qn und solche von
Landschildkröten, welche letztere denen von Dumfries glichen, in
einem Sandsteine von Liverpool nach ■* '-).
Cotta lenkte 1839 die Aufmerksamkeit auf eigenthümliche,
hufeisenförmige Reliefs aus dem bunten Sandsteine bei Pölzig im
Altenburgischen und Klein -Förthen im Reufsischen •"'••■•••"^') , welche
auf Taf. V. Fig. 13 u. 14. in natürlicher Gröfse abgebildet sind.
Diese Körper dürften indefs eher krebsartigen Thieren oder Schleim-
thieren angehören, als Thierfährten sein t), zumal da hier niemals
eine Anordnung derselben vorgefunden worden ist, woraus man
auf ein regelmäfsiges Fortschreiten des Thieres hätte schliefsen
können.
Zu gleicher Zeit beschreibt Laspe eine dreizehige Fährte
aus demselben Sandsteine von Klein -Förthen. Bei einer Länge von
1^ — 2" verdicken sich die Zehen keulenförmig nach vorn tt).
Koch und Schmid bereicherten die Fährten- Wissenschaft mit
der Entdeckung von Fährten im bunten Sandsteine von Jena ttt),
welche theils den Hefsberger Fährten, theils den von Cotta ent-
*) Die Plastik der Urwelt, tb. 7.
L. Br. Jahrb. 1839. p. 491—493.
***) Ueber Thierfahrten im bunten Sandsteine, 1839. u. in L. Br. Jahrb.
1839, p. 10.
-»•) Geinitz in d. Mitth. aus d. Osterlande, 1839. p. 110.
ii) Laspe in L. Br. Jahrb. 1839. p. 416.
•)"{-|) Koch mid Schmid, die Fährtenabdrücke im bunten Sandsteine
bei Jena. 1841.
SCHLANGEN.
109
deckten hufeisenartigen Körpern gleichen, und in demselben Jahre
noch machte Haidinger eine neue Art vorweltlicher Thierfährten
aus Siebenbürgen bekannt *), welche nach ihm von Schildkröten
herrühren. Bei Würzburg wurden ähnliche Entdeckungen durch
Rumpf gemacht. (Briefl. Mitth.)
3. Ordn. Ophidia. iSchlangen.
Dem langen, walzenförmigen Körper der Schlangen entspricht
natürlich auch ein langes Skelett. Bisweilen zählt man daran bis
300 Wirbel und 200 Rippen. Die Beine fehlen äufserlich ent-
weder ganz, oder es sind von den Hinterbeinen nur schwache Ru-
dimente noch sichtbar. Die beiden Hälften des Unterkiefers sind
vorn nicht verwachsen , sondern nur durch ein sehniges Band ver-
bunden. Unter - und Oberkiefer sind beweglich. Mit dem Kiefer-
rande sind die Zähne innig verwachsen , welche hakenförmig nach
rückwärts gekrümmt und theils hohl (Giftzähne), theils auf dem
Rücken nur mit einer tiefen Furche versehen (Furchenzähne)
sind. Der Rücken der Schlangen ist mit Schuppen und der Bauch
mit einfachen (Halbringen), unter dem Schwänze aber mit paarigen
oder unpaarigen Schildern bedeckt.
Mit Sicherheit kennt man fossile Schlangen nur aus tertiären
Schichten, und die mannichfachen Angaben über ihre Auffindung
in älteren Bildungen beruhten meistens auf der Verkennung anderer
schlangenartig gewundener Körper. So mögen die sogenannten
schlangenförmigen Absonderungen, welche so häufig in der unte-
ren Abtheilung des Muschelkalkes vorkommen, von Seeschwämmen
herrühren und vielleicht am besten den Alcyonien zuzuschreiben
sein, während andere ähnliche Körper, welche mit wirklichen
Schlangen höchstens die Art ihrer Windung gemein haben, jedoch
keine Spur eines Skelettes zeigen, entweder unorganischer Natur
oder von niedrigstehenden Organismen entstanden sind.
Coluber L. Natter.
C. (Tropidonotus?) Podolicus H. v. Mey. in L. Br. J. 1844.
p. 563.
Schlangenwirbel aus dem Tertiärgebilde ''■ ") am Dniester in Podo-
lien, in welchen Pusch in seiner Palaeontologie (p. 168. tb. 15. f. 5.
a, b, c) grofse Aehnlichkeit mit denen der Siren lacertina fand.
*) L. Br. Jahrb. 1841. p. 546.
**) Pusch in L. Br. Jahrb. 1842. p. 179.
110
REPTILIEN.
C. Owenii H. v. Mey. (L. Br. J. 1844. p. 331 ii. 565), aus
dem Molasseinergel von Oeningen, unterscheidet sich von der vorigen
Art durch etwas gröfsere Wirbel, deren hintere Gelenkfortsätze mehr
nach hinten, statt in voriger mehr nach aufsen gerichtet sind.
C Von beiden Arten sind die durch H. v. Meyer
aus dem Tertiärgebirge von Weisenau untersuchten Wirbel verschie-
den, welche kleiner sind, und mit denen zugleich auch einige Unterr
kiefer vorkommen.
Cuvier bestimmte Wirbel einer Coluber aus den tertiären Mergeln
von Argenton und dem Pariser Gypse ■•■'^), Lartet aus dem Gfers-Dep. •^■*-^'),
Wagler aus der Knochenbreccie von Sardinien und Owen aus dem
Londonthone von Sheppey.
Als Ophis dubius bezeichnete Goldfufs t) eine Art aus der
Braunkohle des Siebengebirges bei Bonn.
Als t Palaeophis Owen 2 Arten aus dem tertiären Sande
von Kyson und aus dem Londonthone von Bracklesham, von welchen
die eine mindestens 20' Länge erreicht haben mochte ff).
4« Ordn* JBatrachia. liurche.
Bald mit kürzerem, bald mit längerem Körper, welcher mit
einer nackten, schuppenlosen Haut bedeckt ist, und welchem viele,
in anderen Reptilien noch vorhandene Knochen, wie die Rippen,
gänzlich fehlen oder verkümmert sind (vergl. Labyrinthodonten).
Kein Reptil zeigt I>«sser das wundersame Durcheinandergreifen von
Tliierklassen, als gerade der Batrachier, indem derselbe eine förm-
liche Metamorphose erleidet. Dasselbe Individuum, welches zuerst
in der Jugend durch Kiemen athmet, gleichsam ein Fisch ist, wird
später erst zu einem durch die Lungen athmenden Reptil. Hierbei
erscheinen auch erst die Beine, welche dem jungen Batrachier
fehlten. Pefshalb sind an diesen Thieren bald 4, bald 2, bald
gar keine Beine äufserlich sichtbar.
Wirkliche Batrachier kennt man bis jetzt noch aus keiner
älteren Formation als aus der tertiären ttt). Alle Angaben aber
über das Vorkommen lebender Frösche und Kröten in älteren Ge-
steinen beruhen gewifs nur auf Täuschungen.
*) L. Br. Jahrb. 1843. p. 396 u. 1844. p. 365.
**) Keferstein, Naturgesch. 2. p. 270; v. Mey. Pal. p. 164.
***) L. Br. Jahrb. 1839. p. 737.
-«-) Nov. Act. Je. Leop. Carl. JSat. Cur. 15. 1. p. 127. ib. 13. /. 8.
it) L. Br. Jahrb. 1842. p. 493.
Itf) H. V. Mey. Pal. Würt. p. 30.
LURCHE.
III
a. Üngeschwänzte Batracliier.
Körper kurz und breit, ohne Schwanz und vierbeinig.
1. G. Rana L. Frosch.
R. diluniana Goldf., JSov, Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15.
1. p. 119. tb. 12. f. 1 — 9., tb. 13. f. 1 — 3.
Er übertraf den gemeinen Wasserfrosch merklich an Gröfse und
unterscheidet sich von diesem vornehmlich durch die Kürze seines
Körpers im Verhältnifs zu der Länge des Kopfes.
In der schieferigen Braunkohle bei Rott u. a. 0. am Sieben-
gebirge.
Knochen von anderen Arten dieser Gattung beschreibt Pusch
aus tertiären Schichten am Dniester in Podolien, H. v. Meyer von
Weisenau, und einen fossilen Knochen von Shukowce Eichwald als
R, wlhynica,
2. G. Bufo Laurent. Kröte.
Hinterfüfse mit halber Schwimmhaut.
Krötenknochen kommen nach Pusch zugleich mit Froschknochen
am Dniester vor, und wohl mögen auch einige bei Weisenau, an wel-
chem wichtigen Fundorte H. v. Meyer die Existenz zahlreicher Arten
ungeschwänzter und geschwänzter Batrachier nachwies, hierzu gehören.
t 3. G. Latonia H. v. Mey.
Der gröfste der hier vorkommenden ungeschwänzten Batrachier
stand an Gröfse der Ilornkröte (Ceratophrys) Amerikas nicht nach und
war von der Latonia (Ceratophrys) Seyfriedä H. v. Mey. aus der ter-
tiären Ablagerung von Oeningen speciell verschieden ■•■■••').
Ein Exemplar der Latonia H. v. Mey., des grofsen Frosches von
Oeningen, war früher immer für einen Vogel gehalten worden
......? Fossile Knochen , welche Thiere von der Gröfse der
amerikanischen Kröte anzeigten, fand Lartet im Gers-Dep., und Can-
tor schrieb die Fragmente eines Batrachierschädels , dessen Länge etwa
lO" betragen zu haben scheint, und welche in der Ebene Nahun
von Sandstein umschlossen gefunden worden waren, gleichfalls einem
ungeschwänzten Batrachier zu f).
*) L. Br. Jahrb. 1842. p. 180; Paläont. v. Polen, tb. 15. f. 5. d—l,
**) L. Br. Jahrb. 1843. p. 395 u. 1844. p. 565. ^
***) L. Br. Jahrb. 1844. p. 690.
-J-) Wiegm. Arch. 1839. 2. p. 390. — Ueber ältere Angaben vergl. H. v.
Meyer's Palaeologica.
112
REPTILIEN.
b. Geschwänzte Batrachier.
Ihr eidechsenälinlicher Körper ist verlängert, rund und lang
geschwänzt. Meistens haben diese Thiere 4, selten 2 Beine.
Zähne stehen in beiden Kiefern und in dem Gaumen.
1. G. Triton Laur. Wassermolch.
Schwanz zusammengedrückt.
T. noachicus Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15.
1. p. 126. tb. 13. f. 6, 7.
Er war von den lebenden Arten durch den Bau seines Schädels
sehr verschieden. Der Kopf war 3a'" lang und 2^"' breit, der Rumpf
6|'" und der Schwanz 12'" lang, so dafs die Gröfse des ganzen
Thieres etwa 2" betrug.
In der schieferigen Braunkohle am Siebengebirge. ■
T. palustris (?) fossilis; wird von Karg aus dem Oeninger
Schiefer angeführt, und eine sehr kleine Art fand Lartet im Gers-
Departement.
2. G. Salamandra Laur. Erdmolch.
Schwanz drehrund.
5. ogygia Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15. 1.
p. 124. th. 13. f. 4, 5.
Er unterschied sich von dem lebenden Erdmolche durch seinen
Schädelbau und durch die weit nach hinten liegenden Augenhöhlen,
von dem Wassermolche aber durch einen breiteren Kopf.
Mit Rana diluviana zusammen in der schiefrigen Braunkohle am
Siebengebirge.
3. G. Cryptobranchus Leuckart. (xgvnTog^ verborgen;
ßQayyog^ Kieme.)
{Salamandra Barton, Cuv. etc. Äbranchus Harl. Menopoma
Harl. Protonopsis Bart. Salamandrops Wagl. Proteus Cuv. Proteo-
cordylus Eichw. Andrias Tschudi. Palaeotriton Fitzinger. Hydrosa-
lamandra Leuckart.)
Die Kiemen sind bleibend und später nur noch durch einen
länglichen Spalt an den Seiten des Halses angedeutet. Kopf und
Rumpf sind etwas platt, die Füfse kurz und dick, vorn vier-,
hinten fünfzehig, die Zehen klein und getrennt, der Schwanz, wie
bei den Tritonen, zusammengedrückt. Die typische Art lebt in
den Sümpfen Nordamerikas. (Br. Leth. p. 1166.)
LURCHE. — FISCHE.
113
Mit dieser Gattung vereinigte van der Hoevcn das Skelett
aus dem Süfswasserschiefer von Oeningen, welches Scheuchzer als
Homo dilumi testis 1726 beschrieb, und welches damals die ge-
bildete Welt in so grofses Erstaunen setzte. Cuvier erkannte zu-
erst seine nahe Verwandtschaft mit den Salamandern und bestimmte
dasselbe als Salamandre gigantesque.
Die ganze Länge des Thieres, an dem man das Schwanzende
nicht kennt, ist, nach Bronn, etwa 3', von welchen der Schwanz
ohngefdhr i ausmachen mochte. Der Kopf ist 4" lang und 6 '
breit, und die Augenhöhlen haben 1^" Durchmesser. Vorn in den
Kinnladen steht eine doppelte Reihe kleiner Zähne. Die Wirbel
(bis zu dem Becken 19) sind länger als breit. Die kurzen Rip-
pen und die Extremitäten zeigen nichts Eigenthiimliches. (Holl,
Petrefactfenkunde, p. 95 u. Bronn^ Leihaea, p. 1169.)
IV. Klasse. Pisces. Fische.
Es sind Rückgralthiere mit rothem, kalten Blute, welche
durch Kiemen athmen, mit Schuppen oder Schildern bedeckt sind
und sich im Wasser mit Flossen bewegen.
Die Kiemen sind an bogenförmige Knochen, die Kiemen -
bogen, befestigt und mit einem Deckel, dem Kiemen de ekel,
bedeckt. Dieser besteht aus 3 Knochenstücken , von denen der
Vorderdeckel dem Augenhöhlenrande zunächst liegt, darunter
der Unter deckel sich an die innere Seite des horizontalen
Astes des Vorderdeckels legt, und der Zwischen deckel die
hintere untere Ecke bildet. Der Oberkiefer theilt sich mit dem
Alter gewöhnlich in zwei bestimmte Stücke, die Kiefern odei*
Kinnladen und die Z wischen kiefern. Alle Theile des 3Iundes
können mit Zähnen besetzt sein, welche, mit Ausnahme des Säge-
fisches, nie eingekeilt sind. Die Entwickelung der Zähne nimmt
im Allgemeinen nach dem äufseren Rande hin zu, wo sie dann
ausfallen oder abbrechen und wieder durch solche ersetzt werden,
die auf dem inneren Rande der Kiefern entstehen. Die Wirbel-
säule, &ei es nun, dafs sie aus einem einfachen Rückenstrange
oder aus getrennten, mit ihren kreisrunden Seiten an einander
gefügten Wirbeln besteht, erlaubt wegen der verticalen Fortsätze
kaum die geringste Biegung des Rückens.
Die Bewegungsorgane der Fische bestehen in häutigen, durch
strahlenförmige Knochen (Strahlen) ausgespannten Flossen , wel-
che nach ihrer Lage Brustflossen (Br.)? Bauch flössen (B.),
Geiiiitz, Versteincrnngakuiulc. 8
114
FISCHE.
welche beide paarig stehen, Afterflossen (A.), Rückenflos-
sen (R.) und Schwanzflossen (S.) heifsen. Diese Strahlen
sind meistens gegliedert, oder bestehen nur aus einem steifen
Stücke (Flossenstache.l).
lieber dip Naturgeschichte der fossilen Fische haben beson-
ders Blainville, Cuvier und Agassiz neues Licht verbreitet.
Man kennt jetzt über 8000 Arten von Fischen, darunter
ohn gefähr 1500 versteinerte.
Von letzteren folgt hier eine Uebersicht ihrer Gattungen und
der gewöhnlichsten Arten, wie sie in dem klassischen Werke „Äe-
cherches sur les Poissons fossiles^ par Louis Agassh^ Neuchatel,
1833 — 1843"*) gegeben worden ist.
Die Fische beginnen in kleiner Anzahl schon in dem Ueber-
gangsgebirge, etwas zahlreicher zwar, aber ebenso einförmig noch
als jene, zeigen sie sich in der Steinkohlen-, der Zechstein- und
Muschelkalk -Formation. Den Flacoiden, als den ältesten For-
men, gesellten sich erst in der oberen Abtheilung der Grauwacken-
gebilde die Ganoiden zu, ,und von ihnen zeigen sich bis vor
der Bildung des Lias nur Heterocercen oder Arten mit un-
symmetrischer Schwanzflosse. In der Juraformation, zu welcher
Agassiz auch die Wealdenbildungen zählt, finden sich die beiden
Ordnungen der Flacoiden und Ganoiden in gröfster Menge,
von ersteren besonders grofse Flossenstacheln und gefurchte Zähne,
von letzteren aber nur Homocercen oder Arten mit symmetri-
scher Schwanzflosse. Mit der Formation der Kreide sieht man jene
beiden Ordnungen, welche in der lebenden Schöpfung vorwalten,
die Ctenoiden und Cycloiden, zum ersten Male auftreten,
doch kommen hier noch mehr als f jetzt nicht mehr lebender
Gattungen vor. In den unteren Tertiärbildungen, als im Thone
von London, im Grobkalke von Paris und im Monte Bolca ge-
hören etwa f der Arten jetzt lebenden Gattungen an, und die
Arten der Molasse, der oberen Subapenninenformation und des
Crags von Norfolk erstrecken sich meistens auf gemeine Galtungen
der tropischen Meere. Demohnerachtet aber ist Mallotus villosus^
den man an Grönlands Küsten häufig in Thonnieren findet, nach
Agassiz der einzige fossile Fisch, welcher mit denen unserer Meere
vollkommen identisch ist.
*) Die Fortsetzung dieses Prachtwerkes erscheint jetzt unter dem Titel:
,,Mono^rapJiie des Poissons fossiles du vieux gres rouge ou Systeme de-
vonieii (Old-red-Saitdslune), Soleure, livr, L — //. 1844.
KREISSCHÜPPER.
115
1. Ordn. CycioMes Ag, Cycloiepidoti Ag,
Krells j^chiipper.
{xi;xXo^, Kreis; eiSog^ Gestalt.)
Taf. VII. Pig. 30. 31. Taf. VIII. Fig. 1.
Fische mit einem vollkommenen Knochenskelelte, mit kreis-
runden oder elliptischen Schuppen, welche aus hornigen Schich-
ten gebildet sind und deren Hinterrand ganz und nicht gezüh-
nelt ist.
Sie erscheinen zuerst in der Kreideformation. Die Gattungen
und Arten nehmen in den tertiären Bildungen zu, und in der le-
benden Schöpfung bildet diese und die folgende Ordnung mehr
als I von allen bis jetzt bekannten Arten von Fischen, während
das vierte Viertel auf die Ordnungen der Ganoiden und Placoiden
vertheilt ist.
Erste Abtlieilung.
Mit zwei Rückenflossen, von denen die eine stachelig, die andere
^ weich ist.
1. Farn, ^combero'ides Cuv. lüakrelen«
Mehr oder weniger verlängerte, meistens spindelförmige Fische
mit 2 Brustflossen oder unter der Kehle gelegenen Bauchflossen.
Die verticalen Flossen sind unbeschuppt und die Rückenflossen
bald zusammenhängend, bald getrennt. Kiemendeckel ohne Dornen
und Zähne. Kiefern mit starken kegelförmigen oder glattem Sam-
met ähnlichen Zähnen besetzt. Schuppen sehr klein. Eine grofse
Zahl ihrer Gattungen ist ausgestorben.
t 1. G. Gasteronemiis Ag. {yaoTi^Q^ Bauch; Faden.)
Körper zusammengedrückt •). Leib sehr breit. Bauchflossen
an der Brust, von einem sehr grofsen Beckenknochen getragen.
Sie bestehen aus einem langen einfachen Strahle vor einem klei-
nen Knochen. Zähne sehr klein.
Zwei Arten im Monte Bolca.
t 2. G. Acanthonemus Ag. (^ay.avd-a^ Stachel; v^jf^ia^ Faden.)
Nahe verwandt der Gattung Equula C. Körper untersetzt.
Rückenflossen zusammenhängend. Dornige Strahlen der R. und A.
*) Unter „zusammengedrückt" ist stets „seitlich zusammengedrückt oder
comprimirt," unter „niedergedrückt" aber „von oben zusammengedrückt oder
depriniirt" verstanden.
8-
116
FISCHE.
sehr entwickelt. B. an der Brust. Schnauze vorstreckbar. Zähne
bürstenförmig.
Wenige Arien im Monte Bolca und tertiär im Vicentinischen.
3. G. Yomer Cuv. Spiegelfisch.
Körper untersetzt, zusammengedrückt, mit sehr kleinen Schup-
pen besetzt. Kopf grofs. Profil sehr schief. B. an der Brust.
R. getrennt. Wirbelforlsätze stark, die der Hinterleibswirbel vor-
wärts gekrümmt. Flossenstrahlen kurz und dünn.
Wenige Arten bei Glaris, im Monte Bolca und am Libanon.
4. G. .^ewÄ L. Sonnenfisch.
Körper untersetzt. Kopf grofs. Schnauze vorstreckbar. R.
dornig, aus sehr langen Strahlen gebildet. Von 2 A. ist die eine
stachelig, die andere weich. Die weichen R. und A. sind von
dicken knochigen und stacheligen Schildern begleitet. Bauchrand
mit ähnlichen Schildern. Wirbel kurz. Rippen sehr schlank und
an sehr starke untere Wirbelfortsätze befestigt.
Eine Art.
5. G. Lichia Cuv.
Körper verlängert und zusammengedrückt. Erste Rücken-
flosse aus freien, beweglichen Stacheln und aus einem vorwärts
gerichteten, feststehenden Stachel gebildet. 2 freie Stacheln vor
der A. Zähne bürstenförmig.
Eine Art im Monte Bolca.
6. G. Trachinotus Lacepede. (jQa/vg, rauh; vwrog, Rücken.)
Körper untersetzt und erhoben. Profil sehr schief. Erste
R. mit freien Stacheln. Zähne sarametartig. ^
Eine Art im Monte Bolca.
t 7. G. Carangopsis Ag. (Caranx; oxpig^ Gesicht.)
Körper verlängert, zusammengedrückt. Erste R. aus ziem-
lich langen Stacheln bestehend, ohne einen nach vorn gerichteten.
Keine freien Stacheln vor der A. Zweite R. der A. gegenüber.
Zähne bürstenförmig.
Vier Arten im Monte Bolca.
t 8. G. Amphistium Ag. (äf.i(pi^ ringsum; iotIov^ Segel.)
Körper breit und untersetzt, wahrscheinlich flach. R. zusam-
menhängend, über die Hälfte des Rückenrandes einnehmend. A.
sehr grofs.
Eine Art im Monte Bolca.
KRBISSCIIÜPPER.
117
t 9. G. Palimphyes Ag. (jiahf^Kfvtjg, wiederbelebt.)
Körper untersetzt. R. getrennt. B. sehr grofs. Der fleischige
Theil (Fufs) des Schwanzes ist breit. Wirbel kurz und zahlreich.
Drei Arten aus den Schiefern von Glaris.
t 10. G. Archaeus Ag. («^/«ro^, alt.)
Körper mehr oder weniger verlängert. Wirbel lang und an
Zahl gering. Knochen der Zwischenfortsätze dünn.
Zwei Arien von Glaris.
t 11. G. Isums Ag. Qoog, gleich; ovqu^ Schwanz.)
Körper untersetzt. Kopf grofs. Fufs des Schwanzes sehr
zurückgezogen. Skelett stark.
Eine Art von Glaris.
t 12. G. Pleionemus Ag. (nlttog^ voll; rtjiK/.^ Faden.)
P. macrospondylus von Glaris.
t 13. G. Ductor Ag.
Körper verlängert, cylindrisch. Fufs des Schwanzes breit.
Wirbel lang und gering an ZahJ.
Eine Art vom Monte Bolca.
14. G. Thynnus Cuv. Thunfisch.
Körper verlängert. R. zusammenhängend. Falsche Flossen
hinler der R. und A. Ungleiche Schuppen bilden ein Schild um
die Brust.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
15. G. Orcynus Cuv.
Durch sehr lange Brustflossen vom vorigen unterschieden.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
16. G. Cybium Cuv.
Körper verlängert. R. zusammenhängend. Falsche Flossen.
Grofse Zähne in den Kiefern.
Eine Art vom Monte Bolca, eine aus dem Londonthone von
Sheppey.
t 17. G. Go7iiognathus Ag, {ymna^ Winkel; yvd&og^ Kiefer.)
Zwei Arten von Sheppey.
118
FISCHE.
t 18. G. Enchodus Ag. Qy/og, Schwert; oSovgy Zahn.)
Sehr entwickelte, an der inneren Seite gewölbte, an der
äufseren mehr zusammengedrückte Zähne nehmen den ganzen Um-
fang der Kinnlade ein. Am Rande derselben stehen bürstenför-
mige Zähne.
E. halocyon Ag., Vol. 5. p. 64. tb. 25. c. fig. 1 — 16. —
Esox Lewesiensis Mant., Geol of Süss. tb. 44. f. 1, 2. tb. 33. f. 2 — 4.
Die Zähne stehen sehr entfernt und ihre Zahl ist gering, etwa
6 — 7 gröfsere auf jeder Seite des Unterkiefers.
In weifser Kreide von England, im Plänerkalke von Strehlen
und Böhmen.
t 19. G. Anenchelum Blainv. («v«, an, auf; ey/jXiovj
kleiner Aal.)
Körper aalarlig verlängert. Kopf stumpf. Zähne stark. R.
zusammenhängend. B. aus einigen langen Strahlen gebildet. Wir-
bel lang und schlank. Die Seitenfortsatzknöchelchen an die mitt-
leren Wirbelfortsätze angedrückt.
Sechs Arten von Glaris.
t 20. G. Nemopteryx Ag. (yri^a^ Faden; utIqv^^ Flügel.)
Körper verlängert. S. abgerundet. Br. sehr grofs. Zähne
sehr stark. Wirbelsäule kräftig.
Zwei Arten von Glaris.
t 21. G. Xiphopterus Ag. Qufog^ Schwert; nrefjov^ Flügel.)
X. falcatus vom Monte Bolca.
t 22. G. Palaeorhynchum Blainv. (naXaibg, alt;
Qvy/og^ Schnabel.)
Körper aalartig. Kopf klein, mit gleichen zahnlosen Kie-
fern, die sich in einen langen, dünnen Schnabel verlängern. R.
und A. sehr entwickelt. S. klein und gabelig. Seitenfortsätze
der Wirbel paarweise.
Sieben Arten von Glaris.
t 23. G. Hemirhynchus Ag. halb; Qvy/og^ Schnabel.)
Körper verlängert. Oberkiefer schnabelartig verlängert und
zahnlos. Schuppen grofs. Skelett schwach. Dornfortsätze schlank.
Zwischenfortsatzknöchelchen paarweise.
KRKISSCHUFFER.
119
S. Farn. :KipMotdes üg.
Es sind verlängerte, kleinschuppige Fische, deren Oberkiefer
schnabelartig verlängert ist. B. stehen an der Brust. Zähne bürsten-
förmig. Das starke Skelett besteht aus langen Wirbeln, deren
Dornfortsätze breite, senkrechte Platten bilden. Gelenkfortsätze
sehr entwickelt.
1. G. Tetrapterus Raffinesque. (teTQameQog^ vierflügelig.)
Oberkiefer sehr verlängert. Die R. beginnt im Nacken. B.
an der Brust. Schuppen lang und dünn. Wirbel sehr lang und
in der Mitte sehr vertieft.
Eine Art aus der Kreide von Lewes, eine Art aus dem London-
thone von Sheppey.
I 2. G. Coelorhynchus Ag. (xotXog^ hohl; qvyyoQ^ Schnabel.)
Eine ausgestorbene Gattung mit zwei Arten von Sheppey.
3. Farn, ^phyreno'ides Ag^«
{Sphyraena; uSog^ Gestalt.)
Verlängerte Fische mit grofsen Schuppen, grofsen schnei-
denden Zähnen und getrennten Rückenflossen. Die Bauchflossen
stehen am Unterleibe und die Wirbel sind wenig zahlreich.
1. G. Sphyraena Bloch. Pfeilhecht.
Körper dünnleibig. Kopf verlängert. Starke schneidende
Zähne stehen auf den Zwischenkiefern, dem Gaumenbeine und dem
Unterkiefer. Eine stachelige R. ist von einer weichen getrennt.
Wirbel verlängert und wenig zahlreich.
Vier Arten vom Monte Bolca und Libanon.
t 2. G. Sphyraenodus Ag. {Sphyraena; odovgy Zahn.)
Kinnladen mit sehr starken, aber einförmigen und schwach
zusammengedrückt - kegelförmigen Zähnen.
Eine Art von Sheppey.
t 3. G. Hypsodon Ag. (yxpi^ empor; oöwv^ Zahn.)
H. Lewesiensis Ag. (Vol. 5. p. 99. tb. 25. a. u. b.) aus der
Kreide von England, in den Conglomeraten des Tunnels von Oberau
in Sachsen; zwei Arten von Sheppey.
t 4. G Saurocephalus Harl. (oo^v^og^ Eidechse; xecpalrj, Kopf.)
Zähne sehr zusammengedrückt und gerade.
Zwei Arte,n in weifser Kreide , eine vielleicht bei Bilin (Reufs).
120
FISCHE.
i 5. G. Saurodon Hays. {oavqog^ Eidechse; oJcoy, Zahn.)
Zähne zusammengedrückt, an ihrem Gipfel schief und an der
Basis gestreift.
Eine Art in weilser Kreide.
t 6. G. Cladocyclus Ag. {ycladog^ Zweig; y.vylog^ Kreis.)
Die trichterförmige Oeffnung der Schuppen in den Seiten-
linien ist ästig.
Zwei Arten, aus der Kreide und von Brasilien.
t 7. G. Rhamphognathus Ag. {^a^icpog^ Schnabel;
yvdd-og^ Kiefer.)
Körper verlängert. B. am Unterleibe. Von den sehr ver-
längerten Kiefern überragt der obere den unteren.
Eine Art vom Monte Bolca.
t 8. G. 31 esogast er Ag. (f.iaoog^ mitten; yaorriQ^ Bauch.)
Körper verlängert. B. am Unterleibe. Kopf kurz und stumpf.
Kiefern gleich lang.
Eine Art vom Monte Bolca.
4. Farn. JBlenniol'des Ag,
Untersetzte, meistens kleine Fische mit kleinen Schuppen.
Die Bauchflossen stehen an der Kehle. Eine einzige, sehr lange
Rückenflosse besteht theils aus dornigen , theils aus weichen Strah-
len. Zähne mehr oder weniger entwickelt.
In der jetzigen Schöpfung nicht zahlreich, in der früheren
nur durch eine Gattung vertreten.
t Spinacanihus Ag. (Spinax ; ay.avd^a ^ Stachel.)
Die erste R. besteht aus Stacheln, deren Länge der des Ganzen
Körpers gleich kommt und wovon die ersten an ihrer Basis ge-
zähnelt sind Die zweite R. ist schlank.
S. blennioides Ag. vom Monte Bolca.
5. Farn. XtopMotdes Cuv.
Sehr unregelmäfsige Fische. Ihre Br. werden durch armartig
verlängerte Knochen getragen. B. an der Brust. Die Schuppen
fehlen oder werden durch knochige Höcker oder kleine Dornen
vertreten. Kopf grofs. Kiefern mit zahllosen scharfen Zähnen be-
walTnet.
KHErSSCIIÜPPER.
121
Lophius L. Artcdi. Seeteufel. (Ao^/a, . Mähne.)
Kopf sehr breit und niedergedrückt. Rachen sehr grofs. Von
den beiden R. erstreckt sich die erste bis auf den Kopf.
L. brachysomus Ag., vom Monte Bolca, ist die einzige fossile Art.
6. Farn. JLahrol'des Cuv.
Längliche Fische mit grofsen Schuppen. Eine einzige Rücken-
flosse, deren vorderer Theil aus dornigen Strahlen gebildet wird.
Bauchflossen an der Brust. Kinnladen mit fleischigen Lippen. Keine
Zähne am Gaumenbeine. Schlundknochen mit grofsen Zähnen. Ar-
ten sehr zahlreich in der lebenden Schöpfung.
Labrus L. Artedi. Lippfisch.
Körper untersetzt. Skelett plump. Lippen dick und fleischig.
Kiemendeckel ohne Stacheln und Zähne.
Eine Art vom Monte Bolca, eine aus der Molasse der Schweiz.
Zweite Abtheilung.
Mit einer einzigen weichen Rückenflosse.
7. Fam. Cyprino'ides Ag. Karpfen. WeiTsfiscbe.
Längliche, sehr regelmäfsige Süfswasserflsche, von denen nur
wenige in Salzseeen leben. Bauchflossen am Hinlerleibe. Die un-
teren Schlundknochen mit einer Reihe oder mehreren Reihen von
starken Zähnen. Der kleine Mund ist mit fleischigen, oft bärtigen
Lippen umgeben. Wirbelsäule kräftig, aus wenigen Wirbeln ge-
bildet. Sie haben 3 Kiemenstrahlen.
Sie scheinen in den süfsen Gewässern der Tertiärepoche
ebenso häufig als in unseren jetzigen Seeen und Flüssen gelebt zu
haben. Nur eine Gattung von ihnen ist gänzlich ausgestorben.
t 1. G. Acanthopsis Ag. (axavd^a^ Stachel; oipig, Gesicht.)
Körper sehr verlängert, zusammengedrückt und schlecht ge-
staltet. Schwanzflosse abgestutzt oder gerundet. R. ein wenig vor
den B. Bart kurz. Unteraugenhöhlen beweglich, zweispaltig und
in scharfe Spitzen endend. Schunpen kaum bemerkbar.
A. angustus Ag. aus dem Schiefer von Oeningen.
2. G. Cobitis L. GrundeL
Körper verlängert, cylindrisch. Wangen glatt. Unteraugen-
höhlen unbeweglich und unter der Haut verborgen. " Schlundzähne
keilförmig geschliffen. Schuppen klein.
122
FISCHE.
Zwei Arleu von Oeningen, eine Art ans dem Süfswasserkalke
von Mombach.
3. G. 6?oöeo L. Gründling.
Körper cylindrisch. R. gegenüber den B., mit einem grofsen
einfachen Strahle. Die kegelförmigen Schlundzähne stehen in 2
Reihen. Schuppen von mittler Grofse und sehr dünn.
G. analis Ag. von Oeningen.
4. G. Tinea Cuv. Schleihe.
Körper untersetzt. Flossen dick. Schuppen klein.
Zwei Arten von Oeningen, eine aus dem Süfswasserkalke von
Steinheim.
5. G. Leuciscus Klein. Ag. Weifsfisch.
Körper spindelförmig und mit grofsen Schuppen bedeckt.
Schlundknochenzähne in zwei Reihen. Skelett stark.
Elf Arten, theils von Oeningen, theils aus dem Polirschiefer,
der Braunkohle und dem Süfswasserkalke.
L. papyraceus Bronn., Zeilschr. f. Mineral, v. Leonhard, 1828.
p. 395. — Taf. VIII. Fig. 1. Nach Agass. Vol. 5. p. 31. tb. 56. f. 5.
Häufig in der Braunkohlenformation, als: in der Papierkohle bei
Bayreuth und Bonn und dem Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin
in Böhmen.
t 6. G. Aspius Ag.
Körper zusammengedrückt, verlängert und mit grofsen, an
ihrem Hinterrande vorspringenden Schuppen bedeckt. Mund schief
von oben nach unten gespalten. Der untere Kiefer überragt den
oberen, Schlundzähne verlängert und in zwei Reihen. R. hinter
den B. S. sehr gabelförmig. Skelett dünn.
Zwei Arten, von Oeningen und aus der Braunkohle von Menat.
i 7. G. Rhodens Ag. (^oJfog, rosenfarben.)
Körper untersetzt, zusammengedrückt, mit grofsen dünnen
Schuppen bedeckt. Schlundzähne schiefllächig. R. der A. gegen-
über. S. gabelförmig. Nur kleine Fische.
Zwei Arten von Oeningen.
t 8. G. Cyclurus Ag. (xvxlog, Kreis; ovQa^ Schwar.z.)
S. abgerundet. R. und A. sehr grofs. Wirbelsäule an ihrem
Ende aufwärts gekrümmt. Wirbel dick und kurz. Schuppen dick
und verlängert.
Eine Art von Oeningen, eine von Menat.
KUEISSCHUPPEB.
12e3
8» Farn. Cyprinodontes Ag.
Längliche, sehr regelmäfsige und kleine Fische mit grofsen
Schuppen. B. am Unterleibe. Die Kiefern tragen Zähne. Mehr
als drei Kiemenstrahlen.
Die Arten sind alle tertiär und gehören zu der Gattung:
Lebias Cuv.
Körper wenig verlängert. Kiefern horizontal abgeplattet und
mit einer Reihe von gezähnelten Zähnen besetzt. Kiemendeckel
grofs. Kiemenstrahlen zahlreich. R. gegenüber der A.
Fünf Arten tertiär.
9« Farn. Msocides Cuv«
Dünnleibige und grofsschuppige Fische. B. am Hinterleibe.
Die zahnlosen Oberkiefern stehen mit den Zwischenkiefern in einer
Linie. Zähne des Unterkiefers, des Gaumens und Pflugschaarbeines
im Allgemeinen sehr stark und kegelförmig.
Aufser Istieus sind alle Süfswasserfische.
1. G. Esox L. Cuv. Hecht.
Körper verlängert, cylindrisch. Kopf grofs, mit verlängerter,
stumpfer und niedergedrückter Schnauze. Rachen weit. Oberkiefern
zahnlos. Zwischenkiefern mit kleinen konischen Zähnen. - Starke
Zähne im Gaumen, in der vorderen Gegend des Nasenbeines und
des Unterkiefers. Kiemenstrahlen sehr zahlreich. S. wenig aus-
gerandet. R. und A. sehr nahe der S. und einander gegenüber.
Schuppen grofs. Skelett dünn.
F. Otto Ag. im Diluvialmergel bei Breslau.
Eine Art von Oeningen.
t 2. G. Holosteus Ag. (ßXog^ ganz; ooiiov^ Knochen.)
Körper sehr verlängert. Skelett dünn. Rippen schwach.
Muskelgräten zahlreich und grofs.
Eine Art von Oeningen.
t 3. G. Sphenolepis Ag. (a(p7]v^ Keil; Xemg, Schuppe.)
Körper verlängert. Schnauze spitz. R. gegenüber der B.
S. kaum gabelförmig. Schuppen grofs.
Zwei Arten im Gypse von Montmartre, und bei Oeningen.
t 4. G. Istieus Ag. (IotIov, Segel.)
Körper verlängert. Die grofse R. nimmt fast den ganzen
Rückenrand ein. A. sehr zurückgestellt. Schuppen grofs. Wir-
124
FISCHE.
bei selir kurz. Dornforlsälze sehr gedrängt. Fortsatzknöchelchen
weniger zahlreich als die Fortsätze. Kleine Zähne in den Kinnladen.
Vier Arten in der Kreideformation bei Münster.
lO. Farn. JEaleco'ides Ag.
Regelmäfsige Fische mit mehr oder weniger grofsen Schup-
pen. B. am Hinterleibe. Im Oberkiefer finden sich öfters Zähne.
Diese sind im Allgemeinen kegelförmig. Skelett schlank. Kleine
oder mittlere Fische.
1. G. Mallotus Cuv. {(.laXlwTog^ wollig.)
Ein verlängerter Körper mit schlankem Skelette ohne Brust-
bein. R. in der Mitte. A. sehr grofs. Zähne sammetartig.
M. villosus Cuv., Salmo grönlandicus Bloch, Ag. Vol. 5. p. 98.
tb. 60. — Er wird 5 — 7" lang und lebt noch im ganzen Nordmeere. ^
An Grönlands Küsten findet man das Skelett davon häufig in Mergel-
nieren, welche die Form des Fisches angenommen haben.
Es ist nach Agassiz die einzige Art fossiler Fische, welche zu-
gleich noch lebend gefunden wird.
2. G. Osmerus Arledi. Stint. (loixrjQrig, riechend.)
Körper verlängert. R. den B. gegenüber. Starke kegel-
förmige Zähne in den Kiefern und auf dem Gaumenbeine.
Eine Art im Grünsande von Ibbenhühren und eine im Schiefer
von Glaris.
t 3. G. Osmeroi'des Ag. (Osmerus; tldog.)
R. weit vorn. Kopf abgeplattet. Mund ziemlich klein. Brust-
beinrippen fehlen.
Unter fünf Arten der Kreideformation ist die gewöhnlichste:
0. Lewesiensis Mant. (Salmo Geol. of Süss. pL 40. f. 1.,
pL 33. f. 12., pl. 34. f. 1, 2. — Taf. VII. Fig. 30. Eine Schuppe, nach
Ag. Vol. 5. p. 105. tb. 60. 6; 60. c. — Gein. Char. tb. 2. f. 3. a. b.
Häufig im Plänermergel und Plänerkalke von Sachsen und Böh-
men und in der Kreide von Lowes in England.
t 4. G. Acrognathus Ag. (uitQogj der höchste;
yvudog^ Kiefer.)
A. Boops Ag., mit grofsem, breitem, abgeplattetem Kopfe, in
der Kreide von Lewes.
t 5. G. Aulolepis Ag. (dvkog^ Röhre; linig^ Schuppe.)
A. typus Ag. Ebendaher.
KREISSCIIÜPPER. 125
6. G. Alosa Cuv. Alse.
Körper regelmäfsig. Wirbelsäule aus zahlreichen Wirbeln ge-
bildet. Briistbeinrippen sind vorhanden. Die Mitte der oberen
Kinnlade ist ausgerandet.
Eine Art tertiär von Oran.
t 7. G. Megalops Cuv. (/.(e'yag, grofs; wxp^ Gesicht.)
Eine Art im Londonthone von Sheppey.
8. G. Chipea L. Häring.
Körper regelmäfsig, mit Brustbeinrippen. R. in der Mitte
des Rückens.
Vierzehn fossile Arten, meistens tertiär.
9. G. Engraulis Cuv. Sardelle.
Körper verlängert. Maul grofs. Die spitze Schnauze über-
ragt den Unterkiefer. R. den B. gegenüber. Ohne Brustbeinrippen.
Eine Art vom Monte Bolca.
t 10. G. Halec Ag.
Kopf breit und abgeplattet. Rachen weit aufgerissen. Un-
terkieferknochen sehr schmal. Brustbeinrippen fehlen.
H. Sternhergii Ag. Vol. 5. p. 123. tb. 63. Kleine Zwi-
schenfortsatzknöchelchen der R. sehr breit.
Im Pläner von Böhmen.
t 11. G. Flatinx Ag. (nXuTiy^^ Ruder.)
Körper verlängert. R. sehr zurückgestellt. Br. sehr lang.
Wirbelsäule sehr kräftig. Brustbeinrippen fehlen.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
t 12. G. Notaeus Ag. (vcuTog^ Rücken.)
Körper untersetzt. S. abgerundet. Die R. breitet sich über
den gröfsten Theil des Rückens aus. B. am Unterleibe. Wirbel
höher als lang.
Eine Art im Gypse des Montmartre.
t 13. G. Coelogaster Ag. (xotlog^ hohl; yaGjrjQ^ Bauch.)
A. analis Ag.
II. Farn. Anguilliformes Cuv. Aale.
Sehr verlängerte Fische mit sehr kleinen Schuppen. B., bis-
weilen sogar auch die Br. fehlen. Sie haben kleine, im Allge-
meinen kegelförmige Zähne.
126
FISCHE.
1. G. Anguilla Tliunb. Flufsaal.
Die Br. mit Kiemen, welche sich von beiden Seiten unter
den Flossen öffnen. Die R. beginnt in einer bestimmten Entfern-
ung vom Nacken.
Acht Arten, von denen sechs vom Monte ßolca, eine von Oeningen
und eine aus dem Süfswasserkalke sind.
t 2. G. Enchelyopus Ag. (ty/eXrg, Aal; novg^ Fufs.)
Körper sehr verlängert. R. bis zu dem Nacken verlängert.
Brustgürtel sehr dünn.
Eine Art vom Monte Bolca.
3. G. Sphagebranchus Bloch, {ocpuyrj^ Kehle; ß^dy/ot,^ Kieme.)
Eine Art vom Monte Bolca.
4. G. Ophisurus Lacep. (o(pig, Schlange; ovqu^ Schwanz.)
Eine Art vom Monte Bolca.
t 5. G. Leptocephalus Ag. (Xenrbg, dünn; xeqjaXr]^ Kopf.)
Zwei Arten ebendaher.
Ordn. Ctenoi'des Ag. Ktenoiden. Ctenote*
pidoti Ag*. Kammiseliapper«
(xTetg, Kamm; elSog^ Gestalt.)
Taf. VII. Fig. 29.
Die rundlichen Schuppen sind aus hornigen Schichten ge-
bildet, von denen die unteren stets die oberen überragen und
welche an ihrem hinteren, das ist an dem äufserlich sichtbaren
Rande kammförmig gezähnelt sind.
Ihre geognostische Vertheilung ist wie die der Cycloiden.
1. Farn. JPerco'ides Cuv. {Percas Barsch.)
Längliche Fische mit rauhen Schuppen. Kiemendeckel stark
gezähnelt oder stachelig. Zwischenkiefern, Unterkiefern, der vor-
dere Theil des Pflugschaarbeines und sehr häufig auch das Gau-
menbein mit Zähnen besetzt. Starke dornige Strahlen auf dem
vorderen Theile des Rückens bilden eine von den weichen Strah-
len verschiedene Flosse oder vereinigen sich damit. Die B. ste-
hen oft an der Brust.
A. H oloccntri.
Mit mehr als 7 Kiemenstrahlen. Ihre B. aus einem Stachel
und 5 oder mehreren weichen Strahlen gebildet.
KAMMSCHÜPPER.
127
t 1. G. Sp^henocephalus Ag, (ocfrjv^ Keil; xKpalrj^ Kopf.)
Eine einzige R. mit einigen dornigen Strahlen nur am Vor-
derrande. Sie ist nur wenig breiter als die A. Kopf schlank.
Eine Art in der Kreide Westphalens.
t 2. G. Hoplopteryx Ag. (onlov^ Waffe; meQv^^ Flügel.)
Der dornige Theil der R. besteht aus sehr grofsen Strahlen
und ist eben so breit als der weiche Theil. Diese Flosse zieht
sich bis an das Ende der A. Kopfknochen gezähnelt.
Eine Art ebenda.
3. G. Beryx Cuv.
Eine einzige R., nur vorn mit einigen Dornstrahlen. Kopf
grofs und sehr stumpf.
Unter den fünf in der Kreide vorkommenden Arten ist die
gewöhnlichste:
B. ornatus Ag. — Taf. VII. Fig. 29. — Ag. Vol. 4. tb. 14. «,
14. b. f. 1. 2, tb. 14. c. f. 1 — 6 u. 14. d. — Zeiis Lewesiensis Mant.,
Geol. of Süss. pl. 34. f. 6., pl. 35 u. 35. — Gein. Kieslingsw. p. 5.
tb 4. f. 1. — Reufs, Bölim. Kr. tb. 2. f. 2, tb. 5. f. 12. 13. 15,
tb. 12. f. 1. 2.
Der Kopf ist sehr dick, die Flossen sind verhältnifsmäfsig schwach,
die Schuppen quer -eirund, und der breite mittlere Theil der hinteren
Hälfte ist kammförmig.
Im Grünsande von Schweden (His. Leth. Suec. tb. C. 4.), im Pläner-
kalke von Sachsen (Strehlen), Böhmen, und in der Kreide von Sussex.
t 4. Gatt. Acanus Ag. («xotro^, Stachel.)
Der dornige Theil der R. sehr ausgebreitet und aus dicken
Strahlen gebildet, welche länger als die weichen Strahlen sind.
Mehrere starke Strahlen vor der A.
Vier Arten in der Kreide von Glaris.
t 5. G. Podocys Ag. (novg^ Fufs; wxvg^ schnell.)
Unterkiefer vorragend. R. sehr entwickelt und langstrahlig.
Die R. erstreckt sich bis zu dem Nacken.
Eine Art in der Kreide von Glaris.
t 6. G. Acrogaster Ag. {äy.Qog^ der höchste; yaoi-^Q., Bauch.)
Unterleib sehr entwickelt und vorragend. Nur einige Stacheln
vor der R., welche, wie die A., sich kaum über die Mitte erstreckt.
Eine Art in der westphälischen Kreide.
128
FISCHE.
7. G. Myripristis Cuv. Qivgiog^ zahllos; nQtoibg, zersägt.)
Der Vorderdeckel mit 2 parallelen Reihen von Zähnen be-
deckt, ohne Stachel an seiner Ecke. Kiemendeckel, Gesichts- und
Schädelknochen gleich gezähnelt. Zwei ohngefähr gleiche R.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
8. G. Holocentrum Art. (oXog, ganz; centrum,)
Kiemendeckel stachelig und gezähnelt; ebenso der Vorder-
deckel an seiner vorderen Ecke mit einem vorwärts gerichteten
Dorn. Schädelknochen und Unteraugenhöhlen ebenso gezähnelt.
Von den beiden R. ist die erstere die breitere und aus dicken
dornigen Stacheln gebildet.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
t 9. G. Fristigenys Ag. (nQiojog^ gesägt; ytvvg^ Kinn.)
Unteraugenhöhlen stark gezähnelt. Die dornigen Strahlen der
R. sind länger als die weichen und nehmen einen ebenso grofsen
Raum als diese ein.
Eine Art vom Monte Bolca.
B. Eigentliche Barsche,
Mit 7 oder mehr Kiemenstrahlen. Bauchflossen aus einem
Stachel u. 5 oder mehreren weichen Strahlen gebildet. 2 R.
10. G. Enoplosus Lacep. (Jvonlog^ bewaffnet.)
Körper breit, zusammengedrückt. Vordere R. sehr hoch.
B. sehr grofs.
Eine Art vom Monte Bolca.
11. G. Smerdis Ag. {o[,itQÖig^ ein Fischchen.)
Erste Unteraugenhöhle stark gezähnelt, ebenso der vordere
Kiemendeckel, ohne Stachel an seiner Ecke. Der Kiemendeckel
endet hinten in einem abgerundeten Vorsprunge. Zwei gleich
schmale R. S. gabelförmig.
Zwei Arten vom Monte Bolca, drei tertiär.
12. G. Perca L. Cuv. Barsch.
Beide R. genähert. Der vordere Kiemendeckel gezähnelt, mit
stärkeren Zähnen am unteren Rande. Ein starker Stachel steht
an der Ecke des Kiemendeckels. Unterer Rand des Zwischen-
und Unterkiemendeckels gezähnelt. Desgleichen stehen Zähnchen
am Schulterblalte und an der Ecke des Oberarmknochens.
Drei Arten tertiär.
KAMMSCIIÜPPER.
129
15. G. Ldhrax Cuv. Seebarsch.
Kiemendeckel mit doppelter Spitze. Unteraugeiihöhle, Zwi-
schendeckel und Unterdeckel glatt. Der Vorderdeckel gezähnelt,
mit gerundeter Ecke und an seinem Unterrande mit stärkeren Zäh-
nen. Kiemendeckelstücken schuppig.
Zwei Arten vom Monte Bolca , eine im Grobkalke von Passy.
14. G. Apogon Lacep. (^unoyovog, Nachkomme.)
RR. sehr entfernt. Der vordere Kiemendeckel mit doppel-
tem und gezähneltem Rande. Körper grofs. Schuppen grofs.
Eine Art vom Monte Bolca.
15. G. hat es Cuv. (Xaioc, ein Nilfisch.)
Der vordere Kiemendeckel gezähnelt, an seiner Ecke mit
einem starken, nach hinten gekrümmten Stachel. Ecke des Ober-
armes gezähnelt. S. abgerundet.
Drei Arten im Monte Bolca und eine im Grobkalke von Sevres.
t 16. G. Cyclopoma Ag. (^xvxlog, Kreis; nw^ia^ Deckel.)
Der Kiemendeckel endet in eine starke und lange Spitze.
Vorderdeckel stark gezähnelt. Die Zähnchen an seiner Ecke und
an dem Unterrande richten sich vorwärts. Ecke des Oherarm-
knochens abgerundet. Die beiden R. vereinigen sich fast an ihrer
Basis. S. abgerundet.
C. Serrani.
Mit 7 oder mehr Kiemenstrahlen. B. aus einem Stachel und
5 oder mehr weichen Strahlen gebildet. RR. vereinigt.
17. G. Dules Cuv.
Kiefern mit sammetartigen Zähnen. Kiemendeckel stachelig.
Vorderdeckel gezähnelt. 6 Kiemenstrahlen.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
18. G. Pelates Cuv. (mluTTjg, Nachbar.)
Vorderdeckel gezähnelt. Kiemendeckel in einem starken Dorn
endend. Kiefern mit sammetartigen Zähnen. Dornige Rücken-
strahlen zahlreich, und dieser Theil der R. unterscheidet sich kaum
von den weichen Strahlen. ,
Eine Art vom Monte Bolca.
19. G. Serranus Cuv. Sägebarsch.
Der dornige Theil der R. vereinigt sich mit ihrem weichen
Theile. Die Kiefern sind mit Hundszähnen bewaffnet, zwischen
Geinitz, Versteinerungskunde. 9
130
welche sich bürstenförmige Zähne mengen. Vorderdeckel fein ge-
zühnclt; der Kiemendeckel endet in 2 — 3 Qaclie Dornen. 7 Kie-
menslrahlen. Kopf- und Deckelstücken sind schuppig.
Mehrere Arten vom Monte Bolca.
•H.A i,
S. Farn. Sparotdes Cuv. Ifleerlbrassen.
Längliche, rauchschuppige Fische. Deckelstücken glatt oder
schwach gezähnelt, niemals stachelig. Verschieden geformte Zähne
stehen im Unterkiefer und auf den Zwischenkiefern. Gaumen un-
bewaffnet. Die dornigen Strahlen des vorderen Theiles der K.
sind mit den weichen zu einer Flosse vereiniget. B. an der Brust.
Höchstens 6 Kiemenstrahlen.
Die ältesten Arten finden sich am Monte Bolca.
1. G. Ventex Cuv. (Deniex^ ein Meerfisch.)
An den Rändern der Unter- und Zwischenkiefern stehen con-
ische Zähne, von denen die vorderen die gröfseren sind und
sich hakenförmig krümmen. Wangen schuppig.
Fünf Arten im Monte Bolca und eine im Grobkalkc von Nanterre.
2. G. Pagellus Cuv.
Zwei Reihen kleiner Mahlzähne stehen in den Zwischen- und
Unterkiefern, kleine, schlanke, kegelförmige am vorderen Theile
des Kiefers.
Eine Art vom Monte Bolca und Libanon.
t 3. G. Sparnodus Ag. (^ana^vog^ selten; 6öovgj Zahn.)
Eine Reihe dicker, kurzer und stumpf- kegelförmiger Zähne
stehen an dem Rande der Zwischen- und Unterkiefern.
Sechs Arten vom Monte Bolca.
4. G. Sarg US Cuv. (od^yog, ein Meerfisch.)
An dem vorderen Theile der Zwischen- und Unterkiefern
stehen scharfe Schneidezähne.
5. Cuvieri Ag., eine kleine verlängerte Art.
3. Fain. ^cienol'de* Cuv« Cmberfisclie«
Längliche, rauhschuppige Fische. Deckelstücken gezähnelt
oder dornig. Zwischen- und Unterkiefern mit Zähnen. Nasen- und
Schlundbein zahnlos und eine gewölbte Schnauze bildend. Die
verlicaleu Flossen sind mehr oder weniger schuppig. B. an der
Brust.
KAMMSCIIÜPPER.
131
1. G. Pristipoma Cuv. (nQiaTog^ gesägt; nwfia, Deckel.)
Die dornigen Strahlen der R. sind mit den weichen Strahlen
vereinigt. 7 Kiemenstrahlen. Schnauze sehr gewölbt. Mund klein.
Kiemendeckel stumpf.
Eine Art vom Monte Bolca.
t 2. G. Odonteus Ag. (oJwv, Zahn.)
Der sehr hohe dornige Theil der R. ist durch eine Aus-
randung von dem weichen Theile getrennt. Zwischen- und Un-
terkiefern mit einer Reihe von dicken kurzen Kegelzähnen. Vor-
derkiemendeckel sehr fein gezähnelt.
Eine Art vom Monte Bolca.
4. Farn. Cotto'ides Agf«
Längliche, eckige Fische mit rauhen, schildförmigen Schup-
pen, welche entweder dachziegelförmig oder in einer schlaffen
Haut liegen. Der dicke, eckige Kopf ist mit Erhöhungen oder
gezähnelten und stacheligen Knochenplatten bedeckt, ünteraugen-
höhlen sehr entwickelt und hinten mit dem Vorderdeckel verglie-
dert. Deckelstücken gezähnelt oder dornig. Die stark entwickel-
ten dornigen Strahlen der R. sind mit den weichen Strahlen bald
vereinigt, bald von ihnen getrennt. B. an der Brust.
Am Monte Bolca kommen zwei ausgestorbene Gattungen von
ihnen vor, die in jüngeren Süfswasserbildungen erscheinenden Arten
gehören zu der Gattung Cottus,
t 1. G. Pterygocephalus Ag. (nri^v^y Flügel; xtcpaXri^ Kopf.)
Die dornigen Strahlen der R. sind sehr lang, getrennt und
erstrecken sich bis über den Kopf, während die weiche Partie
den ganzen Rücken einnimmt. Schuppen gekielt.
Eine Art vom Monte Bolca.
t 2. G. Calliptery X Ag. (xaXbg, schön; njtQv'^y Flügel.)
Grofse verlängerte Fische, Wenig dornige Strahlen stehen
\os der R. , welche sich längs des ganzen Rückens ausbreitet.
Die A. fast ebensa breit.
Zwei Arten vom Monte Boka. ^
3. G. Cottus L. Groppe. (xotto?.)
Kopf sehr dick und breit, höckerig oder dornig. RR. un-
terschieden; die erste schmal. Untere Strahlen der Br. einfach.
B. aus wenigen Strahlen gebildet. 6 Kiemenstrahlen.
Drei Arten tertiär.
9*
132
FISCHE.
5. Farn* Gohiotdes Ag.
Verlängerte, cylindrische Fische mit rauhen Schuppen. Deckel
g^ezahnelt. Dornstrahlen des Rückens schlank und biegsam. B.
an der Brust und vereint. Mit 5 Kiemenstrahlen. KiemenöfF-
nung klein.
Gobius L. Meergrundel.
B. vollständig vereint in der Form eines Trichters. Kopf
gerundet. Die erste R. ist dornig und schmaler als die zweite.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
6. Fam. Vheuties €uv. liederfisclie. SStaclieljsehwänze.
Eiförmige, zusammengedrückte Fische mit rauhen Schuppen.
Der kleine Mund ist mit einer einzigen Reihe von Zähnen auf den
Unter- und Zwischenkiefern bedeckt. Gaumen unbewaffnet. Dor-
nige Strahlen der R. mit den weichen vereint. B. an der Brust.
Beide Gattungen existiren noch jetzt.
1. G. Acanthurus Lacep. Chirurg, {axavd^a, Stachel;
ovQüLj Schwanz.)
Zähne scharf und gezähnelt. Auf jeder Seite des Schwanzes
steht ein schneidender und beweglicher Stachel.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
2. G. Naseus Commers. Nashornfisch. Einhornfisch.
Zähne kegelförmig. Stirn mehr oder weniger vorragend.
4 Kiemenstrahlen, 3 weiche Strahlen in den B. Schwanz mit fest
stehenden Stacheln bewaffnet.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
7. Farn. Axilostomes €uv. Röhrenmäiiler.
Mehr oder weniger verlängerte, cylindrische oder zusammen-
gedrückte Fische mit rauhen Schuppen, welche bisweilen in breite
Rückenplatten umgewandelt sind. Der Kopf ist zu einer langen
Röhre verlängert. Mund klein.
Die ältesten Arten dieser Familie finden sich in dem Schie-
fer von Glaris; am Monte Bolca kommen einige jetzt ausgestor-
bene Gattungen vor.
1. G. Amphisyle Klein. {a^(pif ringsum; cvlri. Beute.)
Der Rücken ist mit breiten schuppigen Platten bepanzert, von
denen die erste mit dem vordersten Stachel der R. vergliedert ist.
Eine Art vom Monte ^ Bolca.
KAMMSCIIUITER.
2. G. Aulo Stoma Lacep. Flöten maul. (dvXbg^ Flöte;
oToi-ia, Maul.)
Bauchschuppen am Hinterleibe. Die weiche R. , vor welcher
einige freie Stacheln stehen , der sehr zurückgestellten A. gegen-
über. Die Röhre ist weit und zusammengedrückt. Die Kiefern
sind zahnlos.
Eine Art vom Monte Bolca.
3. G. Fistularia Lacep. Pfeifenfisch, (fistula^ Rohre.)
Röhre sehr lang und niedergedrückt. Kiefern und Zwischen-
kiefern mit kleinen Zähnen. Eine einzige R. gegenüber der A.
Der mittlere Strahl der S. ist fadenförmig.
Eine Art im Schiefer von Glaris, eine im Monte Bolca.
t 4. G. Rhamphosus Ag. (^dfiKpog, Schnabel.)
Ein ungeheuerer, an seinem Hinterrande gezähnelter Stachel-
strahl sitzt auf dem Nacken. Die weiche R. gegenüber der A.
Die S. ist viereckig. Die Schnauze ragt nasenartfg über die Kie-
fern hervor.
Eine Art vom Monte Bolca..
t 5. G. Urosphen Ag. (ov()«, Schwanz; G(p^v\j KeiK)
Der verlängerte, cylindrische Körper endet mit einer grofsen
keilförmigen Flosse. Die Röhre ist, wie bei den Fistularien, verlängert.
Eine Art vom Monte Bolca.
6. Farn. Chetodontes Cuv. Squamipennes Cuv.
iSchuppenflosser.
Kurze, breite, stark zusammengedrückte Fische mit sehr rauhen
Schuppen. Dornige Rückenstrahlen stark, gewöhnlich an die wei-
chen Strahlen sich anlehnend, selten davon getrennt. Die verti-
calen Flossen sind schuppig und daher schwer von dem Körper
zu unterscheiden. Kiemendeckel gezähnelt oder stachelig. B. an
der Brust, bisweilen fehlend.
Häufig am Monte Bolca, bisweilen im Grobkalke. Drei ihrer
Geschlechter gehen nicht bis in die jetzige Schöpfung.
t 1. G. Semiophortis Ag. (orji^ietocpSQog , Fahnenträger.)
R. sehr hoch, in ihrem vorderen Theile, aufser dem ersten
dicken Strahle und einigen kleineren Stacheln sehr weich, und
längs des Rückens sich ausbreitend. A. viel kürzer. B. sehr
verlängert. Profil sehr gerade.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
134
FISCHE.
2. G. Ephippus Cuv. (i(pmnog, Reiter.)
Die sehr dicken Strahlen, welche den vorderen Theil der R.
bilden, sind schuppenlos. Eine starke Ausrandung trennt die dor-
nigen und die weichen Strahlen.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
3. G. Scatophagus Cuv. (oyMTocpdyog , kothfressend.)
Die vorderen der dicken dornigen Strahlen, welche die
erste R. bilden, sind die längsten. S. mit 4 Stacheln. Schuppen
sehr klein.
Eine Art vom Monte Bolca.
4. G. Zanclus Cuv.
Die wenig zahlreichen dornigen Strahlen der R. nehmen an
Gröfse schnell zu und lehnen sich an den sehr hohen vorderen
Theil der weichen Flosse an. Schnauze weit vorspringend.
Eine Art vom Monte Bolca.
t 5. G. Macrostoma Ag. (/^laxQog, grofs; gto/hu, Mund.)
Rachen sehr grofs. R. und S. niedrig, aber sehr breit.
Eine Art im Grobkalke von Nanterre.
6. G. Holacanthus Lacep. (oXog, ganz; äxavd^a, Stachel.)
Ein grofser, nach hinten gerichteter Stachel an der Ecke
des Vorderdeckels, dessen Ränder gewöhnlich gezähnelt sind. Dorn-
strahlen der R. kräftig, allein weniger hoch als bei Pomacanthus,
Eine Art im Grobkalke von Chatillon.
7. G. Pomacanthus Cuv. (nwfia^ Deckel; uxuvd^a, Stachel.)
Eine Art vom Monte Bolca.
8. G. Platax Cuv. Breitfisch.
Körper sehr zusammengedrückt, in die hohen und schuppigen
senkrechten Flossen verfliefsend. Die kurzen dornigen Strahlen
stehen in dem vorderen Rande der Flossen verborgen. B. sehr lang.
Vier Arten vom Monte Bolca.
t 9. G. Pygaeus Ag. {nvyaXogj zum Hintertheile gehörig.)
RR. vereinigt, der dornige Theil ist dickstrahlig, der weiche
abgerundet oder zugespitzt, indem die mittleren Strahlen die länge-
ren sind. A. ähnlich, aber kürzer.
Acht Arien vom Monte Bolca.
KAMM8CHÜPFEH.
1^5
10. G. Toxotes Cuv. Schütze, (to^ott;^.)
R. sehr zurückgestellt, an ihrem weichen Theile, welcher
mit dem dornigen Theile verschmolzen ist, schuppig. A. der R.
gegenüber und ihr ähnlich. Unterkiefer vorspringend.
Eine Art vom Monte Bolca.
9* Farn. Pleuronectes €uv^ ISeitenscliwimmer« iSchollen.
Butten.
Unsymmetrische, stark zusammengedrückte, mehr oder weniger
breite Fische, welche oft ebenso hoch als lang sind, mit sehr rauhen
Schuppen. Der Schädel ist so gedreht, dafs beide Augen auf
einer Seite zu liegen scheinen. Die^eite, auf welcher der auf
der Seite liegende Fisch schwimmt, ist die flachere. Die verti-
calen Flossen werden nur aus weichen Strahlen gebildet, welche
sich stark vorwärts über den Kopf und den Bauch biegen. Die
B. verfliefsen oft in einander. Von den ungleichen Br. fehlt die
untere bisweilen.
Rhombus Cuv. Steinbutte.
Sehr breit. Die R. verbreitet sich von dem Ende des Un-
terkiefers, ebenso wie die A. bis fast zur S. hin.
R. minimus Ag., eine kleine Art vom Monte Bolca, ist die
einzige fossile Form dieser in nordischen Meeren so häufig vorköm-
menden Fische.
3. Ordn. Ganoides Ag^. Goniolepidoti AgM
Granoiden. Grlanzschupper. ficksicliiipper.
(yavoü), ich glänze, — ywvia^ Ecke.)
Taf. VII. Fig. 19—28.
Eckige, rhomboidale oder vielseitige Schuppen, welche aus
knochigen oder hornigen Schichten gebildet und mit einer dicken
Lage von glänzendem Email bedeckt sind, unterscheiden die Ga-
noiden leicht von allen anderen Fischen.
Sie beginnen mit der Steinkohlenformalion und gehen bis in
die jetzige Schöpfung.
Bei einigen ihrer Gattungen setzt die Wirbelsäule bis in den
längeren oberen Lappen der Schwanzflosse fort (Heterocercen),
und diese bezeichnen die Formation bis zu dem Muschelkalke her-
auf; alle jüngeren Ganoiden, von der Juraformation an, haben
einen regelmäfsigen , symmetrischen Schwanz (Homocercen).
136
FISCHE,
1. Fam« Xtepidotdes Ag, Jtjepidostei Ag.
(Xfniöodörjg^ schlippenartig.)
Bürstenförniige Zähne in mehreren Reihen oder kleine stumpfe
Zähne in einer Reihe. Schuppen eben, rhomboidal und mit dem
Körper, welcher von ihnen ganz bedeckt wird, parallel. Skelett
knochig. Kein Repräsentant dieser Familie existirt in der jetzigen
Schöpfung.
A. Körper verlängert, spindelförmig.
Sie gehören zu den Heterocercen, und ihre Zähne sind bür-
stenförmig.
t 1. G. Acanthodes Ag. Acanthoessus Ag.
{uy.avd^wdrig , stachelig.)
Schuppen aufserordentlich klein. R. gegenüber der A. Br.
grofs; der erste Strahl der Br., der R. und A. ist dick, stark und
steif; die folgenden Strahlen und die der S. sind sehr fein. Un-
terkiefer länger als der obere. Rachen weit aufgerissen.
A. Bronni Ag. Vol. 2. p. 124. tb. 1.
In Thonnieren aus der Steinkohlenformation des Hundsrückens.
A, sulcatus kommt im Süfswasserkalke der Steinkohlenformation bei
New House vor.
t 2. G. Vipterus Sedgwick u. Murchison. Catopterus Ag.
(jiieQov^ Flügel.)
Zwei R. sind zwei ähnlichen A. gegenüber gestellt. B. vor der
vorderen R. Br. klein. Schwanz wie bei Palaeoniscus. Schup-
pen mittelmäfsig. ^
D. macrolepidotus Sedgw. u. Murch., Ag. Vol. 2. p. il5. tb. 2.
f. 1 — 4., tb. 2. a. f. 1 — 5.
In dem Schiefer von Caithness und dem alten rothen Sandsteine
zu Dovvnton-Hall.
t 3. G. Amblypterus Ag. (äf.ißXvg, stumpf, mtQov^ Flügel.)
Alle Flossen sind sehr breit und aus zahlreichen Strahlen
gebildet. Br. sehr grofs. A. breit. R. in dem Zwischenräume
zwischen den B. und der A. Nur im oberen Schwanzlappen stehen
kleine Strahlen, an dem Rande der anderen Flossen nicht. Schup-
pen mittelmäfsig.
Vier Arten aus der Steinkohle von Saarbrück, Lebach, Börsch-
weilcr und eine von Ceara in Brasilien, drei von New Häven und
A. Agassizii Münsl. (Ag. Vol. 2. p. 105. tb. 4. «. f. 1—8.) kommt
im iMuschelkalkc von Espcrstädt in Thüringen vor.
GLANZ- ODER ECKSCHÜPPER.
137
t 4. G. Palaeoniscus Ag. Schildflossenfisch, (nalaibg, alt;
oploKog, ein Meerüsch.) Taf. VII. Fig. 24.
Alle Flossen sind mittelgrofs, und an ihren Rändern ste-
hen kleine Strahlen. R. dem Zwischenräume zwischen den B.
und der A. gegenüber. Schuppen mittelgrofs. Immer liegen dicke
ungleiche Schuppen vor der R. und der A., von der Gestalt spa-
tel- oder lanzettförmiger Schilder. (Taf. VII. Fig. 26. b.)
Dreizehn Arten aus der Steinkohlen- und Zechsteinformation.
Die Arten aus der ersteren haben glatte, die aus der letzteren
Formation gestreifte Schuppen.
F. Freieslebeni Ag. Vol. 2. p. 5 u. 66. tb. 11 u. 12. — Ger-
mar, Verstein. d. Mansfelder Kupferschiefers, p. 12 u. f. fig. 9 — 14.
Hiernach Taf. VII. Fig. 26. a — e. (i).
Dieser in dem Kupferschiefer von Mansfeld so überaus häufige
Fisch wird, nach Germar, gewöhnlich 6 — 7" lang, doch kommen
auch kleinere Exemplare und gröfsere bis zu lO" Länge vor. Die
Länge des Kopfes verhält sich zur Länge des Körpers bis an die
Schwanzspitze wie 1 ; 4^. Die Brustflossen haben etwa i der Länge
des Kopfes und die Afterflosse sitzt genau in der Mitte zwischen den
Bauchflossen und der unteren Schwanzflosse.
Die Augenhöhle liegt weit nach vorn über dem vorderen Ende
des Oberkiefers, und der Kopf war mit einer körnigen Haut über-
zogen. Die Schuppen bilden Rhomboide, die am Bauche und am
Rücken kleiner sind, und am oberen Schwanzlappen zu spitzen Rhomben
werden. Die den Kiemen zunächst liegenden Schuppen sind an ihrer
vorderen Seite mit ziemlich kleinen Furchen bezeichnet , welche
parallel den schmalen Seiten des Rhomboides und bis fast an den
fein gekerbten Hinterrand gehen (Fig. 26. «.). In der Mitte gewahrt
man nur 5 — 7 solcher Furchen, welche von ungleicher Länge sind,
und näher dem Schwänze bleiben nur noch eine bis drei Furchen
übrig. Die Schuppen des oberen Schwanzlappens (Fig. 26. c.) führen
gewöhnlich nur eine abgekürzte, diagonale, eingedrückte Linie, und
neben dieser zuweilen noch eine oder zwei kürzere. Ging das Email
verloren, so sieht man, wie jede Schuppe in die über ihr liegende
gleichsam eingezapft war (Fig. 26. rf.). (Germar.)
Eine schildförmige Schuppe von den Flossen ist Fig. 26. b. dar-
gestellt.
P. e leg ans Sedgw. vertritt die vorige Art in dem Magnesian-
Limeslone Englands.
F. macropomus Ag. VoL 2. p. 81. tb. 9. f. 6. 7.
138
FISCHE,
Eine sehr verlängerte Form; der Körper verengt sich kaum nach
hinten. Der Kopf nimmt ^ der ganzen Körperlänge ein. Schuppen
sehr gleichmäfsig grofs und eben so breit als hoch. Flossen sehr
klein. Br. scheinen gröfser und verhältnifsmäfsig länger als bei an-
deren Arten gewesen zu sein. R. weit zurückgestellt.
In Thonnieren (Geoden, Schwielen) des Kupferschiefers von
Ilmenau.
F. Vratislaeiensis Ag. Vol. 2. p. 60. tb. 10. — Hiernach
Taf. VII. Fig. 25. a. b. (vergröfsert).
Der kurze Körper verengt sich sehr wenig nur bis zu dem
Fufse des Schwanzes; Kopf verhältnifsmäfsig klein; die B. nehmen
nicht genau die Mitte des Bauches ein, die R. steht dem Zwischen-
räume zwischen den B. und der A. gegenüber. Die S. ist grofs, be-
sonders übertreffen die Strahlen des unteren Lappens die von anderen
Arten an Gröfse. Die fast platten Schuppen behalten eine gleiche
Breite und bilden schiefe Reihen, welche am Rückenrande etwas vor-
wärts, am Bauchrande etwas rückwärts gekrümmt sind.
Häufig in einer röthlichen Kalkschicht des Rothliegenden bei
Ruppersdorf an der schlesisch- böhmischen Grenze.
t 5. G. Osteolepis Valenciennes u. Pentland. Pleiopterus Ag.
{ooitovj Knochen; Xenlg, Schuppe.)
Zwei R. sind von einander weiter als bei Dipterus entfernt;
die erste in der Mitte des Rückens, die zweite in der Mitte
zwischen dieser und dem Schwänze. Die beiden A. sind den R.
nicht gegenübergestellt, wie bei Dipterus^ sondern sie wechseln
mit jenen ab, indem die erste dem Zwischenräume zwischen bei-
den R. gegenüber and die zweite unmittelbar vor dem unteren
Schwanzlappen steht. S. wie bei Palaeoniscus. Er. grofs und
gerundet. B. klein und dem vorderen Ende der ersten R. gegen^
über. Schuppen gröfser als bei Palaeoniscus.
0. macrolepidotus und 0. microlepidotus Val. u. Pentl., sind häufig
in den Schiefern von Caithness und Pomona (welche wahrscheinlich
alter als die Steinkohle sind), eine dritte Art kommt in Nieren von
Gamrie vor.
•
t 6. G. Pierichihys Ag. {nxiQov, Flügel; i/ßvg, Fisch.)
Mit acht Arten aus dem alten rothcn Sandsteine (Old-red Sandstone).
t 7. G. Coccosleus Ag. (xoxxog, Beere; oarlov^ Knochen.)
Mit drei Arten ebendaher.
GLANZ- ODER E€KSCHUPPER.
139
t 8. G. Chelotiichthys Ag, (xilwvrj, Schildkröte; l/ßvg, Fisch.)
Mit zwei Arten aus dem alten rothen Sandsteine von Riga,
t 9. G. Cephalaspis Ag. (yti(faXri, Kopf; aomg, Schild.)
Vor allem merkwürdig durch seinen Kopf, welcher ein gro-
fses breites Schild bildet, dessen Seiten sich nach hinten wie die
Hörner des zunehmenden Mondes verlängern. Der ganze Kopf
scheint wegen der dichten Stellung seiner Knochen aus einem
einzigen Stücke zu bestehen. Zwei kleine, nach oben gewendete
Augen stehen ziemlich in der Mitte dieses Schildes. Verhältnifs-
mäfsig viel weniger dick ist der Körper. Der Rücken ist ge-
wölbt und nach dem Nacken hin stärker erhoben. Der Schwanz
ist sehr verengt und verlängert sich in einen langen Fufs, der
die S. trägt. Von den beiden R. erkennt man nur die Basis der
vorderen Strahlen deutlich; die erste steht unmittelbar hinter dem
Nacken und breitet sich bis zur Mitte des Rückens aus, die zweite
steht ganz am Fufse des Schwanzes. Die A. ist sogar noch etwas
weiter zurückgestellt.
Alle Arten dieser Gattung sind im alten rothen Sandsteine von
England und Schottland gefunden worden.
t 10. G. Cheiracanthus Ag. {/^tQ, Hand; ay.avd^a, Stachel.)
Ihr ganzer Körper ist mit sehr kleinen Schuppen bedeckt,
ähnlich wie Acanthodes^ womit überhaupt eine grofse Aehnlichkeit
obwaltet. Die Er., B., R. und A. werden ebenfalls durch einen
dicken, dornigen Stachel unterstützt, allein die R. steht in der
Mitte des Rückens, dem Zwischenräume zwischen den B. und der
A. gegenüber.
Mehrere Arten im alten rothen Sandsteine.
t 11. G. Cheirolepis ixiiQ, Hand; Imig,)
Durch Kleinheit der Schuppen der vorigen Gattung gleich,
durch die Flossenbildung aber davon unterschieden. Ihre Stellung
ist etwa so wie bei Acanthodes, Die weit zurückgestellte R. ist
gegenüber der A., die B. in der Mitte zwischen Br. und A. Alle
diese Flossen bestehen aus sehr dünnen, wiederholt tief gabeligen,
knochigen Strahlen, wodurch diese Gattung sich von Cheiracan-
thus und Acanthodes hinlänglich unterscheidet. S. wie bei Fa-
laeoniscus. Rachen grofs. Zähne im Allgemeinen sehr klein.
Drei Arten im alten rothen Sandsteine.
J40
FISCHE.
t 12. G. Diplacanthus Ag. (ömloog, doppelt; äxavO^u/ 1
Stachel.)
Vier Arten im alten rothen Sandsteine,
t 13. G. Coccolepis Ag. (xoxxog^ Beere; lenig.)
C, Bucklandi Ag., ein kleiner Fisch, kommt als Heterocerce
ausnahmsweise in der Juraformation, und zwar bei Solenhofen, vor.
Sein Körper ist mit sehr kleinen, regelmäfsigen, einförmigen Schup-
pen bedeckt, welche, unter der Lupe betrachtet, eine sehr feinkörnige
Structur zeigen. R. ist sehr grofs und vertical nach hinten zu ab-
geschnitten, wodurch sie eine dreieckige Form erhält. Sehr selten.
t 14. G. Plectrolepis Ag. (nX^xr^ov; Xemg,)
B. Körper platt und breit
a. Heterocerci.
t 15. G. Platysomus Ag. (nXuTvg, breit; owfia^ Körper.)
(Stromateus Blainv. z. Th.)
Der platte Körper ist sehr erhoben und kurz. Zähne bür-
stenförmig. Der obere Schwanzlappen ist sehr verlängert und trägt
am Rande kleine Strahlen. R. und A. einander gegenüber und
von der Mitte des Körpers bis zu der Verengung des Schwanzes
gehend. Br. klein.
Fünf Arten in der Zechsteinformation.
P. gibbosus Ag. Vol. 2. p. 164. tb. 15. f. 1 — 4. — Germar,
Verst. des Mansf. Kupfersch. p. 25.
Körper eirund, stark zusammengedrückt, ohne Kopf und Schwanz
ebenso hoch als lang. Br. klein und dicht an dem Hinlerrande der Kie-
mendeckel, dem unteren Rande nahe. B. ? A. und R. einander gegen-
über, beide bei f des Körpers beginnend und bis an den Schwanz
fortsetzend. S. gabelförmig. Die Schuppen bilden lang gestreckte
Rhomboide, deren Oberfläche mit feinen, dichtstehenden, wellenförmigen,
parallelen, ziemlich diagonalen Linien besetzt ist. Der Körper bildet
bei den Rückenflossen eine vorstehende Ecke, hinter welcher er nach
dem Schwänze zu steil abfällt (nach Germar). Er wird bis zu 8"
lang und findet sich, immer auf der Seite liegend, nicht selten in
dem Kupferschiefer von Mansfeld.
P. rhombus Ag., der mit ihm zusammen, jedoch seltener, vor-
kommt, unterscheidet sich von ihm durch gleichmäfsige Wölbung des
Rückens und schmale lanzettförmige Brustflossen , welche länger als in
der vorigen Art sind.
i
GLANZ- ODER ECKSCIIüPPER.
141
f 16. G. Gyrolepis Ag. (yi^Qog, rund; Unig.)
Diese dem Muschelkalke eigene Gattung ist nur nach ihren
Schuppen hestimmt, welche auf der Oberfläche durch ihre An-
wachsstreifen concentrische Vorsprünge machen.
G. tenuistriatus kg. Vol. 2. p. 174. tb. 19. — Taf. VII. Fig. 27.
Die Schuppen sind etwas länger als breit, wenig schiefwinkelig
und mit genäherten feinen, oft in einander tliefsenden und gabelnden,
fast diagonalen Streifen bedeckt.
Häufig in den oberen Schichten des Muschelkalkes von Rüders-
dorf bei Berlin, Mattstedt bei Jena, bei Rottweil, Rietheim, Biberfeld
und Bayreuth, bei Tarnowitz in Schlesien, Luneville in Frankreich und
in der Knochenbreccie an der Mündung der Axe in England.
G, Albertii Ag. Vol. 2. p. 173. tb. 19.
Der emailirte Theil ist fast gleichseitig und fast rechtwinkelig.
Mehrere Falten laufen darauf schief von dem Vorderrande nach dem
Hinterrande.
Noch häufiger im Muschelkalke, sowohl mit voriger Art zusam-
men, als auch in tieferen Schichten.
t 17. G. Eurynotus Ag. (tvQvg, breit; vwiog^ Rücken.)
Durch die Form des Körpers und der R. nähert sich diese
Gattung mehr den platten Formen, durch die paarigen Flossen in-
dessen Amblypterus. Die R. nimmt den ganzen Rücken ein und
ihre vorderen Strahlen sind sehr verlängert. A. gegenüber dem
hinteren Theile der R., und auch ihre ersten Strahlen sind viel
länger als die folgenden. S. weniger stark entwickelt. B. sehr
grofs und in der Mitte des Hinterleibes. Er. noch gröfser, bis
zu den B. ausgebreitet. Die paarigen Flossen haben jedoch we-
niger Strahlen als bei Amblypterus. Kopf klein und die Kinnladen
Vfiit ^elir kleinen stumpfen Zähnen. . ,
Eine Art im bunten Sandsteine von Sunderland in Massachuseil»,
die beiden anderen von New-Hawen und Burdie-House.
b. Homocerci.
t 18. G. Tetragonolepis Bronn. (rerQdywvog ^ viereckig; Xfmg.)
Körper flach, sehr erhoben und kurz. R. und A. einander
gegenüber, von der Mitte bis zu der Verengung des Schwanzes
sich ausbreitend. Br. und B. klein. S. viereckig. Zähne keu-
lenförmig abgerundet und in einer Reihe.
Ein und zwanzig Arten, meist aus dem Lias.
142
FISCHE.
T, momlifer Ag. Vol. 2. p. 212. tb. 21. a. f. 2 — 5. Hier-
nach Taf. VII. Fig. 23. a. b. Schuppen von dem vorderen Theile
des Rumpfes.
Aus dem Lias von England.
t 19. G. Dapedius de la Beche. (Sdntöov^ Fufsboden.)
Zähne in einer einzigen Reihe, an ihrer Spitze ausgezackt.
R. beginnt nahe dem Nacken. A. kürzer, ein wenig zurück-
gestellter und kleiner. S. gabelförmig, sehr klein. Br. gröfser.
Zwei Arten aus der Juraformation.
t 20. G. D ory opterus Germar. {66qv, Speer; mtgov^ Flügel.)
D. Hoffmanni Germar, Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5. p. 35.
tb. 14. f. 4.
Dieser Fisch, an welchem weder Schuppen noch Zähne deut-
lich zu erkennen sind, hat zur Zeit im Systeme noch eine un-
sichere Stellung. Es lassen sich, nach Germar, an ihm jedoch
folgende Gattungscharaktere erkennen: ein in der Seitenansicht ei-
runder, an den Seiten flacher Körper, mit deutlichem Knochen-
skelett, eine sehr hohe spiefsförmige Rückenflosse; in der Mitte
der Höhe des Körpers hinter den Kiemendeckeln sitzende Brust-
flossen; kleine, schmale, in der Mitte des Bauches befindliche Bauch-
flossen und eine gabelförmige, gleichlappige Schwanzflosse.
Die Art war 3'' 7'" lang und kam aus dem Kupferschiefer von
Eislehen,
2L G. Amhlyurus Ag, (^u/jßXvg^ stumpf; ovqu^ Schwanz.)
Durch Form des Kopfes und der S. nähert er sich dem Tetra-
gonolepis^ während die anderen Flossen, so wie die Form der
Kiefern und Zähne mehr mit Semionotus übereinstimmen. R. lang,
gegenüber den B. A. klein und schmal. S. breit und abgestutzt.
Der Körper ist breit und flach, der Rachen weit aufgerissen und
mit kleinen spitzen Zähnen bewaffnet. Die Kiefern sind schmal.
Eine Art aus dem Lias von Lyme Regis.
C, Körper verlängert und spindelförmig, Schwanz gabelförmig
oder abgerundet.
Sie sind alle Homocercen.
t 22. G. Semionotus Ag. (o7]f.uTov^ Fahne; vwwg, Rücken.)
Kopf verlängert. Kiefern mit feinen bürstenförmigen Zähnen.
Die lange R. beginnt etwas vor den B. und breitet sich bis der
A. gegenüber aus. Br. mittelmäfsig. B. klein. A. verlängert und
GLANZ- ODER ECKSCHÜPPER.
143
zugespitzt. S. gabelförmig. Der obere Schwanzlappen ist der
gröfsercy allein die Strahlen, welche ihn bilden, sind alle auf
dem letzten Schwanzwirbel befestigt und unter sich parallel. Die
Schuppen verlängern sich nur auf den äufseren Strahlen des obe-
ren Lappens, welche zugleich die gröfsten in dieser Flosse sind.
Kleine Strahlen auf den äufseren vorderen Strahlen der Flossen.
Unter sechs Arten, welche meistens aus dem Lias stammen, kommt
S. Bergeri Ag. (Vol. 2. p. 224. tb. 26. f. 2. 3. — Palaeoniscum
arenaceum Berger, Verslein, der Coburger Gegend) im Lias der Um-
gegend von Coburg vor.
t 23. G. Pentrolepis Ag.
< t 24. G. Lepidotus Ag. (UmScDTog^ schuppig.)
Taf. VIL Fig. 21. Zaline von L. MantelUi Ag.
R. gegenüber dem Anfange der A. und beide von gleicher
Form. S. gabelförmig, der obere Lappen ein wenig gröfser. Br.
und B. mittelgrofs. Kleine Strahlen am vorderen Rande aller
Flossen. Zähne stumpf.
Unter ein und zwanzig Arten gehören die meisten der Jura-
formation, einige der Kreideformation und dem Grobkalke an.
t 25. G. Pholidophorus Ag. (cfoXig^ Schuppe; (fO(jia)y
ich trage.)
Körper verlängert. R. gegenüber den B. und klein. S.
gabelförmig, gleichlappig. Die Schuppen breiten sich ein wenig
noch auf dem Anfange des oberen Schwanzlappens aus. Zähne
bürstenförmig.
Viele Arten im LiaS von Seefeld und im Schiefer von Solenhofen.
t 26. G. Nothosomus Ag. (lo^o^, unächt; oojf.ia^ Körper.)
Eine Art.
t 27. G. Ophiopsis Ag. (ocpig, Schlange; oiptg^ Gesicht.)
,^ Bei einer übrigens grofsen Aehnlichkeit mit Pholidophorus
sind die Lappen der S. sehr ungleich. Die lange R. nimmt die
halbe Länge des Rückens ein. Die rhomboidalen Schuppen sind
auf dem ganzen Körper sehr regelmäfsig, und ihre Oberfläche ist
glatt. Das Skelett ist ziemlich stark. Die kleinen kegelförmigen
Zähne im Rachen sind verhältnifsmäfsig gröfser als bei den Pho-
lidophoren.
Drei Arten in der Juraformation.
144
FISCHE.
t 28. G. Microps Ag. (f^rxQogy klein; a>i//, Auge.)
Unterscheidet sich von Pholidophorus nur durch die ganz re-
gelmäfsige Form der Schuppen an der Basis der S. Zähne bür-
stenförmig. •• '''^-^
M. fnrcatus Ag. im Lias von Seefeld.
" f 29. G. Notagogus Ag. (vwzog^ Rücken; dyaiybg^ Führer.)
Die Strahlen der kleinen Seitenzwischenfortsätze des Rückens
bilden zwei bestimmte Flossen. Zähne bürslenförmig.
Unter den vier Arten kommen zwei in dem lithographischen
Schiefer von Solenhofen (iV. ZietenU Ag.) und Kehlheim (iV. denticu-
latus Ag.) vor.
t 30. G. Propterus Ag. (jiqo, vor; njtQov^ Flügel.)
Diese Gattung unterscheidet sich von Notagogus dadurch, dafs
die Strahlen der ersten R., besonders die ersten, viel länger als
die der zweiten sind. Das Skelett ist knochig und stark, die
Wirbel sind dick und kurz, d. h. viel höher als lang. Die A. liegt
ein wenig hinter der zweiten R. und die B. sieht man dem Ende
der ersten R. gegenüber. S. schlank.
Zwei Arten in Kehlheim.
S. Fam. Sauro'ides Ag.
(oavQogy Eidechse; ilöog^ Art.)
Zähne kegelförmig und spitz, mit kleinen bürstenförmigen Zäh-
nen abwechselnd. Flache, rhomboidale Schuppen laufen parallel
dem Körper, welcher ganz damit bedeckt wird. Skelett knochig.
A. Heterocerci.
Mit verlängertem, spindelförmigem Körper. Sie sind alle älter
als die Juraformation.
t 1. G. Diplopterus Ag. (ömXoog^ doppelt; 7rT«()öV, Flügel.)
Zwei R. stehen zwei ähnlichen A. gegenüber, wie bei Dipterus.
Der Schwanz ist sehr grofs. Kiefern mit dicken konischen Zähnen.
., _ ^wei Arten 1^1 djBr Steinkohlenformation, drei im alten rothen
Sändsteine Englands^ ' , „ .
t 2. G. Megalichthys Ag. Vol. 2. P. % p. 89. 154.
(jÄtyag^ grofs; l/ßvg^ Fisch.)
Eine Art aus dem alten rothen Sandsteine und zwei Arten aus
der Stcinkohlcnformation , mit riesenmäfsigen Zähnen und Schuppen wie
in der folgenden Gattung.
GLANZ- ODER ECKSCHÜPPER.
145
f 3. G. Platygnathus Ag. {nXuivgj breit; yvu&og^ iCiefer.)
Mit drei Arten aus dem alten rothen Sandsteine,
t 4. G. Dendrodus Owen. Ag. {devS^ov^ Baum; Söovg^ Zahn.)
Ebendaher.
t 5. G. Lamnodus Ag. (Lamna; oöovg^ Zahn.)
Mit zwei Arten im alten rothen Sandsteine von Riga,
t 6. G. Cricodus Ag. (xQixog^ Ring; oöovgy Zahn.)
Mit einer Art ebendaher,
t 7. G. Py gopterus Ag. (iwy^^ After; nreQov, Flügel.)
A. sehr verlängert. R. dem Zwischenräume zwischen A. und
B. gegenüber. Der Oberkiefer überragt den Unterkiefer. Kleine
Strahlen längs der äufseren Strahlen der Flossen.
Einige Arten gehören der Steinkohlenformation, einige der Zech-
steinformation an.
F. Humboldli Ag. Vol. 2. P. 2. p. 74. tb. 54. 55. — Germar,
Verstein. d. Mansfelder Kupfersch. p. 22.
Er wird bisweilen über 2' lang und ist die gröfsle Fischart des
Kupferschiefers. Nach Germar erkennt man ihn leicht an der deut-
lichen Wirbelsäule, an einer fast bis zu der Schwanzflosse sich fort-
ziehenden Afterflosse und an der der A. fast gerade gegenüberstehen-
den R. Die rhombischen, verhältnifsmäfsig kleinen Schuppen sind glatt.
Im Unterkiefer stehen etwa eine Linie lange, kegelförmige Zähne.
Im Kupferschiefer von Mansfeld, Nendershausen, Rigelsdorf und
Glücksbrunn '•■').
t 8. G. Acrolepis Ag. (äxQogj der höchste; lemg^ Schuppe.)
A. kurz. Jede Schuppe wird von einem Kegel überlagert.
A. S edgewicki Ag. im Magnesian Limestone von East-Thickley.
A» asper Ag. Vol. 2. P. 2. p. 81, oder Palaeoniscus Dun
keri Germar, Verst. d. Mansf. Kupfersch. p. 19. f. 1 — 5. — Kurtze,
Commentatio de Fetrefactis, Halae^ 1839.
Eine grofse Art, welche 2^' lang werden mochte, sehr ausge-
zeichnet durch ihre Schuppen, welche, nach Germar, mit hohen, ge-
*) Das mineralogische Museum in Halle besitzt von dieser grofsen Art
Rippen, Schuppen und Zähne. Vielleicht gehören derselben auch die lang-
gezogenen Körper im Kupferschiefer an, >velche an Schuppen und Kräten so
reich sind und welche die Exkremente gerade dieser Art gewesen sein mochten.
Geinitz, Versteineniiigskunde. 10
146
FISCHE.
schlängelten, hier und da verästelten, glatten, diagonal laufenden Run-
zeln bedeckt sind, die durch tiefe Furchen gebildet werden.
Im Mansfelder Kupferschiefer.
i 9. G* Saurichlhys Ag. (oavQog^ Eidechse; Ix^vg^ Fisch.)
Man kennt davon nur Bruchstücke von Köpfen, und Agassiz
stellt diese Gattung, welche durch ihre Zähne einen förmlichen
Uebergang von den Fischen zu den Sauriern, mit welchen sie
auch früher vereinigt wurde, macht, nach mikroskopischen Be-
obachtungen darüber, zu den Heterocercen der Sauroiden. Die
Zähne sind längsgefaltet, wie Eidechsenzähne, und stehen, wie
diese, in Fugen.
S. tenuirostris Münst. Beiträge zur Petrefactenkunde, Hft. 1.
tb. U f. 3. — Hiernach Taf. VII. Fig. 22. (Kiefer). — Ag. Vol. 2.
P. 2. p. 88.
Das Köpfchen war in eine lange, schmale Schnauze verlängert
und mit einer fein gekörnelten Haut bedeckt (Fig. 22. a. vergröfsert).
S. apicalis Münst. (Beitr. z. Petr. Hft. 1. tb. 14. f. 1. 2. —
Ag. Vol. 2. P. 2. p. 85.) ist wenig davon vesschieden. Auf dem
langen, schmalen Kiefer stehen in unregelmäfsiger Entfernung abwech-
selnd kleinere und gröfsere kegelförmige Zähne, welche ein wenig
rückwärts gekrümmt, leicht zusammengedrückt, an ihrer Basis gefaltet
und an ihrem mit Email bedeckten Scheitel glatt sind.
Beide Arten im Muschelkalke von Bayreuth, bei Esperstädt und
im Saurier -Dolomit des Muschelkalkes bei Jena.
t 10. G. Graptolepis Ag. (yQanTog, geschrieben; Xtnig.)
Ist nur nach Schuppen bestimmt.
t 11. G. Orognathus Ag. C'^Qog, Berg; yrdd^og, Kiefer.)
t 12. G. Pododus Ag. (novg, Fufs; odovg, Zahn.)
Beide Gattungen sind nur nach Kieferfragmenten bestimmt.
Alle drei stammen aus der Steinkohltjnformation.
B. Homocerci.
Mit verlängertem, spindelförmigem Körper.
a. Schwanzflosse gabelförmig.
t 13. G. Eugnathus Ag. (f^, gut; yvd&og^ Kiefer.)
Diese Gattung vertritt in der Juraformation Pygopterus und
Acrolepis der älteren Formationen, von welchen sie im Allgemei-
nen die Gestalt und Stellung der Flossen hat. Auch ist die S.
GLANZ- OJHER ECKSCHüPPKR.
147
ungleichlappig, indem der obere Lappen mehr zurückgestellt ist
als der untere, indessen gehört sie doch zu den Homocercen.
Die Flossen sind grofs, die Schuppen bilden breite Rhomben,
sind gefurcht und am Hinterrande alle eigenthümlich gezähnelt.
Der Zahnapparat ist bei ihnen sehr entwickelt und zeigt, dafs
diese Fische Fleischfresser waren. Man findet sehr grofse und
kleinere kegelförmige Zähne. Die gröfsten stehen vorzüglich in
Mitte des Unterkiefers. Die Schnauze ist in eine Spitze verlängert.
Die Arten herrschen im Lias vor, einige finden sich in höheren
Schichten der Juraformation.
t 14. G. Conodus Ag. (xwvog, Kegel; oSovg^ Zahn.),
mit der einzigen Art, C. ferox Ag. aus dem Lias von Lyme
Regis, weicht von Eugnathus nur durch einige Eigenthümlichkeiten
in dem Zahnapparate ab.
t 15. G. Ptycholepis Ag. (nrvxrj, Falte; Itnlg.)
Nahe verwandt mit Eugnathus. Der Kopf ist jedoch kür-
zer und die Zähne sind zwar ebenso dick und kegelförmig, je-
doch viel weniger unregelmäfsig. Die S. ist viel schlanker, ihre
Strahlen sind sehr dünn; und die R. steht mehr nach vorn als
nach hinten.
F. hollensis Ag., aus dem Lias von Boll und Lyme Regis, ist
die einzige Art.
t 16. G. Caturus Ag., früher Uraeus Ag. (xura), unterhalb;
ovQUy Schwanz.)
Sehr regelmäfsige Fische, welche sich der vorigen Gattung
durch ihre untersetzte Gestalt und die Schwäche der Schuppen
nähern. Die S. ist grofs, gleichlappig, eckig und breit aus-
gerandet ; ihr erster Strahl ist bis an sein Ende mit kleinen
Stützen versehen. R. weit vorn, gegenüber den B. , von mittler
Gröfse wie die B. und A. Die Br. sind kleiner als bei Pachy-
cormus. Kiefern mit dicken, gedrängten Kegelzähnen bewaffnet.
Elf Arten in der Juraformation, besonders in ihrer oberen Ab-
theilung.
t 17. G. Pachy cormus Ag. (nuyvg^ dick; xoQfiög, Stamm.)
Körper in der Mitte sehr aufgequollen. S. sehr breit. Br.
grofs. R. den B. gegenüber. Schuppen sehr dünn.
Mehrere Arten in der Juraformalion, besonders im Lias.
10-
148
FISCHE.
i 18. G. Amhlysemius Ag. {ä/nßXvgf stumpf; orji.ta, Fahne.)
Die Fische dieser Gattung waren dünnleibiger, ihre Wirbel
weniger stark und deren Dornfortsätze dünner als bei Caiurus.
Das Ende der Wirbelsaule sehr erhoben. Die S. regelmäfsig ga-
belförmig. Die R. ist die breiteste von allen Flossen.
Eine Art in den Oolithen Englands.
t 19. G. Sauropsis Ag. {oav^og^ Eidechse; oipig, Gesicht.)
Wirbel sehr kurz (nicht halb so lang als hoch) und sehr
zahlreich {S, longimanus Ag. mit etwa 140). Schuppen aufser-
ordentlich klein. Br. sehr entwickelt. B. in der Mitte des Bauches.
Eine kleine R. steht der A. gegenüber; letztere ist breit und zieht
sich bis zu dem Anfange des Schwanzes. Die S. ist gleichlappig,
sehr breit und gabelförmig. Der kurze dicke Kopf trägt auf sei-
nen Kinnladen sehr scharfe, entfernte Kegelzähne.
Drei Arten in der Juraformation.
t 20. G. Thrissops Ag. {Thrissa; Si%\j ^ Auge, Gesicht.)
Von der Form eines Härings, mit grofsen und dünnen Schup-
pen. R. klein und gegenüber der sehr langen A. S. gabelförmig.
Die Wirbel sind fast eben so lang als hoch. Ihr Anzahl über-
schreitet nicht 60. Es kommen Formen mit sehr breiter und tief
ausgeschnittener S. vor, mit sehr langen Rippen und Fortsätzen,
und grofsen dünnen Schuppen, welcher höher als lang sind. Alle
Arten von Solenhofen gehören hierher. Andere haben eine viel
kleinere und wenig ausgezackte S. Die R. entspricht der Mitte
der A. Schuppen klein und dick. Ihr Leib ist weniger aufge-
quollen.
Die Arten sind alle jurassisch.
t 21. G. Thrissonotus Ag. {Thrissa; nozog, Rücken.)
Von dem Ansehen der Pachycormen, steht es in mehreren
Hinsichten zwischen Sauropsis und Thrissops. R. in der Mitte
des Rückens. A., wie bei Thrissops^ verlängert.
T. Colei von Lyme Regis ist die einzige Art.
t 22. G. Leptolepis Ag. {Xembg^ dünn; }^e7iig, Schuppe.)
Taf. VII. Fig. 28. Nach Agassiz.
Schuppen sehr dünn. R. gegenüber den B. S. gabelförmig.
Rachen aufgerissen. Kiemendeckel breit. Unterkiemendeckel grofs,
was beweist, dafs diese Fische keine Häringe waren. Bürsten-
-I
GLANZ- ODER ECKSCIIÜPFER.
149
förmige Zähne im vorderen Theile der Kiefern, gröfsere weiter
hinten.
Alle Arten in der Juraformalion, am häufigsten in der oberen
Abtheilung derselben.
L. sprattiformis Ag. Vol. 2. Part. 2. p. 130. Ib. 61. a. f. 1.
— Clupea sprattiformis de Blainville.
Ein kleiner, 3 — 4" langer Fisch, von der Form der Anchovis,
welcher sehr häufig in dem lithographischen Schiefer von Solenhofen
und Pappenheim ist. Der Kopf nimmt etwa ein Viertheil der ganzen
Körperlänge ein; die Augenhöhle ist sehr grofs, die Wirbel (42) sind
dick und kurz. Rückenflossen ziemlich verlängert.
Die unter dem Namen Lumhricaria früher zu den Wür-
mern gestellten, in einander geschlungenen Röhren (Taf. XVI.
Fig. 26.) sind nach Agassiz, welcher dieselben öfters in der Bauch-
höhle zwischen den Rippen mehrerer Thrissops- und Leptolepis - Ar-
ien gefunden hat, wirkliche Fischdarme, und er nennt sie daher
Cololithen'-'),
t 23. G. Aspidorhynchus Ag. (uanig, Schild; Qvy/og, Schnabel.)
Im Allgemeinen sehr verlängerte Fische. Der Oberkiefer über-
ragt den Unterkiefer bedeutend und bildet einen langen Schnabel.
Br. und V. gerundet. R. weit zurückgestellt und gegenüber der
A. S. gabelförmig. Die Schuppen sind sehr grofs und oft doppelt
so hoch als lang. In beiden Kiefern stehen ungleich grofse ke-
gelförmige Zahne.
Mehrere Arten Iheils in der Jura-, Iheils in der Kreideformalion,
die meisten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und Kclheim.
t 24. G. Belonostomus Ag. {ßtlovrj, Spitze; oio^ia^ Mund.)
Etwas mehr verlängert als die Arten der vorigen Gattung;
beide Kiefern sind aber gleich lang und der obere ist ohne eine
Auszackung, in welche sich der unlere einlegen könnte. Der
Rachen ist tief gespalten. Kiefern mit sehr scharfen, ungleich
grofsen Zähnen. Augenhöhleu sehr grofs. Wirbel länger als in
Aspidorhynchus,
Man findet die Arten von dem Lias an bis zu der Kreide.
t 25. G. Saurostomus Ag. (oavQog, Eidechse; (rro/m, Mund.)
S. esocinus Ag. , die einzige Art, hat einen verlängerten Unter-
kiefer mit dreieckigen, zusammengedrückten und schneidenden Zähnen.
Im Lias des badener Oberlandes.
) Agastsiz in Buckland's Geologie und Mineralogie, 1838. 2. Bd. PI. 15.
150
FISCHE.
b. Schwanzflosse gerundet,
t 26. G. Megaltirns Ag. (fityag^ grofs; ovqu^ Schwanz.)
S. sehr grofs und gerundet. R. dem Zwischenräume zwi-
schen den B. und der A. gegenüber. Auch die übrigen Flossen
gerundet. S. mit schmalen, verlängerten Strahlen. Die Kinnladen
des grofsen Kopfes sind mit grofsen konischen und kleineren Zäh-
nen dazwischen versehen.
Vier Arten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und
Kelheim.
t 27. G. Macrosemius Ag. (/nuxQog, lang; oT^fneTov, Fahne.)
3L rostratus Ag., die einzige Art, ist ein kleiner Fisch,
dessen R. sich mit sehr grofsen Strahlen längs des ganzen Rückens
ausbreitet. Die S. ist nicht gabelförmig, allein gerundet wie bei
Megalurus. Ihr oberer Lappen ist schwächer als der untere. Br.
grofs. B. und A. klein. Kopf dick. Rachen klein, aber mit
starken grofsen Zähnen.
In Solenliofen.
An diese Gattung schliefsen sich die beiden lebenden: Lepi-
dosteus Lacep., der Knochenhecht, und Polypierus GeolFr. an.
3. Farn. Celacanthes A^.
Alle Knochen und besonders die Strahlen sind in ihrem In-
neren hohl, wie diefs bei keinem anderen Ganoiden der Fall ist.
Der gröfste Theil der Strahlen ist steif oder nur an ihrem Ende
gegliedert. Die Wirbelsäule verlängert sich mehr oder weniger
deutlich in beide Hauptlappen des Schwanzes.
t 1. G. Coelacanthus Ag. (xotlog, hohl; uxavd^a, Stachel.)
Die Fortsätze theilen sich an ihrer Basis in zwei Arme, eine
Gabel bildend, welche den Wirbelkorper einfafst. Diesem Fort-
satze folgt ein Knöchelchen, welches mit ihm so vereinigt ist,
dafs es eine directe Verlängerung bildet. Der eigentliche Strahl
ist an seiner Basis auch gabelig. Alle drei Knochenstücke sind
hohl. Eine A. und zwei R., wovon die vordere dem Ende der
Br., die hintere dem Baume zwischen den B. und der A. entspricht.
Letztere steht der S. sehr nahe. Die S. wird von kleinen Zwi-
schcnseitenforlsätzcn getragen, und der Schwanz verlängert sich
über die Strahlen hinaus, welche als ein kleines Bündel geglie-
derter Strahlen ihn umgeben.
Hierdurch nähert sich diese Gattung der
GLANZ- ODBK ECKSCHUFrEK.
151
f 2. G. Undina Münst. (mytholog. Name),
aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim, welche sich je-
doch durch ihren Zaiinapparat davon unterscheidet. Undina hat
pflasterförmige Zahne, Coelacanthus kegelförmige.
Sechs Arten von Coelacanthus kommen nur im Sleinkohlengebirge,
im Zechsteine und im Muschelkalke vor.
t 3. G. Macropoma Ag. (fiaxQog, lang; mo(j.u, Deckel.)
Diese Gattung hat den untersetzten Körper und die Stellung
der Flossen mit der vorigen gemein. Die zweite R. wird von
einem starken Knochen getragen. S. sehr entwickelt. Die Strah-
len strotzen auf ihrer scharfen Seite von Dornen, welche ohne
Zweifel zur Vertheidigung dienten, während die von der vorigen
unbewaffnet sind.
M. Manteliii Ag. Vol. 2. P. 2. p. 174. tb. 65. a. b. c. d.
Dieser Fisch wurde mehrere Fufs lang und war mit grofsen ge-
körnelten Schuppen bedeckt.
Koprolithen von Fischen. (Ichthyocopros.)
Von Macropoma Mantellii stammen die als Koprolithes
Manteliii Ag. bezeichneten Exkremente (Taf. VIII. Fig. 2. u. 3.).
Durch ihre spiralförmig -blätterigen, unregelmäfsig gefalteten und
gefurchten Ueberlagerungen ähneln sie sehr einem Lärchenzapfen,
womit sie auch so lange verwechselt wurden, bis Mantell und
Buckland ihre wahre Natur nachwiesen. Der spiralförmigen Windung
dieser Körper geschah schon früher Erwähnung '^'), und die Fur-
chen und Falten rühren vermuthlich von dem Muskeldrucke der
Darmwände her **).
Mantell fand Koprolithen in der Kreide von Lewes, im Leibe
dieses Raubfisches, noch in Berührung mit seinem langen Magen,
*) S. unter Koprolithen von Ichthyosauren , p. 93.
**) Nach der neuesten und genauesten Untersuchung durch Herrn Che-
miker Stein in Dresden bestand ein Koprolithes Mantellii aus dem Pläner-
kalke von Strehlen aus:
1,111 Kieselsäure,
30,162 kohlensaurem Kalke,
4,170 kohlensaurer Magnesia,
3,441 Thonerde,
54,988 phosphorsaurem Kalke,
5,335 basisch phosphorsaurer Magnesia, und Spuren eines festen Fettes,
so wie von Chlor, Schwefelsäure, Ammoniak und Kali.
152
FISCHE.
an welchem die Magenhaut noch zu erkennen war. Aehnliches
wurde an anderen Arten im Lias von Lyme Regis beobachtet.
Kleinere Formen von anderen Koprolithen kommen in dem
Muschelkalke bei Jena vor , und aus dem Muschelkalke von
Backleben bei Kölleda besitzt das mineralogische Museum in Halle
ein schönes Exemplar.
Auch aus der Steinkohlenformation sind Koprolithen bekannt.
Buckland citirt sie aus England und Schottland, v. Gutbier ■'■'') bil-
det einen Koprolithen von der unteren Gränze des Kohlengebirges
von Zwickau ab, und vielleicht dieselbe Art (Taf. VIII. Fig. 4.)
beschreibt Girard ■•■'^•') aus dem Kohlengebirge von Hohenelbe in
Böhmen.
Vor allen anderen zeichnet sich KoproUthes MantelUi dadurch
aus, dafs er, trotz seiner mannichfaltigen Form, in der Nähe des
hinteren Endes immer am breitesten ist, und aus einer zahlreichen
Menge von "Windungen besteht. Er ist häufig in der Kreide von
England und im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen.
Die Koprolithen aus älteren Formationen bestehen, wie es
scheint, aus sparsameren, entfernteren Windungen, verlängern sich
gewöhnlich mehr nach hinten und haben mehr Aehnlichkeit mit
Koprolithen von Sauriern.
i 4. G. Hoplopygus Ag. (pnXovy Waffe; nvyrj, After.)
H. Binneyi ist ein kleiner Fisch aus der Steinkohle von
Manchester. Die S. ist etwas dreilappig; der Kopf ist sehr breit
und die grofsen Schuppen ähneln denen von Coelacanthus.
t 5. G. Uronemus Ag. {ovQa, Schwanz; vijfia^ Faden.)
Unterscheidet sich durch seine lange R., welche sich fast von
dem Nacken an bis an den Schwanz erstreckt. Auch die A. ist
von der S. nicht getrennt. Es sind kleine Fische aus der Stein-
kohlcnformation.
t 6, G. Holoptychius Ag. (oXo^, ganz; nTv/jj , Falte.)
Ausgezeichnet durch grofse runzelige Schuppen, ausgeschnitzte
Schädelknochen, wie jene der Krokodile, und kegelförmige Zähne,
welche die Gröfse der der gigantischen Saurier noch übertreffen.
Häufig in devonischen Grauwacken- und in Steinkohlen -Bildungen.
♦) Gein. in Leonh. Br. Jahrb. 1842.
Geogn. Besclir. d. Zwickaaer Schwarzkohlcngcb. tb. 7. f. 7.
Leonh. Br. Jahrb. 1843. p. 757. tb. 8. f. 1. 2.
GLANZ- ODER ECKSCIIÜPPER.
153
f 7. G. Glyptosteus Ag. (ylvnTog, geschnitzt; ootIov, Knochen.),
und
t 8. G. Glyptolepis Ag. (yXvnTog; Itmg, Schuppe.),
nähern sich sehr der vorigen Gattung, mit welcher sie in devon-
ischen Bildungen vorkommen.
t 9. G. Phyllolepis Ag. (cpvXXov^ Blatt; lenlg, Schuppe.)
Nach dünnen Schuppen von fast 3" Durchmesser bestimmt,
deren Vorkommen wie das von Holoptychius ist.
t 10. G. Ctenolepis Ag. (xreig^ Kamm; Xenlg.)^
und
11. G. Gyrosteus Ag. (yvQog^ rund; oartov^ Knochen.),
gehören der Juraformation an.
4. Farn. JPycnoüontes Ag.
Ihre Zähne sind abgeplattet oder gerundet und stehen in
mehreren Reihen. Schuppen flach rhombisch, parallel dem Kör-
per, der ganz von ihnen bedeckt wird. Skelett knochig. Körper
flach und breit.
Kein Repräsentant dieser Familie lebt in der jetzigen Schöpfung,
t 1. G. Py cnodus Ag. (nvxvbgj häufig; odovg, Zahn.)
Fische mit untersetztem Körper. Ihr Unterkiefer ist ganz
mit dicken, abgeplatteten Zähnen bedeckt, welche auf jeder Seite
in 3 — 5 Reihen stehen und die Form von Bohnen oder gerunde-
ten Halbcylindern haben. Am Ende der Schnauze stehen 2 oder
mehrere breite meiseiförmige Zähne. Aehnliche, allein etwas schmä-
lere Schneidezähne stehen im Oberkiefer. Das Pflugschaarbein
trägt 5 Reihen stumpfer, platter, bohnenförmiger Zähne, welch©
ganz ähnlich denen des Unterkiefers sind. Die S. ist breit und
gabelförmig, die anderen Flossen sind wenig entwickelt. Die nie-
drige R. geht etwa von der Mitte des Körpers bis zu dem An-
fange des Schwanzes. A. ihr ähnlich. Br. dünn und feinstrahlig.
P. priscus, aus dem Keuper von Würtemberg, ist die älteste
Art; zwanzig Arten beschreibt Agassiz aus der Juraformation, zehn
aus den Kreidegebilden , zwei vom Monte Bolca und eine andere tertiäre.
F. cretaceus Ag. Vol. 2. PI. 2. p. 198. tb. 72. a. f. 60. —
P. rhomhoidalis Reufs., Böhm. Kr. p. 10. tb. 4. f. 46 — 54. — Taf. VII.Fig. 19.
Längliche Zähne von rhomboidischer Form, an dem spitzeren Ende
nach der einen Seite hin schwach gebogen, mit einer platten oder
schwach gewölbten, glatt emaillirten Krone.
154 FISCIIB.
Nicht selten im unleren Plänar von Plauen bei Dresden und in
den enls|)rechenden Schichten bei Bilin. In der Kreide von Kenl.
t 2. G. Periodus Ag. (ntQ), herum; oSovg, Zahn.)
Von der vorigen Gattung nur durch die Zähne verschieden,
deren Krone von einer breiten Furche umgeben wird.
F. Königii Ag. aus dem Londonthone von Sheppey ist die
einzige Art.
t 3. G. Gyronchus Ag. {yvQOQj rund; oyxog^ Geschvi^ulst.)
Man kennt davon nur den Oberkiefer, welcher grofse Aehn-
lichkeit mit dem vom Fycnodus hat. Es ist gleichsam ein Fycno-
dus^ dessen Zähne in der Hauptreihe oder der mittleren des Pflug-
schaarbeines nach ihrem Längsdurchmesser hin verlängert sind,
während die von Pycnodus mehr in die Quere sich ausdehnen.
Eine Art von Stonesfield.
t 4. G. Acrotemnus Ag. (Jxkqoq, der höchste;
ril-ivio , ich spalte.)
Die Zähne gleichen grofsen P«/c/joö?m5- Zähnen, zeigen aber
eine vorspringende Kante.
A. Faha stammt aus der Kreide von Kent.
7 5. G. Scrobodus Münst. (scrobs^ eine Grube; oSovg, Zahn.),
ist der einzige spindelförmige Pycnodonte, welcher bekannt ist.
S. subovatvs Münst., aus dem Schiefer von Solenhofen.
t 6. G. Globulodus Münst. (Globulus^ Kiigelchen; oöovg.)^
mit der Art G. elegam Münst. (Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 47.), aus
dem Zechsteine, könnte, nach Agassiz, durch seinen Zahnapparat
nur mit Plaiysomus verwechselt werden.
t 7. G. Micro dort Ag. QitxQogj klein; odatv, Zahn.)
Körper abgeplattet, sehr erhoben, kurz und zusammengedrückt.
II. und A. sehr lang, einander gegenüber und bis zur Basis der
S. verlängert, welche letztere stark ausgezackt und gabelförmig
ist. Kleine, flache, eckige Zähne stehen in mehreren Reihen.
Fünf Arten von Solenhofen.
i 8. G. Sphaerodus Ag. (offatguy Kugel; ddovg^ Zahn.)
Zähne vollkommen halbkugelig. Körper abgeplattet. R. und
A. lang, einander gegenüber, und die gabelförmige S. fast be-
rührend.
GLANZ- ODEU ECKSCllUPPEa.
155
Zwei Arien im Keuper von Würtemberg, drei Arten in der Jura-
formation, drei in der Kreide, fünf tertiär und vier aus unbestimmten
Formationen.
t 9. G. Placodus Ag. (nXä'^, Tafel; oöovg.)
Vieleckige Zähne mit abgerundeten Ecken und abgeplatteter,
ganz glatter Oberfläche. Aufser den breiten Gaumenzähnen, von
denen die gröfsten in der Mitte stehen, sind vorn einige dicke
Schneidezähne vorhanden. Schuppen und Skelett sind unbekannt.
Mehrere Arten kommen im Muschelkalke und im bunten Sand-
steine vor.
P. gigas Ag. Vol. 2. P. 2. p. 218. tb. 70. f. U — 21.
Die gröfste Art dieser Gattung, mit 14 flachen Mahlzähnen, wel-
che in 4 Reihen stehen, und mit grofsen, dicken, sehr stumpfen
Schneidezähnen.
P. Andriani Münst., Ag. Vol. 2. P. 2. p. 219. tb. 70. f. 8 — 13.
— Hiernach Taf. VIT. Fig. 20 {\).
Unterscheidet sich von der vorigen Art durch etwas mehr ver-
längerten Schädel, kleinere Mahlzähne und dünnere Schneidezähne.
Einzelne Mahlzähne beider Arten von einander zu unterscheiden
dürfte jedoch schwer gelingen.
Sie kommen im Muschelkalke von Bayreuth, Rüdersdorf, Matt-
stedt bei Jena und Luneville vor.
t 10. G. Gyrodus Ag. (yvQog^ rund; oöovg.)
Die äufsere Form dieser Fische, Stellung der Flossen und
Structur der Schuppen erinnert ganz an die der Pycfiodus- und
Microdon- Arten, Die elliptischen oder kreisrunden Zähne zeigen
eine Furche, welche ihren Gipfel von der Umgebung trennt und
ihnen ein nabelartiges Ansehen ertheilt.
Neunzehn Arten in der Juraformation, sechs in der Kreideforma-
tion und eine im Londonthone.
t 11. G. Colobodus Ag. (xoXoßog^ knollig; oöovg,)
C. Hogardi Ag., aus dem Muschelkalke, hält, seiner Form
nach, die Mitte zwischen Microdon und Sphaerodus. Die Zähne
sind fein gestreift, gegen die Basis abgerundet und cylindrisch, und
in der Mitte ihrer keulenförmigen Krone erhebt sich eine kleine Warze.
t 12 G. Pisodus Owen, (nioov^ Erbse; oöovg,)
t 13. G. Phyllodus Ag. (gjvXXov^ Blatt; oöovg,)
Hierunter begreift Agassiz Zahnplatten mit einer eigenthüm-
lich blätterigen Structur der Zähne, welche diese tragen. In Bezug
15G
FISCUE.
auf ihre allgemeine Form ähneln sie Pyctiodus und stehen in
Reihen, sind jedoch aus 4 — 8 — 10 über einander liegenden
Schichten gebildet, von denen jede kaum die Stärke von einem
Viertheile einer Linie hat, und welche sich in den Maafsen wie-
der ersetzen, als die oberen sich abnutzen.
Sechs Arten aus dem Loudonthone von Sheppey.
5. Farn. Scelerodermes €uv« Harthäuter.
Gaumenbogen unbeweglich. Schnauze vorspringend, mit ei-
nigen deutlichen Zähnen bewaffnet. Flache Schuppen, in der
Form breiter rhombischer oder vieleckiger Platten, bedecken in
schiefen Reihen den ganzen Körper. Skelett faserig. Knochen-
bildung langsam.
Von den noch lebenden Gattungen dieser Familie kommt nur
von Ostracion eine fossile Art vor.
t 1. G. Acanthoderma Ag. {axav&u, Stachel; Si^fia^ Haut.)
Zwei Arten aus dem Schiefer von Glaris, von dem Typus der
Hornfische {Batistes L.).
f 2. G. Acanthopleurus Ag. früher Pleuracanihus Ag.
(Jly^avd^oL^ Stachel; nXtvQa^ die Seite.)
Zwei Arten von Glaris sind den Arten von Batistes nahe ver-
wandt, welche nur einen Strahl auf dem Rücken haben. Bei einer
längeren Form unterscheiden sie sich jedoch durch das Vorhandensein
von einem starken Dorn in den Bauchflossen.
t 3. G. Blochius Volta.
Der Körper ist sehr verlängert, schmal und mit schief ste-
henden, kleinen rhombischen Schuppen bedeckt. Der sehr ver-
längerte Kopf endet in einen langen, durch beide Kiefern gebil-
deten Schnabel. Diese sind gleich lang und mit sehr feinen
Zähnen bewaffnet. Die kleinen B. stehen unter den Br. Die R.
nimmt den ganzen Rücken ein, die A. die hintere Hälfte des
unteren Randes. Beide werden durch sehr schlanke Strahlen ge-
bildet. Die Hinterleibshöhlung ist kurz.
B. tongirostris Volta vom Monte Bolca.
t 4. G. Dercetis Münst. u. Ag. (Mythol. Name.)
Bei einer verlängerten Form des Körpers wie in der^ vor-
igen Gattung, ist der Kopf zwar auch schnabelartig verlängert.
GLANZ - ODER ECKSCIIUPPER.
157
doch kürzer, und der Oberkiefer etwas langer als der Unterkiefer.
In beiden stehen lange, kegelförmige Zahne, welche mit mehreren
Reihen von kleineren wechseln. Die mittleren Zähne sind die
längsten. Br. sehr grofs. B. am Hinterleibe, aus 5 Strahlen ge-
bildet, welche stärker und kürzer als die der Br. sind. Die R.
beginnt vor den B. und breitet sich bis an den Schwanz aus. Die
A. fängt weiter hinten an und zieht sich gleichfalls bis zu der
etwas ausgezackten S. Die Seilen dieses Fisches sind mit drei
Reihen knochiger, an ihrer Oberfläche gekörnelter Schilder be-
deckt, welche in ihrer Mitte einen eckigen Vorsprung machen.
Zwei Arten aus der Kreide von Lewes und Westphalen.
t 5. G. Rhinellus Ag. {qiv^ die Nase.)
Ein kleiner Fisch vom Libanon, von sehr verlängerter Ge-
stalt und mit einer hageren Schnauze. Skelett schlank. Flossen
sehr entwickelt. Von zwei R. ist eine dem Kopfe, die andere
dem Schwänze genähert. S. ziemlich grofs und gabelförmig. Drei
Reihen von Schildern erinnern an Dercetis.
Eine Art vom Monte Bolca.
t 6. G. Glyptocephalus Ag. (ylvmög^ geschnitzt;
KScpaXrj^ Kopf.)
Nähert sich durch die Form des Schädels sehr den Balisten.
Dieser wird aber von in regelmäfsigen Reihen geordneten Knöt-
chen eigenthümlich bedeckt.
Im Londonthone von Sheppey.
7. G. Ostracion L. Koffer fisch. (ooTQaxov^ gebrannter Thon.)
Körper viereckig, dreieckig oder fünfseitig, und mit grofsen
sechsseitigen Platten bedeckt.
O. micrurus Ag. vom Monte Bolca.
6. Farn. €fyfnnodontes €uv. JSTacktzähne*
(yvjiivbg^ nackt; dSovg^ Zahn.)
Gaumenbogen unbeweglich. Kiefern mit einer Kette von El-
fenbein bedeckt, welches aus vereinigten Zähnen gebildet ist. Spitz-
oder stachelförmig hervorspringende Schuppen bedecken schief den
ganzen Körper. Das Skelett ist faserig und die Knochenbildung
langsam.
158
FISCME,
Nur von einer noch lebenden Gattung kennt man fossile
Arten.
Diodon L. Igel fisch.
Der Körper ist kreisrund, verlängert oder kugelig und ganz
mit Stacheln besetzt.
D. temüspinus Ag. vom Monte Boica und eine zweite tertiäre
Art aus Süd- Italien.
9, Farn. M^ophohranches €uv. Bttschelkiemer.
Die Kiemen sind zu kleinen runden Büscheln vereinigt. Der
verlängerte eckige Körper ist mit eckigen Platten bedeckt. Eine
röhrenförmige Schnauze endet in den kleinen freien Kiefern. Das
Skelett ist knochig.
Nur eine Art gehört der ausgestorbenen Gattung Calamo-
Stoma an, die übrigen gehören zu noch lebenden Gattungen.
i 1. G. Calamostoma Ag. (x«A«^(o^, Rohr; oiofia^ Mund.)
Körper kurz. Die R. beginnt unmittelbar an dem Nacken.
Die Kinnladenröhre ist schmal.
Eine Art vom Monte Bolca.
2. G. Sygnathus Cuv. Meernadel.
Körper sehr verlängert. Röhre sehr lang und mit einem klei-
nen Munde endigend, dessen Unterkiefer senkrecht steht. R. auf der
Mitte des Rückens. Der Schwanz endet in eine kleine gerun-
dete Flosse.
Eine Art vom Monte Bolca.
8. Farn. A^ccipenserides iStöre«
Ihr Körper ist theilweise mit mehreren Längsreihen grofser
Schilder bedeckt, welche an den Seiten noch zwei breite, mit
schuppigen Flitterchen besetzte Binden frei lassen. Der Mund ist
klein, zahnlos und unter der schnabelartigen Verlängerung offen,
der untere Lappen der S. ist sehr entwickelt.
Agassiz führt drei fossile Arten auf, von denen die eine zu
der noch lebenden Gattung Accipenser L., Stör, zwei andere zu
einer nur fossilen, Chondrosteus Ag., gehören. Erstere stammt
aus dem Londonthone von Sheppey, letztere sind aus dem Lias
und tertiär.
KÖHNSCIIÜPPER. FLOSSENSTACflELN.
159
4« Ordn. JPlacoMes Ag^« Körniscliiipper«
Knorpelfijsehe CiiTier,
(7ila§, Tafel; elSog, Form.)
Taf. VII. Fig. 1—18.
Ihre Bedeckung besteht, statt der Schuppen, aus kleinen har-
ten Körnchen, welche der Haut eine chagrinartige Beschaffenheit
ertheilen. Das Skelett ist weich und knorpelartig, d. h. ohne
Knochenfasern, indem sich hei ihnen die Kalkmasse nur körnig,
nicht faserig oder fadenförmig absetzt. Zu ihnen gehören die
Haie, Rochen und Chimären. Da bei den fossilen Arten die-
ser Ordnung gewöhnlich nur die festeren kalkigen Theile, Flossen
und Flossenstacheln, Zähne und Wirbel sich erhalten haben, so
ist die Kenntnifs von diesen untergeordneten Formen weit geringer
als die von anderen Ordnungen. Ueberreste von ihnen kommen
in allen Formationen vor.
Taf. VII. Fig. 1. stellt den in dem Mittelmeere noch leben-
den Spinax Blainvillei Risso, nach Agassiz, Vol. 3. tb. B. f. 1.
verkleinert vor, um ein allgemeines Bild eines Haifisches zu ge-
ben. Eine ähnliche Form haben die Chimären, während die Rochen
flach sind.
A. Flossenstacheln. Ichthyodorulithen*
(IxO^vg^ Fisch; öoqv^ Lanze; Xid^og^ Stein.)
Ihre Stellung vor den Rückenflossen geht aus Taf. VII. Fig. 1.
hervor. Eigenthümlich ist ihre Structur und die Art ihrer Be-
festigung. Sie sind nämlich wirklich faserig und knochig, ganz
wie die Knochen der gewöhnlichen Fische und haben nicht das
körnige Ansehen anderer Theile der Haie und Rochen. Sie sind
symmetrisch, bestehen immer nur aus einem einzigen Stücke und
zeigen an ihrer Basis keine Gliederungsfläche, wie das bei den
Knochenfischen der Fall ist. Ihr unterer Theil, welcher in dem
Fleische sitzt, ist schief abgeschnitten und endet in eine stumpfe
Spitze, deren hintere und innere Fläche eine mehr oder weniger
tiefe Aushöhlung (Taf. VII. Fig. 3. a.) zeigt, welche sich im In-
neren des Stachels öfters bis gegen das Ende emporzieht.
Aufser Pleuracanthus und Myliobates nähern sich alle hier
folgenden Gattungen von Flossenstacheln mehr dem Haien als den
Rochen.
160
FISCHE.
i 1. G. Onchus Ag.
Sie sind von mittlerer Gröfse, ihre Seitenflächen längsgefurcht,
und zwischen diesen Furchen finden sich mehr oder weniger breite,
abgerundete Rippen. Der Hinterrand ist ebenso gefurcht oder glatt.
Arten in silurischer Grauwacke (Ludlow), im alten rothen Sand-
steine und zwei im Kohlenkalke (Bristol).
t 2. G. Ctenacanthus Ag. (xralg, Kamm; ay,av&a, Stachel.)
Gigantische, sehr zusammengedrückte, an ihrer Basis breite
Stacheln, mit einer kleineren Aushöhlung als bei Oracanthus und
einem sehr tief in dem Fleische verborgenen Theile. Oberfläche
längsgestreift, Hinterrand mit kleinen Stacheln besetzt.
Eine Art im alten rothen Sandsteine, drei im Kohlenkalke von
Bristol.
t 3. G. Oracanthus Ag. (o^jo?, Berg; ayurS-a.)
Stacheln von beträchtlicher Dicke, an ihrer Basis sehr breit
und nicht tief im Fleische sitzend, an der sichtbaren Oberfläche
mit Sternen geschmückt. Sie bilden wahrscheinlich mit den Zäh-
nen von Orodus ein und dasselbe Geschlecht.
Drei Arten im Kohlenkalke von Bristol.
t 4. G. Gyracanthus Ag. {yvQog^ rund; äyMv&u.)
Ihre Oberfläche ist durch schiefe Falten und Furchen aus-
gezeichnet, welche von der Mitte der vorderen Seite aus abwärts
nach hinten laufen, wo sie an der Gränze von einigen Längs-
furchen enden.
G. formosus Ag. — Taf. VII. Fig. 3. Nach Agassiz Vol. 3. tb.
5. f. 5 — 6.
Diese Stacheln erreichen die Länge von 15 Zoll und sind in
dem Steinkolüengebirge von England sehr verbreitet.
t 5. G. Tristychius Ag. (jQt^ drei; ozlyog^ Reihe.)
Die Oberfläche der Stacheln, welche nicht in dem Fleische
safs, zeigt stark hervortretende Längsfurchen, zwischen welchen
feine, häufig in einander laufende Streifen liegen; die Basis ist
nur fein gestreift. Längs der vorderen Seite laufen drei Kiele
herab, von denen der mittlere der hervortretendste ist. Zwischen
ihnen bemerkt man feine Längsstreifen. Am Hinterrande stehen
scharfe Stacheln, wie bei Hybodus.
Eine Art im Schieferlhone der Steinkohlenformation bei Glasgow.
KÖRNSCHUPPER. FLOSSBNSTACHELN.
161
t 6. G. Pfychacanthus Ag. (jirvyji^ Falte; ay.avd^a.)
Ein schwach sichelförmig gekrümmter Stachel, welcher an
der Seite zusammengedrückt und am vorderen Rande stumpf ge-
kielt ist. Oberfläche eng und fein gefaltet, Hinterrand wie bei
Hybodus.
Im Süfswasserkalke der Kohlenformation von Bourdie-House.
t 7. G. Sphenacanthus Ag. (aq^^v^ Keil; äxavd^a.)
Ein einziger Stachel von Bourdie-House, mit stark hervor-
tretenden Falten und Furchen, welche von dem Gipfel bis an die
Basis herablaufen. Er ist vorn und an den Seiten gerundet, hin-
ten flach abgeschnitten und fein gekerbt.
t 8. G. Nemacanthus Ag. (vrj/^ia^ Faden; äxavd^a.)
Seitlich zusammengedrückte Stacheln mit flachen Seiten, vorn
kielartig und in der Mitte mit einer fadenförmigen Erhöhung, wel-
che in eine schwache Rinne übergeht. Die innere Höhlung ist
schmal, an der Basis nur von der halben Dicke des Stachels,
und setzt sich dann sehr schmal bis zu dem Anfange der Knöt-
chen fort. Von hier verbreitet sich auf der hinteren Seite nur
noch äufserlich eine Rinne bis an den Gipfel herauf. Die ge-
rundeten Ränder dieser Rinne sind mit kleinen, verlängerten und
abgeplatteten zahnartigen Erhöhungen bedeckt. Der obere Theil
der vorderen Fläche trägt rundliche Wärzchen, welche parallel der
vorderen fadenförmigen Erhöhung zu Reihen geordnet sind; die
ganze übrige Oberfläche ist fein gestreift.
Zwei Arten im Lias bei Bristol.
t 9. G. Leptacafithus Ag. {XtnTog^ dünn; uxav&a.)
Kleine schwertförmige Platten, am hinteren Rande mit schar-
fen Zähnen und am vorderen schneidend , übrigens fein gestreift.
Mehrere Arten im Lias von Lyme Regis und im Jura von Sto-
«esfield und bei Caen.
t 10. G. Asteracanthus Ag. (aar^^), Stern; äxavd-a,)
Ziemlich grofse, schwach gekrümmte Stacheln, vorn gerun-
det, hinten mit zwei genäherten Reihen von Zähnen, übrigens
ganz mit sternförmig angeordneten Knötchen bedeckt, und nur an
der Basis glatt.
Charakteristisch für die oberen Schichten der Juraformation, wo
sie die Oracanthen des Kohlenkalkes zu vertreten scheinen.
Gcinitz, Versteinerungskunde. 1 J
162
FISCHB.
t 11. G. Prisfacanthns Ag. (n^iaTÖg^ gesägt; ay.aida.)
Sehr verlängeric und so zusammengedrückte Strahlen, dafs
die innere Höhlung nur einem Spalte gleicht. Der Vorderrand ist
scharf schneidend, der Hinterrand ebenso dünn und sägeförmig
gezahnt.
Eine Art aus dem Jura von Caan und Stonesfield.
t 12. G. Myriacanthus Ag. (^(ivqIoq^ zahllos; axavS-a.)
Diese Stacheln sind vierseitig und an den Seiten der hinteren
Fläche mit grofsen, zusammengedrückten, scharfen und nach oben
gekrümmten Dornen besetzt. Der Raum dazwischen ist fast flach
und fein längsgestreift, und in seiner Mitte, in der halben Länge
des Stachels, bemerkt man noch einige ähnlich gebildete, aber
abwärts gekrümmte Dornen. Die Seitenflächen sind etwas zusam-
mengedrückt und runden sich nach der vorderen Fläche hin ab.
Feine Längsstreifen und in Längsreihen geordnete rundliche Knöt-
chen bedecken die Seitenflächen und die vordere Fläche. Auf der
Mitte der letzteren steht eine Reihe von sehr grofsen, aufwärts
gerichteten Dornen, welche ähnlich den hinteren Dornen, aber
noch gröfser als diese sind.
Drei Arten aus dem Lias von Lyme Regis.
i 13. G. Hybodus Ag. (vßog^ Buckel; oöot^g^ Zahn.)
Hiervon kennt man Stacheln und tlieilweise auch die zu ihnen
gehörigen Zähne.
Die Stacheln sind grofs, ein wenig gekrümmt, und werden
nach unten zu dicker und breiter als nach oben, wo sie in einer
schwachen Spitze enden. Ein ziemlich bedeutender Theil steckt
in dem Fleische, ist sehr fein gestreift und zeigt an dem Hinter-
rande eine offene, sehr erweiterte Furche. Der äufsere Theil ist
etwas von der Seite zusammengedrückt, am Hinterrande abgeschnit-
ten und vorn gerundet. Der seitliche und vordere Theil zeigt
starke Längsfalten und entsprechende Furchen dazwischen, der Hin-
terrand ist mehr oder weniger flach, fein längsgestreift und zeigt
zwei Reihen dicker, nach unten gekrümmter, scharfer Zähne.
Arten kommen schon im bunten Sandsteine vor und hören erst in
der Kreide auf.
H. apicalis Ag. Vol. 3. p. 43. Ib. 10. f. 22. — Hiernach.
Taf. VH. Fig. 2.
Eine kleine Art von Stonesfield.
KÖRNSCHÜPPEK. FLOSSENSTACHELN.
163
t 14. G. Leiacanthus Egert. {Ittog^ glatt; uxavd^a,}
Unterscheidet sich von Eyhodus dadurch, dafs dem Hinter-
rande der Stacheln die Zähne mangeln.
Eine Art aus dem Muschelkalke von Bayreuth und Luneville.
t 15. G. Ptychodus Ag. (mv/^^ Falte; döovg.)
Auch hiervon kennt man die Zähne.
Ihre Strahlen sind sehr dick und bilden nicht ein Stück, wie
die der anderen Gattungen, sondern flache Stäbe oder vielmehr
breite Platten, vrelche innig mit einander verbunden sind, so dafs
man sie nur noch durch Längsfurchen an der äufseren Oberflache
unterscheiden kann. Ihr Vorderrand ist höckerig, und diese Höcker
bilden auf den Seiten breite, gerundete Rippen und mehr oder
vt^eniger deutliche quere Eindrücke. Gegen die Basis des Hinter-
randes zu stehen dicke knochige Fasern senkrecht oder schief,
welche zur Befestigung der Stacheln gedient haben mögen.
Alle Arten stammen aus der Kreide.
F. articulatus Ag. Vol. 3. p. 58. tb. 10. a. f. 5. 6. — Mantell,
Geol. of Süss. tb. 39. — Gein. Char. p. 12. tab. 1. f. 6.
In der Kreide von Lewes, im Plänerkalke von Strehlen bei
Dresden und in Böhmen.
16. G. Spinax Cuv. (Taf. VII. Fig. 1.)
Die fossilen Stacheln dieser Gattung sind glatt und gehören
daher zu der Untergattung Acanthias des Prinzen Musignano.
S. major Ag. Vol. 3. p. 62. tb. 10. b. f. 8 — 14. — Gein.
Kieslingsw. p. 3. tb. 4. f. 4.
1 — l" lang; in der Kreide von Lewes und im Plänerkalke von
Sachsen und Böhmen.
17. G. Chimaera L. Ag. Seedrache.
Die Stacheln sind an den Seiten flacher als bei Spinax^ vorn
gekielt und an den Hinterrändern gezähnelt.
Eine Art in der Kreide von Lewes.
t 18. G. Pleuracanthus Ag. (nXtv^ä^ die Seite; axavd-a.)
Die ganze Oberfläche des Stachels ist gerundet, von vorn
nach hinten etwas zusammengedrückt, und auf jeder Seite mit einer
Reihe von abwärts gekrümmten Zähnen bewaffnet.
R. laevissimus Ag. , aus dem Kohlengebirge von Dudley, ist die
älteste Art der bekannten Formen von Rochen.
11*
164
FISCHE.
19. G. Myliobates Dumeril. {^ivllaq^ Mühlstein; ßariq^ Roche.)
Auch von dieser Gattung der Rochen beschreibt Agassiz meh-
rere fossile Stacheln.
B. Zähne und einige andere üeberreste der Placoiden.
Alle Zähne der Placoiden, welche in früheren Zeiten theil-
weise für versteinerte Schlangenzungen (Glossopetren) gehalten,
theihveise Krötensteine (Bufoniten '■) genannt wurden, haben eine
knochige Wurzel, welche in der dicken Haut verborgen liegt, von
sehr verschiedener Form, und eine mit dickem Email bedeckte Krone,
welche in dem Munde hervorragt. Die Beschaffenheit der letzteren
ist bei den verschiedenen Gattungen dieser Ordnung verschieden.
Sie stehen weder in Höhlen (Alveolen) , noch sind sie an beson-
deren Rändern der Kiefern befestigt, sondern sitzen ganz einfach
in der Haut, welche den Rachen auskleidet. Daher ist ihnen
meistens auch eine Beweglichkeit möglich, wie sie in keiner an-
deren Klasse der Thiere wieder vorkömmt. Die der Haien und
Rochen stehen in mehreren Reihen, von denen die vorderen sich
zuerst abnutzen, ausfallen und durch jene der inneren Reihen wie-
der ersetzt .werden. Fortwährend bilden sich hinter den schon
vorhandenen Zähnen neue, welche später allmählig nach vorn
rücken. Die Basis von allen ist breit und flach, niemals kegel-
förmig oder spitz.
Nur die tertiären Arten ähneln noch den jetzt lebenden For-
men, die in älteren Formationen weichen sehr von ihnen ab.
a« Cestraciontes. Fflasterförmige Haifischzähne.
Mehr oder weniger flache und stumpfe Zähne, deren Krone
aus kleineren an einander gefügten Röhren besteht, welche der
Oberfläche eine poröse Beschaffenheit ertheilen. Der einzige Re-
präsentant in der lebenden Schöpfung ist Cestracion Plülippi bei
Neu -Holland.
t 1. G. Orodus Ag. C^Qog^ Berg; döovg^ Zahn.)
Zähne verlängert, in der Mitte zu einem stumpfen und que-
ren Kegel erhoben und ihrer ganzen Länge nach mit einer Kante
versehen, von welcher schiefe, an den Rändern verzweigte Run-
*) Hierunter verstand man auch Zahne von Ganoiden, besonders von
Pycnodonten.
KÖRNSCHUPPER. ZAHNE.
165
zeln herablaufeii. Zu ihnen gehören die als Ctenacanthus oder
als Oracanthus beschriebenen Stacheln.
Zwei Arten im Kohlenkalke von Bristol.
t 2. G. Ctenopty chius Ag. (xra^, Kamm; titv/tj^ Falte.)
Sie erscheinen als kleine, stark zusammengedrückte Orodus-
Zähne, deren Querwurzeln einen förmlichen Kamm von mehr oder
weniger gerundeten und losgerissenen Vorsprüngen bilden.
Mehrere Arten im Kohlenkalke, Schieferthone und Süfswasser-
kalke der Steinkohlenformation Englands, mit Stacheln von Gyracan-
thus, Ftychacanthus und Sphenacanthus zusammen.
t 3. G. Eelodus Ag. Psammodus z. Th. Buckel;
oSovg^ Zahn.)
Ihre Oberfläche ist vollkommen glatt und ihre Mitte in der
Form eines stumpfen Kegels aufgequollen. Bald sind diese Zähne
verlängert, gerundet und nur in der Mitte erhaben, bald zeigen
sie eine Reihe stumpfer Kegel, von denen der mittelste der
gröfste ist.
Im Kohlengebirge.
f 4. G. Chomatodus Ag. Psammodus z. Th.
{/fil^a^ Wall; odovg,)
Meistens sehr verlängerte, in der Mitte bald flache, bald
erhobene, bisweilen sogar auch schneidende Zähne, deren Krone
an ihrer Basis mit einer Reihe concentrischer Falten umgeben ist.
Im Kohlenkalke.
t 5. G. Psammodus Ag. im engeren Sinne, (tpafif-iog^ Sand;
Breite und flache Zähne, mit einer sandartigen porösen Ober-
fläche. Die Basis ist ebenso breit als ihre Krone.
Drei Arten im Kohlenkalke.
t 6. G. Cochliodus Ag. Psammodus z. Th.
{xo/Uag^ Schnecke; oSovg.) *
Die Zähne haben eine zusammengerollte Form, und es sind
ihrer nur wenige vorhanden.
C. contorlus k^. Vol. 3. p. 113. tb. 19. f. 14; tb. 14. f. 16 — 33.
Der erste Zahn ist dreieckig, seine hintere Seite ist die gröfste
und gerade, die innere Seite ist S-förmig gekrümmt und die vordere
kurze gleichfalls gerade. Die Oberfläche ist vorn niedergedrückt und zeigt
166
FISCHE.
eine Furche parallel mit dem Vorderrande, während sie hinten stark
aufgequollen ist.
Mit vier anderen Arten im Kohlenkalke von Armagh. Aufser-
dem bei Bristol und Clifton.
t 7. G. Sfrophodus Ag. Psammodiis z. Th.
(^OTQOcprjy Drehung; döovg.)
Die Zähne sind verlängert, mehr oder weniger verengt und
an beiden Enden abgestutzt, der Länge nach etwas gekrümmt, in
ihrer Milte oder nach dem einen Ende zu etwas gewölbt, mit
einer netzförmigen porösen Oberfläche.
Die Arten beginnen in der Trias, herrschen in der Jura-
periode vor und gehen bis in die Kreide.
S. angustissimus Ag. Vol. 3. p. 128. tb. 18. f. 28 — 30. —
Tab. VII. Fig. 4. (f), nach Gein. Beitr. z. Kenntn. d. thür. Muschelk.
tb. 3. f. 6.
Sie sind flach, gerade, an ihren schmalen Enden gerundet und
auf ihrer Oberfläche netzförmig -porös.
Häufig im oberen Muschelkalke von Mattstedt bei Jena, Rüders-
dorf bei Wilhelmshall und bei Luneville.
t 8. G. Ceratodus Ag. Psammodus z. Th. (xtQag^ Horn; dSovg.)
Ihre innere Seite ist fast gerade, während die ihr entgegen-
gesetzte äufsere vorspringende Hörner hat. Die Krone zeigt
feine Pünktchen, wie die vorigen Gattungen. Wahrscheinlich ge-
hören die Stacheln von NemacantJms zu ihnen.
Viele Arten kommen im Lias von Aust-Cliff bei Bristol, eine
Art im Jura von Stonesfield vor.
t 9. G. Ctenodus Ag. (xrtlg^ Kamm; oSovg,)
Zähne, welche einem Fächer mit gezähnelten Seiten gleichen.
Wenige Arten in der Steinkohle und dem Steinkohlenkalke
Englands.
t 10. G. Acrodus Ag. (ax()og, der höchste; döovg.)
Fische, welche ihren Kiefern nach die gröfste Aehnlichkeit
mit dem Ceslracion von Neu- Holland haben. Eine knochige Wur-
zel, mit körniger Structur, trägt die Krone von Email, welche in
der Mitte aufgequollen, an den Seiten zugerundet und an beiden
Enden verschmälert ist. Von einem mittleren Längskiele laufen nach
beiden Seiten sich verästelnde Runzeln über die ganze Oberfläche
herab.
KÖRNt^CIfUPl'ER. ZAHNE.
167
A. GaillardoH Ag. Vol. 3. p. 146. Ib. 22. f. 16 — 20. —
Taf. VII. Fig. 5. a. b.
Es sind kleine , nachenförmige Zähne , welche sich sehr häufig,
besonders in den oberen Schichten des Muschelkalkes von Thüringen
(Mattstedt), am Krienberge bei Rüdersdorf, bei Bayreuth und in V\^ür-
4emberg finden.
Eine andere Art im Kupferschiefer, sieben Arten im Lias, einige
noch in den Oolithen und in der Kreide.
t 11. G. Ptychodus Ag. (nTv/rj, Falle; QSovg.)
Zähne von eckiger, mehr oder w^eniger vierseitiger Form.
Ihre Krone ist immer breiter und verhältnifsmäfsig höher als die
abgestumpfte W^urzel. Sie breitet sich nach den Seiten hin be-
sonders aus und erhebt sich in der Mitte zu einer grofsen Warze,
welche auf ihrem abgeplatteten Gipfel mit dicken, stark hervor-
tretenden Querfalten bedeckt ist. Der übrige Theil der Krone
zeigt unregelmäfsig in einander verfliefsende Höckerchen oder
schwächere, gedrängtere und unregelmäfsigere Falten.
Alle Arten gehören der Kreideformation , besonders der ei-
gentlichen Kreide und deren Aequivalenten an.
P. latissimus Ag. Vol. 3. p. 157. tb. 25. a. u. h. f. 24 — 26.
— Gein. Char. p. 63. Ib. 7. f. 5; tb. 17. f. 1. 2. 3. — Taf. VII.
Fig. 6. a. 5.
Viereckige, hinten steil abfallende oder eingedrückte Zähne, mit
5 — 8 sehr starken und scharfkantigen, parallelen Falten auf dem er-
habenen mittleren Theile der Krone und einem breiten, höckerigen
Rande. Gewöhnlich breiter als lang, bisweilen auch ebenso breit als
lang, kommen sie, 1 — ^" grofs, häufig in der Kreide von England,
im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen, bei Quedlinburg, im Grün-
sande von V\^estphalen und, nach Catullo, im Vicentinischen und Ve-
ronesischen vor.
P. polygyrus Ag. ist immer breiter als lang, flach gewölbt,
und eine gröfsere Anzahl (ohngefähr lO) etwas gebogener und bis-
weilen gespaltener Falten zieht sich bis fast zu dem Rande.
In der Kreide von England, selten im Pläner von Deutschland
(Quedlinburg, Strehlen, Oberau und Plauen bei Dresden).
P. decurrens Ag. Vol. 3. p. 154. tb. 25. b. f. 1 — 8. Gein.
Char. p. 64. tb. 17. f. 8. 9. 10. 12. — Taf. VII. Fig. 7.
Ein hoher schmaler, quer gefalteter Höcker, welcher vom vorde-
ren bis zum hinteren Rande reicht, in der Mitte aber am höchsten ist,
1G8
FISCHE.
bildet den mittleren Theil dieser Zähne , so dafs nur die beiden Sei-
ten sich flugelartig daneben ausbreiten.
Gegen 4'" breit, mit P. latissimus zusammen und eben so häufig.
b. Myhodontes Ag.
Spitze Haifischzähne, beiderseits mit Nebenzähnen versehen ^
und längsgefaltet.
t 1. G. Hybodus Ag. (yßog^ Buckel; dSovg.)
Von dieser Gattung kennt Agassiz ganze Kiefern und ver-
schiedene andere Theile des Körpers, als Stücken der Haut, die
früher beschriebenen Flossenstacheln und die Zähne.
Auf einer langen, schmalen und niedrigen Wurzel erhebt sich
in der Mitte des Zahnes ein schmaler, spitzer Kegel, häufig von
der Länge der Wurzel , und neben ihm auf jeder Seite stehen
1 — 4 kleinere, welche nach den Enden hin allmählig an Gröfse
abnehmen. Der mittlere Kegel ist ein wenig zusammengedrückt,
und zwar auf der äufseren Seite mehr als auf der inneren. Die
Oberfläche aller dieser Kegel ist mit deutlichen senkrechten Falten
bis an die Spitze oder f der Höhe bedeckt. Auf der knochigen
Wurzel, deren unterer Rand gewöhnlich dem Emailrande parallel ist,
bemerkt man unter der Lupe netzförmige Structur und kleine Foren.
Die Arten erscheinen zuerst in dem Muschelkalke, gehen
durch die Juraformation hindurch und enden schon in der Kreide.
Agassiz beschreibt neun aus der Trias , elf aus der Juraformation
und eine Art aus der Kreide von Lewes.
H, plicatilis Ag. Vol. 3. p. 189. tb. 22. a. f. 1; tb. 24.
f. 10 u. 13. — H. y. Meyer und Plieninger, Palaeontol. Würtembergs,
tb. 12. f. 70. 71. — Gein. Thür. Muschelk. tb. 3. f. 8. — Taf. VH.
Fig. 8.
Zahnwurzel dick, Hauptkegel auf jeder Seite mit 2 — 3 Neben-
kegeln und mit vielen Falten bedeckt, welche, nach oben zu in ein-
ander laufend, theilweise bis zu der Spitze gehen.
Häufig im oberen glauconitischen Muschelkalke des Krienberges
bei Rüdersdorf, zu Mattstedt bei Jena, in der Knochenbreccie von
Schwemmingen, Echterdingen und Crailsheim in Würtemberg.
i 2. G. Cladodus Ag. (^xXudog^ Zweig; döovg,)
Zähne wie die von Hybodus^ mit dem Unterschiede, dafs
die an dem Ende stehenden Nebenzähnchen gröfser sind als die
zwischen ihnen und dem Hauptkcgel.
KÜRNSCHÜPPER. ZÄHNE.
169
Acht Arten im Kohlenkalke von Armagh, Bristol und dem Kalke
von Bourdie-House.
t 3. G. Sphenonchus Ag. (o(prjv^ Keil; 07x0c,, Haken.)
Hier ist nur ein einziger, sehr entwickelter Hauptkegel vor-
handen, welcher hakenförmig einwärts gebogen, übrigens fast cy-
lindrisch, sehr dick und an der Basis gefaltet ist. Nebenzähne
fehlen oder sie sind nur schwach angedeutet.
Eine Art im Lias , zwei in der oberen Jura- und Wealdenfor-
mation Englands.
t 4. G. Diplodus Ag. (ömXoog^ doppelt; döovg, Zahn.)
Hier entwickeln sich die Nebenzähne auf Kosten des Haupt-
kegels , welcher kaum die Hälfte der Höhe der ersteren erreicht.
Diese Seitenzähne sind gewöhnlich nach vorn gekrümmt, sehr scharf,
cylindrisch und von verschiedener Zahl, bis 5 auf einer Wurzel.
Zwei Arten in der Steinkohlenformation von England.
c. Squalides,
Spitze Haifischzähne, mehr oder weniger halbkegelförmig, auf
der inneren Seite stark, auf der äufseren schwach gewölbt oder
fast flach.
1. G. Notidanus Cuv.
Jeder Zahn besteht aus einer Reihe von Zähnchen, von denen
der erste der gröfste ist und jeder der folgenden allmählig klei-
ner wird. Dieses vorderste Zähnchen ist bei den Zähnen im Un-
terkiefer verhältnifsmäfsig gröfser als bei denen im Oberkiefer.
N. Münsteri Ag. im Jura bei Streitberg und Randen, JV. mi-
crodon Ag. in der Kreide von England und im Plänerkalke von
Sachsen, einige Arten sind tertiär, und auch in der jetzigen Schöpfung
finden sich noch Repräsentanten.
t 2. G. Corax Ag., früher Galeus Cuv. z. Th.
Eine ausgestorbene Gattung, von welcher man nur die Zähne
kennt. Sie haben eine starke und grofse, d. h. weit von vorn
nach hinten laufende , unten etwas concave Wurzel , welche eine
breite, spitze, stark rückwärts geneigte Krone trägt. Diese ist
auf der äufseren Seite schwach, auf der inneren stark gewölbt,
und gleicht etwas einem schiefen Halbkegel. Unten breitet sich
die hintere Seite etwas nach hinten aus, oder es steht ein klei-
ner niedriger Zahn dahinter, welcher mehr oder weniger deutlich
170
FISCHE.
davon gelrennt ist. Dadurch, dafs diese Zähne massiv und nicht
holil sind, und dafs ihr scharfer Vorder- und Hinlerrand durch
Randzähnchen von fast gleicher Grofse gekerbt ist, unterschei-
den sie sich von den übrigens sehr ähnlichen Zähnen des noch
lebenden Galeus.
Die Arten gehören der Kreideformation an, eine Art ist tertiär.
C. pristodontus Ag. Vol. 3. p. 224. tb. 26. f. 9 — 13. —
Gein. Char. tb. 1. f. 1. — C. heterodon Reufs, böhm. Kr. p. 3. tb. 3.
— Taf. VII. Fig. 11. 12.
Die hintere Seite verläuft unter einem Bogen allmähiig in die
liintere Ausbreitung. Bei C. appendiculatus Ag. ist ein kleiner hin-
terer Zahn deullich von dem Hauplzahne getrennt.
Zwischenstufen zwischen beiden sind von Agassiz unter anderen
Namen beschrieben worden.
Sie sind häufig in den oberen Schichten der Kreideformation,
als in der Kreide von England, dem Kalke von Mastricht, dem Plä-
nerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, von Teplitz und
Bilin in Böhmen, sehr selten in älteren Schichten, als: im unteren Plä-
ner von Plauen bei Dresden oder dem Grünsande von Kreibitz in Böh-
men, Kieslingswalda im Glatzischen, Haldem und Aix-de-Chapelle.
3. G. Galeocerdo Müll. u. Henle. Galeus Cuv. z. Th.
Die Zähne unterscheiden sich von denen der vorigen Gattung
durch die grofse Unregelmäfsigkeit der Kerbzähnchen an ihrem
ganzen Rande, während bei Galeus Cuv. der Vorderrand ganz
glatt und nur der Hinterrand gezähnelt ist.
Man kennt zwei Arten aus der Kreide, drei tertiäre und zwei
noch lebende.
Hier schliefsen sich vielleicht die folgenden vier Gattungen
am befsten an:
t 4. G. Aellopos Münst. (utlXonog^ schnell.)
Ausgezeichnet durch die beträchtliche Gröfse der zweiten
Rückenflosse, welche dort, wo sie eingesetzt ist, höher als der
Körper ist. Die Schwanzflosse scheint sich sehr zu verlängern.
Das Chagrin der Haut ist gleichmäfsig granulirt. Die Wirbelkör-
per sind ebenso hoch als lang.
Zwei grofse Arten von Solenhofen.
t 5. G. Scylliodus Ag. (ßcyllium; odovg.)
Ein Haifisch von mittlerer Gröfse, aus der Kreide von Kenl,
welcher sich Scyläum durch die dreispitzige Form und die Klein-
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE.
171
heit seiner Zähne nähert. Der Rachen war an seiner Mündung
sehr gekrümmt.
t 6. G. Thyellina Münst. (Mythol. Name.)
Ein kleiner Haifisch aus den Kreidegebilden bei Münster,
dessen beide Rückenflossen weiter zurück stehen als die Baucli-
flossen. Die gröfsere zweite R. ist gegenüber der A. Alle Flos-
sen sind vorn gerundet, die S. aber ist kurz und ihr oberer Lap-
pen schwach ausgezackt.
t 7. G. Arthropterus Ag. (a^^^ov, Glied; nnQov^ Flügel.)
Nach Brustflossen von bedeutender Länge (5'') bestimmt.
Aus dem Lias.
8. G. Sphyrna Rafin. Zygaena Cuv. Hammerfisch.
Da die Zähne des lebenden Hammerfisches nicht nur in bei-
den Kiefern verschieden sind, sondern auch in einem und dem-
selben Kiefer bald Zähne mit feiner Randzähnelung, bald ohne die-
selbe vorkommen, so ist es noch nicht mit Sicherheit anzugeben,
ob einzeln aufgefundene fossile Zähne dieser Gattung angehören.
Sie haben übrigens viel Aehnlichkeit mit einigen Arten von Car-
charias^ unterscheiden sich aber durch schmälere Form.
Zwei Arten aus der Kreide, zwei tertiäre.
9. G. Squatina Dum. Meerengel.
Von dieser noch im Mittelmeere lebenden Gattung kommt,
nach Reuss, eine fossile Art im Pläner von Böhmen vor.
t 10. G. Hemipristis Ag. (^y"? halb; nqioTog^ gesägt.)
Die Arten dieser Gattung stehen, nach Agassiz, zwischen
Galeocerdo und einigen gekrümmten Zähnen von Carcharias ^ un-
terscheiden sich aber dadurch, dafs die Randzähnelung in einiger
Entfernung von dem Gipfel aufhört und der letztere glatt erscheint.
Drei Arten, deren geologisches Alter noch nicht genau ge-
kannt ist.
11. G. Carcharias Cuv.
Diese in der lebenden Schöpfung so reich entfaltete Gattung
der Haie hat nur wenige fossile Vertreter, welche der Unter-
gattung Prionodon Müller u. Henle angehören. Ihre Zähne
sind schief oder gerade, breit- oder schmal -dreieckig mit einer
breiten Basis und an beiden Rändern, wenigstens stets in dem
Oberkiefer, gezähnelt.
172
FISCHE.
Zwei Arten im Grünsande von Sentis in Sl. Gallen, und im Kreide-
mergel von Bockum.
t 12. G. Qlyphis Ag. (yXi;^/^, Kerbe.)
Zähne lang und schmal, mit breiterer Wurzel und in der
Nähe des Gipfels sich etwas erweiternd, so dafs sie die Form
eines Steinmeifsels annehmen. Ihre Wurzel ist massiv und hat zwei
sehr vorstehende Hörner. Diefs ist die BeschaiFenheit der vorde-
ren Zähne im Unterkiefer des lebenden Carcharias (Prionodon)
Glyphis^ welche Agassiz zu der Gattung Glyphis erhebt.
G. hastalis Ag. aus dem Londonthone.
13. G. Carcharodon Smith. {Carcharias; döwv.)
Es sind Carcharias - Arien mit halbmondförmiger S. und sehr
breiten, dreieckigen, an den Rändern gezähnelten Zähnen. Wäh-
rend in der lebenden Schöpfung nur eine einzige Art, C. Lamia^
existirt, kennt man eine grofse Anzahl fossiler Arten, welche
meistens durch die beträchtliche Gröfse der Zähne auf eine bedeu-
tende Entwickelung jener Haifische schliefsen lassen.
C. (Carcharias) megalodon Ag. Vol. 3. p. 247. tb. 29. f. 3.
— Hiernach Taf. VH. Fig. 17. in \ Gröfse.
Agassiz beschreibt vierzehn tertiäre Arten und einige von un-
bekannten Fundorten.
t 14. G. Otodus Ag. (wg, Ohr; oöovg, Zahn.)
Wie bei allen Squaliden, sind die vorderen Zähne gerade
und pyramidal, während die hinteren immer kürzer werden und
mehr und mehr sich nach rückwärts krümmen. Die innere Seite
ist stark, die äufsere flach gewölbt. Die Basis der Krone ist
meistens glatt und nur bei einigen Arten gefaltet. Bei Otodus
trägt eine breite und starke, in der Mitte ausgeschnittene Wurzel
den breiten, scharfrandigen Zahn, welcher an seiner Basis jeder-
seits mit einem zusammengedrückten und scharfen Höcker oder
Nebenzahn innig verbunden ist, der auf beiden Seiten ziemlich
gleiche Form und Entwickelung hat.
Die mehrsten Arten kommen in der Kreide, einige in tertiä-
ren Bildungen vor.
0. appendiculatus Ag. Vol. 3. p. 270. Ib. 32. f. 1 — 25.
— Gein. Char. Ib. 1. f. 3. — Taf. VH. Fig. 9. 10.
An Form und an Gröfse sehr variabel, mit breiten, bald stumpf-,
bald spitzwinkeligen Nebenzähnen.
KÖRNSCHÜPPER. ZÄHNE.
173
Sehr häufig in der Kreide von England, im Plänerkalke von
Strehlen, Quedlinburg, Teplitz und anderen Orten von Deutschland,
seltener in älteren Schichten. Agassiz citirt diese Art aus den ver-
einigten Staaten von den Ufern des Delaware -Canals, aus der Kreide
der Normandie und aus dem Gault von Speeton.
15. G. Oxyrhina Ag. {oE,vg^ spitz; q\v^ Nase.)
Zähne ohne Seitenzähne oder Seitenhöcker, übrigens fast von
der Form der 0^oc?wä- Zähne, mit welchen man sie sehr leicht
verwechseln kann, wenn dieselben ihrer Wurzeln beraubt sind.
Im Allgemeinen sind jedoch die Zähne von Oxyrhina schmäler,
und ihre Wurzel ist weniger breit. Der Typus dieser Gattung ist
0. Spallamani (Lamna Oxyrhina Cuv.) im grofsen Weltmeere.
Eine Art gehört der Juraformation an, drei Arten kommen in
der Kreide und elf in tertiären Bildungen vor.
0, Manteliii Ag. Vol. 3. p. 280. tb. 33. f. 1 — 9. — Gein.
Char. tb. 1. f. 4. — Reufs, böhm. Kr. tb. 3. f. 1 — 6. — Taf. VII.
Fig. 13. 14.
Häufig im Plänerkalke von Böhmen, Strehlen, Quedlinburg, Gos-
lar, im Kreidemergel bei Aachen und Schweden, und in der weifsen
Kreide von England.
0. angustidens Reufs. — Taf. VII. Fig. 15. a. b. c.
Diese viel schmälere Art von Zähnen ist aufserordentlich häufig
in dem unteren Pläner von Plauen bei Dresden und bei Bilin.
16. G. Lamna Cuv. mit den Untergattungen: t Sphenodus Ag.
(^oq)7]v^ Keil; oöovg,) und t Odontaspis Ag. {oÖcüv;
uoTiig^ Schild.)
Die Zähne dieser Gattung nähern sich sehr denen von Oto-
duSy sind jedoch etwas schmäler als diese, und ihre Seitenkegel
(Seitenzähne) sind viel kleiner. Bei Odontaspis Ag. entsprechen
den dünnen und langen Zähnen auch lange und sehr spitze Seitenzähne.
Zwei Arten in der Jura-, sechs in der Kreideformation, etwa
zehn tertiäre und mehrere Arten noch in den jetzigen Meeren.
L, (Odontaspis) raphiodon Ag. Vol. 3. p. 296. tb. 37. «.
f. 11 — 16. — Gein. Char. {Enchodus halocyon) tb. 17. f. 13. 14. —
Taf. VII. Fig. 16. a. b. c.
Diese Zähne sind hoch und schmal, auf ihrer inneren Seite stark
gewölbt, an den Rändern aber dennoch sehr scharf, unten nach au-
fsen, in der Mitte nach innen und oben wieder nach aufsen gebogen,
wie diefs in schwächerem Maafse ^uch bei Oxyrhina und bei Otodus
174
FISCHE.
der Fall ist. Die gewölbte Seite ist von unten bis über die Mitte
der Höhe fein gestreift, die äufsere flache Seite ihrer ganzen Länge
nach in der Mitte gekielt. Nebenzähne habe ich nur einmal vor-
gefunden.
Im Grünsande bei Aachen und Regensburg, im unteren Pläner
von Plauen bei Dresden und in Böhmen, selten im oberen Pläner von
Strehlen, in der Kreide von Lewes.
d. Zähne und andere Ueberreste aus der Familie
der Rochen.
Sie zeichnen sich nicht allein durch ihre flach -scheibenförmige
Gestalt, sondern auch durch die Eigenthümlichkeit ihres Chagrins
aus. Man unterscheidet nämlich in der Ordnung der Placoiden
zwei Arten davon. Entweder ist ihre Haut mit schuppigen Plätt-
chen versehen, welche an ihrem Hinterrande verschieden ausge-
schnitten sind, oder es finden sich statt derselben harte Höcker,
welche auf einer breiten Basis ruhen und bald körnig sind, bald
mehr oder weniger, oft stachelig, hervorspringen. Die letztere
Beschaffenheit, wofür Agassiz den Namen „6owc/eÄ" braucht, hat
das Chagrin der eigentlichen Rochen , während der gröfste Theil
der Haifische mit einem einförmigen Chagrin bedeckt wird und
bei Myliobates und Trygon die Haut vollkommen glatt ist. — Hierzu
auch die Flossenstacheln von Pleuracanthus und Myliobates.
t 1. G. Squalo Kaja Riley. Spinacorhmus Ag.
Eine Form, die die Haifische und Rochen verbindet. Ein
Haifischkopf, dessen vorderer Theil in einen langen Schnabel ver-
längert ist, Wirbel so wie Brust- und Bauchflossen ähnlich stark
entwickelt wie bei dem Hairochen (Rhinobates) ^ ein mit einem
Stachel bewaffneter Schwanz, wie Trygon und Myliobates^ und das
Chagrin der eigentlichen Rochen zeichnen diese Gattung hinrei-
chend aus.
Eine Art aus dem Lias von Lyme Regis.
2. G. Raja L. Eigentlicher Roche.
Körper rhombisch, mit vorragender Schnauze und zwei Rücken-
flossen. Agassiz kennt das Chagrin von zwei fossilen Arten, wel-
che beide aus tertiären Schichten herrühren.
R. anliqua aus dem Crag von Norfolk.
3. G. Pristis Latham. Sägefisch.
Aufser den kleinen Kieferzähnen haben die Sägefische noch
gröfsere, von der Form sehr verlängerter, zusammengedrückter
KÖKNSCIIÜPPEK. ZÄUNE.
175
Kegel, welche an ihrem Hinterrande hohlkehlig sind. Diese Zähne
sitzen auf beiden Seiten der unter dem Namen „Säge" bekannten
schnabelartigen Verlängerung der Schädelknochen.
F. bisulcatus Ag. von Sheppey, ist ein Stück jener Säge.
4. G. Try'gon Adanson. Stechroche. Pfeilschwanz.
Von der Form der eigentlichen Rochen, aber mit einem säge-
förmig gezähnten Stachel am Schwänze.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
5. G. Torpedo Dumeril. Zitterroche.
Auch diese Gattung, mit kreisrundem Körper, wird am Monte
Bolca durch T. gigantea Ag. vertreten.
t 6. G. Asterodermus Ag. {uottiq^ Stern; ötQi-ia^ Haut.)
Ein kleiner Roche von Solenhofen, mit verlängerten, cylindri-
schen, in der Mitte ihrer Länge niedergedrückten Wirbelkörpern, wel-
che mehr denen der Haifische als jenen der Rochen ähneln. Die
ganze Oberfläche des Körpers ist mit kleinen stacheligen Sternchen
bedeckt. Die Flossen bestehen aus platten, einfachen, aus wenigen
Gliedern bestehenden Strahlen.
t 7. G. Cyclarthrus Ag. (xvxXo^, Kreis; uq9-qov, Glied.)
Ausgezeichnet durch cylindrische Glieder der Brustflossen-
strahlen, welche in der Nähe ihrer Basis hurz und dick sind.
Aus dem Lias von Lyme Regis.
t 8. G. Euryarthra Ag. C^vQvg, breit; Ixq^qqv^ Glied.)
E. Münsteru Ag., von Solenhofen, deutet durch die breiten,
flachen, aus Avenigen , aber sehr grofsen Gliedern bestehenden Brust-
flossenstrahlen eine grofse Rochenart an.
9. G. Myliohates Dum. (/nvXiugy Mühlstein; ßaug, Roche.)
Die Kiefern dieser Rochen tragen, anstatt spitzer Zähne,
breite Zahnleisten mit flacher Krone, welche durch feine Nähte
mit einander so vereinigt sind, dafs sie parketirte Platten bilden,
deren Theile unter sich bald gleich, bald ungleich und in mehre-
ren symmetrischen Reihen angeordnet sind. In dieser Gattung sind
die mittleren Zähne der beiden Kiefern aufserordentlich in die Quere
entwickelt; übrigens ist die Zahnplatte des Unterkiefers flach und
länger als die des oberen Kiefers, welche um den vorderen Rand
desselben gekrümmt und auf ihren Seiten leicht gewölbt ist.
Fünf Arten leben, vierzehn fossile sind alle tertiär.
J-6
FISCHE.
10. G. Aetobatis Müll. u. Henle. («VoCj stürmisch;
ßoLTig, Roche.)
Der Unterkiefer macht einen Vorsprung vor dem kürzeren
und rechtwinkelig abgeschnittenen Oberkiefer. Beide sind mit einer
einzigen Reihe von queren Zähnen versehen, und ohne Seitenleisten.
Die Zahnplatte, deren Oberflüche der Breite nach fast flach ist,
bedeckt nicht die ganze Fläche, vi^ährend sein vorderer Theil den
Kiefer beträchtlich überflügelt, was um so mehr hervortritt, als
die Zähne nach vorn gekrümmt sind.
Aufser zwei, an der Küste von Brasilien, in dem indischen und
rothen Meere lebenden Arten, sind vier Arten fossil, wahrschein-
lich tertiär.
11. G. Zygobates Ag. {L^vyhg^ Joch; ßaTig^ Roche.)
Die Zahnleisten stehen hier in mehreren Reihen, welche von
der Mitte nach dem Rande zu sich an Breite allmählig verringern.
Zwei Arten leben an der Küste von Brasilien, zwei sind ter-
tiär, in der Molasse der Schweiz und im Crag von England.
t 12. G. Janas sa Münst. (Mythol. Name.)
Die Anordnung ihrer Zähne hat einige Aehnlichkeit mit der
von Zygobates. Ihre Zahnleisten haben eine röhrenförmige Structur,
wiewohl ihre Krone emailirt ist. Die vorderen Zähne sind die
kleinsten. Aufser drei Hauptreihen von Zähnen stehen kleinere
auf den Seiten.
/. angulata Münst. Beitr. 1. p. 67. tb. 4. f. 1. — Germ.
Beitr. d. Mansf. Kupf. p. 26. — Gaea v. Sachsen, p. 95.
Im Kupferschiefer von Glücksbrunn, Liebenstein, Kamsdorf, Eis-
leben, Mansfeld und Riegelsdorf.
t 13. G. Dictea Münst. (Dicte^ Mythol. Name.)
Hiervon kennt man einen fast vollständigen Abdruck von ab-
geplatteter Form. Die Brustflossen sind breit, abgerundet und
verlängern sich nach vorn über die Seiten des Kopfes. Die erste
Rückenflosse scheint gelappt zu sein. Die Haut ist sehr fein cha-
grinirt. In der Mitte des Kiefers stehen verlängert -birnförmige
Zähne in vier schwach nach hinten divergirenden Reihen. Die
vorderen Zähne sind die kleinsten. Hinten steht auf jeder Seite
ein sehr dicker, flacher Zahn, und aufserdem eine Reihe von
rhombischen Zähnen.
Im Zechsteine von Thalitter.
KÖHNSCnUFPER. ZAHNE.
177
e. Zäliiie und andere Ueberreste aus der Familie der
Cliimären oder ^androelien.
Die beiden lebenden Gattungen dieser Familie sind Chimaera
lind Gallo rhynchus.
Die vorderen Zähne oder die der Zwischenkiefern der in dem
Mittelmeere lebenden Chimaera monstrosa^ oder der Seeratze, sind
länglich und fast zweimal höher als breit , und enden nach vorn
mit einem scharfen, gezähnelten Rande. Aeufserlich zeigen sie
verticale Rippen, abwechselnd aus sehr harter und etwas weniger
harter Zahnsubstanz, woraus sich die Zähnelung des Randes er-
klärt; innerlich unterscheidet man schiefe, unter sich parallele
Rlätlerschichten. Die Zähne des Oberkiefers stehen horizontal und
bilden auf dem Gaumen einen knochigen Boden von der Form
eines Dreiecks, dessen innerer Rand der breiteste ist.
Die fossilen Arten gehören weder zu Chimaera noch zu Cal-
lorhynchiis ^ sondern bilden mehrere eigenthümliche Gattungen.
t 1. G. Ischyodon (Jschyodus) Egerton.
Die zum Zermalmen der Nahrung dienenden Höcker im Un-
terkiefer stehen von einander getrennt und sind stark entwickelt.
Besonders breit ist der Höcker in der Mitte.
t 2. G. Ganodus Egert. {yavog^ Glanz; odovg.)
Hier stehen diese Höcker viel gedrängter und sind in eine
einzige, mit einer knochigen Schicht bedeckte Erhöhung vereinigt.
t 3. G. Psittacodon Ag. {ipmaxT^^ Papagai; oöovg.)
Unterkiefer vorn in eine Spitze verlängert.
Agassiz führt die drei genannten Gattungen noch als Untergattungen
von Chimaer a auf, und beschreibt von Ganodus vier Arten aus den
Oolithen von Stonesfield, von Ischyodon eine aus dem Lias, zwei aus
dem mittleren, sechs aus dem oberen Jura, zwei aus der Kreide von
England und eine Art aus der Molasse der Schweiz. Von Psittacodon
kommen zwei Arten in den Oolithen und zwei in der Kreide von
England vor.
t 4. G. Elasmodus Eg. (llao/na, Platte; oöovg.)
Mit einer Art aus dem Londonthone von Sheppey.
t 5. G. Psaliodus Eg. (ipuXiog, weifs glänzend; odovg.)
Mit einer Art ebendaher.
Geinitz , Versteinernugskuncle. , 12
178
FISCHE. — ^ÜRNSCHUPPER. WIRBEL.
t 6. G. Edaphodon Buckl. (eSafog^ Fufsboden; oSwv.)
Mit drei Arfen aus dem Sande von Bagshol und dem London -
thone von Sussex.
t 7. G. Passalodon Buckl. (nuGoulog^ Pfahl; dSwv,)
Eine Art aus dem Sande von Bagshot.
C. Wirbel.
Von den manniclifachen Wirbeln der Haifische, worüber Prof.
Müller in Agassiz Poiss. foss. Vol. 3. p, 361 u. f. die schätzbarsten
Mittheilungen gegeben hat, führe ich nur die in dem Plänerkalke
von Sachsen, Böhmen, und, nach Glocker, auch bei Oppeln in
Schlesien, so wie in der Kreide von England nicht selten vor-
kommenden Wirbel von Lamna (Taf. VII. Fig. 18.) an. Im voll-
kommenen Zustande gleichen sie einem Damenbretsteine , da beide
Seitenflächen sich nach der Mitte zu allmählig vertiefen, und sind
etwa dreimal höher als breit. Ablösungsstücke von ihnen haben oft
ein Schild- oder patellenähnliches Ansehen. Aeufserlich wie inner-
lich sieht man bei ihnen dicht- concentrische Streifen und Furchen,
welche durch radiale Streifen durchkreuzt werden.
Sie enthalten sehr vielen phosphorsauren Kalk. In Strehlen
bei Dresden und bei Hundorf in Böhmen erreichen sie bisweilen
eine Höhe von 2 Zoll.
B. Arthrozoa. Gliederthiere.
Die Gliederthiere verdanken ihren Namen dem eigenthiimlichen Bau
eines länglichen, symmetrisch gebildeten Körpers, welcher in mehr
oder weniger deutliche, gürtelförmige Abschnitte oder Ringe ge-
theilt ist. Ein inneres Skelett fehlt ihnen fast gänzlich, statt
dessen ist aber den meisten von ihnen ein äufseres (Hautskelelt)
zuertheilt worden, welches in einer derben, hornigen oder kalkigen
Hülle besteht, und vorzüglich zur Befestigung der Muskulatur ihrer
Bewegungsorgane gebraucht wird.
Die Bewegungsorgane der Gliederthiere stehen paarig und
sind, an den Würmern und mehreren Crustaceen ausgenommen,
gegliedert. Ihre Zahl variirt zwischen 6 und mehr noch als 100.
In vielen Würmern und den Tausendfüfsern geschieht die
Ausbildung der hinter einander liegenden Leibesringe so gleich-
mäfsig, dafs in jedem gleiche oder gleich viele Antheile sowohl
der inneren als der äufseren Organe enthalten sind ; bei den übrigen
Gliederthieren aber entwickeln sich einzelne Ringe vor den übrigen
besonders und bewirken dadurch eine Ungleichartigkeit der Leibes-
ringe. Gewisse Ringe reifsen dann auch gewisse Organe an sich,
wie die vordersten die Sinnesorgane, während die mittleren am
liebsten die Bewegungsorgane, Respirationsorgane und das Herz
an sich ziehen, und die Verdauungs- und Geschlechtsorgane in
den hinteren Ringen ihren Platz finden. Nach ihrem Inhalte hat
man die vorderen Ringe als Kopf (caput)^ die mittleren als Brust
oder Brustkasten (thorax)^ und die hinteren als Bauch oder
Hinterleib (abdomen) bezeichnet. (Burmeister Handb. d. Naturg.
p. 519 u. 520.)
Die Säfte der Gliederthiere sind in der Regel ungefärbt, und
ihre Fortpflanzung geschieht, wie bei den meisten Thieren, durch
das Ei.
12*
180
INSECTEN.
V, Klasse. Insecta. Insecten.
Der Körper der Insecten ist deutlich in Kopf, Brust und
Hinterleib geschieden. Sie athmen durch Luftröhren, haben sechs
gegliederte Beine, sind meistens geflügelt und bestehen eine mehr
oder minder vollständige Metamorphose.
Aus dem Eie entwickelt sich eine Larve (Made, Raupe), die
sich verpuppt, und erst aus der Puppe (Nympfe) schlüpft das voll-
kommene Insect hervor.
Am Kopfe dieser Thiere unterscheidet man: zwei gegliederte,
sehr bewegliche Fühler oder Antennen , welche sich in der Nähe
der Augen befinden; zwei unbewegliche zusammengesetzte Augen,
deren Oberfläche aus zahlreichen sechseckigen Linsen besteht (Netz-
augen), neben welchen öfters noch zwei oder drei einfache oder
Nebenaugen stehen; die Mundtheile, Kiefern (mandibulae) mit Ober-
und Unterlippe (Zunge), und zwei Paare, in Hülfsorgane für den
Mund verwandelte Füfse, welche hier Unterkiefer (maxillae) und
Unterlippe (lablum)^ woran man den hornigen Theil als Kinn, den
häutigen als Zunge unterscheidet, genannt werden. Die 3 — 6
freien Englieder der Unterkiefer und Unterlippe bilden die Taster
(palpi). (Burm. Hdb. d. Naturg. p. 588.)
Die Brust besteht aus drei verwachsenen Hornringen, von
denen jeder ein Fufspaar trägt, und der Hinterleib ist aus 3 — 9
zusammen verbundenen Ringen gebildet.
Keine Klasse der lebenden Thierwelt hat eine so grofse An-
zahl von Formen aufzuweisen, als die der Insecten, und schon
möchte sich die Anzahl der in der jetzigen Schöpfung unterschie-
denen Arten auf 80,000 belaufen.
Wie die Klasse der Insecten auf die Existenz der höher or-
eanisirten Thiere und Pflanzen noch gegenwärtig einen entschei-
denden Einflufs ausübt, so war es wohl ohne Zweifel auch früher
der Fall. Mit dem ersten Dasein der ersten Spuren von insecten-
fressenden Säugethieren und Vögeln, mit dem Emporblühen einer
Flora von Phanerogamen, deren Befruchtung doch vorzugsweise
durch Insekten bewirkt wird, durften diese Thiere nicht fehlen,
und umgekehrt setzt wieder ihr Vorhandensein die Existenz ge-
wisser Pflanzen und Thiere voraus.
Die See ernährt, nach Germar (Act. Ac. Caes. Leop, Car.
Nat. Cur. Vol. 19. P. 1. p. 189.), kein einziges Insect; nur
einige Gattungen und Arten, wie Pogonus aus der Familie der
[NHECTE.N.
181
Carabicinen , Halobales ■'•) aus der Familie der Wasserlaiifer, noch
einige Arten von Käfern und einige Fliegen sind an die Nähe des
Meerwassers gebunden.
Fossile Insecten sind daher vorzugsweise in Süfswasserbild-
ungen, und zwar vornehmlich in denjenigen zu erwarten, in wel-
chen wir die Reste einer ausgedehnten Phanerogamenflora vorfinden,
womit auch die bisherigen Erfahrungen über ihr Vorkommen voll-
ständig übereinstimmen.
Die ältesten Insecten sind durch Buckland ) in England,
und durch Germar *'^"^') bei Wettin in der Steinkohlenformation er-
kannt worden.
Prast, Strickland, Dale und Brodie fanden Flügel von Li-
bellen {Aeschna Uaslna Strickl.) mit vielen Käferflügeln im Lias
von England (Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 497. 750; 1843. p. 501;
1844. p. 127.), und
Westwood bestimmte einen anderen Neuropteren-Fliigel (f He-
merohioides) aus dem Juraschiefer von Stonesfield. (L. Br. J. 1839.
p. 729.)
Die Insecten des lithographischen Schiefers von Solenhofen
wurden vorzüglich durch Germar gesichtet. (Die versteinerten In-
secten Solenhofens in Act. Ac. Caes. Leop. Car. Nat. Cur. Vol. 19.
P. 1. p. 189-222; in Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5. p. 79.);
Brodie wies Spuren von Insecten in der Wealden-Forma-
tion des Wardour- Thaies, westlich von Salisbury nach. (L. Br.
J. 1843. p. 238.)
Am zahlreichsten sind die fossilen Insecten in tertiären
Gebilden beobachtet worden, welche Thatsache mit dem Charak-
ter der Tertiärformation, in welcher eine Menge localer Süfswas-
serbildungen zwischen Meeresniederschlägen eingelagert sind, vor-
trefflich zusammenpafst.
Der fossilen Insecten im Kalkschiefer von Oeningen gedenkt
schon Knorr t).
Landgreve beschrieb einen im Polirschiefer des Habichlwal-
des aufgefundenen Käfer, welcher am meisten dem Aphodius ßme-
tarius Fabr. glich. (L. Br. J. 1843. p. 137.)
*) Die Larve einer Art von Halobates wurde im Bernsteine der Ostsee
gefunden. (Germar, briefl. Mitth.)
**) Geol. p. 459; Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 751.
***) Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5.
•}■) Sammlungen der Merkwürdigkeiten der Natur. 1755.
182
INSBCTEN.
V. Ciiarpenlier beschrieb die durch Unger bei Radoboj in
Croatien aufgefundenen Insecten, welche in einem, dem dortigen
Grobkalke aufliegenden, bituminösen Mergelschiefer mit vielen Pflan-
zenresten zusammen vorkommen. {Act. Ac. Caes. Leop. Car. Nat.
Cur. Vol. 20. P. 1. p. 401 — 410.)
Eine umfassende Schrift über die Insecten der Braunkoh-
lenformation verdanken *wir wiederum Germar'), welchem Ge-
lehrten auch Goldfufs und Münster ihre Insectenabdrüche aus der
schieferigen Braunkohle des Siebengebirges von Arzburg, Bayreuth,
Aix in der Provence u. a. 0. zur Untersuchung milgetheilt hatten.
Die zahlreichen Insecten, welche sich bei Aix in einem ter-
tiären, die Gypsschichten trennenden Kalkmergel finden, werden
von Abdrücken verschiedener Pflanzen begleitet. Die meisten von
ihnen haben ihre hornige Substanz noch erhalten, doch scheint die
Farbe verloren gegangen zu sein, da sie in der Regel einfarbig,
braun oder schwärzlich sind. Marcel de Serres hat in einer eige-
nen Abhandlung in den Annales des sciences natur. T. 15. p. 18.
diese Insecten näher beschrieben (Burm. Hdb. d. Entomol. Bd. 1.
p. 636.), geht aber, nach Germar, offenbar zu weit, wenn er in
ihnen eine Menge der noch in der Umgegend lebenden Arten zu
erkennen glaubt.
Die meisten Insecten werden im Bernsteine gefunden, wel-
ches fossile Harz zu der Aufbewahrung der Insecten der Tertiär-
zeit ganz vortrefflich geeignet war. Jedenfalls klebte das Insect
an jenem Harze fest, als es noch in einem flüssigen Zusande war,
und wurde von dem aus dem Baume nachquellenden Harze um-
hüllt. Nach der Schnelligkeit, mit welcher diese Umhüllung ge-
schah, richtet sich auch die Beschalfenheit der eingeschlossenen
Insecten, und die genauen Beobachtungen Burmeister's ergaben,
dafs solche, welche längere Zeit mit der freien Luft in Berührung
standen, mehr oder weniger entstellt und auf der ganzen Ober-
flache mit einem weifsen, schimmelartigen Ueberzuge umgeben
waren, der bisweilen selbst die zunächst angelegene Harzmasse
getrübt und entstellt hat, während andere, welche rasch eingehüllt
wurden, vollkommen gut, selbst mit ihren natürlichen Farben er-
halten ^wurden. (Burm. Handb. d. Entomol. Bd. 1. p. 634,) Ger-
mar, Burmeister ''''), Rathke und Berendt in Danzig trugen zu der
*) Insectorum protogaeac spccimcn sistens Insevta Carbonum fossilium
{Faunae Insectorum Europac fasciculus 19. Halac, 1837.).
*♦) Handbuch der Entomologie. Berlin, 1832. Band 1. p. 633 u. f.
KÄFER.
183
Kenntnifs dieser Geschöpfe besonders viel bei, und der Letztere
ist noch gegenwärtig mit einer ausführlichen Bearbeitung der Bern-
steininsecten beschäftigt. Nach ihm ''') enthält der Bernstein nur
Land- und zwar meistens Waldinsecten. Eine Nepa war damals
das einzige, ihm aus dem Bernstein bekannte Wasserinsect. Am
häufigsten sind die Dipteren, am seltensten die Lepidopteren.
Die Insectenfauna des Bernsteins schliefst sich, nach Germar, .
an die von Nordamerika an, und fast jedes, im Bernstein ge-
fundene Insect läfst sich seiner Form nach zu einer in Nordame-
rika oder in Europa noch lebenden Gattung ziehen , ja bei sehr
vielen ist sogar kein Unterschied von der noch lebenden Art zu
erkennen gewesen.
An fossilen Hölzern, im Quadersandsteine von Sachsen und
Böhmen, im Grünsande von Aachen, in den mit nordischen Ge-
schieben vorkommenden Hölzern, in den rheinischen Holzopalen
und in der Ukraine **) zeigen sich öfters die Spuren von eigen-
thümlichen Verletzungen, welche am meisten an die Höhlungen,
theils die Gänge, theils die Fluglöcher erinnern, welche von Holz-
und Borkenkäfern in dem Holze und der Rinde unserer lei)enden
Bäume gebildet werden.
Sie mögen allerdings zum Theil von fossilen Insecten her-
rühren, manche dieser Höhlungen aber müssen bestimmt auf Ga-
strochänen und andere Bohrmuscheln zurückgeführt werden, (ß.
Gaslrochaena.)
Alle Insecten zerfallen, nach Burmeister '*"''"''*), dessen Defini-
tionen ich hier wiedergebe, in zwei Hauptgruppen und in sechs
Ordnungen.
A. Insecten mit voHkommener Verwandlung.
Die Larve ist eine längliche Made, Raupe oder Engerling. Die
Puppe ruht allermeist und frifst nie. Das vollkommene Insect hat nur
zvveigförmige Fliigeladern.
' 1. Ordn. Coleoptera. (JEleutherata.) [Käfer.
Sie besitzen beifsende Mundtheile und vier ungleiche Flügel,
von denen die vorderen hornartige Deckschilde bilden.
*) Berendt, die Insecten im Bernsteine. Danzig, 1830.
*♦) Gein. Char. d. Sachs. Böhm. Kreidegeb. p. 13; Göppert, d. Gatt,
der foss. Pflanzen. Bonn, 1841. p. 25.
***) Handbuch der Entomologie. Bd. 2. p. 39.
184
INSBCTEN.
Curculioniden aus der Steinkohlenformation Englands beschreibt
Buckland und bezeichnet dieselben als CurcuUoides Ansticii und
C. Prestvicü Buckl. (Geol. IL PI. 46''. f. 1 u. 2.) Sie wurden
beide in Eisensteinnieren bei Coalbrook-Dale entdeckt.
Cerambycinen , Scarabaeiden und Carabicinen wurden im Lias
von Gloucestershire, in den Juraschiefern von Stonesfield und So-
lenhofen entdeckt, und Germar beschreibt in den Act. Ac. etc. l. c.
und in Miinst. Beitr. Hft. 5. Cerambycinus duhius Miinst., Sca-
rabaeides deperditus Germ, und Carabicina? decipiens Germ, von
Solenhofen.
Zahlreiche Formen finden sich in tertiären Bildungen, wie
in der Braunkohlenformation an dem rheinischen Siebengebirge,
wo die Mehrzahl der beobachteten Insecten eben in diese Ordnung
gehört; bei Oeningen, Aix und in dem Bernsteine.
Ordn* Wymenoptera. iJPiessata.)
Aderllüg'ler.
Saugende Mundtheile mit bleibenden, beifsenden Oberkiefern
und vier ungleiche, feinbehaarte Flügel zeichnen sie aus. Sie
sind es, nach Germar, besonders, welche zur Befruchtung der
Phanerogamen beitragen.
Bis jetzt wurden sie nicht vor der Juraformation beobachtet.~
Zwei am meisten an Apiaria erinnernde Arten, A.? antiqua
Miinst. und A.7 lapidea Germ., lehrte Germar aus Solenhofen kennen.
In tertiären Gebilden sind sie sehr häufig, und namentlich
gehören bei Aix und im Bernsteine, sowohl an der Ostsee als in
Sicilien (L. Br. J. 1842. p. 750.), die Ameisen zu den gewöhn-
licheren Erscheinungen. An beiden Orten kommen Schlupfwespen,
und bei Aix mehrere Blattwespen vor.
3. Ordn. Ijepidoptera. iGlossata.)
Mit vier grofsen, ganz oder zum Theil von breiten Schup-
pen bedeckten Flügeln, verkümmerten Oberkiefern und saugenden
Mundtheilen.
Fossile Schmetterlinge gehören bis jetzt noch unter die gröfs-
ten Seltenheiten.
Einen Abendfalter, Sphinx SchrÖteri Germ. (a. a. 0.), er-
wähnt Schlotlieim ''O und ist in Schröler's Literatur Th. 1. tb. 3.
*) Versteinerungskunde, p. 42. (N. Germar.)
SCHMET TERi.INGE. ZWEIFLÜGLER.
185
f. 16. abgebildet; einen anderen, dem S. Tiliae ähnlich, beschreibt
V. Charpentier ■') als S. atams Charp. aus dem tertiären Mer-
gelschiefer von Radoboj in Croatien. An diesem scheinen drei
grofse dunkele Flecken, die sich vom äufsersten Vorderrande fast
bindenartig über einen grofsen Theil des Flügels ziehen, noch die
ehemalige Zeichnung und Färbung des Thieres anzudeuten. Be-
rendt erwähnt aus dem Bernsteine eines gröfseren Abendfalters
und mehrerer Raupen.
Eine Galleria wurde unter dem Namen Tlneites lithophüus
Germ, aus dem Juraschiefer von Eichstädt bekannt; einen Tagfal-
ter aus der Gattung Satyrus^ eine Zygaena und eine Bombyx be-
stimmte Marcel de Serres von Aix.
4. Ordn. mptera. Zweiflüg'ler,
Zwei nackte, durchsichtige Flügel, und statt der hinteren
gestielte Knöpfchen, Schwingkölbchen, machen die Zweiflügler leicht
kenntlich. Ihre Mundtlieile sind saugend, die Kiefer borstenförmig.
Vereinzelt kommen sie im Lias von England '^'''^) und im
Jurakalkschiefer von Baiern vor, häufig dagegen in tertiären Ge-
bilden.
Als Musca lithophila beschrieb Germar a. a. 0. eine Fliege
von Solenhofen; als Asilicus lithophilus eine Raubfliege, wel-
che dem Asilus crahroniformis am meisten ähnelt, von Kelheim;
als Sciara prisca Münst. eine Schwammmücke von Solenhofen.
In dem tertiären Mergelschiefer von Aix erkannte Marcel de
Serres eine Empis^ eine Nemestrina^ eine Oxycera^ ' ein dem Xylo-
phagus ater Latr. verwandtes Thierchen, ein Microdon Meig. und
eine Ochthera; mehrere Bibionen {Eirtaea Latr.), zwei Pentlie-
triae; einige kleinere Sciarae und eine Plalyura
Unter den Dipteren von Radoboj gehören, nach Unger, zwei
Arten zu Rhipidia^ fünf zu Bibio und eine zu Lepfogaster, (L.
Br. J. 1843. p. 369.)
Im Bernsteine finden sie sich, nach Burmeister, äufserst
zahlreich, und zwar aus fast allen Familien, vor allen anderen
aber kleinere Fliegen, Schwammmücken und Mücken.
*) Jet. Ac. etc. Fol. 20. P. 1. p. 408. th. 22. /. 4.
**) Der Flügel einer Tipula aus dem Lias von Gloiicestershire erwähnt
Buckman im Lond. Ed. Dubl. ph. Mag. V. 24. p. 377.
Burm. Hdb. d. Entom. Bd. 1. p. 639.
186
INSECTE.V.
B. Insecten mit unvollkommener Verwandlung;
(1. h. Larve, Puppe und vollkommenes Insect gleichen sich sehr, die
Puppe bewegt sich und frifst. Das vollkommene Insect hat netzförmige
Flügeladern.
5. Ordn. Weuroptera. ]Vetzflü§^ler.
Sie erhielten ihren Namen von den vier grofsen, netzförmig-
geäderten, gleich- oder ungleichförmigen Flügeln. Sie haben freie
meistens beifsende Mundtheile. Ihre Metamorphose ist mitunter
vollkommen, gewöhnlich unvollkommen.
Als Uebergangsglied der Insecten mit vollkommener Ver-
wandlung in die mit unvollkommener tritt hier die zahlreiche Fa-
milie der Phryganeoden auf, deren Larven in süfsen Gewässern
leben, den Schmetterlingsraupen ähneln, aber in selbstgebildelen
Röhren stecken, welche sie aus kleinen Steinen, Muscheln oder
Rohrstücken zusammenspinnen. Aehnliche Röhren finden sich in
tertiären Süfswassermergeln der Auvergne und gaben zu der Be-
nennung Indusitenkalk Veranlassung. (Vergl. Br. Leth. p. 1161.)
Auch im Bernsteine hat man ausgebildete Phryganeen beobachtet.
Eine Hauptform dieser Ordnung ist die bekannte Familie
der Libellen oder Wasserjungfern, deren Existenz schon im
Lias von England (Aeschna Brodiei Buckman , Lojid. Ed, Vubl. ph.
Mag, V, 24. p. 377.) erkannt worden ist. Die wichtigsten Fund-
orte für sie sind jedoch die Schiefer der oberen Juraformation des
südlichen Baierns, aus • welchen Graf Münster, neben vielen ande-
ren Schätzen der Vorwelt, auch viele Libellen auffand, über wel-
che sich daher Germar's und v. Charpentier s Untersuchungen gleich-
falls verbreiten konnten.
Die lebenden Libellen vertheilen sich auf die drei Galtungen:
Libellula L. , Aeschna F. und Ayrion F.; nach v. Charpentier ''■)
sind unter den fossilen die Aeschniden am häufigsten, seltener die
Agrioniden und am seltensten die Libelluliden.
Viele Libellen, einige vom Bau der Aeschna grandis, auch
Larven derselben, finden sich bei Aix und in Oeningen.
Aescha L.
Nach V. Charpentier ist das grofse, schöne Exemplar des
Dresdener Museums, LibelluUles Solenhofensis Cliarp. (Libellulina
*) L. Br. J. 1840. p. 501.
netzflCglek.
187
europaea ib. 48. f. 1.) ein Aeschnide männlichen Geschlechts; das
von L. V. Buch (über den Jura in Deutschland, 1839.) abgebildete
aber ein weibliches Individuum dieser Gattung, und die in den
Act. Ac, etc. Vol. 19. P. 1. tb. 23. f. 12 — 15. von Germar dar-
gestellten Individuen sind weibliche Aeschniden.
A. longiolata Münst. — Taf. VIII. Fig. 5 und 5. a. — Nach '
Germar in Münst. Beitr. p. 7^. tb. 9. f. 1; tb. 13. f. 6. und nach
einer späteren Handzeichnung Germar's ergänzt.
Dieser prachtvolle Abdruck aus Solenhofen ist ein männliches
Exemplar. Am vorderen Ende des Kopfes erkennt man, nach Ger-
mar, die ausgespreitzten Mandibeln, und an der Seite einen einzelnen
feinen pfriemenförmigen Fühler. Charakteristisch für die Art ist zwi-
schen der Wurzel und der Mitte des oberen Flügels ein dreieckiges
Feld, das mit 7 Zellen (3. 2. 1. 1.) ausgefüllt ist, während dieses
Feld bei allen lebenden Libellen, nach Burmeister's Beobachtung, deren
nur 5 (2. 1. 1. 1.) erkennen läfst.
Agrion Fabr.
A, Latreillii Münst., Germ, in Act. Ac. etc. Vol. 19. P. l.
p. 218. th. 23. f. 16.
Diese Art übertrifft die lebenden Agrioniden an Gröfse, und ihre
Längsadern scheinen dichter gestanden zu haben als bei A. virgo u. a.
Gleichfalls von Solenhofen.
Die Flügel eines zierlichen Agrioniden beschreibt v. Charpenticr
in L. Br. J. 1841. p. 332. tb. 1. aus Radoboj.
Libellula L.
Eine Libellula aus Solenhofen kommt, nach v. Charpentier,
durch einen in der Mitte sehr dünnen Hinterleib und dessen fast
kugelförmigen Hinterrand , der L. Sabinae aus China sehr nahe,
ist aber beträchtlich gröfser. (L. Br. J. 1840. p. 502.)
L. piatyp tera v. Ch. Act. Ac. Vol. 20. P. 1. p. 408. Ib. 22.
f. 3. Von Radoboj.
Die Familie der Platlflügler, zu welcher auch die Schwamm-
fliegen, Florfliegen, Ameisenlöwen gehören, hat in einer, der
nordamerikanischen Corydalis cornuta ähnlichen Form ihre ältesten
Repräsentanten in Englands Steinkohlenformation. (Buckl. Geol. - v.
Ag. I. p. 459.)
Des Hemerobioides aus den Juraschiefern von Stonesfield ge-
schah schon früher Erwähnung, und die durch Unger in Radoboj
entdeckten Ameisenlöwen beschreibt v. Charpentier (a. a. 0.) als
Myrmcleon brcvipenne und M. reticulatum.
188
INSECTEN.
Hemerobius und Mynneleon kommen nicht selten im Bernsteine
vor, und einen Termiten erkannte v. Charpentier in Radoboj.
Eine besondere Hauptform der Neuroptera bilden die Gerad-
flügler (ßrthopterä) ^ welche sich durch ihre festeren leder-
artigen Vorderflügel und ihre gröfseren, fächerartig gefalteten Hin-
terflügel vor den übrigen Mitgliedern auszeichnen.
Unter den Insecten waren die Orthopteren mit am frühesten
vorhanden, und sie wurden durch Germar schon in dem Schiefer-
thone der Steinkolilenformation von Wettin entdeckt. Man hielt
die hier vorkommenden Flügel von ihnen früher für Pflanzenreste,
und Rost benannte eine Art in seiner hiaugural Dissertation (de
Filicum ectypis. Halae^ 1839.) als Dictyopteris didyma. Göppert
erkannte zuerst, dafs ein solcher Aderverlauf, wie ihn diese Flü-
gel zeigten, keinem Farren zukommen könne, und Germar wies
in den aufgefundenen Oberflügeln die Structur der Blattinen nach.
Er unterschied in Münster's Beiträgen (Hft. 5. p. 92 u. 93. tb. 13.
f. 1 — 4.) vier Arten dieser Schaben:
A Blattina didyma^ welche auf ein Thier von beträchtlicher
Gröfse, etwa wie Blatta Maderae ^ hinwies;
B. anaglyptica^ welche ein Thier von der Gröfse der Blatta
americana andeutete ;
B. anthracophila^ von der Gröfse der vorigen, und
B. flabellata, welche um ein Drittlheil kleiner als die vorigen
beiden Arten sein mochte.
Mit diesen Flügeln kam ein anderer vor, welchen Germar (a. a.
0. p. 93. tb. J3. f. 5.), wegen seiner Aehnlichkeit mit dem der Feld-
heuschrecken oder der Grashüpfer, Acridites carbonatus nannte.
Viel gewöhnlicher sind die Schaben oder Blattarien in dem
Bernsteine.
Dafs die Geradflügler, und besonders die Heuschrecken, auch
in Solenhofen nicht fremd waren , bezeugen Locusta speciosa Münst.,
Locusta prisca Münst., Chresmoda obscura Münst., Phaneroptera
Germari Münst. und Gryllites? dubius Germ. (Münst. Beitr. Hft. 5.);
häufiger sind dieselben im Bernsteine und in tertiären Gesteinen,
wie bei Aix, wo eine Forßcula^ mehrere Achetae, eine kleine
Gryllotalpa^ eine Xya und ein Gryllus gefunden worden sind.
(Burm. Entom. 1. p. 640.)
Deutliche Abbildungen eines Grashüpfers von Radoboj ver-
danken wir V. Charpentier (a. a. 0.), nach welchen die Zeich-
nungeu von
HALBFI.ÜGLER.
189
Oedipoda melano stica v. Charp. — Taf. VIII. Vig. 6 und 7,
welche ein Männchen und ein Weibchen dieser Art darstellen, co-
pirt wurden.
Die Flügeldecken sind linear und überragen den Hinterleib etwas.
Drei grofse schwarze Flecken auf der Oberseite der Hinterschenkel,
und namentlich deren schwarze Spitze oder Knie dürften (nach v.
Ch.) das Charakteristische für diese Heuschrecken der Vorwelt sein.
6. Ordn. JHEemiptera. Halbflügler.
Sie haben, nach Burmeister, saugende Mundtheile, welche
einen Schnabel bilden, der gegen die Brust zurückgeklappt ist.
Von den vier Flügeln sind die zwei vorderen oft härter als die
hinteren, doch fehlen nicht selten beide, wie diefs in der Familie
der Läuse der Fall ist.
Brodie glaubt einen gleichflügeligen Halbflügler in der Weal-
denformation des Wardour- Thaies erkannt zu haben.
Die Halbflügler Solenhofens, welche Germar beschrieb, sind:
t Düomoptera dubia Germ., Ricania hospes Germ., Belostomiim
elongatum Germ., Nepa primordialis Münst. und Fygolampis gigan-
tea Münst.
Bei Aix kommen, nach Marcel de Serres, vorzugsweise nur
Wanzen aus verschiedenen Gattungen, z. B. Pentatoma ^ Coreus,
Lygaeus^ Syrtis^ Reduvius^ Hydrometra^ Gerris und Nepa^ und
eine der Cicada plebeja ähnliche Zirpe vor.
Die Zirpen oder Cicaden sind ziemlich häufig im Bernsteine.
Burmeister erwähnt eine Flata und mehrere Arten von Jassus^
und einige Arten von Cixia^ welche Germar in dem Bernsleine
entdeckte, sind denen von Mittelamerika ähnlich.
VI. Klasse. Arachnoidea. Spinnenthiere*
Gliederthiere, deren gleichartige Bewegungsorgnnc blofs zum
Gehen tauglich sind; mit inneren Respirationsorganen, theils blo-
fsen gefalteten Säcken (Lungen), theils einfachen oder verästelten
Röhren {Tracheen)^ und mit wenigstens vier Gangfufspaaren. Stall
einer Verwandlung häuten sie sich blofs mehrere Male.
Sie haben nur einfache Augen in bestimmter, allermeist ge-
ringer Zahl (selten jederseits 40, meist 1, 2, 4, 6, 8). Ist
der Kopf frei beweglich, so findet sich ein Paar Fühler über
dem Munde, ist er mit der Brust zum Cephalothorax verwach-
sen, so fehlen die eigentlichen Fühler. Im ersteren Falle ist die
190
SFINNENTIMERE.
Brust deutlich gegliedert und vom Hinterleibe in ihrer Form nicht
zu unterscheiden; im letzteren Falle ist die Brust von dem Hinter-
leibe meistens recht gut zu unterscheiden. Die Beine sitzen bald
nur an der Brust, bald mit am Hinterleibe. Sie bestehen aus 6
Gliedern, von denen das letzte, der Fufs, bisweilen wieder in
mehrere Glieder gesondert ist. Der letztere an seiner Spitze mit
einer oder zwei Klauen. Die Mundtheile sind unbedeutend ent-
wickelt.
Die Mitglieder dieser Klasse, deren mehr als 1000 Arten
jetzt leben, halten sich am Tage gewöhnlich versteckt, unter Stei-
nen, in Gebüschen und Erdlöchern auf, gehen bei Nacht ihrer Nahr-
ung nach, und scheinen alle vom Raube zu leben. . (Burmeister,
Hdb. d. Naturgesch. 1837. p. 573.)
1« Ordn« Arachnidae. Cryptodecapoda.
I§piiiiieii.
Kopf und Brust sind zu einem Cephalothorax verwachsen,
welcher aus fünf innig verschmolzenen Ringen besteht und mei-
stens kurz und dick ist. Die Fühler fehlen.
Vorn an ihm findet sich die Mundöifnung, umgeben von
zwei oft scheeren- oder klappenartigen Oberkiefern, einer Unter-
lippe oder Zunge, und ein Paar Unterkiefer, welche letzteren eigent-
lich schon zu den Beinen gehören. Der lange Taster derselben, der
eigentliche Fufs, ist bald fadenförmig, bald scheerenförmig, bald
zangenförmig und hat höchstens sechs, oft weniger Glieder. Die
übrigen vier Fufspaare dienen meistens zum Gehen.
Der Hinterleib ist entweder ungegliedert und, wie bei den
Milben, mit der Brust verwachsen, gewöhnlich aber, wie bei
den eigentlichen Spinnen, von ihr gesondert; oder er ist ge-
gliedert (hat dann 6 — 12 Ringe), aber nur, wie bei den Scor-
pionen und Afterscorpionen, durch eine schwache Zusam-
menschnürung vom Cephalothorax gesondert. (Burm. Hdb. d. Na-
turg. p. 576.)
Fossile Ueberreste von Spinnen sind bei weitem seltener als
die der Insecten.
A. Fossiler Scorpion aus dem Steinkohlengebirge.
t Cycl ophthalmus Corda. (y.vy.log^ Kreis; b(f d^al[.iog^ Auge.)
Im seinem ganzen Baue nähert sich dieser Scorpion der le-
benden Galtung Androctonus Ehrb. , mit welcher er auch durch
SPINNEN.
191
das Vorhandensein von 12 Augen übereinstimmt. Diese stehen
bei ihm in einem Kreise, durch welchen Cliarakler dieser Scor-
pion zum Typus einer neuen Gattung geworden ist. Seine Länge
beträgt ohne das abgebrochene Schwänzende^ 32'",
In den Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen
Museums in Böhmen, 1835, wird von Sternberg berichtet, wie
eins der kleineren Augen und das linke grofse Auge noch ihre
ursprüngliche Form haben und die Hornhaut in einem runzeligen
Zustande erhalten sei; wie man an jedem Kiefer nicht allein drei
vorstehende Zähne, sondern auch noch Haare, mit welchen die
hornige Haut bedeckt war, beobachten könne; dafs die Ringe des
Thorax und des Schwanzes, wie es schien, von allen bekannten
Arten sich unterschieden; dafs die charakteristischen Zangen der
rechten 11'" langen Scheere noch wohl erhalten seien, und dafs
die hornige Bedeckung dieses Scorpions aus einer oberen rauhen,
beinahe undurchsichtigen und biegsamen Schicht von dunkelbrauner
Farbe, und einer unteren zarten, gelben und weniger elastischen
Schicht bestehe. Beide Schichten waren, unter dem Mikroskope,
aus sechsseitigen Zellen bestehend gefunden worden, welche durch
Wände scharf von einander getrennt sind, und selbst die Poren
der Tracheen und Eindrücke der Muskelfasern glaubt man daran
noch erkannt zu haben. (Buckland, Geol. v. Agassiz, 1. p. 457;
II. Fl. 46.)
Dieses merkwürdige Geschöpf wurde 1834 vom Grafen Stern-
berg in einem Steinbruche, am Ausgange von Steinkohlenlagern
bei Chomle unweit Radnitz in Böhmen entdeckt. Es ist das älteste
spinnenartige Thier, welches man kennt.
B. Fossile Spinnen aus jüngeren Formationen.
Aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen beschrieb
Münster (Beitr. z. Petr. Hft. 1. p. 97. tb. 8. f. 2. 3. 4.) drei
Spinnen, welche er, wegen ihrer Aehnlichkeit mit Phalangium L.,
dem gewöhnlichen Weberknechte, Phalangites priscus nannte.
Unger fand den deutlichen Abdruck einer Spinne in dem ter-
tiären bituminösen Mergelschiefer von Radoboj. (L. Br. J. 1840.
p. 377.)
Marcell de Serres, Murchison und Northampton haben fos-
sile Spinnen in tertiären Süfswasserschichten bei Aix in der Pro-
vence entdeckt (Buckl. Geol. v. Ag. I. p. 456; II. PL 46''. f. 12;
L. Br. J. 1842. p. 750.), von denen zwei Arten zu Argyronecta
und eine zu Chelifer^ dem Bücherskorpione, zu gehören scheinen;
192
SPINNEXTHIERE.
häufiger kommen Spinnen im Bernsteine vor, aus welchem ein
CheJifer oder Ohisium^ Scorpio Schweiggeri Holl. (Petrefactenk.
p. 177.), ein Trombidium (Keferst. Naturg. d. Erdk. II. p. 371.)
und die merkwürdige Gattung
t Entomocephalus Holl entdeckt wurden.
Der Kopf ist in ihr von der Brust getrennt und es scheint
diese Gattung einen Uebergang von den Spinnen zu den Ameisen zu
bilden. Von den sechs Augen stehen vier fast in einer geraden
Linie; Füfse sind acht vorhanden.
Es formicoides Holl, Petref. p. 178.
Brust und Hinterleib länglich; Kopf viereckig; Lippe dreieckig;
Kiefer fast sichelförmig und an deren Spitze ein cylindrischer Haken,
welcher scharf zugespitzt und fast so lang als der Kiefer ist. Die
Füfse endigen in einem Büschel kurzer, steifer Haare. Das ganze
Thier ist von brauner Farbe und Sh" lang.
9. Ordn. Myriapoda. Taujsendfüfser.
„Ihr Leib besteht aus lauter gleichen oder abwechselnd glei-
chen, deutlich gesonderten Ringen, deren jeder ein oder zwei
Paar Füfse trägt. Der Kopf ist deutlich abgesetzt, und hat jeder-
seils vier, acht, oder zahlreiche einfache Augen und vorn ein
Paar Fühler.'' (Burm., Hdb. d. Natg. p. 574.) Linne vertheilte die
Arten unter seine beiden Gattungen Scolopendra und Julus.
,,Die Scolopendriden zeichnen sich, aufser durch ihren
langen, platten, aus vielen Gliedern bestehenden Leib, wo jedes
Glied an beiden Seiten mit einem kürzeren Beine versehen ist,
auch durch ihre eigenthümliche Construction der Frefswerkzeuge
aus. Es wird nämlich der Kopf auf der Unterseite, wo er die
gewöhnlichen, aus einer Lippe, Mandibeln und Tastern zusammen-
gesetzten Frefswerkzeuge führt, noch von einer besonderen Platte
bedeckt, welche aus mehreren Theilen besteht, und an jeder
Seite eine grofse gegliederte Klaue trägt, womit das Thier seine
Beute fafst. Dieser ganze Apparat ist aber nicht dem Kopfe
selbst angehörig, sondern entspringt aus dem ersten Körperseg-
mente, welches noch überdiefs das letzte Fufspaar trägt. Nach
der Zahl der Abschnitte, aus denen der Körper besteht, und dem
daran beündlichen Beine, unterscheidet man mehrere Gattungen,
unter welchen Geophilus diejenigen Arten begreift, bei denen der
Körper mehr als 21 Abschnitte enthält. Die jetzt lebenden Arten
hsilten sich gern an feuchten und dunkeln Orten auf, sind beson-
TAUSBNüFtSSER. — KREBSE. 193
ders bei Nacht lebhaft, und manche leuchten des Nachts mit phos-
phorischem Lichte." (Germar in Münst. Beitr. 5. p. 89.)
Geophilus proavus Germar. — Taf. Vlll. Fig. 18. (etwas
verkleinert), nach Münst. Beitr. Hft. 5. p. 89. tb. 9. f. 9.
Er übertrifft alle lebenden Arten an Gröfse und mag gegen
100 Fufspaare gehabt haben, da man an dem Fossile, welchem
das hintere Ende fehlt, deren schon 78 zählen kann.
Im Juraschiefer von Kelheim:
Julus fahulosus Marc, de Serres, gehört dem tertiären
Süfswasserkalke von Aix an. (Keferst. Naturg. d. Erdk. II. p. 370.)
Eine Scolopendra soll in dem Kreideschiefer von Glarus
vorgekommen sein; sicherer jedoch ist ihre Existenz im Bernsteine
nachgewiesen. (Keferst. Nat. d. E. II. p. 370.)
VII. Klasse. Crustacea. Krebse.
Krustenthiere *).
Die Krebse sind Gliederthiere, deren vordere Körperringe
sich mehr ausgebildet haben als die hinteren. Sie stellen daher
zwei Hauptabschnitte dar, den vorderen, Brustkasten oder Ce-
phalothorax, den hinteren oder Hinterleib. Jener trägt Füh-
ler, Augen, Frefswerkzeuge und Füfse; dieser nur Flossen oder
gar keine Bewegungsorgane. Sie athmen durch Kiemen, welche
theils an den Füfsen des Brustkastens, theils an den Flossen des
Hinterleibes sitzen.
Am ersten Ringe des Körpers, welcher nicht immer ein selbst-
ständiger Kopf ist, sitzen l) die Sinnesorgane: zwei aus mehreren
Aeugelchen zusammengesetzte, gestielte oder ungestielte Augen (Netz-
augen), neben denen bisweilen noch einfache (Nebenaugen) sich finden,
und 2 Paar Fühler oder Antennen; 2) die Kauwerkzeuge, welche
eigentlich nur aus den sogenannten Oberkiefern (mandibulae) bestehen,
die zwischen der Oberlippe (labrum) und Unterlippe (Zunge, lingua)
liegen. Alle anderen sogenannten Mundtheile, deren Zahl von 2 bis zu 5
Paaren wechselt, und von denen die vorderen Unterkiefer (maxillae)^
die hinteren Kaufüfse genannt werden, sind nur veränderte Fiifse
(accessorische Mundtheile, Burm.). Sie bestehen immer aus zwei un-
*) Ich lege hier die Ejntheilung Burmeister's zu Grunde, welche der-
selbe in seinem Handbuche der Naturgeschichte, Berlin 1837, und in seiner
Schrift: „die Organisation der Trilobiten aus ihren lebenden Verwandton
entwickelt, Berlin, 1843" gegeben hat.
GeiiiUz, Versteiuerungskunde. 13
194
KREBSE.
gleichen Lappen, von welchen der äufsere bald kleinere, bald gröfsere
wohl Taster (paJpus) genannt wird, und dienen zum Auffischen und
Festhalten der Nahrungsmittel.
Der übrige Brustkasten trägt blofs Bewegungsorgane. Von letz-
teren unterscheidet Burmeister: a) Beine, welche nur mit einfacher
Klaue enden und zum Gehen bestimmt sind; b) Scheeren, mit ei-
ner Zange endend, indem das vorletzte Glied einen Fortsatz parallel
dem letzten Gliede aussendet; c) Klammer- oder Raubfüfse, deren
letztes Glied gegen das vorletzte zurückgeklappt ist; d) Flossen-
füfse, kurze, zweireihige, gegliederte Fortsätze, am Rande mit Bor-
sten besetzt, die zum Schwimmen dienen; e) Rankenfüfse, lang und
spiralförmig aufgerollte Flossenfüfse; f) Blattfüfse, ungegliederte,
zweilappige, dünne, häutige, am Rande mit Borsten besetzte Fortsätze,
ebenfalls nur zum Schwimmen brauchbar.
Der Hinterleib hat entweder gar keine äufseren Organe, oder
ähnliche Flossen- und Blattfüfse; sein Ende ist gewöhnlich etwas ge-
spalten und mit Lappen oder Borsten besetzt. (Burm. Hdb. d. Nat.
p. 544 — 546.)
Die Krebse leben vorzugsweise im Wasser, nur wenige be-
ständig auf dem Lande; ihre Nahrung besteht in thierischen Stof-
fen. Mitglieder dieser Klasse bewohnten schon die ältesten Meere,
die unsere Erde bedeckt haben. Diesen Krebsen ist jedoch ein
der jetzigen Schöpfung ganz fremder Typus aufgeprägt, und erst
in den mittleren Formationen neigen die von den lebenden immer
noch abweichenden Krebsgattungen sich den jetzigen mehr zu.
A. Malacoslraca.
Die Grundzahl ihrer Brustkastenringe ist zehn. Augen zu-
sammengesetzt, mit facettirter Hornhaut; Bewegungsorgane stets
zwiefach, am Brustkasten Füfse, am Hinterleibe beständig Flos-
sen. (Burm.)
!• Ordn^ Arthrostraca.
An dem frei abgesonderten Kopfe sind zwei ungestielte Netz-
augen und zwei Paar Fühler, ein Paar Kiefern und drei Paar
accessorische Mundtheile zu erkennen. Nur sieben von den zehn
Brustkastenringen sind selbstständig geblieben und tragen paarige
Gangfüfse. (Burm.)
a. Isopoda. Gleichfüfser. Asseln.
Der flach gedrückte Rumpf besteht aus sieben freien Ringen,
in welchen sieben Paar Gang- oder z. Th. Ruderfüfse befestigt sind.
ISOPODEN.
193
Hinterleib ein- bis siebengliederig-, mit Kiemen tragenden Flossen.
Einige leben auf dem Lande und haben Aggregate einfacher Au-
gen, andere leben nur in dem Wasser, und von diesen sind meh-
rere Schmarotzer und haben dann verkümmerte Augen. (Burm.)
Als Isopoden beschreibt Graf Münster '^') mehrere fossile
Krebse aus Solenhofen (Sciilda^ Alvis^ Urda, Norna und
Reckur Münst.), welche jedoch, nach Burmeister's brieflichen Mit-
theilungen, anderen Gruppen angehören.
Die einzigen fossilen ächten Isopoden sind nur die beiden
folgenden von Milne Edwards beschriebenen Gattungen;
t 1. G. Archaeoniscus Milne Edwards. (aQ/atog^ alt;
Oniscus^ Kelleresel.)
A, Broda M. Edw. — L. Er. J. 1843. p. 238 u. 1844. p. 638.
In der Wealdenformation des Wardourthaies in Wiltshire wurden
von Brodie neben Insectenresten auch Körper von Isopoden entdeckt,
welche den Habitus der Cymothoiden haben und an Serolis erinnern
sollen. Sie besitzen gewöhnlich die Länge von und die Breite
von 0,"'o9, lassen im ganzen 12 Glieder erkennen, von denen 5
auf den Schwanz kommen würden. Das Endschild oder der sechste
Schwanzabschnitt ist halbkreisrund und schwillt vorn und in der Blitte
höckerartig an, wie in einigen Sphaeromatiden.
t 2. G. Palaeoniscus Milne Edw. (nalaibg^ alt; Oniscus.)
P. Brongniartii M. Edw. — L. Br. J. 1844. p. 639.
Kleine, bis lange, flach -ovale Körper dieser Art kommen
in grofser Menge in einem Cythereen- Mergel unter den grünen ter-
tiären Mergeln bei Paris vor. Am Kopfe erkannte man Fühler und
kleine seitliche Augen, am Brustkasten die 7 Ringel und an dem Hin-
terleibe 2 Abschnitte, von denen der letzte halboval -schildförmig ist
und an den Seiten fast sichelförmige Flossenanhänge zeigt, wodurch
das Thier sich sehr den Sphaeromen nähert.
3. G. Sphaeroma (?) Latr.
Körper eiförmig, mit zwei kleinen seitlichen Flossen am letz-
ten Ringe des Hinterleibes, welche die Kiemen nicht bedecken,
sondern unter paarigen Schwimmblättern liegen.
*) Beitr. z. Petref. Hft. 3 u. 5.
**) Dieser Name wurde schon früher von Agassiz einer Gattung fossi-
ler Fische gegeben.
13-
196
KREBSE.
S. antiqua Desm. beschreibt Desmarest (er. foss. p. 138.) aus
dem Jiiraschiefer von Pappenheim und
S. mar gar um Desm. aus dem Knochengypse von Paris.
b. Laemodipoda^ Kehlfüfser.
Rumpf rund oder flach; der vierte Ring auch noch mit dem
Kopfe verwachsen, daher nur sechs freie Ringe übrig bleiben.
Hinterleib fehlt oder ist eingliederig. (Burm.)
Nach Gray ist ein Fossil von Solenhofen zunächst mit der
Galtung Nymphon Müll, verwandt.
c. Amphipoda, Flohkrebse.
Rumpf seitlich zusammengedrückt; sieben selbstständige Brust-
kastenringe mit verschieden gestalteten Füfsen. Hinterleib stets
siebengliederig, mit Endflossen, aber ohne Kiemen, die nur am
Brustkasten sitzen. (Burm.)
Noch nicht fossil beobachtet.
2. Ordn. Thoracostraca. iJPodophthalma.}
Kopf unbeweglich, mit zwei gestielten, beweglichen, facet-
tirten Augen. Brustkasten ganz oder gröfstentheils von einem ein-
fachen Panzer bedeckt. Hinterleib stets siebengliederig. (Burm.)
a. ^tomatopoda. Maulfürser.
Von den zehn Ringen des Brustkastens tragen die beiden
vorderen accessorische Mundtheile und verlieren daher ihre Selbst-
ständigkeit, von den übrigen selbststandig gebliebenen Füfsen
ähneln die hintersten, oder auch alle, Flossen. Kiemen variabel,
doch meistens am Hinterleibe ; dieser mit grofser Endflosse. (Burm.)
Die fossilen Stomatopoden sind sehr selten und zur Zeit nur
aus dem lithographischen Schiefer von Fappenheim und aus dem
fischreichen Schiefer des Monte Boica bekannt.
t 1. G.? Nor na Münst. (Nord. Myth.)
Die einzige und noch wenig gekannte Art, iV. lithophila Münst.
(Beitr. 3. p. 22. tb. 3 u. 4. f. 9.) von Solenhofen, könnte, nach Bur-
meister, mit Mysis verwandt sein, wenn man die langen dünnen Beine
für vielgliedrige Ruderfüfse nehmen darf.
t 2. G.? Urda Münst. (Nord. Myth.)
Krebse dieser Gattung haben, nach Münster, welcher sie wie
die vorige Gailling den Isopoden zurechnet, eine lange, fast cy-
STOMATOPODEN. 197
lindrische Gestalt, 14 Füfse, einen sechs- bis siebengliedrigen
Schwanz, welcher mit fünf grofsen, schmalen Schwimmflossen,
unter denen die mittelste am breitesten ist, endet. An einem
Exemplare waren vier Fühler zu erkennen.
Erst bei genauerer Kenntnifs der Beine läfst sich entscheiden,
ob diese Thiere Macruren oder Stomatopoden seien. Sie zu den lelx-
teren zu stellen, findet Burmeister defshalb angemessener, da der Ent-
decker von einem abgesetzten Kopftheile spricht.
Münster beschreibt vier Arten von Solenhofen.
3. G. Squilla Fabr. Schaufel krebs.
Squilla antiqua Münst., Beitr. 5. p. 76. tb. 9. f. 11, mochle
am meisten der lebenden S. scabricauda Lam. ähneln, besafs jedoch an
dem letzten langen Gelenke des zweiten Fufspaares nur 6, statt 8, Seiten-
zähne und eine glatte, nicht rauhe , mittlere Schwanzflosse.
Das einzige bekannte Exemplar ist vom Monte Bolca.
t 4. G. Reckur Münst. (Nord. Myth.)
R. punctatus Münst., Beitr. Hft. 5. p. 77. tb. 9. f. 10.
Kopf grofs, vierseitig und gerundet, seine vordere Seite breiler
als die gegen den Rumpf gekehrte. Rumpf fast cylindrisch, an sei-
nem vorderen Ende mit einem fast eiförmigen, dreitheiligen Rücken-
schilde, das in der Mitte glatt ist, dessen Seiten aber schwach ge-
bogen , etwas gewölbt und reihenweise granulirt sind. Der Schwanz
hat 4 deutliche, in der Mitte winkelförmig eingebogene Glieder und
endet mit einer grofsen, breiten Klappe, zu deren Seiten 2 schmale
Schwimmflossen liegen. (Münst.)
Im Jura - Dachschiefer von Daiting.
t 5. G. Naranda Münst. (Skand. Myth.)
N. an 0 mala Münst., Beitr. 5. p.i 78. tb. 14. f. 5.
Diesen kleinen Krebs von Kelheim verweist Burmeister aus der
Abtheilung der Isopoden auch in die der Stomatopoden und erkennt in
ihm einige Verwandtschaft mit Alima oder Erichthus.
t 6. G. Bostrychopus Goldf. (ßooiQv'^^ Locke; novg, Fufs.)
B. antiquus Goldf. in Act. Ac. Caes. etc. T. 19. P. 1. p. 35^,
tb. 32. f. 6.
Dieser merkwürdige Krebs, welcher in dem Grauwackenschiefer
von Dillenburg aufgefunden worden ist, gleicht auf den ersten An-
blick einer Comatula. Aus einem ovalen Mitlelkörper von \\'" Länge
198
KREBSE.
Strahlen nämlich ringsum eine grofse Anzahl (60) verschieden ge-
bogener, gegliederter Fäden aus, welche von, der Stärke eines Haares
und bis lO'" lang sind. Die zahlreichen Glieder derselben sind etwas
breiter als lang, erweitern sich an ihrem vorderen Ende und bilden
• hier vortretende Ecken. Der Mittelkörper besteht aus einem Kopf-
bruststücke, in dessen Mitte vier Paar Füfse befestigt sind, und
einem Hinterleibe. Das hinterste Fut'spaar, welches das vorhergehende
an Länge und Dicke übertrifft, bildet am Ende eine scheibenförmige
Fufsplalte, an deren Rande 16 gegliederte Fäden eingefügt sind. Das
vorletzte Fufspaar ist, wie es scheint, zugespitzt, und trägt 3 — 4 geglie-
derte Fäden. Beide Fufspaare sind nach hinten gerichtet, wogegen die
zwei kleineren vorderen, an welchen die zehn übrigen gegliederten
Fäden sitzen, nach vorwärts stehen. Der Hinterleib stöfst mit sei-
ner ganzen Breite an das Kopfbruststück an, verschmälert sich nach
hinten, ist in sechs Abschnitte getheilt und endet mit einigen Schwanz-
blättern. Längs seiner unteren Seite ist auf ihm eine Mittelfurche
eingedrückt. (Goldf.) Nach Burmeister gehört diese Gattung zu den
Stomatopoden , und zwar in die Abtheilung der Schizopoden, in die
Nähe von Mysis^ Noctiluca etc.
b. Decapoda^ Zelinfüfser.
Bei den Decapoden oder eigentlichen Krebsen sind Kopf-
und Brustkasten, oder vielmehr Kopf- und Rückenschild, zu einem
gemeinsamen Schilde, dem Kopfbruststücke (cephalothorax ^ Rücken-
schild bei Münster, carapace bei Desmarest) verwachsen. Daran
erkennt man vorn zwei gestielte Augen, und zwischen diesen zwei
Paar Fühler oder Antennen, die mittleren oder oberen, und die
äufseren oder unteren.
Sie haben, nach Burmeister, alle eigentlich zehn Brustkasten-
ringe, von denen aber nur die fünf hinteren selbstständig bleiben
und zehn Gangfüfse tragen. Von letzteren sind gewöhnlich die
vorderen in Scheerenfüfse umgewandelt. Die fünf vorderen ver-
steckten Brustkastenringe tragen fünf Paar sogenannter Unterkiefer-
oder Kaufüfse, welche Hülfsorgane für den Mund abgeben. Am
Grunde neben den Gangfüfsen sitzen die Kiemen.
1. JSMlacrura» Ijaiigschwänze.
In den Langschwänzen sind die Flossenfüfse des vorletzten
Hinterleibsringes nach hinten ausgestreckt und bilden mit dem letz-
ten Ringe eine grofse, fünfblälterige Endflosse. Der Hinterleib
ist bald ausgestreckt, bald gekrümmt.
MACRUREN.
199
Die Langschwänze sind die ältesten Decapoden und erschei-
nen in wenigen Arten schon im bunten Sandsteine und im
Muschelkalke; neue Geschlechter, obgleich noch in geringer An-
zahl, finden sich im Lias, in grofser Menge kommen sie aber in
der oberen Juraformation vor.
Alle Decapoden, welche älter als die wenigen in der Kreide-
formation gefundenen sind, scheinen in ausgestorbene Gattungen
vertheilt werden zu müssen, und selbst hier findet sich noch ein
ausgestorbenes Geschlecht.
Die Krebse von Solenhofen beschrieb Graf Münster in den
Beiträgen zur Petrefactenkunde, Hft. 2. 1839.
Die Makruren der jetzigen Schöpfung leben meistens im Meere.
a, Caroidea. Garneelenkrebse **).
t 1. G. Saga Münst. (Scand. Myth.)
Kleine Krebse, die einige Aehnlichkeit mit der lebenden
Gattung Mysis Latr. darbieten.
Ihr Rückenschild ist vorn sehr spitz, und der Schwanz , mit
seinen engen Schwimmflossen, verschmälert sich sehr nach hinten.
Mittlere Fühler kurz und schwach, äufsere von der Länge des
übrigen Körpers , mit einer lanzettförmigen Schuppe zur Seite.
Drei Paar Frefsspitzen haben die Gestalt der Füfse, sind aber
kleiner und kürzer; übrigens sind sie, wie die eigentlichen Fufs-
paare, an der Basis in zwei Arme getheilt, haben an den Seiten
Schwimmflossen und an der Spitze einen einfachen Nagel. (Münst.
B. 2. p. 80.)
Zwei Arten von Solenhofen und Dailing.
*) Nach H. V. Meyer (foss. Kr. p. 25.) kommen zwei Arten dieser Krebse
im bunten Sandsteine von Sulzbad vor, welche den Qattungen Gebia und
Galathea am nächsten verwandt sind.
**) „Da die Garneelenkrebse stets einen Körper haben, der höher ist
als breit, so fallen sie im Tode, wie die Fische, auf die Seite; bei den
übrigen Macruren aber und bei den Stomatopoden ist der Leib breiter als
hoch, sie liegen also im Tode auf dem Rücken oder auf dem Bauche. Man
mufs daher versteinerte Macruren, die auf der Seite liegen, für Caroideen
halten , die auf dem Bauche oder Rücken liegenden dagegen für« Paguriden,
Palinuriden, Astaciden oder Stomatopoden, je nachdem ihre sichtbare Or-
ganisation es verlangt. In ähnlicher Weise unterscheiden sich auch die
Amphipoden und Isopoden, jene haben ein corpus compressum, diese
ein corpus deprcssum^ s. deprcssiusculum.'^ (Burmeister, in brieflichen Mit-
theilungen.)
200 KREBSE.
t 2. G. Eider Münst. (Nord. Myth.)
Auch hiervon sind nur die Extremitäten gekannt. Die inne-
ren Fühler sind zweiborstig und zeigen an ihrer Basis längliche
Schuppen. Frefsspitzen klein, mit Nägeln wie an den Füfsen.
Die ersten zwei Paare der letzteren sind klein und kurz, die drei
folgenden länger; Blätter der Schwanzflosse zugespitzt; letzere mit
langen falschen Füfsen. (Münst. B. 2. p. 77.)
Zwei Arten von Solenhofen.
t 3. G. Rauna Münst. (Nord. Myth.)
Kleine Krebse, deren Rückenschild in einen zahnlosen Schna-
bel verläuft, mit langen falschen Füfsen am Schwänze und kurzen
dicken Nägeln an den ungleichen eigentlichen Füfsen. Innere
Fühler fein, borstig und ziemlich lang, äufsere lang und mit
langen, schmalen Schuppen an ihrer Basis. Die Frefsspitzen ha-
ben die Gestalt von geraden Füfsen. (Münst. B. 2. p. 78.)
Zwei Arten von Solenhofen.
t 4. G. Blaculla Münst. (Wend. Myth.)
Man kennt von diesen, wahrscheinlich sehr weichschaaligen
Krebsen bis jetzt nur die Extremitäten, nach welchen dieselben
der lebenden Gattung Nica Risso sehr ähnlich sein sollen, von
derselben sich aber dadurch unterscheiden, dafs sämmtliche Füfse
zweifingerig sind. (Münst. B. 2. p. 75.)
Zwei Arten von Solenhofen und Eichstädt.
t 5. G. Aeger Münst. (Nord. Myth.)
Das breite Rückenschild ist hinten herzförmig ausgeschnitten
und vorn in einen schmalen, oben ungezahnten Schnabel verlängert.
Die vier sehr langen, borstigen, inneren Fühler sind lang gestielt
und gleich lang, die beiden äufseren übertreffen an Länge den
ganzen Körper und haben zur Seite eine schmale, stachelähnliche
Schuppe stehen. Vor allen anderen Organen zeichnen sich auch
ihre äufseren Frefsspitzen aus, welche das Ansehen von langen
Füfsen haben, und zu deren beiden Seiten lange, bewegliche
Stacheln sitzen, die aber gewöhnlich nur einseitig erscheinen. Die
Füfse, von denen das erste Paar das längste ist, sind alle zwei-
llngerig und, die beiden letzten Paare ausgenommen, zum grofsen
Theil gleichfalls mit zwei Reihen beweglicher Stacheln besetzt.
Der Schwanz geht gegen das Ende spitz zu , ist gewöhnlich ge-
krümmt und zeigt viele blattförmige Anhänge und falsche Füfse.
AIACRÜREN.
201
Seine mittlere Endflosse ist kurz und spitz, die übrigen vier sind
lang und gerundet. (Münst. B. 2. p. 64.)
A. spinipes Desm., Crust. foss. p. 134. tb. IL f. 4. (Palae-
mon sp.) — Münst. Beitr. Hft. 2. p. 65. tb. 24.
Es ist die typische Art dieses Geschlechtes, welche mit einigen
anderen, als A, tipularius Schloth. (Macrurites tip.)^ nicht selten in
dem Schiefer von Solenhofen und Eichstädt gefunden wird.
- t 6. G. Udora Münst. (Nord. Myth.)
Von Aeger durch kürzere Fühler und die zwei letzten Fufs-
paare unterschieden, welche nur einfmgerig und kürzer sind. Auch
fehlt dem Rückenschilde der Schnabel, und das letzte Schwanz-
glied ist länger. (Münst. B. 2. p. 69.)
Vier Arten von Solenhofen und Eichstädt.
t 7. G. Kölga Münst. (Nord. Myth.)
Die Repräsentanten dieser Gattung sind, nach Münster, in
der Jetztwelt Hippolyte und Alpheus.
Sie sind von Antrimpos durch einen dickeren und zusammen-
gebogenen Körper und durch ihre Füfse, von welchen nur die
beiden vorderen Paare zweifingerig, die hinteren dagegen ein-
fingerlg sind, leicht zu unterscheiden. Das breitere und kürzere
Rückenschild verläuft vorn in einen gezahnten oder glatten Schna-
bel. Das zweite Fufspaar ist das längste. (Münst. B. 2. p. 60.)
Münster beschreibt acht Arten aus dem Schiefer von Eichstädt,
Kelheim und Solenhofen.
t 8. G. Drobna Münst. (Nord. Myth.)
Diese Gattung unterscheidet sich von den anderen besonders
durch Eigenthümlichkeiten der drei ersten Fufspaare, deren er-
stes zwei bewegliche Finger hat und länger ist als das zweite,
welches letztere eine breite, dicke Scheere mit einem kleinen,
beweglichen Finger hat. Die Finger der übrigen Scheeren sind
lang und schmal; das dritte Fufspaar ist das längste. Der Rücken
ist eingebogen und die Schuppe an der Basis der äufseren Fühler
ist eirund. (Münst. B. 2. p. 58.)
Zwei Arten von Solenhofen und Daiting.
t 9. G. Bylgia Münst. (Nord. Myth.)
Die Krebse dieser Gattung stimmen in den meisten Stücken
mit den Arten von Antrimpos überein, jedoch ist ihr Rückenschild
viel kürzer, die Scheeren des ersten Fufspaares sind kürzer und
202
KREBSE.
viel dicker, und von den Beinen ist das zweite Paar am längsten.
(Miinst. B. 2. p. 56.)
Zwei Arten von Solenhofen und Eichstädt.
t 10. G. Vusa Münst. (Nord. Mylh.)
Diese Krebse unterscheiden sich von allen anderen durch
ihre langen, fadenförmigen Füfse, an denen unverhältnifsmäfsig
grofse, spindelförmige Scheeren hängen. Das Rückenschild ist
kurz, der Schwanz lang und mit blätterförmigen falschen Füfsen und
schmalen, gerundeten Endflossen versehen. (Münst. B. 2. p. 71.)
Zwei Arten aus Solenhofen.
t 11. G. Antrimpos Münst. (Äntrimp^ Meergott der Wenden.)
Schmale, langgestreckte Krebse mit fast cylindrischem Kopf-
brustschilde, das vorn in einen spitzen, gezähnten Schnabel ver-
läuft, langem Schwänze und langen Endflossen. Auch die äufse-
ren Fühler sind sehr lang und an ihrer Basis mit einer langen
Schuppe versehen, dagegen sind aber die inneren, zwei- und drei-
fadigen kurz. Die äufseren Frefsspitzen gleichen langen Füfsen
und bestehen aus fünf sichtbaren Gliedern. Beine von ungleicher
Länge und sämmtlich zweifingerig ; das erste Paar ist das kürzeste,
das dritte das längste. In der Jetztwelt scheint diese Gattung
durch Pemeus Fabr. vertreten zu sein. (Münst. B. 2. p. 49.)
Münster beschreibt neun zum Theil grofse Arten von Antrimpos
aus dem Schiefer von Solenhofen, Eichstädt, Kelheim und Pointen.
t 12. G.? Hefriga Münst. {Eefrig ; Nord. Myth.)
Rückenschild hinten wenig ausgebogen und vorn schnabel-
artig verlängert. Jeder der mittleren Fühler besteht aus drei eng-
gegliederten, borstigen Fäden, von welchen die längsten die halbe
Länge des Körpers erreichen. Doppelt so lang als diese sind die
äufseren Fühler, an deren Basis schmale, spitze Schuppen stehen.
Die Frefsspitzen sind den Füfsen ähnlich. Alle Fufspaare haben
eine einfache, etwas gebogene Klaue; das erste Paar ist am kür-
zesten und dicksten, das zweite am längsten. Der Schwanz ist
ziemlich dick; das mittlere Blatt der langen Schwanzflossen spitz,
die anderen gerundet. (Münst. B. 2. p. 73.)
Zwei Arten von Solenhofen.
t 13. G. ? Bomhur Münst. (Nord. Myth.)
Kleine Krebse, von der äufseren Form der Anlrimpos- Xvltn^
allein besonders durch ein sehr kurzes Rückenschild, welchem auch
MACRUREN.
203
die schnabelartige Verlängerung fehlt, und durch einen sehr stark
zusammengekrümmten Schwanz von ihnen unterschieden. (Münst.
B. 2. p. 74.)
Zwei Arten von Solenhofen.
t 14. G. Megachirus Bronn. Mecochirus Germar.
{{.liyag^ grofs; y/iQ'^ Arm, Hand.)
Rückenschild vorn wenig, hinten stark ausgebogen, mit einigen
schwachen Furchen, welche sich von oben gegen den Seitenrand
herabziehen , übrigens dem des Flufskrebses ähnlich. Sehr lange,
eng gegliederte, borstige, äufsere oder Seiten -Fühler sitzen auf
langen gegliederten Stieleiu Das erste Fufspaar, vorzüglich aber
die Mittelhand desselben, ist ungewöhnlich lang und endet vorn
mit einem langen, beweglichen Finger, der an der einen Seite
durch eine flossenartige Bildung geflügelt ist. Die Mittelhand oder
das Glied, welches mit dem Finger articulirt, wird an ihrem vor-
deren Ende breiter und oft sehr stark ausgebogen. Die Mittel-
hand des zweiten Fufspaares ist dagegen kurz und vorn sehr breit;
die drei hinteren Fufspaare sind schmal und enden in spitz ge-
bogene Klauen, die an einer schmalen Mittelhand sitzen. Der lange,
gewöhnlich sehr gekrümmte Schwanz endet in fünf grofse, fächer-
förmige, gerundete, hinten gefranste Flossen. (Münst. B. 2. p. 29.)
M. locusta Germar. — Taf. VIII. Fig. 17. Etwa f nach
Münst. Beitr. 2. p. 31. tb. 11. — M. locusta und M. longimanus Münst.,
Er. Leih. p. 475 u. 476. tb. 27. f. 1 u. 16. — M. longimanatus Schlotheim.
Rückenschild klein und fast herzförmig. Die äufseren Fühler er-
reichen fast die Länge des ersten sehr langen Fufspaares, welches letz-
tere länger als der übrige Körper ist. Der geflügelte Finger hat
ziemlich die halbe Länge der Mittelhand.
Häufig in den Schiefern von Solenhofen und Eichstädt, von wo
auch die anderen selteneren Arten herstammen.
t 15. G. Pterochirus Bronn. Münster. (jixiQov^ Flügel; y/iQ-)
Hierunter sind diejenigen Arten von Megachirus begriff'en,
deren Finger und Mittelhand des ersten Fufspaares an beiden Sei-
ten durch Flossenbildung geflügelt sind. (Münst. B. 2. p. 27.)
Sie kommen mit den vorigen zusammen vor.
t 16. G.? Carcinium H. v. Mey. (xag/Jvog^ Krebs.)
C. sociale H. v. Mey. (L. Er. J. 1841. p. 96; 1842. p. 589;
1844. p. 337.), ist ein kleiner Krebs, welcher durch die überwiegende
Länge des vorletzten Gliedes am ersten Fufse dem Megachirus und
204
KRKBSE.
Pterochinis ähnlich wird, und sich durch das vorletzte Glied des zwei-
ten Fufses an Megachirus anschliefst.
Er kommt in grofser Menge im Liegenden des Jurakalkes, im
mittleren oder braunen Jura bei Dettingen in Würtemberg, im Oxford-
thone von Dives in der Normandie vor.
t 17. G.? Magila Münst. (Preufs. Myth.)
Das längliche, etwas bauchige Rückenschild endet vorn in
eine schnabelartige Spitze. Innere Fühler sehr kurz, äufsere lang,
dünn und borstig, auf einem langen, dreigliederigen Stiele. Das
erste Fufspaar ist grofs und dick, und endet mit zwei eingebo-
genen Scheeren, an welchen der unbewegliche Finger kurz und
fast gerade, der bewegliche länger und krumm ist. Die anderen
sind schmal und kurz, und die drei hinteren haben nur eine ein-
fache Klaue. Der lange, etwas umgebogene Schwanz endet in
fünf Schwimmflossen, von denen die mittlere schmal und kurz ist.
Von den lebenden Gattungen Thalassina und Gehia Leach
unterscheidet sich Magila besonders durch das zweite dicke Fufs-
paar, welches noch deutliche kurze Scheeren hat. (Münst. B. 2.
p. 25.)
Drei Arten von Solenhofen und Eichstädt.
t 18. G.? Aura Münst. (Griech. Myth.)
Von allen anderen Krebsen durch die Scheeren des ersten
grofsen Fufspaares unterschieden, welche bis fast an die Basis
in zwei lange Finger getheilt sind. Rückenschild kurz. Schwanz
lang, mit fünf schmalen Schwimmflossen. (Münst. B. 2. p. 26.)
A. Desmarestii Münst., von Solenhofen, ist die einzige seltene
Art dieser Gattung.
t 19. G.? Brome Münst. (Griech. Myth.)
Münster vereinigt unter diesem Namen drei Arten aus den Schie-
ferbrüchen von Solenhofen und Dailing, welche noch wenig gekannt
sind. (Münst. Beitr. 2. p. 47.)
ß. Astacina. Krustenkrebse,
t 20. G. Eryon Desmarest. (Jqvo), ich ziehe, schleppe.)
Das Kopfbrustschild ist flach, breit oder oval, -vorn abge-
stumpft; die mittleren (oberen) Fühler sind sehr kurz, zweitheilig,
viergliederig ; die äufseren kurz, lang gestielt und an der Basis
von einer breiten Schuppe bedeckt; die Augen lang- und dick-
gestielt, an der Seite der äufseren Fühler.
MACRUREN.
205
Der Hinterleib (Schwanz) hat ohngefähr die Lunge des Riicken-
schildes; seine mittleren Glieder verlängern sich seitlich in einen
spitzen Winkel; das letzte Glied endet mit fünf fein gefranzten
Schwimmflossen.
Die Beine (Füfse) sind sechsgliederig, schlank, und nehmen
von vorn nach hinten an Länge allmählig ab, die vier ersten
enden mit einer zweifingerigen Scheere, das fünfte hat nur einen
einfachen, geraden, langen Nagel. (Münst. B. 2. p. 2.)
Die Arten dieser Gattung sind auf die Juraformation be-
schränkt.
E. arctiformis v. Schlotheim (Macrurites arctiformis). — Taf.
VIIL Fig. 8, von oben; Fig. 9, von unten (^). Nach Münst. Beitr.
Hft. 2. p. 3. tb. 1. — Br. Leth. p. 474. tb. 27. f. 2. — E. Cuvieri
Desm., Crustaces fossiles^ Paris ^ 1822. p, 128. pl. 10. f. 4.
Das breite granulirte Kopfbruststück lauft zu beiden Seilen nach
vorn in drei spitze, vorwärts gekrümmte Zacken aus.
Häufig bei Eichstädt und Solenhofen.
Seltener als dieser Krebs sind die anderen zwölf Arten von
Eryon, die Münster und H. v. Meyer {Act. Ac. Caes. Leop. Car. 1836.
V. 18. p. 261. tb. 11. 12.) aus Solenhofen und Eichstädt beschreiben.
Bei einigen von ihnen ist das Rückenschild breiter als lang, und am
vorderen Rande mit Einschnitten versehen, bei anderen, wie bei E.
Schuberti v. Mey., ist das Rückenschild ohne Einschnitte und entweder
länger als breit oder fast so breit als lang.
t 21. G. Glyphea H. v. Mey.
Kopfbruststück lang und schmal, durch zwei Querfurchen in
drei Theile getrennt, von welchen der erste vorn in eine schna-
belförmige, zweitheilige Spitze ausläuft, der mittlere aber sich
weit hinterwärts zieht; unter dem vorderen Haupttheile ist der
Seitenrand mit einem mehr oder weniger stumpfen Winkel einge-
bogen; die Rückenlinie ist gerade, (v. Meyer '"'.) Die mittleren
Fühler sind gabelig, vielgliederig; die äufseren sehr lang, bor-
stenförmig und fein gegliedert; beide sitzen auf einem dreiglie-
derigen Stamme; an der Basis der äufseren steht eine kleine
Schuppe; halbkugelige Augen an der Seite der letzteren. Erstes
Fufspaar lang, mit starken Scheeren; zweites und drittes lang und
schmal, mit dünnen Scheeren; viertes und fünftes nur mit einem
klauenförmigen Ende. Der grofse Schwanz mit fünf grofsen
*) Neue Gattungen fossiler Krebse, Stuttgart. 1843.
20()
KHEB8B.
Schwimmflossen. Sie finden iliren Repräsentanten in dem leben-
den Astacus, (Münst. B. 2. p. 15.)
Nach V. Meyer bilden die von Münster beschriebenen Arten
die neue Gattung Eryma II. v. Mey. '•), und Burmeister möchte
mit Glyi)hea auch Alvis und vielleicht selbst Sculda Münst.
(Beitr. 3.) vereinen.
Bezeichnend für die Juraformation.
G. modestiformis Schloth. (Macrourites m.) — Taf. VIII. Fig.
10. Nach Münst. Beitr. Hft. 2. Ib. 9. f. 2.
Diese Art wird ^" bis über 2j" grofs, ist auf ihrer dicken
Schaale fein punktirt und zeichnet sich besonders durch ihre grofsen
Scheeren und einen kurzen Schnabel am vorderen Ende aus.
Nicht selten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und
Kelheim.
Aufserdem werden von Münster noch acht Arten aus diesen
Schiefern beschrieben, denen v. Meyer mehrere aus anderen Bildungen
der Juraformation, unter diesen G» liasina und G, grandis aus dem
Lias von Würtemberg, noch hinzufügt.
t 22. G. Klytia H. v. Mey. (Griech. Myth.)
„Wie bei Glyphea^ wird der Cephalotliorax durch zwei Haupt-
querfurchen in drei hinter einander liegende Haupttheile geschie-
den, welche indefs, etwa mit Ausnahme der randlichen Gegend
des mittleren Haupttheiles, keine scharf ausgedrückten Erhaben-
heiten oder Vertiefungen darbieten, welche denen in Glyphea
ähnlich wären; auch ist der mittlere Haupttheil nicht so weit nach
hinten gezogen, zwischen ihm und dem hinteren Haupttheile liegt
eine gabel- oder sichelförmige Rückenregion, und unter dem vor-
deren Haupttheile biegt sich der Seitenrand nicht (oder nur wenig)
ein; übrigens ist der Rücken auch vollkommen geradlinig." (H.
V. Mey., neue Gatt. foss. Krebse, 1840. p. 19.)
Arten in der mittleren Jura- und in der Kreideformation.
K. ventrosa II. v. Mey. (a. a. 0. p. 20. tb. 4. f. 29.), im
Terrain ä Chailles von Chaviez im Dep. d. ob. Saöne.
K. Mandelslohii H. v. Mey. (a. a. 0. p. 21. tb. 4. f. 30.)
Im braunen Jura von Dettingen in Würtemberg mit Carcinium
sociale^ und bei Thurnau und Rabenslein mit K, ventrosa zusammen.
K. Leachii Mantcll {Astacus L.), Geol. of Sussex tb. 29. f. 1.
4. 5; tb. 30. f. 1 — 3; tb. 31. f. 1 — 4. — Gein. Char. p. 39. Ib. 9.
♦♦) L. Br. J. 1840. p. 587.
^ MACBÜREN. 207
f. 1. — Glyphea L. Rom. Kr. p. 105. — Klytia L. Keufs, ßöhm. Kr.
p. 14. tb. 6. f. 1 — 6.
Der Cephalothorax dieses Krebses ist eirund, bis 3^' lang, und
hat ohngefähr die Form von dem eines Flufskrebses , welcher seitlicli
zusammengedrückt ist, verengt sich nach vorn allmählig, nach hinten
schneller, ist vorn in der Mitte zugespitzt, und hinten zur Aufnahme
des Schwanzes halbmondförmig ausgeschnitten. Er wird zum gröfsten
Theile von einem dicken Rande eingefafst, welcher auf seiner oberen
Seite von einer tiefen Furche begleitet ist. In dem vorderen Theile,
wo der Seitenrand auch etwas eingebogen ist, sind beide nur noch
schwach angedeutet. Die Charaktere der Klytia prägen sich sehr deut-
lich in ihm aus,' denn der Cephalothorax wird durch zwei breite und
tiefe Querflächen in drei Theile geschieden, von welchen der mittlere
am kürzesten ist und sich nach hinten verlängert. Die randliche Ge-
gend desselben zeigt zwei Verdickungen, welche durch eine Querfurche
von einander getrennt sind. Zwischen dem mittleren und hinteren
Felde liegt in der Mitte des geradlinigen Rückens eine schmale, ga-
belförmige Wulst. Die ganze Oberfläche ist dicht mit spitzen Knöt-
chen bedeckt, welche nach vorn hin gröfser werden. Die Scheeren-
füfse erreichen in meinem Exemplare die Länge von wenigstens 6".
Hiervon nimmt die Scheere 4?" ein, und if bis 2'' kommen auf die
unteren Glieder. Die Hand ist vierseitig, ohngefähr if lang und
über l|-" breit, und die Länge des unbeweglichen Fingers ist dem-
nach Beide Finger oder Zangen sind ganz gerade, verengen sich
sehr allmählig nach vorn und tragen an ihrem inneren Rande hohe,
stumpf dornige Fortsätze. Alle Fufsglieder sind mit zahlreichen grö-
fseren und kleineren spitzen Höckern besetzt. Reufs entdeckte an
seinen Exemplaren die Einlenkungsstellen der dicken hinteren 4 Fufspaare.
Im Plänerkalke von Strehlen bei Dresden, im Plänerkalke und
Plänermergel von Böhmen und in der Kreide von Sussex.
t 23. G. Bolin a Münst. (Griech. Mylh.)
Bolina unterscheidet sich von Glyphea- vorzüglich durch die
langen, schmalen Scheeren und die grofsen, nierenförmigen Augen,
durch gröfsere Dicke und Länge der äufseren Fäden der mittleren
Fühler und durch eine lange, spitze Schuppe an dem grofsen
Stiele der äufseren Fühler. (Münst. B. 2. p. 23.)
Die beiden Arten kommen bei Solenhofen vor.
t 24. G. Orphnea Münst. (Orphne, Griech. Myth.)
Das Rückenschild dieser Gattung, welche der lebenden Gatt-
ung Gebia am nächsten stehen soll, ist vorn stumpf und kürzer
208
KRKBSE.
als (1er Schwanz. Die äufsereii Fühler, welche anf einem fünf-
gliederigen Stiele befestigt sind , übertreffen an Länge den ganzen
Körper; die inneren zwei Paare erreichen nur ^ dieser Länge;
die Frefsspitze ist sechsgliederig und die Augen ruhen auf cylin-
drischen, beweglichen Stielen. Von den Beinen, welche sämmtlich
mit einer einfachen, gebogenen, spitzen Klaue endigen, zeichnet
sich das vordere Paar durch seine Breite und Länge aus. (Münst.
B. 2. p. 39.)
Man kennt hiervon die fünf von Münster beschriebenen Arten
aus Solenhofen und Eichstädt.
f 25. G. Brisa Münst. (Griech. Myth.)
Bei aller Aehnlichkeit dieser Gattung mit Orphnea unter-
scheidet sie sich von ihr durch das Vorhandensein von breiten
Schwimmflossen nicht nur an dem Ende, sondern auch an den
Seiten des Schwanzes. (Münst. B. 2. p. 45.)
Zwei Arten kommen bei Solenhofen und Eichstädt vor.
y. Palinuridae.
t 26. G. Pemphix H. v. Mey. Blasen krebs. {n^Kfi^j Blase.)
Der Cephalothorax ist cylindrisch, wird nach hinten zu schmä-
ler, zeichnet sich durch viele warzenförmige Erhöhungen aus und
wird durch zahlreiche Furchen in drei Hauptregionen und mehrere
Unterabtheilungen getheilt. Sein Vorderrand verläuft in der Mitte
in einen kurzen, lanzettförmigen Schnabel, dessen Oberseite rin-
nenförmig eingedrückt ist, und an der Seite in mehrere spitze
Zacken. Der vordere Haupttheil ist sechseckig; unter seinen Er-
höhungen zeichnet sich besonders die an der Gränze des zweiten
Haupttheiles in der Mitte liegende aus, welche eine quer -ovale,
bis fast trapezische Form hat. Die mittlere, kleinste Region reicht
mit einer breiten Ausbiegung in die hintere, ziemlich lange Re-
gion hinein.
Der Schwanz übertrifft den Cephalotorax an Länge und nimmt
nach hinten sehr allmählig an Breite ab, seine breiten, gerunde-
ten fünf Endflossen sind längs der Mitte gekielt und nach den
Rändern hin feinstachelig.
Die inneren Fühler bestanden aus zwei kurzen, schwachen
Fäden, welche auf kurzgliederigen Stielen safsen; die äufseren
waren stärker und länger.
Das erste Fufspaar war länger und stärker als die anderen,
und mit einer Scheere bewaffnet. Seine Oberfläche ist, wie der
MACRÜREN. 209
Cephalothorax, mit Warzen bedeckt. (Br. Leth. p. 182; H. v. Mey.
foss. Krebse, p. 3-10. u. in L. Br. J. 1842. p. 261.)
F. Sueurii Desmarest, hist. nat, des crust. foss. p. 132. tb. 10.
f. 8. 9. (Palinurus Sueurii). — Taf. VIII. Fig. 14. Nach H. v. Mey.,
foss. Kr. tb. 1. (J).
Auf diese grofse Art, welche in dem Muschelkalke von Fried-
richshall so häufig ist, in dem Muschelkalke von Villingen, Rottweil
und vielen anderen Orten von Schwaben, bei Würzburg, Äugst, Aar-
gau, im Saarbrückenschen bei Blittersdorf , im französischen Departe-
ment des Niederrheins, in Lothringen u. a. 0. aufgefunden worden
ist, pafst die vorangegangene Beschreibung vorzugsweise.
F. Alb er tu H. v. Mey., foss. Kr. p. 9. tb. 4. f. 37.
Der Cephalothorax ist etwas kürzer und unterscheidet sich von
dem des F. Sueurii vorzüglich durch das hintere Ende des vorderen
Haupttheiles , welches, bei dem Mangel einer quer -ovalen Erhöhung,
hier eine kurze Zuspitzung besafs, nach welcher von den Seiten her
zwei gabelförmige Wülste zusammenliefen. Die Rückenlinie ist durch
eine Längswulst bezeichnet.
Bis jetzt ist nur ein Exemplar aus dem Wellenkalke von Horgen
am Schwarzwalde bekannt.
t 27. G.? Liogaster H. v. M. {UTog, glatl; yaoTtjQ^ Bauch.)
Kleine zierliche Krebse, welche in dem mittleren Haupttheile
des Rückenschildes einige Aehnlichkeit mit Pemphix haben, von
diesem sich aber schon durch die glatte Beschaffenheit ihrer Ober-
fläche, vorzüglich des vorderen Haupttheiles leicht unterscheiden.
(H. v. Mey. in L. Br. J. 1844. p. 567.)
Im Muschelkalke von Friedrichshall.
t 28. G. Palinurina Münst.
Diese Gattung vertritt, mit einigen kleinen Arten in den
lithographischen Schiefern, die noch lebenden Palinuren, von wel-
chen sich die fossilen Arten fast nur durch ihre Kleinheit und
Kürze unterscheiden '•').
Das Rückenschild ist kurz, eiförmig und läuft nach vorn
spitz zu; die mittleren Fühler sind kurz und bestehen aus zwei
feinen, vielgliederigen Armen, die äufseren sind aufserordentlich
*) Die noch lebende Gattung Palinurus Fabr., zu welcher Desmarest
Pemphix Sueurii und Glyphea Regleyana rechnete, scheint in der Vorwelt
noch nicht existirt zu haben. (H. v. Mey. foss. Kr. p. 7.)
Geinttz, Versteinernngskunde. 14
210
KREKSB.
lang, eng gegliedert und werden von einem grofsen, dreiglie-
derigen Stiele getragen.
Die Beine, von denen das erste Paar das kürzeste ist und
die mittleren die längsten sind, haben siimmtlicli an ihrem Ende
einen einfachen, kurzen, spitzen Nagel. Die beiden iiufseren Frefs-
spitzen gleichen schmalen, kurzen Füfsen. Den ziemlich Jangen
und stark gekrümmten Schwanz beschliefsen fünf fächerförmige
Schwimmllossen. (Münst. B. 2. p. 36.)
Drei Arten von Solenhofen.
i 29. G. Cancrinos Münst. (Griech. Myth.)
Grofse Krebse, welche sich durch die unverhältnifsmäfsige
Dicke der Fühler leicht erkennen lassen. Sämmtliche Fufspaare
sind dick und haben an der Mittelhand einen einfachen , dicken
Nagel. Der Schwanz ist so lang als der übrige Körper und seine
Endflossen sind breit. (Münst. B. 2. p. 43.)
Sehr seilen bei Solenhofen und Eichstädt.
8. Paguridae. Einsiedlerkrebse.
30. G. Pagurus Fabr. Eremiten krebs.
Der Cephalothorax der fossilen Faguren ist unbekannt und
war vermuthlich so weich, dafs er sich nicht lange erhalten konnte.
Der lange und stark gekrümmte Hinterleib (Taf. VIII. Fig. 13.)
besteht aus flach -sattelförmigen Gliedern, auf denen zwei tiefe,
nach hinten divergirende Längsfurclien ein mittleres Feld abschei-
den. Diese Furchen beginnen in dem vorletzten Gliede dicht an
dem vorderen Rande, in allen vorderen Gliedern erst nahe der
Mitte ihrer Länge. Dieses mittlere Feld wird in dem vorletzten
Gliede durch eine mittlere, vertiefte Längslinie in zwei gleiche
Hälften getheilt. Das letzte Glied hat in der Mitte ein ei -lanzett-
förmiges Feldchen, zu deren beiden Seilen sich zwei längere Flos-
sen ausbreiten.
A'on den Füfsen sind nur die grofsen Scheerenfüfse (Taf. VIII.
Fig. 12.) vollkommen gekannt, welche von ungleicher Gröfse sind,
wie an dem Eremiten- oder Bernhardskrebse, Pagurus Bernhar-
dus L., von den übrigen kleineren und dünneren Beinen sind nur
Rudimente gesehen worden.
P. antiquus Olto (Callianassa antiqua Otto). — Taf. VIII. Fig.
12 u. 13. — K«)m Kr. p. 106. tb. 16. f. 25. — Gein. Verstcin. von
Kieslingswalda , p. 6. tb. 1. f. 1 — 4.
MACRUREN.
211
Das erste Glied der grofsen Scheerenfüfse ist schief kegelförmig
und hat eine Längsfiirche , nahe dem inneren Rande (welche in der
Abbildung- nicht angegeben ist); das zweite Glied ist im Durchschnitte
drei- oder vierkantig, und ist auf der sichtbaren mittleren Kante mit zwei
Reihen kleiner Körner besetzt; das dritte breitere und gröfsere Glied
ist etwas vierseitig, verengt sich nach dem vorigen zu, ist flach gewölbt ;
das vierte, oder die Hand, ist vierseitig, länger als breit,, und endet
in ein kurzes, gerades, nur an der Spitze wenig eingebogenes Zangen-
glied. Das andere Zangenglied ist schwach gekrümmt. Die ganze Ober-
fläche ist, mit Ausnahme der Knochen auf dem zweiten Gliede, ganz glatt.
Im Grünsandsteine von Kieslingswalda in der schlesischen Graf-
schaft Glatz ungemein häufig, in entsprechenden Schichten bei Kreibitz,
von Glocker bei Schirmdorf und Triebitz bei Landskron in Böhmen
entdeckt, und bei ? Quedlinburg.
P. F au ja Sil Desm., Cr, foss. p. 127. tb. 11. f. 2. (Pagurus F.).
— Br. Leth. p. 736. tb. 27. f. 23. — Rom. Kr. p. 106.
Das dritte und vierte Glied scheint relativ kurzer als in voriger
Art zu sein, ersteres, nach Römer, in der Mitte der Höhe stumpf
gekantet und hier grob gekörnt; Hand und Finger sind, nach Des-
marest, an den Rändern gezähnelt, und ihre Oberfläche ist durch Kör-
nelung rauh.
Im Kreidemergel bei Gehrden, Quedlinburg und Dülmen, in der
Kreide bei Mastricht und in England.
£. Anomura,
t 31. G. Prosopon H. v. Mey. (tiqoocotiov ^ Maske, Gesicht.)
Eine^ Gattung, welche in der Mitte zwischen den Macruren
und Brachyuren zu stehen scheint. Den letzteren nähert sie sich
besonders durch die Beschaffenheit des Einschnittes an der hinte-
ren Seite des Rückenschildes, welcher zur Aufnahme des Hin-
terleibes dient. Dieses Schild ist ziemlich gleichmäfsig gewölbt,
hat einige Aehnlichkeit mit einer Maske oder einem Gesichte, und
ist durch zwei Querfurchen in drei Hauptstücke getrennt.
Die Arten kommen in den Oolithen und P. tuberosum in der
untersten Abtheilung der Kreideformation (im Neocomien) vor.
(H. V. Mey., foss. Krebse, p. 25; in Münst. Beitr. 5. p. 70.)
P. heb es H. v. Mey., foss. Kr. p. 23. tb. 4. f. 32.
Rückenschild (i'' grofs) rundlich- viereckig, fast so breit als
lang; die gröfste Breite liegt ziemlich in der Mitte. Auf der Mitte
des vorderen Haupttheiles sondert sich durch zwei Längsfurchen ein
dreieckiges Feld ab, welches nach vorn in eine gewölbte Spitze zu-
14*
212 KRBBSB.
läuft. In demselben liegen ferner an der Basis des Dreieckes zwei
rundliche Höcker. Die Seitengegend daneben ist stark aufgetrieben
und besitzt an der Seitenecke eine starke Warze. Die beiden auf-
getriebenen Seiten des mittleren Hauptlheiles, welche auch an ihrem
äufseren Hände zu einer Warze anschwellen, sind auf dem Rücken
durch eine schmale Wulst verbunden, welche von dem wenig in das
hintere Hauptschild hineinragenden Theile durch einen Quereindruck
geschieden wird. Das hintere Hauptstück ist schwächer gewölbt. Die
ganze Oberfläche der Schaale ist dicht mit kleinen Wärzchen bedeckt.
Im Unteroolith von Crune (Dep. de la Moselle).
P. Simplex H. v. Mey., foss. Kr. p. 23. tb. 4. f. 33. Aus
dem Scyphien- Mergel oder dem unteren Cordt- Rag von Streitberg.
F. tuberosum H. v. Mey., foss. Kr. p. 21. tb. 4. f. 31. Im
Neocomien oder der untersten Abtheilung der Kreideformation von Bou-
cherans im Dep. des Jura.
P. spinosum H. v. Mey. in Münst. Beitr. Hfl. 5. p. 71. tb. 15.
f. 1. 2. Aus dichtem gelben Jurakalke von Aalen in Würtemberg.
P. rostratum H. v. Mey., foss. Kr. p. 24. tb. 4. f. 34; in
Münst. Beitr. Hft. 5. p. 74. tb. 15. f. 4 — 6, und
P. marginatum H. v. Mey. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 72. tb.
15. f. 3, aus dem Jurakalke von Aalen, möchte v. Meyer, unter dem
neuen Gattungsnamen Pithonoton^ von den anderen Arten trennen.
8. JBrachyura, Kurzscliwänze. Kralblben.
Sie unterscheiden sich von den Macruren durch den Mangel
einer Endflosse am Schwänze, so wie auch dadurch, dafs ihr Hin-
terleib beständig gegen die Brust geklappt ist. Derselbe ist bei
männlichen Individuen zungenförmig und verschmälert sich sehr
nach dem Ende, bei den weiblichen hingegen breiter, fast kreis-
förmig oder eiförmig.
Die Brachyuren treten zuerst mit der Kreideformation auf,
und die fossilen Arten haben im Allgemeinen einen den lebenden
Formen ähnlicheren Charakter, als diefs bei den älteren Lang-
schwänzen der Fall ist. Gegenwärtig bewohnen sie das Meer oder
Flufsmündungen , und nur wenige von ihnen können eine Zeit lang
auf dem Lande leben.
1. G. Portunus Fabricius. Ruderkrabbe.
Der Cephalothorax ist eben, nicht höckerig, breiter oder
eben so breit als lang, an seinem vorderen Seitenrande gezähnelt
und gegen den Hinterrand zusammengezogen; der Rand zwischen
BRACHYDREN.
213
den Augenhöhlen ist gezähnelt oder buchtig; diese liegen von ein-
ander in mäfsiger Entfernung, weiche gerade so grol's als die '
Länge des Hinterrandes ist, und umschliefsen die kurz gestielten
Augen.
Das erste Fufspaar ist am Ende flossenartig abgephittet. Der
Schwanz beim Männchen aus fünf Gliedern gebildet, von denen
das vorletzte das gröfste und an der Seite seiner Basis mit einem
ziemlich vorspringenden Fortsatze versehen ist; der Schwanz des
Weibchens besteht aus sieben Stücken, von welchen das letzte
viel kleiner als das vorletzte, dreieckig und spitz ist. {Desmarest^
crust. foss. p. 85. — Br. Leth. p. 1157.) Zuerst in tertiären Gebilden.
F. Hericartii Desm., Crust. foss. p. 87. tb. 5. f. 5. — Br.
Leth. p. 1158.
Der Rand zwischen den Augenhöhlen ist spitz und fiinfzähnig,
der vordere ^ Seiteurand jederseits mit fünf gröfseren Zähnen und dar-
unter mit einem Stachel besetzt.
Der Cephalothorax, etwa von 6" Gröfse, wird sehr häufig im
oberen tertiären Meeressandsteine von Paris gefunden.
2. G. Podophthalmus Lam. Stie lauge, (novg^ Fufs ;
oqjS'alf.ibg Auge.)
Der ebene, nicht höckerige Cephalothorax ist viel breiter
als lang und endet zu beiden Seiten in eine scharfe Ecke. Die
lang gestielten Augen stehen in einer Grube oder Furche des
zahnlosen Vorderrandes, welcher zwischen denselben einen Vor-
sprung macht.
Das erste Fufspaar ist an der Basis etwas erhaben, übrigens
ähnlich wie in der vorigen Gattung. Schwanz ähnlich dem von
Portunus. {Desmar. crust. foss. p. 88.)
F. Bucha Reufs, die Versteinerungen der böhmischen Kreide-
formation, 1. Abth., Stuttgart, 1845. p. 15. tb. 50.
Der Cephalothorax einer kleinen Art aus dem Plänermergel von
Hochpetsch in Böhmen.
F. Defrancii Desm., Cr. foss. p. 88. tb. 5. f. 6. 7.
Aus tertiären Schichten von Sceaux bei Paris.
3. G. Cancer Fabr. Grabe.
Cephalothorax eben, oberhalb ziemlich gewölbt und etwas
breiter als lang. Seine theils glatten, theils sägeförmig gezähnten
Seiten runden sich am Vorderrande in einem Kreisbogen ab, lau-
fen aber nach der schmalen hintereu Seite hin gegen einander.
214 KREBSE.
Die Augen stehen auf kurzen Stielen, und der Zwischenraum zwi-
sclien ihnen ist gezähnelt oder buchtig-.
Die Fiifse enden in einer Spitze, mit Ausnahme derer, wel-
che Scheeren tragen.
Der Schwanz besteht bei dem Männchen aus fünf bis sechs,
bei dem Weibchen aus sieben Stücken.
Die ältesten Arten sind tertiäre.
C, punctulatus Desin., Cr. foss. p. 92. tb. 7. f. 3. 4. —
Hiernach Taf. Vlll. Fig. 15, von oben, und Fig. 16, ein Weibchen von
unten (-5).
Die Länge des Schildes verhält sich zur Breite wie 3:4; seine
ganze Oberfläche ist mit Wärzchen bedeckt.
Häufig in den kalkigen tertiären Schichten der Umgegend von
Verona , Vicenca und Bologna.
C. Sismondae H. v. Mey., aus tertiären Schichten bei Turin,
steht der vorigen Art ziemlich nahe ).
4. G. Grapsus Lam. Wanderkrabbe.
Cephalothorax eben, schwach gewölbt, vierseitig, mit Augen-
höhlen, welche an den Enden des breiten Vorderrandes liegen.
Hinterrand schmal. Der mittlere, erhabenste Theil des Schildes
ist von den Seitenflächen, so wie von dem Vorderrande desselben,
durch eine starke Vertiefung geschieden, und man erkennt an ihm
sehr deutlich die vorn liegende Blagengegend , die fast mit dieser
zusammenhängende Geschlechts- oder Genilalgegend , und dahinter
die auch zusammenhängenden Gegenden des Herzens und der hin-
teren Leber. Die Kiemengegenden, welche den mittleren und
hinteren Theil der Seitenflächen des Schildes einnehmen (der vor-
dere Theil derselben bildet die vordere Lebergegend), lassen am
äufseren Rande öfters unter sich parallele Wülste und Vertief-
ungen erkennen, welche der Richtung der inneren Kiemen ent-
sprechen.
Der Schwanz ist in beiden Geschlechtern siebengliederig.
Die vier letzten Fufspaare sind unter sich gleich, sehr lang
und enden in einer gegliederten Spitze. (Desm.^ crust. foss. p. 97.)
G. dubius Desm., Cr. foss. tb. 8. f. 7. 8. Aus grauem Thone.
G. speciosus H. v. Mey. in L. Br. J. 18i4. p. 690. Im ter-
tiären Schiefer von Oeningen.
*) L. Br. J. 1843, p. 591. — -Bronn, paläontol. Collectaneen , p. 61.
RACHYÜRBN.
215
5. G. Gonoplax Leach. Eckschild, {y^vog^ Ecke;
nlu^, Platte.)
Der Cephalothorax unterscheidet sich von dem der vorigen
Gattung durch leichte Ausbiegungen des breiten Vorderrandes, wel-
cher auf beiden Seiten in eine Ecke verläuft. Die Augen sind
lang gestielt; der Raum zwischen ihnen macht in der Mitte einen
schmalen , bald spateiförmigen , bald eckigen Vorsprung. Die ein-
zelnen Gegenden sind auf dem Schilde wohl zu unterscheiden.
Die Magengegend ist sehr breit und fällt mit der vorderen Leber-
gegend in dieselbe Querlinie. Schwanz siebengliederig. Fiifse
sehr lang, im Durchschnitte vierseitig, und mit mittelgrofsen Schee-
ren. {Desm. Crust. foss. p. 98.)
Desmarest rechnet fünf Arten von Krebsen hierher, welche mei-
stens in einem erhärteten, graulichen, thonigen Kalke incrustirt bei
der Meerenge von Malacca gefunden werden.
Aufser G. incerta Desm., p. 104. tb. 8. f. 9, welche Art ein
wirklicher Gonoplax ist, gehören die übrigen, G. Latreillii^ G, incisa^
G. emarginala und G. impressa Desm., nach Milne Edwards (Suites ä
Buffon^ hist. nat. des Crustaces^ Vol. II. p. 64. *), zur Gattung Ma-
crop hthalmus Latr., von welcher noch eine andere Art aus Ma-
lacca durch Lucas als M. Desmarestii Luc. beschrieben wird. (L. Br. J.
184L p. 263.)
Die Angabe von Gaillardot, dafs Gonoplax Latreillii im Muschel-
kalke von Luneville vorkomme, widerlegt H. v, Meyer, welcher die
dafür angesprochenen Reste einem Wirbelthiere zuschreibt. (L. Br. J.
1843. p. 590.)
6. G. Gelasimus Latr. Ocypoda F. (yeldoi/nog ^ lächerlich.)
G. nitidus Desm., Cr. foss. p. 106. tb. 8. f. 7. 8, von unbe-
stimmtem Fundorte, ist die einzige fossile Art.
7. G. Gecarcinus Leach. Erdkrabbe.
G. trispinosus Desm. {Cr. foss. p. 108. tb. 8. f. 10.) ist die
einzige Art, und deren Fundort nicht gekannt.
8. G. Atelecyclus Leach. (ärtXrjg, unvollkommen; nvxXog^ Kreis.)
Cephaltohorax gewölbt, höckerig, fast kreisförmig, etwas vier-
seitig, mit scharfen, gezähnelten vorderen und hinteren Seilen-
rändern u. s. w. (Desm. Cr. foss. p. 110.)
*) Eine Mittheilung, die ich ebenfalls Herrn Prof. Burineister verdanke.
Leider war mir nicht vergönnt, die Arbeit von Milne Edwards selbst einzusehen.
216
KREBSE.
A. rugosus Desm. (Cr. foss. p. III. tb. 9. f. 9.), etwa 9"'
breit und 8"' lang, wurde im tertiären Kalke bei Montpellier entdeckt.
9. G. Leucosia Fabr. Linsenkrabbe.
Cephalothorax halbkugelförmig gewölbt, vorn und hinten zu-
sammengezogen, und am vorderen Ende mit zwei kleinen Grüb-
chen für die Augen, welche nahe beisammen stehen. Die ein-
zelnen Regionen sind auf dem Schilde kaum von einander zu
unterscheiden.
Der Schwanz besteht bei dem Männchen aus fünf schmalen,
bei dem Weibchen aus vier breiten Stücken.
Füfse lang, besonders aber an ihren dünnen, gleichartigen
En^en.
L. cranium Desm., Cr. foss. p. 113. tb. 9. f. 10 — 12. — Taf.
VIII. Fig. 11. a. b. c.
Das vordere Ende des fast kreisförmigen Schildes tritt wenig
hervor. Sein scharfer Rand ist fein gekerbt und die Oberfläche mit
zahllosen vertieften Punkten besäet, zwischen welchen noch feinere
zu bemerken sind.
Aus grobkörnigem Sande, wahrscheinlich von Ostindien.
10. G. Inachus Fabr. Meerspinne (Inachos^ Griech. Myth.)
/. Lamarckii Desm., Cr. foss. p. 116. tb. 9. f. 15. 16.
Wahrscheinlich aus dem Londonthone von Sheppey.
11. G. Dorippe Fabr. (Myth.)
D. Rissoana Desm., Cr. foss. p. 120. tb. 10. f. 1 — 3.
Aus Ostindien.
t 12. G. Dromiliihes Milne Edwards. (Dromia; Ud^og, Stein.)
Diese Gattung erhielt ihren Namen wegen der Aehnlichkeit
in Form und Eintheilung des Cephalothorax mit der lebenden Dromia.
Bisher war von ihr nur eine einzige Art aus dem Londonthone
von Sheppey bekannt, in neuester Zeit beschreibt Reufs die Rücken-
schilder und Bruchstücken von den Scheeren eines kleinen Brachyuren
aus dem Plänermergel von Postelberg in Böhmen als D. pustulosus
Reufs (die Verstein. der böhmischen Kreideformation, 1. Abth. Stutt-
gart, 1845. p. 15. tb. 7. f. 26. a — c. f. 29, tb. 11. f. 23.).
13. G. Ranina Latr. Albunea Fabr. Froschkrabbe.
(rana^ Frosch.)
Cephalothorax länglich, fast umgekehrt eiförmig, mit glattem
Rande, vorn breit und abgestumpft, hinten ziemlich schmal. Der
BRACHYURBN. POECILOPODEN.
217
siebena^liederige Schwanz gleiclit einem langgezogenen Dreiecke.
Die Fiil'se sind zum Schwimmen eingerichtet und enden in einer spitz-
ovalen, an ihrem Ende etwas gekrümmten Fläche. Ihre zusammen-
gedrückten Enden haben die Form eines gezähnellen Dreieckes.
R. Ädrovandi Desm.,' Cr. foss. p. 121. tb. 10. f. 5 — 7, tb.
11. f. 1.
Häufig im gelben grobkörnigen Kalke bei Verona,
t 14. G. Heia Münst. (Nord. Myth.)
Cephalothorax oblong, elliptisch oder viereckig, vorn ab-
gestutzt und gezahnt, in der Mitte flach gewölbt. Schwanz sechs-
gliederig. Von den dicken Füfsen hat das erste Paar sehr grofse,
plattgedrückte, inwendig mit Stacheln besetzte Scheeren. (Münst.
Beitr. 3. p. 24.)
H. speciosa Münst. und H. oblonga Münst. (Beitr. 3. p. 24.
25; tb. 2. f. 1 — 4.) kommen in tertiären Meerwasser- Gebilden bei
Bünde, erstere Art auch bei Bodenburg im Hildesheimischen vor.
B. Ostracodermata.
Die Grundzahl in ihren Brustkastenringen scheint drei zu sein,
und ihre Anzahl ist meistens sechs, neun, zwölf. Augen zusam-
mengesetzt, mit einfacher, glatter Hornhaut. Die Jungen von allen
sind einäugig und bringen gewöhnlich blofs Fühler und Taster
als Bewegungsorgane mit auf die Welt. Sie sind beständig Was-
serbewohner. (Burm.)
3» Ordn. Aspidostraca. Entamostraca.
ISchaalenkrebse.
Sie haben stets Augen mit glatter Hornhaut und meistens
zwei oder vier Fühler. Die meisten schwimmen im Wasser frei
umher, wefshalb diesen die Gangfüfse ganz fehlen. (Burm.)
a. Poecilopoda* Stachelfüfser.
Sechs Gangfüfse am Brustkasten, sechs Kiemenfüfse am Hin-
terleibe; jene zugleich Fühler und Kiefern. Zusammengesetzte
Augen und Nebenaugen. (In Halicyne sollen die Augen gänzlich
fehlen, was Burmeister jedoch bezweifelt.) Brustkasten und Hin-
terleib jeder \on einer grofsen, schildförmigen Schaale bedeckt.
(Burm.)
218
KREHSE.
1. G. Limulus Fabr. S tieisch wahz.
Das vordere Schild ist oberhalb stark gewölbt und bedeckt
den grofsen Mund und die sechs Kieferfiifse, welche um den-
selben herumstehen; das Hinterleibsschild ist am Rande mit be-
weglichen Stacheln bewaffnet und endet hinten in einem steifen
und spitzen Stachel.
Aechte Limulus - Arien scheinen zuerst in der oberen Jura-
formation aufgetreten zu sein, sind aber hier, wie in jüngeren
Formationen, sehr selten. Den Limulus oculatus Kutorga aus dem
? Kupfersandsteine am Ural hält Bronn *') eher für einen Eurypte-
rus^ und die Arten aus der Steinkohlenformation und dem Muschel-
kalke bilden neue Geschlechter.
L. Walchii Desm. (Cr. foss. p. 140. th. 11. f. 6.), so wie die
von Münster aufgefundenen und von van der Hoeven beschriebenen
fossilen Arten wurden aus den Kalkschiefern von Baiern, bei Kelheim
und Solenhofen, hervorgezogen, und sie bieten in den beiden Schil-
dern keinen wesentlichen Unterschied mit dem noch lebenden moluk-
kischen Krebse , Limulus polyphemus L., dar. Auch besitzen sie an
dem Rande des Hinterleibsschildes jederseits sechs bewegliche Stacheln;
während aber bei den lebenden Arten der Endstachel dreikantig ist,
so besitzen die fossilen auf der oberen und unteren Seile desselben
eine Längsfurche.
In L. brevispina Münst. scheinen diese Furchen zu fehlen, und
in der gröfsten aller Arten, dem
L. giganteus Münst. aus Solenhofen, dessen Schwanzstachel
8" lang und 8'" breit ist, zeigen sich oben und unten zwei Längs-
furchen '•'••••).
i 2. G. Ha Heyne H. v. Mey- (aXixog, vom Meere.)
Von Limulus durch den Mangel (?) von Augen verschieden.
H. agnota H. v. Mey., früher Limulus agnotus H. v. Mey.,
{Olenus serotinus Goldf.), und
H. laxa H. v. Mey. rühren aus dem oberen dolomitischen Mu-
schelkalke von Rottweil her t).
H.? prisca {Limulus priscus) Münst., Beitr. 1. p. 71. tb. 5. f. 1.
Ihr scheinen wenigstens die Netzaugen zu fehlen.
Aus dem Muschelkalke von Bayreuth.
*) L. Br. J. 1839. p. 489.
**) Recherches sur Vhistoire naturelle des Limulus, Leyde, 1838.
L. Br. J. 1839. p. 680; Münst. Beitr. 3. p. 26. tb. 1. f. 9.
J-) L. Br. J. 1838. p. 415; 1844. p. 567.
POECILOPODEN. PH VLLOFOUEX.
219
i 3 G. Belinurus König, {ßtlog, Pfeil; otoa, Schwanz.)
Diese Gattung unterscheidet sich von Limulus durch die Ar-
ticulation des langen Stachels am Schwänze und durch Querein-
driicke an den Seiten des Hinterleibes, wodurch eine grofse Aehn-
lichkeit mit gewissen Trilobiten entsteht; doch sollen die Quer-
eindriicke nicht durch die ganze Fläche hindurchgehen, so dafs
die Bauchgegend blos von einer einzigen Platte bedeckt war.
B. {Limulus) trilobitoides Buckl., Geol. II. tb. 56". f. 3. En-
tomolithus monoculites Martin.
Aus einer Eisenniere , welche in der Steinkohlenformation von
Colbrook Dale häufig vorkommen.
Einen ganz ähnlichen, mehr trilobitenartigen Körper bildet Par-
kinson {Organ. Rem. Vol. 3. PL 17. f. 18.) aus demselben Gestein
von Dudley ab.
b. Phyllopoda» Blattfüfser.
Bewegungsorgane gleichartig und blofs zum Rudern geeignet.
Wirkliche Kiefern und ein bis drei Paar accessorischer Mundtheile.
Die ungegliederten aber gespaltenen Füfse sind mit gefranzten
Hautlappen versehen. Sie haben zwei zusammengesetzte Augen
und meistentheils auch Nebenaugen. Brustkasten und Hinterleib
sind gegliedert, und der erstere besteht in den lebenden Gattungen
aus zwölf, der letztere aus zwei bis achtzehn Gliedern. Thiere
mit oder ohne Schaale, alle aber nur zum Leben im Wasser be-
stimmt.
Von den noch lebenden Gattungen ist nur der Blattfufs,
Apus *) Scopoli^ im fossilen Zustande aufgefunden worden; da-
gegen werden dieselben durch die auf die beiden älteren For-
mationen beschränkten Paläaden vertreten, von denen Burmeister
gezeigt hat, dafs sie sich unmittelbar an die lebenden Phyllopo-
den, besonders an Branchiopus, anschliefsen.
Palaeadae Burmeister. Paläaden.
Sie zeichnen sich durch zwei grofse, zusammengesetzte Augen,
kurze, unentwickelte Fühler und weiche, blattartige, Kiemen tra-
*) Schimper entdeckte einen Apus in einer Schicht des bunten Sand-
steines von Sulzbad, welche sehr reich an Posidonia minuta (?) ist. Er
besitzt grofse Aehnlichkeit mit dem in süfsen Gewässern Deutschlands hau
figen Jpus cancriformisj und Schimper nennt ihn Jpus ajitiquus. (L. Br. J.
1840. p. 338.)
220
KREBSE.
gende Füfse aus, und unterscheiden sich von den lebenden Phyl-
lopoden wesentlich durch das schwankende Zahlenverhältnifs ihrer
Brustkastenringe. (Burmeister, die Organisation der Trilobiten aus
ihren lebenden Verwandten entwickelt. Berlin, 1843.)
1. Farn. Xurypteridae Burm.
Es sind Paläaden ohne Schaale. Ihr Rumpf besteht wahr-
scheinlich aus neun Ringen, von denen der erste ein Paar fünf-
gliederiger Ruderfüfse trägt. Hinterleib mit drei bis sechs Ringen.
Nur im Grauwackengebirge.
Eurypterus Dekay. {iVQvg^ breit; njfQov^ Ruder.)
E. retnipes Dekay. — Burm. Tril. p. 62. — Br. Leth. p. 109.
tb. 9. f. 1. — Fischer de Waldheim ^ notice sur V Eurypterus de Podolie^
Moscou, 1839. tb. 4. f. 2.
Länge 3V; Breite oben 1^'^
Im Thonschiefer von Westmoreland und New -York.
E. lacustris Harlan. — Burm. Tril. p. 62.
Länge fast \ Breite 2V.
In der Grauwacke von Williamsville bei BufFalo.
E, tetragonophthalmus Fischer, notice etc. tb, 4. f. 1.
Augen weit entfernt von einander und viereckig. Rumpf schlank,
Hinterleib noch schlanker, Glieder am Rande spitz.
Im Grauwackengebirge Podoliens.
3. Farn. Cytherinidae Burm.
Die bisher noch unbekannten Thiere stecken in zweiklappigen,
bohnenförmigen Schaalen, deren oberer Rand convex und geschlos-
sen ist, während der untere concave sich öffnet.
Zu dieser Familie rechnet Burmeister vorläufig nur die Cy-
therinen *) aus dem älteren Gebirge.
t Cytherina Lam. (Cythere^ Griech. Mylh.)
Eine Meeresgattung.
C, b alt hie a Hisinger, Lethaea Suecica, p. 10. tb. 1. f. 2;
tb. 30. f. 1.
Schaale länglich, und auf der einen Seite fast geradlinig. Bis
10'" lang und 6''' breit.
Im jüngeren Uebergangskalke von Gothland.
*) Die Cytherinen aus jüngeren Gebirgsarten sollen , wie es gewöhnlich
geschieht, den Ostracoden einverleibt werden.
TRILOBITEN.
221
C. Phaseolus His. , Leth. Suec. p. 9. tb. 1. f. 1. — Klöden,
die Versteinerungen der Mark Brandenburg, Berlin, 1834. tb. 1. f. 10. 11.
Schaale länglich, fast nierenförmig , glatt. 5'" lang, 2'" breit.
Aus dem Sandsteine bei Hoburg in Gothland.
3. Farn. OCrilolbitae Trilolbiten. JPalaeadae Dalman.
Der Leib dieser merkwürdigen Krebse besteht aus drei deut-
lichen Hauptabschnitten und jeder aus mehreren Ringen, die alle
von hornigkalkigen Panzerstücken bedeckt waren. Nur diese letz-
teren sind in den fossilen Resten der Trilobiten erhalten geblieben.
In einigen Gattungen, zumal bei Calymene, Homalonotus^ Phacops,
Harpes und Odontopleura^ hat der Panzer eine ungleich körnige,
granulirte Oberfläche, welche an einer besonderen dünneren Ober-
hautschicht haftet und nur theilweise ihre Granulation der unteren
derberen Panzerlage mittheilt; bei den meisten übrigen Gattungen
fehlt eine solche granulirte Schicht, und statt ihrer hat die Pan-
zerlage selbst feine Risse, Leisten oder Punkte, die den Linien
an der Innenfläche unserer Hand ähneln. Namentlich bei Asaphus
und lllaenus bemerkte Burmeister diese Sculptur deutlich. Der
untere oder innere Theil der Panzerstücke bildet eine stets dün-
nere Hornlamelle, welche sich durch eine sehr regelmäfsige, pa-
rallele Streifung auf ihrer freien Oberfläche auszeichnet.
Der Kopf ist deutlich vom Rumpfe gesondert und wird von
einem grofsen, halbkreisförmigen oder parabolischen Schilde be-
kleidet, dessen mittleren Theil der wirkliche Kopf einnimmt und
hier als Kopfbuckel hervorragt, vermittelst einer mehr oder
minder deutlichen Furche von dem übrigen Schilde sich absetzend.
Die Seitentheile dieses Schildes sind selbstständige Stücke (Wange n -
Schilder) und hängen mit dem Mittelschilde nur durch eine
. Naht zusammen, welche im Schilde als vertiefte Linie (daher Ge-
sichtslinie) wahrgenommen wird. Der Verlauf dieser Linie ist
bei den verschiedenen Gattungen manchen Abweichungen unter-
worfen. Gewöhnlich entspringt sie zu beiden Seiten am hinteren
Rande des Kopfschildes (aber bei Phacops schon am Seitenrande),
*) Dem vortrefi'lichen Werke von Burmeister: „die Organisation der
Trilobiten aus ihren lebenden Verwandten entwickelt, Berl. 1843. 4." ent-
lehnte ich vorzugsweise das über Trilobiten hier Mitgetheilte. Des Verfas-
sers Eintheilung beibehaltend, habe ich nur die Reihenfolge umgekehrt, weil
naeh brieflichen Mittheilungen desselben, die Trilobiten mit Zusammenkugel-
ungsvermögen vor den beständig ausgestreckten den Vorrang verdienen, und
ich das System der Thiere in diesem Grundrisse von oben herab behandele.
222
KKEBSE.
wendet sich von da gerade vorwärts oder schief einwärts, S-förmig
geschwungen zu den Augen, bildet über ihnen die Deckelplatten,
verläuft nun weiter zum Rande des Kopfschildes, ihn entweder an
zwei Stellen neben der Mitte (z. B. bei Paradoxides und Caly-
mene)^ oder in der Mitte selbst (bei Asaphus) ^ oder gar nicht
(bei Phacops) überschreitend. Im letzleren Falle gehen die bei-
den Hälften der Gesichtslinien unter einem Bogen in einander über.
In den beiden ersten Fällen entstehen also zwei Wangenschilder,
ein rechtes und ein linkes, neben dem Mittelschilde; im dritten
Falle hängen beide Wangenschilder vor dem Mittelschilde an ein-
ander. Aufser diesen Schildern giebt es noch ein Schnauzen-
schild, welches unten vor dem Munde liegt und, wenn die bei-
den Hälften der Gesichtslinie getrennt über den vorderen Schildrand
wegsetzen, durch eine untere Quernaht, die dem Schildrande vorn
parallel verläuft, abgesondert wird. An ihm hängen das abwärts
gewölbte, untere Stück des Kopfes (clypeus) und ein Paar bauchige
Seitentheile, welche wahrscheinlich die Kiefer bedeckten.
Alle Trilobiten besitzen, nach Burmeister, zwei Augen, weN
che theils als Kugelsegmente, theils als Stücke einer Kegelzone
gewölbt sind, und aus der Gesichtsnaht in der Mitte neben dem
Kopfbuckel hervortreten. Die Naht klafft an dieser Stelle mehr
oder weniger und beschreibt einen kleinen Bogen, unter dem das
Auge hervorquillt. Dieser Bogen begränzt die Deckelplatte des
Auges. Trilobiten mit sehr flach gewölbten Augen hielt man
früher für blind. Die aus vielen Linsen zusammengesetzten Augen ''■)
sind mit einer glatten Hornhaut bedeckt, welche jedoch ihrer Fein-
heit halber bei einigen Gattungen verloren ging und dann die
Augen facettirt erscheinen läfst.
Der gegliederte Rumpf wird von 6 — 20 gleichartigen Ring-
schildern bedjeckt, deren Verbindung mit einander bei mehreren
Gattungen eine Zusammenkugelung des Leibes gestattete. Der mitt-
lere Theil dieser Ringe ist halbcylindrisch gewölbt und wird von
den seitlichen, flacheren Ausläufern durch eine Furche geschieden.
Hierdurch beurkundet sich das Dreilappige in der Form der Tri-
lobiten auch nach der zweiten queren Dimension.
Den Hinterleib bedeckt das Schwanzschild, welches in
seiner allerdings undeutlicheren Gliederung dem Rumpfe sehr ähn-
lich wird. Burmeister nennt den mittleren gewölbten und ge-
ringelten Theil dieses Schildes die Achse.
*) Burmeister zählte am Auge des Phacops arachnoides 162 Linsen.
TRILOBITEN.
223
Die grofse Aehnlichkeil, welche im Bau der Trilobiten und
dem der lebenden Pliyllopoden besieht, läfst auch annehmen, dafs
ihre Füfse weiche, häutige, gefranzte Schwimmblätter waren, ähn-
lich etwa der Form, in welcher sie auf Taf. IX. Fig. 1. im Durch-
schnitte dargestellt sind. Ihrer Weichheit halber konnten sie sich
nicht gut erhalten ■'). Nach Analogie der Phyllopoden bewegten
sich übrigens die Trilobiten nur schwimmend , gewöhnlich wohl
dicht unter der Oberfläche des Wassers, den Rücken nach unten,
die Bauchseite nach oben gewendet. In der Nähe der Küsten
und an untiefen Stellen des Meeres scheinen die Trilobiten am
liebsten, oft in grofser Anzahl beisammen gelebt zu haben; ihre
Nahrung bestand, wie es scheint, aus kleineren Wasserthieren,
vielleicht auch der Brut ihrer nächsten Verwandten, und das Ver-
mögen von vielen, sich zusammenkugeln zu können, schützte die-
selben gegen äufsere Gefahren.
Wie viele Krebse, bestanden auch sie eine Metamorphose,
und Battus oder Agnostus scheint Burmeistern nichts anderes als
der Jugendzustand dieser Krebse zu sein.
Die Trilobiten gehören zu den ältesten Bewohnern der frü-
heren Meere und verbreiten sich vom Thonschiefer aufwärts bis
in die Steinkohlenformation. Die Gattungen mit kleineren flacheren
Augen, denen das Zusammenkugelungsvermögen abgeht, sind nur
in den älteren Theilen dieser Schichtenfolge zu finden, doch kom-
men neben ihnen auch immer Arten mit Kugelungsvermögen vor;
die letzteren reichen mit eigenthümlichen Gattungen bis in den
Bergkalk hinein, aber die ersteren fehlen daselbst ganz, lieber
dem Bergkalke giebt es keine Trilobiten mehr.
Von lebenden Thieren so abweichende Gestalten, wie man
in den Trilobiten zu erblicken gewohnt war ** •'■'), mufsten die Auf-
merksamkeit der Naturforscher um so mehr auf sich ziehen, als
sie für die Kenntnifs der älteren Gebirgsschichten eine höchst
wichtige Rolle spielen.
Aus der reichhaltigen Literatur über Trilobiten hebe ich fol-
gende, für ihre Kenntnifs besonders wichtige und von mir ver-
glichene Schriften heraus:
Wahlenberg ^ Petrißcata Telluris Siiecanae, in nov. actis
reg. soc. scient. Upsaliensis^ VoL 8. Upsalae^ 1821;
*) Die von Goldfufs, Sternberg und Castehiau für Trilobitenfüfsc an-
gesprochenen Theile hält Burmeister noch für sehr problematisch.
**) Diefs drücken die Namen für die Trilobiten: EntomoUthus para-
doxus L. und Paradoxides Brongn. hinreichend aus.
224
KHBBSE.
Alexandre Brongniart^ histoire naturelle des Crusiacis fos-
siles. Paris, 1822;
D. E. Eichwaldi, de Trilohitis ohsermiiones. Casani, 1825;
Dal man, über die Paläaden oder die sogenannten Trilobi-
ten, übersetzt von Engelhart. Nürnberg, 1828;
Quenstedt, Zahlenverhältnisse der Trilobiten, in Wieg-
mann's Archiv 1837. Bd. 1. p. 337;
L. V. Buch, Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen
in Rufsland, in Karsten's Archiv Bd. 15. 1840;
Goldfufs, systematische Uebersicht der Trilobiten, in Leonh.
Br. Jahrb. 1843. p. 537;
Burmeister, die Organisation der Trilobiten aus ihren le-
benden Verwandten entwickelt. Berlin, 1843;
Emmerich, über die Trilobiten, in Leonh. Br. Jahrb. 1845.
p. 18.
I. Trilobiten mit Zusammenkugelungsvermögen.
Die Seitenlappen der Rumpfschilder stehen nur Anfangs wage-
recht, biegen sich dann aber mehr oder weniger senkrecht nach
unten herab. Die Augen sind grofs und ragen weit empor. Der
hornige Panzer hatte eine feste Beschaffenheit, und das Schwanz-
schild ist an Gröfse und Gestalt dem Kopfschilde ziemlich ent-
sprechend.
Sie sind die vollkommeneren, und finden sich meistens in
jüngeren Schichten als die übrigen Trilobiten.
1. Calymenidae. Mit nach hinten verschmälerter Rumpfachse , granulirler
Scbaale , und gew öhnlich mehr als zehn Rumpfringen.
A. Mit dreiz ehngliederiger Rumpf achse.
t 1. G. Calymene Brongn. Amphion und Zethus Pander.
(xaXog^ schön; /uipT] ^ Mond.)
Kopfschild halbmondförmig, ziemlich stark gewölbt, mit
ringsum aufgeworfenem Rande versehen, und an der hinteren Ecke
stumpf, abgerundet, nicht ausgebogen. Der Kopfbuckel ist stark
gewölbt, an der Seite gelappt, wird nach vorn schmäler und stöfst
hinten mit einem wulstförmigen Rande an den Rumpf an. Die
Augen ragen stark hervor, sind nur von mittlerer Gröfse und las-
sen keine Hornhaut erkennen; sie stehen bald auf der Mitte, bald
auf der vorderen Hälfte der Wangen. Die beiden Gesichlslinien
sind durch eine Randnaht verbunden.
TRILOBITEN.
225
Die dreizehn Rumpfringe sind stark gewölbt; ihre hoch ge-
wölbte Achse ist von den gleichfalls hochgewölbten Seitenlappen
scharf gesondert.
Das Schwanzschild ist schmäler , doch oft länger als das
Kopfschild; seine sieben-, neun- oder elfgliederige Achse wird
nach hinten schnell schmäler und rundet sich ab, (Burm.)
Die Arten beginnen zum Theil schon in den ältesten, am
häufigsten sind sie jedoch in jüngeren ' Grauwackenschichten und
im Kohlengebirge.
C. Blumenbachii Brongniart a. a. 0. p. 11. pl. 1. f. , 1. —
Entomolühus paradoxus Blumenbach. — Entomostracites tuberculatus Wah-
lenberg a. a. 0. p. 31. u. 295. — Parkinson , org. rem. III. pl. 17.
f. 11. 13. 14. — Dalman, a. a. 0. tb. 1. f. 2. 3. — Buckland, Geol.
pl. 46. f. 1 — 3. — Bronn , Leth. tb. 9. f. 3. — Hisinger , Leth. Suec.
tb. 1. f. 3. 4. — Burmeister, Tril. p. 96. tb. 2. f. 1—3. — Hiernach
Taf. IX. Fig. 2. a. b.
Kopfschild vorn ganzrandig, mit stark aufgeworfenem Rande;
Kopfbuckel undeutlich vierlappig, indem die beiden vordersten Lappen
nur schwach von einander getrennt sind; der vierte hinterste Lappen
ist der gröfste. Augen auf der Mitte der Wangen. Schwanzschild
viel kleiner als das Kopfschild, mit kurzer, breiter, siebengliederiger
Achse und sechs Furchen auf jeder Seite, von denen die vier mittleren
der Länge nach vom Rande aus gespalten sind. Die ganze Oberfläche ist
bei wohl erhaltenen Stücken fein granulirt. Länge l\ — 3". (Burm.)
Nach Archiac und Verneuil "•) in der oberen silurischen Grau-
wacke von Wifsenbach, Daun, Contentin, Angers, Golhland, Oeland,
Scandinavien, Ostgothland, Dalecarlien, Shropshire; im Cederngebirge
in Süd -Afrika, sehr häufig in den vereinigten Staaten: Ohio, Trenton
Falls, Grafschaft Perry, Tenessee u. s. av.
Andere Arten sind nach Burmeister:
C. Trist ani Brongn. a. a. 0. pl. 1. f. 2. A — K.
Aus silurischer Grauwacke von Prüm, Contentin, Lahunaudiere
(Bretagne) und vom Cederngebirge in Süd -Afrika.
C, polytoma Dahn. a. a. 0. tb. 1. f. 1.
Im rothen Grauwacken- (Uebergangs -) Kalke Oslgothlands und
Esthlands.
C. callicep hala Green, Burm. p. 98.
*) Fauna der paläozoischen Gebilde in den Rheinlanden, in Sedgwick
und Murchison, über die älteren oder paläozoischen Gebilde, bearbeitet von
G. Leonhard. Stuttgart, 1844.
Ceiiiitz y, Versteiiiernngskuade. 15
226
KREBSE.
In Nordamerika von Hampshire in Virginien, an den Ufern des
Miamis bei Cincinnati und aus Indiana, in einem schwarzgrauen Grau-
wackenkalke.
I 2. G. Homalonotusi König. Trimerus Green, Murchison.
Dipleiira Goldf. (ofnulbg, ähnlich; vwrog, Rücken.)
Kopfschild hyperbolisch, mit ziemlich scharfer Vorderecke,
sanft geschwungenen Seitenrändern, ziemlich geradem Hinterrande,
ohne rückwärts vorgezogene Ecken. Die ganze Oberfläche ist
sanft gewölbt, breitet sich nach dem äufseren Rande ziemlich flach
aus, während der Saum am Hinterrande durch eine Furche ab-
gegränzt und leicht gewölbt ist. Kopfbuckel ungetheilt, hinten
etwas breiter als vorn, wo er sich zurundet. Augen neben der
Mitte des Kopfbuckels, flach gewölbt, und relativ etwas kleiner
als bei Calymene. Die Gesichtslinie ist vorn dem Rande des Kopf-
schildes parallel, doch von ihm entfernt, scharfwinkelig, auf der
flachen Ausbreitung des Kopfschildes verlaufend, von da unter
einem Bogen sich zum Auge, und dann S-förmig geschwungen
zur hinteren Seitenecke wendend, die durch sie halbirt wird.
Rumpfachse nach hinten verschmälert, wenig gewölbt; der
hintere Rand jedes Achsenringes ist scharfkantig vorgezogen, der
vordere durch eine mehr oder weniger vertiefte Querfurche von
dem hinteren Theile gesondert.
Schwanzschild ähnlich dem Kopfschilde, allein kleiner und
schmäler. (Burm.)
A. Dipleura Green. Das äufsere Ende der Gesichtslinie
halbirt die Hinterecke selbst. Die Achsenglieder sind nicht brei-
ter als die Seitenlappen und sehr deutlich von ihnen abgesetzt.
H. Dekayi Green. — Bronn, Leth. p. 113. pl. 9. f. 6. 7. —
Burm. p. 101.
In New -York, bei Northumberland in Pennsylvanien, Mount Hope
in der Gegend von Baltimore.
B. Trimerus. Das äufsere Ende der Gesichtslinie trifft den
Rand etwas vor der Ecke des Kopfschildes nach aufsen zu. Die
Achsenglieder sind breiter als die Seitenlappen und sehr wenig
von ihnen abgesetzt.
a. Arten ohne Stacheln und Hocker. Trimerus Green, Homalonotus König.
H, Knightii König. — Bronn, Leth. p. 119 tb. 9. f. 14. —
H. Knightii und H. Ludensis Murch. Sil. Syst. — Burm. p. 101.
Oberfläche glatt. Schwanzschild spitz, mit acht- bis neunringeliger
Achse und sechs Seitenrippen. Körper 3 — 4" lang.
TRILOBITEX.
227
Nach Archiac und Verneiiil in silurischer Grauwacke von Ludlow,
N6hou, Wifsenbach, Daun, Ehrenbreitenstein , Martelange, Altenahr,
am Rheinufer, an der Ahr und Lahn; in devonischer von Torquay.
H, delphinocephalus Green. — Br. Leih. p. 112. tb. 9. f. 5.
— Burm. p. 102.
Das spitze Schw^anzschild ist am Ende zurückgebogen, hat eine zehn-
bis zwölfringelige Achse und acht Seitenrippen. Körperlänge 3 — 6".
In einer gelben, stark eisenhaltigen Grauwacke aus der Eifel;
im Uebergangskalke Englands (Wenlock, Dudley) und Nordamerikas
(Williamsville, Niagara, New -York).
b. Arten mit dicken, symmetrischen Stacheln auf der ganzen Rückenfläche.
Homalonotus Murch.
H. armatus Burm. p. 103. tb. 4. f. 1. — Hiernach Taf. IX.
Fig. 1. (Kopfschild und die ersten beiden Rumpfringe, in ^ nat. Gr.)
Kopfbuckel achtslachelig, Seitenschilder mit einem Stachel, Hin-
terrand mit drei, jeder der Rumpfringe mit zwei Stacheln. Körper-
länge 3 — 6''.
In Grauwackenschichten der Eifel bei Daun.
Herschelii Murch. Sil. Syst. pl. 7 bis. f. 2. — Burm. p. 103.
— Arch. u. Vern. a. a. 0. p. 173.
Körperringe vierstachelig, Seitenlappen mit einem Stachel, Schwanz-
achse an der Basis vierstachelig.
In silurischer Grauwacke von Brüm, Contentin, Lahunaudiere
(Bretagne) und im Cederngebirge in Süd -Afrika.
B. Mit elfgliederiger Rumpfachse.
t 3. G. Cyphaspis Burm. (xvcfog, Buckel; danlg, runder Schild.)
-Oberfläclie gekörnelt. Kopfschild etwas kürzer als halb-
kreisförmig, mit stark herabgezogenen Seiten, ringsum verdicktem
Rande, hoch gewölbtem, einem Ei ähnlichen Kopfbuckel, wel-
cher ohne Furchen ist, an seinem hinteren Ende aber von zwei
Längswulsten begleitet wird. Die kleinen Augen liegen auf hohen
Höckern neben dem Kopfbuckel. Die Gesichtslinie beginnt am
Hinterrande, nahe der in einen Stachel ausgezogenen Aufsenecke,
und läuft von dem Auge geradlinig zum Vorderrande.
Die Rumpfachse verschmälert sich nach hinten.
Schwanzschild sehr klein, mit gegliederter Achse und un-
deutlichen Rippen.
C. clavifrons Dalman (Calymene clavtfrons und Cal. bellatula)\
Dalm. a. a. 0. tb. 1. f. 4. a. d. — Burm. p. 104. tb. 3. f. 3. 4. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 4.
15*
228
KREBSE.
Im grauen silur. Grauwackenkalke OstgoUilands bei Husbyfjöd,
bei Ladegaard's Oen in Norwegen, und in einem ganz ähnlichen Kalke
aus der Eifel.
t 4. G. Phacops Emmrich. Pleuracanthus und Peltura
Milne Edwards. (q)axüg, Linse; wxp^ Auge.)
Kopfschild halbkreisförmig oder etwas parabolisch, biswei-
len auch mondförmig; am Aufsenrande scharfkantig oder etwas
ausgebreitet , am Hinterrande verdickt. Kopfbuckel hoch ge-
wölbt, einfach oder gelappt, vorn breiter als hinten, und dort
breiter oder eben so breit als der Abstand beider Augen. Die
Gesichtslinie läuft vorn um den Kopfbuckel herum und dann
von dem hinteren Augenwinkel S-förmig zum Seitenrande (was in
den beiden Abbildungen nicht ausgedrückt worden ist). Die gro-
fsen hochgewölbten Augen bilden ein Stück einer Kegelzone.
Die Achse der Rumpfringe ist etwas stärker gewölbt als
ihre Seitenlappen.
Schwanzschild mit deutlich gegliederter Achse und stark ge-
rippten Seiten.
A. Arten mit einfachem, ungetheiltem, trapezoidalem Kopf-
buckel, der hinten einen kurzen Stiel und daneben zwei Knötchen
hat. Kopfecken stumpf, das Schwanzschild am Ende abgerundet.
F. latifrons Burm. p. 105. tb. 2. f. 4 — 6. — Hiernach Taf.
IX. Fig. 5. — Calymene macrophlhalma Brongn. Crust. foss, p. 15.
pL 1. f. b. A — C. — Bronn, Leih. p. III. tb. 9. f. 4. — Buckl.
Mi7i. and Geol. pl. 46. f. 4. — Arch. u. Vern. a. a. 0. p. 170.
Schaale stark gekörnelt; Kopfbuckel ungetheilt und an den Sei-
ten gerade; Schwanzachse sieben- bis neunringelig; Seitenrippen 5 — 7.
Länge 1 — 3".
Nach Burmeister im Grauwackenkalke der Eifel, des Harzes, des
Fichtelgebirges, Böhmens, Englands und Nordamerikas. Archinac und
Verneuil führen noch andere Fundorte an, die sich wahrscheinlich auf
Ph. macrophthalmus (p. 229.) beziehen.
P. protuberans Dalm. {Cal. prot.). — Burm. p. 107. tb. 3. f. 6.
Die Seiten des Kopfbuckels sind etwas winkelig oder doch ge-
bogen, wodurch sich diese Art leicht von der vorigen unterscheidet.
In einem grauen Kalksleine vom Branikberge bei Prag, und nach
Slernberg aus Weslphalen.
B. Arten mit gelapptem Kopfbuckel; ihnen fehlen die iso-
lirten Knötchen in den Hinterecken neben dem Stiele des Kopf-
buckels, statt ihrer erscheint eine Querwulst.
TRILOBITEN.
229
a. Kopfbuckel mit zwei Seitenlappen.
cc. Die Hinterecken des Kopfschildes sind abgerundet oder stumpf.
Ph. anchiops Green (Calymene a.). — Burm. p. 107.
In einem schwarzen Grauwackenkalke von Ulster und Murron
(New -York).
Ph. rotundifrons Emmr. — Burm. p. 108. tb. 4. f. 2.
Bei Dillenburg auf dem Westerwalde.
Ph. proaevus Emmr. — Burm. p. 108. tb. 4. f. 3.
Aus böhmischer Grauwacke von Ginec.
ß. Die Hinterecken des Kopfschildes sind zugespitzt.
Ph. conop hthalmus Emmr. — Burm. p. 109. tb. 4. f. 5. 6.
In einem gelblich- grauen Kalksteine von Reval und Ladegaard's
Oen bei Christiania.
b. Kopfbuckel mit drei oder vier Seitenlappen.
a. Die Hinterecken des Kopfschildes sind abgerundet und ragen nicht hervor,
aa. Kopfbuckel mit drei mittleren Söitenlappen.
Ph. macropht halmus Brongn. (Calymene macr.) a. a. 0. p. 14.
tb. 1. f. 4. A. B. — Burm. p. 110.
Augen sehr grofs. Der vorderste Theil des Kopfbuckels ist
quer rhombisch und vorn ziemlich scharfeckig; die drei folgenden
Lappen werden allmählig kleiner und der hinterste ist am stärksten
gewölbt. Schwanzachse zehn- bis zwölfgliederig.
Im älteren Grauwackenkalke von Hunaudiere in der Bretagne
und der Petersburger Hügel.
Ph. odontocep halus Green (Calym. odont). — Burm. p. 110.
tb. 4. f. 4.
In einem grauen Sandsteine aus Ulster in New -York,
bb. Kopfbuckel mit vier mittleren Seitenlappen.
Ph. sclerops Dalm. (Calym. sei.). — Burm. p. III.
Der vordere, nierenförmige Theil des Koptbuckels ist am gröfs-
ten, die anderen nehmen an Gröfse ab. Schwanzachse achtringelig ;
Seitenrippen sechs. Länge li — ü".
Im grauen silurischen Kalke bei Ifusbyfjöd in Ostgothland, im
rothen Kalke bei Skarpasen und bei Furudal in Dalecarlien.
ß. Die Hinterecken des Kopfschildes ragen als ausgezogene Spitzen hervor;
Kopfbuckel vierlappig.
aa. Schwanzschild am Ende zugespitzt, ohne Seitenstacheln.
Ph. Hausmanni Brongn. (Asaphus H.) Cr. foss. p. 21. pl. 2.»
f. 3. A. B. — Burm. p. lU. — Arch. u. Vern. a. a. 0. p. 172.
230
KREBSE.
Die sehr grofsen Augen breiten sich bis fast an den Rand des
Kopfschildes aus. Schwanzachse neunzehn- bis zwanzigringelig ; Sei-
tenrippen fünfzehn. Lange 3 — 5".
In silurischer und devonischer Grauwacke von Kemmenau, Prag,
am Moldau -Ufer bei Kosorz, Branik, Karlstein.
Ph. caudatus Brünn (Trilob. caud.). — Parkinson, org. rem.
III. tb. 17. f. 17. — Asaph. caud. Brongn. Cr. foss. p. 22. pl. 2. f. 4.
— Dahn. Pal. p. 65. tb. 2. f. 4. — Buckl. Geol. and Min. II. pl. 45.
f. 9 — 11; pl. 46. f. 11 — 12. — As. Cordieri Castelnau, Essai sur le
Systeme Silurien de PAmerique septentrionale ^ pl. 4. f. 2.
Augen kleiner als bei der vorigen Art; Schwanzachse vierzehn-
ringelig; Seitenrippen acht, Ende des Schwanzschildes in eine Spitze
verlaufend. Länge 2 — 3''.
Im silurischen Grauwackenkalke Englands (Dudley, Ludlow), Schwe-
dens (Gothland) und Nordamerikas (Lockport).
Ph. mucronatus Brongn. (Asaph. mucr.) Cr. foss. p. 22. pl. 2.
f. 4. — Dahn. Pal. p. 65. tb. 2. f. 4. — Entomostrae. caud. Wahlenb.
a. a. 0. tb. 2. f. 3. — As. longicaiidatus Murch. Sil. Syst. — ? A.
Limularius Green, Casteln. ess. etc. tb. 4. f. 1. — Burm. p. 113.
Durch das Schwanzschild der vorigen Art ähnlich, von welcher
sich diese durch gröfsere Augen, welche den zweiten und dritten Lap-
pen des Kopfbuckels überragen, unterscheidet. Schwanzach^e vierzehn-
bis fünfzehngliederig; acht bis neun Seitenrippen; hinteres Ende in
eine Spitze auslaufend. Länge 3 — 4''.
In den Grauwackenkalken Englands (Dudley, Wenlock), Schwe-
dens (Ostgothland, Schonen), im Thonschiefer von Mösseberg und in
der Eifel bei Daun.
bb. Das Schwanzschild hat an seinem ganzen Umfange lange Stacheln.
Ph. arachnoides Höninghaus, Brief von Crefeld d. 10. März
1835. — Burm. p. 115. tb. 4. f. 8. — Hiernach Taf. IX. Fig. 6.
Das Kopfschild dieser Art verläuft vorn in eine scharfe Ecke;
seine hinteren Ecken mit langgezogenen Hörnern; Band des Sch'vvanz-
schildes zehnstachelig. Jedes einzelne Auge hat 162 Linsen. Länge
l-li".
In einem aschgrauen devonischen Kalke von Gerolstein in der Eifel.
Ph. st eilt (er Burm. p. 115. tb. 4. f. 8.
In einem aschgrauen Kalke der Eifel.
TRILOBITBN.
231
C. Mit zehn gliederiger Rumpfachse.
t 5. G. Aeonia Burm. Calymene Dalm., Green. Asaphus
Emmr. (aiwviog, langwährend.)
Kopfschild halbkreisrund, mit verdicktem Rande. Der stark
gewölbte Kopfbuckel ist parabolisch, ungetheilt oder seitlich schwach
gefurcht, rundet sich vorn zu und stöfst, gleich breit bleibend,
hinten unmittelbar an dem Gliederungsrande an. Die Gesichtslinien
laufen von oben fast gerade nach den Augen und wenden sich
unter denselben S- förmig nach dem Hinterrande. Augen mäfsig
grofs, stark gewölbt, glatt und ziemlich dicht an dem Kopfbuckel.
Die Rumpfachse ist von den Seiten stark geschieden. Das Schwanz-
schild ähnelt dem Kopfschilde, ist jedoch kleiner und hat eine
kurze, deutlich gegliederte Achse.
A. diops Green (Calymene d.). — Burm. p. 117. tb. 3. f. 5.
In einem schwarzen Sandsteine aus dem Staate Ohio.
A. CO nein na Dalm. (Calym. conc). Pal. p. 40. tb. 1. f. 7. —
Burm. p. 117. tb. 3. f. 1. 2. — Gerastos laevigatus Goldf. in Leonh.
Br. Jahrb. 1843. p. 557. tb. 4. f. 7. — Hiernach Taf. IX. Fig. 7. a. b.
Kopfhuckel ungetheilt und mäfsig gewölbt; Schwanzachse nieder-
gedrückt. Länge \" .
In (?) silurischer Grauwacke von Gothland, in devonischer der Eifel,
und im Steinkohlengebirge, über den Productenschichten '•') von der
Mülke bei Hausdorf in der schlesischen Grafschaft Glatz.
A. cornuta Goldf. (Gerastos cornutus) in Leonh. Br. Jahrb.
1843. p. 558. tb. 5. f. 1.
Aus der Eifel.
2. Asaphidae. Mit nach hinten nicht verschmälerter Rumpfachse und
glatter, in sich sculpirter Schaale.
A. Mit z ehngliederiger Rumpfachse.
t 6. G. Illaenus Burm. Illaenus und Bumastes Aut.
(lllalvü)^ ich schiele.)
Das Kopfschild gleicht am meisten dem vierten Theile einer
Kugelfläche, aus welcher der Kopfbuckel nur hinten wenig her-
vortritt. Die Gesichtslinien, welche auf dem abgeplatteten A or-
derrande durch eine Quernaht verbunden sind, steigen hier unter
einer leichten Schwingung zum Auge hinauf, und durchbrechen
nicht weit von der Rumpfachse den Hinterrand. Die Augen sind
*) V. Buch, über Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Berlin, 1839.
232
KREBSE.
Iialbmoiidförmig, niedrig und glatt. In dem grofsen und stark
gewölbten, halbmondförmigen Schwanzschilde ist eine kurze Achse
erkennbar.
Die Oberfläche aller Panzerstücke ist fein und unregelmäfsig
concentrisch liniirt und punktirt.
A. Illaenus Aut. Rumpfachse nicht breiter als die Sei-
tenlappen und deutlich von ihnen abgesetzt.
/. crassicauda Wahl. (Entomostrac. er.) a. a. 0. tb. 2. f. 5. 6.
— Dalm. Pal. p. 51. Ib. 5. f. 2. — His. Leth. Suec. tb. 3. f. 5. —
Br. Leth. p. 115. Ib. 9. f. 9. — Cryptonymus Rudolphii, Cr. Rosen-
bergii^ Cr. Parkinsonii Cr. Waldenbergn Eichwald, observ. etc. p. 50.
51. 52. tb. 4. f. 3; tb. 2. f. 1; tb. 4. f. 1; tb. 3. f. 2. — Burm.
p. 119. tb. 5. f. 2. — Arch. u. Vern. a. a. 0. p. 172. — Taf. IX.
Fig. 8. a. b. c. nach Dalnian.
Die Augen sind dem hinleren Rande des Kopfschildes sehr ge-
nähert. Länge 1 — 3".
In silurischer Graüwacke von Cornden bei Schelve, bei Salop
und Montgomery in England, in Dalecarlien, bei Hushyfjöd in Ost-
gothland, bei Christiania, in Esthland bei Reval und Petersburg, in
der Bretagne; in devonischer Graüwacke von Prefseck.
/. gig anteus Guettard. — Burm. p. 119. tb. 3. f. 10.
Im unteren silurischen Thonschiefer von Angers.
B. Bumastes Murch. Die Rumpfachse ist relativ breiter
und von den Seitenlappen nur sehr unvollständig durch eine leichte
Längsvertiefung abgesetzt.
/. barriensis Murch. — Burm. p. 120.
In den mittleren silurischen Schichten Englands, bei Barr in
Staffordshire, Brand -Lodge und Presteign.
B. Mit neunglied eriger Rumpfachse.
t 7. G. Archegoniis Burm. Illaenus Dalm. Asaphus Emmr.
Calymene H. v. Mey. Phillipsia Portlock ') z. Th.
{aQ/Jyovog, uranfänglich.)
Durch den Lauf der Gesichtslinie, so wie durch die kleinen,
aber flacher gewölbten Augen und die kurzen Rumpfringe scheint
sich Archegonm unmittelbar an Illaenus anzuschliefsen, nähert sich
aber auch ebenso sehr der folgenden Gruppe durch höhere Wölb-
*) Von Phillipsia beschreibt de Köninck, description des animaux fos-
siles, Li^ge, 1842 — 1844. p. 595—607, sechs Arten aus dem Kohlenkalke von
Vifi<i, Ratingen, Bolland, Kildare, Miatchkova, Borofsk n. a. O.
TRILOBITEN.
283
ung des Kopfbuckels und die wenigstens häufig längere, gewölb-
tere Scliwanzachse.
A. Dysplanus Burm. Kopfschild gewölbt, parabolisch mond-
förmig,. mit lang ausgezogenen Hinterecken und undeutlich um-
gränztem Kopfbuckel; Rumpfringe kurz, Seitenlappen ungefurcht,
Schwanzschild flach gewölbt, herzförmig, mit kurzer, ungeglie-
derter Achse, die kaum bis zur Mitte reicht.
D. centrotus Dalm. (Asaph. c.) Pal. p. 51. tb. 5. f. 1. —
Burm. p. 120.
Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd, und bei Chri-
sliania.
B. Archegonus. Kopfschild mehr kreisabschnittähnlich, an
den Ecken nicht in Spitzen ausgezogen; die Gesichtslinie läuft
schief über den abgeplatteten breiten Kopfrand hinab, wie bei
Illaenus. Kopfbuckel hoch g:ewölbt und ziemlich deutlich abgesetzt;
in der Mitte daneben stehen die kleinen Augen. Die Seitenlappen
der Rumpfringe haben einen schiefen Eindruck. Die hohe Schwanz-
achse reicht weit über die Mitte des Schildes hinaus.
A. aequalis H. v. Mey. (Calymene? aeq.) in Act. Ac. Caes.
etc. IX. 2. p. 100. tb.. 56. /. 13. — Burm. p. 121. tb. 5. f. 3. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 10.
Kopf- und Schwanzschild fast parabolisch. Schwanzachse zwölf-
ringelig, Seitenfurchen acht. Länge l".
In dem zum Steinkohlengebirge gehörenden Schiefer bei Herborn
und bei Altwasser in Schlesien.
A. globiceps Phill. — Burm. p. 122. — PhilUpsia gl. de Köninck,
descript. des anim. foss. p. 599. tb. 53. f. 1.
Im Kohlenkalksteine von Kildare in Irland und von Vise.
C. Mit achtgliederiger Rumpfachse.
t 8. G. Asaphus Brongn. Asaphus und Nileus Dalm.,
Isoteles Dekay, Hemicrypturus Green.
(aaacprig, undeutlich.)
Die Augen sind grofs, hoch, sehr stark hervorgequollen,
und haben eine dicke, glatte Hornhaut. Den Verlauf der Gesichts-
linien, welche sich über dem Kopfbuckel in einem Bogen oder in
einem Winkel mit einander vereinigen, zeigt Fig. 9. a. b. auf
Taf. IX. Das Schwanzschild gleicht dem Kopfschilde an Umfang
und Gestalt.
234
KREBSK.
A. Nile US Dahn. Die Seilenlappen durch keine Furche
von der Rumpfaclise gesondert und ohne diagonale Furchen; Kopf-
8child ohne sichtbaren Buckel; Schwanzschild ohne Achse.
A. (N.) armadillo Dalm. Pal. p. 49. tb. 4. f. 3. — Hisinger,
Leih. S. p. 16. tb. 3. f. 3. — Burm. p. 123. — Taf. IX. Fig. 9. a. b.
nach Dalman.
Kopf- und Schwanzschild kurz und breit; ersteres mit stumpfen
Hinterecken. Augen weit von einander. Rumpfachse etwa doppelt so
breit als die Seitenlappen. Länge 1 — 2".
Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd und Skarpasen ;
in Dalekarlien bei Rältwick; in Esthland bei Petersburg.
B. Die Seitenlappen durch eine tiefe Furche von der Rumpf-
achse gesondert und mit diagonalen Furchen.
a. Die Gesichtslinie beschreibt vorn einen Bogen.
A. palpebrosus Dalm. Pal. p. 48. tb. 4. f. 2. — His. Leth.
S. p. 15. tb. 3. f. 1. — Burm. p. 124. — Symphysurus p. Goldf. in
L. Br. J. 1843. p. 553.
Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd.
A. laeviceps Dalm. Pal. p. 47. tb. 4. f. 1. — His. Leth. S.
p. 15. tb. 2. f. 8. — Burm. p. 124. — Symphysurus l. Goldf. a. a. 0. p. 553.
Ebendaher.
A. expansus L. (Entomol.) — Entomost. exp. Wahl. a. a. 0.
— Dalm. Pal. p. 45. tb. 3. f. 3. — Br. Leth. p. 114. tb. 9. f. 7. —
His. Leih. S. p. 14. tb. 2. f. 6. — A. cornigerus Brongn., Cr. foss.
p. 18. pl. 2. f. 1. — Cryptonymus Lichtensteinii ^ Cr. Panderi und Cr.
Schlothemii Eichw., diss. etc. p. 47. 45. Ib. 2. ^ 3; tb. 3. f. 1; tb. 4.
f. 2. — Burm. p. 124. tb. 5. f. 1.
Der Kopfbuckel ist hinten zusammengezogen und hier beiderseits
dicht am Gliederungsrande von einem Höcker begleitet. Die hinteren
Ecken des Kopfschildes sind stumpf. Länge 2 — 3'^
Im Grauwackenkalke Schwedens, bei Husbyfjöd und auf Oeland;
in Esthland bei Heval und Petersburg; in Norwegen bei Christiania.
A. tyrannus Murch. — Burm. p. 126. tb. 5. f. 4.
Wird 6 — lO" lang; in den ältesten silurischen (Llandeilo) Schich-
ten Englands, Caermarlhenshire, Pembrokeshire.
b. Die Gesichtslinic beschreibt vorn einen Winkel.
aa. Die Schwanzachac ragt hervor und ist durch eine F'urche im Schilde
deutlich abgesetzt.
A. raniceps Dalm., Pal. tb. 3. f. 4. — Crypl. Weissii Eicinv.,
diss. p. 46. tb. 2. f. 2. — Burm. p. 126.
TRILOBITKN.
235
Mit A. expatisus zusammen.
A. extetiuatus Wahl. (Entom. ext.) a. a. 0. Ib. 7. f. 4. —
Dalm. Pal. p. 43. tb. 2. f. 5. — His. Leth. suec. p. 13. tb. 2. f. 3.
Im gTiinen Kalksteine bei Husbyfjöd und Heia in Ostgothland;
im schwarzen Kalksteine von Aggersbakken bei Christiania.
bb. Isoteles Dekay. Die Schwanzachse ragt nicht oder sehr wenig aus
dem Schilde hervor.
A. platycephalus Stokes. — Isoteles gigas Dek. , Br. Leth.
p. 115. tb. 9. f. 8. — Brongniartia isotela Eaton. — Burm. p. 127.
tb. 2. f. 12.
Im schwarzen Grauwackenkalksteine von Trentonfalls in New-York,
bei Cincinnati im Ohiostaate u. a. a. 0.
D. Mit sechsgliederiger Rumpfachse.
t 9. G. Ampyx Dalm. {afxnv^^ Stirnband.)
Das Kopfschild ist grofs und dreieckig, der Kopfbuckel ragt
stark hervor; Augen sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden.
Die Sertenlappeu der Rumpfringe sind breit. Im dreieckigen
Schwanzschilde erkennt man eine deutlich vorragende Achse.
A. nasutus Dalm. Pal. p. 54. tb. 5. f. 3. — Br. Leth. p. 116.
, tb. 9. f. 11. — His. Leih. suec. p. 18. tb. 3. f. 8. — Burm. p. 128.
Kopfbuckei fast birnförmig und vorn in eine über den Rand hin-
aus sich ausbreitende Spitze verlaufend.
Im Grauwackenkalke von Skarpasen und Husbyfjöd in Oslgoth-
land; bei Varving nahe bei Sköfda in Westgothland.
A. mammillatus Sars, Burm. p. 128.
Im Grauwackenkalke von Ladegaarts Oen und Hjorlnaestangen bei
Christiania.
A. rostratus Sars, Burm. p. 128.
Mit der vorigen Art zusammen.
II. Trilobiten ohne Kugelungs verm ö gen.
Die Seitenlappen der Rumpfschilder bleiben gleich breit und
verschmälern sich nie auf der nach oben und aufsen gewendeten
Seite gegen den Rand hin, was immer bei den Trilobiten mit
Kugelungsvermögen der Fall ist. Jeder Seitenlappen ist in der
Regel durch eine diagonale Furche getheilt. Die Augen sind klein,
flach gewölbt und lang gestreckt.
Sie sind die unvollkommeneren und gehören vorzugsweise der
unteren und mittleren Abtheilnng des Grauwackengebirges an.
23(5
KHEUSE.
I. Die SeilenlapptMi der RumptVinge liegen in einer und derselben
Ebene, biegen sich nicht nach unlen, enden aber hinterwärls in eine
mehr oder weniger hervorgezogene Spitze, die einen stumpfen
Winkel gegen den Lappen bildet.
A. Ogygidae. Mit einfachem, grofse m Schwanzschild e, dess en
Achse y ielglie d erig ist und die Länge des Rumpfes
erreicht oder übertrifft.
I 10. G. Trinucleus Murch. Cryptolithus Green.
(treSj drei; nucleus^ Niifs.)
Kopfschild fast halbkreisförmig, mit breitem, warzig punk-
tirtem Rande und lang ausgezogenen Hinterecken. Der mittlere
Kopfbuckel ist hoch gewölbt und hinten stark verengt. Augen
und Gesichtslinien noch nicht beobachtet. Der Rumpf besteht aus
sechs schmalen Ringen, deren mittlerer Theil kaum halb so breit
als der seitliche ist. Schwanzschild dreiseitig, mit sechs- oder
mehrgliederiger Achse und einigen radialen Furchen an seinen
Seiten.
Tr. Cataracti Murch. — Brongn., Cr. foss. tb, 4. f. 7. —
Asaph. Cyllarus His. Leth. suec. Suppl. II. p. 3. tb. 37. f. 3. —
Burm. p. 66. tb. 1. f. 1.
In der unteren silurischen Grauwacke Englands, Schwedens und
Nordamerikas (Montreal).
Tr. granulatus Wahl. (Entom. gr.) a. a. 0. tb. 2. f. 4. —
^5. gr. Dalm. Pal. p. 43. tb. 2. f. 6. — Brongn. Cr. foss. tb. 3. f. 7.
— Burm. p. 66.
o
Bei Alleberg in Schweden.
Tr. fimbriatus Murch. — As. seticornis His. Leth. suec. Suppl.
II. p. 3. tb. 37. /". 2. Burm. p. o6.
Im Grauwackenschiefer von "Furudal und Dragga in Dalecarlien.
Tr. ornatus Sternberg. — Burm. p. 67.
Bei Builth und in böhmischer Grauwacke (zwischen Zebrak und
Proskales).
Tr. tesselatus Green (Cryptol. tess.). — Br. Leth. p. 118.
tb. 9. f. 13. — Burm. p. 67.
In einem schwarzen Grauwackcnkalke bei Trenlonfalls und Glen-
falls in New-Yorl^; auch auf der Insel Montreal.
t lll^. G. Ogygia Burm. (wyvytog^ uralt.)
Kopfschild halbkreisförmig oder parabolisch, flach; Kopfbuckel
hinten verengt und mit drei schwachen Seitencindriicken ; Hinter-
ecken mehr oder weniger verlängert. Augen halbkreisförmig, neben
1 RILOBITEN.
237
der Mille des Kopfbuckels. Die Gesichtslinie läuft dem Vorder-
rande parallel, wendet sich unter einem fast rechten Winkel mit
stumpfer Ecke nach dem Auge, und geht, nachdem sie dieses
verlassen hat, S- förmig nach dem Hinterrande, den sie etwa in
f seiner Breite vom Kopfbuckel an durchschneidet. Rumpf acht-
gliederig, mit schmaler Achse. Das Schwanzschild entspricht in
Form und Gröfse dem Kopfschilde, hat eine lange, vielgliederige
Achse und radial gefurchte Seiten.
Die Arten kommen in den ältesten Schichten vor.
0. Bucha Burm. p. 69. tb. 1. f. 2. — Asaphus dilatatm Brünn,
Dalm. Pal. p. 67. tb. 3. f. 1. — As. de Buchii Brongn. Cr. foss. p.
20. pL 2. f. 2. — Park. Org. Rem. III. PL 17. f. 13.
Kopf- und Schwanzschild halbkreisförmig; das erstere mit zu-
gespitzten Hinterecken. Die Schwanzachse enthält nach dem Alter des
Individuums 11 — 17 Glieder. Länge 3 — 5".
Nach Parkinson bei Llanelly; nach Brongniart in einem schwar-
zen Grauwackenkalke von Dynevors-Park.
0. Guettardi Brongn. Cr. foss. p. 28. pl. 3. f. 1. — Br.
Leih. p. 120. tb. 9. f. 19. — Burm. p. 70.
Im schwarzgrauen silurischen Thonschiefer von Angers.
B. Mit einfachem, ziemlich grofsem Schwanz schilde, dessen
Achse aus wenigen Gliedern besteht und kürzer als
der Rumpf ist.
a. Mit acht Rumpfringen.
■\ 12. G. 0 dontopleura Emmr. Acidaspis Murch.?
{döovg^ Zahn; nXivQa, Seite.)
Das Kopfschild ist kürzer als ein Halbkreis; neben dem ziem-
lich gewölbten Kopfbuckel stehen drei kleine Buckel in zwei Rei-
hen; der Gliederungsrand ist breit. Gesichtslinie wie bei Ogygia;
Augen sehr klein. Die acht schmalen, aber stark gewölbten Rumpf-
ringe liegen mit ihren Seitenlappen in einer Ebene; jeder der
letzteren hat eine Querwulst, welche in einem schief nach hinten
gerichteten !Endslachel endet. Schwanzschild mit zweigliederiger
Achse, einer Seitenrippe und grofsen Randstacheln. Die ganze
Oberfläche ist mit regelmäfsig geordneten Höckern bedeckt.
In oberen silurischen Schichten (dem Kalksteine von Wenlock
entsprechend): Eifel, England.
0. ovata Emmr. — Battus tuberculatus Klöden, Verst. d. Mark
Brandenburg, p. 112. tb. 1. f. 16- 2:3. — Burm. p. 72. tb. 2. f. 11. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 11. Kopfschild und die beiden ersten Rumpfringe.
238
KREBSR.
Körper breit- elliplisch , un seinem ganze» Umlange mit dünnen
Stacheln besetzt; Seitenlappen des Rumpfes zweistachelig^, Schwanz-
schild zwölfstachelig:. Länge J".
Das vollständige Exemplar bei Burmeister lag in einem Kalk-
steine, der als Geschiebe in Schlesien gefunden worden ist; die von
Klöden als Battus tuberculafus beschriebenen Kopfbruchstücke jünge-
rer Individuen dieser Art kommen häufig in Kalksteingeschiehen der
Mark vor.
0. elliptica Burm. p. 73. tb. l.'f. 4. — Arges armatus Goldf.
in Act. Ac. Caes, 19. /. tb. 33. f. 1. d. e.
Körper elliptisch; Seitenlappen des Rumpfes oinstachelig, Schwanz-
schild zehnstachelig. Länge
Aus dem Grauwackenkalke der Eifel.
t 13. G. Arges Goldf. (Griech. Myth.)
Kopfschild mit einem hinten in lange Hörner auslaufenden
Rande umgeben; Kopfbuckel hoch angeschwollen, meistens gelappt;
Allgen noch nicht beobachtet; Gesichtslinien gerade, vorn nach bei-
den Seiten divergirend. Rumpf achtgliederig; die Seitenlappen in
Stacheln auslaufend. Schwanzschild mit undeutlich viergliederiger
Achse und stacheligem Rande. (Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 544.)
Die ganze Oberfläche ist fein gekörnelt; auf dem Umfange, wo die
Stacheln entspringen, stehen grofsere Höcker.
A. armatus Goldf. in Act. Ac. Caes. etc. Vol. 19. P. 1. p.
355. tb. 33. f. 1. a. c. — Burm. p. 74.
Im devonischen Grauwackenkalke der Eifel.
b. Mit zehn Rumpfringen.
t 14. G. Bronteus (Brontes) Goldf. Goldius de Kon.
(Griech. Myth.)
Kopfschild flach gewölbt und gerandel; Kopfbuckel stumpf,
dreieckig, vorn bogenförmig abgeschnitten, an der Seile undeut-
lich gelappt und nach hinten sich verengend. Gesichtslinien gerade,
einander parallel, und hinter dem Auge c/^- förmig nach dem Hin-
terrande laufend, den sie in der Mitte der Seitenschilder erreichen.
Rumpfringe gewölbt, gleich breit mit den Seitenlappen. Schwanz-
Bchild grofs, fast kreisrund oder parabolisch, mit kurzer, ein-
gliederiger Achse , von welcher radiale Furchen und Leisten aus-
gehen.
Im devonischen Grauwackenkalke der Eifel und bei Elbers-
reulh im Fichlelgcbirge.
TKILOBITEN.
239
Br. flabellifer Goldf. in Act. Ac. Caes. XIX. 1. p. 361. tb.
33. f. 3. — Br. alutaceus, Br. granulatus Br. flabellifer und Br. in-
termedius Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 549. tb. 6. f. 1 — 4. — Hier-
nach Taf. IX. Fig. 18. Schwanzschild. — Römer, Harzgebirge, p. 37.
tb. 9. f. 1. — Br. radiatus Münsl. — Burm. p. 75. — Arch. u. Vern.
a. a. 0. p. 172.
Die ganze Oberfläche ist granulirt. Schwanzschild parabolisch,
mit fünfzehn Rippen oder vierzehn von denselben eingeschlossenen
Furchen.
In silurischer Grauwacke von Ober-Ludlow; in devonischer von
Devonshire, Elbersreuth, der Eifel und dem Harze, wo Schwanz- und
Kopfschilder häufig gefunden werden, und bei Bogoslowsk.
Br. signatus Phill. — Br. scuber Br. canaliculatus Goldf. u.
Br. sign. Phill., Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 550. tb. 5. f. 4 u. tb. 6.
f. 5 — 7. — ? Römer, Harzgeb. p. 37. tb. 2. 3. — Burm. p. 139.
Die Oberfläche ist glatt oder fein concentrisch gestreift; das
Schwanzschild ist relativ etwas breiter als an der vorigen Art, seine
Rippen sind etwas schmäler, zwischen ihnen erhebt sich oft gegen
den Rand hin noch eine kleinere Rippe, und die mittlere Rippe ist
hinten gespalten.
In devonischer Grauwacke der Eifel, am Winterberge und bei
Grund im Harze, bei Wenlock und Aymestry.
Br. laticauda Wahlb. (Entom. l.) a. a. 0. tb. 2. f. 7. 8. —
Äs. l. Brongn. Cr. foss. pl. 3. f. 8. — Burm. p. 76.
Oberfläche glatt; Schwanzschild mit dreizehn radialen Leisten.
Im weifsen Grauwackenkalke von Osmundsberg in Dalecarlien.
C. Olenidae. Mit einfachem, aber sehr kleinem Schwanz-
schilde, dessen Achse m ehrglied e rig, aber stets viel
kürzer ist als der Rumpf.
t 15. G. Paradoxides Brongn. Olenus div. L Dalm.
(naQudo'iog , wunderbar.)
Kopfschild halbmondförmig, in lange Hörner auslaufend; Kopf-
buckel kolben- oder umgekehrt eiförmig, durch drei Querfurchen
in vier Abschnitte getheilt, deren vorderster sehr grofs ist, und
deren hinterster den Gliederungsrand mit dem Rumpfe bildet. Ge-
sichtslinien ziemlich parallel. Augen länglich mondförmig, flach
gewölbt. Rumpf vielgliederig , mit allmählig nach hinten ver-
schmälerter Achse; Seitenlappen mit einer diagonalen Furche, und
in einer nach hinten gewendeten Spitze endend. Schwanzschild
kreis- oder eirund, mit kurzer gegliederter Achse.
240
KREBt^E.
In sehr alten Grauwackenscliichten in Böhmen, Schweden
und bei Petersburg.
P. bohemicus Boeck, Sternb. , Burm. p. 78. tb. 1. f. 6. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 15. — Etitom. paradoxus L. — Entom. para-
doxissimus Wahlb. a. a. 0. tb. 1. f. 1. — Parad. Tessini Brongn.
Cr. foss. tb. 4. f. 1. — Olenus Tessini Dalm. Pal. tb. 6. f. 3. —
Pat, T. Buckl. Geol. II. tb. 46. f. 8. — Br. Leth. p. 120. tb. 9. f. 16.
— Ol. T. His. Leth. Suec. p. 18. tb. ^. f. 1. — OL pyramidalis,
Ol. latus u. Ol. longicaudatus Zenker, Beitr. z. Naturg. d. Urwelt.
Der mittlere Theil des Kopfschildes ist ziemlich quadratisch;
der Kopfbuckel keulenförmig; die Hinterecken des Kopfschildes ver-
längern sich bis über die Hälfte der Rumpflänge herab. Bei jungen
Individuen {Olenus pyramidalis Zenker und Trilobites gracilis Boeck)
enthält die Rumpfachse 16 — 18, im reiferen Lebensalter hingegen (Tril.
bohemicus Boeck, Sternb., Tr. longicaudatus Zenk., Olenus Tessini var. 1.
Dalm.) 20 Ringe. Länge 1 — 6".
In einer schwarzgrünen Grauwacke Böhmens, bei Horrowic und
Ginec; im Alaunschiefer von Olstrog, Dämmen und Carlsfors in Schweden.
F. spinulo sus Wahlb. (Entom. sp.) a. a. 0. tb. 1. f. 3. —
Brong. Cr. foss, tb. 4. f. 2. 3. — Dalm. Pal. tb. 6. f. 4. — His.
Leth. suec. tb. 4. f. 2. — Burm. p. 80.
Kopfbuckel parabolisch; Hinterecken des Kopfschildes kürzer als
die halbe Länge des Rumpfes; der letztere sechzehnringelig. Länge l''.
Mit voriger Art zusammen, und im Thonschiefer von Angers.
t 16. G. Olenus Burm. Paradoxides und Olenus aut.
(Griech. Myth.)
Kopfschild breiter als bei Paradoxides; Kopfbuckel parabo-
lisch, vorn etwas schmäler als hinten und zugerundet, jeder-
seits mit drei leichten Einschnürungen. Die Augen bilden einen
länglichen Bogen. Die Gesichtslinien laufen oberhalb der Augen
ziemlich parallel, divergiren aber unterhalb derselben. Rumpf-
achse vielgliederig (ob immer 14?), schmäler als die Seiten, de-
ren Lappen in einer kurzen, nach hinten gebogenen Spitze enden.
Schwanzschild breit, vorn gerade, hinten bogig oder stumpfwin-
kelig dreiseitig, mit deutlich gegliederter Achse.
Die Arten kommen in alten Grauwackenbildungen mit der
vorigen Gattung zusammen vor.
0. gibbosus Wahl. (Entom. g) a. a. 0. p. 39. tb. 1. f. 4.
Par. g. Brongn. Cr. foss. p. 35. tb. 3. f 6. — His. Leth. p. 19.
tb. 4. f 3. — Burm. p. 81. Ib. 3. f. 9.
TRILOBITEN.
241
Kopfschild zwischen dem vorderen Ende des Kopfbuckels und
der Gesichtslinie durch eine quere Wulst ausgezeichnet; Rumpfachse
mit vierzehn, Schwanzachse mit fünf Ringen. Länge l".
Die Kopfschilder junger Individuen (Taf. IX. Fig. 16. nach ßurm.
tb. 5. f. 8.) umfassen, nach Burmeister p. 56, zum Theil die von
Dalman als Battus und von Brongniart als Agnostus beschriebenen
Schilder.
Sehr häufig im Alaunschiefer und Stinksteine von Andrarum.
0. forficula Sars, Burm. p. 82.
In einem kalkhaltigen, schwarzgrauen Alaunschiefer von Rusielök-
bacjien bei Christiania.
0. scarabaeoides Bromel, Wahlb. (Ent. sc.) a. a. 0. tb. 1.
f. 2. — Par. sc. Brongn. Cr. foss. tb. 3. f. 5. — Burm. p. 83.
Die Jugendform dieser Trilobiten ist, nach Burmeister p. 56.
tb. 5. f. 5. 6. u. hiernach Taf. IX. Fig. 17, ein Agnostus Brongn.
{Battus Dalm.).
Im Alaunschiefer von Andrarum.
2. Campylopleuri. Die Seitenlappen der Rumpfringe biegen sich von
der Mitte an abwärts und schliefsen mit einem bogig abgerundeten Ende.
Auf ihrer Fläche sind sie der ganzen Länge nach gefurcht.
t 17. G. Conocephalus Zenker, {xwvog^ Kegel; xecpaXtj, Kopf.)
Kopfschild halbmondförmig, mit ringsum aufgeworfenem Rande;
der innere ist nur wenig gebogen. Der Kopfbuckel wird nach
vorn schmäler und ist jederseits durch drei Einschnitte in vier
Lappen getheilt. Die kleinen Augen stehen entweder neben den
vorderen Ecken des Kopfbuckels oder auf der Mitte der Seiten.
Die Gesichtslinien convergiren von vorn bis zu den Augen, und
divergiren von hier bis zu der in einen Stachel ausgezogenen
Hinterecke des Kopfschildes. Die Achse des vierzehngliederigen
Rumpfes ist hoch gewölbt und von den breiteren Seitenlappen
durch eine tiefe Furche getrennt; Schwanzschild kreisabschnitt-
ähnlich, mit fünfgliederiger Achse und schwachen Seitenfurchen.
In der Grauwacke Böhmens von Ginec.
C. Sulzeri Kinsky, Schlotli., Bronn Leth. p. 121. tb. 9. f. 15.
— Conoc. costatus Zank. Beitr. tb. 5. f. G — K. — Burm. p. 86. tb. 1.
f. 10. — Hiernach Taf. IX. Fig. 12. Kopfschild.
Die Augen stehen neben dem vorderen Ende des Kopfbuckels.
Länge 1^ — 2".
C striatus Emmr. — Burm. p. 86. tb. 1. f. 9.
Die Augen stehen in der Mitte der Seitenschilder. Länge \\ — 2''.
Geinitz, Versteineruugskunde, 16
242 KBKBSE.
t 18. G. Ellipsocephalus Zenk. (llXeixpigy Ellipse;
xecfaXf), Kopf.)
Kopfschild halbkreisförmig, ohne verlängerte Ecken, und
äufserlich ohne erhabenen Vorderrand. Der Kopfbuckel ist flach
gewölbt, nur durch eine leichte Vertiefung von dem übrigen Theile
des Schildes und von dem Gliederungsrande getrennt. Augen läng-
lich mondförmig, sehr schmal und nach aufsen gerückt. Die kurzen
Gesichtslinien convergiren ein wenig bis zu den Augen, und di-
vergiren von diesen nach hinten. Rumpfachse zwölfgliederig, flach
gewölbt und ziemlich so breit als die Seiten. Schwanzschild klein,
eiaem kurzen Kreisabschnitte gleichend.
Die einzige bekannte Art ist:
E. Hoffii Schloth., Sternb., Bronn Leth. p. 122. tb. 9. f. 18.
— E. ambiguus Zenk. a. a. 0. — Burm. p. 87. tb. 1. f. 8. — Taf.
IX. Fig. 13 u. 14.
In der alten Grauwacke von Ginee in Böhmen.
. t 19. G. Harpes Goldf. (Griech. Myth.)
Kopfschild sehr grofs und hufeisenartig, mit breitem, flachem
Aufsenrande und langgezogenen Hinterecken. Der stark gewölbte,
ovale Kopfbuckel ist hinten verengt und hier mit zwei elliptischen
Seitenlappen verziert. Augen klein und neben der vorderen Hälfte
des Kopfbuckels. Rumpf vielgliederig (über 20 Glieder), mit
hoch gewölbter Achse, welche die Breite der Seitenlappen hat.
Schwanzschild noch nicht beobachtet.
H. ungula Sternb. — Harpes speciosus Münst. u. H. macroce-
phalus Goldf. in Act. Ac. Caes. XIX. 1. p. 359. tb. 33. f. 2. — Burm.
p. 88. tb. 1. f. 11. — Arch. u. Vern. a. a. 0. p. 172.
Der breite vordere Rand des Kopfschildes ist punktirt.
In devonischer Grauwacke von Elbersreuth, der Eifel, Ober-
scheld im Nassauischen, und Barton.
c. Lophyropoda,
Bewegungsorgane gleichförmig und blofs zum Rudern geeig-
net, aber gegliederte Flossenfüfse. Sie haben ein Paar wirk-
liche Kiefern und ein bis drei Paar accessorische Mundtheile,
wie die Phyllopoden. Ihre Füfse sind nicht zahlreich, zwei- bis
dreigliederig, einfach oder gespalten und mit langen Flossenbor-
sten versehen. Die Grundzahl der Brustkastenringe ist drei bis
neun.
I-OPHYROPOUEN.
243
Von ihnen kommen nur die Miischelkrebse oder Ostracoda
fossil vor. Sie unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der
Lophyropoden durch eine grofse zweiklappige Schaale, einfache
Augen, kurze Fühler und einen ungegliederten Hinterleib.
1. G. Cypris Müller. (xvnQig^ Griech. Myth.)
Eine zweiklappige hornige ^chaale ist mit dem Thiere am
Rücken verbunden. Vor dem Munde stehen zwei Fufspaare, von
welchen das erste fühlerförmig, vielgliederig und, wie das zweite
drcigliederige, mit langen Borsten besetzt ist; das dritte und vierte
sehr klein, das fünfte und sechste zum Anklammern geschickt,
ohne Flossenborsten, jenes aber mit einer Kieme versehen. (Bur-
meister, Handb. d. Naturgesch. p. 556.)
Cytherea (Cythere) Müll., Cytherina Aut. unterscheidet
sich von der Süfswassergattung Cypris Müll, fast nur durch ihr
Vorkommen im Meere.
Bean erwähnt eine Cypris^ C. arcuata B., aus der Kohlen-
formation von Newcastle ; de Köninck beschreibt Cythere Phil-
lipsiana (de Kon. descr. d. an. foss. p. 585. ib. 52. f. 1.) aus
dem Kohlenkalke von Vise in Belgien und, Bolland in Yorkshire.
Die als Cypris bezeichneten Arten kommen in gröfster Menge in
der Wälderformation und der Tertiärformation vor, wo sie bis-
weilen ganze Schichten erfüllen; die zu Cytherina gerechneten be-
ginnen eigentlich erst mit dem Kreidegebirge. Von Letzteren
wurden durch Römer '''') und Reufs '■•'■■'"■••') elf Arten bekannt, wel-
che meistens im Plüner gefunden werden.
a. Cypris.
C. V aldensis Fitton Obsermt. on some of the strata between
the Chalk and Oxford Clay. London, 1836. PL 21. f. 1. — Taf. VIII.
Fig. 19. a. b. — Nach Sowerby , Blin. Conch. PL 485. f. 3. 4. (C.
Faba). — Br. Leth. tb. 27. f. 24. b. c.
Länglich eiförmig, stark gewölbt, fein punktirt; der untere Rand
ist etwas concav und macht an dem einen Ende einen kleinen rund-
lichen Vorsprung. Der Rand, an welchem die Schaalen zusammen-
stofsen, ist convex und zwischen beiden Schaalen etwas ausgehöhlt.
i — lang.
L. Br. J. 1838. p. 495.
*♦) Verst. d. norddeutsch. Kreidegebirges.
**♦) Verst. d. böhm. Kreideformation.
16^
244
KREBSE.
In grofser Menge überall in der ganzen Wealdenformation Eng-
lands mit mehreren anderen, zum Theil höckerigen '••') Arten dieser
Gattung, verbreitet.
C. Faha Desm. Cr. foss. tb. 11. f. 8. Br. Leth. tb. 36. f. 11.
Der vorigen Art sehr ähnlich, doch etwas schmäler und glatt.
Häufig in tertiären Schichten am Puy-de-D6me.
Unter diesem Namen werden gewöhnlich die kleinen glatten Ar-
ten von Cypris aus tertiären Süfswassergebilden bezeichnet, welche
Desmarest's Art mehr oder weniger gleichen.
b. Cytherina.
C. suhdeltoidea Münst. in L. Br. J. 1830. p. 64. — Taf. VIII.
Fig. 21. — Röm. Kr. p. 105. tb. rS. f. 22. — Reufs, Böhm. Kr. p. 16.
tb. 5. f. 38.
Diese im Pläner, besonders im Plänerkalke von Sachsen und
Böhmen sehr gewöhnliche Art wird ^ — l'" lang, ist eirund — oder
breit eirund — dreiseitig, stark gewölbt, glatt, und läuft an dem einen
Ende in einen spitzen Schnabel aus.
C. ovata Röm. Kr. p. 104. tb. J6. f. 16. — Reufs, Böhm. Kr.
p. 16. tb. 5. f. 35.
\"' lang, breit eiförmig, gleichseitig, mäfsig gewölbt, an dem
breiten Ende am flachsten, glatt und glänzend. (Reufs.)
Nicht selten im Plänerkalke von Böhmen und Sachsen; im Plä-
nermergel von Lemförde.
Die Cytherinen aus den tertiären Ablagerungen von Paris,
Castellarquato, Palermo, Dax und dem nordwestlichen Deutschland
beschrieb Römer in einer Monographie: „die Cytherinen des Mo-
lassegebirges" (L. Br. Jahrb. 1838. p. 514. tb. 6.), und in dem
tertiären Steinsalzgebirge von Wieliczka wurden durch Philippi
drei neue Arten dieser Gattung entdeckt. (L. Br. Jahrb. 1843.
p. 569.)
2. G.? Cypridina M. Edw. •)•
Eine zwei- und gleichklappigc Schaale ist mit dem Thiere
am Rücken verbunden. Auf jeder dieser Schaalen erhebt sich in
*) Vergl. Fitton, observ. etc. PL 21.
**) Nach Burmeister ist es überhaupt noch sehr zweifelhaft, ob Cypri-
dina, Cyprella und Cypridella Krebse sind.
Dasselbe gilt auch für den auf Taf. VIII. Fig. 20. a. b. c. abgebildeten
Körper, welchen ich bisher den Krebsen zurechnete, welcher aber, nach
Burmeister, vielleicht ein Samenkorn ist. Die dicke, fein gekörnelte Schaale
LOPHYROPODEN.
245
oder oberhalb der Mitte ein dem Auge des Thieres entsprechen-
der Höcker, durch welchen sich diese Gattung von Cypris un-
terscheidet.
C. Edwardsiana, C. annulata und C. concentrica de
Köninck (descr. d. an. foss. p. 587. u. 588. tb. 52. f, 2. 3. 4. 5.),
kommen in dem Kohlenkalke von Vise vor; die einzige lebende Art
gehört dem indischen Ocean an.
i 3. G.? Cyprella de Kon.
Die zweiklappige Schaale ist unten zugespitzt, oben schna-
belförmig und hat eine dreieckige Oeffnung. Ein hervorstehender
Höcker auf jeder Seite entspricht den Augen.
C. chrysalidea de Kon. {descr. d. an. foss. j». 589. 52.
f. 6.), aus dem Kohlenkalke von Vise, ist die einzige bekannte Art.
i 4. G.? Cypridella de Kon.
Schaale kugelig, nicht gegliedert, an beiden Seiten mit zwei
vorragenden, einander gegenüberstehenden Augenhöckern, und zwei
Oeifnungen, von denen die hintere kreisförmig ist, die vordere
aber eine quere, bogenförmige Linie bildet.
C. er u data de Kon. (descr. d. an. foss. p. 590. tb. 52. f. 7.),
aus dem Kohlenkalke von Vise, welche durch zwei sich rechtwinkelig
schneidende Furchen sich auszeichnet, ist die einzige bekannte Art.
dieses über 2'" langen Körpers ist, von aufsen gesehen, elliptisch und endet
vorn in einer spitzen Ecke. Der ganze Körper ist stark seitlich zusammen-
gedrückt und die beiden Seiten hängen als breite, gerundete Lappen herab,
ähnlich wie an dem Panzer einiger Macruren, wozu aber der Panzer zu
dick wäre. Längs der Mitte der inneren Fläche läuft eine tiefe und breite
Längsfurche, welche nach dem spitzen Ende zu von zwei anderen Furchen
eingefafst wird. (In der Zeichnung b. sind diese Furchen von der mittleren
nicht geschieden.)
Hält man, mit Burmeister, die versteinerte Masse für ein calcinirtes
Albumen, dessen Aufsenfläche wie die Testa granulirt war, so würde die
Hauptfurche für die Stelle zu halten sein, in welcher der bereits ausge-
wachsene und verloren gegangene Embryo lag. Die Herren Schlechtendahl
und Reichenbach halten diese Ansicht allerdings für möglich, wenn auch
eben nicht für wahrscheinlich, und es ist einige Aehnlichkeit dieses Kör-
pers mit dem Samen von Lucuma mammosum von Mexico nicht zu ver-
kennen; bei der grofsen Armuth aber an Vegetabilien im Plänerkalke von
Strehlen, welchem dieser Körper entnommen wurde, müssen sich gegen die
vegetabilische Natur dieses Körpers schon einige Bedenken einstellen.
246
KREBSE.
4. Ordu. JProthesmia. Haftkrebise«
Sie haben im reifen Lebensalter gewöhnlich keinen Kopf,
insofern das Vorderende des Leibes nur etwas verdickt und ab-
g-erundet ist und an ihm keine Sinnesorgane bemerkbar werden.
Wenigstens sind alsdann keine Augen vorhanden. Wo die Zahl
der Brustkastenringe deutlich nachzuweisen ist , beti'ägt dieselbe
sechs. Der Hinterleib fehlt oder hat keine Bewegungsorgane.
(Burmeister.)
Aus dieser Ordnung sind bis jetzt nur die Rankenfüfser (fiir-
ripedid) im fossilen Zustande bekannt. Aufserdem gehören zu ihr
aber noch die Schmarotzerkrebse {SipJionostoma) und, nach Bur-
meister, auch die mikroskopischen Räderthiere {Rotatoriä).
Cirripedia, (statt Cirrhopodd), Rankenfüfser.
Diese Thiere, welche meistens in dicken, kalkigen, aus meh-
reren Stücken gebildeten Schaalen stecken und damit unbeweglich
angeheftet sind, verdanken ihren Namen den sechs Paar geglie-
derten, rankenförmigen Bewegungsorganen ihres Rumpfes. Kopf
und Hinterleib fehlen. Der Mund ist in der Schaale nach unten,
der After nach oben gekehrt.
Die lebenden Cirripedien sind alle Meeresbewohner.
1. G. Pollicipes Lam. Fufsklaue. Anatifera etc. Gray.
(polleXj Daumen; pes^ Fufs.)
Das kalkige Gehäuse, welches von einem langen, lederartigen
Stiele getragen wird, besteht aus fünf Hauptschaalenstücken und
mehreren kleineren Stücken an der Basis.
Die Anordnung dieser Schaalen ist (Taf. IX. Fig. 20.) aus
der idealen Zeichnung von Pollicipes Eausmamd Dunker und Koch''")
ersichtlich, in welcher a. die unpaarige hintere Rand- oder Rücken-
schaale, b. die beiden gröfseren hinteren Seitenschaalen, und c.
die beiden vorderen Seitenschaalen bezeichnet.
P. radial US Dunk. u. Koch, norddeutsch. Ool. p. 35, aus dem
unteren Oohlh bei Holtensen, scheint die älteste Art dieser Gattung
zu sein.
Häufiger kommen die Pollicipeden im Kreidegebirge und in
tertiären Schichten ^vor, P. cornucopiae Leach im Mittelmeere und
P. Mitella im chinesischen Meere vertreten diese Gattung noch
in der jetzigen Welt.
*) Be tr. z. Keniitn. de.« norddeutschen Oolithengeb. Braunschweig, 1837.
CIRRIPEDIE?».
247
F. Hausmanni Dunk. u. Koch, norddeutsch. Oolith. p. 52.
tb. 6. f. 6. — Hiernach Taf. IX. Fig. 20. 21.
Rückenschaale (Fig. 20. a. u. 21.) dreiseitig pyramidal, mit brei-
tem, stumpfem Kiele; hintere Seitenschaalen (b.) rhomboidisch, vorn
mit ein bis zwei schmalen Längsfalten; vordere Seitenschaalen (c.)
schief dreieckig, etwas gewölbt und mehrentheils mit Längslinien,
welche die stärkeren, oft wellenförmigen queren Zuwachsstreifen durch-
schneiden.
Im Hilsthone, des EUigser Brinkes, welches, nach Römer, die
unterste Bildung der Kreideformation in Deutschland ist.
F. Bronnii Rom. Kreide, tb. 16. f. 8. — Taf. IX. Fig. 22.
— Belemniten- Schnabel. Nilss. Petr. Suec. tb. 2. f. 1. 2; His. Leth.
Suec. tb. 30. f. 2; Br. Leth. tb. 32. f. 16; Gein. Char. tb. 14. f. 9.
— Anatifera Nilssoni Steenstrupp (L. Br. J. 1843. p. 864.). — Reufs,
Böhm. Kr. tb. 5. f. 40. 41; tb. 12. f. 4.
Rückenschaale (Fig. 22.), welche zur Zeit noch allein gekannt
ist, dreiseitig pyramidal, oben zugespitzt und etwas nach vorn ge-
bogen. , Längs der Mitte läuft eine scharfe Kante herab , welche die-
selbe in zwei dachförmige Flächen scheidet. Diese lassen feine Quer-
linien erkennen, welche den unteren, an der Mittelkanle unter einem
stumpfen oder rechten Winkel zusammenstofsenden Kanten parallel laufen.
Im Hilsconglomerat bei Essen, im Plänerkalke von Sachsen und
Böhmen, in ähnlichen Bildungen an vielen Orten in Schweden, im
Petersberge bei Mastrichl.
F. gl ab er Rom. Kr. p. 104. Ib. 16. f. 11. — ? F. gracilis Rom.
Kr. p. 104. tb. 16. f. 14; Gein. Char. p. 65. tb. 17. f. 16 — 18. —
Reufs, Böhm. Kr. p. 17. tb. 5. f. 45 — 49; tb. 13. f. 86 — 91.
„Rückenschaale lang keilförmig, vorwärts gar nicht übergebogen,
gewölbt, in der Mitte gekielt, an den Seiten gewölbt; Mitteischaalen
rhombisch, in der Mille am breitesten, etwas breiter als hoch, in
der Milte gekantet, neben dem oberen vorderen Rande mit flacher
Furche; vordere paarige Schaalen schinkenförmig, gewölbt, vorn mit
zwei schwachen Längskanten; alle Schaalen sind ziemlich dünn und
fein quergestreift, nur die vorderen zeigen auch feine ausstrahlende
Streifen.'' (Römer.)
Im Kreidemergel am Lindner Berge bei Hannover, im Plänermergel
und Plänerkalke von Sachsen und Böhmen nicht selten.
F. radiatus Sow. b. Fitton, observ. on some of the strata
betw. the Chalk and Oxford -Ool. tb. 11. f. 6. — Rom. Kr. Ib. 16.
f. 13. — Reufs, Böhm. Kr. Ib. 5. f. 42.
248
KREBSE.
Fitton und Römer bilden rhombische , Reufs dreiseitige Seiten-
schaalen ab, von deren Spitze scharfe, divergirende Linien nach un-
ten strahlen.
Es ist zweifelhaft, ob diese Schaalen aus dem unteren Griin-
sande Englands , dem Hilsthone bei Bredenbeck und dem Plänerkalke
von Hundorf in Böhmen zu einer Art gehören, jedenfalls scheinen sie
von P. radiatus aus dem unteren Oolithe verschieden zu sein.
Viele Arten dieser Gattung sind überhaupt nur nach Seitenschaa-
len, andere nur nach Rückenschaalen bestimmt worden, so dafs sich
später auch wohl hier zeigen wird, dafs die grofse Anzahl der Arten
verringert werden müsse.
Mehrere andere Arten aus der Kreideformation, welche Steen-
strup in der Isis 1841 Sowerby bei Fitton, Römer, Reufs a.
a. 0. bekannt machen, so wie P. angustatus Gein. mufsten
hier übergangen werden.
P. atitiquus nennt Michelotti eine Art aus den mittlen tertiären
Bildungen bei Turin. (L. Br. J. 1840. p. 742.)
P. carinatus Philippi (L. Br. J. 1835. p. 512. tb. 4. f. 3 — 9.)
wurde im Tertiärkalke von Tremonti bei Messina entdeckt.
t 2. G. Lorica Sow. jun. (lorica^ Panzer.)
L. pulchella Sow., aus der oberen Kreide bei Rochester, ist
nach Bronn (L. Br. J. 1844. p. 384.) ein Mittelding zwischen gestiel-
ten und sitzenden Cirripedien.
3. G. Baianus Lam. Seetulpe. Seeeichel, (ßulavog^ Eichel.)
Die tulpenförmige Schaale der Balanen besteht aus sechs
dreieckigen Kalkschaalen, welche zu einem abgestutzten Kegel fest
vereinigt sind. Dieser sitzt mit einer runden Bodenscheibe fest,
und seine obere ovale Oeffnung wird durch vier bewegliche Deckel-
klappen geschlossen. Eine höchst genaue Schilderung der Bala-
nen verdanken wir Bronn in den Ergebnissen seiner Reisen in
Italien, Bd. 2. p. 486 u. f., und in der Lethaea geognostica p.
1151 u. f.
Die Thiere, welche von diesen Schaalen eingeschlossen sind,
wohnen, nach Bronn, am Rande des Meeres theils beständig un-
ter Wasser, theils zeitweise in der Luft, innerlich mit einem Vor-
rathe von Wasser versehen. Sie sitzen an Felsen oder anderen
♦) L. Br. J. 1843. p. 863 u. 864.
*♦) Nachtrag zur Charakteristik u. s. w. p. 7. tb. 4. f. 10.
CIRRIPEUIEN.
249
Körpern. Ihre zahlreichen Arten gehören hauptsächlich den jünge-
ren tertiären Schichten und der jetzigen Schöpfung an.
Petzholdt *) entdeckte den Balanen höchst ähnliche Körper
in dem Schieferthone der Pottschappeler Steinkohlenformation bei
Dresden. Römer führt einen kleinen Baianus aus dem Hilscon-
glomerate von Essen an (Rom. Kr. p. 129.); ^hr vereinzelt er-
scheinen die Balanen im Grobkalke, häufiger werden sie erst in
der jüngeren Tertiärformation mit der Molasse, dem Crag und
den Subapenninengebilden, welche letzteren sie besonders zu cha-
rakterisiren scheiaen.
Einige Arten leben gesellig, wie die auf Taf. IX. Fig. 19.
abgebildeten Balanen, welche man häufig zu Maigen bei Eggen-
burg in Niederösterreich auf Ostreen aufsitzend findet, andere le-
ben einzeln.
Die Eggenburger Balanen, welche ich Herrn Professor v. Hol-
ger verdanke, erreichen die Höhe von 2" und zeichnen sich beson-
ders durch einen nach unten kegelförmig verlängerten Boden aus. Die
einzelnen Klappen, welche den abgestutzten Kegel bilden, haben auf
ihrer Oberfläche viele unregelmäfsige , stumpfe Längsrippen, welche
unter der äufseren Oberfläche scharfe Lamellen und tiefe Furchen da-
zwischen bilden. Die innere Fläche ist quer gestreift, Sie scheinen
eine noch nicht benannte Art zu bilden, und in diesem Falle würde
ich den Namen B. Holgeri vorschlagen.
Aufser einigen von Bronn in der Lethaea beschriebenen Ar-
ten wurden die Balanen aus den jüngeren tertiären Meerwasser-
gebilden Deutschlands durch Münster bekannt.
Anhang.
t Cyclus de Köninck (descr. des anim. foss. p. 591.), mit
zwei Arten aus dem Kohlenkalke von Vise und Tournay, hat im
Systeme noch gar keine Stellung und ist, nach Burmeister, viel-
leicht der Abdruck eines Cephalothorax von der Innenseite, in
welchem Falle er eher einem Arachnoiden als einem Crustaceum
angehören könnte.
VIII. Klasse. Kermes. Würmer.
Gliederthiere mit langgestrecktem Körper, welcher aus mehr
oder weniger deutlich abgesetzten, gleichen Körperringeln zusam-
*) Additamcnta ad Saxoniae Palaeologiam, 1841. th. 1 ; L. Br. J. 1842. p. 402.
*♦) Beitr. z. Petr. Hft. 3. p. 27. tb. 7.
250
WL'RiMKR.
mengesetzl ist. Die Bewegungsorgane sind ungegliedert und sitzen
theils an einigen, theils an allen Ringen, oder fehlen.
Fossile Würmer sind bis jetzt nur aus der Ordnung der
Annulaten mit Sicherheit nachgewiesen worden.
Annulata^ Annelides. Rundwürmer,
Rotliwürmer.
Der Lumbricarien, in welchen Münster Würmer zu erblicken
glaubte, welche der Gattung L\imbricus L., dem Regenwurme, ver-
wandt wären, geschah schon unter den Fischen Erwähnung,
da dieselben von Agassiz für die Därme von Leptolepis und Thris-
sops erklärt worden sind.
In dem fünften Hefte der Beiträge zur Versteinerungskunde
beschreibt Münster (p. 98.) ein wurmartiges Fossil aus dem Jura-
schiefer von Kelheim, welches er, wegen oberflächlicher Aehn-
lichkeit mit Hirudo^ dem Blutegel, Hirudella angusta nennt.
Bestimmt läfst sich in der Vorwelt nur das Vorhandensein
der Röhrenwürmer erkennen, da die kalkige oder aus verkit-
tetem Sande gebildete Röhre, in welcher dieselben eingeschlossen
waren , sich zur Erhaltung im fossilen Zustande wohl eignete.
1. G. Serpula L. Wurmröhre. Serpula^ Spinorbis^
Vermilia und Galeolaria Lam.
"Das cylindrische, entweder stielrunde oder flachgedrückte
Thier wird von einer hinten (am Anfange) geschlossenen , vorn
(am Ende) off'enen Kalkröhre eingehüllt, welche sich von dem
spitzen Anfange an sehr allmählig nach dem off'enen Ende hin er-
weitert, mehr oder weniger gebogen und gewunden und, theils
einzeln, theils mit mehreren vereint, auf anderen Körpern auf-
gewachsen ist.
Auf ihrer inneren Fläche sind diese Röhren stielrund oder
gerundet, und glatt, auf ihrer äufseren aber häufiger prismatisch
und kantig als cylindrisch, nicht selten höckerig und durch Wachs-
thumsschichten quer gestreift.
♦) S. Coiolithen, p. 149.
**) Nur an einigen Individuen, welche auf Inoceramus Jironp^niarti auf-
sitzen, und wahr^;cheinlich zu S. deprcssa Goldfufs (Petr. tb. 20. f. 6.) ge-
hören, glaube ich das in Kalk verwandelte Thier selbst erkennen zu müssen,
an welchem indessen eine Gliederung nicht bemerkbar ist. Dieselben Indi-
viduen zeigen durch quere, blätterige Zuwachsschichten auch »ehr deutlich
die Art des Wachsthums jener Kalkröhren.
■d
RUNDWLRMB«.
251
Stellenweise Anscliwellungen der Röhren, welche in einigen
Arten bisweilen bemerkt werden, scheinen auch Verdickungen einzel-
ner Ringe des Thieres zu entsprechen.
Zahlreiche Arten von Serpein kommen in allen Formationen,
welche überhaupt Versteinerungen führen, vor, und werden noch
lebend in den jetzigen Meeren gefunden.
VortrelFliche Abbildungen und Beschreibungen der wichtig-
sten fossilen Arten finden sich in dem ersten Theile von Gold-
fufs's Fetrefacla Germaniae^ Düsseldorf, 1826 — 1833.
S. gordialis y. Schlotheim. — Taf. XVI. Fig. 20. 21. 22. —
S. Plexus Sow. Min. Conch. tb. 598. f. 1. — Goldf. Pelr. I. p. 234
u. 240. tb. 68. f. 8; tb. 71. f. 4. — Gein. Char. p. 65. tb. 22.
f. 7 — 11. — Reufs, Böhm. Kr. p. 19.
Glatte und runde, fadenförmige Röhren von -g- — l'^' Dicke, wel-
che theils schlangenförmig, theils spiralförmig in einer Ebene oder
über einander gewunden sind, oder auch knäuelartige Durchschling-
ungen bilden.
Nach Goldfufs im mittleren Jura bei Streitberg, Nettheim, Hei-
denheim und in der Walkererde bei Buxweiler; auch fast in allen
Schichten der Kreideformation. lieber dem Quadersandsteine, von Ban-
newitz und Welschhufa bei Dresden ist eine, dem unteren Pläner ent-
sprechende Sandschicht von ihnen ganz erfüllt, im Plänermergel von
Sachsen sind sie in glauconithaltigen Kalkknollen gewöhnlich, und die
im Plänerkalke bei Strehlen häufig auf Muscheln und Seeigeln auf-
sitzenden Serpein gleichen am mehrsten den Abbildungen in Fig 21
u. 22. Goldfufs citirt diese Serpula aus der Kreide und dem Grün-
sande von Münster, Paderborn, Essen, Osnabrück, Mastricht, Regens-
burg und England.
S. spirographis Goldf. (Petr. I. p. 239. tb. 70. f. 17.), S. par-
mla Münst. (Goldf. Petr. I. p. 239. tb. 70. f. 18.) und S. implicata
V. Hagenow (L. Br. Jahrb. 1840. p. 668. tb. 9. f. 17.) möchte ich
wieder mit S. gordialis Schi, vereint wissen.
S. valvata Goldf. I. p. 225. tb. 67. f. 4. Hiernach Taf. XVI.
Fig. 23.' In natürlicher Gröfse und vergröfsert.
Die glatte, rundliche Schaale macht zwei spiralförmige Umgänge,
welche an Dicke schnell zunehmen und mit schief abgeschnittener
Mündung enden.
Auf Conchylien des Muschelkalkes von Bayreuth und Jena.
S. lumbilicata v. Hag. in L. Br. Jahrb. 1840. .p. 666. — Taf.
XVI. Fig. 24. a. 6. c.
252
wCrmer.
Vier bis fünf gewölbte, scheibenförmig aufgerollte und mit ein-
ander verwachsene Umgänge sind mit der einen ganzen Fläche auf-
gewachsen und bilden auf der anderen einen liefen Nabel. Längs
des äufseren Randes (Rückens) der Windung läuft eine Furche.
Im Plänerkalke von Strehlen und in der Kreide von Rügen.
S. Rotula Goldf. I. p. 237. tb. 70. f. 7. — Reufs, Böhm. Kreide-
verst. p. 18. Ib. 13. f. 94.
An Gestalt und Gröfse der vorigen ähnlich, jedoch nicht mit
der ganzen Fläche aufgewachsen, mit scharf gekieltem Rücken und
jederseits mit einer Seitenfurche.
Aus dem Grünsande von Regensburg und im Plänerkalke bei
Bilin in Böhmen.
S. septemsulcata Reich. — Taf. XVI. Fig. 18. a. b. c, —
Gein. Char. p. 66. tb. 22. f. 6.
Die dicke, durch sieben hohe Längskiele und diesen entspre-
chende Zwischenfurchen ausgezeichnete Schaala ist regelmäfsig halbkreis-
förmig gekrümmt, und nimmt an Dicke allmählig zu. Der runden
inneren Höhlung entsprechen die stielrunden Steinkerne dieser Röhren.
Im unteren Quader (Bannewitz) und unteren Pläner von Sachsen
nicht selten.
Eine ähnliche Art ist S. heptagona v. Hag. (L. Br. Jahrb.
1844. p. 669.); S. sexsulcata Münst. (Goldf. P. L p. 238 tb. 70.
f. 13.) unterscheidet sich aber von S. septemsulcata durch das Vor-
handensein von nur sechs Kielen. Letztere Art stammt aus einer
kalkigen Schicht über dem Eisensande von Amberg und ist jurassisch.
S. tri angularis Münst. — Taf. XVL Fig. 19. a. b. — Goldf.
P. I. p. 236. tb. 70. f. 4. — Gein. Kiesl. p. 7. tb. 4. f. 15.
Schlangenförmig gebogen, dreiseitig, mit der ganzen Bauchseite
und einem Saume aufgewachsen. Seiten gewölbt, mit feinen Anwachs-
linien; Rücken scharf, oft faltig gekielt. Zu beiden Seiten des Kieles
läuft eine schwache Furche. Nicht selten verdickt sich die Schaale
zu unregelmäfsigen Ringen.
S. lophioda Goldf. Petr. I. p. 234. tb. 120. f. 2.
Mit schwächerem, nur linsenförmigem Kiele.
S. Trachinus Goldf. Petr. I. p. 233. tb. 120. f. 1.
Mit höherem, gekräuseltem Kiele, welcher aber vorn verschwindet
und hier einer Furche Platz macht.
S. laevis Goldf. Petr. I. p. 236. tb. 170. f. 3.
Ohne deutlichen Kiel und ohne Furche, und mit gewölbteren Seiten.
Es scheinen diese drei Arten, so wie auch S. carinella Sow.
{Min. C. tb. 598. f. 2.), nur Varietäten von S. triamjularis zu sein,
rünüwCrmer.
253
und sie gehören sämmtlich dem Grünsande Westphalens und dem Plä-
nerkalke von Strehlen bei Dresden an.
S. carinella bildet Sowerby aus dem Grünsande von Blackdown ab.
S. filiformis Sow. — Fitton, observ. on the str, etc. PI. 16.
f. 2. — Taf. XVI. Fig. 25. — Parkins. Org. rem. PL 7. f. 2. —
S. socialis Goldf. Petr. I. p. 233. tb. 69. f. 12. — Reufs, böhm. Kr.
tb. 5. f. 26,
Die langen, dünn fadenförmigen und glatten, bald rundlichen,
bald mehr kantigen Röhren liegen bündeiförmig beisammen, sind mit
einander verwachsen und verschlingen sich in einander.
Schon im jüngeren Uebergangskalke der Eifel, häufiger aber in
den baierischen und schwäbischen Oolithen und in der Walkererde zu
Navenne und Vesul kommen, nach Goldfufs, Formen vor, welche die-
ser Art zugeschrieben werden können, vorzugsweise gehört dieselbe dem
Grünsande, und zwar den Schichten desselben an, welche dem unteren
Pläner von Sachsen oder den unmittelbar darunter liegenden oberen
Schichten des unteren Quaders entsprechen. Kieslingswalda in der
Grafschaft Glatz, die von Reufs für diese Art angeführten Fundorte,
so wie auch Kreibitz in Böhmen, Quedlinburg, Regensburg und Black-
down, von welchen Orten man diese Serpein kennt, gehören gerade
in diese Region der Kreideformation.
2. G. Terehella Lara.
Die noch an den Küsten lebenden Terebellen bauen sich zu
ihrer Wohnung eine lange, cylindrische, sich allmählig erweiternde
Röhre, welche sie aus verschiedenartigen kleinen Körpern zusam-
menkitten.
T. lapilloides Münst., aus dem Jurakalke von Streitberg, ist,
nach Bronn (Leth. p. 473. tb. 27. f. 19; Goldf., Petr. I. p. 242. tb. 71.
f. 16.), die einzige fossile Art dieser Gattung.
4
C. Gastrozoa. Myxozoa. Bauchthiere oder
Schleimthiere.
Kein symmetrisches inneres Knochengerüst, keine symmetrische
Anordnung der Bewegungsorgane ist in der dritten Hauptgruppe
des Thierreiches zu finden, und den meisten Schleimthieren fehlt
sogar auch der Kopf mit den Sinnesorganen. Ihr Leib ist ein
blofser, bald mehr rundlicher, bald flacher, scheibenförmiger, bald
auch länglicher, aber stets ungegliederter Sack, in welchem die
oft sehr vollkommen entwickelten Verdauungs- und Fortpflanzungs-
organe stecken. Bisweilen finden sich an ihm einige oder viele
regelmäfsige Ausstrahlungen, welche entweder ungegliedert sind,
0(]er aus einer zahllosen Menge von Gliedern bestehen; in der
Anzahl dieser Ausstrahlungen aber sieht man gewöhnlich die Zah-
len fünf oder vier vorwalten. Bei den sack- und röhrenförmigen
Bauchthieren liegt der Mund vorn, bei den scheibenförmigen in
der Mitte an der Unterseite; um ihn stehen meistens einziehbare
Fühlfäden, oder lange, hohle, nicht einziehbare Fangarme. Aus
der weichen, schleimigen Haut dieser Thiere, welche eine grofse
Neigung zu Abscheidungcn von kohlensaurem Kalke besitzt, son-
dern sich bei manchen äufsere kalkige Schaalen ab, in anderen
entsteht ein inneres Kalkgerüst, andere bleiben aber nackt und
schleimig.
Die Fortpflanzung geschieht bei den meisten durch das Ei,
und nur in den niedrigsten Familien durch Theilung und Sprossen-
bildung. (Burmeister, Grundrifs der Naturgeschichte, Berlin, 1845.)
IX, Klasse. Mollusca. Weichthiere.
Es sind symmetrische Bauchtiere, welche meistens einen deut-
lichen Kopf und Sinnesorgane besitzen. Ihr weicher Leib ist eine
ziemlich grofse, fleischige Höhle mit vorderer Mundöfl'nung; er
WEICHTHIBRB.
255
wird ganz oder zum Theil von einem weichen, vielen Schleim
absondernden Hautlappen, dem Mantel, umhüllt, welcher an den
Seiten des Rückens entspringt und die kalkigen Schaalen absondert,
von denen die meisten Weichthiere umgeben werden. Unter dem
Mantel liegen zugleich die Athmungsorgane, bei den meisten fal-
tige und büschelförmige Kiemen, bei anderen eine grofse, faltige
Lunge. Alle haben einen wahren Darm, mit AfteröfFnung und
einer grofsen Leber. Gefäfssystem, Herz und Nervensystem sind
vorhanden. Bei den meisten bildet die untere Kante des Bauches
eine fleischige Schwiele, auf welcher sie fortkriechen, und die
daher den Namen Fufs erhalten hat. (Burm. Grundr. d. Naturg.)
Diejenigen Weichthiere, welche mit Kalkschaale bedeckt sind,
werden vorzugsweise Schaalthiere genannt, und zwar Schnecken
{Cochleae^ testae), wenn das Gehäuse einschaalig ist, Muscheln
(conchae)^ wenn es zweischaalig ist, und Vielschaalige (Viel-
kammerige, Polythalamia Lam. z. Th.), wenn es aus mehreren Schaa-
len besteht. Die nähere Eezeichnungsweise für die Unterschiede an
dem Gehäuse wird bei den verschiedenen Ordnungen selbst angege-
ben werden.
Die Mollusken sind in unendlichen Formen über die ganze
Erde verbreitet. Die meisten bewohnen das Meer, andere das
Land, wo sie sich feuchte und kalkhaltige Orte auswählen, eine
kleine Anzahl nur die süfsen Gewässer. Die Wasserbewohner näh-
ren sich zum gröfsten Theile von AVasserthieren, die Landbewoh-
ner von Vegetabilien.
In allen neptunischen Gebirgsformationen, und zwar schon
in den ältesten ihrer Schichten, treffen wir wohl erhaltene Schaa-
len von Weichthieren an. Wie es aber in allen Klassen der Fall
ist, so treten auch die Mitglieder dieser Klasse zuerst mit einem
der jetzigen Welt fremden Charakter auf, gingen wieder unter und
wurden durch neue Formen ersetzt, welche denen der gegen-
wärtigen Schöpfung immer ähnlicher und ähnlicher wurden. Nur
sehr wenige ihrer Gattungen gehen von der ersten Schöpfungs-
epoche bis in die letzte herauf.
Sowohl diesem Umstände , der grofsen Mannichfaltigkeit in
den verschiedenen Familien, Gattungen und Arten, als auch dem
grofsen Reichthume an Individuen, der sich zum Theil schon im
Grauwackengebirge , mehr noch aber in jüngeren Gebirgsforma-
tionen beurkundet, und der kalkigen Beschaffenheit ihrer Schaale,
welche zur Erhaltung im fossilen Zustande vortrefflich geeignet
war, und wodurch der neueren Geognosie eine so kräftige Stütze
256
WEICHTHIERE.
geworden ist, verdankt es diese Thierklasse, dafs die ausgezeich-
netsten Paläontologen ihre Untersuchungen über sie vorzugsweise
verbreiteten. Dem Vaterlande wird es immer zum Stolze gerei-
chen, Arbeiten die seinen zu nennen, wie die hier folgenden sind:
Bronn: Lethaea geognostica. Stuttgart, 1837 — 1838.
v. Buch: Recueil de planches de petrißcations remarquables. Ber-
lin, 1831.
— ExpUcation de irois planches d Ammonites.
— lieber Ammoniten und ihre Sonderung in Familien, über die
Arten, welche in den älteren Gebirgsschichten vorkommen,
und über Goniatites insbesondere. Berlin, 1832.
— lieber Terebrateln. Berlin, 1834.
— lieber Delthyris oder Spirifer und Orthis. Berlin, 1837.
— lieber Goniatiten und Clymenien in Schlesien. Berlin, 1839.
— lieber Productus und Leptaena, Berlin, 1842; etc. etc.
Deshayes: Vescription des coquilles fossiles des environs de Paris.
Paris, 1837.
Goldfufs: Petre facta Germaniae. Düsseldorf, 1826' — 1844.
de Köninck: Vescription des animaux fossiles. Liege, 1842 —
1844.
Lamarck: Histoire naturelle des ßnimaux sans v>ertehres. Paris,
1815 — 1822. Die neue, vermehrte Auflage dieses Werkes
von Deshayes und Milne Edwards erscheint seit 1835.
d'Orbigny: Paleontologie frangaise. Terrains cretaces et Terr.
jurassiques. Paris, 1842 — 1845.
V. Schlotheim: Die Petrefactenkunde. Gotha, 1820. Mit spä-
teren Nachträgen.
Sowerby: Mineral- Conchology of Great - Britain. 1812 — 1830.
Deutsch bearbeitet von Desor und Agassiz. Solothurn, 1842.
V. Zielen: Die Versteinerungen Würtembergs. Stuttgart, 1830
— 1833. (Durch seine Abbildungen ausgezeichnet.)
Andere treffliche Arbeiten werden theils unter den Citaten,
theils in dem allgemeineren Theile dieses Grundrisses Erwähnung
linden.
1. Ordn. Cephalopoda. Kopffufiser.
Sie haben einen deutlichen, grofsen, rundlichen Kopf mit
zwei grofsen Augen und grofsen, fleischigen, mit Saugnäpfchen
besetzten Fangarmen, welche um den Mund herumstehen und zum
Greifen so wie zum Rudern dienen. Im Munde liegen zwei einem
kopffCssek.
257
Papageischnabel ähnliche Kiefern, welche man öfters fossil in dem
Muschelkalke findet, und eine mit Hornspitzen besetzte Zunge.
Der Leib ist von einem weiten, sackförmigen Mantel umhüllt,
welcher am Nacken mit dem Thiere verwachsen, an der Kehle
aber frei ist und hier den Eingang zu einer Höhle bildet, in wel-
cher die Kiemen liegen und der Mastdarm mündet. Der Mantel
umgiebt entweder am Rücken eine hornige oder eine poröse
kalkige Platte (den Sepienknochen des Tintenfisches, der Se-
2na ofßcmalis)^ oder wird selbst von einer allermeist vielkammer-
igen Schaale mehr oder weniger eingeschlossen. Im ersteren Falle
legt sich an die innere Seite jener Platte ein länglicher Beutel
(Tinten sack) an, der eine braune Flüssigkeit (Sepie) abson-
dert, mit welcher das lebende Thier zum Schutze gegen äufsere
Angriffe das Wasser trübt; im letzteren Falle lebt das Thier in
der einzigen, oder bei Vorhandensein von mehreren Kammern, in
der vordersten (obersten) Kammer, seinen Schutz gegen schwächere
Angriffe wenigstens in der es umgebenden Schaale findend. Jede
der einzelnen Kammern war von dem Thiere eine Zeit lang be-
wohnt, und zwar so lange, als die Gröfse derselben dem Um-
fange des Thieres genügte; war diefs nicht mehr der Fall, so hob
sich das Thier empor und bildete unter und neben sich durch
Abscheidung einer neuen Kalkscheidewand eine neue, gröfsere
Kammer. Durch eine Oeffnurig, welche entweder innerlich oder
randlich die Kammern durchbricht, stellte ein faseriger Strang
(Nervenrölire, Sipho) die Verbindung von allen einzelnen Kam-
mern mit dem lebenden Thiere her.
Der vordere Theil der Schaale wird die Mündung (Mund-
öffnung, apertura)^ und der freie Rand derselben der Mundsaum
genannt; die äufsere Seite bei gewundenen Schaalen ist die Rücken-
seite, die innere die Bauchseite ■•'').
Die Cephalopoden sind Meeresgeschöpfe, und beginnen in
grofser Anzahl schon im Grauwackengebirge zu erscheinen.
A. Dihranchiata Owen **). Acetibulifera d'Orbignj
Cephalopoden mit zwei Kiemen und mit Saugnäpfen an ihren
Fangarmen. Der Kopf ist deutlich vom Rumpfe gelrennt.
*) Der übrigen Benennungen halber bitte ich, den betreffenden Artikel
unter den Schnecken einzusehen.
*♦) Wiegmann's Archiv f. Naturgeschichte. 1839. Bd. 2. p. 203.
*+*) Pal. fr. Terr. cret. L p. 28; Terr. jur. I. p. 32.
Geinitz, Versteineningskimde. 17
258
WEICHTfHERE.
a. Mit acht Fangarmen.
1. Faiii. Octopoda, AchtfüTser.
Schaala äufserlicli, einkammerig und symmetrisch oder fehlend.
Das Thier hat acht Arme von gleicher und bedeutender Länge,
und der Mantel keine seitlichen Flossen. (Burm.)
Nacktschaalige hat man bis jetzt noch nicht fossil gefunden.
1. G. Argonauta L. Papiernautilus. (^Argonauten. Griech. Myth.)
Das Thier steckt in einer kahnfürmigen , quer gerippten,
dünnen, zerbrechlichen Schaale; zwei seiner mit zwei Reihen Saug-
näpfchen besetzten Arme sind am Ende flossenartig erweitert und
dienen als Segel.
A. argo L. , die im Mittelmeere lebt, wurde durch Monda in
blauen tertiären Mergeln zu Cornigliano in Piemont (L. Br. J. 1838.
p. 459), durch Sismonda bei Turin (L. Br. J. 1839. p. 488; 1844.
p. 117.) gefunden.
t 2. G. Bellerophon Montfort. (Griech. Myth.)
Schaale eng -Spiral eingerollt, kugelförmig, oder vom gerun-
deten, in der Mitte meist gekielten Rücken her platt gedrückt.
Die Windung wird vom letzten Umgange eingeschlossen oder ist
von beiden Seiten im doppelten Nabel noch etwas sichtbar. Münd-
ung bogenförmig, oft an beiden Seiten etwas verlängert. (Bronn,
Leth. p. 96.)
Es vertritt diese Gattung die vorige im Grauwackengebirge,
in dessen oberer (devonischer) Abtheilung sie häufig vorkommt.
B, hiulcus Sow. Min. Conch. tb. 470. f. 1. — Taf. X. Fig. 1.
a. b. c. — De Köninck a. a. 0. p. 348. tb. 27. f. 2.
Schaale sehr eng genabelt; Rücken breit, gerundet und flach
gekielt; Oberfläche parallel dem Mundsaume dicht gestreift; in der
Nähe des Kieles biegen sich jedoch die Streifen schnell rückwärts
gegen denselbe;i. Bis grofs.
Häufig im Kohlenkalke von Tournay und Vise in Belgien, Har-
lingstone und Cronstone in Derbyshire, Bolland in Yorkshire, in Ir-
land, bei Coalbrookdale , nach Castelnau am Brie -See in Nordamerika,
und bei Altwasser in Schlesien.
B. decussatus Flemming. Taf. X. Fig. 3. Nach de Köninck,
p. 339. tb. 29. f. 2. u. Ib. 30. f. 3.
Von der vorigen Art durch spiralförmige Linien unterschieden,
welche sich mit sehr feinen Zuwachslinien kreuzen.
KOPFFtSSER.
259
In denselben Schichten von Belgien, Schlesien, Yorkshire und
in devonischer Grauwacke von Pfaffrath.
Wie viele Arten aufser diesen beiden besonders aus devonischer
Grauwacke noch hervorgezogen wurden, geht aus de Koninck's Werk
und aus der schon mehrfach citirten Uebersicht paläozoischer Ver-
steinerungen von Archiac und Verneuil hervor.
b. Mit zehn Fangarmen.
2, Fand. Xeuthidae» (Ijongmeen.)
(rtvd^ig^ eine Art Tintenfisch.)
Längliche Thiere, denen eine äufsere Schaale fehlt, und die
eine dünne, hornige Rückenplatte (Schulpe) enthalten, welche
mehr oder weniger die Form einer Feder hat und hinten (unten)
bisweilen mit einem kleineren oder gröfseren Kegel endet. Als
nackte Cephalopoden besitzen sie auch einen Tintenbeutel. Von den
zehn Armen, welche sämmtlich an ihrem Ende mit Saugnäpfchen
bedeckt sind, sind gewöhnlich zwei viel länger als die anderen
acht, und werden an ihrem Ende breiter. Aus den Saugnäpfen
der längeren Arme ragen bei der lebenden Ony choteuthis (Lich-
tenstein) gekrümmte Haken von horniger Substanz hervor, wie diefs
bei keiner anderen lebenden Gattung mehr vorkommt.
1. G. Loligo Lam. Calmar.
Das Thier der Loligo ist verlängert; ihr Mantel breitet sich
hinten zu zwei dreieckigen Hautlappen aus; die Rückenplatte ist
schmal, lancett- oder degenförmig, und gleicht in der lebenden L.
vulgaris sehr einer Schreibfeder.
L,? Schübleri Quenstedt, das Flötzgebirge Würtembergs , Tü-
bingen, 1843. p. 254. — Ziet. Verst. Würt. tb. 37. f. L — Hiernach
Taf. XH. Fig. 8. (J).
Eine dünne, breit pfeilförmige , etwas trapezoidale , unten oval
sich erweiternde, oben spitz zulaufende Rückenplatte, mit dickem mitt-
lerem Kiele.
Im Liasschiefer von Boll in Würtemberg.
Es scheint diese Art unter den als Loligo beschriebenen noch
am sichersten dieser oder der folgenden Gattung zugezählt werden
zu können. L. Bollensis oder L. Aalensis gehört zu den Belemniten.
L. subsagittata Miinst. Beitr. z. Pelr. Hft. 1. (2. Aufl.) p. 107.
tb. 10. f. 3.
17..
260
WEfCHTIlIERE.
Eine Rückenpiatie aus den lithographischen Schiefern von Eich-
städt, welche nach Münster der der lebenden Loligo sagüta am ähn-
lichsten sein soll.
2. G. Sepioteuthis Blainv. (oipla^ Tintenfisch; Twd\c.)
.Von Loligo dadurch unterschieden, dafs die seitlichen Haut-
lappen sich längs des ganzen Körpers herabziehen. Die innere
Rückenplatte wird breiter als die von Loligo.
Nach d'Orbigny (L. Br. J. 1844. p. 116.) und Fielet {tr. elem.
de Paleont. IL p. 317.) finden sich Ueberresle dieser Gattung im Lias
von Deutschland, und vielleicht gehört Z,ö%o Schiibhri hierher.
t 3. G. Teuthopsis (Teudopsis) Deslongchamps. (jiv&\g;
oipig^ Aussehen.)
Die hornigen Rückenplatten sind mehr spateiförmig, erwei-
tern sich vorn eiförmig, verengen sich allmählig nach hinten,
und haben einen mittleren, stark hervortretenden Kiel.
T. Bunellii Deslongch. — d'Orbigny, Pal. fr. terrains juras-
siques^ PL 1. Es ist die einzige bekannte Art.
Auf der ei -lanzettförmigen, 5'' langen Rückenplatte liegt ein
wenig über l'' langer Tintenbeulel.
In der Juraformation von Calvados.
t 4. G. Acanthoteuthis (früher Kelaenö) Münst. Enoplo-
teuthis d'Orb. {äy.avd-a^ Stachel; rfvd^tg.)
Ihrem länglichen Körper und der Form ihres Kopfes nach
gehört/ Acanthoteuthis nur in diese Familie, wiewohl man bis jetzt
nur die acht kürzeren, nicht auch die beiden längeren Kopfarme
kennt. Jeder der ersteren ist seiner ganzen Länge nach mit zwei
Reihen gekrümmter Häkchen besetzt, welche aus den Saugnäpfen
hervorragen. Wie schon erwähnt, kommen solche Häkchen unter
den lebenden Gattungen nur an den längeren Armen von Onycho-
teuthis Lichtenstein vor, während die Saugnäpfe der kürzeren Arme,
nach R. Wagner, höchstens hornige, gezähnelte Ringe tragen.
A. speciosa^ A. Ferussacii und A. Lichtensteinii Münst. (Beitr,
z. Petr. 2. Aufl. Hft. 1. p. 105 — 106. tb. 9. u. tb. 10. f„ 1. 2.) wur-
den von d'Orbigny {Pal. f. terr. jur. p. 140.) mit Recht zu einer
Art wieder vereinigt.
Die wahrscheinlich zu dieser Art gehörenden Rückenplaiten (d'Orb.
Pal. fr. terr. jur. p. 140. tb. 23. f. 1.) sind sehr schmal und glei-
chen einem dreischneidigen Degen. Münster hatte dieselben Onycho-
teuthis angusta, 0. lata und 0. tricarinata genannt.
kopffOsser.
261
Im lithographischen oder kalkigen Schiefer von Solenhofen, Eich-
städt und Daiting, und in einem bituminösen Schiefer des oberen Jura
des Dep. de l'Ain.
Die von Münster beschriebenen breiteren Arten, mit lancett-
förmigem Ende, wie A. hrevis Miinst. (Beitr. 5. p. 97. tb. 1. f. 3.),
dürften wohl eher von Belemniten herzuleiten sein.
5. G. Ommastrephes d'Orb. •). (ofn/iia^ Ansehen; pr^icfM^
ich kehre um.)
Die lange, schmale, degenförmige Rückenplatte hat einen
mittleren Kiel und endet hinten mit einem umgekehrt- und schief-
kegelförmigen Körper, welcher, da er hohl ist, einem Schöpf-
eimer gleicht. (Pictet, Pal. IL p. 320. tb. 14. f. 8.)
Die wenigen' Arten kommen, nach d'Orbigny, in der Jurafor-
mation und noch lebend vor.
t 6. G. Conoteuthis d'Orb. {xwvog^ Kegel; Twdig.)
Von der vorigen Gattung nur dadurch verschieden, dafs sich
in dem eimerartigen Kegel Querscheidewande befinden, wie in
der Höhlung der Belemniten, wodurch es den Uebergang von
Ommastrephes zu den Belemniten macht. (d'Orb. Pal. fr. Terr. er.
L p. 620.)
C. Dupiniana d'Orb. wurde dem Neocomien Frankreichs ent-
nommen.
3. Fam. ^epiadae.
Die Sepien haben einen viel breiteren und gedrungeneren
Körper als die Loligineen , welchem auch eine starke , breite,
kalkige Rückenplatte entspricht; letztere endet hinten in einer
Spitze.
7. G. Sepia L. Sepie. Tintenfisch. Seche. Seiche.
Die Rückenplatte der lebenden S. ofßcinaUs ist unter dem
Namen: Sepienknochen, os sepiae^ .allgemein bekannt. Sie ist
oval, länglich elliptisch, hat in der Mitte einen breiten, flachen
Längskiel, endet hinten in einer kleinen, festen Spitze, und besteht
aus einer porösen Kalkmasse, welche äufserlich von einer hornig-
perlmutterartigen Schicht bedeckt wird. Die erstere ist durch
wellenförmige Streifen geziert, auf der letzteren sieht man von
der Endspilze eine Menge Linien ausstrahlen, welche von con-
centrischen Linien durchkreuzt werden. (Vergl. Belemnites.)
*) D'Orbigny schreibt bisweilen Omnastrephes oder Omastrephes ^ wel-
ches jedenfalls Druckfehler sind.
262
WBICHTHIBRE.
S. hastiformis Büppell, Abbild, u. Beschreib, einiger neuen
oder wenig gekannten Versleinerungen. Frankf. a. M. 1829. tb. 3. f. 2.
Eine dem gewöhnlichen Sepienknochen ähnliche Rückenplalte aus
dem lithographischen Schiefer von Solenhofen.
t 8. G. Belosepia Voltz. (ßeXog^ Pfeil; ofjma.)
Die hierunter begrilFenen fossilen Körper entsprechen den
hinteren Theilen der gewöhnlichen Sepienknochen, von denen sie
sich nur durch etwas andere Dimensionen unterscheiden, so dafs
man Belosepia nur als Untergattung von Sepia betrachten kann.
Arten tertiär.
B. Cuvieri Voltz (Beloptera Cuv. u. Belopt. sepioidea de Blainv.),
Er. Leth. p. 1127. tb. 42. f. 19.
Häufig im Grobkalke des Pariser Beckens und in Belgien.
t 9. G. Beloptera Desh. {ßtlog; uTiQov^ Flügel.)
Der kalkige innere Knochen ist länglich, vorn fast cylindrisch
verlängert, läuft hinten in einen stumpfen Schnabel aus und hat
an beiden Seilen eine fliigelartige Ausbreitung. Der cylindrische
Theil enthält eine conische, gehämmerte Höhlung, welche der
Alveole der Belemniten zu vergleichen ist. Arten tertiär.
B. belemnitoidea Blainv. {Sepia parisiensis d'Orb.), Br. Leth.
p. 1129. tb. 42. f. 18. — Pict. Pal. p, 315. tb. 14. f. 2.
Im Grobkalke zu Grignon.
B. an 0 mala Sow. Min. Conch. tb. 591. f. 3 — 5.
Aus dem Londonthone von Highgate.
4. Farn. Belemnitidae» Belemniten.
t 10. G. Belemnites Breyn. {Cetocis^ Acamas, Thalamus^
Callirhoe und Paclites Montfort Actinocamax Miller;
Pseudolebus Blainv.; Belemnosepia Agassiz und Buckland;
B elopeltis Voltz; Belemnitella d'Orbigny.)
{ßtltl-ivov^ Geschofs, Wurfspiefs.)
Wer an der Küste von Pommern und auf der Insel Rügen
umherwanderte, dem blieben auch jene Körper nicht fremd, die
an vielen Orten so häufig, und fast überall unter dem Namen der
Donnerkeulen bekannt sind. Längst auch haben sie schon die
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Alten sollen sie, als an-
geblich von Jupiter berührt, heilig verehrt haben, und auch in
"f) Bronn, Leth. p. 402, u. im Jahrb. f. Min. a. a. O.
kopffCsser.
263
späteren Zeiten erklärte man ihren Ursprung noch auf die man-
nichfachste Weise. Die wahre Natur der Belemniten ist indefs,
nach wichtigen Vorarbeiten von Münster *), Quenstedt*'"), Voltz
Buckland und Agassiz t) , d'Orbigny tt) u. A. , erst in der neue-
sten Zeit durch Owen ttt) dargethan worden. Nach jenen in
England gefundenen Exemplaren sind an der zusammengesetzten,
inneren Schaale der Belemniten folgende Theile zu unterscheiden:
1) Die Scheide {rostre d'Orb., guard Ow.), welche der
Spitze eines Wurfspiefses gleicht, sich gewöhnlich allein noch
erhalten hat und zu dem Namen Belemnit Veranlassung gab. Diese
spitzt sich hinten (unten) zu, und erweitert sich vorn (oben, an
der Basis), wo sich eine kegelförmige Höhlung (Alveole) in die-
selbe einsenkt. Sie besteht aus spathigem Kalke, welcher sich
in concentrischen Schichten um die Achse der Scheide so abge-
setzt hat, dafs er im Längsdurchschnitte (Taf. XII. Fig 21. e.)
hyperbolische Linien, im Querdurchschnitte aber (Taf. XII. Fig.
15. a. b; Fig. 19. a. b; Fig. 21. a. b.) radiale und concen-
trische Linien erkennen läfst. Die Exemplare aus der Kreide sind
gewöhnlich verkieselt, welcher Frocefs dann von der Oberfläche
aus erfolgt ist.
2) Der Alveolit {Phragmacone Owen. Taf. XIL Fig. 21.6/.)
oder der gekammerte Schaalentheil , welcher in der conischen
Höhlung an der Basis des Belemniten steckt. Seine Scheidewände
sind nach aufsen concav und werden, analog denen der lebenden
Spirula^ an der meist breiteren Bauchseite von einem randlicheu
Sipho durchbrochen. Sie bestehen hauptsächlich aus Perlmutter-
substanz, die auf beiden Seiten mit einer dünnen Lage einer wei-
fsen, zerbrechlichen Kalkmasse überzogen ist.
3) Der ho r nig- kalkige Knochen {osselet dOrb.), wel-
cher an der Spitze der Alveole beginnt, als dünne Decke dieselbe
auskleidet, und so den Alveolit von der Scheide des Belemniten
*) Bemerkungen zur näheren Kenntnifs der Belemniten. Bayreuth, 1830.
**) Ueber Loligo Bollensis, in L. Br. J. 1839. p. 156. u. a. a. O.
***) Ueber Actinocamax y in L. Br. J. 1839. p. 522; über Belopeltls,
in L. Br. J. 1840. p. 342. 742; 1841. p. 623.
i) Geologie und Mineralogie, I. p. 410. u. f. II. tb. 38 u. 44'.
-{•f) Paleontologie frangaise,
ftf) A Description of certain Belemnites , preserved, with a great
Proportion of their Soft Parts ^ in the Oxford Clay at Christian Malford,
Wilts. In the Quaterly Journal of the Geological Society. London, 1845.
p. 119.
264 WEICllTHIEHE.
trennt, sich aber dann mehr oder weniger weit über die letzte
Scheidewand des Phragmacones erstreckt, um die breite vordere
Eingeweidekammer zu bilden, welche den Tintenbeutel und einige
andere innere Theile d^es Belemniten enthält. Diese Kammer ist
nur unten dutenförmig geschlossen, und breitet sich nach oben
hin als ein mehr oder weniger erweitertes Rückenschild {Belo-
peltis^ wozu auch Loligo Bollensis gehört) aus (Taf. XII. Fig, 12,
unvollkommen; Taf. XXllI. Fig. 9. a. b.). Es besteht dieser Knochen
aus dünnen Lagen hornig-kalkiger, mit Perlmuttersubstanz bekleide-
ter Masse, und entspricht den beiden Gattungen Ommastrephes und
Conoteuthis^ so wie auch der convexen, breiten, hinteren Platte
des Sepienknochens, während die kleine Endspitze des letzteren
der Scheide des Belemniten, und die Reihe der Querplatten in
jener nebst dem porösen, kalkigen, durch wellenförmige Quer-
streifen ausgezeichneten Theile den Querscheidewänden des Be-
lemniten - Alveoliten entspricht.
Das Thier des Belemniten, welches Owen nach den englischen
Exemplaren sehr genau kennen lehrte, zeichnete sich durch acht
lange, emporstehende Fangarme aus, von denen jeder 15 — 20
Paar Haken trug, die aus den Saugnäpfen entspringen, ein Cha-
rakter, der aufserdem nur noch der lebenden OnycJwteuthis und
der fossilen Acanthoteuthis zukommt. Die beiden herabhängenden
Arme sind nur unvollständig gekannt. Zwei halbkreisförmige Vor-
sprünge, die mit ihrer concaven Seite gegen einander gekehrt
sind, einem gekrümmten Bande von 1'" Höhe und 1"' Breite glei-
chend , erkannte Owen als die Augen des Thieres.
Aufser einem ovalen Tintenbeutel, in welchem sich häufig
noch die erhirtete Sepie ■■*') vorfindet, und dem Darm, sind auch
noch zwei Seitenflossen, häutig- faserige Ausbreitungen des Man-
tels, von halb -eiförmigem Umrisse bekannt, deren breiter Theil
vorn liegt, von wo aus sich dieselben nach hinten allmählig
verengen.
Die Kiefern dieser Thiere scheinen hornig gewesen zu sein,
da man in Begleitung der Belemniten keine kalkigen findet. Die
*) Die fossile Sepie ist hart, zerbrechlich, läfst sich zu einem dunkel-
braunen Pulver zerreiben und hat beim Gebrauche einen etwas dunkleren
Ton als die römische Sepie. Römer fertigte schon seit längerer Zeit seine
Handzeichnungen mit Sepie von Loligo Bollensis an, welche man nur mit
Wasser und etwas Gummi stark einzureiben braucht, um sie sofort benutzen
zu können.
KOPFFlSSER.
265
Dicke, zu welcher der graue, musculöse Mantel zusammengedrückt
worden ist, betrug nach Owen l'"-
Ihrer relativen Gröfse, Form und Stellung der Seitenflossen
nach, glichen die Belemniten, nach Owen, den lebenden Gattungen
Rossia und Sepiola^ und vereinigten aufserdem Charaktere der
Sepia ^ des Onychthoteuthis und, wegen der Lage des randlicli-
ventralen Siphos auch mit Spirula.
Die mit unzählbaren " ) Namen belegten Arten der Belemni-
ten sind auf das Oolithengebirge und Kreidegebirge beschränkt.
Unter ihnen kann ich hier nur einige der wichtigsten herausheben.
Sie zerfallen, nach Münster (a. a. 0.) und nach v. Buch
(über den Jura in Deutschland, p. 33.), nach ihrer Scheide in
folgende drei Gruppen:
1) Belemniten mit einer kurzen, allein selbst in den Alveo-
liten noch einschneidenden Spalte an der Basis der Scheide,
welche jederzeit auf der breiteren, dem Sipho gegenüber liegenden
Rücken Seite ■■'■■0 die Mitte einnimmt.
Sie gehören ausschliefslich der oberen Kreideformation an,
und d'Orbigny vereinigte sie unter dem Gattungsnamen Beiern-
niiella d'Orb.
B. mucronatus Schloth. — Taf. XII. Fig. 20. (f). — Brongniart,
desc. geol. des env. de Paris, 1822. tb. 3. f. ]. — ■ Nilsson, Petrißcata
Suecana, tb. 2. f. 1. A. £. — Hisinger, Lethaea Suecica, tb. 10. f. 6.
— Sow. Min. Conch. tb. 600. f. 1. 2. 3. — Mantell, Geology of
Sussex, tb. 16. f. 1. — Br. Leth. tb. 33. f. 10. 11. — d'Orb. Pal.
fr. terr. er. I. tb. 7.
Die rauhe, fast cylindrische Scheide, die sich nach hinten zu
erst sehr wenig verengert und bisweilen sogar sich etwas verdickt,
ist an der Basis stumpf dreikantig, wird allmählig plattrund und endet
hinten ziemlich schnell mit einer kurzen, pfriemenförmigen Spitze. Die
Mitte der Bauchseite ist an der Basis kielartig erhöht und von zwei
flachen Furchen eingefafst, welche schwach von einander divergiren
(so dafs der Kiel nach hinten zu flacher und breiter wird), in der
Nähe der Endspitze die Seite erreichen, jederseits nur noch als zwei
*) Den Belemnites dilatatus Blainville z. B. zertrennte allein Raspail
in 32 (!) verschieden benannte Arten , welche indefs alle durch d'Orbigny
(Pal. fr. Terr. cret. p. 39.) wieder eingezogen wurden. Die Bemühungen
V. Buch's, Bronn's, Quenstedt's und einiger Anderen, die Errichtung neuer
Arten zu beschränken, finden leider noch immer nur bei Wenigen Nach-
ahmung.
+*) Diese Seite wurde bisher häufig als Bauchseite bezeichnet.
266
WEICIITIKERE,
verlieffe Linien sichtbar sind, und sich verlieren, ehe sie die Spitze
erreichen. Alveole, Alveolit und Spalt sind lang.
Diese Art ist leitend für das obere Kreidebirge , und findet sich
häufig in der weifsen Kreide von Rügen, Dänemark (auf Moen), Eng-
land (Brighton und Lev^es in Sussex, Danes Dike in Yorkshire), Ir-
land, Frankreich (an vielen Orten); überall in Kreide und Kreide-
mergel von Polen, Schweden (Kjugestrand und Köpinge); im Kreidetuff
bei Mastricht u. s. w.
2) Belemniten mit einer mittleren Rinne auf der Bauch-
seite, dem Sipho zunächst, welche gewöhnlich nur in die oberen
Lagen der Scheide, bisweilen aber auch bis an die Alveöle ein-
schneidet, und welche sich von der Basis an mehr oder weniger
weit nach der Endspitze hinzieht.
a. Mit zwei Seitenfurchen, welche auf der jener Rinne ge-
genüber liegenden Seite (nach d'Orbigny Rückenseite) einen brei-
ten, flachen Kiel abschneiden.
Aus der Aehnlichkeit im Verlaufe dieser Linien mit denen von
B, mucronatus^ liefs sich vermulhen, dafs die Rinnenseite die Rücken-
seile, und die gegenüberliegende die Bauchseite wäre, in welchem
Falle diese Abtheilung sich an die erste Gruppe anschliefsen würde.
Weder aus d'Orbigny's Abbildungen und Beschreibungen (Pal. fr. Terr.
er. /.), noch aus meinem Exemplare von B. minimus läfst sich für
die Lage des Siphos ein sicherer Schlufs ziehen.
Die Arten kommen nur in der unteren Kreideformation bis
zu dem Plänerkalke herauf vor.
B. minimus Lister. — Taf. XII. Fig. 17. u. 18. (Var.: B. sub-
fusiformis Raspail.) — B. Listen Mant. Geol. of Süss. tb. 19. f. 17. 18.
23. — B. min. Sow. M. C. tb. 589. f. 1 — 7. — B. lanceolatus Sow.
M. C. tb. 600. f. 8. 9; B. attennatus Sow. M. C. tb. 589. f. 8 — 10.
(Var.) — Br. Leth. tb. 33. f. 13. — ? B. subquadratus Römer, Kreide,
p. 83; Ool. tb. 16. f. 6. — Gein. Charakt. tb. 17. f. 30 — 34. — Acti-
nocamax fusiformis und Act. Milleri Voltz (n. d'Orb.). — d'Orb. PaL
fr. Terr. er. I. tb. 4. f. 9—16; tb. 5. f. 3—9. (Var.) — Phillips,
Geol. of Yorkshire, 1835, tb. 1. f. 18. (Var.)
Die äufscrlich rauhe, verlängerte Scheide ist allermeist etwas
spindelförmig und läuft hinten in eine (nach Sowerby, tb. 589. f. 9.
nnd nach d'Orbigny a. a. 0. Ib. 5. f. 6 — 9, bisweilen sehr ver-
längerte, oder auch, nach Phillips a. a. 0. und d'Orb. tb. 5. f. 3. 4,
sehr kurze und stumpfe) Spitze aus; an dieser erkennt man bisweilen
eine kurze, undculliche Furche. Mittlere Furche gewöhnlich kurz.
Die seitlichen Furchen (in den Abbildungen nicht sichtbar) werden
kopffL'sser.
267
aus zwei Doppellinien, sowohl vertieften als erhabenen daneben ge-
bildet, zwischen welchen letzteren sich nach vorn hin eine dritte er-
habene Linie einzulegen pflegt. Je nach der Form der Scheide sieht man
diese Doppellinien nach hinten zu mehr oder weniger aus einander
laufen; übrigens sind sie oft kaum zu bemerken.
In der Nähe der Basis ist der Querdurchschnitt rundlich drei-
eckig, wobei die Furchenseite die Basis des Dreieckes, die von den
Seitenfurchen eingefafste die gegenüberliegende Ecke vertritt; nach
hinten zu wird der Durchschnitt mehr kreis- oder eirund.
Der Alveolit ist kurz. Ein Exemplar mit dem spitzen Ende war
etwa 4'" lang und vorn 2'" breit, und enthielt gegen 15 Kammern.
Wo die Alveole beginnt , hat die Basis dieser Belemnilenscheide
grofse Neigung, sich von dem übrigen Theile eigenthiimlich abzulösen,
was zur Errichtung des AcHnocamax Veranlassung gab. Das vordere
Ende (Taf. XII. Fig. 17. a. 18. a.) erhebt sich dann zu einem Schei-
tel, in dessen Mitte sich eine runde Vertiefung einsenkt. Aus dieser
läuft eine tiefe Rinne bis in die früher erwähnte mittlere Rinne herab,
während nach der entgegengesetzten Seite sich eine breite Falte herab;
zieht, und noch mehrere schmälere Falten und Rinnen nach den seit-
lichen Theilen verlaufen; die ganze Oberfläche ist concentrisch liniirt.
B. minirrms ist nicht immer so klein als der Name erwarten
läfst, sondern wird bisweilen sogar gegen b" lang.
Vorkommen: Im Neocomien des südlichen Frankreichs, und Falls
B. subquadralus hierher gehört, im Hilsthone und Hilsconglomerate Nord-
deutschlands (des Elligser Brigs, des Hilses, bei Bradenbeck und
Schandelahe); selten im unteren Quader Sachsens; häufig im Galt Eng-
lands, und im unteren und mittleren Pläner Sachsens (Plauen bei
Dresden, Oberau), bei Langelsheim, Sarstedt und Rethen, selten im
Plänerkalke von Strehlen bei Dresden und Hundorf in Böhmen.
b. Theils ohne Seitenfurchen, theils mit zwei Seitenfurchen,
welche dann der Bauchseite genähert sind oder wenigstens nicht
oberhalb der Mitte der Seitenfläche liegen.
Sie kommen im mittleren und oberen Jura vor.
B. canaliculatus v. Schloth. — Taf. XIL Fig. 13. 14. (B.
semihastatus de Blainv.). — Ziet. Verst. Würt. tb. 21. f. 1. 3. — Br.
Leth. p. 416. tb. 21. f. 19. — v. Buch, Jura, p. 62. — Quenst. Flötzg.
Würt. p. 368. — d'Orb. Pal. fr, Terr. jur, I. p. 108. tb. 13. f. 1—5.
Nach V. Buch und Bronn gehört auch B. semihastatus de Blainv., nach
Quenstedt noch B. Aldorßensis, apiconus., acutus u. A. zu ihm.
Scheide pfahlförmig oder verlängert spindelförmig (i?. semihasta-
tus de Blainv.), mit einer schmalen, ziemlich scharfrandigen Rinne
268
WEICIITIHERE.
versehen , welche nach hinten zu schwacher wird und sich in der
Nähe der Spitze oder an der Spitze gänzlich verliert. Von dieser
Furche schneidet ein feiner Spalt bis an den Sipho ein. Etwas un-
terhalb der Mitte der Seiten erkennt man die schwachen Längsfurchen.
Querdurchschnitt an und in der Nähe der Basis fast kreisrund, und
nach hinten zu immer mehr querelliptisch.
Er fehlt nie in den oberen Schichten (Oxford- Thon) des mitt-
leren Jura Deutschlands (Thurnau, Rabenstein, Würgau, Bärendorf in
Franken; Wasseralfingen, Dellingen, NeufTen am Stuifenberge in Wür-
temberg; bei Goslar in Hannover), der Schweiz (im Porrentruy am
Mont- terrible , im Aargau, im Kanton Basel) und Frankreichs (Port-
en-Bassin in Calvados).
B. ha Status de Blainv. — Taf. XII. Fig, 12. (n. Bronn). —
B. unicanaliculatus Ziet. Verst. Würt. tb. 24. f. 8. — B. semisulcatus
Münst. a. a. 0. p. 6. tb. 1. — Br. Leih. p. 415. tb. 21. f. 15. —
V. Buch, Jura, p 72. — Quenst. Flötzg. p. 446. — d'Orb. Pal. fr.
Terf. jur. 1. p. 121. tb. 18. 19. — B. semihastatus de Blainv. z. Th.
Scheide verlängert spindelförmig, ganz ähnlich dem B. canali-
culatus ^ nur schwellt der bauchige Theil der Spindel, nach Quenstedt,
viel dicker an, denn er kann durch die Furche nicht in gleichem
Grade deprimirt werden, weil diese nur in der Alveolen- (Basal-)
Gegend einer schmalen, scharfkantigen, tiefen Rinne gleicht, über die
Mitte hinaus sich aber verflacht und kaum noch verfolgt werden kann.
Wie bei der vorigen Art, dringt auch hier von der Furche ein glat-
ter Spalt bis zur Alveole hinab. Eine schwache Seitenfurche in der
Milte jeder Seile ist auch an dieser Art zu bemerken.
Im oberen Jura (Coralrag und den lithographischen Schiefern)
von Wiirlemberg und Franken (Thurnau, Würgau, Müggendorf, Streit-
berg, Amberg, Pappenheim), Hannover, Hohnsein in der sächsischen
Schweiz und in Frankreich.
3) Belemniten ohne Basalrinne und ohne Seitenfurchen,
aber mit kurzen Rinnen von der Spitze aus.
Sie linden sich nur im unteren und mittleren Jura. Zu ihnen
gehört der gröfste aller Belemniten,
B. giganleus \. Schloth. — Taf. XII. Fig. 21. a. b. c. d. e.
(Nach Zielen, Verst. Würt. Ib. 19. y.) — B. Aalensis Voltz, Br. Leih,
p. 407. tb. 21. f. 14. — V. Buch, Jura, p. 59. — Quenst. Flölzg.
p. 329. — d'Orb. Pal fr. Terr, jur. p. 112. ib. 14. 15. — Nach Quen-
stedt und d'Orbigny gehören hierzu: -B. elUpticus Miller, B. quinquc-
sulcatus , B. r/ladius und B. gigas de Blainv. , B. compressus Sow., B.
kofffCssek.
269
longus Voltz", B. quinquesulcatus Ziet., B. grandis Schübler, B. bipar-
titus und B. bicanaliculatus Ilarlmann.
Die Scheide wird bis 2' lang und an der Basis bis 3" breit.
Ihre Dicke bleibt entweder in der oberen Hälfte der Länge ziemlich
gleich, oder nimmt nach vorn hin zu {B. grandis Schüb. b. Ziet.).
Die andere Hälfte verjüngt sich ganz allmählig nach dem hinteren,
unteren Ende, der Spitze. Im Durchschnitte ist sie elliptisch bis birn-
förmig, an der Bauchseite enger als an der Rückenseite. Der Raum
zwischen beiden ist abgeplattet, mit einer Einbiegung nach innen,
w^elche nach der Spitze zu immer merklicher wird; daher läuft zu
beiden flacheren Seiten der meistens slark seitlich zusammengedrückten
Spitze eine Furche (ß. acuminatus Ziet. T. 20. 5.), oder es bilden
sich noch mehrere kürzere Furchen, wie an dem abgebildeten Exem-
plare. Hiernach und nach dem verschiedenen Alter erhält diese Art
ein verschiedenes Ansehen , worauf de Blainville und v. Zielen meh-
rere ihrer neuen Arten gründeten.
Im mittleren braunen Jura Würtembergs überall, zu Rabenstein
in Franken, zu Bergen im Anspachischen, an der schlesisch- pol-
nischen Gränze zu Weichrow^ von wo mir Herr Berghauptmunn v.
Charpentier Alveoliten dieser Art mittheilte, und in Frankreich.
B. paxillosus v. Schlpth. — Taf. XII. Fig. 16. (|). — Ziet.
Verst. Würt. tb. 23. f. I. nebst anderen, von Quenstedt hiermit ver-
vereinigten, als B. laemgatus^ B. carinatus^ B. subaduncatus ^ und
wahrscheinlich .auch B. furgidus, B. apicicurvatus und B. quadrisulca-
tus. — Br. Leth. p. 409. tb. 21. f. 16. — v. Buch, Jura, p. 33. —
Quenst. Flötzg. p. 209. — B. Bruguierianus d'Orb. Pal. fr. Terr. jur.
p, 84. tb. 7. f. 1 — 5.
Scheide pfahlförmig und bis \' lang. An der Spitze liegen,
symmetrisch zu den Seiten, zwei der Rückenseite etwas genäherte,
deutliche Furchen (Dorsolateralfurchen). Zwischen beiden ist in der
Mitte des Bauches und des Rückens bisweilen noch eine kleinere, wie
die in Fig. 16. an der Spitze auf der linken Seite in \ der Breite
angedeutete Furche die Mitte des Rückens bezeichnet.
Im unteren Liasschiefer (Belemnitenschiefer ) von Würtemberg,
Baden, Franken (Rabenstein), Frankreich (Lyon, Nancy u. v. a. 0.)
und von Lyme Regis in England.
B. acuarius v. Schloth. — v. Buch, Jura, p. 34. — Quenst.
Flötzg. p. 275. — B. gracilis Ziet. Verst. Würt. tb. 22. f. 2. — d'Orb.
Pal. fr. Terr. jur. p. 76. tb. 5. — Nach d'Orb, gehören hierher: B.
tabularis Young, B. longissimus Mill., Pseudolebus slriatus und Ps. lae-
270
WEICIITHIERR.
vis Bl., B. tabularis Phill., B. lagenaeformis Harlin. b. Ziel , B. Ion-
giscatus VoUz, B. temiis und B. semistriatus Münst. u. s. w.
Scheide bis l' lang-, sehr dünn, nadeiförmig, mit zwei, an der
Gränze des Uückens gegen die Seiten , von der Spitze nach vorn hin-
laufenden Rinnen.
Nicht selten im oberen Lias zu Boll, in den Marmorbrüchen von
Berg, bei Altdorf, Mistelgau, Geisfeld bei Bayreuth, zu Banz und in
Frankreich.
B. Owenii Pratt, aus dem Oxfordthon von Christian Malford,
die Art, an welcher Owen das Thier der Belemniten kennen lehrt,
soll der vorigen Art sehr ähnlich sein.
B. clavalus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 19. (Nach B. sub-
clavatus Ziet. Verst. Würt. tb. 22. f. 5.) — Br. Leth. p. 414. tb. 21.
f. 23. — Quenst. Flötzg. p. 182. — d'Orb. Pal. fr. Terr. jur. p. 103.
tb. 11. f. 19 — 23.
Scheide bis 2" lang, verlängert keulenförmig, zuletzt ziemlich
rasch in eine ungefurchte Spitze zulaufend, mit rundlichem Querschnitte.
B. pistilliformis de Blainv. ist eine Varietät dieser Art mit
stumpferem und kürzerem hinterem (unterem) Ende.
Nach Quenstedt zu Millionen in den Steinmergeln des mittleren
Lias von Würlemberg , mit Terebratula numismalis zusammen ; in den
oberen Liasmergeln von Nancy u. a. 0. Frankreichs und in England.
B. digitalis Faure -Biquet. — Taf. XII. Fig. 15. (|.) — Ziet. '
Verst. Würt. tb. 23. f. 6. {B. irregularis Schloth.) u. f. 9. — Br.
Leth. p. 412. tb. 21. f. 17. — v. Buch, Jura, p. 42. — Quenst. Fl.
p. 275. — B. irregularis Schloth., d'Orb. Pal. fr. Terr. jur. p. 74.
Die 3'' lange Scheide gleicht einem Finger oder einem breit-
gedrückten Cylinder, der an dem hinteren Ende abgerundet ist. Hier
ist er entweder mit einem kleinen, warzenförmigen Stachel oder mit
einer Grube versehen, von welcher auf der Bauchseite eine Rinne
ziemlich weit herauf geht.
Im oberen Liasschiefer von Würtemberg, Franken (Altdorf, Bay-
reuth und Banz) und Frankreich.
Zu der dritten Gruppe der Belemniten gehören höchst wahr-
scheinlich auch die als Loligo Bollensis (Zieten, Verst. Würt.
tb. 25. f. 4-7. — Buckl. Geol. tb. 28. f. 6. 7; tb. 29. f. 2.)
bezeichneten Rückenschilder von Belemniten. Quenstedt beschreibt
dieselben mit folgenden Worten: ,,Es sind dünne, parabolische
Kalkknochen, im Anfangspunkte des Unterrandes etwas gespalten,
aber beiderseits dieser Spaltung wohl gerundet und ganz. Oben,
kopffL'sser. 271
wo sich die Parabel Öffnet, sind die Knochen immer zerrissen.
Eine feine fadenförmige Linie, nach oben convex, lialbirt die Pa-
rabel, in der Mitte zwischen dieser Linie und den Schenkeln (In-
den sich markirte hyperbolische Aawachsstreifen , deren äufserer
Schenkel sich plötzlich zurück nach unten biegt, und dem Aufsen-
rande ein fein gefiedertes Ansehen giebt. Besagte Structur findet
sich immer in der oberen, braun gefärbten Schicht (denn was
über dieser braunen Schicht liegt, ist nur ein höchst dünner, un-
terbrochener weifser Anflug), die dickeren darunter liegenden Kalk-
platten zeigen sie nicht. Unter diesem Schilde findet sich immer
ein mit schwarzer Sepientinte erfüllter, birnförmiger Beutel, mit
seiner schmalen, halsförmigen Mündung der Oeffnung der Parabel
zugekehrt. Dieser Tintenbeutel ist rings von einer perlmutter-
glänzenden Kalkschicht umgeben u. s. w. — L. Aalensis unter-
scheidet sich von L. Bollensis nur dadurch, dafs sein beiliegen-
der Tintenbeutel weniger stark von Tinte strotzt." (Quenstedt,
Flötzgebirge Würtembergs, 1843. p. 252.)
Diese Körper kommen im oberen Lias von Würtemberg mit
Belemnites acuarius zusammen vor, von welcher Art sie vielleicht
auch herrühren.
Sehr ähnlich sind auch die im Lias von Lyme Regis ge-
fundenen, welche von Buckland abgebildet worden sind.
5. Faiii. Spirulidae,
Der einzige lebende Repräsentant dieser Familie ist die zier-
liche Spirula Peronii Lam., das sogenannte Posthörnchen, dessen
Gehäuse einige in einer Ebene liegende und sich einander nicht
berührende Windungen macht. Die nach aufsen concaven Kam-
merscheidewände sind am Rande der Bauchseite durch einen Sipho
durchbrochen.
10. G. Spirularostra d'Orb.
In den tertiären Schichten der Umgegend von Turin ent-
deckte Bellardi einen Körper {Spirularostra Bellardiana d'Orb. Fal.
fr. Terr. jur. L p. 35. — Pict. Pal IL p. 316. tb. 14. f. 5.),
der die Spirula mit Sepien und Belemniten verbindet. Er besteht
aus einer gekammerten Schaale, welche ähnlich der Spirula Pe-
ronii^ doch weniger eingerollt ist, und in seiner hinteren Hälfte
von einer dicken Kalkmasse umgeben wird. Diese läuft nach
unten und hinten in einen spitzen Schnabel aus und entspricht
offenbar der Scheide der Belemniten.
272
WELCHTIIIEHE.
B. Tetrahranchiala Owen. Tentaculifera d'Orbignj.
Ceplialopodcii mit vier Kiemen und ohne Sangwarzen an ihren
zahlreichen, cylindrischen und nicht sehr langen Fangarmen, wel-
che um den Mund herumstelien. Der Kopf ist weniger deutlich
vom Körper getrennt als Lei den Thieren der Dibrancliiaten. Die
Schaale ist mehr oder weniger äufserlich und in Kammern ge-
theilt. Alle Kammern stehen durch einen Sipho mit dem Thiere,
welches jedesmal nur die letzte, äufserste Kammer bewohnt, in
Verbindung. Ein Tintenbeutel fehlt. In der jetzigen Schöpfung
wird diese Gattung nur durch den Nautilus Pompüms L. , das
Schiffsbool, vertreten.
1. Fain. Jfautilidae» nrautileen Q^uenstedt *}»
,,Die geradlinig gestreckte oder in einer Ebene (Krümmungs-
ebene) beliebig gekrümmte '^''••) Röhre ist durch querliegende, au-
fsen concave Scheidewände in Kammern getheilt. Die Scheide-
wände, deren Ränder einfach oder auf- und niedergebogen
sind, werden in irgend einem Punkte ihrer mit der Krümmungs-
ebene gebildeten Schnittlinie (Ventrodorsallinie) durchbrochen. Die
Durchbruchsöffnung drängt die Scheidewand dutenförmig nach hin-
ten. Der Sipho, aus einer gegliederten Haut bestehend, geht
durch sämmtliche Duten (Trichter) hindurch, und befestigt sich
an der Spitze der Schaale.
Die Schaale besteht aus einer äufseren, matten, kalkigen,
und einer inneren perlmutterglänzenden Schicht." (Quenst.)
t 1. G. Orthoceratites (Orthoceras) Breyn. Geradhorn.
(oQd^dg^ gerad; xt^ag^ Horn.)
Schaale geradlinig, nach vorn ganz allmählig an Stärke zu-
nehmend. Die Kammern sind niedrig, nur die letzte, in welcher
das Thier gerade lebte, ist unverhältnifsmäfsig verlängert. Der
Sipho wankt von der Mitte nach dem Rande (Bauchseite oder
Rücken) hin. Der Theil der Schaale, auf welchem äufsere Quer-
*) De notis Nautilearum primariis. Bcrolini, 1836. — L. Br. J. 1840.
p. 253.
*+) Moseley in Cambridge und Naumann in Leipzig fanden, dafs die
eingerollten Conchj'lien logarithmischen Spiralen folgen. (L. Br. J. 1841. p.
394; Poggond. Annalen f. Phys. u. Chemie. 1845. Bd. 64. p. 538.)
Die abwärtsgehenden Biegungen der Ränder heifsen Loben, die
zwischen diesen befindlichen aufwärtsgehenden Sattel.
KOPFFüSSER.
273
streifen hinterwärts gebogen sind und einen Sinus bewirken, is^
nach Quenstedt die Rückenseite.
Auf Taf. X. Fig. 4. ist in i nat. Gr. ein eigenthümlicher
Körper abgebildet, welcher, wie es scheint, noch üeberreste der
weichen Theüe des Orthoceratitenthieres enthält. Er wurde im
Grauwackenschiefer von Bögendorf bei Schweidnitz in Schlesien
durch Herrn Apotheker Beinert in Charlottenbrunn aufgefunden,
dessen bekannter Güte ich diesen Körper auch verdanke. Wäre
diefs Exemplar wirklich ein Orthoceratit, so würde der wulst-
förmige Körper auf der rechten Seite den Sipho bezeichnen. Die-
ser zeigt auf der ganzen Oberfläche unregelmäfsige Längsfurchen,
und ist nur einem Strange von feinen neben einander liegen-
den Fäden vergleichbar. Auf ihm, so wie auf dem links von
ihm befindlichen vertieften Theile (der inneren Scheidewand viel-
leicht), so wie auf der rechten Seite, deuten feine, mehr oder
weniger regelraäfsig von einander entfernte Querlinien noch die
frühere Lage der Kammerscheidewände an. Das obere Ende scheint
häutige Masse gewesen zu sein, welche noch jetzt in inniger Ver-
bindung mit dem als Sipho angesprochenen Körper und dessen
Nebenpartieen steht, und welche in mehrere kurze, oben gerun-
dete Arme ausläuft, von denen der eine (in der linken oberen
Ecke bei a.) noch wohl erhalten ist. Möglich wäre es sogar,
dafs die bei b. sichtbare schmälere Wulst einen längeren Ruder-
arm anzeige.
Die Orthoceratiten begannen in den ältesten Grauwacken-
schichten, waren die steten Begleiter der Trilobiten und beschlos-
sen ihre Existenz auf unserem Erdballe noch vor der Bildung der
Steinkohle.
Quenstedt unterscheidet von ihnen folgende Gruppen:
A. Vaginati. Ein grofser randlicher Sipho , welcher oft
mehr als die Hälfte des Durchmessers einer Scheidewand einnimmt,
schliefst, wie eine Scheide (m^ma), einen kleineren Sipho ein.
Die Enden der einzelnen Trichter sind an den Steinkernen durch
elliptische Linien scharf markirt.
Hauptleitmuscheln in den ältesten nordischen Grauwackenkal-
ken beider Hemisphären.
0. duplex sive 0. gigauteus Wahl. (0. spiralis Pander.) —
Quenst. a. a. 0. p. 262. — Hisinger, Leth. Suec. p. 28. tb. 9. f. 1.
Schaala glatt, ohne deulliche Querstreifen, aber mit einer zahllosen
Menge von vertieften Punkten übersäet. Der Abstand der einzelnen
Geiuitz, Versteinerangskunde. 18
274
WEicirniiEUE.
Scheide>Yände ist, nach Quenstedt, sehr veränderlich, und das Gesetz
der Zunahme schwankt zwischen und 9-.
Das oben beschriebene schlesische Exemplar ist dieser Art rm
ahnlichsten.
0. rag in at US v. Schloth. — Taf. X. Fig". 5. Kammer von oben,
i. Nach Br. Leth. p. 100. tb. 1. f. 9. — 0. undvlatus Fand. — 0.
cancellatus Eichwald, die Urwelt Rufslands. Hft. 2. 1842. p. 67. tb. 3.
f. 9. 10. — Quenst. p. 263.
Schaale w ellenförmig gebogen , so dafs selbst die Steinkerne
noch geringelt erscheinen, und deutlich quergestreift.
0. Irocklearis His. {Leth. Suec. p, 28. tb. 9. f. 7.), mit klei-
nerem Sipko^ scheint nur eine Varietät dieser Art zu sein.
0. duplex und 0. vaginatus finden sich stets zusammen in den
Kalken von Eslhland, Livland, Lithauen, Ingermannland, Skandinavien
und Nordamerika.
13. Gochleati. Der Sipho, oder vielmehr die Ausfüllung der
Trichter, welcher ohngefähr die Mitte der Scheidewände einnimmt,
schwillt so an, dafs er einer Reihe von über einander liegenden,
niedergedrückten Kugeln gleicht, und mit einem Schneckengehäuse
(Cochlea) verglichen wurde. Derselbe findet sich gewöhnlich allein,
woraus auf die grofse Zerbrechlichkeit der Schaale und der Scheide-
wände geschlossen werden darf. Bigsby schrieb solche Körper
Korallen zu, und belegte sie mit dem Namen Huronia. Auch
Bronn's Actinoceras ist auf verwitterte Steinkerne solcher Or-
thoceratiten gegründet.
Sie gehören den oberen silurischen Schichten an.
0. cochleatus v. Schloth. — 0. crassiventris Wahl., His. Leth.
Suec. p. 30. tb. 10. f. 3. — Quenst. p. 264.
Die Einschneidungen des Sipho sind so eng, dafs der Vergleich
mit einer Schnecke ganz passend ist. Seine einzelnen Glieder sind
sehr breitgedrückt.
Diese Art kommt auf Gothland, in Livland bei Pernau, und im
Huronensee mit vielen sehr ähnlichen Formen vor.
Actinoceras^ Strahlenhorn, Bronn (Leth. p. 98. tb. 1. f. 8.)
umfafst verwitterte Steinkerne von Orthoceratiten aus dieser oder
der folgenden Gruppe, welche am Huronensee so häufig sind. Ca-
stelnau beschreibt in seinem Essai sur le Systeme silurien de VAme-
rique septentrionale , Paris, 1843, viele dem
0. (Actin.) Richardsoni Stockes (Taf. X. Fig. 3. in ^ nat.
Gr., nach Gast. a. a. 0. Ib. 8. f. 2.) sehr ähnliche Formen theils als
Huronien, theils als Arten von Actinoceras.
KOPFFL'SSER.
275
Diese verbinden die zweite und dritte Gruppe von Quen-
stedt, die
C. Gigantei^ deren einzelne Trichter, nach Quenstedt,
oben stärker aufgebläht als bei den Vaginaten, und weniger als
bei den Cochleaten, verhältnifsmäfsig sehr lang sind und sich
unten nur mäfsig verengen.
D. Reguläres. Hier, so wie auch bei allen folgenden
Familien wird der Sipho viel kleiner als bei den vorhergehenden,
tritt höchst selten hart an den Rand, sondern nähert sich immer
der Mitte. Hier sind die Duten der Scheidewände cylindrisch.
Die äufserste Schaalenschicht ist gewöhnlich quer gestreift, selten
über noch vorhanden.
Sie gehen von den ältesten Grauwackenschichten bis in die
Steinkohlenformation empor.
a. Mit fernstehenden Scheidewänden. Der Sipho liegt gern
nach der Mitte hin.
0. regularis v. Schloth. — Taf. X. Fig. 6. Nach Br. Leth.
p. 100. tb. 1. f. 10. — 0. cinctus Sow. M. C. th, 588. f. 3. — His.
Leth, Suec. p. 29. tb, 9. f. 3. — Quenst. p. 267.
Der Sipho liegt in der Mitte der fast kreisrunden Röhre. Zu-
nahme der Kammern iV bis -^V Nicht selten läuft auf dem Rücken (?)
eine scharf markirte Linie herab, die, nach Quenstedt, durch einen
Muskeleindruck des Mantels entstanden ist. Die äufsere Scliaale ist
fein punktirt.
0, giganteus Sow. {M. C. tb. 246.) ist, nach Quenstedt, nur
eine grofse Varietät dieser Art, mit ovaler Oeffnung.
0. gracilis Blumenbach, verkiest im silurischen Grauwacken-
schiefer von Dillenburg, mit centralem Sipho und einer Zunahme von
^V? ist wenig von 0. regularis verschieden.
Archiac und Verneuil bezeichnen als Fundorte für 0. regularis:
die silurische Grauwacke von Prag, Wifsenbach, Oeland, Petersburg,
Reval, West-Gothland, und die devonische von der Eifel und Elbers-
reuth; für 0. giganteus: die devonische G. von Elbersreuth? und Ge-
rolstein in der Eifel, den Kohlenkalk von Yorksliire, Closeburn und
Schottland; für 0. cinctus: die silurische G. von Reval und Schweden,
die devonische von Pethervvin, Newton, Schübelliammer , und den Koh-
lenkalk von Lancashire, Yorkshire, Vise und Tournay.
b. Mit nahestehenden Scheidewänden. Der Sipho liegt zwi-
schen der Mitte und dem Rande, und schwillt nicht selten kugel-
förmig an.
276
WEICHTHIERE.
0. fragt Iis v. Schloth., Ouenst. p. 269.
Schaale fein gestreift; Siplio fast in der Mitte; Zunahme i.
0. acuarius Münst. (Beitr. Hft. 3. p. 95. tb. 17. f. 5.), von
fast cylinderförmiger Gestalt, mit centralem Sipho und glatter Schaale,
schliefst sich hier an.
In devonischer Grauwacke von Elbersreuth und Gattendorf.
E. Vndulati. Auf der Schaale treten wellige Erhebungen
und Vertiefungen scharf hervor, vrelche, so wie die ihnen parallel
kaufenden feinen Streifen auf dem Rücken, ausgezeichnete Busen
bilden, deren Convexität nach der Spitze (hinten) gerichtet ist.
Der Sipho liegt zwischen der Mitte und der Bauchseile.
0. undulatus v. Schloth., Quenst. p. 271.
Die Wellen, die selbst auf den Steinkernen noch hervortreten,
steigen von der Bauchseite aus auf den Seiten stark empor , um auf
dem Rücken den tiefen Busen zu bilden. Zunahme tV-
In den alten nordischen Grauwackenkalken , die sich über die
Mark Brandenburg verbreitet haben.
F. Annulati. Die Schaale und Steinkerne erheben sich
zu scharfen Ringen, welche sammt ihrer Streifung in einer Ebene
liegen und nie einen Busen bilden. Sipho klein und meist in
der Mitte.
0. annu latus Sow. M. C. p. 183. tb. 133. — His. Leth. Smc.
p. 29. tb. 9. f. 8. — Quenst. p. 271.
Ringe wenig scharf; in dem Räume dazwischen liegen wenige
feine Streifen.
Im Kohlenkalke von Colebrookdale in Shropshire, und in Gothland.
0. nodulosus v. Schloth. — Quenst. p. 271.
Die dichter stehenden Ringe tragen auf jeder Kante 12 — 16 ge-
rundete Knoten.
In devonischen Eifelschichten.
0. undulatus His. Leth. Suec. p. 28. tb, 10. f. 2. — Quenst.
p. 272.
Durch entfernte Querringe mit zahlreichen zwischen denselben
liegenden Streifen und regelmäfsige Längsfurchen, bildet diese Art
einen Uebergang zu der folgenden Gruppe.
In Gothland bei Djupviken und bei Capellhamn.
Nach Quenstedt zeigen die Annulaten eine grofse Neigung, ihre
geradlinige Richtung zu verlassen und Lituiten zu werden.
G. Lineati. Schaale mit scharf hervortretenden Längsstrei-
fen und nur untergeordneten Querstreifen. Junge Exemplare, auf
kopffCsser.
277
welchen die ersteren weniger ausgeprägt sind , können leicht mit
Regularen verwechselt werden.
0. lineatus His. LetL. Suec. p. 29. tb. 9. f. 6. — 0. sfriatus
Marklin. — Quenst. p. 272.
Längsstreifen dünn und scharf. Sipho in der Mitte. Zunahme |-.
Im alten Grauwackenkalke von Mösseberg in Westgothland.
0. angulatus Walilb., His. Leth. Suec. p. 28. tb. 10. f. 1.
Schaale längsgerippt, mit 20 — 30 Rippen; Sipho deutlich. Die
Stärke der Schaale nimmt viel bedeutender zu als bei anderen Or-
thoceratiten , so dafs diese Art, welche aufserdem sich oben schwach
krümmt, einen Uebergang zu Cyrtoceras bildet.
H. Inflati. Die Stärke der letzten Kammer nimmt gegen
die der übrigen Schaale beträchtlich zu, verringert sich öfters auch
wieder, so dafs sie dann birn- oder spindelförmig (Gompho Ge-
ras Murch.) wird. Diefs ist der Fall bei
0. fusiformis Sow. (M. C. tb. 588. f. 2. — 0. pyriformis
Phill.), aus dem Kohlenkalke von Irland und von Preston in Lancashire.
0. sub fusiformis und 0. subpyrif ormis Münst. (Beitr. Hft.
3. p. 103. tb. 20. f. 7. 6. u. 10.) kommen, nach Arch. und Vern.,
im devonischen Grauwackenkalke von Schübelhammer , Pfaffrath, deE
Eifel, Oberscheld und Pskof vor.
t 2 G. Lituites Breyn. Schnörkel hörn.
Die gekammerte Schaale ist in einer Ebene bald mehr, bald
weniger spiral gewunden und setzt dann gewöhnlich noch eine
Strecke geradlinig fort (Taf. X. Fig. 7.). Im letzteren Falle erhält
sie das Ansehen eines Krummstabes {liluus). Die Windungen be-
rühren sich entweder gar nicht, oder es drückt sich wenigstens
niemals der Rücken der vorhergehenden Windung in die Baruch-
seite der folgenden ein.
Die Lituiten begleiteten die Orthoceratiten und starben mil
ihnen auch aus.
A. Cyrtoceras (Cyrlocera) Goldf., Pkragmacoceras Bro-
derip und Murchison z. Th. Bogenhorn. (xvQTog^ krumm; yJ^ag.)
Der Bogen überschreitet kaum einen Halbkreis; der Sipho ist der
convexen Rückenseite genähert.
L. (C.) depressus Goldf. — Br. Leth. p. 101. tb. 1. f. 5. —
Römer, Harzgebirge p. 35. tb. 10. f. 2. — Quenst. p. 277.
Schaale niedergedrückt; Kammern niedrig; Zunahme |r.
In devonischer Grauwacke der Eifel und von Pfaffrath.
278
WEICHTHIERE.
B. Flexuosi. Die Schaale nähert sich mehr der Form
eines Hakens oder Hufeisens, und der Sipho ist stets der Bauch-
seite genähert. Arten silurisch.
L. flexuosus V. Schloth. — Quenst. p. 278.
In der Eifel.
Diejenigen Phragmacoceraten, in welchen der Sipho der Bauch-
seite genähert ist, schliefsen sich, nach Quenstedt, hier an.
C. Spirulites (ßpirula Aut.)- Die Schaale ist, wie bei
der lebenden Spiriila^ in von einander entfernt liegende Umgänge
gewunden, die jedoch bisweilen auch hart an einander treffen,
und bildet nach vorn hin einen sanft gekrümmten Stab, dessen
schwach concave Seite der Spira. zugekehrt ist. Allermeist ziehen
sich auf dem Rücken die Querstreifen in einen Busen herab. Bei
den eigentlichen Spiruliten Q. wird die Kammerscheidewand hart
an der Rückenseite durchbrochen, bei den Falcaten Q. liegt
er zwischen dem Rücken und der Mitte, und bei den Perfecten
Q. oder den wahren Lituiten- Stäben neigt sich derselbe ein wenig
der Bauchseite zu.
L. (S.) nodosus Goldf. — Er. Leth. p. 102. tb. 1. f. 4. —
L. lituus His. Leth. Suec. p. 27. tb. 8. f. 5.
Die quer -geringelte und gestreifte Schaale macht 1 — -3 Umgänge
und setzt dann gerade fort. Sipho rundlich.
In silurischer Grauwacke von Dalecarlien und Oeland; in de-
vonischer von Plymouth und Newton.
L. falcatus v. Schloth. — Quenst. p. 280.
Mundöffnung ein wenig zusammengedrückt. Querstreifen bilden
auf dem Rücken der Schaale einen starken Busen nach hinten. Re-
präsentant der Falcaten.
' Im ältesten Grauwackenkalke Livlands.
L. lituus Monlf. — Taf. X. Fig. 7. Nach Bronn, Leth. tb. 1.
f. 3. a. (i).
Dieser wahre Lituit kommt in den tiefsten silurischen Schichten
von Schweden und Rufsland vor.
D. Imperfecti. Das letzte Ende entfernt sich nur wenig
von der grofsen Spira mit hart an einander liegenden Umgängen.
Die äufsere Schaale ist gewöhnlich glatt, und auf der inneren
Seite derselben sind mehrere Furchen, die einen nach hinten ge-
öffneten Sinus bilden.
L. zmperfectus Wahl. — L. convolmns His. Leth. Suec. p. 27-
tb. 8. f. 6.
KOPFFÜSSBR.
279
Schaale scheibenförmig, mit stielrunden, fein quergestreiften Um-
gängen, und einem dem Rücken genäherten Sipho.
Im alten Grauwackenkalke von Schweden und Livland.
3. G. Nautilus Aristot. Schiffsboot. (vavzlXog^ Schiifer.)
Die Umgänge liegen so hart an einander, dafs die Riicken-
seite der früheren Windungen in der Bauchseite der späteren we-
nigstens einen Eindruck bewirkt, dafs aber in den meisten Fällen
der frühere Umgang von dem späteren, wenn nicht ganz, so doch
zum gröfsten Theil eingehüllt wird.
Es ist diese Gattung in allen Formationen, und durch JV.
Pompilius L. auch in den jetzigen Meeren vertreten, Allein der
Nautilus der älteren Gebirge, wo Goniatiten vorkommen, hat, nach
V. Buch, allermeist eine viel geringere Zunahme und ist weniger
involut (d. h. die frühere AVindung wird viel weniger von der
späteren umhüllt), als der in jüngeren Formationen.
A. Imperfecti. Die Schaale ist nur wenig involubel und
nimmt sehr langsam an Dicke zu, wodurch sie den imperfecten
Lituiten, mit welchen sie auch gleiches Alter haben, sehr ähnlich
werden. Der Sipho liegt nahe der Mitte ihrer Scheidewände, de-
ren Ränder noch einfach sind.
L. imperf ectus Quenst. (p. 283.), und eine grofse Reihe von
Arten aus älteren englischen Formationen, als: N. p entagonus Sow.
(M. C. tb. 249. f. 1.), N. cariniferus Sow. {M. C. tb. 482. f. 3.
4.), iV. triangulatus Sow. {M. C, tb. 458. f. 2.), N. multi-
carinatus Sow. {M. C. tb. 482. f. 1. 2.) im ßergkalke, und N.
globatus Sow. (ßl. C. tb. 481.) im Kohlengebirge, gehören hierher.
B. Moniliferi, Zwischen den Scheidewänden der Schaale
finden sich kugelförmig angeschwollene Duten des Sipho, die einer
Perlenschnur gleichen. Die Ränder der Scheidewände bilden an
den Seiten einen flachen und weiten abwärtssteigenden Bogen (Si-
nus^. Nur im Muschelkalke.
iV. bidorsatus v. Schloth. Nachtr. tb. 21. f. 2. — Ziel. Verst.
Würt. tb. 18. f. 1. — Hiernach Taf. X. Fig. 8. (4). — Br. Leth.
tb. 11. f. 21.
Sein Rücken ist breit und flach, oder durch eine flache Furche
zweitheilig. Die Seiten fallen steil ab, wefshalb auch seine Mündung
frapezoidal ist. Nicht selten l' grofs.
Leitmuschel für die oberen Schichten des Muschelkalkes, mit
Ammonites nodosus zusammen, bei Jena, Ballenstedl, Rüdersdorf bei
i
280 ■ , M'BICHTIIIEKE.
Berlin, Göttingen, Bayreuth, am Schwarzwalde, bei Luneville in Frank-
reich u. a. a. 0.
Von diesem Nautilus mag wenigstens der eine jener Cepha-
lopoden- Kiefern herrühren, die mit ihm und mit Ammonites no-
dosus im Muschelkalke zusammen vorkommen, einem Vogelschnabel
(Qvy/og) nicht unähnlich sind, und defshalb von Blainville i Rhyn-
cholythus und \ Conchorhynchus genannt worden sind.
Rh. hirundo Faure - Biquet. — Taf. XII. Fig. 7. a. b. c. —
Br. Leth. p. 181. tb. 11. f. 17. — Münst. Beilr. Hft. 1. (2. Aufl.) p.
71. tb. 5. f. 6—10.
Dieser Kiefer ist unten (c.) flach und hinten gekerbt, oberhalb
zu einer Spitze gewölbt, und im verticalen Längsschnitte symmetrisch.
Der vordere breitere Theil ist von dem hinteren schmäleren durch
eine tiefe Bucht getrennt.
Im Muschelkalke von Bayreuth, Thüringen, Würtemberg und
Frankreich.
Rh. duplicatus Münst. (Beitr. Hft. 1. p. 70. tb. 5. f. 4. 5.)
verbindet die eben beschriebene mit der folgenden Art.
Im Muschelkalke von Laineck bei Bayreuth.
Rh. (Conch.) avirostris v. Schloth. {Rh. Gaillardoti d'Orb.
— C. ornatus de Blainv. — Br. Leth. p. 182. tb. 11. f. 16. — Münst.
Beitr. Hft. 1. p. 69. tb. 5. f. 2. 3.
Kiefer symmetrisch, dreieckig, vorn spitz; der Kieferrand, oder
der Rand des vorderen Theiles ist nach dem hinteren Theile faltig
übergeschlagen. Die Rückenseite der oberen convexen Fläche ist feder-
artig gestreift.
Mit vorigen beiden zusammen.
D'Orbigny beschreibt in der Pal. fr. Terr. jur. I. p. 163. fos-
sile Cephalopodenschnäbel aus dem Oxfordthone Frankreichs, und schreibt
dieselben dem Nautilus gigunteus d'Orb. zu.
V. Hagenow entdeckte Rh. cretaceus in der Kreide von Rügen.
C. Bisiphites. „Ein kleiner deutlicher Bauchlobus, oft
tief herabgehend, während die Seitenloben sich kaum herabsenken,
tritt auf Steinkernen oft so deutlich hervor, dafs ihn Montfort für
einen zweiten Sipho ansah und aus Exemplaren der Art sein Ge-
schlecht Bisiphites machte. Die Schaale erhält durch Längs- und
t^uerstreifen ein netzförmiges Ansehen." (Quenst.) Sie sind, nach
V. Buch, vorzugsweise dem unteren und mittleren Jura eigen.
N. aratus v. Schlolh. — N. giganleus Schübl. b. Ziet. Verst.
Würt. Ib. 17. f. 1. 2. - y. Buch, Jura, p. 32. — Quenst. p. 286. u.
Flötzg, p, 131
KOFFFÜSSER.
281
Er wird bis ij' grofs, nimmt besonders nach der Höhe hin an
Gröfse schnell zu, und seine Windungen sind nicht ganz involut. An
den Seiten bilden die Scheidewände einen weiten Busen. Wegen der
deutlichen Linien nannte ihn Sowerby (l/. C. tb. 182. — d'Orb. Pal.
fr. Terr. jur. p. 148. tb. 25.) N. striatus.
In den untersten Liaskalken von Würtemberg, Frankreich und
England.
D. Simplices. Die Ränder der Querscheidewände sind
ohne hervortretende Loben ; nur in der Jugend ist ein Bauchlobus
vorhanden. Längsstreifen undeutlich; Querstreifen fein und haar-
förmig, auf den Seiten zuweilen in Bündel vereinigt.
Vom mittlen Jura bis in die lebende Welt.
iV. Simplex Sow. M. C. tb. 122. — Römer, Kreide, p. 84. —
Geinitz, Char. p. 66.
Zusammengedrückt, glatt und eng genabelt. Mündung halbmond-
förmig. Der Sipho ist dem Bauchrande etwas genähert.
Im Hilsconglomerat bei Osterwald, im Grünsande der Waterlappe,
in England und im unteren Pläner von Plauen bei Dresden; sehr häufig
im oberen Pläner von Sachsen (Strehlen bei Dresden), Böhmen (Te-
plitz, Bilin), Schlesien (Oppeln), Sarstedt, Goslar und Quedlinburg.
E. Undulati. Auf der Schaale und selbst auf den Stein-
kernen sind scharf ausgeprägte, wellenartige Falten vorhanden,
welche mit ihren parallelen feinen Streifen auf dem Rücken einen
tiefen, nach hinten gebogenen Sinus bilden.
N. elegans Sow. M. C. tb. 116. — Gein. Char. p. 42. u. 66.
— Röm. Kr. p. 85. — d'Orb. Pal. fr. Terr. cret. I. p. 87. tb. 19.
Windungen sehr involut, mit hohen, schwach gewölbten Seiten
und ziemlich schmalem Rücken. Zahlreiche, meist dichotome Falten
bedecken wenigstens die vorderen Kammern. Bis grofs.
In allen Schichten des Kreidegebirges bis zum Kreidemergel
herauf. Steinkerne, welchen die Wellen fehlen, sind, besonders im
verdrückten Zustande, nicht von iV. simplex zu unterscheiden.
N. Bonelli Catullo, Observaz4oni geogn. zool.^ Mem. della soc.
geol. dl Parigi, 1838, Padova^ 1840.
Schaale fast kugelig, sehr eng genabelt, an den Seiten schwach
zusammengedrückt, und mit wellenförmig gekräuselten Rippen bedeckt.
Häufig im Juradolomit von Venedig.
N. Freieslebeni Gein. in L. Br. J. 1841. p. 637. tb. 9. A.
Der Nautilus des Zechsteines, welcher mit Corbula Schlotheimii
zusammen bei Gera und Ilmenau vorkommt.
282
WBICHTIIIKRE.
F. Aganites (Lobali Ag.). „Die Gränzen der Scheidewände
bilden auf dem Rücken einen flachen, auf den Seiten einen tiefen
Sinus (Lobus). Ein spitzer Bauchlobus scheint auch nie zu feh-
len. Der Sipho nähert sich der Bauchseite.
Vom mittleren Jura an in allen jüngeren Formationen." (Quenst.)
N. aganiticus Montf., Schloth., v. Buch, Jura, p. 71. — N.
sinuatus Sow. M. C. tb. 194. — Quenst. p. 289. — d'Orb. Pal. fr.
Terr. jur. p. 157. tb. 32.
Mündung zusammengedrückt. Der Seitenlobus ist weit und tief,
mit geneigten Wänden, und liegt ziemlich genau in der Mitte der
Seite. Der daneben gelegene Bauchsatlel ist niedriger als der den
zweikantigen Rücken überschreitende Sattel.
Im oberen Jura von Müggendorf, Pappenheim, Wasseralfingen,
Schönfeld bei Gräfenberg, Randen und, nach Sowerby, im unteren
Oolithe von Yeovil.
N. Danicus Schloth. (v. Buch, Jura, p. 71. — Quenst. p. 289.),
aus den gelben Kreidekalken von Faxoe;
N. Aturi Bast. (iV. Ziczac Sow. M. C. tb. 1. f. 5. — v. Buch,
Gon. u. Clym. in Schles. f. 6 — 8. — Quenst. p. 289.), aus tertiären
Schichten vom Kressenberge bei Traunstein, von Dax, Paris, Marmora auf
Malta, aus dem Londonthone von Highgate;
iV. lingulatus v. Buch (Quenst. p. 290.), aus Tertiärschichten
des Kressenberges, sind die anderen Mitglieder dieser interessanten
Gruppe , welche durch die Bildung ihrer Loben und durch die Lage
des Sipho den Uebergang der eigentlichen Nautili zu den Clymenien
bildet. In iV. aganiticus erreicht, nach v. Buch, der Sipho fast die
Mitte, in iV. Aturi liegt er der Bauchseite ziemlich nahe, und in den
Clymenien liegt er unmittelbar an der inneren Wand dieser Seite.
F. Clymenia Münst. '*•) Planulites Aut. Der Sipho liegt
bei den Arten dieser Gruppe unmittelbar an der Bauchseite, wo
er die trichterförmig sich verengende Kammerwand durchbohrt.
Der Rand der letzteren bildet wellenförmige Einsenkungen oder
einfache schiefwinkelige Seitenloben und abgerundete Seiten- und
Rückensättel, welche sämmtlich ohne Zähne und Einschnitte sind.
Da der Sipho häufig nicht sichtbar ist, so sind die Clymenien am
sichersten durch ihren Rücken- (Dorsal-) Sattel von den mit ihnen
leicht zu verwechselnden Goniatiten zu unterscheiden, welche lelz-
*) Ueber die Clymenien und Goniatiten im Uebergangskalke des Fich-
telgebirges. Bayreuth, 1832. Zweite Auflage, auf welche sich die Citate
beziehen , 1843.
KOPFFtSSER.
283
teren auf der Milte des Rückens stets einen Rücken- (Dorsal-)
Lobus haben. (Münster.)
Die zahlreichen Arten gehören der jüngeren devonischen
Grauwacke an, und sie zerfallen, nach Münster, in zwei Haupt-
abtheilungen.
a. Clymenien, deren Loben schwach gebogen und gerun-
det sind.
C. laevigata Münst. p. 5. Ib. 1. f. 1. — v. Buch, Gon. u.
Clym. in Schles. p. 13. — Taf. X. Fig. 10. (Loben und Sattel einer
Kammerwand.)
Schaala scheibenförmig, fast gar nicht involut, gewöhnlich ganz
glatt. Der breite Dorsal- Sattel ist bogenförmig abgerundet, der Sei-
tenlobus ist einfach gerundet. 1 — l" grofs.
Im schwarzgrauen devonischen Kalksteine von Schübelhammer im
Fichtelgebirge, und vielleicht bei Ebersdorf in der Grafschaft Glatz.
C. compressa Münst. p. 6. tb. 1. f. 4.
Windungen bis zu f involut, seitlich zusammengedrückt. Der
Seitenlobus erhebt sich nach der Bauchseite hin viel Aveniger als bei
der vorigen Art.
Schübelhammer.
b. Clymenien mit einfachen, spitzen Seitenloben und abge-
rundeten Sätteln.
Diese theilt v. Buch in die aufsteigenden und die ge-
wölbten. Bei den ersteren (Taf. X. Fig. 9. a.) geht der Rand
der Kammer vom Rücken her plötzlich mit einer kleinen, senk-
rechten Fläche herunter, der andere (Ventral-) Schenkel dieser
Vertiefung steigt aber wieder ganz sanft in die Höhe, so dafs
der Lobus ein V bildet. Dann steigt aber die Kammerwand im-
mer noch höher bis zur Sutur (Naht, wodurch die beiden auf
einander liegenden Windungen mit einander zusammenhängen) ge-
wöhnlich über die Höhe des Rückens hervor. In der zweiten
Abtheilung (Taf. X. Fig. 11.) zieht sich die Dorsal -Wand des
kleinen Seiten -Lobus etwas gegen den Rücken, bildet dort eine
rückkehrende Spitze und geht an der Ventralseite in einem Bogen
wieder herauf. Eine dieser ähnliche Bildung ist bei den Aga-
niten zu finden, (v. Buch.)
a, Adscendentes f die Aufsteigenden.
C. undulata Münst. — Taf. X. Fig. 9. (Steinkern) u. 9. a,
(Rand der Kammerwand.) Nach Münster, tb. 2. a, f. 6. a. u. 2. c.
— C. sublaevis und C. inaequistriata Münst. p. 8. tb. 2. f. 3. u. 4.
284
WEICIITIIIERB.
Scheibenförmig, mit 7 — 9 sehr schwach involiiten und wenig zu-
nehmenden Umgängen, bis über 3" grofs. Die Schaale ist fein ge-
streift und die Slreifen biegen sich, wie bei allen Clymenien, zuerst
ein wenig nach vorn, dann auf dem Rücken rückwärts, welche Bieg-
iing bei dieser Art unter einem scharfen Winkel erfolgt. Den Loben
nach gehört sie, wie die folgende, zu den Aufsteigenden; bei einer
Abreibung der Seitenflächen werden die Loben denen der Clym. lae~
vigata sehr ähnlich.
Schübelhammer und Ebersdorf.
C. pl anorbiformis Münst. p. 7. Ib. 2. f. 1. (C. linearis Münst.
p. 9. tb. 2. f. 5. — V. Buch, Gon. u. Clym. p. 13.)
Unterscheidet sich von voriger durch noch geringere Stärkezu-
nahme der Windungen. Mit ihr zusammen.
ß. Incumbentes j die Gewölbten.
C. striata Münst. p. 11. tb. 3. f. 3. — v. Buch, Gon. u. Clym.
p. 13. — Taf. X. Fig. U. (Loben und Sättel.)
1^" grofs , mit seitlich zusammengedrückten , ohngefähr J invo-
luten Windungen. Der Rücken ist schmal. Schaale wellenförmig fein
gestreift.
Mit vorigen zusammen und bei Petherwin.
*l 2» Farn. JLwfnonitidae* Ammoneen v. Buch.
Ainmonsliörner.
Die Ammoneen sind vielkammerige Cephalopoden , deren Kam-
merwände allermeist nach oben (aufsen) hin gewölbt sind, und
deren Sipho längs des Rückens zwischen den Kammerwänden und
der äufseren Schaale läuft.
Der Rund der Scheidewände ist auf- und niedergebogen, und so
entstehen die (abwärtsgebogenen) Loben und die dazwischengelegenen
(aufwärtssteigenden) Sättel, welche, bisweilen noch mit Nebenloben
und Nebensätleln , um den Umfang der Schaale höchst regelmäfsig um-
herslehen. L. v. Buch zeigte, dafs man an allen vollkommenen Am-
moneen sehr bestimmt sechs '•) solcher Hauptloben unterscheiden kann,
welche nach seiner Bezeichnung folgende sind (Tal. X. Fig. 21. u. 22.);
Der auf dem Rücken liegende Lobus ist der Rücken- oder Dorsal-
Lobus (D). Der Sipho theilt denselben in zwei symmetrische Hälften
und zieht an seiner Befestigungsstelle den mittleren Theil desselben
*) Nur bei den unvollkommeneren Ammoneen, Goniatiten und Conoce-
ratiten, fehlen zuweilen einige dieser Loben, doch mangelt der Rücken-
lobus nie.
KÜPFFiJSSER.
285
gewöhnlich ein Stück mit empor. An den Riickenlobus gränzt links
und rechts der Rücken- oder D orsal-Sattel (Sd), welcher von
dem Seiten- oder Lateral-Sattel (SL) durch den oberen Sei-
tenlobus (L) getrennt ist. Neben dem Lateralsattel liegt auf der
anderen Seite der untere Lateral-Lobus (1), an welchen dann
der Bauch- oder Ventral-Sattel (SV) gränzt, zwischen welchem
und dem die Mitte der Bauchseite einnehmenden Bauch- oder Ven-
tral-Lobus (V) häufig noch mehrere Hülfs- oder Auxiliarloben
(a^, c^, a^, ö*) und Hülfssattel liegen.
Die Ammoneen bewohnten die früheren Meere bis zn der
Zeit, in welcher die Kreide sich bildete.
Cuvier sprach 1802 zuerst aus, dafs das Thier der Ammo-
niten ein sepienartiges Thier gewesen sein müsse, Lister bemerkte
zuerst die blätterartigen Zeichnungen ihrer Loben und Sättel, Bronn
und d'Orbigny zeigten später die den Ammoneen eigenthümliche
Lage ihres Siphos, und nach einem etwas mifsglückten Versuche
von de Haan (1825) , die Ammoneen in eine systematische Reihe
zu ordnen, wurde diese Aufgabe erst durch v. Buch gelöst, wel-
cher die Reihen der vielnamigen Ammoniten lichtete und sie (a. a. 0.
s. p. 256.) in die von ihm fest begründeten Gruppen vertheilte.
t 1. G. Ammonites v. Buch "'^'). {Ammonites im weiteren Sinne.)
Ammoneen, deren Windungen in einer Ebene spiral auf-
gerollt sind, wobei alle so dicht auf einander liegen, dafs der
Rücken der früheren Windungen mehr oder weniger tief in die
Bauchseite der folgenden eingedrückt ist (dafs, mit anderen Wor-
ten, die Windungen mehr oder weniger involut sind). Sie ent-
sprechen hierdurch der Gattung Nautilus,
A. Goniatites de Haan, v. Buch, (ywna, Winkel.) Lo-
ben und Sättel sind gänzlich ohne Zähne und Einschnitte. Feine
Streifen auf der Oberfläche der Schaale biegen sich erst vorwärts,
dann aber auf dem Rücken wieder zurück, wie diefs bei den
Nautileen der Fall ist, während die Streifen aller anderen Ammo-
neen sich auf dem Rücken nach vorn wenden. Ohne Berücksich-
tigung ihrer Loben würde es häufig sehr schwer sein, sie von
Clymenien unterscheiden zu können.
Die Goniatiten mit einfachem Rückenlobus sind nur auf das
Grauwackengebirge beschränkt; die mit getheiltem Rückenlobus hin-
gegen gehen bis in das untere Steinkolilengebirge.
*) Ueber Ammoniten, über ihre Sonderung in Familien u. s. w. 1832.
286
WEICHTHIEBE.
Beyrich (de Gonialiiis in montibus Rhenanis occurrentibus.
Bet^olmi^ 1837) vertheilt die Goniatiten in die hier bezeichneten
sechs Gruppen.
a. Nautilini. Mit einem einfachen trichter- oder zungen-
förmigen Riickenlobus und einem einzigen, breit ausgezogenen
Seitenlobus.
A. (G.) compressus Beyr. p. 5. tb. 1. f. 6. — Spirula co-m-
pressa Goldf. — Gyroceratües gracilis H. v. Mey., Br. Leih. p. 102.
tb. 1. f. 6. — Taf. X. Fig. 16. (Loben).
Riickenlobus sehr klein, Seitenlobus fast verschwindend. In Ge-
stalt und Gröfse der Spirula Peronii sehr ähnlich, kommt diese Art
sehr häufig verkiest im Thonschiefer von Dillenburg vor.
b. Simplices. Mit einem einfachen, trichter- oder zungen-
förmigen Riickenlobus und einem einzigen, mehr oder vv^eniger
spitzen Seitenlobus.
A. (G.) retrorsus v. Buch, Ammon. tb. 2. f. 13. — Beyr. p.
6. tb. 1. f. 10. Hiernach Taf. X. Fig. 17. (Loben).
Nach Arch. u. Vern. im devonischen rothen Grauwackenkalke
von Oberscheld, Adorf und Martenberg.
A. (G.) pessoides v. Buch, Gon. u. Clym. p. 4. f. 1.
Durch seine sehr schwach involuten acht Windungen, deren
flacher Rücken fast rechtwinkelig an die flachen Seiten gränzt, wird
er einem Damenbretsteine sehr ähnlich. Der lange, zungenförmige
Riickenlobus ist von dem ihm ähnlichen Seitenlobus durch einen vier-
mal breiteren Rückensattel getrennt, in welchem letzteren sich oben
eine flache Vertiefung einsenkt. Diese über l"- grofse Art und
A. (G.) biimpressus v. Buch (Gon. u. Clym. p. 5. f. 2.), bei
welcher auch noch der Seitensattel oben vertieft ist, stellen durch
ihre Hülfsloben eine Verbindung zwischjen der zweiten und dritten
Gruppe Beyrich's her.
Sie kommen in Ebersdorf vor.
c. Aequales. Mit einem Rückenlobus wie an den Vor-
hergehenden und zwei oder mehreren Seitenloben, welche 'nach
der Naht hin allmählig an Gröfse zu- oder abnehmen.
A. (G.) Münsteri v. Buch (Münst. Gon. u. Clym. p. 21. tb. 5.
f. 3.), und
A. (G.) orbicularis Münst. (a. a. 0. p. 22. Ib. 5. f. 4.) sind
beide ganz involut, unterscheiden sich dadurch, dafs der erstere zwei
spitze, der zweite zwei gerundete Seitenloben (was vielleicht durch
Abreibung entstanden ist) hat, und kommen bei Schübelhammer und
Elbersreulh vor.
I
KOPFFÜSSBR.
287
A. (G.) Becher i Goldf., v. Buch, Amin. tb. 2. f. 2. — Beyr.
p. 80. tb. 1. f. 8. — Hiernach Taf. X. Fig. 18. (Loben).
Mit vier zungenförmigen Seitenloben.
Im rolhen devonischen Kalke von Eibach und Oberscheld.
d. Irreguläres. Mit einfachem, trichterförmigem Rücken-
lobus und unsymmetrischen Schenkeln der zwei oder mehreren
Seitenloben.
A. (G.) Höninghausii v. Buch, Amm. tb. 2. f. 3. — Br. Leth.
tb. 1. f. 1. — Beyr. p. 9.
Devonisch bei Bensberg.
A, (G.) contiguus Münst. Gon. u. Clym. p. 22. tb. 3. f. 8.
Er ist ganz involut und hat zwei ungleiche Seitenloben. Die-
sem, von Schübelhammer, scheint
A, (G.) cucullatus v. Buch (Clym. p. 8. f. 4.) von Ebersdorf
zu entsprechen.
e. Primordiales. Mit getheiltem Rückenlobus und einem
einzigen Seitenlobus, der meistens gerundet ist und nur selten in
eine Spitze ausgeht.
A. (G.) aequabilis Beyr. p. 10. tb. 2. f. 1. — Hiernach Taf.
X. Fig. 19. (Loben).
Aus rothem devonischem Kalke bei Dillenburg.
f. Carhonarii. Mit getheiltem Rückenlobus, einem in
eine Spitze auslaufenden Seitenlobus und einem gerundeten, ge-
wöhnlich breiten Seitensattel.
A. (Cr.) sphaericus Martin (A. carbonarius Goldf.), v. Buch,
Amm. p. M. tb. 2. f. 9. — Beyr. p. 13.
In den Aveslphälischen und Lütticher Kohlengruben, im Kohlen-
kalke von Vise.
A. (G.) diadema Goldf., Beyr. tb. 2. f. 8 — 10. — Hiernach
Taf. X. Fig. 20. (Loben).
Im Alaunschiefer von Choquier.
B. Ceratites de Haan. (yJ^ug^ Horn.) Die Loben sind
einfach gezähnt, die Sättel aber noch glatt.
Die typische Art, Ä. nodosus^ bezeichnet den Muschelkalk;
mehrere andere Arten wurden in der neueren Zeit aus dem süd-
östlichen Tyrol von St. Cassian bekannt , wo sie in Kalkmergel-
schichten höchst merkwürdiger Weise mit Orthoceratiten , Gonia-
*) Beiträge zur Geognosie und Petrefactenkunde des südlichen Tyrols.
Von Dr. Wifsmann und Graf Münster, Bayreuth, 1841.
288
WEICIITIMEHE.
liten und eigentlichen Ammoniten zusammen vorkommen. Es wer-
den diese noch immer räthselhaften Schichten gewöhnlich dem
Muschelkalke entsprechend gehalten ■*).
A. (C.) nodosus Boso, v. Schloth. Nachtr. ib. 31. f. 1. — Taf.
XI. Fig. 1. (l). — Ziet. Verst. Wärt. tb. 2. f. 1. — Br. Leth. p. 178.
Ib. 11. f. 20. — Nautilus undatus Rein. — Amm. undatus Alberti, Mo-
nogr. d. bunt. Sandst. u. s. w. — Gaea v. Sachsen, p. 102.
Er erreicht bisweilen die Gröfse von 8'' und zeigt gewöhnlich
vier bis fünf Umgänge, welche i bis ^ involut sind. Der Rücken
ist flach gewölbt und die Mündung fast vierseitig, höher als breit.
Die flach gewölbten Seilen tragen auf jeder Windung zehn bis vier-
zehn dicke, oben mit einem Knoten endende Rippen. Der Rücken
nimmt mit dem Alter gewöhnlich an Breite zu. Den Sipho sah Wifs-
mann '^''■'). Die Rippen variiren in ihrer Entwickelung gar sehr. An
manchen Exemplaren sind sie nur noch schwach angedeutet, an an-
deren, sogar auch bei jungen Individuen, treten sie um so höher
hervor. Bei einem Exemplare von Mattstedt bei Jena findet sich aufser
der einen Knotenreihe an der Gränze des Rückens noch eine zweite
auf der Mitte der Seiten, deren Knotenzahl ohngefähr halb so grofs
als die der oberen Reihe ist.
In den oberen Schichten des Muschelkalkes (Ammonitenschichten)
von Schlesien (Tarnowitz), Rüdersdorf bei Berlin, Thüringen (Jena,
Weimar, Cölleda u. s. w.), Hannover (Göttingen), Franken (um Pyr-
mont), am unteren Main und Neckar (Heidelberg), im badenschen und
würlembergischen Schwarzwalde, in Rheinbaiern und in Frankreich
(Luneville, Toulon).
Vielleicht gehört zu Ammonites nodosus auch einer der als Rhyn-
choUjthus p. 280. beschriebenen Kiefern.
C. Ammonites Aut. im engeren Sinne. Loben und Sättel
sind mannichfaltig gezähnt, gezackt und zerschnitten. Die Streifen
und Rippen auf der Oberfläche der Schaale biegen sich stets auf
dem Rücken nach vorn.
Sie gehören ausschliefslich dem Oolithengebirge ''■*''') und dem
Kreidegebirge an.
a. Ariel es. Widderhörn er. Auf der Mitte des breiten
Rückens erhebt sich ein kielartiger Sipho, welcher durch zwei
*) L. Br. J. 1838-1844.
**) L. Br. J. 1842. p. 309.
Ueber die Ammoniten aus dem französischen Oolithengebirge, wel-
che d'Orbigny (Val. fr. Terr. jur. /.) beschreibt und abbildet, vergl. Quen-
ütedt in L. Br. J. 1845. p. 86. u. f.
KOPFFÜSSER.
289
Rinnen von den Seiten getrennt wird. Letztere sind mit einfachen,
starken, sich in der Nähe des Rückens schwach vorwärts biegen-
den Rippen bedeckt, welche an der Rinne mit einer Verdickung
schnell enden. Der Riickenlobus (D) ist etwas tiefer als breit,
der Anheftiingspunkt seiner Scheidewand an dem Sipho ist genau
in der Mitte seiner Tiefe. Der obere Seitenlobus (L) ist breiter
als tief, erreicht nicht die Hälfte dieser Tiefe, und weit erhebt
sich der Seitensattel (SL) über die anderen Sättel empor. Der
untere Seitenlobus (1) ist ebenfalls breiter als tief, und der kleine
Ventralsattel erreicht nicht die Hälfte der Höhe und Breite des
Seitensattels, (v. Buch.)
Arten nur im Lias.
A. Bucklandi Sow. M. C. tb. 130. — Taf. XL Fig. 2. (i).
Nach Zielen, Verst. Würt. tb. 2. L 2 — 4; tb. 27. f. 1. — Br. Leih,
p. 421. tb. 22. f. 1. — v. Buch, Amm. tb. 3. f. 1.. — Quenst. Flölzg. p. 131.
Mit sechs bis sieben wenig involuten Windungen, von denen
jede auf ihren schwach gewölbten Seiten dreifsig bis vierzig entfernt-
stehende, starke Rippen trägt. Mündung (Fig. 2. ö.) fast viereckig,
etwas höher als breit. Der Seitenlobus ist wenigstens ebenso' breit
als tief.
Bis zu einem Durchmesser von mehr als 2', im unteren Lias
von Würtemberg, der Schweiz, Frankreich und England.
A. Conybeari Sow. M. C. tb. 131. — Ziet. Verst. Würt. tb. 26.
f. 2; tb. 15. f. 1. (A. oblique -costatus.) — v. Buch, Jura, p. 28. —
Quenst. Flötzg. p. p. 132.
Unterscheidet sich vom vorigen durch geringeres Anwachsen der
Windungen, wodurch mehr Windungen sichtbar werden als bei jenem
und alle mehr in einer Ebene liegen, so wie durch eine viel grö-
fsere Anzahl von Seitenrippen, welche auch gegen den Rücken hin
weniger anschwellen. Er erreicht nie die Gröfse des vorigen, mit
dem er zusammen vorkommt.
A. Brooki Sow. M. C. tb. 190. — Ziet. Verst. Würt. tb. 27.
f. 2. — V. Buch, Jura, p. 29. — Quenst. Flötzg. p. 132.
Er wächst viel schneller als A. Bucklandi an. Bei seiner ge-
wöhnlichen Gröfse von 1 — ^" im Durchmesser werden die Seiten von
22 wenig zurückgebogenen und am Rücken nur schwach anschwellen-
den Rippen bedeckt. Gewöhnlich ist er in der Nähe der Bauchseite
am breitesten und verengt sich bedeutend nach dem Rücken zu.
Häufig im Lias von Lyme Regis in England, von Gammelshausen
und bei Göppingen, auch noch in den dunkelgefärbten Schieferkalken
Würtembergs unmittelbar über den Liaskalken.
Gcinitz, Versteiuerungskunde. 19
290
WEICHTHIBRE.
b. Falciferi^ die Sicheltragenden. „Loben sehr ge-
zähnelt und in der Tiefe mit bedeutender Breite, kaum schmäler
als an ihrer Mündung. Sättel wenig eingeschnitten, besonders
flach und fast alle, wenigstens von dem Laterallobus an, hinter
einander in einer Linie, welche ohngefähr auch der Radius der
Windung ist. Der Dorsallobus, viel kürzer als der obere Lateral,
slüfsl die spitzen Enden seiner beiden Arme schief gegen den
Lateral, so dafs beide Arme bedeutend divergiren, und seine Wände
gehen schief zum Dorsalsattel herauf. Streifen und Falten der
Seiten höchst zart und fein. Sie biegen sich erst vorwärts, dann
mit schneller AVindung bedeutend zurück, und nahe am Rücken
abermals so weit gegen die MundöiFnung hin, dafs hier eine aus-
gezeichnete Sichel entsteht. Innere Seite der Windungen jederzeit
mit besonders scharfer, ebener Fläche abgestumpft. Rücken meist
scliarf, einzig aus dem Sipho bestehend." (v. Buch.)
A. depressus v. Buch, rec. de Planches etc. PL 1. f. 3. —
Hiernach Taf. X. Fig. 21. (Loben) und Fig. 22. — v. Buch, Jura, p.
38. — A. elegans Ziet. tb. 16. f. 5. 6. — Quenst. Flötzg. p. 257.
Er ist sehr involut, d. h. sein Anwachsen, und zwar in die
Höhe, ist so bedeutend, dafs die spätere Windung die vorhergehende
1" umschliefst. Innere Seiten der Windungen nach dem engen Nabel
treppenförmig abgesetzt, äufsere Seiten hoch, mit mäfsig starken, sichel-
förmig gekrümmten Falten bedeckt. Rücken scharf. Meist 4-^5^' grofs.
Häufig im Liasschiefer von Würtemberg.
A. Murchisonae Sow. M. C. tb. 550. — Ziet. Verst. Würt.
tb. 6. f. 1 — 4. — V. Buch, Amm. p. 52. — Br. Leth. p. 426. tb. 22.
f. 3. — Quenst. Flötzg. p. 306.
Die Windungen sind i bis f involut und fallen nach innen zu
treppenförmig ab. Die hohen Seiten verlaufen mehr oder weniger
schnell nach einem scharfen Rückenkiele ab und tragen vierzehn bis zwan-
zig flache Sichelrippen, welche einfach oder zwei- bis dreitheilig sind.
Bis zu l' grofs im oberen Lias- Sandsteine und im unteren Oolilh
von England und Schottland.
A. opalinus Rein. — Taf. XI. Fig. 3. (?). Nach Ziet. tb. 4.
f. 4. (^A. primordialis Schi., A. elUpticus. Sow.) — v. Buch, Amm.
p. 52. — Br. Leth. p. 427. tb. 22. f. 4. — Quenst. Flötzg. p. 285.
Schliefst sich durch seine Form an den vorigen an. Seine
schneeweifse , oft noch opalglanzendc Schaale ist mit feinen und ab-
wechselnd scharfen Sichel-Linien und Streifen bedeckt, welche sich bü-
schelförmig vereinigen und dann das Ansehen von flachen Sichelrippen
erhallen. Gewöhnlich von geringer Gröfse, doch auch 6 — l" grofs.
KOPFFÜSSER.
291
Nach Quensledt für die untersten Thonlagen des braunen Jura
Würtembergs charakteristisch.
A, radians Rein. — Ziet. tb, 4. f. 3; tb. 7. f. 7. (cosfulatus) \
ib. 9. f. 7. (lineatus); tb. 10. f. 5. (mdulatus) ; tb. 14. f. 6. (stria-
tulus); f. 7. (solaris); tb. 28. f. 3. (Aalensis). — Br. Leth. p. 424.
tb. 22. f. 5. V. Buch, Jura, p. 43. — Quenst. Flötzg. p. 270.
Windungen wenig involut (J bis f). Die ziemlich flachen Sei-
ten wölben sich oben zu einem stumpfen oder gekielten Rücken zu-
sammen und fallen nach innen (der Nabelgegend) häufig ohne Kante
ab. Die Oberfläche ist mit etwa fünfzig Rippen bedeckt, welche un-
ten nur schwach gebogen, fast ohne Knie sind, aber in der Nähe
des Kieles sich schnell nach vorn biegen.
Häufig im Liasschiefer Deutschlands, oft ganz flach gedrückt.
A. Serpentinus Rein. — Br. Leth. p. 424. — v. Buch, Jura,
p. 38. — Quenst. Flötzg. p. 258.
Wenig involut. Wegen seiner geringen Höhenzunahme gleicht
er einer spiralförmig gewundenen Schlange. Durch das treppenförmigo
Abfallen der Windungen nach innen mit einer Kante unterscheidet er
sich sogleich von dem vorigen. Hierzu kommt die mehr S-förmige
Gestalt der schmalen Rippen und eine flache Einsenkung längs der
Mitte der Seitenflächen.
Nach v. Buch im fränkischen Jura bei Nürnberg, Bayreuth, Banz,
und im oberen Lias von Schwaben.
A. Walcotti Sow. M. C. tb. 106. — Br. Leth. p. 432. (pi-
frons). — V. Buch, Jura, p. 39. — Quenst. Flötzg. p. 259.
Hier tritt diese Einsenkung als flache Furche noch deutlicher
hervor, da besonders die Sichelrippen erst über ihr deutlich hervor-
treten, während die Furche selbst und die Fläche darunter nur fein
gestreift ist. Uebrigens hat diese Art einen breiten Racken mit einem
Kiele, welche nur bei den Arieten durch eine Furche von den Seiten
getrennt ist. Gegen 3'' grofs.
Im oberen Lias und unteren Oolith von Franken, Schwaben, Frank-
reich und England.
A. he oticus (hecticus et fonticola) Rein. — Br. Leth. p. 428.
tb. 22. f. 9. — V. Buch, Jura, p. 67. — Quenst. Flötzg. p. 387. Nie
über ly grofs und gewöhnlich viel kleiner.
Nach V. Buch durch das auffallend grofse und hohe Knie, mit
welchem der Sichelstiel der Falten in die zwei- bis dreitheilige Sichel
übergeht, besonders ausgezeichnet. Windungen halbumfassend, elliptisch
rundlich, etwa J höher als breit. Nach Quenstedt variirt diese Art
sehr bedeutend, indem junge Individuen oft ganz glatt (A. laevigatus
19*
292
WEICIITIHERE.
Rein.) sind, anderen die Knotung mangelt und bei ihnen die Sicheln
sehr gedrängt stehen {A. Lunula Münst.) u. s. f.
Sehr häufig im oberen braunen Jura (Oxfordthone und Kelloway-
Rock) Frankens und Schwabens, der Schweiz und Frankreichs.
c. Amalthei. {AmaUhea^ die Ziege des Jupiter.) Die Si-
cheln undeutlich, indem die Seitenrippen oder Falten sich erst
oben stark nach vorn biegen und bis auf den starken Kiel fort-
setzen, welchen sie dann meistens in Knoten oder Schuppen ab-
iheilen. Nach V. Buch ist der Dorsallobus viel kürzer als der
obere Lateral, und seine Wände gehen schief zum Dorsalsattel
Iierauf, doch weniger schief als bei den Falciferen. Der obere
und untere Lateral sind sehr breit, fast so breit als tief, Sättel
und Loben aufserordentlich zerschnitten, so dafs in den Loben
grofse und weit ausgreifende Arme, in der Mitte der Sättel sehr
tiefe Secundärloben entstehen. Die Spitzen der Zähne stehen ge-
wöhnlich senkrecht auf der Achse der Loben.
Vom Lias an bis in die oberen Schichten des Jura.
Ä. amaltheus v. Schloth. — Ziel. Verst. Würt. tb. 4. f. 1. 2.
— Taf. XL Fig. 5. (1) nach Zieten. — Br. Leth. p. 434. Ib. 22. f. 13.
— y. Buch, Ammon. tb. 3. f. 3; Jura, p. 37. — Quenst. Flötzg. p. 204.
Flach scheibenförmig, zur Hälfte involut, mit knotigem Kiele,
dessen Knotenzahl die wenig gebogenen Sichelfalten mehr als um das
Doppelte übertrifft. Die oft noch erhaltene Schaale ist auf ihrer oberen
Hälfte der Seite bis zu dem Kiele hin quer gestreift. Je glätter, um
so flacher und hochmündiger sind die Individuen; junge Exemplare
sind durch starke, dornige Erhöhungen auf den Seiten breitrückiger,
sogar breiter als hoch, und werden im Alter erst wieder glatt; bei
anderen bleiben die Stacheln das ganze Leben hindurch oder fehlen
in der Jugend und kommen im Alter erst wieder.
A. amalth. gibbosus Schloth. und A. Stockesü Sow. sind der-
artige stachelige Varietäten.
Die Gröfse beträgt an Individuen, wie sie in Unzahl im Lias-
schiefer Würtembergs u. a. a. 0. vorkommen, gewöhnlich 2 — 3'^
A. costatus Rein. — Taf. XI. Fig. 4. (4). Nach Ziet. Verst.
Würt. Ib. 4. f. 7. — Br. Leih. p. 436. tb. 22. f. 12. — v. Buch, Jura,
p. 38. — Quenst. Flölzg. p. 206.
Die vier bis fünf auf einander liegenden Windungen, von fast
quadratischem Durchschnitte, haben einen breiten, rinnenförmigen Rücken,
in dessen Mitte ein stark gekerbter Kiel (der Sipho) liegt, und ein-
fache hohe Seitenrippen, welche ,an der Gränze des Rückens zu zwei
Knoten anschwellen, von denen der untere spitzer, der obere stumpfer
kopffC'sser.
' 293
ist. Die oft noch opalglänzende Schaale ist zwischen den Rippen
noch längsgestreift.
Wegen seiner grofsen Häufigkeit in den unteren Liasschichten
Frankens, wo er sich 2 — 3'' grofs oft in Knollen (Geoden) von thon-
igem Brauneisensteine findet, nannte ihn Schlotheim A. Franconicus.
A. cordafus Sow. M. C. tb. 17. f. 1. 2. — Br. Leth. p. 437.
ib. 22. f. 15.
Windungen i bis f umfassend, nach innen steil abgesetzt; Sei-
tenflächen erst parallel, dann schnell nach einem scharfen Kiel oder
in einem gerundeten Rücken zusammenlaufend. Der Kiel ist nicht sel-
ten auf jeder Seite von einer flachen Furche begleitet. Seiten mit
stärkeren oder schwächeren, über die Mitte meist mehrtheiligen Rip-
pen bedeckt, welche oben weit nach vorn und über den schwach ge-
kerbten Sipho hinweg laufen.
Bis 2" grofs, häufig in den Oolithen Schwabens und Frankens,
der Schweiz, Hannovers, Frankreichs und Englands.
A. Lamberti Sow. M. C. tb, 242. f. 1 — 3. — Ziel. Verst.
Würt. tb. 28. f. 1. — Br. Leth. p. 438. tb. 22. f. 14. — v. Buch,
Jura, p. 66. — Quenst. p. 384.
Ist dem vorigen sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch vorzugs-
weise durch die viel geringere Biegung der Falten nach vorn, welche
unter spitzem {A. Lamberti) oder unter stumpfem Winkel (yl. ompha-
lodes Sow.) sich auf der Milte des Rückens mit denen der anderen
Seite verbinden. Zwischen den längeren Rippen setzen sich kür-
zere ein.
Vorzüglich im Oxfordthone und .in ihm meist in Thoneisenstein
verwandelt. So in Würtemberg (Gammelshausen), Hannover, Franken,
England ii. s. f.
d. Capricorni. (capra^ Ziege; cornu^ Horn.) Ringartige,
ungetheilte, gewöhnlich starke Rippen laufen über den breiten
Rücken hinweg, auf welchem der Sipho nicht besonders hervor-
ragt, so dafs die Windungen am meisten an das Horn eines
Steinbocks erinnern. Der Rückenlobus geht senkrecht herab, die
Seitenloben sind wenig tiefer als breit und unten oft breiter als
oben. Die Windungen liegen auf einander oder umfassen sich
nur sehr wenig.
A. capricornus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 6. (4). Nach
Ziet. Verst. Würt. tb. 4. f. 8. — A. planicosta Sow. M. C. tb, 73.
— V. Buch, Amm. tb. 4. f. 4. b; Jura, p. 37. — Br. Leih. p. 440.
tb. 23. f. 1. — Quenst. Flölzg. p. 158.
294
WEICHTHIEKB.
Die sich kaum umfassenden Windungen sind im Durchschnitte
fast breiter als hoch, und dicke, gerundcle Rippen schwellen auf dem
Rücken zu einer breiteren, dickeren Fläche an. A, maculatus Phillips
(Geol. of Yorhshire I. PL 13. f. 11.) ist eine Varietät, wo die Rip-
pen auf dem Rücken nicht breiter werden.
Im unteren Lias von Franken und Würtemberg, England und
Frankreich.
A. natrix v. Schlotli., Ziet. Verst. Würt. tb. 4. f. 5. — Quenst.
Flölzg. p. 167.
Sehr kleine Ammoniten, die wegen der geringen Umfassung der
Windungen einer spiralförmig aufgerollten Schlange gleichen. An der
Gränze des breiten Rückens bilden die deutlichen Rippen ein Knötchen,
und laufen von hier zwei- bis dreitheilig über den schwach gewölb-
ten Rücken hinweg, dem gegenüberliegenden Knötchen zu.
Im mittleren schwarzen Jura Würtembergs.
A. fimbr latus Sow. M. C. tb. J64. — Ziet. Verst. Würt. tb. 12.
f. 1. — Br. Leth. p. Ml. — v. Buch, Jura p. 44. — Quenst. Flötzg.
p. 260.
Wellenartig gekräuselte, streifenförmige Linien laufen ringförmig
über Seiten und Rücken hinweg. Bevor er die Gröfse von ^" er-
reicht, sind diese Streifen, nach Quenstedt, nur einfache, feine Linien
{A. lineatus v. Schloth.). Die im Durchschnitt fast kreisrunden Um-
gänge umschliefsen sich höchst wenig.
Im oberen schwarzen Jura Würtembergs besonders im jüngeren
Zustande häufig.
e. Planulati, (planus^ eben.) Alle Windungen liegen fast
in einer Ebene. Die Rippen spalten sich oberhalb der Hälfte der
Seiten ohne Knoten, und laufen über den abgerundeten Rücken
hinweg. Nach v. Buch ist der Dorsallobus theils kürzer, theils
länger als der obere Lateral , hat senkrechte Wände und Arme,
die Seitenloben sind wohl dreimal tiefer als breit und mit weit
verbreiteten abstehenden Armen versehen, und nach dem unteren
Lateral senken sich zwei oder drei Auxiliarloben mit ihrer Münd-
ung schief herab.
Sie finden sich besonders in den Oolithen und den oberen
Kalksteinschichten der Juraformation, nicht aber in der Kreide.
A. polyplocus Rein. — Taf. XI. Fig. 8. (i). Nach Ziet. Verst.
Würt. tb. 8. f. 7. — ßr. Lelli. p. 445. tb. 23. f. 5. — v. Buch, Jura,
p. 73. — Quenst. Flölzg. p. 443.
Windungen höher als breit, sich mehr als die Hälfte umschlie-
fsend. Die flachen Seiten sind gegen einander geneigt und mit 30
kopffCsser.
295
bis 40 fast geraden Rippen besetzt, welche sich in der Nahe des
Rückens unregelmäfsig in zwei bis fünf Falten theilen, die über den
Rücken hinAveglaufen. Bis 4" grofs.
Im Jurakalke von Hohnstein in Sachsen, im mittleren weifsen
Jurakalke Würtembergs! , in Franken, der Schweiz und in Polen.
A, biplex Sow. M. C. tb. 293. f, 1. 2. — Taf. XI. Fig. 7.
(i). Nach Br. Leih. p. 443. tb. 23. f. 3. (Ä. communis.) — v. Buch,
Jura , p. 74. — Quenst. Flötzg. p. 444.
Windungen nur ^ sich umschliefseud , mit gewölbten Seiten.
Scharfe Rippen theilen sich oben bestimmt in zwei Rippen, welche
sich auf dem schmalen, gewölbten Rücken etwas nach vorn biegen.
Bis über 4" grofs.
Mit vorigem zusammen.
A. Tarkinsonii Sow. M. C. tb. 307. — Ziet. Verst. Würt. tb.
10. f. 7. — Quenst. Flötzg. p. 360.
Windungen ^ umschliefsend, mit hohen, fast flachen Seiten, wel-
che schwach gegen einander geneigt sind. Starke Seitenrippen thei-
len sich in der Nähe des Rückens unregelmäfsig in zwei Theile,
nicht selten steht auch eine ungetheilte Rippe dazwischen, und unter
einem Winkel von 50 bis 60 Grad gehen dieselben bis zu einer
Furche, die längs der Höhe daß Rückens läuft. Hier wechseln die
Enden der Rippen meist mit einander ab. Wenn diese Furche schwä-
cher entwickelt ist, so wird er dem A. Lamberti sehr ähnlich. Bis
über 1' grofs.
Im oberen braunen Jura Würtembergs! bei Hildesheim, bei Hohn-
slein in Sachsen, durch Herrn Berghauptmann v. Charpentier bei Li-
pitze in der Nähe von Bodzanowitz und Sternalitz mit Pholadomya
Murchiscni zusammen aufgefunden, u. a. a. 0.
f. Dorsati. {dorsum^ Rücken.) Rücken breit, mit der
Seite fast im rechten Winkel verbunden. Eine einfache Knoten-
reihe, durch welche einfache Falten gewöhnlich in doppelte zer-
Iheilt werden, läuft nahe am Rücken fort; Rucken jederzeit schmä-
ler als die Seite, wodurch die meisten Arten ziemlich scheiben-
artig werden. Auch hier gehen die Auxiliarloben schief gegen
den oberen Lateral, wenn auch nicht bei allen Arten, (v. Buch.)
A. Davoei Sow. M. C. tb. 350. — Taf. XI. Fig. II. (i)- Nach
Ziet. Verst. Würt. tb. 14. f. 2. — Br. Leth. p. 447. — v. Buch, Jura,
p. 45. — Quenst. p. 171.
Fünf bis sechs nur J involute Windungen liegen fast alle in
einer Ebene, und sind im Durchschnitt fast viereckig. Seiten wenig
gewölbt, Rücken breit. Auf mehreren der schmalen Rippen steht an
296
WEICHTIIIERK.
der Gränze zwischen Seiten und Rücken ein stumpfer Knoten, von
wo diese Rippe zweilhcilig über den Rücken läuft.
Im mittleren Lias von Deutschland, namentlich Würtemberg, Eng-
land und Frankreich.
g. Coronarii. (corona^ Krone.) Eine ausgezeichnete Reihe
von Spitzen dehnt den Rücken so aus , dafs er -.ganz flach und
viel breiter als die Seite wird. Scharfe, weit hervortretende Fal-
ten werden durch die Spitzen zerspalten. Die Windungen greifen,
hei verhältnifsmäfsig geringer Höhe, sehr weit über einander und
bilden einen tiefen iimbüicus (Nabel). Der obere Lateral steht
jederzeit über den Spitzen, der untere darunter. Der Dorsallobus
ist länger als der obere Lateral, mehrere Auxiliarloben sind aber
noch in Stellung und Form denen der Planulaten ganz ähnlich.
Nur in den mittleren Oolithen. (v. Buch.)
A. cor onatus v. Schloth. — A. Blagdeni Sow. M. C. th, 201.
— Ziet. Verst. Würt. tb. 1. f. 1. — Quenst. p. 326.
Windungen sehr breitrückig, an der inneren Seite mit dicken
Rippen bedeckt, welche an der Rückenkante zu hohen Knoten an-
schwellen und von da drei- bis vierspaltig über den gerundeten
Rücken laufen. Individuen von l" Durchmesser erreichen, nach Quen-
stedt, eine Höhe von .
Leitend für den mittleren braunen Jura, besonders in Würtem-
berg; im unteren Oolith von Scherborne.
A. anceps Rein., Ziet. Verst. Würt. tb. 1. f. 2 u. 3. — Quenst.
Flötzg. p. 365.
Diese kleinen, breitrückigen Ammoniten, die häufig im oberen
braunen Jura Würtembergs vorkommen, scheinen wegen ihrer grofsen
Aehnlichkeit mit A. coronatus junge Exemplare davon zu sein.
A. Humphresianus Sow. M. C. tb. 500. f. 1 — 3. — Ziet.
Verst. Würt. 67. f. 2. Hiernach Taf. XI. Fig. 9. (i). Die Loben (A.)
sind verfehlt.
Dem A. coronatus sehr ähnlich, doch ist der Rücken viel höher
gewüUit und die Windungen sind weniger umfassend.
Häufig im mittleren Jura Würtembergs (und zwar in den Eisen-
oolithen), Englands, Frankreichs, Frankens, und im Jurakalke von
Hohnstein in Sachsen oft von der Seile ganz zusammengedrückt.
A. convolutus v. Schloth. — Taf. XL Fig. 10. (f). Nach
Br. Leth. Ib. 23. f. 9. (A. annularis). — Quenst. Flötzg. p. 382.
Windungen wenig involut, breiter als hoch, und häufig einge-
schnürt. Durch das Zwcitheiligc der Rippen erinnert er sehr an A.
biplex^ von welchem er sich jedoch durch spitze Knötchen unter-
KOr'FFiJsSBR.
297
scheidet, die sich gewöhnlich an den Theilungspunkten der Rippen
erheben.
Von l" Gröfse, häufig im oberen braunen Jura Würtembergs
und im Jurakalke von Hohnstein in der sächsischen Schweiz.
h. Macrocephali. Die Grof sköpf ig en. Die Stärke-
zunahme der Windungen ist vorzüglich in die Breite ungemein stark.
Rücken und Seiten verbinden sich zu einem völligen Halhzirkel. Ge-
gen die früheren Windungen fällt aber die Seite oft mit scharfer
Kante und zuweilen senkrecht herab. Der untere Lateral steht alle-
zeit über der inneren Kante, nicht wie bei den Coronariern dar-
unter. Die Arten finden sich in den Oolithen und in der Kreide,
(v. Buch.)
A. macrocephalus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 12. (f). Nach
Ziet. Verst. Würt. tb. 14. f. 3. — A. Herweyi Sow. M, C. tb. 195.
— Br. Leth. p. 455. tb. 23. f. 11. — v. Buch, Jura, p. 61. —
Quenst. p. 363.
Zusammengedrückt kugelig, mit engem Nabel. Durchschnitt der
sehr umfassenden Windungen halbmondförmig; scharfe hohe Radialrip-
pen gehen ohne Knoten zwei- bis dreitheilig über den Rücken hinweg.
1 — 22" grofs im oberen braunen Jura Würtembergs!
A. peramplus Sow. M. C. tb. 357. — A. Lewesiensis Mantell,
Geol. of Süss. tb. 22. f. 2. — Gein. Char. p. 39. u. 67. tb. 12. f.*2.
— d'Orb. Pal. f. Terr. cret. I. p. 333. tb. 100. f. \. %
Windungen 4 bis J involut, stark gewölbt nach den vorigen
abfallend, etwa doppelt so hoch als breit. Die gewölbten Seiten ver-
laufen allmählig in den gerundeten oder stumpf gekielten Rücken. Ent-
ferntstehende , stumpfe , oben schwach nach vorn gekrümmte Rippen
beginnen am unteren Rande der Seiten mit einem flachen Knoten und
werden nach oben flacher und undeutlicher. Bei gröfseren Exemplaren
lagern sich an der letzten Windung zwischen die gröfseren Falten
noch' vier bis fünf kleinere. Bei einem Durchmesser von 4" zählt
man auf eine Windung zehn bis zwölf, bei 12" etwa die doppelte
Menge von Rippen. Auf einem Exemplare bemerke ich auf der Schaale
ganz ähnliche Querstreifung, wie bei A. amaltheus zuerst von Quen-
stedt beobachtet wurde.
Bis über 2' grofs häufig im Plänerkalke von Sachsen und Böh-
men, seltener im mittleren Pläner und in den diesen entsprechenden
Schichten Frankreichs und anderer Länder.
A. Decheni Rom. Kreide, p. 85. tb. 13. f. 1.
Scheibenförmig, mit vier bis fünf, i bis f involuten Windungen,
die nach den früheren von einer Kante steil abfallen, mit schwach
298
WEICHTHIERE.
gewölbten Seiten, die sich mit dem gerundeten oder stumpf gekielten
Rücken allmälilig vereinigen. An der Seitenkante beginnen entfernt
stehende Ha'uptrippen, von denen sich die meisten kurz darauf zu einem
schmalen hohen Knoten erheben und, erst rückwärts gebogen, nebst
zwei bis drei schwächeren und kürzeren Rippen zwischen ihnen, mit
einer starken Biegung vorn über den Rücken laufen.
Wiewohl ich noch kein Exemplar mit ganz vollkommenen Loben
beobachtet habe, so zeigt doch das eine entschieden, dafs diese Art
zu den Macrocephalen gestellt werden mufs. In der Gröfse von 1 —
3" der häufigste Ammonit in dem Plänerkalke von Strehlen. Aufser-
dem in Böhmen und, nach Römer, im Quader des Teutoburger Waldes.
i. Armati. Die Bewaffneten. Mehrere Spitzenreihen
laufen parallel über die Seiten, selten über den Rücken. Dieser
wird flach, oft breiter als die Seite und ist mit ihr durch eine
Kante fast im rechten Winkel verbunden, auf welcher die obere
Spitzenreihe steht. Der Dorsallobus ist etwas tiefer als der obere
Lateral, dieser nicht selten dreimal tiefer als breit. Der Dorsal-
sattel ist mehr als doppelt so breit als dieser, mit einem tiefen
Secundärlobus in der Mitte, und oben ganz flach. Der untere
Lateral ist sehr klein.
• In den jüngeren Oolithen und in der Kreide, A. Birchü Sow.,
A. Backeriae Bronn und A. Ziphus Ziet. hingegen im Lias. (v.
Buch.)
A. Rhotomagensis v. Buch, Amm. p. 15. — Taf. XI. Fig. 14.
(verkleinert). Nach Bronn, Leth. tb. 33. f. 1. — d'Orb. Pal. fr. Terr.
er. I. p. 345. tb. 105. 106.
Windungen dick, im Durchschnitte fast achtkantig, mit einigen
zwanzig dicken, gerade über den Rücken laufenden Radialrippen be-
deckt, welche meist abwechselnd an der inneren Seite der Windungen
und in der Mitte der Seiten entspringen. Die ersteren schwellen bald
nach ihrem Anfange, beide an dem oberen Theile der Seiten und dar-
auf an der Gränze des Rückens zu einem spitzen Knoten an , und auf
der Mitte des Rückens entsteht durch einen länglichen Knoten an je-
der Rippe ein unterbrochener Kiel. Bei älteren Exemplaren werden
die Knoten undeutlicher und verschmelzen mehr mit den stark erho-
benen Rippen.
Bis zu einer Gröfse von 1^' vom unteren Quader an (ßannewitz
bei Dresden, bis zu dem oberen Pläner (Strehlen) in Sachsen, Böh-
men und Norddeutschland, in der Kreide von England und den glau-
conitischen Schichten von Frankreich.
kopfflsser.
299
A, Manteliii Sow. M. C. tb. 55. — Manl. GeoL of Süss. tb. 22.
f, 1. — Gein. Char- p. 67. — Rom. Kr. p. 88. — d'Orb. Pal. fr. Terr.
er. 1. p. 340. tb. 103. 104.
Dick scheibenförmig, zu ^ involut, mit flach gerundeten Seiten
und gerundetem oder durch drei Höcker dreiseitig werdendem Rücken.
Im Durchschnitt breiter als hoch. Starke Rippen, von denen die ab-
wechselnden erst später beginnen, verdicken sich nach oben alhnählig.
Bis über l' grofs häufig im unteren Quader (Bannewitz, wo die
Arbeiter ihn und den vorigen versteinerte Bäben nennen), im Pläner-
mergel des Tunnels von Oberau, im Pläner von Böhmen, dem Harze
u. s. w.
k. Dentati und Ornati. Die Gezähnten und Ge-
schmückten. „Rücken flach oder vertieft, schmal und ungekielt;
an die grofsen und fast parallelen Seitenflächen mittels je einer
rechtwinkeligen, gezähnten Kante angränzend, deren Zähne von
den Radien der Seitenflächen oft unabhängig (minder zahlreich) sind.
Diese zeigen nämlich feine Radial - Rippen , welche in ihrer Mitte
gegabelt und an diesen Theilungspunkten mitten auf der Fläche
öfters mit je einem kleinen Knötchen besetzt sind. Zum Unter-
schiede von der vorigen Familie ist der Rückenlappen viel weniger
lief als der obere Seitenlappen.
Im Oxfordthone, in den höheren Oolithen und in der Kreide."
(Bronn.)
A. ornatus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 13. (f). Nach Ziet.
Verst. Würt. tb. 13. f. 5. {A. deeoratus). — A. Castor und A. Pol-
lux Rein. — v. Buch, explic. de trois planches, tb. II. f. 3. (A. Pol-
lux). - A. Dunkani Br. Leth. p. 460. tb. 23. f. 13. 15. 16. —
Quenst. p. 378.
Windungen halb umschliefsend, im Durchschnitte sechsseitig. Sie
sind mit feinen, etwas gebogenen Rippen besetzt, von denen etwa
der dritte Theil in der Mitte der Seiten zu spitzen Knoten anschwillt.
Hier spalten sich die Rippen gewöhnlich in zwei, und diese vereini-
gen sich meistens wieder an den spitzen Knötchen, welche einen
schmalen , glatten Rücken begränzen. Die Knotenlinie des Rückens
enthält gewöhnlich mehr als die doppelte Anzahl der Seitenknoten.
Die gewöhnlich nur l" grofsen Individuen werden theils rundmündig,
theils hochraündig.
Im oberen braunen Jura Würtembergs , Frankens, Frankreichs,
und dem entsprechenden Oxfordthone und Kelloway-Rock Englands.
A. varians Sow. M. C. tb. 176. — Ziet. Verst. Würt. tb. 14.
f. 5. — Brongn. descr. des env, de Par. tb. 6. f. 5. — Br. Leth.
300
WEICHTIIIERE.
p. 725. tb. 23. f. 2. — Rom. Kr. p. 89. — d'Orb. Pal. fr. Terr. er.
I. p. 311. tb. 92.
Windungen halbumfassend, schnell an Gröfse zunehmend, höher
als breit. Jede Windung ist auf der unteren Seite mit etwa vierzehn
Rippen bedeckt, welche an ihrem Anfange und etwas unterhalb der
Mitte der Seiten zu spitzen Knoten anschwellen, hier sich meist thei-
len, und nun divergirend nach den in gröfserer Anzahl an der Gränze
des Rückens vorhandenen Knoten laufen, oder, bevor sie dieselben
erreichen, sich auch wohl noch einmal theilen. Der flache Rücken
tragt einen hohen, glatten Kiel.
Im Pläner bei Sarstedt, Iburg, Goslar, Bochum, im Grünsande
an der Waterlappe, in der chloritischen und Tuff- Kreide Frank-
reichs (Rouenl), und in verschiedenen Schichten der Kreideformation
Englands.
I. Flexuosi. Die Gekrümmten. Zu beiden Seiten des
Rückens stehen ebenfalls Zähne; dieser hebt sich darüber hinaus
und ist knotig. Seitenfalten neigen sich sehr stark vorwärts ge-
gen den Rücken, sind gewöhnlich schon unter der Hälfte gegabelt
und bilden hier längliche Knoten, welche den unteren Theil der
Seitenfläche etwas erheben. Der Dorsallobus ist um vieles kürzer
als der obere Lateral.
In den oberen Juraschichten bis in die Kreide, (v. Buch.)
A. flexuosus Münst. — A. disciis Rein. — Ziet. Verst. Würt.
tb. 11. f. 2. u. ^;b, 28. f. 7. — Br. Leth. p. 463. tb. 23. f. 17. —
Quenst. Flötzg. p. 441.
Windungen sehr hoch, fast ganz umschliefsend. Die Rippen
sind etwas sichelförmig gebogen und erheben sich an der Kante des
schmalen Rückens und der hohen, flach gewölbten Seiten zu abwechseln-
den, stumpfen Knoten. Zwischen ihnen liegen mehrere kürzere Rippen.
Meist gegen 2" grofs, doch auch bis l' grofs im oberen wei-
fsen Jura, dem Coral-Rag Deutschlands.
A. noricus Schloth. — Röra. Kr. p. 89. tb. 15. f. 4. — Gein.
Char. p. 67.
Scheibenförmig, Windungen halbumfassend, höher als breit, mit
lang eiförmiger Mündung, mit zahlreichen, schwach sichelförmigen,
oben stark vorwärts gerichteten Rippen bedeckt. Diese spalten sich
ziemlich weit unten, oder zwischen sie legen sich über der Mitte der
hohen Seiten kürzere Rippen. Bevor sie unter einem Winkel von
etwa 60'' den gekerbten Rückenkiel erreichen, schwellen sie an der
Gränze des Rückens meistens zu einem länglichen Knoten an.
kopffCsser.
301
Bis über 2' grofs im Plänerkalke von Strehlen und, nach Rö-
mer, im Hilsthone und Hilsconglomerate von Norddeutschland.
t 2. G. Hamites^ im weiteren Sinne. Qiamus ^ Haken, Angel.)
Ammoneen, deren Windungen in oder aufserlialb einer Ebene
Spiral gewunden oder beliebig gebogen sind, von einander ent-
fernt liegen oder sich berühren, und im letzteren Falle gar nicht
oder nur eine Strecke weit involut sind. Sie entsprechen der
Nautileengattung Lituites. Loben und Sättel sind gezackt und zer-
schnitten, dafs sie sich hierdurch unmittelbar an die entwickeltsten
Ammoniten anschliefsen.
Bevor diese Thiere für immer aus der Reihe der lebenden
Geschöpfe ausschieden, liefs die Natur, anscheinend mit launen-
hafter Sorgfalt, sie noch einmal in wunderlichen Formen sich ent-
wickeln, die auf das Kreidegebirge und zumal auf dessen obere
Abtheilung beschränkt sind
Die Hamiten wurden von den Autoren in die hier beschrie-
nen Untergattungen, jedoch nur künstlich getrennt.
A. Scaphites Park. Sow. Kahnammonit. Die Schaale
bildet anfangs mehrere spirale, involute Windungen, welche in
einer Ebene liegen, wie bei einem ächten Ammoniten, setzt aber
dann eine Strecke gerade fort und biegt sich zuletzt, mit ihrer
ovalen Mündung wieder rückwärts gegen die Spirale. Nach d'Or-
bigny zeigen die Kammerscheidewände aufser den sechs Hauptloben
noch Hülfsloben, und es könnten defshalb, so wie ihrer lavolu-
bilität wegen, die Scaphiten noch am ehesten als selbstständige
Gattung aufgeführt werden. Der Rückenlobus ist eben so lang
als der obere Seitenlobus, der untere Seitenlobus ist ohngefähr
um die Hälfte kleiner, und viel kleiner noch sind die übrigen
Loben.
H. (S.) aequalis Sow. — Taf. XH. Fig. 1. — S, aeq. und S,
ohliquus Sow. M. C. tb. 18. — S. costatus und S. striatus Mant. Geol.
of. Süss. tb. 22. — Br. Leth. p. 728. tb. 33. f. 8. — S. aeq. und S.
cost. Gein. Char. p. 40. 67. — S. aeq. , S. obl. und cost. Rom. Kr.
p. 90. — S. aeq. und S. compressus d'Orbigny, Pal. fr. Terr. er. p.
517. 518. tb. 129. f. 1 — 7; tb. 128. f. 4. 5. — Reufs, Böhm. Kr. p. 23.
*) Die angeblichen Scaphiten, Hamiten und Turriliten aus der Jura-
formation, und namentlich aus dem Lias von Frankreich (d'Orbigny, Pal.fr.
Terr. jur. 1. p. 172. tb. 41. 42.), können füglich für nichts anderes als
für verdrückte Ammoniten gehalten Averden. Vergl. auch Quenstedt in L.
Br. J. 1845. p. 86.
302
WEICHTHIERE.
Die Schaale ist elliptisch, quer -gestreift oder gerippt, an den drei
ersten Windungen sehr involut, am gerade fortlaufenden Theile bauchig
und nahe der Mündung wieder verengt. Sie wird mit feinen, schwach
sichelförmig gekrümmten Rippen bedeckt, die sich in zwei bis drei
andere zertheilen und mit ihnen über den gewölbten Rücken hinweg-
laufen; an dem gerade fortlaufenden Theile aber stehen die Rippen
entfernter und schwellen gewöhnlich zu einem oder zwei länglichen
Knoten an, um hierauf drei- bis sechstheilig über den Rücken zu
gehen. Bis lg" lang.
Im oberen Grünsande, im Kreidemergel und in der Kreide von
England (Yeovil, Lewes, Brighton); in der unteren chloritischen Kreide
des Pariser Beckens und der Provence; im mittleren und oberen Plä-
ner bei Hannover, Iburg, Alfeld, Goslar, Liebenburg, Quedlinburg;
im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, und Oppeln
in Schlesien; im Grünsande (bei Kreibitz), im Plänermergel, Pläner-
kalke und Pyropensande von Böhmen; in der weifsen Kreide von Rügen.
B. Crioceras (Crioceratites) Leveille. Topaeum Sow.
Spiralammonit. (yQiog^ Widder.) Die Schaale bildet in einer
Ebene eine regelmäfsige Spirale, deren Windungen sich nirgends
berühren. Von den sechs Loben ist der obere Laterallobus der
längste, und zwar länger als der Rückenlobus. Alle Loben und
Sättel sind an ihrer Basis schmal und breiten sich an ihrem Ende
stark aus.
Man kennt die Crioceraten nur aus dem unteren Kreidegebirge,
fünf Arten aus dem französischen Neocomien '^■) oder dem englischen
Speeton Clay *'•') , und zwei aus dem Galt.
C. Toxoceras d'Orb. B o genammonit, (to§ov^ Bogen;
xeQag.)^ ist von Crioceras nur daduröh unterschieden, dafs die
Schaale, anstatt einer regelmäfsigen Spirale, nur einen stark ge-
krümmten Bogen bildet, welcher Umstand indefs nicht einmal einen
Artunterschied bedingen kann.
Wie unverkennbar ist nicht die Aehnlichkeit zwischen Crioceras
Dumlii Lew. (d'Orb. a. a. 0. tb. 113.) und Toxoceras Duvalianus und
T. elegans d'Orb. (a. a. 0. tb. 117.) selbst in den Loben! und alle
drei wurden im unteren Neocomien von Caslellane (Basses-Alpes) ge-
sammelt.
D. Ancyloceras d'Orb. (äyxvXogy krumm.) Wie sich Crio-
ceras zu Ammonites verhält, so Ancyloceras zu Scaphiies, indem
*) d'Orb. Pal fr. Terr. er. 1. p. 457—472. tb. 113—115.
*♦) Phillips, GeoL of Yorkshire, P. U. ib. 1. /. 29.
kopffCssbr.
303
die Schaale in einer Ebene einige regelmafsig-spirale, sich nicht
berührende Windungen macht, hierauf ein Stück ziemlich gerade
fortsetzt, und sich endlich hakenförmig der Spirale wieder zu-
kehrt. Die sechs Loben sind sehr ungleich und denen der Crio-
ceraten sehr ähnlich.
d'Orbigny beschreibt elf Arten von Ancyloceras , aus dem Neo-
comien von Frankreich, welche, nach ihm, von den in unteren Kreide-
bildungen Englands vorkommenden '^■) verschieden sind.
E. Hamiles Park. d'Orb. Hakenammonit. (hamus, Haken.)
Hierunter begreift d'Orbigny nur diejenigen Hamiten, deren Schaale
lang -elliptische Krümmungen in einer Ebene bildet. In Bruch-
stücken erscheinen dieselben parabolisch, hakenförmig oder fast
gerade. Unter den sechs sehr ungleichen Loben ist der gröfste
der obere Seitenlobus, welcher stets zweilappig und kürzer als
der Rückenlobus ist. Auch ist in einigen Arten der Bauclilobus
zweilappig.
Die Arten kommen in allen Schichten des Kreidegebirges vor.
H. rotundus Sow. M. C. Ib. 61. f. 2 — 4. — Brongn. descr.
des env. de Paris, tb, 7. f. 5. 6. (//. mrgulatus), — Fitton, a. a. 0.
tb. 12. f. 2. — Br. Leth. tb. 33. f. 9. — d'Orb. Pal. fr. Terr. er.
tb. 132. /*. 1—4. — Taf. XII. Fig. 4. u. 4. A (Loben).
Die Schaale ist im Durchschnitte kreisrund, mit einfachen und
gleichen Rippen bedeckt, welche etwas schiefe und verbogene, eng
an einander liegende Ringe bilden. Querdurchschnitt kreisrund.
Die Loben und Sättel dieser Art sind in Fig. 4. A. zum ersten
Male gezeichnet, und, den Rückenlobus ausgenommen, ziemlich richtig.
Es sollte in letzterem die Entfernung seines tiefsten Endes bis zu dem
Befestigungspunkte am Sipho ohngefähr seiner ganzen Tiefe betra-
gen. Der obere Seitenlobus, mit seinen beiden, wieder zweitheiligen
Armen ist um ^ tiefer als der Rückenlobus, während der untere Sei-
tenlobus (l) kaum die Tiefe des letzteren erreicht. Der Bauchlobus
(V) gleicht ohngefähr dem oberen Seitenlobus, ist aber um \ kleiner
als er. Die oberen Enden der Sättel fallen in die Richtung einer
Rippe, sind an der Basis eng, breiten sich nach oben aus, theilen
sich oben in zwei Hauptarme, und diese wieder in zwei Nebenarme
(welche Eigenthümlichkeit in der Zeichnung nicht gut hervortritt).
*) Harn, grandis und //. gigas Sow, (M. C. tb, 593.), Scaph. HUsti
Sow. b. Fitton (a. a. O. tb. 25. f. 2.), aus dem unteren Grünsande; H. in-
termedius und H. Beanii Phill. {YorksJi. IL tb. 1. f. 22 u. 28.) aus dem
Speeton Clay.
304 WEICIITIIIBRB.
Im Galt von England und Frankreich, im Plänermergel von Böh-
men, im Plänerkalke von Böhmen und Sachsen.
Der dem H. rotundus sehr ähnliche H. attenuatus Sow., wel-
cher mit ihm um so eher verwechselt werden kann, als er mit ihm
zusammen vorkommt, weicht in der Lobenbildung von ihm ab. Nach
d'Orbigny's Zeichnung sind die Loben von H. attenuatus an der Basis
weniger schmal und der Bauchlobus ist nicht zweitheilig. Wie selten
glückt es aber, Exemplare mit Loben zu finden!
H. ellipticus Mant. Geol of Süss. tb. 23. f. 9. — Rom. Kr.
tb. 14. f. 5. — Gein. Char. p. 41.
Die Schaale ist seitlich zusammmengedrückt und im Querdurch-
schnitte elliptisch. Glatte, fast gerade Querrippen, die durch ihren
gleich breiten Zwischenraum getrennt werden, erheben sich jederseits
an der Gränze des Rückens zu einem spitzen Knötchen.
Im Plänerkalke von Strehlen, im Pläner bei Hildesheim und in
England.
H. armatus und H. plicatilis Sow. M. C. tb. 168. u. tb. 234.
f. 1. — Mant. Geol. of Süss. tb. 23. f. 1. 2. — Rom. Kr. tb. 14. f. 7.
— Gein. Char. tb. 12. f. 4; tb. 14. f. 2; Kiesl. p. 8. tb. 5. f. 1. 2.
— d'Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 547. tb. 135. — Reufs, Kreidev. tb. 7.
f. 5. 6. — Taf. XII. Fig. 2 u. 3.
Er windet sich nicht nur in einer Ebene, sondern häufiger noch
aus derselben heraus (Fig. 3.) und bildet dadurch einen förmlichen
Uebergang zu den Turriliten. Im letzteren Falle liegen die Wind-
ungen gewöhnlich von einander entfernt, bisweilen aber auch, wie
es Römer's Abbildung zeigt, thurmförmig auf einander. Die Ober-
fläche ist gerippt; zwischen gröfseren Rippen, welche gewöhnlich
vier Reihen von Dornenknoten auf den Seiten und dem Rücken tragen,
liegen drei bis sechs, gewöhnlich aber fünf feinere Rippen.
Im Galt, oberen Grünsande, Kreidemergel und in den diesen
Bildungen entsprechenden Schichten von Deutschland, Frankreich und
England.
F. Turrilites Montf. Thurmammonit. {turris^ Thurm.)
Die bald rechts, bald links gewundene Schaale ist thurmförmig;
ihre Windungen liegen meistens eng auf einander (Turrilites).,
bisweilen jedoch auch von einander entfernt (Helicoceras d'Orb.)
Von den sechs Loben ist der Rückenlobus meistens kürzer als der
obere Seitenlobus, selten länger als er.
So wie Hamites armatus bisweilen als Helicoceras und selbst
als Turrilites auftritt, so findet sich umgekehrt Turrilites polyplocus auch
als Helicoceras.
kopffCsser.
305
H. (T) polyplocus Rom. Kr. p. 92. tb. 14. f. 1. 2. — Gein.
Char. tb. 13. f. 1. — Kiesl. p. 8. tb. 5. f. 4. — T. Senequierianus
d'Orb. Pal. fr. Terr. er, p. 579. tb. 141. f. 1. 2. — Taf. XII. Fiff. 5.
(verkleinert und nach mehreren Exemplaren ergänzt.)
Die Schaale macht mehrere stark gewölbte und fein gerippte
Umgänge, welche sich gewöhnlich berühren, ausnahmsweise jedoch
auch (Kiesl. tb. 5. f. 4.) von einander entfernt liegen. Die Anzahl
der Rippen auf jedem Umgange ist ohngefähr 60 — 70.
Häufig im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen,
seltener in dem von Hundorf in Böhmen und Oppeln in Schlesien,
im Kreidemergel bei Dülmen und Lemförde, und im oberen Galt bei
Aiglun (Var) in Frankreich.
T, undulatus Sow. M. C. tb. 7b. f. 3. — Mant. Geol. of Süss,
tb. 23. f. 14. 16. — Gein. Char. tb. 13. f. 3. — T. Scheuchzerianus
Bosc, d'Orb. PaL fr. Terr. er. p. 602. tb. 146. f. 3. 4. — Reufs,
böhm. Kreidev. p. 24. tb. 7. f. 8. 9.
Auf jeden Umgang der thurmförmig gewundenen Schaale kom-
men nur 18 — 25 breite und stumpfe, fast gerade Rippen, über Avel-
che, so wie über die Zwischenräume feine Längs- oder Querlinien
hinweglaufen.
Im oberen Grünsande von Czencziz und Malnitz in Böhmen, im
Plänerkalke von Strehlen, im grünen Kalkmergel Englands, und in
chloritischer Kreide Frankreichs.
T. eos latus Lam., Sow. M. C. tb. 36. — Brongn. Env. de Par.
tb. 7. f, 4. — Mant. Geol. of Süss. tb. 23. f. 15, tb. 24. f. 1 — 5.
— Br. Leth. tb. 23. f. 7. — d'Orb. PaL fr, Terr. er, tb. 145. —
Röm. Kr. p. 91.
Die Längsrippen, deren Anzahl zwischen sechzehn und zwanzig
wechselt, zertheilen sich in zwei bis drei Höcker, von denen der
obere länglich ist.
Im Grünsande von England, im Kreidemergel von Frankreich
(in der mittleren chloritischen Kreide des Pariser Beckens und in der
Provence), im Flammenmergel bei Langelsheim und im Pläner bei Sar-
stedt und Rethen.
H. (T.) tuberculatus Sow. M. C. tb. 74. — Mant. Geol. of
Süss. tb. 24. f 7. — T. Bergeri Brongn. Em. de Par. tb. 7. f. 3.
— d'Orb. Pal. fr. Terr. er. tb. 143. f 3—6. (T. Bergeri) u. tb.
144. f. 1. 2.
Diese Art unterscheidet sich von der vorigen durch einen Höcker
mehr in jeder Rippe. Die oberen Höcker sind länglich, die unteren
kleiner und rund.
Geinitz, Versteinerangskande, ^ 20
306 AVEICIITIIIERE.
Im Kreideniergel (Plänerkalke) von Ringmer in England, Salz-
gitter, Langelsheim und Alfeld in Deutschland, im oberen GauU und
in der unteren chloritischen Kreide von Frankreich.
G. Ptychoceras d'Orb. (tctv/j)^ Falte.) Die Schaale bil-
det einen geraden Stab, welcher sich so schnell zurückbiegt, dafs
das zuriickgebogene Stück ganz auf ihm aufliegt. Die Mündung
ist rund oder oval. Von den sechs Loben ist der obere Seiten-
lobus kürzer als der Rückenlobus, und der untere Seitenlobus
wieder um ^ kürzer als der obere.
d'Orbigny beschreibt zwei Arten aus dem Neocomien des Dep.
Basses-Alpes.
t 3. G. Baculites Lam. Stabammonit. (baculum^ Stab.)
Ein Ammonit, dessen Schaale geradlinig ist, und der sich
zu den Ammoneen verhalt, wie Orthoceratites zu den Nautileen.
Der Sipho liegt auf der schmäleren Seite, die daher Rückenseite
ist. Der Rückenlobus ist gleich lang oder kürzer als der obere
Seitenlobus. Der Rückensattel ist breit. Der untere Seitenlobus
ist kürzer als der obere. Bisweilen ist der Bauchsattel sehr klein
oder fehlt ganz. Der Bauchlobus ist sehr klein und aus unglei-
chen Theilen gebildet.
B. incurvatus Dujardin, d'Orb. Pal. fr. Terr. er, p. 564. tb.
139. f. 8—10. — Gein. Kiesl. p. 9. tb. 1. f. 5. — Taf. XIL Fig. 6.
(^); a. (eine Kammervvand und Loben).
Im Durchschnitte oval, auf der Rückenseite stumpf gekielt. Die
Seifen sind in der Nähe der Bauchseile mit einer Reihe entferntste-
hender, runder Knoten besetzt. Oberfläche mit stärkeren und schwä-
cheren Faltenlinien bedeckt, welche von der Rückenseite herablaufen und
mit einem Sinus sich in der Nähe der Knoten nach der Bauchseite
wieder heraufbiegen.
Im oberen Grünsande von Kieslingswalda in der Grafschaft Glatz,
und am Salzberge bei Quedlinburg; nach d'Orbigny in der Tuffkreide
der Touraine.
B. anceps Lam. — Nilss. Petr. Suec. tb. 2. f, 5. — His. Leth.
Snec, p. 31. tb. 4. f. 2. — Br. Leth. p. 732. tb. 33. f. 6. — d'Orb.
Pal. f. Terr. er. p. 564. tb. 139. f. 1—7. — Reufs, böhm. Kr. p. 24.
Ib. 7. f. 1. 2. Hierzu nach d'Orbigny: ß. vertebralis Defr., B. dis-
similis Desm. und B. Faujasä Haan.
Der vorigen Art sehr ähnlich, jedoch ohne Knoten.
Im Plänermergel und Pyropensande von Böhmen, im Plänerkalke
von Sachsen, Oppeln in Schlesien, im diesen entsprechenden Kreide-
KOFFFÜSSBR,
307
mergel bei Aachen, Lemförde, Blankenburg, im Baculitenkalke bei
Valogne (Manche); in der Kreide von Rügen, bei Balsberg, Kjuge-
strand und Köpinge in Schweden.
t 4. G.? Conoceras Bronn. Kegelhorn, (y.wvog^ Kegel.)
Nach Bronn ist die Schaale kegelförmig, kurz, gerade;
die Spitze abgerundet, die Scheidewände stehen dicht beisammen,
und der Sipho liegt, wie es scheint, dicht am Rande, so dafs
man in dieser Gattung, Wenn sich die Lage des Sipho bestätigen
würde, mit Quenstedt '*"'*) einen gestreckten Goniatiten erblicken
müfste.
C. angulosa Br. wurde, mit Orthoceratiten zusammen, am Hu-
ronensee in Nordamerika aufgefunden.
Anhang.
t Aptychus H. v. Mey. Unfalter. (ä, nTv/tj, Falte.) (Trigo-
nellites Park., Tellinites und Solenites Schloth., Lepadites
Germ., Ichthyosiagones Bourdet, Münsteria des
Longchamps.)
Ein- noch immer problematischer Körper, welcher aus zwei
dreiseitigen Schaalen besteht, die sich zu einander wie. rechts zu
links verhalten, und die gewöhnlich, in der Form der Fig. 9. auf
Taf. XIL, neben einander ausgebreitet liegen. Selten findet man
sie zusammengeklappt, am häufigsten einzeln. Die eine Fläche
ist gewölbt, die andere vertieft. Der eine (innere) Rand, mit
welchem die Schaalen an einander liegen, ist gerade; an diesen
gränzt, bald stumpf-, bald rechtwinkelig, der eine äufsere, ge-
wöhnlich etwas concave Rand an; der andere Theil des äufseren
Randes, welcher der von jenen Seiten gebildeten Ecke gegenüber
liegt, ist meistens der längste und bogeuartig convex. Neben dem
inneren Rande der einen Schaale sieht man eine flache Vertiefung
herablaufen, welcher eine flache Erhöhung der anderen Schaale
entspricht. Es kommen dick- und dünnschaalige Arten vor.
Von den ersteren unterscheidet H. v. Meyer *'"' *) solche , deren
Oberfläche glatt ist, als Laaves^ und zwar breite Formen (A. latus),
und längere Formen (A. longus); und solche, deren Oberfläche ge-
*) Leth. p. 98 u. 1285.
**) L. Br. J. 1838. p. 166.
***) Act. Ac. Caes. etc. XV. 2. p. 165. — Mus. Senckenb. 1833. /. p.
24. 25. tb. 2. /. 19—22. — L. Br. J. 1838. p. 416.
20"
308
W'EICIITHIERB.
streift ist, als Jmbricati ^ und zwar mit zahlreicheren und tieferen
Streifen (^4. profundus)^ und mit wenigen und flachen, an der Kante
gekörnten Streifen (Ä. depressus).
Die dünnschaaligen Arten gehören alle zu den längeren gestreif-
ten Formen, und haben zum Theil auf ihrer Oberfläche erhabene Wülst-
chen. Unter ihnen hat A. ovatus einen ovalen Umrifs, A. bulla-
tus eine etwas spitzere Form und ist mit gekörnten Wülstchen be-
deckt; auf dem noch spitzeren A. elasma gleichen die Wülstchen
mehr vertieft liegenden Streifen.
r. j/1 j)|g (jicke kalkige Schaale der glatten Aptychen ist auf der
gewölbten Oberfläche glatt und besteht aus lauter kleinen, dicht
an einander stehenden Zellen, welche nach Abreibung der sehr
dünnen, oberflächlichen Schicht die ganze Oberfläche porös er-
scheinen lassen. Voltz nennt sie daher Cellulosi. Ihre concave
Fläche ist parallel dem äufseren Rande gestreift, welche Streif-
ung, nach Voltz ■ ) und Coquand "''"' ) , von einer hornigen Schicht
herrührt.
Eine solche hornige Schicht scheint keiner Äptychus- Art ge-
fehlt zu haben, und bei mehreren dünnschaaligen Imbricaten, wie
Ä. elasma, herrscht sie so vor, dafs die kalkige Schicht ganz zu
fehlen scheint, und dafs dieselben von Voltz als Cornei von den
übrigen Imbricaten getrennt wurden. Immer hat diese Schicht
eine von der kalkigen unabhängige Zuwachsstreifung.
Dafs man es hier nicht mit gewöhnlichen Muschelschaalen zu
thun habe, wofür die Aptychen früher gehalten wurden, erhellt
theils aus ihrer Structur und dem Mangel an Muskeleindrücken,
theils daraus, dafs die beiden auf einander geklappten Hälften sich
nur in drei Punkten berühren. Wiegen der zweifachen Zuwachs-
streifung hält V. Meyer die Aptychen für eine aus zwei Hälften
zusammengesetzte und in dieser Hinsicht Bivalven ähnliche Schaa-
lenbildung im Inneren eines Weichthieres , und glaubt an den dick-
schaaligen Arten sogar eine rudimentäre Schlofsbildung zu erkennen.
Rüppell ■■'''•') hatte zuerst einen Theil der Aptychen für Deckel
von Ammoniten, in deren Mündung man sie häufig t) findet, ge-
halten, eine Ansicht, welche von Volz auf alle Aptychen ausge-
*) L. Br. J. 1837 a. v. O.
♦*) L. Br. J. 1842. p. 625.
*+*) Abbild, u. Beschr. einiger neuen oder wenig gekannten Verst. von
Solenhofen, ]829.
f) Nach Voltz (L. Br. J. 1838. p. 669) .sitzt fast auf jedem Ammoniten
von Voirons bei Genf eiii Jptychus.
KOPFFÜSSER.
309
dehnt wurde, gegen welche v. Meyer aber einwendet, dafs der
lebende Nautilus keinen derartigen Deckel besitzt, dafs mit vielen
Ammoniten keine Aptychen zusammen vorkommen, dafs man noch
gar keine den gröfseren Ammoniten entsprechenden Aptychen ge-
funden hat, dafs bisweilen zweierlei Aptychus- Arien in einem Am-
moniten, und eine Art Aptychus in verschiedenen Ammoniten-Arten
vorkommen ''•).
Coquand (a. a. 0.) hält die Aptychen für innere Schaalen
und zwar Rückenschilder eines dem Teudopsis Biinellii am näch-
sten stehenden Ceplialopoden.
Die verschiedenen Arten kommen fast ausschliefslich im Ooli-
thengebirge und Kreidegebirge vor; Archiac und Verneuil führen in-
defs A. antiquus Goldf. aus dem Kohlengebirge von Herborn und
A. vetustus Arch. u. Vern. aus devonischer Grauwacke der Eifel an.
A. ovatus V. Mey. {Mus. Senckenb. I. p. 24. tb. 2. f. 19.),
A. elasma v. Mey. {Mus. Senckenb. 1. p. 25. tb. 2. f. 21. 22.)
und
A. sanguinolarius Quenst. (Flötzg. Würt. p. 256.) gehören
zu den hornigen Imbricaten, wie die schwarze Farbe der Schaalen
anzeigt, und kommen im Lias von Würtemberg vor. Der letztere findet
sich, nach Quensledt, häufig in den Brüchen von Ohmden immer in
der Nähe der Mündungen von Ammoniten aus der Gruppe der Fal-
ciferen.
A. {Trigon) lamellosus Park. Org. rem. V. 3. tb. 13. f. 10.
11. — Teilin. solenoides Schloth., Rüpp. a. a. 0. tb. 1. f. 1. 3. 5. —
Lepad. solen. Germ. — A. imbricatus profundus v. Mey. — Br. Leih,
p. 467. tb. 15. f. 16. — Hiernach Taf. XH. Fig 11. (4).
Die innere concave Fläche der kalkigen Schaale ist fein gestreift,
die äufsere convexe mit nahe an einander siehenden , erhabenen Leist-
chen bedeckt.
Diese Art entspricht, nach Quenst. (Flötz. p. 445.), der Mündung
des Amm. flexuosus, mit welchem sie, neben Planulaten, im lithogra-
phischen Schiefer Solenhofens häufig zusammen gefunden wird; nach
Bronn ist sie im Oxfordthone zu Müggendorf (verkiesell) , und zu
Grumbach bei Amberg (in Hornsteinnieren) eine gewöhnliche Erschein-
ung; Glocker fand sie in Mähren.
A. {Trigon.) latus Park. Org. rem. V. 3. tb. 13. f. 9. 12.
— Tellin. problematicus v. Schlolh., Rüpp. a. a. 0. tb. 2. f. 1 — 3.
— Lepad. probt. Germ. — A. {laevis) latus v. Mey. — Br. Leih. p. 466.
, *) L. Br. J. 1842. p. 627.
310
WEICHTHIKRE.
tb. 15. f. 15. — Ziet. Verst. Würt. tb. 37. f. 6. — Hiernach Taf. XII.
Fig. 9. 10. (i).
Sehr dickschaalig und breit, auf der inneren Fläche gestreift,
auf der äufseren (gewölbten) glatt oder punktirt.
Die Gestalt dieser Art pafst, nach Quenstedt (Flötzg. Würt. p.
445.), am besten zur Mündung des Amm. injlatus Rein. (Ziet. Verst.
Würt. tb. 1. f. 5.), mit welchem zusammen sie im mittleren weifsen
Jura iH Würtemberg an der Altmühl so häufig sind. Auch im oberen
Jura von Franken sind sie bei Müggendorf, Thurnau , Amberg und So-
lenhofen sehr gewöhnliche Erscheinungen; nach Bronn kennt man sie
noch aus dem Oxfordthone des Porrentruy in der Schweiz, und von
Quenoche in Frankreich.
Im Kreidegebirge gehören die Aptychen zu den Seltenheiten.
Coquand beschrieb 1842 (a. a. 0.) mehrere Arten aus dem Neo-
comien der Nieder- Alpen ; früher schon entdeckte Voltz einen Aptychus
in der Kreide zu Meudon '••), und 1842 wurden A. cretaceus Münst. und
A. complanatus Gein. aus dem Plänermergel von Luschitz und dem
unteren Quader von Tyssa in Böhmen von mir beschrieben '''■■").
t Graptolithus L. Prionptus Nilsson. Lomatoceras oder
Feilenhorn feronn. (y^dq^M^ ich schreibe, ritze;
lid^og, Stein.)
In Bezug auf diese noch immer so problematische Gattung,
welche von vielen zu den Corallen, von einigen sogar zu den
Pflanzen gerechnet wird haben mich meine Nachforschungen
seit 1842 nicht eben viel weiter geführt, als ich früher t) schon
aussprach. Der einzige neue Beitrag zu dem Früheren ist, dafs
ich an einigen von ihnen Structur fand, und dafs ich mehrere
der von den gewöhnlichen Formen abweichenden Graptolithen, wel-
che Hisinger in der Lethaea suecica beschreibt, mit meinen An-
sichten in Einklang zu bringen suchte.
Die dünne Schaale der Graptolithen ist linienförmig, gerade
oder krumm , verläuft hinten (unten) sehr allmählig in eine Spitze,
ist im Querdurchschnitte eiförmig bis flach zusammengedrückt, ent-
weder an beiden Rändern gezähnt, oder an einem ganzrandig, in
welchem Falle die Zähne über einander liegen, und bisweilen so-
*) L. Br. J. 1838. p. 669.
**) Char. d. Sch. u. Petr. d. sächs. böhm. Kreideg. III. p. 69. tb. 17.
f. 25. 27—29.
♦♦♦j The American Journal by Silliman 1844. V. 47. p. 371—374.
I) L. Br. J. 1842. p. 697. tb. 10. f. 15—29.
KOPFFÜSSBU ?
311
gar auch an beiden Rändern glatt, eine Folge der Zusammen-
drückung von oben.
Schief vom gezähnten Rande herab- oder herauflaufende Schei-
dewände theilen das Ganze in niedrige und flache Kammern, welche
durch einen Nahrungskanal (Stpho) verbunden sind, der, wie bei
den Ammoneen, zwischen den Kammern und der Schaale auf der
Rückenseite zu liegen scheint. Als eine erhabene und vertiefte
Linie sieht man denselben, wenn beide Ränder gezackt oder beide
glatt sind, längs der Mitte herablaufen, wenn aber nur ein Rand
gezackt ist, längs des glatten Randes oder parallel mit ihm.
Diese scheinbar so abweichenden Hauptformen der Graptoli-
then lassen sich leicht mit einander in Einklang bringen, wenn
wir annehmen, dafs die beiden symmetrischen Hälften eines auf
beiden Seiten gezackten Graptolithen längs der Mitte so zusammen-
geklappt waren, wie wir es bei den meisten Arten dieser Gatt-
ung noch jetzt sehen, dann müssen die Zähne auch paarig stehen,
oder dicht auf einander liegen. Es scheint, als ob das Thier
sich nicht willkürlich hätte zusammenklappen können, sonst würde
man bei einigen Arten, die man stets zusammengeklappt findet,
auch ausgebreitete Individuen sehen, und umgekehrt. Ein solches
willkürliches Zusammenklappen würde sich auch nicht mit der,
wenn auch dünnen, doch festen Schaale verlragen können, die
man bisweilen die Kammern bedecken sieht, und auf deren frü-
heres Vorhandensein man durch die ziemlich constante Form der
Arten geführt wird. Die Annahme, dafs bei den, nur auf einer
Seite gezähnten Graptolithen im lebenden Zustande sich beide Hälf-
ten gewölbt gegen einander geneigt haben, findet ihren Beweis
nicht nur in der Gestalt vieler Exemplare des Gr. Priodon^ son-
dern erklärt auch recht gut, wie der Sipho häufig mehr oder we-
niger entfernt vom ungezähnten Rande liegt, welche Lage dann
durch Zusammendrücken von oben hervorgebracht werden mufste,
und wie auch beide Ränder bisweilen zahnlos sein können.
Die inneren^ Theile der Kammerwände sind, ihrer Flachheit
halber, nur selten noch zu erkennen.
Die Graptolithen gehören den älteren, silurischen Grauwacken-
bildungen, besonders dem Thonschiefer und dem älteren silurischen
Kalke an, wo sie die Begleiter der Trilobiten und Orthocerati-
ten sind.
Sie zerfallen in geradlinige und in spiralförmig gebogene.
Die ersteren entsprechen den Orthoceratiten und Baculiten, die an-
deren den Lituiten, Cyrtoceratiten und Hamiten.
312
WEICHTHIKRK.
a. Geradlinige.
1. G. foliaceus Murchison, the Silurian System P. II. p. 694
— 696 pl. 26. f. 3. 3. a. — Taf. X. Fig. 12 u. 12. a. (vergröfsert).
Eine flach ausgebreitete Art, deren beide Ränder daher gezackt
sind. Die Ivleinen Zacken der Ränder sind durch flache Bogen mit
einander verbunden. Die schwach sichelförmig gebogenen Kammerscheide-
wände laufen nach dem Sipho herab. Die ganze Oberfläche zeigt eine
netzförmige Structur, welche ganz ähnlich der von Calamopora spon-
gites ist. (Eine ähnliche Structur hat, nach Quenstedt ■*') , die Schaale
des Orthoceratites Wadii Schloth. , welche nach ihm bestimmt nicht
von Calamoporen herrührt, sondern im Mantel des Thieres ihren Er-
klärungsgrund finden mag.)
In den Llandeilo-flags, den ältesten silurischen Schichten von
Abberreiddy Bay, SW. von Dinas '•••') ? Thonschiefer von Linda bei
Pausa im sächsischen Voigllande, und im Kieselschiefer von Ronneburg
(Sachsen - Altenburg).
G, (F.) Pristis His. {LelL Suec. p. 114. tb. 25. f. 5.), aus
dem dunklen Grauwackenkalke von Dalecarlien, schliefst sich unmittel-
bar an G. foliaceus an, nur sind die Zähne spitzer und relativ gröfser.
G, (P.) Folium His. (a. a. 0. tb. 25. f. 8.), aus dem Thon-
schiefer von Dalecarlien, scheint das obere Ende einer der beiden
vorigen Arten zu sein.
G. dentatus Vanuxem {American Journal by Silliman. 1844. F.
47. p. 370. PI, 8. f. 2.), aus dem Thonschiefer {Utica Slate) von
Pensylvanien und Virginien, ist ein G. Pristis mit etwas gedrängter
stehenden Kammern und spitzeren Zähnen.
2. G. (L.) Priodon Bronn, Leth. p. 56. tb. 1. f. 13. — Taf.
X. Fig. 13. (vergröfsertes Stück).
Eine zusammengeklappte Art, mit eiförmigem Querdurchschnitte
(etwa wie in der idealen Zeichnung Fig. 13. aus welcher auch
die Lage des Siphos zu ersehen ist) und rückwärtsgekrümmten, paa-
rigen Zähnen. Die Scheidewände gehen von den Hakenzähnen schwach
sichelförmig nach der Rückenseite herab, um sich an dem in einer
Rinne gelegenen Sipho zu vereinigen.
In der ältesten Grauwacke von Böhmen, in einem schwarzen
Grauwackenkalke von Fougerolle bei Caen in der Normandie.
G. Ludensis Murch. (Sil. S. II. tb. 26. f. 1. 2. — G. virgu-
♦) L. Br. J. 1840. p. 263.
*♦) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. V. 20. p. 60.
KOI'FFÜSSER ?
313
latus aus dem Ludlow- Schiefer von England, ist eine Varietät mit
etwas rückwärts gekrümmteren Haken.
G. (P.) teretiusculus His. (Leth. S. Suppl. 2. p. 5. tb. 38.
f. 4.), welcher im Thonschiefer von Fogelsang mit G. sagittarius sel-
ten vorkommt, scheint nichts anderes als ein vom Rücken aus gese-
hener G. Priodon oder G. sagittarius zu sein.
3. G. sagittarius L. und G. scalaris L. (Syst. nat.), His.
Leth. Suec. tb, 35. 4. 6. — Fucoides serra Brongn. Hist. des veget.
foss. I. p. 71. pl. 6. f. 7. 8. Taf. X. Fig. 13.
Diese dünne und lang gestreckte Art ist gleichfalls zusammen-
geklappt und unterscheidet sich von G. Priodon durch seine geraderen
Scheidewände und kaum gekrümmten Zähne, welche den Zähnen einer
Säge auffallend ähneln. Bei dieser Art kommt es nicht selten vor,
dafs, durch Zusammendrückung von der Rückenseite aus, beide Ränder
glatt erscheinen , und der G. scalaris L. **) wird sicher nichts anderes
sein als ein so zusammengedrückter G. sagittarius.
Beide Abänderungen sind gemein im Thonschiefer Schwedens,
im Thonschiefer von Linda bei Pausa im sächs. Voigtlande, und von
Ronneburg im Herz. Altenburg.
Eine von allen anderen Graptolithen sehr abweichende Form ist
der von Hisinger (Leth. Suec. tb. 38. f. 3.) abgebildete G. geminus
His. und der G, Murchisoni Beck (Murch. Sil. S. tb. 26. f. 4. a.),
da beide zweiarmig sind, indem hier zwei Arme von einem kurzen
gemeinschaftlichen Stiele symmetrisch fortlaufen. Der äufsere Rand je-
des Armes ist glatt, der innere gezähnt. G. geminus^ welcher sel-
ten ist und in Schweden mit G. sagittarius zusammen vorkömmt, hat
kleine Zähne , welche ganz denen von G. sagittarius entsprechen.
G. Murchisoni hingegen entspricht seinen Zähnen nach mehr dem
G. Ludensis (G. Priodon), mit welchem er in England zugleich auch
auftritt.
Da ich beide zweiarmige Graptolithen nur nach der Abbildung
kenne, so kann ich über sie kein sicheres Urtheil gewinnen, möchte
indefs vermuthen, dafs G. geminus ein G. sagittarius, und G. Murchi-
soni ein G. Priodon sei, welcher durch irgend eine äufsere Ursache
der Länge nach in zwei, hinten noch zusammenhängende Hälften ge-
trennt worden ist.
*) Jmer. Journ. 47. p. 372.
**) Dafs in der Zeichnung von Hisinger (Leth. Suec. tb. 35. /. 4. 6.)
die Kammerscheidewände der beiden Seiten nicht auf einander stofsen, möchte
ich nur als Verdrückung oder Verschiebung der einen Hälfte betrachten.
Aehnliches fand ich auch bisweilen an Ronneburger Exemplaren.
314
WEICHTHIERE.
4. G. (Orth.) serratus Schlolh. Nachtr. 1822. tb. 8. f. 3. —
KnoiT Petrcf. tb. 3. Kap. 4. p. 163; Suppl. tb. 4. C. f. 5 u. 6. z. Th.
— Taf. X. Fig 12. *. (nach Schlolheim).
Eine zusammengeklappte Art, wie G. Priodon und G. sagittarius^
mit kurzen, spitzen Zähnen und schief nach dem Sipho herauf (nicht
herab, wie es bei den anderen Arten geschieht) laufenden einfachen
Scheidewänden.
Mit G. sagitlarius zusammen bei Ronneburg.
b. Spiralförmig gebogene.
5. G. convolutus His. Leth. Suec. p. 114, tb. 35. f. 7. —
G. spiralis Gein. a. a. 0. — Gezähnelte Lituiten Knorr, Petr. III. Suppl.
tb. 4. C. f. 5. 6. z. Th. u. tb. 10. f. 1. (ein verkehrt gewundenes
Exemplar). — Schloth. Nachtr. tb. 6. f. 2. — Taf. X. Fig. 14. 15.
Anfangs spiral gewunden und dann in eine schwach gebogene
Linie auslaufend, allermeist an der inneren Seite der Windungen glatt
und an der äufseren gezähnt. Individuen, bei welchen der innere
Rand gezähnt und der äufsere ganz ist, verhalten sich zu einander
wie rechts gewundene Schnecken zu links gewundenen. Uebrigens
sind sie so selten, dafs ich unter vielen Hunderten, die ich von Ron-
neburg und Linda bei Pausa kenne, nur ein Ezemplar fand. Vielleicht
ist das deutliche Exemplar bei Knorr gerade seiner Seltenheit wegen
abgebildet worden. Die jüngsten Formen (Fig. 15.) besitzen die läng-
sten, gerade aufrecht stehende oder rückwärts gekrümmte Zähne, so
dafs hier die Kammern nur mit einem sehr kleinen Theile zusammen-
hängen. Bei allen Individuen (Fig. 14.) nimmt der Zusammenhang der
Kammern zu. Der Sipho liegt, je nach der verschiedenen Zusammen-
drückung, bald unmittelbar am glatten Rande, bald von ihm etwas
entfernt.
Im Thonschiefer von Furudal in Dalecarlien, Linda im sächs.
Voigllande und Ronneburg im Altenburgischen.
t G.? Conularia Miller.
Diese Galtung wird gewöhnlich den Cephalopoden, von d'Or-
bigny *) , de Köninck ' ■* ) und Archiac und Verneuil ** *0 aber den
Pteropoden zugezählt.
Nach d'Orbigny ist die Schaale der Conularien gerade, ver-
♦) Pal. fr, Terr, crct. II. p. 4.
*♦) Descr. des an. foss. p. 494.
*♦*) In Murchison, über d. älteren oder paläozoischen Gebilde, p. 188.
SCHNECKEN.
315
längert, pyramidal, sehr dünn, vierseitig, quergefaltet und längs-
gefurcht, und innerlich in Querkammern getheilt " ).
Die wenigen bis jetzt bekannten Arten finden sich in oberen
silurischen und devonischen Bildungen.
C. quadrisulcata Mill., Sow. M, C. tb. 260. f. 3 — 6, aus
schotlischem Grauwackenkalke.
C. teres Sow. M. C. tb. 260. f. 1. 2, mit vorigem zusammen
oder im Kohlenkalke?
C. irregularis de Kon. a. a. 0. tb. 45. f. 2, aus dem Koh-
lenkalke von Tournay.
^. Ordn. Gasteropoda. Bauchfüfjser.
I§chneckeii.
„Leib lang gestreckt, mit deutlichem Kopfe, woran zwei
oder vier Fühler, die hinteren mit Augen am Grunde oder an der
Spitze. Am Bauche eine flach ausgebreitete, fleischige Sohle zum
Kriechen (der sogenannte Fufs, nach dessen Anheftung die Ga-
steropoden in Halsfüfser und Bauchfüfser im engeren Sinne zer-
fallen); der Mantel dünn, die Eingeweide einschliefsend , und ge-
wöhnlich eine spiral aufgerollte Schaale absondernd , in welche,
wie in den Mantel, das gereizte Thier meist den ganzen Rumpf
mit dem Kopfe zurückziehen kann. Sie athmen meistens durch
Kiemen, einige auch durch Lungen." (Burmeister, Grundr. der
Naturg. 1845. p. 91.) Die mehrsten leben im Meere, viele auf
dem Lande, wenige in süfsen Gewässern. Die Meeresschnecken
haben allermeist eine dickere Schaale als die Land- und Süfswas-
serschnecken.
Bei den Beschreibungen der fossilen Schaalen folgte ich dem
von Goldfufs in nachstehenden Worten bezeichneten Sprachge-
brauche :
„Die einkammerigen Schneckengehäuse sind entweder kegelförmige
Röhren oder kreiseiförmige Schüsseln, oder sie bilden spiralförmige
Windungen oder Umgänge (anfractus) und endigen sich in eine
Spitze (apex^ mucro^ Vertex). Legt man die Schaale auf die Münd-
ung (MundölTnung, apertura), welche der Spitze gegenüber als unterer
Theil (basis) betrachtet wird, so gehen die Windungen von der lin-
*) Höninghaus, der ein Exemplar der C. quadrisulcata der Breite und
Länge nach durchsägen liefs, hat darin keine Spur von Kammern entdeckt.
L. Br. J. 1839. p. 71.)
316
WEICHTHIERE.
ken zu der rechten Hand (cochleae dextrae)^ und nur bei wenigen
in entg-egeng-esetzter Richtung {cochleae sinistrae).
In der Milte der Schnecke befindet sich die Säule oder Spin-
del (columella) ^ um welche die Gänge gewunden sind. Sie ist an
der Basis entweder abgestumpft (truncata) ^ oder über die Schaale hin-
aus verlängert (caudata) ^ oder bildet einen offenen Nabel (umbilicus
pervius) , der nicht selten durch eine Schwiele halb geschlossen ist (um-
bilicus subobtectus). Die Windungen sind bei einigen von der letzten,
untersten Windung eingeschlossen (testa involuta)^ oder nur wenig aus
ihr hervorragend (testa convoluta), bei anderen aber kegel- oder Ihurm-
förmig hervorstehend (testa turrita).
Die Linien, worin die Windungen an einander stofsen, werden
Nähte (sulurae) genannt. Die letzte, gröfste Windung heilst Bauch
(venter)^ und ihr oberer Theil Rücken (dorsum). Der äufsere Rand
der Mündung wird Aufsenlippe oder der rechte Rand (labium^
labium externum) genannt, und der innere,- welcher sich an die Spin-
del anlegt, die Innenlippe oder der linke Rand (labium^ labium
internum). Verlängerungen der Lippe bilden den Schnabel (rostrum)^
und ein Fortsatz des Bauches, der Lippe oder der Spindel heifst
Schwanz (cauda) oder Canal. Häufig bezeichnen Quernähte
(Mundwülste, mrices) die Stellen, wo im jüngeren Alter die Lippe
safs. Streifen, welche von der Spitze der Schaale bis zur Basis
laufen , heifsen Längsstreifen (striae longitudmales) , und solche,
welche die Längslinien durchkreuzen und der Spirallinie der Windung
folgen, werden Querstreifen (striae transversales) genannt. Linne,
Brugiere, Brocchi, Lamarck, Basterot, Sowerby und d'Orbigny betrach-
teten die Basis der Schaale als den oberen, und die Spitze als den
unteren Theil."
Viele Schnecken haben einen Deckel, durch welchen die Münd-
ung geschlossen wird.
Die Gasteropoden zerfallen nach ihren Kiemen in sechs ver-
schiedene Abtheilungen: Nucleobranchiata ^ Nudibranchiata , Tecti-
branchiata^ Pulmobranchiata ^ Pectinibranchiata und CyclobrancMata^
oder Kern-, Nackt-, Dach-, Lungen-, Kamm- und Kreiskiemer *).
*) d'Orbigny, Pal. fr. Terr. er. II. — d'Orbigny's Systematik der Gaste-
ropoden, welche hier durchgeführt ist, verdient ihrer Natürlichkeit halber
den Vorzug vor der künstlicheren Lamarck's, wenn auch die letztere im
Allgemeinen eine schnellere üebersicht der Gattungen gestattet. Vergl. Des-
hayes, traite elementaire de Conchyliologie. Paris, 1839. p. 1I3. Die Ein-
theilung in Phytophagen und Zoophagen hat, nach Deshayes, nur in Bezug
auf die Schaalen Werth, da unter den ersteren Natica ein gefräfsiger Zoo-
SCHNECKEN.
317
A. Nucleohranchiata d'Orb. Kernkiemer. Heteropoda Lam.
Kielfüfser.
Kiemen federbuscharlig^, meistens auf einem Kerne sitzend,
welcher das Herz trägt. Kopf meistens deutlich, mit Augen, zwei
Fühlern und einem rüsselförmig verlängerten Maule. Leib gestreckt,
an der Bauchseite mit einer zusammengedrückten Flosse.
Sie schwimmen im Meere, den Bauch nach oben gerichtet,
so dafs die Flosse als Segel dient.
Nimmt man die von d'Orbigny in diese Abtheilung gestell-
ten Bellerophons (s. p. 258.) aus , so ist von den Kernkiemern
bis jetzt nur eine einzige Schaale einer Carinaria aus den mitt-
leren Tertiärschichten von Turin bekannt.
B. Nudibranchiata* Nacktkiemer. Tritoniacea Lam.
Der nackte Körper, auf dessen Mantel die Kiemen bald auf .
dem Rücken, bald an den Seiten äufserlich befestigt sind, erlaubt
den Nacktkiemern nicht, sich im fossilen Zustande zu zeigen.
C. Tectibranchiata. Dachkiemer. Bulleacea und
Aplysiacea Lam.
Die Kiemen liegen an der Seite, werden vom Mantel be-
deckt und haben die Form eines Kegels. Der Fufs ist sehr grofs.
Einige Dachkiemer sind nackt, andere (Bullaea) haben eine innere,
noch andere (Bulla) eine äufsere Schaale. Sie können nur mit-
telst Wassers athmen und gehören vorzüglich den gemäfsigten und
warmen Meeren an.
Mit Sicherheit ist nur eine Gattung in der Vorwelt nachge-
wiesen worden:
Bulla Lam. Blasenschnecke. Bulla. Hierzu: Bullina
Ferussac oder Alicula Eichwald.
Schaale aufgerollt, länglich- oder kugelig- eiförmig, ohne
Spindel, mit kaum vortretendem Gewinde. Die Mündung hat theils
die Länge der Schaale, theils erhebt sich das Gewinde ein wenig
darüber hinaus (Bullina). Die Aufsenlippe ist scharf.
Einige Arten kommen schon in den Oolithen vor, mehrere
sind tertiär.
phag ist, und unter den letzteren sämmtliche Cerithien Phytophagen sind.
(Menke, Zeitschr. f. Malako -Zoologie. 1844. Febr.)
318
\YEV:i[THIB|{E,
B. lignaria L. — Taf. XVI. Fig. 6. a. b. — Desh. Coq. de
Par. IL p. 44. tb. 5. /. 4 — 6. — Br. Leth. p. 997. tb. 40. f. 13. —
Philippi, Beiträge zur Kenntnifs der Tertiärversteinerungen des nord-
westlichen Deutschlands. Cassel, 1844. p. 51.
Schaale länglich -eiförmig, nach dem kleinen, etwas vertieften
Gewinde zu schmäler, quergestreift. Die Mündung erweitert sich nach
unten beträchtlich.
Fast in allen Tertiärbildungen und noch lebend im Mittelmeere
und europäischen Ocean.
B. cylindroides Desh. Coq. de Par. IL p. 40. tb. 5. f. 22 — 24.
Schaale fast cylindrisch, an der Basis dünn gestreift. Mündung
linear, unten etwas erweitert. Das verborgene Gewinde bildet einen
kleinen Nabel.
Ziemlich häufig im Pariser Grobkalke.
B. cylindrica Brug., Desh. Coq. de Par. IL p. 42. tb. 5. f.
10 — 12. — Br. Leth, p. 998. tb. 40. f. 14.
Sie wird nach unten zu breiter als die vorige, ist mehr, oval
als cylindrisch, und (nach Deshayes überall, nach Bronn nur unten)
quergestreift.
Im Grobkalke von Paris, Sternberg in Mecklenburg, im kalkfüh-
renden Sande in Brabant und in der Ukraine, im Londonthone Englands.
B, (Bullina) Lajonkairiana Bast., Br. Leth. p. 999. tb. 44.
f. 15. — Alicula Volhynica Eichw. — Phil. Tert. p. 18. 51.
Diese kleine, olivenförmige, glatte Art, an welcher das Gewinde
als kleine Spitze die Mündung überragt, bezeichnet das Tegelgebilde,
obschon sie, nach Bronn, auch früher und später fossil und lebend
vorkömmt.
Im Grobkalke Mecklenburgs; im Tegel zu Bordeaux, in Touraine,
bei Kassel (Wilhelmshöhe), Freden, Wien (Gainfahrn), in Siebenbürgen,
Volhynien, Podolien ; in der Subapenninenformation Italiens (Nizza,
Siena), Moreas; und lebend im Mittelmeere.
D. Pulmohr anchiata. Pulmonata. Lungenschnecken.
Die Lungenschnecken athmen nur freie Luft und haben, statt
der Kiemen der anderen Schnecken, an der rechten Seite des
Mantelrandes eine Oeffnung, den Zugang zu einer Höhle, deren
Wände einen faltigen Sack (Lunge) bilden. Der Fufs ist mitlei-
mäfsig grofs. Schaale fehlt oder ist ohne Deckel.
Sie leben in süfsen Gewässern oder auf dem Lande, und
nähren sich nur von Vegetabilien. In meerischen Bildungen wird
SCHNECKEN.
319
man die Lungenschnecken vergeblich suchen; im Gegentheil wird
aber ihr Vorkommen Moräste und Sümpfe, Flüsse und Bäche der
Vorwelt am besten bezeichnen können.
Allen älteren Formationen scheinen diese Thiere gefehlt zu
haben, mit Sicherheit kennt man sie nur aus tertiären Schichten,
in welchen sie jedoch viel sparsamer als in der jetzigen Schöpf-
ung waren.
1. Farn. Ititnaciflae»
Diese Familie, welche die Gattungen Vaginulus^ Limax, Arion^
Parmacellus^ Cryptellus und Testacellus umfafst, begreift Thiere
nur mit einer inneren, oft gänzlich fehlenden Schaala und scheint
früher gemangelt zu haben.
3. Faiii« Colintacidae*
Körper in einer spiral gewundenen Schaale, mit vier Füh-
lern, von denen die beiden oberen Augen tragen. Sie leben auf
dem Lande. Mehrere ihrer Gattungen, welche Vitrina^ Succinea^
Helix^ Achatina ^ Bulimus^ Pupa und Clausüia sind, kommen hier
und da, wie im Süfswasserkalke von Polen *) u. a. 0., fossil vor.
1. G. llelix L. Schnirkelschnecke. Heiice, (FX/^,
alles Gewundene»)
Schaale kugelig, niedergedrückt kugelig, fast scheibenförmig
bis kegelförmig, mit etwas vorstehendem Gewinde. Mündung ganz-
randig, mit getrennten Rändern, durch das Anlegen an den vor-
letzten Umgang etwas eingedrückt. Nabel spiralförmig utid tieL
Die gewöhnliche Weinbergsschnecke, H. pomatia L., und die
Gartenschnecken geben den Typus für diese Gattung ab, von wel-
cher man gegen 300 lebende und viele fossile Arten kennt.
H. Moroguesi Brongn. — Taf. XVL Fig. 5. a. b, — Desh.
Coq. de Par. p. 55. tb. 6. f. 1. 2. 4.
Schaale fast kugelig, glatt, aus sechs gewundenen Umgängen
bestehend. Bei grofser Aehnlichkeit mit H. nemoralis L. wird sie
ohngefähr breit und um -J etwa niedriger.
Mit Lymneen zusammen, kommt sie in einem Sumpfkalke von
Paris, der zu den oberen Schichten des Pariser Beckens gehört, und
im tertiären Sandsteine von Falkenau in Böhmen vor.
+) Pusch, Polens Palaeontologie. Stuttgart, 1837. p. 185.
320
WEICHTHIERE.
3. Farn. Auriculidae d'Orb.
Der Körper ist in einer spiral gewundenen Schaale einge-
schlossen, deren Spindel gefaltet ist. Am Kopfe stehen zwei Füh-
ler und an der Basis derselben die Augen. Sie leben bald im
Wasser, bald auf dem Lande.
Ihre Gattungen, CaricMum^ Scarabaeus und Auricula, schei-
nen nicht. fossil zu sein,
4:. Farn. JDymneidae d'Orli.
Körper in einer Schaale, mit zwei zusammenziehbaren Füh-
lern. Sie leben nur im Wasser.
Unter den hierzu gehörigen Gattungen: Lymneus^ Chilina^
Physa^ Planorbis und Ancylus, ist die am gewöhnlichsten fossil
vorkommende : *
1. G. Limneus (Lymneus^ Lymnaeus ^ Lymnea^ Limnaea,
Limnea) Lam. (li/nv?]^ Sumpf.)
Schaale dünn, länglich, mit stark hervortretendem Gewinde,
einer ganzrandigen , länglichen Mündung, scharfer Aufsenlippe, die
sich unten als schiefe Falte unter die Spindel herabzieht, um sich
an dieser spiralförmig emporzuwinden.
Als Typus für diese Gattung gilt der in Sümpfen so gemeine
L. stagnalis Müll. Eine diesem sehr ähnliche Art kommt , mit Helix
Moroguesi zusammen, bei Falkenau in Böhmen vor.
2. G. Physa Draparnaud. Bulin Adanson. {(fvodo), aufblähen.)
Walzen- oder eiförmig aufgerollt, mit sehr vorstehendem
Gewinde und einer länglichen, oben eckigen Mündung. Die dünne,
scharfe Aufsenlippe biegt sich nach innen unter die gewundene
Spindel.
Ph. columnaris Desh. (Coq. de Par. II. p. 90. tb. 10. f. 11
u. 12.) ist eine sehr verlängerte, fast walzige Art, welche gegen 2i"
lang wird.
Tertiär bei Paris.
3. G. Planorbis Müller. Tellerschnecke, (planus, platt;
Orbis, Kreis.)
Schaale scheibenförmig aufgerollt, so dafs alle Umgänge von
unten und oben noch sichtbar sind. Mündung länglich und durch
das Hereintreten der vorletzten Windung etwas mondförmig.
Mehrere Arten beschreibt Pusch aus dem Süfswasserkalke von
Polen.
SCHNECKEN.
321
E. Pectinibranckiata, Kammkiemer.
Die Kiemen liegen im Nacken des Thieres In einer beson-
deren Höhle, und haben, wie die Fischkiemen, ein kammförmiges
Ansehen. Kopf deutlich und mit zwei Augen versehen. Fast
immer wird das Thier von einer spiral gewundenen Schaale be-
deckt, deren Mündung mit einem hornigen oder kalkigen Deckel
zu verschliefsen ist.
Diefs ist die umfassendste Abtheilung der Gasteropoden, aus
welcher alle neptunischen Formationen Gattungen umschliefsen. In
der Vertlieilung jener Gattungen, Arten und Individuen in den
verschiedenen Schichten der Erdrinde spricht sich abermals das
Streben der Natur, eine immer gröfsere Vollkommenkeit zu er-
reichen, auf das deutlichste aus.
In kleiner Zahl zeigen sich die Arten und Individuen zuerst
in silurischer Grauwacke; viel zahlreicher, jedoch noch wenig von
einander verschieden, verbreiten sie sich in dem Kohlengebirge.
Noch immer von einförmigem Charakter, hat die Zahl der Indivi-
duen im Muschelkalke schon so zugenommen, dafs einige Natica-
Arten hier ganze Schichten erfüllen und grofsentheils gebildet zu
haben scheinen; im Oolithengebirge gesellen sich mannichfaltigere
neue Gattungen den früheren bei, oder die früheren werden durch
entwickeltere Formen ersetzt; im Kreidegebirge vermehren sich
die Arten und Individuen bedeutend, und in tertiären Gebilden
findet man fast alle in der Jetztwelt noch lebenden Gattungen
durch eine, wenn auch bisweilen nur geringere, Anzahl von Ar-
ten vertreten.
1, Farn. Cyclostomidae d'Orli.
Das Thier trägt zwei spitz kegelförmige, zusammenziehbare
Fühler^ an deren Basis die Augen sind. Kopf rüsselförmig. Schaale
spiral gewunden. Es sind Landbewohner, welche unseren Erdball
zuerst in der Tertiärzeit betraten.
Odontostoma diOvh. \ä% noch nicht fossil beobachtet worden.
1. G. Helicina Lam. (eli'^y das Gewundene.)
Schaale niedergedrückt, nicht glänzend glatt (wie bei Odon-
topleura). Mündung halbmondförmig, öfters mit einem zurückge-
schlagenen Rande (Mundsaume). Spindel schwielig, aber ohne
Fallen.
Dieser Gattung wurden bisher einige Arten zugeschrieben, wel-
che anderen Gattungen zuertheilt v, erden müssen. So bildet //. com-
Geiiiitz, Versteiueriingskuude. 21
322
>VEICnTlIIEHE.
pressn Sow. (M. C. tb. 10. f. 1 — 3.), aus dein Lias von Loiceslershire,
nach Agassiz ein neues Genus: Ptychomphalus Ag.
2. G. Cyclostoma Lam. {xvylog, Kreis; orofia, Mund.)
Sclmale verlängert oder niedergedrückt, nicht glänzend glatt.
Mündung kreisrund, mit vereinigten, gewöhnlich zurückgeschlage-
nen Rändern. Spindel glatt. Deckel spiral.
Hier und da vielleicht in tertiären Schichten und im Diluvium.
(Vergl. Pusch, Pol. Pal. p. 95.)
t 3. G. Strophostoma Desh. Ferussina Grateloup.
Feriissacia Leufroy. (oTQOffog, ein gedrehetes
Band; oTOfiiu^ Mund.)
Schaale kugelig -eiförmig; Mündung rund, ganzrandig, schief,
einfach und nach oben gerichtet. Nabel mehr oder weniger weit,
nach Leufroy bisweilen ganz fehlend.
Die Arten scheinen alle den mittleren und oberen Tertiär-
schichten zuzukommen.
Bronn beschreibt von ihnen vier (Leth. p. 1013), unter
welchen
St. tricarinatum Braun (L. Br. J. 1838. p. 291. tb. 2. A.)
in der Nähe von Hochheim im Mainzer Becken mit Arten von Cyclo-
stoma und Helix zusammen gefunden wurde.
Die Windungen sind rundlich und durch drei Kiele (an der obe-
ren und an der unteren Naht und an dem Rande des weiten Nabels)
etwas dreiseitig.
9. Farn. JLmpullaridae d'Or1>.
Thiere mit kammförmigen Kiemen und aufserdem einem Lun-
gensack, so dafs sie einen Theil des Jahres auch aufser dem
Wasser leben können, während sie eigentlich Flufsbewohner sind.
Schaale spiral, mit ovaler, ganzrandiger Mündung; von Natica,
mit deren Schaalen man sie häufig verwechselt hat, durch eine
nicht schwielige Spindel und durch eine dünne, mit einer dicken
Oberhaut bedeckten Schaale unterschieden.
Die Mitglieder dieser Familie, Ampullaria Lam., mit läng-
licher, aufgequollener Schaale, Ceratodes Guilding, mit nieder-
gedrückter Schaale, und Ampulloides d'Orbigny, mit bauchiger
Schaale, leben noch in süfsen, Gewässern der wärmeren Zone und
sind in keinem Falle älter als tertiär.
SCHNECKEN.
323
3. Farn. Paludinidae d'Orb.
Die Tliiere dieser Familie haben zwei conisch- pfriemenförmige
Fühler, vor welchen die Augen stehen, einen riisselförmigen Mund
ohne oder mit zurückziehbarem Rüssel, einen ganzen oder an den
Seiten ausgeschnittenen Mantel. Ihre Schaale ist mehr oder weni-
ger verlängert, spiral, von verschiedener Form, und hat eine
ganzrandige Mündung.
Truncatella Risso ist nicht fossil gekannt.
1. G. Faludina Lam. Sumpf s chnecke. Vivipara Montf.
{palus^ Sumpf.)
Schaale oval bis kegelförmig, mit ovaler Mündung, deren
Ränder sich oben in einem Winkel vereinigen. Deckel hornig.
Die lebenden bewohnen die süfsen Gewässer; mehrere fossile
Arten umschliefsen oft in grofser Anzahl die Wealdenformation Eng-
lands *) und einige tertiäre Süfswassergesteine.
P. pygmaea Fer. — Taf. XV. Fig. 23. Nach Desh. Coq. de
Par. p. 130. tb. 15. f. 9. 10. — Pusch, Pol. Pal. p. 95.
Schaale spitz kegelförmig, glatt, mit sechs gewölbten Umgängen.
Sie ist eine der längeren Formen und kommt, nach Deshayes, in mit-
tel-tertiären Schichten von Montmorency und Palaiseau, und, nach Pusch
mit P. inflata Fer. zusammen, im Bassin von Mainz, besonders bei
Laubenheim und Hombach, zu Millionen zusammengehäuft vor. Diese
beiden Arten sind nach diesem Gelehrten fast eben so häufig im so-
genannten Grobkalke von Horostkow in Ostgalizien, in den Muschel-
sanden Volhyniens und Podoliens, und im oberen Cerithiensandsteine
der Gegend von Szydlow in Polen.
Da sie indefs an den letzteren Orten mit Cerithien und anderen
Meeresgeschöpfen ihren Aufenthalt theilten, so möchten sie wohl eher
der folgenden Gattung einverleibt werden.
2. G. Paludestrina d'Orb. Hydrobia? E^Lrlm. Bithynia? Gray.
(paludester^ sumpfig.)
Die Schaale entspricht ganz jener der Paludinen, das Thier
bewohnt aber die Meeresküsten und die Mündungen grofser Flüsse.
3. G. Melania Lam. (f^aXag^ schwarz.)
Schaale thurmförmig, mit einer dicken Oberhaut bedeckt.
Mündung oval; Aufsenlippe buchtig, etwas nach vorn gewendet.
Deckel hornig.
*) Sowerby, M. C; Fitton, ohservat, of the strata etc.; Mantell, Geol
of Sussex etc.
21 *
324
WEICHTIIIBKE.
Die lebenden Melanien halten sich nur in süfsen Gewässern
wärmerer Gegenden auf; die fossilen sind daher auch nur in Siifs-
wassergebilden zu suchen, und zur Zeit nur aus tertiären Schich-
ten bekannt.
Alle Schaalen aus marinen Formationen, die ihrer äufseren
Aehnlichkeit halber bisher der Gattung Melania zugezählt wur-
den, sind den Gattungen Eulima^ Pyrgiscus und Rissoma zuzuer-
kennen.
Die Untersuchung der Steinkerne sogenannter Melanien aus älte-
ren Formationen, welche mit den wahren Melanien insbesondere nur
darin übereinstimmen , dafs ihre Mündung ganzrandig und die Spindel
glatt ist, führte auch Agassiz zu der Annahme, dafs jene keine wah-
ren Melanien seien , da bei ihnen die Art ihrer Aufrollung eine ganz
andere sei '•').
4. G. Melanopsis Lam. Melanopside. (Melaniä;
oyjig^ Ansehen.)
Schaale fast spindelförmig oder cylindrisch- kegelförmig, mit
ganzrandiger , ovaler, oben zugespitzter, unten etwas ausgerande-
ter Mündung. Die rechte Lippe legt sich oben an den letzten
Umgang an, die innere Lippe ist schwielig und die Spindel ge-
krümmt und unten abgestutzt.
Süfswassergattung der gemäfsigten Zone, und tertiär.
M. Martiniana Ferussac. — Taf. XVL Fig. 1. a. b.
Schaale eiförmig, nach unten und oben verengt, mit ganz nied-
rig kegelförmigem Gewinde. An dem oberen Ende der sich weit
heraufziehenden rechten Lippe beginnt ein starker, stumpfer Kiel, wel-
cher parallel der Naht auf dem letzten Umgange bis an die Mündung
läuft und da, wo er mündet, die Lij)pe ein wenig zurückbiegt. Aufser
unregelmäfsigen Zuwachsstreifen ist die Oberfläche glatt. Das Gewinde
tritt bald mehr bald weniger als bei dem abgebildeten Exemplare
hervor. Sie steht der M. carinata Sow. am nächsten.
Im Tegelsande von Bisens im südlichen Mähren durch Glocker,
am Lager Wäldchen und bei Gumboldskirchen bei Wien durch v. Hol-
ger entdeckt.
5. G. Turritella Lam. Thurmschnecke, (turris, Thurm.)
Schaale lang kegelförmig bis thurmförmig, mit einer runden
oder vierseitigen ganzrandigen Mündung, deren Ränder hinten ge-
trennt sind. In der Aufsenlippe zeigt sich öfters eine Bucht. Ein
*) Sowerby's Mineral- Conchologie. Solothurn, 1842. p. 67.
SCHNECKEN.
325
aus sehr zahlreichen Umgängen gebildeler horniger Deckel , so
wie ein mehr ausgebreiteter Mantel und die kürzere , rundlichere
Mündung unterscheiden die Turritellen von den Melanien.
Turritellen werden schon aus dem Grauwackengebirge und
dem Kohlenkalke ■') angeführt, doch rechnet de Köninck diesel-
ben meistens den Gattungen Murchisonia und Pyrgiscus (Chetn-
tiitzia) zu.
? T. acus (sarcata) v. Buch, Gon. ii. Clym. p. 18. f. 16. —
Arch. u. Vern. a. a. 0. p. 190. — Taf. XIV. Fig. 8.
Pfriemenförmig , kaum lO'" lang, mit zehn Windungen, die in
der Mitte einen kielartigen stärkeren, und zu beiden Seiten einen
schwächeren Querstreifen haben. Sie ist vielleicht eine Murchisonia.
In einem dem Kohlenkalke entsprechenden Schiefer bei Hausdorf
in der schlesischen Grafschaft Glatz. —
Im oberen Zechsteine von Altenburg finden sich kleine Stein-
kerne, die zwar das Ansehen von Turritellen haben, allein keine nähere
Bestimmung zulassen. Das Letztere gilt auch für die folgende Art.
? T. ohliterata Goldf. P. III. p. 106. tb. 196. f. 14. — Al-
berti, Monographie d. bunten Sandsteins u. s. w. p. 237. — ? T. (Ro-
stellaria) sca/a/a Goldf. , Aut. , Gaea v. Sachsen, p. 103.
Lang kegelförmig, mit ebenen, fast vierkantigen, glatten Um-
gängen , welche sich in ihrer ganzen Breite an einander schliefsen.
Kommt in den Stylolithenschicliten oder Mehlbatzen des Rüders-
dorfer und Thüringer Muschelkalkes vor. —
Aus dem Lias von Baiern (bei Pretzfeld und Altdorf) lehrte Gold-
fufs sechs Arten von Turritellen kennen.
Nach d'Orbigny *••') aber fehlten die Turritellen selbst noch
im Juragebirge, und begannen ihre Existenz zuerst in den Meeren,
aus welchen das Kreidegebirge sich abschied.
In tertiären Meeren scheinen -sie sogar noch häufiger als in
den gegenwärtigen gewesen zu sein.
T. granulata Sow. M. C. tb. 565. f. 1. 2. — Gein. Char. p.
44. — d'Orb. Pal. f. Terr. er. II. p. 46. tb. 153. f. 5 — 7. — Reufs,
böhm. Kr. p. 51. — Taf. XIV. Fig. 9. 10.
Thurmförmig, aus 12 — 15 schwach gewölbten, durch Quer- und
Längsstreifen körnigen Windungen gebildet. Auf diesen treten ge-
wöhnlich fünf gekörnte Querstreifen am stärksten hervor, von welchen
*) Von Goldfufs, Petr. III.; Münster, Beitr. 3. p. 88; Archiac u. Vei-
neuil in Murchison's paläoz. Geb. u. A.
**) Pal. fr. Terr. er. II. p. 33.
32G
WEICHTHIERB.
der oberste hart an der Naht liegt und ein förmliches Band bildet.
Zwischen sie schieben sich hier und da dünnere Streifen ein, so dafs
auf dem letzten Umgange noch einige deutliche Querstreifen zu den
fünfen hinzutreten. Der nicht gekörnte Raum läfst aufserdem noch
sehr zarte, dichtstehende Querlinien erkennen.
Im unteren Quader von Tyssa! u. a. a. 0. von Böhmen, bei
Kieslingswalda im Glatzischen, bei Blackdown in England und in den
Umgebungen von Uchaux (Vaucluse).
An Steinkernen verschwindet bisweilen das Korn , und Fig. 10.
ist nichts anderes als T. granulata.
T. quinquecincta Goldf. (III. p. 106. tb.' 196. f. 17.) und
T. JSöggerathiana Goldf. (III. p. 107. tb. 197. f. 1.), aus
dem Grünsande von Aachen und Haldem, sind wohl kaum von T. gra-
nulata zu trennen.
T. multistriata Reufs, westl. Böhm. 1843 (statt 1844) p. 207. ;
böhm. Kreideverst. p. 51. tb. 10. f. 17; tb. 11. f. 16.
Das Gewinde besteht aus 10 — 12 durch eine tiefe Naht getrenn-
ten Umgängen, und ist relativ kürzer als das der vorigen, von wel-
cher sich diese Art ferner durch gewölbtere Umgänge und vier bis
sechs schmale, stets glatte Querstreifen unterscheidet, zwischen denen
fünf bis acht feine Querlinien und aufser diesen sogar noch feinere
liegen.
T. multistriata Reufs und T. quadricincta Goldf. (III. p.
106. tb. 196. f. 16.) sind Individuen mit vier Querstreifen, T. Ha-
genoviana Münst. (Goldf. III. p. 108. tb. 197. f. 5.) mit fünf, und
T. sex eine ta Goldf. (III. p. 107. tb. 197. f. 2.) mit sechs Quer-
streifen. Der letzteren entspricht auch T. difficilis d'Orb. (Pal. fr,
Terr. er. II. p. 39. tb. 151. f. 19. 20.) aus einem die chloritische
Kreide vertretenden rothen Sande von Uchaux in Frankreich.
Sie gehören sämmtlich dem oberen Grünsande und dessen Ae-
quivalenten an, und kommen bei Aachen, Haldem, Quedlinburg, Kies-
lingswalda, und im Plänermergel Sachsens und Böhmens nicht selten,
jedoch auch in dem Plänerkalke vor.
T. imbrieataria Lam. — Taf. XIV. f. 6. Nach Desh. Coq.
de Par. II. p. 271. tb. 35. f 1. 2-, tb. 36. f. 7. 8.; tb. 37. f. 9. 10 ;
Ib. 38. f. 1. 2. — ßr. Leih. p. 1045. tb. 41. f. 1. Hierzu nach Bronn :
T. edila^ elongata und conoidea Sow. M. C. tb. 51.
Verlängert thurmförmig , fast pfriemenförmig , mit flachen, am
unteren Rande stumpf gekielten Windungen, welche durch eine tiefe
Naht getrennt und ungleich quergestreift sind. Zuwachslinien lassen
diese Streifen fein gekörnelt erscheinen.
SCHNECKEN.
327
Sie ist nach Brongniart für die mitüereu Schichten des Pariser
Grobkalkes bezeichnend, gehört auch in England dem Londonthone,
und in anderen Ländern vorzugsweise der Grobkalkgruppe an; bei
Turin und in Polen kommt sie in mitteltertiären Schichten vor.
T. Ar chimedis Brongn. Calc. trapp, p. 55. tb. 2. f. 8. — Br.
Leth. p. 1047. tb. 42. f. 36. — Taf. XIV. Fig. 7. (nach Brongniart).
Verlängert thurmförmig, ausgezeichnet durch zwei starke, doch
stumpfe Querkiele, die in der Mitte und in der Nähe des unteren
Randes jeder Windung liegen. Zwischen denselben liegen ohngefähr
fünf feine, unter sich gleiche Querlinien, und auch die übrige Ober-
fläche ist quer liniirt.
Nach Bronn im trappischen Grobkalke von Val Ronca im Vicen-
tinischen, und hauptsächlich bezeichnend für das Tegelgebilde von Bor-
deaux, Wien (Gainfahrn) , Siebenbürgen (Bujtur, Korod), Galizien (Tar-
nopol), Volhynien (Shukowce) und Polen (Korytnice).
T. nindobonensis Partsch, aus dem Tegel von Gainfahrn bei
Wien, steht der vorhergehenden durch das Vorhandensein von zwei
starken Kielen sehr nahe, unterscheidet sich aber schon dadurch von
ihr, dafs von den feinen Linien zwischen denselben die mittelste
stärker ist als die übrigen, und dafs oberhalb des oberen Kieles
eine der Linien noch als schwächerer dritter Kiel hervortritt.
6. G. Scalaria Lam. Wendeltreppe. Scalaire.
{scala^ Treppe.)
Schaale mehr oder weniger verlängert, ohne Oberhaut, mit
erhabenen Längsrippen, welche die verschiedenen Mundvvülste be-
zeichnen. Die gewölbten Umgänge berühren sich öfters kaum.
Mündung rund oder oval, mit zusammenhängenden Rändern. Stein-
kern stets glatt. Der hornige Deckel besteht aus nur wenigen
Umgängen.
Die Fauna der Sealarien beginnt in den ältesten Schichten
des Kreidegebirges und gehört gegenwärtig den warmen gemäfsig-
len Meeren an.
Sieben Arten, welche d'Orbigny aus Frankreich beschrieb, sind
auf das Neocomien und den Galt vertheilt. Sechs Arten bestimmte
Philippi aus den tertiären Gebilden von Cassel, Freden und Luilhorst.
S. decussata Lam. — Taf. XV. Fig. 9. a. b. Nach Desh-
Coq. de Par. II. tb, 23. f. 1. 2. — Philippi, Tertiärv. p. 21.
,. ^Schaale klein, beinahe pfriemenförmig , quergestreift, mit ge-
ränglen dünnen Längslamellen; die Basis mit einer ebenen, sehr fein
328
WEICHTHIERE.
gestreiften Scheibe gekrönt; Oeffnung rund, mit scharfen Rändern."
(Philippi.)
7. G. Rissoa Frcminville. Melania Aut. z. Th. (Risso^ nom. pr.)
Schaale dick, ohne Oberhaut, mehr oder weniger verlängert,
mit spitzem Gewinde, einer halbmondförmigen Mündung, einer ge-
raden oder ausgebogenen Aufsenlippe, 'welche sich immer wulst-
förmig verdickt. Hierdurch unterscheiden sie sich von den ihnen
nahe verwandten Paludinen und Littorinen. Deckel hornig.
Sie sind nicht früher als in dem Kreidegebirge mit Sicherheit
nachgewiesen worden; die lebenden Arten lieben felsige Meeres-
küsten.
a. Rissoa Frem. d'Oib.
Mündung oval oder rundlich, mit dickem und geradem Rande.
Aufs er R. Dup iniana d'Orb. {Pal. fr. Terr. er. II. p. 60. tb.
155. f. 8 — 10.), aus dem oberen Galt Frankreichs (Ervy) , wurden
durch Philippi einige tertiäre Arten von Freden und Luithorst bekannt.
b. Ris soina d'Orb.
Mündung halbmondförmig, schmal, ausgebogen, mit einer
dicken, in der Mitte stark vorgezogenen Aufsenlippe, so dafs unten
und oben eine leichte Bucht entsteht.
R. incerta d'Orb. Pal. fr. Terr. er. IL p. 62. tb. 155. f 11 — 13.
Im Grünsande von Ervy (Aube).
R. coc lilearella Bast. — Melania c. Lam., Desh. Coq. de Par.
II. p. 117. tb. 14. f 13 — 17. — Br. Leth. p. 1023. tb. 40. f. 20. —
R. multiplicata Piisch, Pol. Pal. p. 96. tb. 9. f. 8.
Thurm -kegelförmig, mit etwa acht flach gewölbten Umgängen,
welche mit zahlreichen (16 — 40) schwachen Längsfalten bedeckt sind.
Im Pariser Grobkalke mit seh- feinen (über 32) Falten; im Tegel
zu Bordeaux mit etwa 34 Faltjn; in Touraine mit etwa nur 18 Fal-
ten; fein gefaltet bei Angers u. a. 0., um Wien, zu Gainfahrn (mit
20 — 30 Fallen), in Galizien , Siebenbürgen (mit etwa 20 Falten), in
Volhynien (mit 28 — 40 Falten), und in Polen; in der Subapenninen-
formation Italiens und Siciliens; und mit feinen Falten, nach Deshayes,
im indischen Oceane? {Bronn.)
-t. Farn. Pi/ramidellidae d'Orb. Plicacea üain.
Den Thieren aus dieser Familie fehlt ^ie rüsselförmige Schnauze
der Paludiniden. Sie haben zwei Fühler, welche nach d'Orbigny
bei Pyramidella hörnerartig und an der Seite geöffnet, und nach
SCHNECKEN.
329
Philippi '^j bei EuUma {Melania) distorta Desh. pfriemenförmig sind,
und an deren Grunde die Augen sitzen. Der Deckel ist hornig.
Der gewundenen Schaala fehlt die Oberhaut, wodurcli sie sieh
von den Melanien leicht unterscheiden. Mündung ganzrandig, nach
aufsen nicht verdickt, ohne oder mit Zähnen an der Spindel, wel-
che letztere stets mit der Innenlippe bedeckt ist und sich oft
weit herabzieht.
In die Gattungen dieser Familie verweist d'Orbigny die aus
dem Oolithen- und Kreidegebirge bisher für Melanien angesproche-
nen Schaalen.
1. G. Eulimä Risso. Melatiia Aut. z. Th.
Nach Philippi (a. a. 0.) wurde von Risso das Genus Eu-
Uma für sehr ausgezeichnete, kleine, thurmförmige oder pfriemen-
formige Gehäuse gebildet, welche immer höchst glänzend, mit ganz
flachen, sehr schrägen Windungen, und einer einfachen, ovalen
oben spitz zulaufenden Mündung versehen sind. Die Spindel ist
von der Innenlippe bedeckt und ein Nabel fehlt gänzlich.
Fyrgiscus Philippi; Pat^thenia Lowe; Ckemnitzia dOrb. de
Kon.; Loxoneina Piiill. {mgyigy.og, Thürrachen.)
Seitdem Lowe nähere Kenntnifs über das Thier des Pyrgis-
cus verbreitet hat , möchte Philippi diese Gattung nicht melir von
Eulima trennen.
Sie unterscheidet sich, nach Philippi, von Eulima durch Längs-
rippen auf den Windungen, und eine senkrechte, gerade Spindel,
welche eine Verlängerung der Achse des Gehäuses ist, und mit
der vorletzten Windung einen bestimmten V»lnkel macht; aufser-
dem allenfalls, nach d Orbigny, durch ein weniger spitzes Gewinde
und durch mehr von einander getrennte Umgänge. Die Trennung
dieser Gattung von Eulima ist ziemlich künstlich, und es wird Pyr-
giscus eigentlich nur die längsgerippten Eulimen, die als Melanien,
Turritellen, Loxonemen u. s. w. beschrieben worden sind, begrei-
fen. Und seitdem nun de Köninck auch noch glatte oder nur
schwach gestreifte Arten, welche sich von seinen Eulimen nur
durch gewölbtere Umgänge unterscheiden, und die bauchigeren und
meist glattscheibigen Phasianellen von Goldfufs zu Chemnitz-ia rech-
net, dürfte es wohl am gerathensten sein, der Ansicht Philippi's
zu folgen und Pyrgisciis oder Chemnit'Aa mit Eulima wieder ganz
*) Wiegmaiin'.s Archiv für Naturg. 1841. I. p. 48.
830
WElCtmilERB.
ZU vereinigen, wonach diese Gattung folgende Hauptcharaktere ha-
ben würde.
Eulitna.
Schaale pfriemenformig, ihurinförinig bis oval- kegelförmig,
mit einer einfachen, oben spitz zulaufenden Mündung, deren Au-
fsenlippe scharf ist, und deren Innenlippe die gekrümmte oder ge-
rade Spindel ganz bedeckt, so dafs kein Nabel mehr sichtbar ist.
Die lebenden Eulimen bewohnen die Küsten fast aller Oceane,
und den fossilen begegnet man in den meisten marinen Formationen.
a. Elllima Risso. Gewinde pfriemenformig; Umgänge ganz
flach, glatt und glänzend.
E. suhulata Risso. — Taf. XV. Fig. 27. Nach Br. Leth. p. 1021.
tb. 42.. f. 46. {Melania Cambessedesii Payr.) — Pusch, Pol. Pal. p. 96.
Schaale gerade, sehr schlank, pfriemenformig, lang zugespitzt,
mit flachen Umgängen, in deren Ebene die Nähte liegen, und läng-
licher lanzettförmiger Mündung.
Nach Bronn in Tegelgebilden um Bordeaux, Dax, Touraine, um
Wien, im sandigen Grobkalke von Korytnice in Polen, in Podolien;
in der Subapenninenformation Italiens (Nizza, Piacenza) und Siciliens;
in quartären Muschellagern auf Ischia und lebend im mittelländischen
und adriatischen Meere.
E. amphora d'Orb. Pal. fr. T. er. IL p. 66. tb. 156. f. 1.
Ei -kegelförmig, oben in eine pfriemenenförmige Spitze auslaufend,
mit etwa 10 glatten und fast ebenen Mündungen, und einer äufserlich
verdickten Spindel, an welche sich der dicke innere Mundrand befe-
stigt hat. Gegen 3" lang.
In einem der mittleren chloritischen Kreide entsprechenden ro-
then Sande von Uchaux (Vaucluse), und im Grünsande im Glatzischen.
b. Cliemnitzia de Kon. Gewinde thurmförmig oder oval-
kegelförmig (Phasianella Lam. bei Goldfufs); Umgänge flach oder
stark gewölbt, glatt, längsgestreift oder gerippt (Pyrgiscus Phil.,
Chemnitzia d'Orb.).
E. (Phas.) ovata Goldf. P. III. p. 113. tb. 198. f. 15. —
Taf. XIV. Fig. 14.
Oval -kegelförmig, glatt, mit stark gewölbten Umgängen, von
welchen der letzte doppelt länger ist als das übrige Gewinde.
In devonischer Grauwacke der Eifel, und im Kohlengebirgo bei
Waldenburg in Schlesien.
E. (Phas.) venlricosa Goldf. III. p. 113. Ib. 198. f. 14. —
Chemn. ventr. de Kon. a. a. 0. p. 468. Ib. 41. f. 9.
SCHNECKEN.
331
Sie unterscheidet sich von der vorigen durch ein relativ län-
geres Gewinde.
Mit jener zusammen, und im Kohlenkalke von Tournay und Vise.
Hier, wenn nicht bei Rissoina^ mag auch die folgende Art
vielleicht den geeignetsten Platz finden.
E. QleL) Schlotheimii Quenst. — Taf. XV. Fig. 24. — Turbinitis
dubius Schloth. Nachtr. tb. 32. f. 7. — Rostellaria? obsoleta Goldf.,
Alberti, Monogr. p. 53. — Turritella obsoleta Goldf., Ziet. V. Würt.
Ib. 36. f. 1. — Melania dubia Br. Leth. p. 175. 1286. tb. 11. f. 1.
— Buccinites communis Pusch P. P. p. 175. — Melania Schlotheimii
Quenst. Flötzg. Würt. p. 31.
Kurz-thurmförmige, aus 6 — 8 hochgewölbten glatten Windungen
bestehende Steinkerrie, welche auf eine 'längliche, sich oben verengende
Mündung und eine schwach verdickte, etwas ausgebogene Aufsenlippe
schliefsen lassen.
Ueberau im unteren Muschelkalke von Thüringen (vergl. Gaea
von Sachsen), Bayreuth, Heidelberg, Rottweil am Schwarzwalde, und
bei Boguchwolowice und Woikowice-Koscielne in Polen.
E. (Mel.) Heddingtonensis Sow. M. C. tb. 39. f. 2. 3. —
Br. Leth. p. 392. tb. 21. f. 9. — Goldf. P. III. p. 112. tb. 198. f.
11. — Taf. XV. Fig. 25 und 26 (Steinkern).
Die dicke Schaale ist thurmförmig (bis 5" lang), und macht
ohngefähr 10 Umgänge, die sich von einer Kante im oberen Drit-
theile der Mündung nach der Naht hin schief abdachen, unterhalb
dieser Kante, in der Mitte der Umgänge, aber vertieft sind. Die
ganze Oberfläche ist mit dichten Zuwachsstreifen bedeckt. Dieser
Streifung nach ist die Aufsenlippe der Mündung oberhalb der Mitte
etwas eingebogen. Die Mündungen der Steinkerne liegen von einan-
der weit entfernt.
Häufig im mittleren und oberen Jura von England (Heddington),
Frankreich (Normandie und Moutiers), Baiern (Kelheim), Hannover
(Lindner Berg und Hildesheim) u. a. 0.
Aechte Pyrgisci oder längsgerippte Eulimen sind:
Melania Kaupii Goldf. (III. p. 110. tb. 197. f. 15, aus de-
vonischer Grauwacke von Nassau;
Mel Oltonis Goldf. (III. p. 110. tb. 198. f. 1.), aus einem
zum Kohlengebirge gehörigen Schiefer bei Waldenburg in Schlesien;
Mel. armillata^ M. tricinata \i. ü/. orM«^« Mün. Goldf. (III.
p. 110. III. tb. 198. f. 2. 3. 4.), angeblich in Grauwacke von Regnitx-
losau im Bayreulhischen ;
332
WEICH rillKKE.
Mel. constricta Marlin und Mel. Lefeburei Leveille (Goldf.
III. p. III. 112. tb. 198. f. 6. 8.), aus dem KohlenUalke von Ratin-
gen, Tüurnay u. Vise, die meisten der von de Köninck {descr. des
an. foss, p. 461 etc. tb. 41.) als Chemnifzien beschriebenen Arten aus
dem Kohlenkalke von Belgien (Vise, Tournay), Bolland, Kildare in
Ir'aid;
Mel. Blainvillei Mün. (Goldf. III. p. 112. tb. 198. f. 9), aus
dorn Liaskalke von Banz;
und die von Philippi (Tertiärverst. p. 35.) aus tertiären Schich-
ten beschriebenen Arten.
2. G. Niso Risso. Bonellia'^) Desh.
•
Die Schaale ist von der einer EuUma nur durch das Vor-
handensein eines Nabels verschieden. Als Typus gilt für Niso:
N. terebellata Bronn (Leth. p. 1025. tb. 40. f. 18. Bulimus
terebellatus Lam.), welche im Pariser Grobkalke und im Londonthon
Englands und Alabamas in Nordamerika, im Tegelgebilde von Bor-
deaux, Dax, Angers, Baden und Wien, in der Subapenninenformation
Italiens und Siciliens und vielleicht noch lebend in einigen Meeren
gefunden wird.
N. minor Phil. (Tert. p. 53), in tertiären Schichten von Fre-
der und Luithorst, ward 5 — 6'" grofs.
3. G. Pyramidella Lam. (nvQai^iig^ Pyramide.)
Schaale thurmförmig, mit oder ohne Nabel, vollkommen glatt.
Mündung eckig oder oval, mit scharfer Aufsenlippe. Spindel un-
ten verlängert und mit ein bis drei dicken Querfalten versehen.
Die Pyramidellen suchen die Tiefen der gröfseren warmen
Meere.
F. canaliculata d'Orb. {Pal. fr. Terr. er. II. p. 104. tb. 164.
f. 3 — 6) , aus der mittleren chloritischen Kreide von Uchaux (Vau-
cluse), dürfte die älteste Art sein.
F. (Auricula) terebellata Lam., Desh. Coq. de Par. II. p.
191. tb. 22. f. 7. 8. — Br. Leth. p. 1026. tb. 40. f. 24. — Phil.
Tertiärv. p. 54. — Taf. XV. Fig. 10 (nach Bronn).
Schaale verlängert thurmförmig, glänzend glatt; Umgänge zahl-
"*) Dieser Name war .schon früher an eine Gattung der fufslosen Holo-
thurien vergeben.
**) Philippi in Wiegm. Arch. 1841. I. p. 48.
SCHiNECKBN.
333
reich, schmal, flach, durch eine wenig vertiefle Nahl getrennt; Münd-
ung schmal eiförmig; Spindel mit 3 ungleichen Fallen." (Bronn.)
Im Pariser Grobkalke; im Tegel von Bordeaux, Dax, Angers,
in Touraine, bei Wien?, in Siebenbürgen (zu Bujtur) und bei Fre-
den und Luithorst.
t 4. G. Nerinea Defrance. Nerinaea, Nerine.
(Nerine = Nereis ^ Rom. Myth.)
Gehäuse thurmförmig, dickschaalig, in einen kurzen Canal
auslaufend. Die Umgänge sind an der Naht erhaben, oft knotig,
in der Mitte flach oder vertieft. Die Mündung ist schief, fast
viereckig und verläuft oben wie unten in einen kurzen Canal,
wefshalb man die Nerineen bisher gewöhnlich neben Cerithium stellte.
Sehr bezeichnend für sie sind an der Spindel ein bis drei, und
an der inneren Wand der Schaale ein bis zwei spiral herablau-
fende Kiele, welche auf Steinkernen als tiefe Rinnen erscheinen.
Die Arten beginnen in der Juraformation, für deren obere
Schichten sie besonders bezeichnend sind, und gehen nicht über
die an die Kreide sich anschliefsenden Gosauschichten '*') herauf.
Wir verdanken die wichtigsten Mittheilungen über diese Gattung
den Herren Voltz • ''^ , Rronn '^■''■'') , Goldfufs und d'Orbigny.
N. suprajurensis Voltz, Br. Leth. p. 397. tb. 'il. f. 12;
Jahrb. 1836. tb. 6. f. 2. 3. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 11. (i). —
V. Buch, Jura in Deutschland p. 79.
Die Umgänge sind sattelförmig, in der Mitte mehr oder weniger
vertieft, mit erhöheten glatten Nähten und etwa 14 abwechselnd etwas
stärkeren Querstredfen versehen. An der Spindel sind 2 Falten, an
der inneren Schaalenwand ist eine Falte vorhanden. Es kommt noch
eine längere Varietät von ihr vor als die Abbildung zeigt.
Diese Art ist für die oberste Bildung des Jura in Deutschland
und Frankreich leitend und ist häufig bei Kelheim an der Donau, im
Porrentruy in der Schweiz u. s. w.
N. Visurgis Rom. — Bronn im Jahrb. 1836. p. 559. tb. 6. f. 8.
„Umgänge in der Mitte etwas vertieft und daselbst mit zwei er-
habenen gegliederten Spirallinien versehen; Naht erhöhet, knotig, mit
etwa 24 Knoten auf einem Umgange; Falten stark, drei, wovon eine
*) Eigenthümliche Schichten der süddeutschen Alpen und bei Neuchatel,
welche zugleich Kreide- und Tertiär- Versteinerungen enthalten.
**) Ueber das fossile Geschlecht JSerinea. L.B. Jahrb. 1836. p. 538u. f.
*+*) Uebersicht u. Abbildungen der jetzt bekannten Nerinea -Arten. L.
B. Jahrb. 1836. p. 544 u. f.
334 WEICIITHIERE.
•
oben, eine auf der Spindel unlen und eine aufsen unter der Mitle
ist," also fast ganz wie bei der vorigen Art.
„Im oberen weifsen Jura (Coral-Rag), am Spitzhut bei Hildes-
beim, zu Goslar, zu Hannover am Lindner Berge, am Oslerwalde bei
Hoheneggelsen und an der Haferkost; im Dolomit des Coralrags am
Kahleberg bei Echte zwischen Göttingen und Braunschweig." (Bronn.)
N. Geinitzit GoW.'^) III.' p. 47. tb. 177. 8. — N. Borsonü
Cat., Geiii. Char. p. 43. tb. 14. f. 16. 17. — Rom. Kr. p. 78. —
Taf. XIV. Fig. 12 (Steinkern).
Schaale eben, etwas über der Mitte der inneren Wand mit ei-
ner hohen Falte; Spindel mit drei Falten, von denen die oberstesehr
weit nach aufsen tritt, die mittlere aber, welche der Wandfalte ge-
genüber liegt, und die dritte gleich hoch sind.
An dem abgebildeten Steinkerne entspricht natürlich jeder der
bezeichneten 4 Falten eine Rinne.
Im unteren Quader von Giersdorf! bei Löwenberg bis 6'' lang,
und bei Roschütz unweit Dresden.
5. Fam. A.ctenoidae d'Orb.
Die Thiere aus dieser Familie besitzen einen Deckel und
nähern sich hierdurch, nach d'Orbigny, den Fyramidellen; indefs
fand Philippi , der über das Thier der im Mittelmeere lebenden
Tornatella fasciata berichtet '■), dafs die Stellung desselben ganz in
der Nähe von Bulla sei.
Schaale spiral, gewöhnlich oval, ohne Oberhaut, häufig mit
punktirten Streifen geziert. Gewinde kurz, bisweilen ganz ein-
gehüllt. Mündung ganzrandig oder unten ausgerandet ; Aufsenlippe
einfach, scharf oder zurückgeschlagen und verdickt, öfters gezäh-
nelt. Spindel meistens mit dicken Querfalten bedeckt.
Diese Familie zeigt sich zuerst im Oolithengebirge und ver-
breitet sich durch die jüngeren Formationen bis in die Meere der
jetzigen Welt.
t 1. G. Äctaeonella (Acteonella) d'Orb.
Schaale verkürzt, bauchig, flaschenförmig, dick und glatt.
*) Herr Goldfufs hat vollkommen Recht, diese Art von N. Borsonü
Catullo (Sagfrio di Zoologia fossile, p. 170. T. 3.; L. Br. Jahrb. 1836. tb.
6. f. 12.), welche viel länger und schlanker ist und die Wandfalte genau in
der Mitte ihrer Umgänge hat, zu trennen, und ich kann seine wohlwollende
Berichtigung nur mit vielem Danke anerkennen.
*♦) Wiegm. Archiv 1.841. T. p. 55.
SCHNECKEN.
335
Gewinde entweder ganz von dem letzten Umgange eingehüllt oder
sehr kurz. Mündung lang und schmal , unten etwas erweitert, oben
zu einem engen Canale verengt. Aufsenlippe scharf, ohne Zahn
oder eine Verdickung; Spindelrand besonders oben und unten stark
überzogen. Spindel mit drei dicken, wenig schiefen Falten.
Die bekannten Acteonellen gehören alle der chloritischen
Kreide an und wurden bisher als Tornatellen oder Volvarien be-
schrieben.
2. G. Volvaria Lam. Wickelschnecke. Volvaire.
(volvere^ wickeln.)
Schaale fast cylindrisch, ganz eingerollt, mit kaum hervor-
tretendem Gewinde und spiralförmig punktirt- gestreift. Mündung
schmal, von der Länge der ganzen Schaale, mit scharfer Aufsen-
lippe , und an der Basis ausgerandet oder wie abgeschnitten. Spin-
del mit einigen sehr schiefen Falten am Grunde.
V. tetiuis Reufs (böhm. Kreidev. p. 50. tb. 10. f. 20.), eine
kleine, ohngefähr 4'' lange Art, welche im Plänermergel von Luschitz,
Priesen und Postelberg in Böhmen vorkommt, scheint bis jetzt die
einzige Art zu sein, welche vor der Tertiärzeit exislirte.
V. bulloides Sow. Lam. — Taf. XIIL Fig. 6. — Desh. Coq.
de Yar. IL p. 7J2. tb. 95. f. 4 — 6. — Br. Leth. p. 1108. tb. 42.
f. 9.
Schaale verlängert, cylindrisch, oben stumpf und schwach ge-
nabelt. Spindel dreifaltig.
Im Pariser Grobkalke.
V. acutiuscula Sow. M, C. tb. 487.
Mit vier Spindelfalten und einem etwas vorsiehenden Gewinde.
Mit voriger zusammen, und im Londonthone Englands.
3. G. Actaeon (Acteon) Montfort; Tornatella Lam. Speo
Risso; Globiconcha d'Orb. (Actaeon, Rom. Myth.)
Schaale eingewickelt, mit mehr oder weniger kurzem Gewinde,
kugelig bis spitz- eiförmig, allermeist quergestreift. Mündung läng-
lich, gewöhnlich gekrümmt, unten erweitert und nicht ausgerandet,
mit einfacher, scharfer Aufsenlippe. Spindel mit Falten (Actaeon)
oder ohne Falten (Globiconcha).
So lange als von Globiconcha das Thier noch nicht gekannt
ist, welches vielleicht die Trennung dieser Gattungen rechtfertigen
könnte, wird es am zweckmäfsigsten sein, dieselben zu vereinigen,
336
\yE!ClITiriK5?E.
welclie Vereinigung dem Geognosten wenigstens nur willkommen
sein kann.
Einige Actaeen haben sicli schon im Oolithengebirge einge-
stellt, gewöhnlicher sind sie in der Kreide, mehrere kommen in
tertiären Bildungen vor, und einige leben noch in den wärmeren
und gemäfsigteren Meeren.
A. (Auricula) ovum Dujard. , d'Orb. Pal. fr. Terr. er. II.
p. 123. tb. 167. f. 19. 20.
Bauchig eirund, glatt, mit sehr kurzem Gewinde, einer schma-
len gekrümmten Mündung, einfacher Aufsenlippe und einer Spindel-
falte.
Im reihen Sande der Umgegend von Cassis an den Rhonemünd-
ungen, welcher nach d'Orbigny die chloritische Kreide vertritt.
Dieser Art gleichen die Exemplare aus dem Plänermergel und
Plänerkalke von Böhmen (um Bilin) und Sachsen (Strehlen), welche
von Römer (Kr. p. 77. tb. 11. f. 3.) und mir (Char. p. 48. tb.
16. 1 — 3.) als Aur. ov. und Pedipes glabratus beschrieben und abge-
bildet wurden, an Avelchen wir indefs niemals eine Spindelfalte beob-
achten konnten, und daher müfslen wir sie eher für eine Globi-
concha^ etwa die ihr ganz ähnliche GL rotundata d'Orb. {Pal. fr. Terr.
er. II. p. 143. tb. 169. f. 17.) ansprechen , wiewohl ich glaube , dafs wir
es hier nur mit Dujardin's Art zu thun haben.
A. {Tom.) inflata Fer. — Taf. XV. Fig. 11. «. 6. Nach Desh.
Coq. de Par. II. tb. 24. f. 45.
Eiförmig, nach oben und unten verengt, mit einer an der Ba-
sis erweiterten Mündung und einer Spindelfalle. Die ganze Oberfläche
ist regelniäfsig quer gestreift und die Streifen werden durch feine
Längslinien durchschnitten.
Im Pariser Grobkalke; in mitteltertiären Schichten von Valognes,
Dax und Bordeaux.
A. {Torn) g ig ante a Sow., Goldf. III. p. 48. Ib. 177. f. 12.
Wird bis 3" lang, ist bauchig -eiförmig, hat ein kurzes zuge-
spitztes Gewinde und kommt nach Goldfufs im Tegel bei Wienerisch-
Neusladt, zugleich mit einer noch gröfseren und relativ längeren, sehr
dickschaaligen Art, der F. Lamarchii Münster.^ vor.
A. {Torn.^ punctato-sulc ala Phil. Tertiärv. p. 20. tb. 3.
f. 22.
„Gehäuse eiförmig, spitz, quergestreift; die Streifen grubig jiunk-
tirt; das Gewinde länger als die halbe Mündung."
lieber 3'" lang und gegen "l" breit in tertiären Schachten von
Cassel, Freden und Luithorsl.
SCHNECKEN.
337
4. G. Ringicula Desh. Ringinella und Avellana d'Orb.
Auricula^ Cassis und Pedipes Aut. (ringor, den
Mund weit öffnen.)
Diese Gattung unterscheidet sich von der vorigen durch eine
wulstförmig verdickte oder zurückgeschlagene Aufsenlippe, welche
nicht selten gezähnt und an der Basis bisweilen schwach ausge-
randet ist. Spindel gefaltet.
Aeltere Arten als die des Kreidegebirges, wo sich dieselben
am weitesten ausgebreitet zu haben scheinen, sind nicht bekannt.
Einige leben noch jetzt in der Tiefe der wärmeren und gemäfsig-
ten Meere.
R. (^Aur.) incrassata Spw. Min, Conch. th. 163. f. 1- 3. —
Aur. ringens Park. org. rem. III. tb. 5. f, 4. — Aur. mcr. Mant.
GeoL Süss. tb. 19. f. 2. — Cassis avellana Brongn. env. de Par. tb.
6. f. 10. — Pedipes incrassatus Quenst., Br. Leih. p. 707. — Rom.
Kr. p. 77. — Gein. Char. p. 74. — Atell. incr. d'Orb. Pal. fr. Terr.
er, p. 133. tb. 168. f. 13 — 16. — Taf. XVI. Fig. 3. a. b. 4.
Schaale kugelig- eiförmig mit niedrigem Gewinde, das sich zu dem
letzten Umgange etwa wie die Spitze eines Eies zu dessen übriger
Oberfläche verhält, und durch vertiefte Linien quergestreift. Letzte
Windung mit ungefähr 26 — 36 Querstreifen. Aeufsere Lippe sehr
verdickt und innerlich gefaltet. Spindel dreifaltig.
Avellana cassis d'Orb. (^Pal. fr. Terr. er. II. p. 138. tb. 169.
f. 10 -13.), wozu d'Orbigny auch Cassis avellana bei Brongniart (a.
a. 0.) rechnet, soll sich durch 5 Spindelfalten von R. incrassata un-
terscheiden.
Ich war nie so glücklich, an den Exemplaren von Sachsen, Böh-
men und Schlesien deutliche Spindelfaden erkennen zu können, habe
sie defshalb auch nicht gezeichnet, und rathe, die letztere nur als
Varietät zu betrachten.
Im unteren Grünsande von Blackdown u. a. 0. Englands, im un-
teren Quader von Tyssa und Kreibitz in Böhmen, im Grünsande von
Kieslingswalda im Glatzischen, im Pläner von Sachsen (an der Walk-
mühle bei Pirna), Böhmen (a. v. 0.), vielleicht auch im Plänerkalke von
Strehlen. In Frankreich charakterisirt R. incrassata nach d'Orbigny
den Galt, R. cassis die unlere chloritische Kreide.
R. (Aur.) ringens Lam. — Taf. XVL Fig. 2. Nach Desh. Coq.
de Par. II. p. 72. tb. 8. f. 16. 17. — Pedipes ringens Br. Leih. p.
1014. tb. 42. f. 8.
Geinitz, Versteiuerungskunde. 22
WKICIITHIERE.
Es ist der Typus der Gattung- Ringicida. Schaale eiförmig, auf-
gequollen, oben 'spitz, unten abgerundet, fein und regelmäfsig quer
gestreift. Aufsenlippe verdickt, Innenlippe weit zurückgeschlagen.
Spindel oben gewöhnlich mit einer kleinen schiefen Falte, unten mit
2 schiefen Falten, von denen die unterste mit der sanften Ausbieg-
ung des unteren Randes der Mündung einen schwachen Ausschnitt
Im Grobkalke und im unleren und oberen Meeressande des Pa-
riser Beckens, und, wie es scheint, auch in jüngeren Tertiärbildungen.
(Vergl. Bronn.)
Ihr sehr ähnlich ist:
R. striata Phil. (Tertiärv. p. 28. tb. 4. f. 23.) von Cassel,
Freden und Luithorst.
6. Farn. Waticidae d'Orli,
Das Thier der Naticiden ist so voluminös, dafs es sich öfters
(bei Sigarelus) nicht in sein Gehäuse zurückziehen kann, und be-
sitzt zwei kegelförmige, niedergedrückte Fühler. Der grofse Fufs
breitet sich hinten zu einem Lappen aus, der gewöhnlich einen
Theil der Schaale umhüllt , während der Kopf von einem anderen
Lappen bedeckt ist, welcher vom Fufse geschieden ist.
Schaale Spiral, niedergedrückt, kugelig bis kugelig-eiförmig.
Die Naticiden sind Meeresgattungen.
1. G. Natica Lam. Nabelschnecke. Ampullaria Aut.
{natare^ schwimmen.)
Schaale dick, kugelig, niedergedrückt bis eiförmig, mit kur-
zem Gewinde. Mündung oval oder halbmondförmig, ganzrandig,
halbrund und schief gegen die schwielige, ungezähnte Spindel.
Diese Schwielen verengen und verdicken bisweilen den Nabel. Die
Aufsenlippe ist scharf.
Unter dem Namen Euspira fafst Agassiz diejenigen iVo^-
(«ca- Arten zusammen, welche eine deutliche Spindel mit deutlich
sichtbaren Windungen und eine kleine spiralige Schwiele im Nabel
haben. Die meisten von ihnen sind fossil.
Diese Gattung hat in allen marinen Formationen ihre Reprä-
sentanten und ist in der jetzigen Schöpfung in allen, besonders
aber in den wärmeren Meeren zu finden.
*) Sowerby's Mineral - Conchologle p. 14.
SCHNECKEN.
339
N. suhcostata Arch. u. Vern., Goldf. P. III. p. 116. tb. 198.
f. 22. In devonischer Grauwacke bei Pfaffrath.
iV. Omaliana de Kon. descr. des an. foss. p. 479. tb. 42. f. 1.
Die einzige Art im Kohlenkaike von Belgien (Vise).
N. oolithica Zenker, Taschenbuch von Jena, 1836. p. 228.' —
Gein. in L. Br. J. 1842. p. 577. tb. 10. f. 4 — 6.
Eine kleine zusammengedrückt -kugelige Art, von der Gröfse
eines Senfkorns bis zu der einer Linie, welche im oberen Muschel-
kalke des Jägerberges bei Jena eine Schicht gänzlich erfüllt.
iV. (Ämpull.) canaliculata Mant. Geol. of Süss. p. III. tb.
« 18. f. 11. — Fitton, Observ. tb. 11. f. 12. — Gein. Char. p. 47.
tb. 15. f. 25. 26. — N. acutimargo Rom. Kr. p. 83. tb. 12, f. 14;
Gein. Char. p. 73. — N. GauUina d Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 156.
tb. 173. /: 3 — 4. — Reufs , böhm. Kreidev. p. 49. tb. 11. f. 1. —
Taf. XV. Fig. 17.
Schaale kugelig, immer breiter als hoch, aus 4 gewölbten Um-
gängen gebildet, welche parallel der oberen Naht gekantet sind
und durch eine breite und tiefe Rinne von einander getrennt werden.
Das Gewinde ist sehr niedrig, bisweilen sogar etwas niedergedrückt.
Mündung eiförmig. Nabel ziemlich breit, ohne Schwiele. Die Schaale
ist mit starken Zuwachsstreifen bedeckt.
Im unteren Grünsande und im Galt von England, sehr verbreitet
im Galt von Frankreich; im unteren Quader von Tyssa; im Grünsande
von Kieslingswalda und Quedlinburg, im Plänermergel von Böhmen;
im Plänerkalke Von Strehlen (bis 2" breit) und in Böhmen.
N. vulgaris Reufs, Westl. Böhmen 1844. p. 209. — ^ Gein. Kies-
lingswalda, p. 10. tb. 1. f. 21 — 23. — ^. crefacea Goldf. P. III.
p. 119. tb. 199. f. 12. — Taf. XV. Fig. 18. a. b.
Kugelig- eiförmig, etwas höher als breit, mit 5 gewölbten Um-
gängen und mehr oder weniger vorstehendem Gewinde, das ohngefähr
ein Dritttheil der Höhe der letzten Windung hat. Mündung gekrümmt-
eiförmig. Nabel sehr klein (in der Abbildung Fig. 18. a. viel zu
grofs erscheinend) und fast nur in einem kurzen Spalte bestehend.
Die Oberfläche zeigt mehr oder weniger deutliche Zuwachsstreifen.
Bis l" lang, sehr gemein im unteren Quader von Tyssa, an der
Gränze des unteren Quaders und oberen Grünsandes bei Kreibilz in
Böhmen, Kieslingswalda, im oberen Grünsande von Aachen und Coes-
feld, im Plänermergel und Plänerkalke von Sachsen und Böhmen.
N. ervyna d'Orb. {Pal. fr. Terr. er. IL p. 159. tb. 173. f. 7.),
aus dem Galt von Ervy, vertritt diese Art in Frankreich.
22-
340
WEICHTIUBRE.
Von N. mlgaris aus wird durch die etwas längere iV. lamellosa
Rom. (Kr. p. 83. tb. 10. f. 13.) ein vollkommener Uebergang zu der
noch längeren folgenden Art hergestellt.
^. ewaltata Goldf. III. p. 119. tb. 199. f. 13. — Turbo ro-
tundatus Sow. M. C. tb. 433. f. 3. 4. und? T, conicus Sow. M. C.
tb. 433. 1. 2. — Litorina rolunda u. L. pungens Sow. bei Fitton,
Observ. etc. tb. 18. f. 5. — Auricula spirata Rom. Kr. p. 77. tb.
11. f. 4. — Littorina rot. Gein. Char. p. 45. u. VII.; Litt, conica
Sow., Gein. Kieslingsw. p. 10. tb. 1. f. 24. 25. — iV. Clementina
d'Orb. Tal. fr.- Terr. er. p. 154. tb. 172. f. 4. — Taf. XV. Fig. 19.
Oval -kegelförmig, mit 5 gewölbten Umgängen, von denen der
letzte etwa doppelt so lang ist als das übrige Gewinde. Mündung
oval; Nabel sehr klein oder? ganz bedeckt. Oberfläche durch Zu-
wachsstreifen bisweilen runzelig.
Im unteren Grünsande von England und im Galt Frankreichs sehr
verbreitet; im Grünsande von Kieslingswalda; im Plänerkalke von Streh-
len bei Dresden.
iV. bulbiformis Sow., Goldf. P. III. p. 120. tb. 199. f. 16.17.
— d'Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 162. tb. 174. f. 3.
„Eiförmig zugespitzt, dickschaalig, durch Zuwachsstreifen ge-
streift, mit einem vorstehenden, treppenförmig abgestutzten Gewinde.
Die Windungen sind am oberen Rande kantig, und bilden innerhalb
der Kante eine breite Rinne neben der Naht. Die Mündung ist ei-
förmig und die Schwiele der inneren Lippe ist sehr dick und breit."
(Goldfufs.)
In der mittleren chloritischen Kreide von Frankreich (Uchaux),
und häufig in den eigenthümlichen Schichten von Gösau, von w^oher
ich dieselben Herrn Dr. Lösch in Dresden verdanke.
N. hemielausa Sow. M. C. tb. 479. f. 4. u. 5. — Pusch, Pol. Pal.
p. 101. tb. 9. /. 16. — Taf. XV. f. 14. a. b. von Palermo.
Eiförmig, etwas höher als breit, mit niedrig kugelförmigem Ge-
winde. Nabel durch den oberen Theil der inneren Lippe halb ver-
deckt. Mündung oval.
Im englischen Crag, in dem sandigen Grobkalke von Polen und
im Kalke von Palermo.
iV. glaucinoides Desh. Coq. de Par. II. p. 166. tb. 20. f. 7. 8.
— Pusch, Pol. Pal. p. 100. tb. 9. f. 14. — (Nicht A'. glauc. Sow.
M. C. tb. 5. Z'. 1— 3 u. tb. 479. f. 3.) — Taf. XV. Fig. 15 nach
Deshayes.
Schaale quer eiförmig, mit kurzem stumpfen Gewinde, einem
i
SCHNECKEX.
341
grofsen tiefen Nabel, in dessen Mitte von der inneren Lippe der ova-
len Mündung aus eine gerundete Wulst herabsteigt.
In den oberen Schichten des Pariser Grobkalkes, im sandigen
Grobkalke von Korytnice! in Polen und im Muschelsande von Zuckowce
in Volhynien.
Sie scheint nicht verschieden zu sein von;
N. millepunctata Lam. (Bronn, Leth. p. 1036. tb. 40. f. 29.),
auf deren Oberfläche häufig noch zahlreiche rostfarbene Fleckchen sicht-
bar sind, welche in Längsreihen zu schiefen Spiralreihen geordnet
sind.
Diese kommt häufig im Tegel von Bordeaux, Dax, in Touraine,
bei Turin, in Mähren, um Wien (bei Gainfahrn mit einer dünneren
Wulst im Nabel); in der Subapenninenformalion bei Perpignan, in Süd-
frankreich, in Italien, Sicilien; in quaternären Muschellagern auflschia;
und lebend im europäischen und im indischen Ocean und am Senegal
vor.
N. compressa Bast., Bronn Leth. p. 1034. tb. 42. f. 38. —
N. cepacea Pusch, Pol. Pal. p. 102. tb. 9. f. 13. — Taf. XV. Fig.
16. a. b.
Schaale fast kugelig, etwas schief eiförmig mit kurzem, spitzem
Gewinde und länglicher Mündung. Die ganze linke Lippe ist zurück-
geschlagen, so dafs der ganze Nabel durch einen breiten Saum ver-
deckt wird, dessen linker Rand mit einem Bogen der Mündung zu-
läuft.
In den Tegel-Gebilden bei Wien, Dax, in Siebenbürgen (Buj-
tur), Galizien (Tarnopol) und im sogenannten sandigen Grobkalke von
Korytnice in Polen.
2. G. Narica d'Orb. (naris, Mündung.)
Schaale kugelig, breiter als hoch, meistens längsgestreift,
mit kurzem Gewinde und halbkreisförmiger Mündung. Innen- und
Aufsenlippe sind scharf und der Nabel ist breit, einfach und nicht
schwielig, wodurch sich Narica von Natica unterscheidet.
Die Verschiedenheit des Thieres, das man aus wärmeren Mee-
ren kennt, rechtfertigt die Trennung beider Geschlechter noch mehr.
N. (Nat.) lirata Phill. Yorkshire II. p. 224. tb. 14. f. 22 u.
31. — De Kon. descr. des an. foss. p. 476. tb. 42. f. 5.
Schaale niedergedrückt, mit ziemlich gleichweit entfernten Längs-
rippen und Streifen dazwischen bedeckt. Ihre 4 gewölbten Windungen
sind durch tiefe Nähte getrennt.
Im Kohlenkalke von Vise, Bolland und Yorkshire,
342
»EICHTHIBRE.
N. cretacea d'Orb. Pal. fr, Ten: er. IL p. 170. tb. IIb. f. 7 — 10.
Schaale etwas niedergedrückt, schief, eng-quer-gefurcht und un-
regelmäfsig längsgestreift mit 4 sehr gewölbten Windungen.
Im Sande von Cassis an den Rhonemündungen, welchen d'Or-
bigny der unteren chloritischen Kreide parallelisirt.
3. G. Sigaretus Adanson. Milchnapf. Crypto Stoma Blainv.
An der niedergedrückten, ohrförmigen Schaale liegt das sehr
kleine Gewinde ganz seitlich. Mündung oval und sehr weit.
Goldfufs führt (P. III. p. 13. tb. 168. f. 14. 15.) zwei Si-
gareten aus dem Uebergangskalke der Eifel an, welche man etwa
zu Pileopsis rechnen könnte, während S. carinatus Münst. (Goldf.
III. p. 13. tb. 168. f. 16.) von St. Cassian vielleicht eine Nerita
ist. d'Orbigny kennt nur tertiäre und lebende Sigareten.
S. canaliculatus Sow. Min. Conch. tb. 384. — Desh. Coq.
de Par. IL p. 182. tb. 21. f. 13. 14. — Taf. XV. f. 12. 13.
Die dünne Schaale ist niedergedrückt eiförmig, stark gewölbt
und fein quer-gestreift, ihr Nabel grofs, das Gewinde flach.
Aus dem Londonthone Englands, dem Pariser Grobkalke und den
mitteltertiären Schichten um Bordeaux und Dax.
S. (Crypt.) elegans Philipp! ( Tertiärverst. p. 20 u. 54. tb. 3.
f. 4) hat ein spitzeres Gewinde.
Tertiär bei Cassel und Freden.
7. Farn. Weritidae d'Orl).
Das weniger voluminöse Thier, welches sich in sein Gehäuse
zurückziehen kann, hat einen kurzen, ungetheilten Fufs und zwei
sehr lange, conische Fühler, an deren äufserer Seite die gestiel-
ten Augen sitzen. Deckel kalkig, halbkreisförmig und mit einem
Anhängsel versehen. '
Schaale niedergedrückt kugelig oder quer - eiförmig, dick,
ungenabelt. Gewinde sehr kurz, bisweilen verborgen. Mündung
halbmondförmig, mit einem dicken, oft über die Spindel ausgebrei-
teten und gezähnten Rande.
Die Neritiden finden sich theils in süfsen , theils in salzigen
Gewässern aller Länder.
1. G. Nerita L. Schwimmschnecke. Mondschnecke. Nerita
und Neritina Lam. V etat es Montf. (hjQiTrjg^ eine
Meerschnecke mit einem bunten Deckel.)
Schaale fast halbkugelig, mit kurzem Gewinde, unten eben,
ungenabelt. Mündung halbkreisförmig; Aufsenlippe scharf oder in-
SCHNECKEN.
343
nerlicli gekerbt oder gezähnt; Innenlippe flach, bisweilen scharf,
bisweilen gezähnt oder gekerbt. Der kalkige Deckel hat einen
seitlichen Anhängsel.
Nerüa und Neritina sind nur nach dem Mittel, in welchem
sie leben, unterschieden worden, und gleichen einander übrigens. Die
Neriten leben an der Oberfläche der seichteren Meere, auf Felsen
geheftet sich dem Wellenschlag aussetzend; die Neritinen gehören
vorzugsweise süfsen Gewässern an.
Mehrere Neriten kommen schon in devonischer Grauwacke von
Schübelhammer und Elbersreuth mit Clymenien und Orthoceratiten
zusammen vor '•' ).
Die Neriten aus dem Kohlenkalke von Belgien, England und Ir-
land, welche de Köninck (descr. des an. foss. p. 481 — 486. tb. 22.
u. tb. 42.) beschreibt, gleichen meistens sehr einer Natica, zu wel-
cher Gattung auch iV. variata, N. plicistria^ iV. spirata und N. am-
pliata von Phillips gestellt wurden, während Goldfufs N. ampliata als
Pileopsis ampL beschrieb.
N. spirata Sow. M. C. tb. 463. f. 1. 2. — de Kon. /. c.
p. 484. tb. 42. 3. rf.
Schaale fast kugelig, etwas niedergedrückt, mit sehr kurzem
Gewinde, das aus 4 flach-gewölbten, seitlich etwas zusammengedrückt
ten Windungen besieht, von gleichförmigen Anwachsstreifen bedeckt.
Mündung rundlich, etwas quer-oval. Aufsenlippe scharf.
Häufig im Kohlenkalke von England und Belgien.
JY. costellata Mün. Goldf. P. III. p. 115. tb. 198. f. 21. - :
Halbkugelig, mit einem sehr kleinen, in den letzten Umgang
eingesenkten Gewinde; und auf dem ersteren mit 8 dicken Quergürteln,
in deren eben so breiten Zwischenräumen sich ein kleines Gürtelchen
erhebt. Nur die beiden oberen Gürtel sind durch einen doppelt brei-
teren Raum (mit 4 feineren) getrennt.
Diese echte Nerüa kommt im oberen Jurakalke von Nattheim
vor.
iV. cancellata Ziet. und die angeblichen Neriten aus der Kreide-
formation scheinen zu Neräopsis Sow. zu gehören.
N. tr icarinata Lam., Desh. Coq. de Par. IL p. 160. tb. 19.
f. 9. 10. — Hiernach Taf. XV. Fig. 20.
Schaale durch 3 Querkiele auf dem letzten Umgange ausgezeich-
*) Münster, Beitr. 3. p. 83. tb. 15. f. 3. (IS. scmtstriataMim.) u. tb, 15.
f. 4. (ZV. vcnusta Mün.).
344
\yEICHTHlERE.
iiet, zwischen welchen sie quer gestreift ist. Gewinde sehr klein.
Innenlippe gezähnt.
Im Pariser Grobkalke und bei Valogne.
N. (Neritina) conoidea Lam. , Desh. Coq. de Par. II. p.
149. th. 18. — Brongn. Calc. trapp, p. 60. tb. 2. f. 22. — Br.
I.eth. p. 1030. tb. 40. f. 23.
Schaale niedrig-kegelförmig, mit fast elliptischer Basis, welche
von einer bis zum hinteren Rande sich ausbreitenden Schaale bedeckt
ist. Mündung klein, halbkreisförmig; Innenlippe gekerbt.
Im ältesten Tertiärgebirge des Pariser Beckens, auch bei Sois-
sons unter dem Grobkalke ; an den Abhängen der Pyrenäen in naher
Berührung mit Kreide ; im trappischen Grobkalke des Ronca - Thaies
bei Vicenza.
2. G. Neritopsis Sow. (nerita; oxpig, Ansehen.)
Die Schaale gleicht der einer Nerita in allen Stücken, nur
ist ihr Spindelrand (die Innenlippe), anstatt eben zu sein, ausge-
zackt und zahnlos.
Diese Gattung scheint erst in der Juraformation zu beginnen
und verbreitet sich durch die Kreide- und Tertiärforraatiou bis in
die Meere der Jetztwelt.
JS.? {Nerita) cancellata Ziet. Verst. Würt. p. 44. tb. 32.
f. 9. — Hiernach Taf. XV. Fig. 21. — Quenst. Flötzg. Würt. p. 489.
Regelmäfsig von einander entfernte Querrippen werden durch
Längsrippen regelmäfsig durchkreuzt und ertheilen der Oberfläche ein
netzartiges Ansehen.
Häufig in den oberen Schichten des meisten Jura von Wür-
temberg.
N. Robineausiana d'Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 174. tb.
176. f. 1 — 4.), aus dem unteren Neocomien Frankreichs, steht ihr durch
Form, Quer- und Längsrippen sehr nahe, unterscheidet sich aber
durch eine gröfsere Anzahl von Querrippen.
N.? (Nerita) costulata Röm. Kr. p. 82. tb. 12. f. 12. —
Gein. Char. p. X.; Kiesl. p. 10. — ? N. ornata d Orb. Pal. fr. Terr.
er. II. p. 176. tb. m. f. 8 — 10.
Quer-eirund, niedergedrückt mit 3 Windungen, von denen die
ersten sehr klein sind, die letzte grofs, bauchig und nach vorn ge-
zogen ist. Oberfläche mit schmalen gerundeten Querrippen bedeckt,
deren man auf der letzten Windung 20 zählt, die durch breitere, fein
längslinirte Zwischenräume gelrennt sind.
SCHiVECKEPf.
345
Bis lang, im unleren Pläner von Plauen und Teltschen bei
Dresden, und? in der unteren chloritischen Kreide von Rouen.
t 3. G. Pileolus Sow. Hütelschnecke, (pileolus, Käppchen.)
Schaale niedergedrückt kegelförmig, vy^ie eine Patella ^ ohne
sichtbare Windung, mit fast in der Milte liegendem Scheitel, aber
durch seine flache Basis und die bis an das hintere Ende sich aus-
breitende Innenlippe sehr an Nerita erinnernd. Aufsenlippe vor-
stehend; Mündung halbkreisförmig.
Man kennt nur fossile Arten, und zwar aus der Juraformation:
F. plicatus und P. laevts Sow. (M. C. tb. 432.).
Mit der folgenden Art sind noch einige andere tertiär.
P. neritoides Desh. Coq, de Par. II. p. 146. tb. 17. f, 17.
18. Hiernach Taf. XV. Fig. 22.
Länglich oval, glatt, mit rückwärts gekrümmtem Scheitel und
scharfer gezähnelter Innenlippe.
Im Pariser Grobkalke.
8. Fam. Vrochidae d'Orlj.
Das ziemlich kleine Thier hat einen einfachen dreieckigen
Fufs, welcher oben mit gleichen, öfters sehr langen Fädchen be-
setzt ist. Der breite Kopf trägt zwei faden- oder kegelförmige
Fühler, an deren äufseren Basis die Augen auf einem Stiele sitzen.
Deckel hornig oder kalkig.
Schaale spiral, mehr oder weniger kegelförmig oder nieder-
gedrückt, inwendig perlmutterartig.
Die lebenden Arten sind alle Meeresbewoliner.
1. G. Trochus L. Kreiselschnecke. Troque. Trochus^
Turbo^ Monodonta und Phasianella Aut. (trochus,
Kreisel.)
Schaale kreisel- bis kegelförmig, mit einer flachen oder ge-
gewölbten Basis, flachen oder gewölbten, oft im Umfange gekiel-
ten Windungen und einer ganzrandigen , entweder eckigen oder
runden Mündung, die Ränder der letzteren mehr oder weniger von-
einander getrennt, und der Aufsenrand scharf. Spindel gerade
oder gekrümmt. Der Nabel ist eng oder fehlt, wird aber nie
von einer dicken Schwiele bedeckt. Der Deckel ist hornig oder
kalkig, und spiral.
a. Trochus Aut.
Windungen eben oder flach gewölbt, an ihrem unteren Rande
gekielt; Basis mehr oder weniger flach, Mündung quer- dreiseitig
846
WEICHTiriEUE.
oder schief rundlich- vierseitig, innerlich perlmuttergliinzend. Der
Nabel ist klein und nicht schwielig. Deckel meistens hornig.
b. Turbo L. d'Orb. Aut. Wirbelschnecke {iurbo ^ Wirbel.)
Windungen und Basis stärker gewölbt, wefshalb die Münd-
ung rund oder rundlich ist; Spindel gekrümmt, an der Basis bis-
weilen zahnartig verlängert und abgestutzt {Monodonta Lam.).
Nabel klein und nicht schwielig. Deckel kalkig.
c. Pliasianella Lam. Littorina Ferussac bei de Kö-
ninck (?). {phasianus^ Fasan.)
Schaale eiförmig oder kegelförmig; Gewinde öfters verläng-
ert. Mündung oval, länger als breit, oben eckig, mit getrenn-
ten Rändern. Deckel kalkig. —
Das Thier des Turbo unterscheidet sich von dem des Tro-
chus nach d'Orbigny nur durch einen stumpfen fleischigen An-
hängsel an der inneren Basis der Fühler und die kalkige Be-
schaffenheit seines Deckels, Charaktere, welche wohl kaum zu-
reichen, beide in ihrer Schaale einander höchst ähnliche Formen
von einander zu trennen, zumal da, wie de Köninck bemerkt,
auch einige Natica- Arien kalkige, andere aber hornige Deckel be-
sitzen. Die Phasianellen entsprechen, nach d'Orbigny, selbst durch
ihren kalkigen Deckel, welcher übrigens, der ovalen Mündung
halber, auch oval ist, gänzlich dem Thiere des Turbo ^ so dafs
ich mit Deshayes '^*) nicht nur Trochus^ Turbo und Monodonta,
sondern nach Fhilippi's Erklärung ■■•' • '•) und d'Orbigny's Untersu-
chungen des Thiers der Fhasianella auch diese Gattung wenig-
stens noch mit Trochus vereinigen zu müssen glaube. Die Trochi
kommen fast in allen Meeresformationen vor, und schmücken noch
in vielen buntfarbigen Arten die felsigen Orte unserer jetzigen
Meere, wo sie sich vorzugsweise von Vegetabilien nähren.
a. Trochus "•••• •'^ * ) .
f. Alber tinus Goldf., Ziet. Verst. Würt. tb. 68. f. 5. —
Zenker, lasch, von Jena p. 230. — Gäa von Sachsen p. 103. —
Kegel-kreiselförmig , aus etwa 5 Windungen gebildet, welche
*) Einige Littorinen wurden schon früher der Gattung Natica einver-
leibt.
**) Menke's Zeitschr. f. Malakozoologie. 1844. Februar.
Wiegm. Archiv f. Naturg. 1841. I. p. 49.
Ueber die Arten aus paläozoischen Gebilden s. Goldfufs Petr. III.
p. 49 u. f. — Münster, Beitr. Hft. 3. p. 88. — Sandberger in L. Br. J.
1842. p. 709. — De Köninck, descr. des an. foss. p. 444 u. f. — Archiac
und Verneuil in Sedgwick und Murchison, von Leonhard p. 192 etc.
SCHNECKEN.
347
treppenförmig abgesetzt sind, da sie nahe der oberen Naht und dicht
an dar unteren mit einem gekörnelten Kiele versehen sind, zwischen
welchem die Fläche fast eben ist. Nabel niäfsig grofs.
Hier und da im unteren Muschelkalke, als dem unteren Tere-
bratulitenkalke bei Jena und Naumburg.
T. Baster oti A. Brongn. ewi). de Par. tb. 3. f. 3. — Pusch,
Pol. Pal. p. 107. tb. 10. f. 15. — Gein. Char. p. 46. tb. 13. f. 9.
— Goldf. III. p. 58. tb. 181. f. 7. — Reufs, böhm. Kreidev. p. 48.
Schaale kegel-kreiselförmig , mit 5 schwach gewölbten und ober-
halb der Basis schwach gekielten Windungen. Jede der letzteren trägt
5 Querstreifen, welche durch schief rückwärts laufende Längsstreifen
deutlich gekörnt sind. Bis l" grofs.
Im oberen Grünsande und im Kreidemergel; so im Plänermergel
von Böhmen, im Plänerkalke von Strehlen, nach Goldfufs bei Haldem,
Ilseburg, Köpingen, Zamosc und in chloritischer Kreide um Paris.
T, Requienianus d'Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 186. tb. 177.
f. 1 u. 14. — T. Reichii Gein. Char. p. 47. tb. 15. f. 24. (schlecht).
— ? r. pUcatus Reufs, westl. Böhmen p. 208.
Schaale schief-kreiselförmig , etwas niedergedrückt, so dafs ihre
4 — 5 schwach gewölbten und an der Basis stumpf gekielten Wind-
ungen in einer wenig gekrümmten Ebene liegen. Die Umgänge
tragen starke Längsfalten, welche zwar nicht ganz senkrecht herab-
laufen, jedoch viel weniger schief als die Längsstreifen der vorigen
Art. Diese werden durch feine, an der Basis aber starke Querstrei-
fen durchkreuzt.
In der chloritischen Kreide von Cassis an den Rhonemündungen;
im unteren Pläner von Plauen bei Dresden und in den Conglomerat-
schichten des Tunnels bei Oberau, von woher ich sie früher theils
als T. Basteroti, theils als T. Reichii bestimmt habe.
b. Turbo.
T. (r.) gregarius Schloth. {Buccinites gregarius) Nachtr. tb.
32. f. 6. — Buccinum gregarium Schloth., Gein. in L. Br. J. 1842.
p. 577. tb. 10. f. 6. — B. helicinum Zenk. Taschenb. v. Jena p.
229. — Gäa von Sachsen p. 104. — Goldf. III. p. 93. tb. 193. f.
3. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 15. a. b. c.
Ei-kegelförmig, glatt, enggenabelt, mit 4 — 5 stark gewölbten
Windungen, von denen die letzte bauchig ist.
In den unteren und mittleren Schichten des thüringer Muschel-
kalkes und bei Rüdersdorf ganze Schichten erfüllend ; aufserdem bei
Laineck im Bayreuthischen.
348 WKICIITIIIKRE.
T. Helicites Mün., Goldf. III. p. 93. Ib. 193. f. 3. — Heli-
cites turbilinus Schloth. — Buccmum turbilinum Gein. in L. Br. J.
1842. p. 577. tb. 10. f. 6. — Gäa v. Sachsen p. 104.
Ist kürzer als die vorige Art, mit welcher sie zusammen vorkommt ;
eiförmig, mit 3 — 5 Windungen, von denen die letzte bauchiger ist.
T, Cyclo Stoma Zielen, Verst. Würt. tb. 33. f. 4. — T. cy-
slostomoides Dunker und Koch, Verstein. d. norddeutschen Oolithen-
geb. tb. 1. f. 13. — Quenstedt, Flötzg. Würt. p. 198. — Goldf. III.
p. 94. tb. 193. f. 7. — Hiernach Taf. XIV. f. 16.
Ei-kegelförmig, mit 6 stark gewölbten Umgängen, welche auf
der ganzen Oberfläche mit feinen, gekörnten Spiralstreifen bedeckt
sind. Mündung kreisförmig, etwas abstehend.
Im mittleren Lias bei Banz, Berg, Quedlinburg, Goslar und im
Würtembergischen.
T. conicus (Delphinula conica) Lam., Desh. Coq. de Par.
II. p. 205. tb. 24. f, 14. 15. -— Hiernach Taf. XV. Fig. 8. a. b.
Schaale kegelförmig, mit scharfer Spitze und scharf gekielten
Umgängen. Auf dem letzten Umgange tritt unter dem ersten noch
ein zweiter Kiel hervor. Mündung rundlich.
Häufig im Pariser Grobkalke, besonders zu Grignon.
Einige Monodonten, M. Purpura (purpurea) Arch. u. Vern.
aus dem devonischen Grauwackenkalke von Ffaffrath, M. laevigata
Mün. aus dem Oolithe von Auerbach in der Oberpfalz, und M. or-
nata Mün. aus dem oberen Jura von Nattheim wurden von Goldfufs
(III. p. 101. tb. 195. f. 4 — 6.) beschrieben.
c. Phasianella Lam.
T. (P.) turbinoides Lam., Desh. Coq. de Par. IL p. 265.
tb. 40. f. 1 — 4.
Ei-kegelförmig, mit kurzem, spitzem Gewinde und stark gewölb-
ten Umgängen, von denen der letzte bauchig ist.
Sehr häufig im Grobkalke des Pariser Beckens, bei Valognes
und in Belgien.
P. ventricosa Goldf. (III. p. 113. tb. 198. f. 14.), aus de-
vonischem Grauwackenkalke der Eifel, ist dem P. turbinoides sehr ähn-
lich und hat ein nur um wenig längeres Gewinde.
Mit diesem zusammen kommt eine andere ei - kegelförmige Art
vor, deren letzte Windung etwa doppelt so lang ist als das Ge-
winde, P. ovata Goldf. (III. p. 113. Ib. 198. f. 15.), mit welcher
Exemplare aus der Kohlenformation von Altwasser in Schlesien (Taf.
XIV. Fig. 14.) übereinstimmen.
siCHNECKE.N.
349
2. G. Phorus Montf. Troclms Aut. ((fOQog^ tragend.)
Bei der Gestalt eines niedergedriickt-kreiselförmigen Trochus
unterscheidet sich Phorus von dieser Gattung durch eine weit aus-
gerandete und am Spindelrande sehr erweiterte Mündung, durch
eine andere Beschaffenheit des hornigen Deckels und dadurch, dafs
die Schaalenoberfläche, besonders an den Nähten, mit fest ange-
kitteten fremdartigen Körpern bedeckt ist.
Schon in der Kreideformation kommen einige Phori vor, und ich,
müfste den beiden bisher bekannten Arten, Ph. canaliculatus d'Orb.
Pal. fr. Terr. er. tb. 176. f. 13 — 14. {Tr. agglutinans Mant. Geol.
Süss. tb. 18. f. 9.), und Ph. (Tr.) onustus Nilss. Petr. Suec. tb.
3. f. 4. (His. Leth. Suec. tb. 11. f. 4.) noch eine dritte Art hinzu-
fügen, wenn ich nicht annehmen könnte, dafs dieselbe nur eine Va-
rietät meines Troehus granulatus (Char. p. 46. tb. 15. f. 20.) sei.
Dieser Phorus? (Taf. XIV. Fig. 18.) ist kegel-kreiselförmig , hat
4 — 6 ebene, an der Basis scharfkantige und vieleckige Windungen,
welche mit dichten gekörnelten Querlinien, und vielen angekitteten
fremden Körpern (die in der Abbildung absichtlich nicht mit gezeich-
net wurden) bedeckt sind. Rechnet man diese ab, so hat man ei-
nen Troehus granulatus mit etwas vorstehendem unterem Rande der
Umgänge, welcher knotig ist, während bei Tr. granulatus die ober-
ste dicht an der Naht liegende Körnerreihe grofskörniger ist. Basis
flach gewölbt.
Im unteren Fläner bei Dresden mit Tr. granulatus zusammen.
Ph. (T.) conehyliophorus Born. — Taf. XIV. Fig. 17. a. b. —
T. agglutinans Lam. u. T. coneh. Desh. Coq. de Par. IL p. 241 — 242.
tb. 31. f. 8 — 10; tb. 31. f. 1. 2. — Br. Leth. p. 1044. tb. 40. f. 35.
Schaale niedrig-kreiseiförmig, mit sehr ausgebreiteter flacher Ba-
sis, deren Rand scharf und vieleckig ist. Die Umgänge sind ziem-
lich flach und zeigen da, wo sie nicht mit fremden Körpern bedeckt
sind, wellenförmige Querstreifen und dieselben durchkreuzende Zuwachs-
streifen. Diese Zuwachsstreifung tritt auf der Basis sehr deutlich her-
vor, welche übrigens dicht-concentrisch gestreift ist. Der Nabel ist
Üieils von der Innenlippe bedeckt, theils offen und enthält im letzte-
ren Falle an seinen Seitenwänden gewöhnlich einige dünne senkrechte
Blätter, welche in die stärkeren, spiralen Anwachsstreifen verlaufen.
Häufig im Pariser, im Belgischen und Mecklenburger Grobkalke
und im Londonthone Englands; im Kalke von Palermo und noch le-
bend im Mittelmeere.
350
WEICIITHIERE.
3. G. Rotella Lam. Rädelschnecke. RculeUe. Plychomphalus
Ag. und Helicina Lara, bei Sowerhy z. Th. (rotella^
statt rotula^ Rädchen.)
Die Rädelschnecken sind dem Thiere nach echte Trochi und
unterscheiden sich von ihnen nur durch eine schwielige Verdick-
ung der Spindelbasis, welche den Nabel gänzlich bedeckt. Ihre
Form ist niedergedrückt kugelig, oder kugelig-kreiselförmig ; das
Gewinde kurz und niedergedrückt. Sie bewohnen jetzt nur wär-
mere Meere und sind in geringer Zahl auch schon in älteren For-
mationen zu finden.
R. (Helix) heliciformis Scliloth., Goldf. III. p. 102. tb. 195.
f. 7. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 25.
Schaale niedergedrückt- kugelig, sehr fein gestreift, mit 4 fast
drehrunden, schnell zunehmenden Windungen und kreisförmiger Münd-
ung. Der obere Rand der Umgänge ist weit übergreifend.
Im devonischen Grauwackenkalke von Pfaffrath.
R. {Hei.) expansa Sow. mit R. (H.) solanoides Sow. M. C,
tb. 273. — Goldf. III. p. 102. tb. 195. f. 8. 9.
Kugelig - kreiseiförmig, fast linsenförmig, mit feinen Querlinien
bedeckt. Gewinde niedrig, aber spitz. Die Umgänge sind an ihrem
Umfange scharf-gekielt, über dem Kiele flach concav, unter demsel-
ben auf dem letzten Umgange gewölbt. Die Schwiele ist von einer
Furche umgränzt.
' Im Lias von Lyme-Regis, Banz, Boll und Frankreich.
R. Archiaciana d'Orb. {Pal fr. Terr, er. IL p. 192. tb. 178.
f. 4 — 6.), aus der unteren chloritischen Kreide von Mans (Sarthe).
4. G. Delphinula Lam., d'Orb. Lappenschnecke. Dauphinule
( delphinus , D elphin. )
Das Thier der Delphinula entspricht nach d'Orbigny ganz
dem des TrocJms^ wefshalb auch Deshayes diese Gattung mit
Trochus vereinigen will. Sein Deckel ist ebenfalls hornig und
Spiral.
Die Schaale ist niedergedrückt und genabelt; die runde Münd-
ung hat vereinigte Ränder und einen starken, beim Wachsthum
der Schaale sich öfters erneuernden, bisweilen gefranzten Mund-
wulst.
Nach dieser Restimmung gehören mehrere der Lamarck'schen
Arten theils zu Turbo ^ theils zu Euomphalus.
Nach d'Orbigny beginnt diese Gattung zuerst im Lias mit
D. laevigata d'Orb., ist im Neocomien durch D. Dupiana
SCHNECKEN.
351
d'Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 209. tb. 182. f. 1—4.) vertre-
ten, findet sich noch in tertiären Schicliten und bewohnt jetzt die
wärmeren Meere.
t 5. G. Scoliostoma Braun, (oxoliug^ verdreht; oiofia^
Mund.)
Schaale kegelförmig mit stielrunden Umgängen, von welchen
der letzte sich mit der Mündung seitwärts nach oben richtet und
den Nabel bedeckt. Die Mündung ist ganzrandig, fast kreisrund
und hat einen wulstförmig verdickten Rand , wodurch sich diese
Gattung eng an Velphinula anschliefst. Einzige Art:
Sc. Dannenbergi Braun in L. Br. J. 1838. p. 297. tb. 2. f. B.
Die Schaale erscheint durch feine Längs- und Querstreifen ge-
gittert.
Aus silurischem Grauwackenkalke von Wissenbach.
t 6. G. Euomphalus Sow. Weitnabel sehn ecke, (ei...,
grofs; dfKpalog^ Nabel.)
Straparolus Montf. Helicites Martin; Schloth. Wahlb.
Trochilita Schloth. Wahlb. Euomphalus und Cirrus Aut.
Maclurites Lesueur, Blainv. Cirus u. Skenea Fleming; Tur-
bo^ Omalaxis und Omalaxon Desh. Bifrontia Desh. So-
larium Desh. Blainv. d'Orbigny z. Th. Schitzostoma Bronn;
Centrifugus His. Ampullaria und Globulus Sow. Pleu-
rotomarium Fischer; Spirorbis Steininger; Inachus Hisinger
z. Th.; Ecculiomphalus Portlock, Morris, (de Köninck.)
Schaale kreisrund, niedergedrückt-kegelförmig bis scheiben-
förmig, weit genabelt; Windungen gewölbt oder eckig- niederge-
drückt, mit glatten oder gestreiften, nie gekerbten inneren Rän-
dern; Mündung eckig oder rundlich; die scharfe Aufsenlippe ist
oberhalb mit einer mehr oder weniger tiefen Bucht versehen.
Die Euomphalen sind im Grauwackengebirge und irn Kohlen-
kalke am häufigsten und sterben in der Kreide gänzlich aus. Hier
werden sie schon theilweise, und im Tertiärgebirge, sowie in der
lebenden Schöpfung, gänzlich durch die eigentlichen Solarien ver-
treten, mit welchen d'Orbigny die Euomphalen vereinigt.
E. catillus Sow. M. C. tb. 45. f. 3. 4. — Schitzost. cat.
Br. Leth. p. 95. tb. 3. f. 10. — Goldf. III. p. 87. tb. 191. f. 6. —
de Kon. a. a. 0. p. 427. tb. 24. f. 10. — Taf. XIV. Fig. 22. a. b.
„Scheibenförmig, auf beiden Seiten concav. Die 4 Windungen
nehmen schnell an Dicke zu. Ihre obere und untere Fläche ist flach
352
WBICHTHIERB.
convex und steigt an jeder Seite empor, um einen erhabenen Kiel
zu bilden, so dais die äufsere convexe Flache zwischen diesen Kie-
len eine beträchtliche Ausdehnung erhält. Die gedrängten Zuwachs-
streifen sind regelniäfsig und laufen ohne Unterbrechung über die Kiele
hinweg. Bisweilen machen sich auch einige schwache Gürtelchen be-
merkbar." "Goldfufs.
Im Kohlengebirge von Falkenberg in der Grafschaft Glatz, Ra-
lingen, Derbyshire, Buxton, Yorkshire, Vise und Lives.
E. pentangulatus Sow. M. C. th. 45. f. 1. 2. — Er. Leth.
p. 94. tb. 2. f. 11. — de Kon. a. a. 0. p. 430. tb. 24. f. 9. —
Sch. catillus Fischer, Oryct. du gouv. de Moscou^ tb. 49. f. 3. 4. —
E. quinquangulatus Goldf. III. p. 87. tb. 191. f. 4.
Umgänge fast fünfseitig, mit einer vorspringenden scharfen Kante
auf der oberen Seite und einer stumpfkantigen unteren Seite.
Nach Archiac und Verneuil im Kohlenkalke von Ratingen, York-
shire, Northumberland, Dublin, Vise, Tournay, Namur, Sable, an der
Dwina, Fedotova und Miatchkova.
E. Serpula de Kon. a. a. 0. p. 425. tb. 23 his. f. 8; tb. 25.
f. 5. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 23. a. b Goldf. III. p. 86. tb.
191. f. 1. — Serpularia centrifuga Römer, Harzgeb. p. 31. tb. 8. f. 13.
— E. Baerii Eichwald, die Urwelt Rufslands 1. p. 102. tb. 4. f. 10.
Die fast in einer Ebene liegenden, mehr oder weniger weit
von einander abstehenden Windungen sind drehrund bis quer ellip-
tisch, welcher Form auch die Mündung entspricht.
In devonischem Grauwackenkalke von Pfaffrath, Villmar und bei
Grund im Harze; von Herrn Apotheker Beinert im Kohlenkalke von
Ebersdorf in der Grafschaft Glatz aufgefunden und im Kohlengebirge
von Belgien, Irland und in Rufsland.
7. G. Solarium Lam. Cadran. (? solarium^ Sonnenuhr.)
Diese der vorigen sehr ähnliche Gattung besitzt, nach de
Köninck, einen gekerbten oder gekörnten Nabelrand, und einem
oder zweien der gekerbten oder gekörnten Nabelwülste entspre-
chen 1 — 2 kleine Spalten, während die Aufsenlippe der Mündung,
wie es bei Euomphalus der Fall ist, niemals ausgeraudet ist.
Die Oberfläche der Solarien ist gewöhnlich mit Körnern und Kno-
ten verziert.
Das Thier gleicht nach d'Orbigny dem des Trochus.
Die Existenz der Solarien ist von der Kreide an bis in die
jetzige Schöpfung erwiesen.
SCHNECKEN.
353
S. decemcostatum v. Buch, in Karsten's Archiv 1838. Bd. 11.
p. 316. — Reufs, westl. Böhm. p. 208; Böhm. Kreideverst. p. 48.
tb. 10. f. 12.
„1-2 — 4'" breit, 1 — 3'" hoch, kreisrund, niedrig kegelförmig,
mit 4 runden, gewölbten, durch eine tiefe Naht getrennten Umgängen.
Sie werden von 10, durch sehr feine schräge Längslinien gekörnte,
erhabene Querstreifen bedeckt. Basis mäfsig gewölbt, durch eine
Kante von der oberen Fläche gesondert, sonst mit schwachen, nicht
gekörnten Spiralstreifen geziert. Nabel klein, gezähnt. Mündung schief,
vierseitig-rundlich."
In den Pyropenlagern von Trziblitz und Meronitz; im Pläner-
mergel von Luschitz, Priesen, Wollenitz in Böhmen; und, wenn Turbo
sulcifer Römer, Kr. p. 81. tb. 12. f. 1. dazu gehört, auch im Kreide-
mergel bei Ilseburg.
S. plicatum Lam., Desh. Coq. de Par. IL p. 219. tb. 24. f.
1fr — 18. — Sow. Min. Conch. tb. 524. f. 4 — 6. — Br. Leih. p.
1039. — Taf. XIV. Fig. 20 (nach Desh.).
Schaale niedergedrückt, mit fast ebenen, durch eine vertiefte
Naht getrennten Umgängen, mit ungleichen Querstreifen bedeckt, welche
durch Längslinien durchkreuzt und gekörnelt werden. Die Basis ist
gewölbt und stöfst mit einer Kante an den letzten Umgang an, der
weite Nabel ist mit einer vorstehenden gekerbten Kante umringt.
Häufig im Pariser Grobkalke, im Londonthone von Barton, auch
in der Ukraine.
S. disjunctum Lam. — Taf. XIV. Fig. 21. a. b. — Nach
Deshayes, Coq. de Par. II. p. 223. tb. 26. f. 21. 22. (Bifrontia dis-
juncta).
Scheibenförmig, glatt, von beiden Seiten zusammengedrückt,
oberhalb eben, unterhalb convex und tief genabelt. Nabel mit schar-
fem einfachem Rande umgeben. Von den übrigen Umgängen ist
der letzte getrennt. Dieser ist am Rande gekielt und die kleine
Mündung ist schief dreieckig.
Im Pariser Grobkalke.
8. G. Orbis Lea. (orbis^ Kreis.)
Unterscheidet sich nach Bronn von der vorigen Gattung durch
seine viereckige, nicht ausgerandete Mündung und einen ungekerb-
ten Nabelrand.
0. rot eil a Lea, Br. Leth. p. 1040. tb. 40. f. 39.
Im Grobkalke von Alabama und im Tegel-Gebilde von Arapatak
in Siebenbürgen.
Geiuitz, Versteiuerungskunde, 23
354
WBICHTIIIERE.
\ 9. Farn. Maliotidae d'Orlb.
Das Thier der Haliotiden, welches oft so grafs ist, dafs es
sich nicht in sein Gehäuse zurückziehen kann,, hat einen breiten
eiförmigen Fufs, einen sehr deutlichen Kopf, welcher vorn an der
äufseren Seite der kegelförmigen Fühler gestielte Augen trägt. Ein
Deckel fehlt oder ist nur angedeutet. Die Kiemen bilden regel-
mäfsige, fast gleiche Kämme. Der Mantel ist entweder ausge-
zackt oder dem Spalte oder den Löchern der Schaale gegenüber
durchbohrt, so dafs das Thier durch diese Oeffnung hindurch be-
quem athmen kann.
Schaale kreiseiförmig oder ohrförmig gewunden, allermeist
perlmutterartig und oft an der Mündung mit Löchern oder mit ei-
nem Spalte oder einem tiefen Sinus versehen.
1. G. Stomatia (Stomatia und Stomaiella) Lam. (ctto/mcc,
Mund.)
Schaale länglich, eiförmig, ohrförmig, undurchbohrt; ihr Ge-
winde besteht aus wenigen sehr niedergedrückten Umgängen. Die
ganzrandige Mündung ist sehr breit gezogen und hat eine scharfe
Aufsenlippe. Das Thier nähert sich durch seine inneren Anhäng-
sel im Grunde der Fühler sehr dem des Turbo, unterscheidet sich
aber von ihm schon durch den Mangel der Fäden am Fufse.
Jetzt bewohnen die Stomatien warme Meere, und d'Orbigny
lehrte in der
St. aspera d'Orb. (Pal. fr. Terr. er. IL p. 237. tb. 188. f.
4 — 7.), aus der unteren chloritischen Kreide bei Cognac, die erste
fossile Art dieser Gattung kennen.
t 2. G. Pleurotomaria Defrance. Spaltschnecke. Scissu-
rella d'Orb. Cirrus, Euomphalus ^ Schizostoma Aut.
z. Th. {nltvQov^ Rippe; To/naQtov^ kleiner Schnitt.)
Schaale kegel- bis niedergedrückt -kreiseiförmig, mehr oder
weniger deutlich genabelt. Mündung verschieden; Spindel einfach;
Aufsenlippe scharf, mit einem längeren oder kürzeren Spalte ver-
sehen, welchem die Zuwachsstreifung der Schaale entspricht.
Schon die ältesten Meeresbildungen, namentlich die devoni-
sche Grauwacke und der Kohlenkalk, umhüllen zahlreiche Fleuro-
toraarien; im Oolithen- und Kreidegebirge sind sie sehr häufig,
mit den älteren tertiären Gebilden aber verlassen sie für immer
den Schauplatz der thierischen Schöpfungen.
SCHNECKEN.
355
PI. (Helicites) delphinuloides Schloth. — Helix cirrifor-
mis Sow. M. C. tb. 175. /*. 4 — 6. — Schiz. Delpk. Goldf. III. p.
78. tb. 188. f. 3. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 24. — ? de Kon. a.
a. 0. p. 377. tb. 36. f. 4. — Ptychomphalus cirr. Ag.
Schaale kreiseiförmig, mit 6 — 7 drehrunden oder etwas nieder-
gedrückten Windungen und zahlreichen feinen Zuwachsstreifen. Zwei
schmale Querkiele begränzen an der Peripherie der Umgänge ein brei-
tes flaches Band, auf welchem durch einen rückwärts laufenden Si-
nus der Zuwachsstreifen der Spalt oder vielmehr die tiefe Bucht der
Aufsenlippe bezeichnet wird. Unter demselben erhebt sich nicht sel-
ten auf der letzten Mündung noch ein dritter Kiel.
In devonischer Grauwacke von Pfafi'rath, im Kohlenkalke von
Ratingen, Tournay nnd Derbyshire.
PL neocomiensis d'Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 240. tb. 188.
f. 8 — 12. — Cirrus depressus Sow., Gein. Char. p. 47. tb. 14. f.
8. — Taf. XV. Fig. 5. 6.
Schaale kreiseiförmig, bald mit höherem Gewinde, bald nieder-
gedrückt, im Umfange der gewölbten Basis stumpfkantig, überall durch
scharf hervortretende concentrische und Zuwachs-Linien netzförmig ge-
körnelt. Die Windungen sind stark gewölbt, durch eine tiefe Naht
von einander getrennt und zeigen oberhalb ihrer Mitte die schmale
Spaltdecke. Mündung quer-eiförmig; Nabel tief und weit. Die Stein-
kerne sind mehr oder weniger glatt.
Im Neocomien des Pariser und mittelländischen Beckens; im un-
teren Pläner von Plauen bei Dresden und im Tunnel bei Oberau.
PI. depressa Mant. und PI. perspectiva Mant. z. Th. {Geol.
of Süss. tb. 18. — Cirrus persp. und C. depressus Sow. M. C. tb.
428.) würde ich wegen der Convexität ihrer Windungen, der tiefen
Naht und der quer-eiförmigen Mündung am liebsten mit PL neocomien-
sis vereinigen, wenn nicht die Exemplare aus dem Plänerkalke von
Strehlen und aus der Kreide von England immer fast glatt wären
und, aufser feinen Querstreifen, fast nur an der Basis schwache Längs-
streifen zeigten. Sie werden gewöhnlich zu der folgenden Art ge-
zogen.
PL (Trochus) linearis Mant. G. S. p. 110. tb. 18. f. 17.
— PL perspectiva Mant. z. Th. — PL distincta Duj., Rom. Kr. p.
82. — Gein. Char. p. 46. tb. 13. f. 8; tb. 15. f. 18. 19. — Goldf.
III. p. 75. tb. 187. f. 1. — Hiernach Taf. XV. Fig. 1. — PL persp.
d'Orb. PaL fr. Terr. er. II. p. 255. tb. 196.
Bei einer kreiseiförmigen Gestalt besteht diese Art aus 5 — 6
in der Mitte , am unteren und am Nabel-Rande gekanteten Umgängen,
23*
356
WEICHTIIIERE.
welche mit dichten Querlinien (etwa 20) bedeckt sind, die durch al-
lermeist feine Zuwachslinien gekörnelt werden. Die Schaale dacht
sich von dem mittleren Kiele nach dem unteren, sowie auch nach
der Naht hin, ziemlich eben ab. Die Basis ist flach gewölbt; die
Mündung fast fünfseitig; der Nabel tief und enger als bei der vori-
gen Art. Die schmale Spaltdecke liegt auf dem mittleren Kiele der
Windungen.
Diese Art variirt in ihrer Höhe , durch geringere Schärfe des
unteren Randes und des mittleren Kieles (in welchem Falle sie der
PL neocomiensis ähnelt), gröfsere oder geringere Zahl ihrer Querlinien
und deutlicheres Hervortreten der Zuwachsstreifen. Ich glaube nicht,
dafs PI. velata und PI. disticha Goldf. , PI. granulifera und PI. plana
Mün. (Goldf. III. p. 76. tb. 187. f. 2. 5. 3. 4.), sowie PI. Mailleana
d'Orb. und PI. formosa Leymerie (d'Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 253.
259. tb. 195. 199. f. 1. 2.) von PL linearis getrennt werden können.
Im Plänerkalke von Sachsen, Böhmen und Schlesien (Oppeln)
und im Chalkmarl von England; in chloritischer Kreide von Haldem,
Coesfeld, Lemförde und an vielen Orten in Frankreich.
PL seriato - granulata Goldf. III. p. 75. tb. 186. f. 10. —
PL secans d'Orb. PaL fr. Terr. er. II. p. 261. tb. 200. f. 1 — 4. —
Reufs, böhm. Kr. p. 47. tb. 10. f. 8. — Taf. XV. Fig. 2 (von unten).
Sie unterscheidet sich von PL linearis durch viel dickere und
entferntere Querstreifen und Zuwachsstreifen, welche letzteren auf der
Basis fehlen, und durch einen weiteren Nabel.
Im unteren Quader von Böhmen (Postelberg, Laun u. a. 0.);
in der chloritischen Kreide von Cognac.
PL gigantea Sow. bei Fitton , oiser». etc. tb. 14. f. 14. — ■
Rom. Kr. p. 82. — Gein. Nachtrag zur Char. p. 10. tb. 5. f. 5. —
Goldf. III. p. 77. tb. 187. f. 6. — Taf. XV. Fig. 3. 4. a. b.
Schaale conisch-kreiselförmig, mit etwa 6, im Durchschnitte fast
dreiseiligen Umgängen, die an ihrer Basis gekielt sind. Die schmale
Spaltdecke liegt über der Mitte der Windungen^ und die letzteren
steigen oberhalb des Spaltes sanft geneigt nach der wenig vertieften
Naht empor, und fallen unterhalb desselben eben oder schwach con-
cav nach dem Kiele herab. Die ganze Oberfläche ist unregelmäfsig,
aber dicht quer-linirt, und sämmtliche Linien werden durch feinere oder
gröbere Zuwachslinien feiner odfer gröber gekörnelt. Der Nabel ist
tief, aber ziemlich eng. Steinkerne haben in der Mitte der Wind-
ungen eine breite Rinne, welche unmittelbar in der Spaltgegend am
tiefsten ist und sich nach unten allmählich verflachL
Im Hilsthon des Elligser Brinkes; im unteren Grünsand von Eng-
SCHNECKEN.
357
laiid; im unteren Pläner von Plauen bei Dresden , und in den diesem
entsprechenden Conglomeaischichlen von Janegg bei Teplitz; in der
Umgegend von Aachen. d'Orbigny beschreibt einige Arten aus dem
Neocomien, PL Robinaldi {Pal. fr. Terr. er. II. p. 243. tb. 190. f. 5 — 8.),
PL Lahayesi u. PL simplex (PaL fr. Terr. er. II. p. 251. tb. 193 y
p. 252. tb. 194.) aus der chloritischen Kreide Frankreichs, welche
der PL gigantea identisch zu sein scheinen.
PL (Troehus) sublaevis Gein. Char. p. 73. — • Reufs, westl.
Böhm. p. 209; Böhm. Kreidev. p. 47. tb. 10. f. 9; tb. 12. f. 10. —
Taf. XIV. Fig. 19.
Diese kleine Art ist häufig im Plänermergel und in den Grana-
tenlagern von Böhmen.
t 3. G. Catantostoma Sandberger. (xMTwvr?/^, bergab;
oTO/iia^ Mund.)
Die Schaale dieser Gattung hat die Form und den verwach-
senen Spalt der Pleurotomarien, unterscheidet sich aber von ih-
nen durch die Beschaffenheit des letzten Umganges, der sich in
seinem letzten Drittheile mit einer plötzlichen Wendung herabbiegt,
und, indem er seine Aufsenlippe einrollt und dadurch verdickt,
eine lang ovale, schief auf der Achse liegende Mündung bildet.
(Goldfufs.)
Die einzige Art ist;
C. clathratum Sandb. in L. Br. J. 1842. p. 392. tb. 10. f.
7. — Hiernach Taf. XV. Fig. 7. — Goldf. III. p. 78. tb. 188. f. 2.
Aus devonischem Kalkmergel von Villmar.
f 4. G. Murchisonia Archiac und Verneuil. Melania^ Turri-
tella^ Cerühium., Schizostoma^ Pleiirotoma Pleiiroto-
maria Aut.
Schaale thurmförmig, meist eckig oder knotig; Mündung läng-
lich, oval oder, ähnlich dem Cerithium^ an der Basis mit einem
abgestumpften kurzen Canale versehen; Aufsenlippe mit einem ähn-
lichen Spalte wie Pleurotomaria. Die Murchisonien sind, nach de
Köninck, thurmförmige Pleurotomarien und nähern sich durch ihre
allgemeine Form den Turritellen und Cerithien, mit denen sie so
häufig auch verwechselt worden sind.
' Nur einige Arten dieser Gattung kommen in silurischer Grau-
wacke vor, die übrigen gehören alle der devonischen und dem
Kohlenkalke an.
358
WEICHTHIERE.
M. subsulcata de Kon. a. a. 0. p. 416. tb. 38. f. 4. —
Hiernach Taf. XIV. Fig. 5.
Aus dem Kohlenkaike von Vise.
M. {Rostellaria) angulata Phill., de Kon. a. a 0. p. 412.
Ib. 38. f. 8; tb. 40. f. 8.
Thurmförmig, mit etwa 8, in der Mitte gekielten Umgängen,
auf deren Oberfläche sich bisweilen noch 2 — 6 kleine Querkiele zei-
gen, welche in gleicher Entfernung von einander liegen. Mündung
fast dreieckig.
In devonischer Grauwacke von Brushford und Petherwin in Eng-
land und Pfaffrath; im Kohlenkalke von ßolland und Vise.
M. V erneuiliana de Kon. a. a. 0. p. 414. tb. 38. f. 5. —
31. angulata Arch. u. Vern. — Goldf. III. p. 25. tb. 172. f. 5.
Sie unterscheidet sich von der vorigen durch einen doppelten
Kiel in der Mitte, und ist übrigens glatt.
Im devonischen Eifelkalke und im Kohlenkaike von Vise.
M. Hercynica Rom. Harzgeb. p. 29. tb. 8. f. 4.
Sie hat den doppelten Kiel der vorigen und aufserdem die schwäche-
ren Kiele von M. angulata, die aber hier nicht in regelmäfsiger Ent-
fernung stehen.
t 5. G. Porcellia Leveille. (Nauiilus und Bellerophon Aut.)
Scliaale scheibenförmig, sehr niedergedrückt, fast symme-
trisch (ammonitenartig) , weit genabelt, mit einander berührenden
Umgängen, einer ovalen oder fast fünfseitigen Mündung, und ei-
ner scharfen, in der Mitte gespaltenen Aufsenlippe.
Die Lage' des engen Spaltes in der Mitte des Rückens der
fast symmetrischen Schaale unterscheidet diese Gattung von den
Pleurotomarien. Dieser Spalt ist, wie bei diesen, nur vorn olFen,
übrigens aber bedeckt.
Wohl mit grofsem Rechte daher stellt de Köninck (a. a.
0. p. 358.) diese Gattung, sowie auch die ihr ganz ähnliche,
doch enger genabelte und ganz symmetrische Gattung B eller o-
phon (s. p. 258.) in die Familie der Haliotideu.
Die Porcellien kommen nur in devonischer Grauwacke und
in der Kohlenformation vor , und de Köninck beschreibt 3 Arten
derselben aus diesen Schichten, Vielehen Münster (Beitr. 5. p. 61.)
noch eine vierte aus dem Eifelkalke hinzufügte.
f 6. G. Ditremaria (früher Rimulus) d'Orb. (diä, durch;
TQfj(.ia^ Loch.)
Schaale kreiseiförmig, trichterförmig genabelt, mit einer breit
SCHNECKEN.
359
ausgerandeten Mündung, von welcher sich ein schmaler Theil bis
in die Spitze des Nabels eniporzielit. Die Schaale wird von ei-
ner ovalen AthmungsöfTnung durchbrochen, welche in einiger Ent-
fernung von der Aufsenlippe ist.
Alle Arten kommen im Lias und in der Wealdenformation
vor (d'Orb. Pal. fr. Tetr. er. IL p. 277.)
t 7. G. Cirrus Sow. d'Orb. (^cirrus, Haarlocke, Ranke.)
Schaale kegel- bis niedergedrückt kreiseiförmig, mit runden
Umgängen und ganzrandiger runder Mündung, und langen, äufser-
lich theils offenen, theils verschlossenen Athmungsröhren versehen,
welche auf dem letzten Umgange vertheilt liegen.
C. Leachii Sow. {M. C. tb. 219.), aus dem unteren Oolith
von Dundry, ist der Typus für diese Gattung.
C. armatus de Kon. (a. a. 0. p. 443. tb. 24. f. 13.) kommt
im Kohlenkalke von Vise vor.
8. G. Haliotis L. Seeohr. (aXiog, vom Meere;
ovg^ Ohr.)
Schaale flach ohrförmig, mit einer sehr weiten Mündung und
einer Reihe von Athmungslöchern , welche sich nach dem kurzen
Gewinde hin an einander reihen und von denen nur die vorderen
Olfen sind.
Diese Schnecken hef